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die Kämpfe zwischen Welsen und Staufen wieder, bis 1235 auf dem
Reichstage zu Mainz eine Einigung zu stände kam. Mit großer Pracht
erschien hier der Welfe vor Friedrich Ii., beugte feine Knie vor dem
Kaiser und übergab diefem feine sämtlichen Erblande. Der Kaiser
überreichte ihm eine Reichsfahne und überwies ihm feierlichst die Eigen-
besitznngen als Reichslehen und neues Herzogtum. In diesem Herzog-
tum „ Braun schweig-Lüneburg ", welches das Land zwischen
Deister und Leine, Göttingen, - Grnbenhagen, den Harz, Braunschweig,
Celle und Lüneburg umfaßte, liegt der Kern der heutigen Provinz
Hannover und des Herzogtums Brauufchweig eingeschlossen.
Noch unter Otto wuchs das Herzogtum und begann aufzublühen.
Aber man folgte dem Brauche vieler Fürsteu damaliger Zeit; man
teilte das Land und machte es durch Zersplitterung ohnmächtig.
Schon die beiden Söhne Ottos begannen 1269 diese Teilungen. Albrecht
erhielt den südlichen Teil unter dem Namen eines Herzogs von Brmm-
schweig; Johann nahm den nördlichen Teil unter dem Titel eiues
Herzogs von Lüneburg. Noch zwölsmal ist dieser Landbesitz geteilt
worden, und eine Reihe von Ländchen bildete sich, in denen einmal
sogar gleichzeitig 7 Herzöge regierten. Doch das Schicksal führte
diese Herzogsländchen, in deffen Bewohnern wie Fürsten das Gefühl
der Zusammengehörigkeit zum Glück erhalten blieb, immer wieder
zusammen. Durch die Teilung von 1635 wurde dann der Grnnd gelegt
zu den beiden Ländern Hannover und Braun schweig.
Wir beschränken uns nun darauf, das Wachstum des Landes
Hannover zu verfolgen. Diesem Hause Lüneburg (Hannover) gehörten
die Herzogtümer Lüneburg, Celle, Calenberg, Göttingen, Grnbenhagen
und die Grafschaften Hoya (1582), Diepholz (1585) und Stücke von
Schaumburg und Lauenburg. Durch Teilung entstanden 1641 die beiden
Linien Lüueburg-Celle und Lüneburg-Hannover, die 1705 wieder vereinigt
wurden. Inzwischen hatte der Hannoversche Zweig unter Ernst August
(1679—98) im Jahre 1692 die Kurwürde erhalten. Als Kurfür st eu-
tum Hannover war es unteilbar und darum iu Zukunft vor Zer-
fplitternng geschützt. Georg, der Sohn Ernst Augusts, der durch Heirat
mit der Erbtochter vou Lüneburg - Celle (Prinzessin von Ahlden) auch
diese Läuder erhielt, vergrößerte im Jahre 1715 das Land durch Ankauf
der Herzogtümer Bremen und Verden von den Schweden, und fein
Sohn Georg Ii. erwarb 1731 das Land Hadeln.
Kurfürst Georg wurde dann im Jahre 1714 als nächster Ver-
wandter der Königin Anna König von England; Hannover wurde
Nebenland und hat bis zum Jahre 1837 (bis zu diesem Jahre war es
mit England verbunden) von dieser Verbindung manchen Nachteil _ er-
fahren. Nicht nur haben während des 7 jährigen Krieges Frankreichs
Heere es im Kampfe gegen England ausgeplündert und haben hunderte
von braven Hannoveranern für England in Amerika bluten müssen,
auch Napoleon I. hat seinen Haß gegen England an dem Nebenlande
Hannover ausgelassen und hat in der Zeit von 1863—1805 aus dem
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Otto Ottos Albrecht Johann Ernst August Georg Ernst_Augusts Ernst Augusts Georg_Ii Georg Anna_König Napoleon_I.
Extrahierte Ortsnamen: Staufen Mainz Göttingen Braunschweig Celle Lüneburg Ottos Lüneburg Hannover Celle Calenberg Diepholz Schaumburg Lauenburg Lüneburg Bremen Schweden England England Frankreichs England England Amerika England Hannover
— 148 —
Vollender des Frankenreiches. 843 (Vertrag zu Verdun) wird Westfranken
(Frankreich) von Ostfranken (Deutschland) gerrennt. 870 (Vertrag zu Mersen)
das zwischen beiden gelegene Mittelfranken nach der Sprachgrenze geteilt. Gegeu
Ende des 9. Jahrb. reifet sich Burgund von Westfranken los (,1032 mit Deutsch-
land verbunden). Einfälle der Normannen; 911 erhalten diese Wohnsitze an
der unteren Seine (Normandie). Über die Beziebungen zu England vergl. die
Geschichte Großbritanniens. Während in Deutschland das Fürstentum über das
Königtum siegt, gewinnt in Frankreich das Königtum die Oberhand über die
Großen des Landes; während Deutschland sich in eine große Menge von Einzel-
staaten (gegen Ende des 18. Jahrh, über 260) zersplittert, entwickelt sich Frank-
reich zu einem Einheitsstaat; mit der Einverleibung Burgunds (1482) und
der Bretagne (1491) ist die Einigung im wesentlichen abgeschlossen. Unter
Franz I. (1515 — 1547) beginnt der Kampf Frankreichs um die Vorherrschaft
in Europa; diese hat es besessen unter Ludwig Xiv., Napoleon I. und
Napoleon Iii. Vergl. die Geschichte von Elsaß-Lothringen und Belgien.
§ 62. Aas Königreich der Niederlande (Kotl'and).
33 000 qkm.
I. Lage und Grenzen. Das Königreich der Niederlande
^Hollandi), um die Mündungen des Rheins (S. 59), der Maas,
der Scheide und um den Zuidersee (seuderfee) gelegen, im N.
bis zum Dollart reichend, grenzt im O. an Preußen, im S. an
Belgien, im W. und N. an die Nordsee. Zu Holland gehören auch
die Westfriesischen Inseln (S. 46).
Ii. Erzeugnisse. Das dem Meere vielfach mühsam abgerungene,
durch ein großartiges Kanalsystem entwässerte, durch kunstvolle Deich-
bauten ^ gegen die Überschwemmungen des Meeres und der Flüsse
geschützte Land, der nordwestlichste Teil der Norddeutschen Tief-
ebene, eignet sich bei dem ozeanischen Klima vorzüglich zur Wiesen-
kultur und Viehzucht. Die Rindmehzucht nebst Molkerei und Käse-
bereitung steht auf einer hohen Stufe. Holland, Friesland und Seeland
züchten auch vorzügliche Arbeitspferde. Berühmt ist der Gartenbau
und die Blumenzucht der Niederlande, von größter Wichtigkeit die
Seefischerei, namentlich der Heringsfang. Getreide muß viel ein-
geführt werden.
Iii. Bevölkerung: 5 7/i 0 Mill., meist Holländer, außerdem
Friesen und Blämen^. Fast ^/z bekennen sich zur reformierten Kirche;
katholisch sind die Provinzen Limburg, Nordbrabaut und das südl.
i = Holz-, Waldland. Die Grafschaft Holland, deren Name auf die
politisch damit vereinigten Landschaften übertragen wurde, war einst zum großen
Teile mit dichten Wäldern bedeckt. Auf den einstigen Holzreichtum weisen auch
hin die Städtenamen: Haag (mhd. hac — Wald, Busch, Gehege) und Herzogen-
busch — Wald des Herzogs (von Brabant).
^ Im Deichbau sind die Holländer Meister; daher das Sprichwort: Veu3
mare, Batavus litora fecit (Gott hat das Meer, der Holländer die Ufer geschaffen).
3 Die vlämische Sprache ist eine dem Holländischen nahe verwandte nieder-
deutsche Mundart. Über das Friesische vgl. S. 63.
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Extrahierte Personennamen: Franz_I. Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv. Napoleon_I. Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschland England Deutschland Frankreich Deutschland Burgunds Frankreichs Europa Elsaß-Lothringen Belgien Niederlande Niederlande Rheins Dollart Belgien Nordsee Holland Holland Friesland Seeland Niederlande Limburg Holland Brabant
— 151 —
d) Wallonische Provinzen: 6. Lüttich. ilüttich, eine der
ersten Industriestädte Europas (Gewehrfabrikation), „das belgische Bir-
mingham". Verviers, mit vielen Seidenfabriken. 7. Luxemburg.
Bouillon. 8. Namur. Namur, mit bedeutender Industrie. Ligny
(Schlacht 1815). 9. Hennegau. Die Industriestädte Doornik (Tournay),
Möns und Charleroi.
Der Oberhoheit Belgiens untersteht der Kongo-Staat. Vergl.
§ 85. Vi.
Zus. Aus der Geschichte Belgiens und Hollands: In den von den
Batavern und Belgiern bewohnten Niederungen am Unterlans des Rheins, der
Maas und der Scheide behaupteten sich die Römer bis gegen das Jahr 400, wo
die Franken den Rhein überschritten und der römischen Herrschaft hier ein Ende
machten. Das Land der Friesen (um den Zuidersee bis zur Ems) wurde dem
Frankenreich einverleibt durch die ersten Karolinger. Der Vertrag von Verdun
843 brachte diese Gebiete an Mittelsranken, der von Mersen 870 den weitaus
größten, deutsch redenden Teil derselben an Ostfranken (Deutschland), den
kleineren (links von der Scheide) an Westfranken (Frankreich). Im 14. und
15. Jahrh. gelangte das Haus Burgund (Nebenlinie der franz. Valois) durch
Erbschaft, Kauf und Verträge in den Besitz der gesamten deutschen und französischen
Niederlande. Nach dem Tode Karls des Kühnen fielen diese „infolge der Ver-
mählung seiner Tochter und Erbin Maria mit Maximilian von Österreich an das
Hans Habsburg (1482) und später bei der Abdankung Karls V. (1555) an
die spanische Linie dieses Hauses. Von den 17 Provinzen rissen sich aber die
7 nördlichen durch die Utrechter Union 1579 von Spanien los, bildeten eine
protestantische Republik und wurden nach 80 jährigem Kampfe (1568—1643) im
Westfälischen Frieden als unabhängiger Staat (Holland) anerkannt. Die
südlichen, katholischen Provinzen (Belgien) verblieben Spanien und kamen mit
Ausnahme mehrerer Gebiete, die der französische König Ludwig Xiv. mit Frank-
reich vereinigt hatte (z. B. Lille, Valenciennes, Cambrai) am Ende des Spanischen
Erbfolgekrieges im Frieden von Utrecht 1713 an Österreich. Auf dem Wiener
Kongreß 1814/15 wurde aus Belgien und Holland, die in der Zeit der
Napoleonischen Gewaltherrschaft Frankreich einverleibt worden waren. das König-
reich der Vereinigten Niederlande gebildet. Indes" die Verbindung der
beiden hinsichtlich der Sprache und Religion, ferner der materiellen Interessen und
einer mehr als 2 Jahrhunderte langen Vergangenheit ganz verschiedenen Länder
erwies sich als eine unglückliche. Die französische Julirevolution (1830) gab das
Zeichen zum Aufstand in Brüssel; Belgien riß sich von Holland los und wurde
1831 von den Großmächten als selbständiger Staat anerkannt.
Östl. von der belgischen Provinz Luxemburg liegt das selbständige
Großherzogtum Luxemburg, das im O. an die preußische Provinz
Rheinland, im S. an Deutsch-Lothringen und Frankreich grenzt. Das
(2600 qkm große) Land ist ein wald- und talreiches Plateau, das
den Übergang vom Lothringischen Stufenland zu den Ardennen und
zur Eifel bildet. Die Bewohner (^4 Mill.) sind sast durchweg kathv-
lisch und deutschen Stammes, doch ist das Französische die Umgangs-
spräche der Gebildeten. Sie beschäftigen sich mit Ackerbau und Vieh-
zucht, zum Teil auch mit der Gewinnung und Verarbeitung von
Eisenerzen. — Hauptstadt: Luxemburgs.
* Im Mittelalter: Lutzlenburg ^ Kleine Burg (mhd. lützel = klein)
Vergl. Mecklenburg = Große Burg (mhd. Model = groß). Der Buraname ist
anf das Land übertragen.
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Extrahierte Ortsnamen: Europas Luxemburg Namur Namur Hennegau Doornik Charleroi Belgiens Belgiens Hollands Rheins Rhein Verdun Deutschland Frankreich Haus_Burgund Niederlande Karls Karls Spanien Westfälischen Holland Belgien Spanien Lille Valenciennes Cambrai Spanischen
Erbfolgekrieges Utrecht Belgien Holland Frankreich Belgien Holland Luxemburg Luxemburg Deutsch-Lothringen Frankreich Luxemburgs Lutzlenburg
— 154 —
Teilung des Frankenreichs durch den Vertrag zu Verdun 843 kam die Ost-
fchweiz an Ostfranken (Deutschland), die Westschweiz an Mittelfranken, später
an das Königreich Hochburgund, das 930 mit dem Königreich Niederburgund
zu dem einen Königreich Burgund (oder Arelat) vereinigt wurde; 1032 fiel dieses
und damit auch die Westschweiz an Deutschland. Im 13. Jahrh. trachtete
das in der Schweiz reich begüterte Geschlecht der Grafen von Habsbnrg nach
dem Besitz des ganzen Landes; aber 1291 schlössen die sog. Waldstätten, Schwyz,
Uri und Unterwalden, ein ewiges Bündnis gegen das Haus Habsburg, dessen
Macht unter Kaiser Rudolf I. durch die Erwerbung der österreichischen Länder
noch bedeutend vergrößert worden war: 1309 von Kaiser Heinrich Vii. für
reichsunmittelbar erklärt, behaupteten sie ihre Freiheit durch den Sieg am
Berge Morgarten 1315 gegen Leopold von Österreich. Seitdem wurde die Eid-
genossenschaft durch den Beitritt anderer Städte und Gebiete immer mächtiger und
errang glänzende Siege über ihre Feinde: 1336 bei Sempach und 1383 bei Näsels
über Österreich, 1476 bei Grandson und bei Murten über Karl den Kühnen,
Herzog von Burgund. Dabei aber lockerten sich immer mehr die Bande, die
die Schweiz mit dem Deutschen Reiche verknüpften, und im Westfälischen
Frieden (1648) wurde das Land als unabhängig anerkannt.
§ 65. Merreich-Wngarn.
676 000 qkm.
I. Lage und Grenzen. Die österreichisch-ungarische Monarchie
umfaßt ein Stück von der Balkknhalbinsel (S. 128), das ganze
Karpathengebiet außer Rumänien (S. 129) und einen bedeutenden
Teil von Mitteleuropa, nämlich den östl. Teil der Mittelalpen,
die Ostalpen mit Ausnahme des Saumes auf der bayrischen und
der italienischen Seite (S. 110), das Douautal von Passau bis
Preßburg (S. 57), endlich das Böhmisch-Mährische Berg- und
Hügelland bts auf die zum Deutschen Reiche gehörenden Teile
der Randgebirge (S. 48). Es ist ein Kontinentalstaat, der nur mit
einer kurzen Strecke das Meer (das Adriatische) berührt. Der Haupt-
ström ist die Donau. — Grenzen?
Ii. Erzeugnisse. Das Reich besitzt viele natürliche Hilfsquellen.
Bei einer guten Mittelernte kann es bedeutende Mengen an Brot-
frucht, besonders Weizen, ausführen; ebenso steht der Obstbau in
hoher Blüte. Wein wird gebaut in mehreren Landschaften, namentlich
aber in Ungarn, wo auch der Tabaksbau lebhaft betrieben wird.
— Bedeutend in der Schafzucht sind Ungarn, Österreichisch-Schlesien,
Böhmen und Mähren, in der Schweinezucht Ungarn, in der
Pferdezucht Ungarn und Salzburg, in der Rindviehzucht dte
Alpenländer. — Groß ist der Reichtum an Waldungen; denn über
y4 des Bodens ist mit Nutzholz bestanden, das im Böhmer Walde,
in den Karpathen und in Siebenbürgen noch Urwälder bildet. —
Groß ist auch der Reichtum an Mineralien; unerschöpfliche Salz-
lager studeu sich in Westgallzien^, Gold und Silber in Böhmen,
Siebenbürgen und Ungarn, Zinn im Erzgebirge, Kohlen in fast allen
Ländern, Eisen m den Ostalpen. Vergl. § 56.
1 Galizien (slaw.) — Salzland.
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Extrahierte Personennamen: Rudolf_I. Heinrich_Vii Heinrich Leopold_von_Österreich Leopold Karl Karl
— 101 —
4. Bez. Mannheim. Heidelberg, 52 T. E., in herrlicher Lage am
Eintritt des Neckars in die Ebene, mit einer altberühmten Universität;
füdöstl. auf einem Bergvorsprung die Schloßruine, die großartigste und
schönste in Deutschland; das Schloß wurde im 30jährigen Kriege zerstört,
dann herrlich wiederhergestellt, 1689 durch die Franzosen gesprengt
und 1764 durch einen Blitzstrahl in den gegenwärtigen Zustand versetzt.
Mannheim, am Einfluß des Neckars in den Rhein, 180 T. E., eine der
am regelmäßigsten gebauten Städte Deutschlands, mit einem mächtigen
■ Rheinhafen, dem größten Binnenhafen des Reiches, wichtiger Industrie-
ort und bedeutendster Handelsplatz in Südwestdeutschland.
Zus. In Baden, das, ähnlich wie Württemberg, zum größten Teil aus
verschiedenen Gebieten des ehemaligen Herzogtums Schwaben allmählich
entstanden ist, regiert das alte Haus Zähringen, von dessen Stammburg noch
Ruinen vorhanden sind (bei Freiburg). Im 11. Jahrh. erhielt es den mark-
gräslichen Titel. Um 1525 entstanden 2 Linien: Baden - Baden und Baden-
Durlach. Ersterer entstammt der große Kriegsheld Markgraf Ludwig, Zeitgenosse
und Mitkämpfer von Prinz Eugen in den Türkenkriegen; diese Linie starb 1771
aus, und ihr Land fiel an die noch jetzt blühende Linie Baden-Durlach. In der
Napoleonischen Zeit wurde Baden ein Großherzogtum (1806) und vergrößert
durch Teile der säkularisierten Bistümer Konstanz, Basel, Straßburg und Speier,
serner durch eine große Anzahl Abteien, mehrere Reichsstädte (darunter Offenburg),
den rechtsrheinischen Teil der Rheinpsalz (mit Heidelberg und Mannheim) u. a.
§ 43. Z>as Großherzogtum Keffen.
Hessen besteht aus zwei getrennten Gebieten. 1. Das Haupt-
land, das südl. Gebiet, durch den Rhein in die Provinzen Starken-
bürg und Rheinhessen geteilt, umfaßt den Hauptteil des Odenwaldes,
die nördl. Ausläufer der Haardt und das uördl. Stück der Ober-
rheinischen Tiefebene zu beiden Seiten des Rheins. 2. Das nördl.
Gebiet, Oberhessen, liegt innerhalb ter preußischen Provinz Hessen-
Nassau. Es erstreckt sich ostwärts ein wenig über die Fulda, west-
wärts ein wenig über die Lahn und umsaßt das Vogelsgebirge, die
Wetterau mit der Nidda nebst Wetter, sowie die östl. Ausläufer
des Taunus. — Inbezug aus Bodenfruchtbarkeit gehört Hessen zu
den begünstigten Ländern des Reiches. Von großer Bedeutung ist
der Weinbau besonders in Rheinhessen, der Tabaksbau in Starken-
bürg, der Wiesenbau, die Viehzucht und die Forstwirtschast in Starken-
bürg und Oberhessen. In Oberhessen wird auch Bergbau betrieben
(Braunkohlen, Eisenerze). Unter den verschiedenen Industriezweigen
ragt an erster Stelle hervor die Herstellung von lackiertem und ge-
färbtem Leder, worin Hessen alle deutschen Staaten übertrifft.
Hessen ist eingeteilt in 3 Provinzen; Hauptstadt: Darmstadt.
I. Prov. Starkenburg\ Darmstadt^, 90 T. E., am Rande des
Odenwaldes, Haupt- und Residenzstadt, mit lebhaftem Handel und einer
Technischen Hochschule. Weit bedeutender als Fabrikort (Galanterie-
waren) ist Offen dach, am Main, 66 T. E., fast eine Vorstadt von
Hrankfurt-Sachfenhausen. Wimpfen, nahe am Neckar (Schlacht 1622),
eine Exklave in Württemberg.
1 Benannt nach der alten gleichnamigen Burg (bei Heppenheim im Odenwald).
Benannt nach dem Flüßchen Darm.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Eugen Eugen T._E.
- 103 —
Bischofssitz, mit einem herrlichen Münster, bedeutend durch Handel und
Industrie! im 15. und 16. Jahrh. ein Mittelpunkt der Kunst und Literatur
(Gutenberg. Sebastian Brant, Thomas Murner, Johann Fischart), oft be-
fangen im'volkslied als die „wunderschöne" Stadt, 1681 an Ludwig Xiv.
verraten, durch die Ubergabe am 27. Sept. 1870 zurückgewonnen. Nördl.
von Straßburg: Bischweier und Hagenau. beide mit starkem Hopfenbau;
Weißenburg (Treffen am 4. Aug. 1870); Wörth (Schlacht am6. Aug.
1870). Südl. von Straßburg: Schlettstadt, an der Jll, gewerbreich.
2. Bez. Oberelsasj, das südl. Elsaß. Markirch, Kolmar. Mül-
hausen (98 T. E.), sämtlich mit großen Baumwollspinnereien. Starken
Weinbau und Weinhandel treiben Rappolts weiter und Geb Weiler.
Neu-Breisach^, kleine Festung.
3. Bez. Lothringen. Metz, rechts an der Mosel. 14 lmi von der
französischen Grenze, 60 T. E., Bischofssitz, eine der stärksten Feftuugen
Europas, 1552 von den Franzosen besetzt, durch die Ubergabe am 27. Okt.
1870 zurückgewonnen. Mehrere Ortschaften in der Ilmgegend sind be-
rühmt geworden durch die Kämpfe des Jahres 1870. Rechts von der
Mosel: Colombeh-Nouilly (14. Aug.); links: Vionville (16. Aug.
— Mars la Tour liegt auf französischem Boden), Gravelotte und
St. Privat (18. Aug.). Nördl. von Metz an der Mosel die Festung
Diedenhosen. An der preußischen Grenze die Fabrikstadt Saar-
gemünd, an der Saar. In der Nähe der Stadt Forbach das durch
die Schlacht am 6. Aug. 1870 bekannte Dorf Speichern (Spicheren).
Zus. Das Gebiet, das jetzt Elsaß-Lothringen bildet, wurde von Cäsar der
römischen Herrschaft unterworfen, im 4. und 5. Jahrh. n. Chr. größtenteils
von dem germanischen Volksstamme der Alemannen erobert, von Chlodwig dem
Frankenreiche einverleibt; 843 im Vertrag zu Verdun kam es als Be-
standteil Mittelfrankcns an Kaiser Lothar, nach dessen Tode 855 an seinen Sohn
Lothar Ii., 870 im Vertrag zu Wersen an Ludwig den Deutschen, den König von
Ostfranken (Deutschland). Das Elsaß wurde im 10. Jahrh. zum Herzogtum
Schwaben geschlagen, nach dessen Aufhören (S. 99) es sich in eine Reihe
reichsunmittelbarer Herrschaften und Städte auflöste; im Oberelsaß, seit alter Zeit
Sundgau (^ Südgau) genannt, waren besonders die Habsburger mächtig. —
Schon früh warfen die Franzosen begehrliche Blicke auf die Grenzgebiete des
Deutschen Reiches; bereits die Kaiser Otto Ii. und Otto Iii., Konrad Ii. und
Heinrich Iii. mußten Frankreichs „Rheingelüste" mit Waffengewalt zurückweisen.
In der Reformationszeit war ein deutscher Fürst, Moritz von Sachsen, den
Franzosen zur Erreichung ihrer Wünsche behilflich. Nachdem dieser nämlich 1546
seine Verwandten und Glaubensgenossen an den Kaiser, Kark V., verraten hatte
(S. 93), verriet er 1551 seinen Kaiser und erkaufte Frankreichs Unterstützung
durch die Preisgabe der lothringischen Bischofsstädte Metz, Toul und Verdun.
Alle Versuche Karls V., diese zurückzuerobern, waren vergebens, und im West-
sälischen Frieden 1648 mußte Deutschland endgültig auf sie verzichten; das
übrige Lothringen (Herzogtum Lothringen) fiel an Frankreich 1766. Im West-
iälischen Frieden erhielt Frankreich auch alle Besitzungen und Rechte der Habs-
burger im Elsaß, und seitdem wurde dieses urdeutsche Land durch Güte und
Gewalt dem Reiche immer mehr entfremdet; 1681 verlor auch Straßburg seine
Selbständigkeit. 1814 und 1815 blieb das besiegte Frankreich im Besitz von
Elsaß-Lothringen, aber im Frankfurter Frieden, 10. Mai 1871, mußte es fast
das ganze Elsaß (660 qkm mit der Festung Belsort blieben französisch) und ein
Stück von Lothringen (6000 qkm mit 1/2 Mill. E.) an das neue Deutsche Reich
abtreten.
* Von Ludwig Xiv. angelegt, nachdem Breisach in Baden (auch Alt-Breisach
genannt) 1697 an das Deutsche Reich zurückgegeben war.
J
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
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Extrahierte Ortsnamen: Gutenberg Hagenau Lothringen Europas Colombeh-Nouilly Forbach Deutschland Oberelsaß Frankreichs Frankreichs Verdun Deutschland Lothringen Lothringen Frankreich Frankreich Elsaß Frankreich Elsaß-Lothringen Lothringen Breisach Baden Alt-Breisach
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Mittelschule, Volksschule
Regionen (OPAC): Hannover
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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nahm mit andern Herren eine Kirchenvisitation. Mit weiser Mäßigung
ließ man manche an sich gleichgültige katholische Ceremonieen bestehen;
die Mißbräuche aber, die vorhanden waren, wurden abgestellt. Es
währte auch nicht lange, da bekannte sich sast das ganze Land zur
lutherischen Lehre.
2. Ein zweites wölfisches Herzogtum bildete zur Zeit der Resorma-
tion die jetzige Lauddrostei Lüneburg. Hier herrschte zu jener Zeit
Herzog Ernst, einer der wenigen deutschen Fürsten, die sich zuerst und
mit voller Inbrunst der Lehre Luthers zuwandten. Herzog Ernst, „der
Bekenner" genannt, war 1497 geboren und als zarter Knabe an den
Hof seines Oheims, des Kurfürsten Friedrich des Weisen, gesandt
worden. Von hier begab er sich auf die Hochschule zu Wittenberg,
erlebte daselbst den kühnen Ansang der Reformation und lauschte mit
Hingebung den Worten und der Lehre Luthers. Nach kurzem Anfent-
halte am Hofe des ritterlichen Königs Franz I. in Frankreich wurde
der junge Fürst bereits 1520 zur Regierung berufen. — Die lutherische
Lehre hatte sich im Lüneburgischen bereits an einigen Orten Eingang
verschafft; man weiß nicht, ob durch die unwiderstehliche Gewalt eines
Lutherliedes, welches Wanderer nach dem Norden trugen, oder ob durch
jene fliegenden Blätter, die von den Vorgängen in Wittenberg Kunde
durch die Welt trugen. Den vielfachen Anfeindungen gegenüber, denen
die neue Lehre seitens der Geistlichkeit, der Stadtbehörden und des Adels
begegnete, duldete Herzog Ernst bereits 1524 eine junge kirchliche
Genossenschaft in Celle; ja, er that noch mehr, er bemühte sich selber
rastlos um die weitere Verbreitung und den Ausbau der Kirchen-
reformation in seinem Lande. — Auf dem Reichstage zu Augsburg 1530
unterschrieb Herzog Ernst mit den andern evangelischen Fürsten das
Augsburgische Glaubensbekenntnis, und er ist demselben in guten und
bösen Tagen treu geblieben. So erwarb er sich den schönen Beinamen des
Bekenners. — Von Augsburg brachte er sich einen trefflichen Gehülfen
in der Person des Urbanus Rhegius mit, den er zum General-
Superintendenten ernannte. Ernst hatte ihn herzlich lieb. Als Rhegius
nach zwei Jahren wieder einen Ruf nach Augsburg erhielt, da hörte
Ernst dies mit tiefer Bewegung, hob seine Finger zu den Augen empor
und sprach: „Weiß ich doch nicht, ob ich lieber ein Auge missen wollte
oder meinen Doctor; denn der Augen habe ich zwei, aber nur einen
Rhegius." Dann zu diesem sich wendend, bat er: „Lieber Urban, bleibt
bei uns! Ihr könnt wohl jemand finden, der euch mehr Geld giebt als
ich, aber keinen, der eurem Predigen lieber zuhört." Rhegius blieb und
hat in Gemeinschaft mit Herzog Ernst noch viel Gutes gewirkt, bis
er 1541 die Augen schloß. Herzog Ernst der Bekenner starb 1546,
den 11. Januar, also kurz vor dem Tode seines Lehrers und Freundes
Luther.
3. So hat in den alt-welsischen Herzogtümern Kalenberg,
Lüneburg, Braun schweig, Göttinge u, Grubenhagen das
lutherische Bekenntnis von Anfang an vorgeherrscht. Aber auch diejenigen
Landesteile, die erst später an Hannover gefallen sind, bekennen sich vor-
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Extrahierte Personennamen: Ernst Ernst Friedrich Friedrich Franz_I. Franz_I. Ernst Ernst Ernst Ernst Ernst Urban Rhegius Ernst Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Lüneburg Wittenberg Luthers Frankreich Wittenberg Celle Urbanus_Rhegius Kalenberg Lüneburg
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Mittelschule, Volksschule
Regionen (OPAC): Hannover
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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wiegend zur lutherischen Kirche. Die Grafschaften Hoya und Diep-
holz sind aus der Zeit ihrer Fürsten her lutherisch. In den Herzoge
tümern Bremen und Verden ist das Luthertum gegen den Willen der
Bischöfe eingeführt und hat an der darauf folgenden fchwedifchen Herr-
schaft eine starke Stütze gefunden. Das Fürstentum Hildes he im ist
zwischen Lutheranern und Katholiken geteilt, jedoch so, daß die ersteren
in der Mehrzahl sind. Im Fürstentum Osnabrück ist die Bevölkerung
gemischt, indem die Bischöfe es nicht verhindern konnten, daß die Städte,
zahlreiche Adelsfamilien und damit auch deren zugehörige Dörfer über-
traten. In der Grafschaft L in gen ist die Bevölkerung ebenfalls gemifcht.
Das Fürstentum Aremberg-Meppen als ein Bestandteil des ehe-
maligen Bistums Münster ist überwiegend katholisch. Die Grafschaft
Bentheim, dem Bekenntnis ihrer Fürsten und dem Beispiele der
benachbarten Niederlande folgend, ist vorwiegend reformiert. In Ost-
sriesland herrscht im östlichen Teile das Luthertum vor, während
Emden und die umliegenden Bezirke sich zur reformierten Kirche bekennen.
Iii. Neuere Geschichte.
7. Die Erhebung Hannovers zum Knrfürstentume und seine
Verbindung mit England.
1. Im Laufe der Zeit waren verschiedene Linien des braunschweig-
lüneburgischen Hauses ausgestorben, und alle Länder der ausgestorbenen
Linien fielen an die Söhne Ernst des Bekenners: Heinrich und
Wilhelm. Wilhelm ist der Ahnherr der neuen braunschweig-
lüneburgischen Linie, welche bis 1866 über Hannover herrschte.
Der Sohn Herzog Wilhelms war Georg von Celle; er verlegte (1636)
die Residenz von Celle nach Hannover. Sein Sohn, Ernst August
(1679—1698), machte seinen und seines Landes Namen bekannt durch
den andauernden und tapfern Beistand, den er dem deutschen Kaiser in
seinen Kämpfen gegen die Franzosen und Türken leistete. Zum Lohne
dafür ward ihm 1692 vom Kaiser trotz der anfänglichen Protestation
der übrigen Kurfürsten und des fortgesetzten heftigen Widerspruchs der
Wolfenbüttler Linie die neunte Kurwürde beigelegt. Da die Länder
der Kurfürsten laut der goldeuen Bulle vom Jahre 1356 nicht durch
Familienteilungen zerstückelt werden durften, fo ist es klar, daß mit der
Erhebung unseres Landes zum Kurfürstentum ein neuer, wichtiger Abschnitt
seiner Geschichte beginnt.
2. Aber der Glanz des Hauses sollte noch höher steigen. Als
1698 Ernst August starb, solgte ihm sein Sohn Georg Ludwig.
Die Mutter Georgs, Sophie, war eine Enkelin des englischen Königs
Jakob I. Als nun 1714 die Königin Anna von England, eine
andere Enkelin Jakobs I., ohne Erben starb, wurde Kurfürst Georg von
Hannover, der nächste protestantische Verwandte des erloschenen Hauses,
als Georg I. (1714—1727) auf den Thron diefes mächtigen Reiches
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Hannover
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Emden Hannovers England Celle Hannover Georgs
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Schulformen (OPAC): Mittelschule, Volksschule
Regionen (OPAC): Hannover
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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berufen. Damit war das Kurfürstentum aber keineswegs eine Provinz
von England geworden, sondern es behielt seine eigene Regierung, seine
eigenen Finanzen, sein eigenes Heer. Georg I. blieb stets seinen deutschen
Kurstaaten mit väterlicher Huld zugethau; zu wiederholten Malen besuchte
er Hannover, und als er wieder sich dorthin begeben wollte, ereilte ihn
zu Osnabrück 1727 der Tod. Ihm folgte fein Sohn Georg Ii.
(1727-1760).
8. Hannover während des siebenjährigen Krieges und der
französischen Fremdherrschaft.
1. Während der Regierung Georgs Ii. brach der siebenjährige Krieg
aus (1756 — 1763), in welchem Preußen gegen Österreich und deffen
Verbündete, zu denen zeitweise auch Frankreich gehörte, kämpfte. Da
auch England zu der Zeit mit Frankreich im Kriege lag, so verbündete
sich Georg Ii. mit Friedrich d. Gr. gegen den gemeinsamen Feind.
In Folge dessen machten die Franzosen sofort Miene, Hannover zu über-
fallen. Schnell rüstete Georg Ii. ein deutsches Heer von 40 000 Mann,
unter denen 18 000 Mann Hannoveraner waren, und stellte seinen zweiten
Sohn, den Herzog von Cumberland, an die Spitze desselben. Am
26. Juli 1757 kam es bei Hastenbeck unweit Hameln zur Schlacht,
in welcher die Franzosen in Folge eines Fehlers des Anführers wider
ihr Vermuten den Sieg davontrugen, den die Hannoveraner schon in
Händen hatten. Nun stellte Georg an die Spitze des Heeres den Herzog
Ferdinand von Braunschweig. Gar bald gelang es diesem aus-
gezeichneten Feldherrn, die Franzosen über den Rhein zu jageu. Aber
auch dort gönnte Ferdinand ihnen keine Rast; noch im Jahre 1758
brachte er ihnen bei Krefeld eine gänzliche Niederlage bei. Im folgenden
Jahre drangen die Franzosen zwar wieder in Südhannover ein, doch am
1. August 1759 schlug Ferdinand bei Minden das feindliche Heer wieder
gänzlich in die Flucht. Trotzdem brachen die Franzofen noch mehrere
Male mordend und plündernd in Südhannover ein, bis am 15. Februar
1763 Frieden geschlossen wurde.
2. Georg Ii. hatte den Friedensschluß des siebenjährigen Krieges
nicht mehr erlebt; er war schon 1760 gestorben. Ihm folgte sein
Enkel Georg Wilhelm Friedrich, als König von England
Georg Iii. (1760 — 1820). Georg Iii. nahm an den Kämpfen, welche
die Republik Frankreich am Ende des vorigen Jahrhunderts über Europa
heraufbeschwor, thätigen Anteil. Mit großem Ruhme kämpften die
hannoverschen Regimenter in Belgien und am Rhein; die hartnäckige
Verteidigung von Menin im April 1794 unter dem General
von Hammerstein ist eine der glänzendsten Waffenthaten dieser an
denkwürdigen Kriegsereignissen so reichen Zeit. Im folgenden Jahre
trat Hannover dem von Preußen mit Frankreich abgeschlossenen Separat-
frieden von Basel bei.
Acht Jahre lang hatte Hannover nun Ruhe vor den Franzosen.
Als aber im Jahre 1803 der Krieg zwischen Frankreich und England
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Extrahierte Personennamen: Georg_Ii Georg_Ii Friedrich_d Friedrich Georg_Ii von_Cumberland Georg Ferdinand_von_Braunschweig Ferdinand Ferdinand August Ferdinand Ferdinand Georg_Ii Georg_Wilhelm_Friedrich Wilhelm Friedrich Georg_Iii Georg_Iii Hammerstein
Extrahierte Ortsnamen: England Hannover Georgs Frankreich England Frankreich Hannover Rhein Krefeld Südhannover Südhannover England Frankreich Europa Belgien Rhein Frankreich Basel Frankreich
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Rohlfs: Der Orden der Snussi. 125
Es ist von vielen Mohammedanern, namentlich aber von anderen
Ordensbrüdern, wie das ja anch ganz natürlich ist, behauptet worden, die
Snussi seien Choms'), d. h. gehörten nicht den vier allein berechtigten
orthodoxen Riten der Sunniten: den Hanbalisten, Schasse'isten, Malekiten
und Hanesiten, an. Und es läßt sich nicht leugnen, daß dieser Vorwurf
eine gewisse Berechtigung hat, da die Snussibrüder die beim Beten
vorgeschriebenen gymnastischen Bewegungen etwas anders machen, sowie
sie auch bei den Worten des Gebetes selbst einige Silben verkürzen oder
verlängern, was äußerst störend auf die Rechtgläubigen wirkt. Wie ent-'
setzlich ist es z. B., wenn der Snussi am Eude der Fötha (ersten Koran-
Kapitels) anstatt dääälin kurzweg dälin, oder ganz am Ende anstatt aamiiin
(Amen) kurzweg amin sagt! Wegen solcher Fragen fand in Bengasi
verschiedenemal zwischen den Snussi und den Ordensbrüdern der Maleki-
ten und Hanesiten ein gelehrter Disput statt, aber zu einer Einigung
kam es nicht. Welch ein Lärm auch, wenn eine der Parteien in einer
so äußerst wichtigen Sache zum Rückzug geblaseu hätte!
Niemand aber wagte es bis jetzt, die Snussi des Chomstums an-
zuklagen; denn wo sie sind, da herrschen sie.
Was sie aber unter allen mohammedanischen Orden und Sekten noch
besonders auszeichnet, ist nicht der bloße Fanatismus innerhalb ihrer
eigenen Religion, sondern der glühende Christenhaß, der sie in dieser
Beziehung zu jedem Verbrechen antreibt, wenn dasselbe außerhalb des
Bereichs des irdischen Richters begangen werden kann; nur dieser allein
vermag ihren Leidenschaften einigermaßen noch einen Zaum anzulegen,
denn vor zukünftiger Strafe fürchten sie sich durchaus nicht, so sehr sie
auch äußerlich sich deu Anschein davon geben.
Der augenblickliche Scheich der Snussi, Sidi el Madhi beu Snussi,
ist der älteste Sohn des Stifters des Ordens, lebt verheiratet in
Djarabub, hat mehrere Kinder, verließ noch nie das Heiligtum, thut
täglich, wie sein verstorbener Vater, Wuuder und kann nicht nur als
der einflußreichste, sondern auch als der reichste Mann der ganzen öst-
lichen Wüste betrachtet werden.
1) Choms, von chamis, fünf, weil alle die die Fünften heißen, welche nicht einer
der vier orthodoxen Sekten angehören.
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TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil]]
TM Hauptwörter (200): [T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]