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1. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 265

1843 - Altona : Schlüter
S65 Schulen, der Prediger spricht hochdeutsch, der Landmann platt- deutsch; beide verstehen einander nicht. Niemand bemüht sich, die Seelen der Jugend zu veredeln. Die Lehrer sind gewöhn- lich, wie Christus sie nennt, blinde Leiter. So leidet denn hiedurch des Vaterlandes Flor, indem ihn die verheerende und zerstörende Dummheit anficht, mehr als in der blutigsten Schlacht. — Gott! dachte ich, mußte denn das so sein? Kann der Landmann, diese eigentliche Stärke des Staatskörpers, nicht auch gehörig gebildet und zu jedem guten Werke geschickt ge- macht werden? Wie viele tüchtige Menschen hätte ich in diesen Jahren nicht meinem Vaterlands gerettet, die jetzt ein Raub ihrer entsetzlichen Dummheit geworden sind! Ja, ich will die Maus sein! Gott helfe mir! — Und nun schrieb ich gleich den- selben Morgen die 13 Kapitel, woraus mein „Schulbuch für die Lehrer der Landleute" bestehen sollte, nieder und zwar auf die andere Seite des Blattes, worauf der Löwe, das Netz und die Maus standen, welches Blatt ich zum Andenken bewahre." — Rochow theilte den Plan nun seinem wackern Prediger Rudolph und dann, nach dessen Wunsch, dem berühmten Teller zu Berlin mit, dessen Beifall und guter Rath die Ausführung förderte. Darauf erschien Rochows erste Schrift „das Schulbuch" (1772); und nun entfalteten die „Reckan'schen Freischulen" ihre frische, schöne Blüthe. Der Hauptgrundsatz der Lehrer (Anfangs des Predigers Rudolph und des Schullehrers Bruns) war, nach Ap. Gesch. 8, v. 30r „Nur das Verstehen des Gelernten macht die Lehre nützlich. Lehre nichts, als was du selbst verstehst und nun auch andern verständlich machen kannst." — Bald wurden Rochows Schulen als Musterschulen über- all bekannt. Von allen Seiten wallfahrten diejenigen, welche im damals sehr mangelhaften Volksschulwesen Verbesserungen wirken wollten, nach Reckan, um hier die rechte Weise kennen zu lernen. Hier wurde der gute Same gesammelt und dann in allen Gegenden Deutschlands und den benachbarten Staaten ausgestreut. „Ach," rief Rochow aus, „daß doch dieses Trei- den auf Verbesserung des Unterrichts jenes Feuer wäre, von welchem der Heiland wünschte, es brennte schon!" — Mit diesem Hervortreten Rochow's beginnt die bessere Zeit der Land- und der niedern Bürgerschulen. Das Schulbuch, der Kate- chismus der gesunden Vernunft, der Kinderfreund, die Berichtigungen brachen die Bahn. Als einst ein gelehrter Mann seinen edlen Bestrebungen

2. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 535

1843 - Altona : Schlüter
535 auch Aug. Hern,. Franke hervor. Er bekennt von sich sel- der: „Gegen das 24 sie Jahr meines Lebens sing ich an, in mich zu gehen und meinen elenden Zustand tiefer zu erkennen. Ich hatte ohngefähr 7 Jahre Theologie studirt, hatte die Schrift durchgelesen, und wieder durchgelesen, auch viele andere Bücher; aber weil dieß Alles nur in den Verstand und in das Gedächt- niß gefaßt, und das Wort Gottes bei mir nicht ins Leben ge- bracht, sondern todt und unfruchtbar war, so mußte ich nun gleichsam aufs Neue den Anfang machen, ein Christ zu wer- den. Ich fand mich aber durch so mancherlei Hindernisse ver- strickt, welches keine groben Laster waren, sondern die Ver- strickungen in den Studien und in der Weltgefälligkeit. In solchem Zustande war ich gleichsam wie in einer Dämmerung. Einen Fuß hatte ich schon auf die Schwelle des Tempels ge- setzt und dennoch ward ich von der so tief eingewurzelten Welt- liebe zurückgehalten, vollends hineinzugehen. Hiebei war den- noch ein solcher Grund in meinem Herzen, daß ich die Gottse- ligkeit liebte, und davon mit allem Ernste redete, daß ich auch für einen eifrigen Christen gehalten wurde. Ich aber weiß wohl, daß der Sinn dieser Weck damals noch die Oberhand in mir hatte, und daß das Böse so stark in mir war, als ein Riese, gegen den sich etwa ein Kind auflehnt. Mit der einen Hand ergriff ich den Himmel, mit der andern die Welt, wollte Gottes und der Welt Freundschaft zugleich genießen." — In solchem Zustande des Herzens kam Franke nach Lüneburg, zu dem gelehrten und frommen Superintendenten Sandha- gen; dessen Unterricht über die Bibel lös'ce dann seine Seele von der Weltlust und bewirkte vollends die Wiedergeburt. Ganz in Spener's Geist wirkte er als Prediger in Erfurt und dann von 1092—1727 in Halle. Ein schönes Denkmal seines Glaubens und Wirkens ist das große Hallesche Waisen- haus — die Frankesche Stiftung. Zu dem leiblichen Brot, das er den Armen so gern reichte, wollte er ihnen auch Himmels- brot spenden. Er richtete sein Augenmerk besonders auf die ohne Zucht und Vermahnung zum Herrn aufwachsende Jugend. Einst schenkte ihm Jemand zu diesem Zwecke 4 Thlr. und 16 Großen. „Das ist ein ehrlich Kapital, davon muß man was Rechtes stiften, ich will eine Armenschule damit anfangen." Gedacht, gethan im Na- nren des Herrn, llnb dies; „ehrliche Kapital" legte den Grund zu der großartigen Anstalt, die jetzt die beiden Häuserreihen einer gan- zen Straße einnimmt. Durch milde Beiträge frommer Perso-

3. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 552

1843 - Altona : Schlüter
552 Eben so ausgedehnten Grundbesitz, wie er diesen Bischöfen zu- stand, erwarben sich die großen kirchlichen Stiftungen, die theils, wie die sogenannten Stifter, Vereine von Geistlichen waren zu einem gottseligen Leben nach gemeinsamen äußern Regeln, wobei fiel? bte Mitglieder aber jedoch weder kirchlichen Geschäf- ten und Ämtern unterzogen, noch auch ihr selbstständiges Ver- mögen aufopferten; hieher gehörten die Domkapitel, das Colle- giatstift zu Hadersleben, die Stifter zu Neumünster, das nach Bordesholm verlegt ward, zu Segeberg und zu Mohrkir- chen; die Mitglieder derselben hießen Domherren, Stiftsherren oder Chorherren; theils waren sie wirkliche Klöster oder Ver- eine nach einer bestimmten Monchsregel mit dem Gelübde ge- meinsamer Wohnung, Einsamkeit und Armuth, wohin namentlich die vielen Bettelklöster, von denen es fast in allen unsern Städ- ten eins oder mehrere gab, gehörten. Gewöhnlich wurde die Armuth indeß so gefaßt, daß nicht die Einzelnen, wol aber das Kloster als Ganzes sich Vermögen erwerben konnte, und dieß war der Fall bei den reichen Mönchsklöstern zu Cismar, Ahrens- bök, Ruhkloster und Lügum, ferner bei den Nonnenklöstern zu Sanct Johannis bei Schleswig, zu Preetz, Utersen, Reinbeck und Jven- « sieth, welches letztere um 1256 nach Itzehoe verlegt ward. Den Vorrang vor Allen aber erwarb sich durch Reichthum und An- sehn das berühmte Mönchskloster zu Reinfeld. Doch nicht allein, daß das Land auf diese Weise mit Geistlichen überfüllt war, auch ihre Vorrechte waren ausnehmend; ihre Gerichtsbarkeit un- terdrückte die weltliche, und die Ohrenbeichte verschaffte ihnen eine oft genug mißbrauchte Macht selbst über das Familienleben. Ihr Reichthum hatte sie zu einer Üppigkeit verleitet, bei der alle Re- ligiösität nur in eine Beobachtung äußerer Formen verwandelt ward. Dennoch hat die Geistlichkeit damals bei uns sich nie die Macht erworben, wie in südlichen Ländern, theils wegen Kürze ihrer Herrschaft, theils wegen widerstrebender Volksge- ivohnheiten; so fand namentlich ihr Anspruch auf den zehnten Theil alles Ertrags, verschon der Ausbreitung des Christenthums sehr hinderlich ward, bei uns nie vollständig Eingang. Als da- her zuerst wieder durch Johann Huß das Licht durch die Fin- sterniß schien und die Finsternisse es nicht begriffen, blieb auch unser Vaterland nicht ohne alle Bewegung, die freilich damals noch bald besiegt wurde; in Dithmarschen starb selbst Huß' An- hänger, der Prediger Heinrich Grove zu Brunsbüttel, den Märtyrertod. Aber seitdem die Buchdruckerkunst, deren Erfindung

4. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 260

1843 - Altona : Schlüter
260 öffentlichen Bethäusern ihr stilles Heiligthum; und so mochte man wol sagen: Die Menschen kamen nimmer vom Tempel und dieneten Gott Tag und Nacht. Za, um mitten in den Zerstreuungen des irdischen Geschäftslebens einen Erinnerer an das Ewige zu haben und wenigstens im Geiste täglich mehrmals und zu gleichen Zeitpunkten um den gemeinschaftlichen Vater sich sammeln zu können, verabredete man ein Zeichen, das öffentlich und aller Orten beim Anbruch und in der Mitte und am Schluffe des Tages hiezu gegeben wurde, und nannte dieß: Bet- glocke. Draeseke. Herrlicher, göttlicher Geist! kehre zurück. 6. Der Edlen Wort und That klingt noch nach Jahren wieder. 143. Der gute Hirt. Karl Theodor vondalberg, ehemals Kurfürst von Mainz und Erzkanzler des Deutschen Reichs — zur Franzosenzeit einst- weilen Fürst-Primas deö deutschen Bundes und Großherzog zu Frankfurt — geb. d. 8. Febr. 1744, ausgezeichnet durch Geist und Gemüth, war auch als Regent unermüdlich im Gutesthun. Als er am 25. Juli 1802, zur Zeit der napoleon'schen Gewalt- griffe, für seinen Kurstaat Mainz, den er abtreten mußte, die uralte, berühmte, aber durch das Unglück der Zeiten in trauri- gen Verfall gerathene Reichsstadt Regens bürg erhielt, lastete auf diesem kleinen Freistaat eine Schuld von mehr als andert- halb Millionen Gulden, als Folge des Krieges und der franzö- sischen Erpressungen. Dalbergs erstes und wichtigstes Geschäft war, diese drückende Last zu mildern. Er entwarf deßhalb einen Schuldentilgungsplan, führte bei seinem Hoflager und in der Verwaltung eine weise Sparsamkeit ein und bezahlte binnen den sieben Jahren seiner hiesigen Regierung über anderthalb Mal hunderttausend Gulden ab. Er verbesserte das Vormund- schaftswesen und tilgte auch hier eine Schuld von 13,000 Gul- den. Er gründete eine vortreffliche Anstalt zur Unterstützung der Armen, schaffte die Straßenbettelei ab, legte Holzmagazine für die Dürftigen an und setzte sie in nützliche Beschäftigung. Für die Schulanstalten entwarf er einen weisen Lehrplan und ver- band mit dem Unterricht für den Geist auch Handarbeiten. Er weckte den Flor der höhern Gelehrtenschule, verbesserte den Ge- halt sowol der katholischen als evangelischen Lehrer und der

5. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 263

1843 - Altona : Schlüter
263 Der Nachwelt hat er mehr denn dreißig Schriften zu Nutz und Frommen hinterlassen. Seine Ansichten sind hell; seine Beredsamkeit ist hinreißend. „Willst du deine Unterthanen glücklich wissen/- spricht er, „so strebe nach drei Dingen: daß Keiner hungere; daß Jeder beschäftigt sei; daß Alle gerecht, und wo möglich liebend seien! — das sind in allen und jeden Fallen Bedürfnisse zur Glück- seligkeit. " „Glaube nie, daß du über Engel regierst; auch in den besten Menschen liegen Keime von Fehlern rc. Glaube aber auch nicht, Teufel zu beherrschen; es sind unglückliche, verirrte, empfindsame, ursprünglich erhabene Geschöpfe; es sind Menschen, deine Brüder." „Belohnungen spare bloß für die Tugend. Gib deinen Unterthanen selbst Beispiele der Tugend und Gerechtigkeit! Du weißt, wie sehr der Trieb zur Nachahmung, zur Ähnlichwer- dung in der Menschheit liegt. " „Traue Schmeichlern nicht! Ihre Sprache ist Seelengift. Aber wisse: der ärgste Schmeichler ist in deiner Brust: die Lüge der Hoffahrt." „Überlege behutsam und lang; führe das Beschlossene schnell und kühn aus." „Solltest du dein Volk ansehen, wie der Metzger sein Schlachtvieh; als Waare, brauchbar zur Sättigung deines Gei- zes, deiner Ruhmbegierde, deiner Lüsternheit? — O so klage dich die Stimme bedrückter Waisen, der von vergossenem Men- schenblute aufsteigende Dampf bei deinem und Aller Richter an!" Thaten reden gewaltig. Wünsche jeder Gemeinde einen Dalberg im Kleinen! 144. Friedrich Eberhard v. Rochow. Zu denen, von welchen es heißt: „Die Lehrer werden leuch- ten wie des Himmels Glanz!" zu den verklärten Jugendfreun- den, zu A. H. Franke, Salzmann, Wadzeck, Pestalozzi, Fel- lenberg — ist auch Rochow versammelt worden. Ein redlicher, hochgebildeter Vater — der preußische Staats- minister F. W. v. Rochow —, eine fromme Mutter, zwei

6. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 509

1843 - Altona : Schlüter
509 reicht. Ohne diese besondere göttliche Erziehung ist weder Mensch noch Menschheit denkbar. ».Durch diese besondern Offenbarungen seit Erschaffung des Menschen bis auf Christus wollte und will Gott die Menschen zu sich hinaufziehen und zu seinen Kindern erheben. Eltern, Lehrer und andere Menschen, welche diese Offenbarungen Gottes aufgenommen haben, sind seine Stellvertreter und die ersten Er- zieher der Kinder, und wollen sie's in Wahrheit sein, so dürfen sie auch nur in der „ Zucht und Vermahnung « des Herrn er- ziehen. Wie aber Gott seine Menschen seit Erschaffung der Welt erzogen und geleitet hat: das lehrt uns eben die heilige Schrift, die Geschichte der göttlichen Erziehung, so wie, durch diese betrachtet, auch die Geschichte der Menschheit überhaupt und jedes einzelnen Volkes — ja Menschen insbesondere. Die Offenbarungen Gottes in der heil. Schrift, so wie in der Ge- schichte der Völker und des Einzelnen und in der uns umge- benden Natur: diese Offenbarungen enthalten und geben auch wiederum die Erziehung jedes einzelnen Menschen von der Wiege bis zur Bahre: und zwar erst vorzugsweise in den erziehenden Eltern oder in der Familie — S. Nro. 67 — 132, dann in den unterrichtenden und erziehenden Lehrern oder in der Schule — S. Nro. 138 (9) — 140 und 143 u. 144, drit- tens in dem Geiste der durch das Wort und den heiligen Geist des Vaters und des Sohnes gegründeten und geleiteten christ- lichen Kirche — S. Nro. 119 — 123 und 141 —- 143 und 229, so wie endlich in den Gesetzen des Volkes oder Staates — S. Nro. 133—137, Nro. 104 und das weiter unten Fol- gende. Darum sind auch Familie, Schule, Kirche und Staat die Erziehungs- und Bildungsanstalten der Menschen. Was das Haus Gutes beginnt, soll die Schule fortsetzen; Kirche, Staat und Welt überhaupt sollen es dann der Vollendung nä- her führen. Die Erziehung aber, will hier heißen die christlich religiöse Erhebung leidet Noth, wenn das Haus nicht thut und gibt, was es sollte, die Schule nicht lehrt und bildet, was und wie ihr obliegt, und dadurch das Böse der Welt die erziehliche Herrschaft gewinnt und ihr Gutes die bildende Kraft verliert. Die Schule steht hier in der Mitte, damit sie ergänze, was dem Hause mangelt, und verbessere, »pas es verfehlt, und damit sie auf das Verhalten und die Wirksamkeit im späteren Leben oder in der Welt vorbereite und hinleite. Haus und Schule sind die Erzieher der Jugend; Kirche, Staat und Welt über-

7. Weltkunde - S. 114

1886 - Hannover : Helwing
114 Großen; Reichsverordnungen oder Kapitularien. Die alten Herzog- tümer mit ihren Volksherzögen an der Spitze, die zu sehr au die Selbständigkeit der einzelnen Stämme erinnerten, waren aufgelöst. Dafür traten die Gaugrafen als kaiserliche Ver- walter, Richter und Heerführer auf. Zn den Grenzländern waren Markgrafen, in den Pfalzen Pfalzgrafen, auf Domänen Kammerboten. Die Sendgrafen revidierten. — Alle Freien mußten dem Kriegsaufgebote folgen; sie bildeten den Heerbann. Karl sorgte für das Wohl seines Reiches. Um den Handel zu fördern, wollte er schon den Rhein-Donau-Kanal anlegen. Er verbesserte den Acker- und Obstbau, richtete gute Schulen ein (Klosterschulen, Hof- schulen), berief tüchtige Lehrer, ließ gute Bücher abschreiben und eine deutsche Grammatik verfassen, sammelte deutsche Lieder und gab den Monaten deutsche Namen. Er stiftete eine Reihe von Bistümern: Münster, Minden, Osnabrück, Verden, Bremen, Paderborn, Halberstadt und Elze, welches später nach Hildesheim verlegt ist. Er sorgte für Ansehen und Unterhalt der Geistlichen, hielt aber auch strenge auf Pflichterfüllung. Die Zahl der Kirchen wuchs. In ihrer Nähe siedelten sich Kaufleute an. Auch nahmen die Jahrmärkte ihren Anfang. 3. Karls Persönlichkeit. Karl war groß (7 seiner eigenen Fußlängen) und kräftig. Zn seiner Lebensweise war er schlicht. Gewöhnlich trug er nur Kleidung von Leinen und Tuch; bei feierlichen Gelegenheiten erschien er jedoch in vollem Kaiser- schmucke. Das Schwert hatte er stets an der Seite. Er war der beste Fechter, Schwimmer und Reiter unter den Franken. Sein Auge leuchtete den Dürftigen mild, den Schuldigen furchtbar. Er war den ganzen Tag thätig, schlief wenig, lernte im Alter noch schreiben und ging täglich zweimal zur Kirche. Eine feste Residenz hatte er nicht, sondern zog im Lande umher und wohnte auf seinen Pfalzen. Am liebsten weilte er jedoch in Aachen. Hier starb er auch 814 im Alter von 72 Jahren und fand im Dome seine Ruhestätte. § 33. Karls Nachfolger. Karls Sohn Ludwig (814 bis 840) erhielt den Beinamen „der Fromme", weil er der Kirche besonders zugethan (nochmalige Salbung, mönchisches Leben am Hofe, Mission nach Norden von Corvey und Hamburg aus, Ansgarius rc.), und weil er schwach und gutmütig war (schwache Reichsleitung, Weggeben von Zollfreiheiten und freien Gerichtsbarkeiten, übertriebene Nachsicht gegen die Lehensträger, die ihre Lehen bereits als erblich ansahen, mehrmalige Teilung des Reichs unter seine Söhne, deren Empörungen rc.) — Nach seinem Tode kriegten die Söhne um die Erbschaft und teilten sie im Vertrage zu Verdun 843. l. Lothar erhielt als Kaiser Italien, Lothringen, Burgund und Fries- land; 2. Ludwig der Deutsche Deutschland bis an den Rhein und jenseit noch Mainz, Speyer, Worms; 3. Karl der Kahle das jetzige Frankreich und Spanien bis zum Ebro. — Es ist nun folgendes zu merken: 1. Frankreich und Deutschland waren von nun an geschieden. Diejenigen Franken, welche sich in Gallien festgesetzt hatten, vermischten sich mit den Galliern oder Kelten, deren Nationalität die deutsche verdrängte. Aus der fränkischen, keltischen und lateinischen Sprache bildete sich die französische. — 2. Die Kaiserkrone war zuerst in Italien (Lothar), dann in Frankreich (Karl der Kahle), daraus kam sie

8. Weltkunde - S. 140

1874 - Hannover : Helwing
140 Kirche zuerst aus? — 9. Beschreibe den Verlauf der Reformation in Deutschland! — 10. Gieb das Wichtigste über die Reformation außer- halb Deutschlands an! — 11. Welche Kämpfe hatte die Reformation zu bestehen? — 12. Gliedere den dreißigjährigen Krieg! — 13. Wann verloren wir Metz, wann den Elsaß? — 14. Welche Gebietsver- änderungen erfolgten im westfälischen Frieden? — 15. Wodurch ist der Nürnberger Neligionsfrieden und der westfälische Frieden für die Pro- testanten wichtig? — 16. Was geschah genau 100 Jahre vor Gustav Adolfs Landung? — 17. Was ist erzählt: a) von Frankreich, b) von Schweden, c) von England, d) von den Niederlanden, e) von Irland? — 18. Welche Erfindungen und Entdeckungen fallen in diese Zeit? — 19. Beschreibe Gustav Adolf's Zug durch Deutschland! — 20. Welches war die Ursache: a) des Bauernkrieges, b) des dreißigjährigen Krieges überhaupt und insbesondere des böhmisch-pfälzischen und des nieder- sächsisch-dänischen Krieges? — 21. Was ist das Nestitutionsedikt? — 22. Welches ist der Zweck des Jesuitenordens? — 23. Weshalb mischte sich Gustav Adolf in den dreißigjährigen Krieg? Und weshalb thaten dies die Franzosen? — 24. Was sind Landsknechte? — 25. Wodurch ist Luther der Gründer einer gemeinschaftlichen Sprache für alle deutschen Stämme geworden? Welche seiner Schriften sind dir bekannt? — 26. Weshalb blieb das deutsche Volk nach dem 30jährigen Kriege noch lebensfähig? 5. Naümülgeschichte. a) S inken der Habsburgischen Monarchie, Preußens Emporwachsen. 1648 — 1740. Z. 68. Das sog. Jahrhundert Ludwigs Xiv. Unter Ludwig Xiii. (Kardinal Richelieu) und Ludwig Xiv. (1643 — 1715) gewann Frankreich das Uebergewicht über die andern Staaten in Europa. Der letztere (schlau, herrschsüchtig und prachtliebend) besiegte die trotzigen großen Vasallen, die nun Hof- leute und Officiere wurden; er unterdrückte die Hugenotten (Auf- hebung des Edikts von Nantes) und begründete die unumschränkte Königsmacht („Der Staat bin Ich"). Handel, Gewerbe, Künste und Wissenschaften nahmen während seiner glanzvollen Negierung einen hohen Aufschwung, obwohl das Land verarmte. Französische Sprache, Bildung, Mode und Leichtfertigkeit in Sitte und Religion wurde in ganz Europa (auch leider durch das Beispiel der Fürsten in Deutschland) herrschend. Die einzelnen Regenten suchten Ludwigs Negierungsweise nachzumachen, wodurch die Unterthanen gedrückt und belastet wurden. In Deutschland nahm Einheit und Einig- keit immer mehr ab; die kaiserliche Macht galt nichts mehr, denn nicht nur waren die Kaiser (Ferdinand Iii. 1637 — 57, Leopold I. 1657 — 1705, Joseph I. 1705 — 11) schwach, sondern sie waren auch bei allen wichtigen Angelegenheiten an die einhellige Zu-

9. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 68

1884 - Hannover : Helwing
68 Das Mittelalter. errichtete er auf seinen Gtern Musterwirtschaften, in denen die strengste Ordnung herrschen mute. Er selber war ein tchtiger Landwirt und gab die genauesten Anweisungen der die Pflege der Haustiere und Bienen, der die Wein- und Bierbereitung, der die Aufbewahrung der Wintervorrte, der Feld- und Gartenbau. Die Gutsverwalter muten ein genaues Verzeichnis der alle auf dem Gute vorhandenen Gegenstnde einreichen; Karl prfte die Rechnungen, in die auch die kleinsten verkauften Gegenstnde, z. B. jedes verkaufte Ei, eingetragen werden mute. Alle greren Verbesserungen ordnete er selbst an. d. Karls Lebensweise und sein Tod. Karl war von groem, starkem Krperbau. Seine Kraft war so gewaltig, da er einst einen Mauren mit einem Hiebe spaltete und Hufeisen zerbrechen konnte. Er ritt und jagte gern und oft; im Schwimmen bertraf ihn keiner. In Speise und Trank war er sehr mig. Am liebsten a er Braten, den seine Jger am Spiee braten und auftragen muten. Whrend der Mahlzeit lie er sich gern aus der heiligen Schrift oder der die Thaten alter Helden vorlesen. Seinen Nachtschlaf unterbrach er hufig vier-oder fnfmal durch Aufstehen. Stets hatte der Kaiser sein Schwert an der Seite. Fr gewhnlich unterschied sich seine Kleidung von der eines seiner Unterthanen nicht; auslndische Kleidung hate er. Karls Wohlthtigkeit erstreckte sich nicht blo auf seine Unterthanen, sondern weit bers Meer pflegte er Geld zu schicken, nach Syrien und Jerusalem, nach Alexandria und Karthago, wenn er hrte, da Christen dort in Drftigkeit lebten. Der Ruhm seines Namens war weit verbreitet; selbst der Kalif von Bagdad am Tigris sandte ihm Geschenke. Vor allem edlen Wissen hatte Karl groe Achtung; aber er selber hatte einen mangelhaften Unterricht genossen. Er lernte die Rechenkunst noch im hheren Mannesalter; die Schreibkunst aber vermochte er sich nicht mehr anzueignen. Er gab sich groe Mhe, fhrte sein Tfelchen immer bei sich und legte es bei Nacht unter sein Kopfkissen, um das Schreiben zu den, wenn er nicht schlafen konnte; doch die des Schwertes ge-wohnte Hand vermochte den leichten Federkiel nicht zu regieren. Die letzten Lebensjahre wurden dem alten Kaiser durch Krankheit und den Verlust seiner beiden ltesten Shne getrbt. Als er sein Ende nahen fhlte, machte er sein Testament. In demselben waren die Armen reichlich bedacht; den Geistlichen seines Reiches vermachte er ein Drittel seines Vermgens an Geld, Hausrat und Kostbarkeiten. Dann berief er seinen Sohn Ludwig und die Groen seines Reiches nach Aachen und stellte seinen Sohn als Nachfolger in der Kaiserwrde vor. Hierauf begab er sich in die Marienkirche, wohin ihm die ganze Versammlung folgte; dort knieete er vor dem Hauptaltare zu inbrnstigem Gebete

10. Die Geschichte in tabellarischer Übersicht - S. 145

1887 - Hannover : Helwing
145 fj a £ L mit Rügen und Stettin, die mecklenburgische Stadt Wismar und die Bistümer Bremen und Verden. b) Deutschland betreffend. Staatliche Angelegenheiten: 1) Die Unabhängigkeit der Schweiz und der Niederlande wird anerkannt. 2) Die Rheinpfalz mit der neu geschaffenen achten Kurwürde wird an Friedrichs V. Sohn, den Pfalzgrafen Karl Ludwig, zurückgegeben. Bayern bleibt im Besitz der Oberpfalz. 3) Brandenburg erwirbt den größeren Teil von Hinterpommern und als Entschädigung für das ihm nach Erbrecht zustehende ungeteilte Pommern die Anwartschaft auf das Herzogtum (bisher Erzbistum) Magdeburg und die Bistümer Halberstadt, Minden und Kammin (als weltliche Herzogtümer). Magdeburg fällt 1680 nach dem Tode des Administrators August von Sachsen an Brandenburg. 4) Sachsen erhält die Lausitz. 5) Mecklenburg erhält die säkularisierten Bistümer Schwerin und Ratzeburg. 6) Braunschweig-Lünebnrg erhält die Klöster Walkenried 1 - . und Gröningen und das Recht, abwechselnd mit einem katholischen Bischof im Bistum Osnabrück zu succediereu. 7) Hessen-Kassel erhält die Abtei Hersfeld und sechshundert- V.v tausend Thaler. Den Reichs ständen wird die volle Landeshoheit zugestanden, das jus pacis et armorum, das Recht der Bundesschließung auch mit dem Ausland außer gegen Kaiser und Reich. — Vernichtung der kaiserliche« Gewalt. Kirchliche Angelegenheiten: 1) Bestätigung des Passaner Vertrages und Augsburger Religionsfriedens; auch die Reformierten erhalten Religionsfreiheit. 2) Aufhebung des Restitutionsedikts durch Festsetzung des Normaljahres 1624: Katholiken und Evangelische bleiben im Besitz der geistlichen Stifter und Güter, die sie am 1. Jauuar 1624 inne gehabt. Das jus reformandi, das ist die Befugnis, den Unterthanen, die durch das Normaljahr keine freie Religionsübung zugesichert erhalten haben, die Religion vorzuschreiben, bleibt den Landesherren. Frankreich und Schweden sind Garanten des westfälischen Friedens. Folgen des dreißigjährigen Krieges: Durch die entsetzlichen Verwüstungen des Krieges ist der Wohlstand Deutschlands vernichtet, mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist untergegangen, die Sitten sind verwildert, der Aberglaube herrscht Heinze, Geschichte. 10
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