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1. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 88

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
37* Mecklenburg-Strelitz. 1. Adolf Friedrich Ii. 1701—1708. - Der Stifter öre! Hauses Mecklenburg-Strelitz, Adolf Friedrich Ii., war als jüngster Sohn Adolf Friedrichs 1. von Mecklenburg-Schwerin rm Jahre 1658 geboren. Adolf Friedrich Ii. war 0ün 9rfber Herzensgüte und eifrig bemüht, das Beste fernes Landes zu fördern. Zwistigkeiten mit b ein Prl°9 ,^nre. $ äßilhelnt von Mecklenburg-Schwerin ru ^elitzichen Herzöge nicht als ebenbürtig anerkennen wollte und die Befugnis zur Einberufung der Landtage für sich Em beanspruchte, führten dahin, daß Mecklenburg-Strelitz viele Jahre hindurch einen eigenen Landtag in Neu- brandenburg abhielt. Adolf' Friedrich Ii. erreichte ein f, <mdoninnolr 49 fahren; er beschloß sein Leben am 12. Mat 1708. 2. Adolf Friedrich Iii. 1708—1752. — Adolf Friedrich Iii. ist der Gründer der Residenzstadt Neustrelitz. Oktober 1712 legte eine Feuersbrunst das Schloß m totrelitz binnen wenigen Stunden in Asche. Ein Neubau wurde begonnen, aber nicht vollendet, weil Adolf Friedrich bald eine große Vorliebe für das nahe belegene Jagdschloß (Themse gewann und ]tch entschloß, Hier seinen Wohnsitz Hnten. 1726 wurde mit dem Bau eines prächtigen ^chlosies begonnen, um welches sich das jetzige Neustrelitz erhob, das 1733 mit Stadtrecht belehnt wurde. Adolf Friedrich Iii. war ein frommer, edler Fürst. In feinen letzten Lebensjahren vermochte er wegen großer Schwäche nur geringen Anteil an den Regierungsgefchäften zu nehmen, deren Führung von feiner Gemahlin mit Unterstützung der Räte Scheve und v. Altrecf übernommen wurde. Adolf Friedrich Iii. starb am 11. Dezember 1752 im Alter von 66 Jahren, ohne einen Sohn zu hinterlassen. 3. Adolf Friedrich Iv. 1752—1794. — Adolf Friedrich Iv. war beim Tode feines Oheims erst 14 Jahre alt; bis zur Beendigung feiner Studien führte feine Mutter die Regentschaft. Im Siebenjährigen Kriege verhielt sich Mecklenburg-^trelitz neutral und blieb deshalb von der harten Behandlung verschont, welche dem Bruderlande widerfuhr. Am liebsten hielt sich Adolf Friedrich Iv. in Neubrandenburg auf; hier erbaute er 1775 auch ein Schloß. In feiner nächsten Umgebung befanb sich stets feine ältere Schwester Christine; er selber blieb unvermählt. Unter seiner Regierung wurden

2. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 28

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
— 28 - 2. Pribislav hatte 1167 den größten Teil des Wendenlandes aber nicht das ganze Erbe seiner Vorfahren wieder erhalten. Außer der Grafschaft Schwerin waren noch folgende Stücke verloren: 1) In Stargard, dem jetzigen Mecklenburg-Strelitz, hatte sich der Markgraf von Brandenburg festgesetzt. 2) Das Land der Tollenser und Circipaner hatten sich die Herzöge von Pommern angeeignet und behielten es gegen vierzig Jahre. 3.) Der Grafschaft Dannen-b er g, welche bis 1306 bestand, gehörte in Mecklenburg das Land Jabel, mit der Jabelheide und den Städten Grabow und Dömitz. 4) Dazu traten noch die umfangreichen Besitzungen der Bischöfe von Schwerin, Lübeck, Ratzeburg, Havelberg und Kammin. 15. Heinrich I -er Pilger. 1264—1302. 1. Heinrichs I. Frömmigkeit. — Heinrich I. hatte die fromme Gesinnung seines Vaters Johann geerbt. Bald nach Antritt seiner Regierung unternahm er einen Kreuzzug gegen die heidnischen Litauer und erwarb sich durch Tapferkeit und Edelmut großen Ruhm. Ein auf dem Schlachtfelde umherirrendes dreijähriges Heidenmädchen rettete er vor dem Untergange, indem er es als Tochter annahm und nach vollzogener Taufe dem Kloster Rehna zur Erziehung übergeben ließ. Heinrich fühlte seinen frommen Eifer durch zahlreiche Schenkungen an die Kirche und ihre Diener nicht befriedigt. Es war seines Herzens brennende Sehnsucht, nach Palästina zu pilgern und am Grabe des Heilands zu beten. 2. Die Pilgerfahrt. — Im Jahre 1271 trat Heinrich mit geringem Gefolge seine Wallfahrt an. Für dis Zeit seiner Abwesenheit hatte er seiner Gemahlin Anastasia die Regierung übergeben und ihr zwei erprobte Männer, Detwig von Oertzen und Heino von Stralendors als Räte zur Seite gestellt. Bis Akkon ging die Reise glücklich von statten. Hier übergab der Fürst seine Kleinodien den deutschen Ordensrittern zur Aufbewahrung und strebte mit seinem Gefolge Jerusalem zu. Es war ihm nicht beschieden, sein Ziel zu erreichen. 3. Die Gefangenschaft. — Aus dem Wege von Akkon nach Jerusalem wurde der fromme Fürst samt seinen Begleitern am 25. Juni 1272 von den Sarazenen gefangen genommen und nach Kairo vor den Sultan geführt, der sie aus der Bergseste einkerkern ließ. Im Gefängnis starben Heinrichs Begleiter bis auf seinen treuen Knappen Martin Bleyer dahin. Martin Bleyer lernte Byssus- und Purpurtücher weben, um durch den Fleiß seiner Hände das harte Los des

3. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 34

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
— 34 - 5. Albrecht Ii., „Graf von Schwerin". — Im Jahre 1352 sah sich Albrecht veranlaßt, dem Drängen seines Bruders Johann auf Landesteilung nachzugeben. Bis dahin hatten beide gemeinschaftlich regiert. Johann erhielt das Land Stargard nebst eimgen anderen Gebieten?) Diefe Einbuße an Land, welche Albrechtdurchdieabtrennungstargards erlitt, wurdejedoch 1359 durch den Erwerb der Gr afsch äst S ch w erin beglichen. Albrecht fügte jetzt seinen Titeln den Zusatz „Grafvon Schwerin" bei. Die bisherige Grafenburg wurde bald die Landeshauptstadt, und das Land erhielt die Benennung „Mecklenburg-Schwerin". Albrecht Ii. als Staatsmann. — Herzog Albrecht war ein Herrscher mit weitem, staatsmännischen Blick. Mit kräftiger Hand griff er in die Wirren ein, welche im skandinavischen Norden entstanden waren. In Schweden hatte sich König Magnus wegen seiner Hinneigung zu Dänemark mißliebig gemacht, vermählte auch seinen Sohn Hakon mit einer Tochter des Dänenkönigs. Die Schweden setzten ihren König ab und beriefen dessen Schwestersohn Albrecht, den zweiten Sohn Albrechts Ii., auf den Thron ihres Landes. Herzog Albrecht zog 1363 mit einem starken Heere nach Stockholm und ließ seinem Sohne huldigen. Gegen seinen Schwager Magnus führte er einen achtjährigen Kampf und erfocht glänzende Siege. Magnus fiel sogar in die Gefangenschaft Albrechts und mußte im Frieden 1371 auf die Krone Schwedens verzichten. Dagegen mißlang der Versuch des Herzogs, seinem Enkel Albrecht Iv. den dänischen Thron zu gewinnen Er mußte seine Ansprüche ausgeben, weil der verheißene Beistand Kaiser Karls Iv. ausblieb, und die ausgerüstete mecklenburgische Flotte durch einen Orkan zerstört wurde. 7. Albrechts Ii. Ende. — Als Albrecht Ii. sein Ende nahen fühlte, ließ er seine Söhne kommen und ermahnte sie, besonders aus die Sicherheit der Landstraßen und aus ein *) Das Herzogtum Mecklenburg-Stargard bestand 119 Jahre, von 1352—147i. Johann regierte sein Land 1352—1393 mit Umsicht und Thatkraft Er hatte sich bereits mährend seiner in französischen Diensten verbrachten Jugend ausgezeichnet und in der Schlacht von Crecy 1346 seinem Waffengenossen, dem nachmaligen Kaiser Karl Iv. das Leben gerettet. Nach seinem Tode 13w3 vermochten seine Söhne und Enkel nur schwer dem Andrängen der Brandenburger, welche noch immer nicht den Verlust Stargards verschmerzen konnten, Widerstand zu leisten. 1471 starb der letzte stargardische Herzog Ulrich ohne männliche Nachkommen; vergeblich hatte er eine Wallfahrt nach Jerusalem und nach dem Berge Sinai unternommen, dort um einen Erben zu beten. Mecklenburg-Stargard fiel damit an Mecklenburg-Schwerin zurück.

4. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 38

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
— 38 — Weil Heinrich meinte, nur aus Gläsern zu trinken sei fürstlich, nannte er die hölzernen Becher „Banzkowsche Gläser". Fehden und Räubereien nahmen im Lande überhand, eine gänzliche Auflösung aller gesellschaftlichen Ordnung drohte einzutreten. Heinrich der Dicke starb am 9. März 1477. Ihn überlebten seine Söhne Albrecht Vi., Magnus Ii. und Balthasar. Von diesen starb ersterer schon 1483, und letzterer nahm geringen Anteil an der Regierung. 8. Magnus H. 1477—1503. — Herzog Magnus bemühte sich im Gegensatz zu seinem Vater eifrig um des Landes Wohl und bahnte durch feine Umsicht und Thatkraft eine Besserung der traurigen Verhältnisse an, welche in Mecklenburg seit der Glanzzeit Albrechts Ii. herrschten. Den Handel suchte er durch Herstellung einer Schissahrtsverbindung zwischen Ostsee und Elbe mittelst des Schweriner Sees zu heben. Die zerrütteten Finanzen waren dem Vollbringen des Plans hinderlich. Schwere Kämpfe hatte Magnus zur Wiederherstellung des herzoglichen Ansehens auszufechten, welches unter feinen Vorgängern arg gelitten hatte. Mit Rostock lag er viele Jahre hindurch im Kampfe, und die nach völliger Unabhängigkeit strebende Stadt mußte die harte Hand des willensstarken Herzogs nachhaltig fühlen. Herzog Magnus starb am 20 November 1503 zu Doberan und wurde dort bestattet. Ihm folgten^ feine Söhne Heinrich V. und Albrecht Vii. Seine Töchter Sophie, Anna und Katharina wurden die Mütter von J>rei_ berühmten Fürsten der Reformation, Johann Friedrich von Sachsen, Philipp von Hessen und Moritz von Sachsen. Übersicht: Johann I., der Theologe. 1227—1264. Heinrich I, der Pilger. 1264—1302. Heinrich Ii., der Löwe. Johann. 1302-1329. t 1289. Albrecht Ii., der Drohe. Johann von Stargard. 1329—1379. 1352—1393. Heinrich Iii Albrecht Iii. Magnus I. 1379-1383. 1379—1412. 1379—1384. Albrecht Iv. Albrecht V. Johann Iv. f 1388. 1417—1423. 1395—1422. Heinrich Iv., der Dicke. Johann V. 1436-1477. 1436—1443. Albrecht Vi. + 1483. Magnus Ii. ^ 1477—1503. Balthasar f 1507. Heinrich V. Albrecht Vii.

5. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 43

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
— 43 — zu Muchow bei Neustadt, daß der Herr Christus zwar die Thür zum Himmel sei, die Juugfrau Maria aber einem Feuster gleiche durch welches jeder die Seligkeit gewinnen könne, den Christus nicht einlassen wolle. In der Lehrthätigkeit der Kirche nahm die Predigt, anfänglich in lateinischer Sprache, seit 13(0 tu nieder-sächsischer Mundart gehalten, nur eine untergeordnete Stellung ein; eher legte man Gewicht auf die Unterweisung des Volkes im Beichtstuhl. Auch die Lehre vom Ablaß fand iu Mecklenburg viele Gläubige. Es gab gewisse Orte, durch deren Besuch man sich einen Ablaß von der Höllenstrafe erringen konnte. Wer den Dom zu Schwerin an den vier Festen eines Jahres besuchte, kürzte die Qualen des Fegeseuers um 1277 Jahre ab. Wer um die Mauern des Kirchhoses zu Kammin bei Laage einmal betend herumging, hatte seine zukünftige Pein um 40 Tage verringert. Seit 1463 wurde unser Land auch von Ablaßhändlern durchzogen, die gegen Geldzahlung Vergebung der Sünden und Erlösung der abgeschiedenen Seelen aus dem Fegefeuer verhießen. Einer von ihnen, Ar cimboldus, hatte auch Milch- und Butterbriese seil; wer sich einen solchen löste, durfte in den Fasten Milch und Butter genießen, ohne damit eine Sünde zu begehen. In hoher Blüte stand ferner die Reliquienverehrung. Die höchste Anbetung genoß das heilige Blut in Schwerin und in Doberan. Ersteres war ein in einen Jaspisstein geschlossener Tropfen des Blutes Christi, welchen Graf Heinrich 1222 von feiner Kreuzfahrt mitgebracht hatte. In der heiligen Blutskapelle im Schweriner Dom ward es aufbewahrt. Jeden Freitag zur Todesstunde des Erlösers teilte es sich in drei Teile und bewies eine wunderwirkende Kraft. Sein Anblick heilte viele Kranke, welche dann eine Abgabe zahlen mußten, die je nach dem Leibesgewichte verschieden groß war. Das heilige Blut iu Doberan verdankt seinen Ursprung einem Hirten aus Steffenshagen, der die im heiligen Abendmahle empfangene Hostie in seinem ausgehöhlten Hirtenstabe verbarg. Seine Herde war jetzt vor jeder Gefahr geschützt. Bald aber wurde dies Geheimnis entdeckt und die Hostie nach Doberan zurückgebracht, wo sie viele Wunder wirkte. Die Kirche zu Doberan war auch an anderen Reliquien die reichste. 5. filiifler und Schulen. — Als Höhepunkt der Frömmigkeit galt im Mittelalter das beschauliche Leben in den Klöstern Die ersten von den Eisterciensern gegründeten mecklenburgischen Klöster waren Pflegstätten christlicher Barmherzigkeit und Sitze der Wissenschaften und Künste. Unter den Klöstern nahm Doberan die vornehmste Stellung ein; der Abt desselben durste sich sogar des bischöflichen Ornats bedienen. Neben der weißen Ordenstracht der Cisterfienf er erblickte man in Mecklenburg auch Franziskaner (die braunen Mönche), Dominikaner (die schwarzen Mönche), sowie Augustiner (Sternberg), Benediktiner (Dobbertin), Karthäuser (Moriettehe bei Rostock), Prämonstratenser (Broda). Zur Zeit des Herzogs Magnus Ii. gab es in Mecklenburg 27 Klöster, in welchen 500 Nonnen und 700 Mönche lebten. Schulen für die Jugend des gemeinen Volkes kannte das Mittelalter nicht. Deshalb herrschte weithin gröbste Unwissenheit

6. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 44

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
— 44 - und finsterer Aberglaube. In den Städten waren alle Schulen Lateinschulen. Die erste deutsche Schule, in welcher Lesen, Schreiben, Rechnen gelehrt wurde, gründeten 1480 die „Brüder vom gemeinsamen Leben" in Rostock. Ein eigenartiges Bildungsmittel, durch welches die Kirche der Volksmasse eine größere Kenntnis der christlichen Heilsthatsachen vermitteln wollte, war das geistliche Schauspiel. Dieses erfreute sich während des Mittelalters in Mecklenburg einer großen Beliebtheit. Geistliche Schauspiele wurden in der Fastenzeit, am häufigsten am Vorabend des Osterfestes aufgeführt. Berühmt geworden ist das Osterschauspiel zu Redentin, einem Dorfe nördlich von Wismar. Die Spielenden waren teils Priester und Mönche, teils Bauern. 6. Laieiivereine. — Gegen Ende des Mittelalters verfiel die Kirche einer zunehmenden Verweltlichung. Auch die Klöster waren allmählich ihrem ursprünglichen Zwecke entfremdet und von weltlicher Lust und Zuchtlosigkeit nicht unberührt geblieben. Bei dieser fortschreitenden Verflachung des geistlichen Lebens schlossen sich einzelne fromme Seelen zu dessen Erneuerung und Vertiefung eng zusammen. Es entstanden christliche Laienvereine, von denen folgendein Mecklenburg Verbreitung fanden: a) Die Brüder vom gemeinsamen Leben. — Stifter dieser Gesellschaft ist Gerhard Groote, f 1384 zu Decenter in Holland Die Brüder vom gemeinsamen Leben, auch „Brüder vom guten Willen" genannt, führten in Gebet und Arbeit eine apostolische Lebensweise, Sie lebten gemeinsam in einem Kloster (Fraterkloster) und erwarben ihren Lebensunterhalt durch Unterricht der Jugend Aber auch höhere wissenschaftliche Bestrebungen wurden eifrig von ihnen gefördert. In Rostock errichteten sie 1462 eine Niederlassung und gründeten hier 1472 die erste Druckerei in Mecklenburg. Ihr Fraterkloster war das jetzige Wollmagazin an der Schwaanschen Straße. b) Diebeguinen. — Die Beginnen waren Laienschwestern, welche, an keine bestimmte Ordensregel gebunden, meistens gemeinschaftlich in einem Hause lebteu. Sie verrichteten in der Stille Werke der Barmherzigkeit, besonders Krankenpflege, und erfreuten sich wegen der Fürbitten für die Verstorbenen der Gunst des Volkes. In Wismar gewährte ihnen der Rat 1288 eine Niederlassung, welche der Beguinenstraße den Namen gab; in Rostock siedelten sie sich 1293 auf dem nach ihnen benannten Beguiuenberge an. Sie fanden sich außerdem an verschiedenen Orten des Landes. c) Die Kalande — Dies waren Vereine, welche sich die Pflege christlicher Barmherzigkeit zum Ziel gesetzt hatten. Es gab einen großen und einen kleinen Kaland. Ersterer sorgte für die Toten, letzterer für die Lebenden. Man nannte die Kalande auch Elendsgilden. Mitglied konnte jeder ohne Unterschied des Alters, Standes und Geschlechts werden. Deshalb erlangten diese Vereine eine große Verbreitung, besonders in den Städten. Aber auch sie erlagen dem allgemeinen Sittenverderben. An die monatlichen Zusammenkünfte schloffen sich Festmähler an, welche mehr und mehr in wüste Gelage ausarteten. Daher wurden später die Kalande aufgehoben.

7. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 46

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
- 46 - leugnete. Standhaft erlitt sie den Feuertod, die Ermahnungen ihres Sohnes, eines Mönches, der sie zur Richtstätte begleitete, von sich weisend. Ein Vorläufer der Reformation ist auch der Priester Nikolaus Ruß zu Rostock. Er schrieb um 1500 in plattbeutscher Sprache das Buch „Bon den drei Strängen". Mit den drei Strängen, durch welche sich die Kirche aus dem Abgrunde des Verderbens herausziehen könne, meint Ruß Glaube, Liebe, Hoffnung. Die Schrift wurde bis auf wenige Exemplare aufgekauft und beifeite geschafft, Ruß selber zur Flucht gezwungen. Einer seiner Anhänger, ein Student, lief mit wildem Geschrei durch die Straßen der Stadt, ermahnte zur Buße und verkündete den Anbruch einer neuen Zeit. Bald leuchtete das goldene Morgenrot der Reformation auch dem mecklenburgischen Volke und Lande. Iv. Die Reformationszeit. 20. Joachim Stüter, 1. Stüters Herkommen. — Der große Wegbereiter des Luthertums ist Joachim Stüter, geboren 1490 zu Dömitz als Sohn eines Fährmanns und mit seinem rechten Namen Kutzker geheißen. Der Knabe widmete sich dem geistlichen Stande und studierte in Rostock und Wittenberg; an letzterem Orte wurde er durch Luther und Melanchthon der Reformation gewonnen. Als ihr begeisterter Anhänger kehrte er 1521 nach Mecklenburg zurück, wo er an Herzog Heinrich dem Friedfertigen einen Gönner fand. Nachdem Slüter zwei Jahre als Lehrer an der Schule des Kirchspiels von St. Peter in Rostock gewirkt hatte, verlieh ihm Herzog Heinrich 1023 eine Predigerstelle an dieser Kirche. 2. Stüters Predigt. — Klar und vernehmlich verkündigte jetzt Slüter in plattdeutscher Mundart die freie Gnade Gottes in Christo. Die Zahl seiner Zuhörer war eine so große, daß die Menge keinen Raum mehr in der Kirche fand. Slüter mußte unter sreiem Himmel predigen und schlug seine Kanzel an der Nordseite der Kirche unter einer Linde auf. Die alten lateinischen Kirchengesänge wurden abgeschafft. Slüter führte den deutschen Kirchengesang ein und reichte das heilige Abendmahl unter beiderlei Gestalt.

8. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 52

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
- 52 — in Livland den größten Schwierigkeiten, denen er sich keineswegs gewachsen zeigte. Polen, Russen, Dänen und Schweden machten ihm die Herrschaft streitig. Johann Albrecht versuchte nach Kräften die Stellung seines Bruders zu stützen, jedoch ohne Ersolg. 1563 ließ sich Christoph verleiten, gegen die Polen ein Bündnis mit den Schweden und Russen zu schließen. Dafür mußte er sechs Jahre in polnischer Gefangenschaft verbringen. Nachdem Johann Albrecht 1569 mit vielen Reifen und Kosten die Freilassung Christophs erwirkt, kehrte dieser nach Mecklenburg zurück, wo er bis 1592 lebte. Das schöne Schloß in Gadebusch ist sein Werk. Karl mußte sich mit der Johanniterkomturei Mirow begnügen. 7. Kämpfe mit Kvllock. — Neben den livländischen Händeln hatte Johann Albrecht einen säst 20 jährigen Streit mit der Stadt Rostock auszufechten. Die Stadt hatte den Landesherren das kirchliche Aufsichtsrecht bestritten und einem von Johann Albrecht berufenen Prediger die Amtswohnung verweigert. Der Kampf gestaltete sich durch die der Stadt von Kaiser Maximilian Ii. (1564—1576) gewährte stille Unterstützung sehr langwierig; auch Herzog Ulrich war geneigt, die auf Reichsunmittelbarkeit gerichteten Bestrebungen Rostocks anzuerkennen. Es gelang aber Johann Albrecht, unter dänischem Beistände der Stadt die Zufuhr zur See abzuschneiden und Rostock im Erbvertrage von 1573 zur Anerkennung der fürstlichen Landeshoheit zu zwingen. Als Zeichen feiner Unterwerfung zahlte Rostock 10 000 Gulden; es erhielt feine Privilegien bestätigt und durste einen eignen Superintendenten wählen. 8. Johann Albrecht als Vollender des Reformationsnierks. — Am 6. Februar 1552 war Herzog Heinrich der Friedfertige gestorben und in der heiligen Blutskapelle im Schweriner Dom begraben. Johann Albrecht benutzte seine Alleinherrschaft und das durch den Passauer Vertrag den evangelischen Fürsten gewährte Recht, die Reformation in ihren Ländern durchzuführen, dazu, die letzten Reste des Katholicismus zu beseitigen und der lutherischen Landeskirche seste Ordnungen zu geben. In diesem Bemühen sand er auch die Unterstützung seines Bruders Ulrich. a) Die Zertrümmerung der mittelalterlichen Papstkirche. Dieselbe erfolgte in wuchtigen Schlägen durch aa) die Kirchenorbnung von 1552 und die Visitation von 1552—54. — Die 1540 von Riebling verfaßte Kirchenordnung genügte nicht mehr; 1552 ließ Johann Albrecht nach dem Muster der kursächsischen eine neue in hochdeutscher Sprache entwerfen und von Melanchthon begutachten. Zur Durchführung der Bestimmungen dieser Kirchenordnung wurde eine umsangreiche Visitation angeordnet. Diese hatte es besonders auf die Mönchsklöster abgesehen, welche jetzt aufgehoben wurden. Doberan fiel am 6. März 1552; der

9. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 59

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
— 59 - Mecklenburg, aber das Land seufzte unter dem harten Drucke der Kontribution, die monatlich in der Hohe von 30000 Thalern entrichtet werden mußte. Wallenstern suchte durch ungeheuren Aufwand nach außen zu ersetzen, was rhm an Hoheit der Geburt abging. Stets war er von fürstlichem Gesolge umgeben. Jede seiner Mahlzeiten kostete etne Um summe Geldes. Die Gemächer des Güstrower Schlotes ließ er mit kostbaren Tapeten prächtig ausschmücken. 5 Wallensteins Ziele. — Wallenstein verfolgte weite Riete. Er wollte Mecklenburg zum Mittelpunkt der deutschen Seeherrschaft aus der Ostsee machen und den schwedischen Einsluß beschränken. Dazu genügte ihm aber der Pfano-besitz Mecklenburgs nicht. Er verlangte vom Kaiser die erbliche Belehnung und erhielt sie 1629. Auch die Stande wurden gezwungen, am 1. Februar 1630 die ($i'm)itlvtgimg zu leisten. Do mit schien jede Hoffnung der Herzöge aus Wiedergewinnung ihres Landes verloren. 6 Die Verbannung der Herzöge. — Die beiden Herzöge waren nicht müßig, ihr gutes Recht zu verteidigen. Ste fanden warme Unterstützung bei den oeitticheii Fürsten, welche sich durch die Erhebung des kühnen Abenteurers in den Reichsfürstenstand in ihrer Standesehre gekränkt fühlten. Das rücksichtslose Verfahren des Kaisers gegen dte mecklenburgischen Herzöge machte viele von ihnen um die eigene Sicherheit besorgt. Auf dem Kurfürstentage zu Regensburg 1630 fetzte der Kaiser Wallenstein ab, gab aber den rechtmäßigen Herrschern ihr Land nicht zurück. Da kam thuen Hülse von einer anderen Seite. 7. Die Wckkehr der Herzöqe — Am 6. Juli 1630 war der Schwedenkönig Gustav Adolf, ein naher Verwandter der mecklenburgischen Herzöge, auf deutschem Boden gelandet. In ihm erstand dem schwer gefährdeten Protestantismus der Retter. Weil ganz Mecklenburg von den Kaiserlichen besetzt rour, zögerten die Herzöge anfangs mit offenem Anschluß an den König, bemächtigten sich 1631 aber mit feiner Hülfe wieder ihres Landes. Am 29. Juli 1631 zog Adolf Friedrich I. in Schwerin, zwei Tage später Johann Albrecht Ii. in Güstrow ein Alle von Wallenstein getroffenen Einrichtungen wurden aufgehoben; eine Untersuchungskommission sollte die Stände und Städte, welche Wallenstein gehuldigt, zur Rechenschaft ziehen. Doch erhielten alle Verzeihung.

10. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 61

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
— 61 - mehr bestellt werden, aller Vorrat an Getreide war aufgezehrt. Eine allgemeine Hungersnotbrach aus, zu welcher sich die Pest gesellte. Allein m Neubrandenburg sollen 8000, tn Güstrow 20000 Einwohner und geflüchtete Landleute ums Leben gekommen fein. Im Jahre 1643 als die Schweden unter Torstenfon durch Mecklenburg nach Ho stem zogen und die Kaiserlichen ihnen auf demfuße folgten, forme tm ^cihre 1645 als Torstenson nach Sachsen und Bohmen vordrang, hatte'mecklenburg eine zweiteschreckenszeit durchzumachen. 3 Der Friede von 1648.— Der Westfälische Friede legte unserem Vaterlande schwere Opfer aus. Wismar, die Insel Pöl und das Amt Neukloster mußten an Schweden abgetreten werden, auch durfte Schweden in Warnemunde lange Jahre einen Zoll erheben, der dem Rostocker Handel fchwere Wunden fchlng. Fürdiese Verluste erhrelt Mecklen- ! J ... ^ Stt ah o h it r rt itrrn 3 Her Friede von 1648. — Der Westfälische Friede geseiert und in den Kirchen über den 4ö. nno iuö. mm gepredigt. Vi. Die Zeit zwischen dem Dreißigjährigen und dem Siebenjährigen Kriege. 26. Mecklenburg »ach dem Dreißigjährigen Kriege. 1. Zustand des Landes. — Mecklenburg war durch den Dreißigjährigen Krieg seist zur Einöde geworden. Die Städte halten etwa drei Viertel ihrer Bevölkerung, das platte Land noch mehr verloren. Kaum 50000 Menschen wohnten im ganzen Lande gegen etwa 300000 vor dem Kriege. _ Im Amte Stavenhagen lagen 30 Dörfer wüste, und von 5000 Einwohnern waren nur 329 übrig. Die Einwohnerzahl von Laage war auf 50 gefunken. In Jvenack wohnten nur 8 Personen. Sternberg war so verarmt, daß es nicht eine Steuer von 20 Thalern ausbringen konnte. Viele Dörser bürg in den Bistümern Schwerin und Ratze bürg und der Berechtigung, bei Boizenburg einen Elbzoll M jjcheben. 9thnlf krteönchs I. ein ^mnrse,i
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