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1. Weltkunde - S. 114

1886 - Hannover : Helwing
114 Großen; Reichsverordnungen oder Kapitularien. Die alten Herzog- tümer mit ihren Volksherzögen an der Spitze, die zu sehr au die Selbständigkeit der einzelnen Stämme erinnerten, waren aufgelöst. Dafür traten die Gaugrafen als kaiserliche Ver- walter, Richter und Heerführer auf. Zn den Grenzländern waren Markgrafen, in den Pfalzen Pfalzgrafen, auf Domänen Kammerboten. Die Sendgrafen revidierten. — Alle Freien mußten dem Kriegsaufgebote folgen; sie bildeten den Heerbann. Karl sorgte für das Wohl seines Reiches. Um den Handel zu fördern, wollte er schon den Rhein-Donau-Kanal anlegen. Er verbesserte den Acker- und Obstbau, richtete gute Schulen ein (Klosterschulen, Hof- schulen), berief tüchtige Lehrer, ließ gute Bücher abschreiben und eine deutsche Grammatik verfassen, sammelte deutsche Lieder und gab den Monaten deutsche Namen. Er stiftete eine Reihe von Bistümern: Münster, Minden, Osnabrück, Verden, Bremen, Paderborn, Halberstadt und Elze, welches später nach Hildesheim verlegt ist. Er sorgte für Ansehen und Unterhalt der Geistlichen, hielt aber auch strenge auf Pflichterfüllung. Die Zahl der Kirchen wuchs. In ihrer Nähe siedelten sich Kaufleute an. Auch nahmen die Jahrmärkte ihren Anfang. 3. Karls Persönlichkeit. Karl war groß (7 seiner eigenen Fußlängen) und kräftig. Zn seiner Lebensweise war er schlicht. Gewöhnlich trug er nur Kleidung von Leinen und Tuch; bei feierlichen Gelegenheiten erschien er jedoch in vollem Kaiser- schmucke. Das Schwert hatte er stets an der Seite. Er war der beste Fechter, Schwimmer und Reiter unter den Franken. Sein Auge leuchtete den Dürftigen mild, den Schuldigen furchtbar. Er war den ganzen Tag thätig, schlief wenig, lernte im Alter noch schreiben und ging täglich zweimal zur Kirche. Eine feste Residenz hatte er nicht, sondern zog im Lande umher und wohnte auf seinen Pfalzen. Am liebsten weilte er jedoch in Aachen. Hier starb er auch 814 im Alter von 72 Jahren und fand im Dome seine Ruhestätte. § 33. Karls Nachfolger. Karls Sohn Ludwig (814 bis 840) erhielt den Beinamen „der Fromme", weil er der Kirche besonders zugethan (nochmalige Salbung, mönchisches Leben am Hofe, Mission nach Norden von Corvey und Hamburg aus, Ansgarius rc.), und weil er schwach und gutmütig war (schwache Reichsleitung, Weggeben von Zollfreiheiten und freien Gerichtsbarkeiten, übertriebene Nachsicht gegen die Lehensträger, die ihre Lehen bereits als erblich ansahen, mehrmalige Teilung des Reichs unter seine Söhne, deren Empörungen rc.) — Nach seinem Tode kriegten die Söhne um die Erbschaft und teilten sie im Vertrage zu Verdun 843. l. Lothar erhielt als Kaiser Italien, Lothringen, Burgund und Fries- land; 2. Ludwig der Deutsche Deutschland bis an den Rhein und jenseit noch Mainz, Speyer, Worms; 3. Karl der Kahle das jetzige Frankreich und Spanien bis zum Ebro. — Es ist nun folgendes zu merken: 1. Frankreich und Deutschland waren von nun an geschieden. Diejenigen Franken, welche sich in Gallien festgesetzt hatten, vermischten sich mit den Galliern oder Kelten, deren Nationalität die deutsche verdrängte. Aus der fränkischen, keltischen und lateinischen Sprache bildete sich die französische. — 2. Die Kaiserkrone war zuerst in Italien (Lothar), dann in Frankreich (Karl der Kahle), daraus kam sie

2. Weltkunde - S. 140

1874 - Hannover : Helwing
140 Kirche zuerst aus? — 9. Beschreibe den Verlauf der Reformation in Deutschland! — 10. Gieb das Wichtigste über die Reformation außer- halb Deutschlands an! — 11. Welche Kämpfe hatte die Reformation zu bestehen? — 12. Gliedere den dreißigjährigen Krieg! — 13. Wann verloren wir Metz, wann den Elsaß? — 14. Welche Gebietsver- änderungen erfolgten im westfälischen Frieden? — 15. Wodurch ist der Nürnberger Neligionsfrieden und der westfälische Frieden für die Pro- testanten wichtig? — 16. Was geschah genau 100 Jahre vor Gustav Adolfs Landung? — 17. Was ist erzählt: a) von Frankreich, b) von Schweden, c) von England, d) von den Niederlanden, e) von Irland? — 18. Welche Erfindungen und Entdeckungen fallen in diese Zeit? — 19. Beschreibe Gustav Adolf's Zug durch Deutschland! — 20. Welches war die Ursache: a) des Bauernkrieges, b) des dreißigjährigen Krieges überhaupt und insbesondere des böhmisch-pfälzischen und des nieder- sächsisch-dänischen Krieges? — 21. Was ist das Nestitutionsedikt? — 22. Welches ist der Zweck des Jesuitenordens? — 23. Weshalb mischte sich Gustav Adolf in den dreißigjährigen Krieg? Und weshalb thaten dies die Franzosen? — 24. Was sind Landsknechte? — 25. Wodurch ist Luther der Gründer einer gemeinschaftlichen Sprache für alle deutschen Stämme geworden? Welche seiner Schriften sind dir bekannt? — 26. Weshalb blieb das deutsche Volk nach dem 30jährigen Kriege noch lebensfähig? 5. Naümülgeschichte. a) S inken der Habsburgischen Monarchie, Preußens Emporwachsen. 1648 — 1740. Z. 68. Das sog. Jahrhundert Ludwigs Xiv. Unter Ludwig Xiii. (Kardinal Richelieu) und Ludwig Xiv. (1643 — 1715) gewann Frankreich das Uebergewicht über die andern Staaten in Europa. Der letztere (schlau, herrschsüchtig und prachtliebend) besiegte die trotzigen großen Vasallen, die nun Hof- leute und Officiere wurden; er unterdrückte die Hugenotten (Auf- hebung des Edikts von Nantes) und begründete die unumschränkte Königsmacht („Der Staat bin Ich"). Handel, Gewerbe, Künste und Wissenschaften nahmen während seiner glanzvollen Negierung einen hohen Aufschwung, obwohl das Land verarmte. Französische Sprache, Bildung, Mode und Leichtfertigkeit in Sitte und Religion wurde in ganz Europa (auch leider durch das Beispiel der Fürsten in Deutschland) herrschend. Die einzelnen Regenten suchten Ludwigs Negierungsweise nachzumachen, wodurch die Unterthanen gedrückt und belastet wurden. In Deutschland nahm Einheit und Einig- keit immer mehr ab; die kaiserliche Macht galt nichts mehr, denn nicht nur waren die Kaiser (Ferdinand Iii. 1637 — 57, Leopold I. 1657 — 1705, Joseph I. 1705 — 11) schwach, sondern sie waren auch bei allen wichtigen Angelegenheiten an die einhellige Zu-

3. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 68

1884 - Hannover : Helwing
68 Das Mittelalter. errichtete er auf seinen Gtern Musterwirtschaften, in denen die strengste Ordnung herrschen mute. Er selber war ein tchtiger Landwirt und gab die genauesten Anweisungen der die Pflege der Haustiere und Bienen, der die Wein- und Bierbereitung, der die Aufbewahrung der Wintervorrte, der Feld- und Gartenbau. Die Gutsverwalter muten ein genaues Verzeichnis der alle auf dem Gute vorhandenen Gegenstnde einreichen; Karl prfte die Rechnungen, in die auch die kleinsten verkauften Gegenstnde, z. B. jedes verkaufte Ei, eingetragen werden mute. Alle greren Verbesserungen ordnete er selbst an. d. Karls Lebensweise und sein Tod. Karl war von groem, starkem Krperbau. Seine Kraft war so gewaltig, da er einst einen Mauren mit einem Hiebe spaltete und Hufeisen zerbrechen konnte. Er ritt und jagte gern und oft; im Schwimmen bertraf ihn keiner. In Speise und Trank war er sehr mig. Am liebsten a er Braten, den seine Jger am Spiee braten und auftragen muten. Whrend der Mahlzeit lie er sich gern aus der heiligen Schrift oder der die Thaten alter Helden vorlesen. Seinen Nachtschlaf unterbrach er hufig vier-oder fnfmal durch Aufstehen. Stets hatte der Kaiser sein Schwert an der Seite. Fr gewhnlich unterschied sich seine Kleidung von der eines seiner Unterthanen nicht; auslndische Kleidung hate er. Karls Wohlthtigkeit erstreckte sich nicht blo auf seine Unterthanen, sondern weit bers Meer pflegte er Geld zu schicken, nach Syrien und Jerusalem, nach Alexandria und Karthago, wenn er hrte, da Christen dort in Drftigkeit lebten. Der Ruhm seines Namens war weit verbreitet; selbst der Kalif von Bagdad am Tigris sandte ihm Geschenke. Vor allem edlen Wissen hatte Karl groe Achtung; aber er selber hatte einen mangelhaften Unterricht genossen. Er lernte die Rechenkunst noch im hheren Mannesalter; die Schreibkunst aber vermochte er sich nicht mehr anzueignen. Er gab sich groe Mhe, fhrte sein Tfelchen immer bei sich und legte es bei Nacht unter sein Kopfkissen, um das Schreiben zu den, wenn er nicht schlafen konnte; doch die des Schwertes ge-wohnte Hand vermochte den leichten Federkiel nicht zu regieren. Die letzten Lebensjahre wurden dem alten Kaiser durch Krankheit und den Verlust seiner beiden ltesten Shne getrbt. Als er sein Ende nahen fhlte, machte er sein Testament. In demselben waren die Armen reichlich bedacht; den Geistlichen seines Reiches vermachte er ein Drittel seines Vermgens an Geld, Hausrat und Kostbarkeiten. Dann berief er seinen Sohn Ludwig und die Groen seines Reiches nach Aachen und stellte seinen Sohn als Nachfolger in der Kaiserwrde vor. Hierauf begab er sich in die Marienkirche, wohin ihm die ganze Versammlung folgte; dort knieete er vor dem Hauptaltare zu inbrnstigem Gebete

4. Die Geschichte in tabellarischer Übersicht - S. 145

1887 - Hannover : Helwing
145 fj a £ L mit Rügen und Stettin, die mecklenburgische Stadt Wismar und die Bistümer Bremen und Verden. b) Deutschland betreffend. Staatliche Angelegenheiten: 1) Die Unabhängigkeit der Schweiz und der Niederlande wird anerkannt. 2) Die Rheinpfalz mit der neu geschaffenen achten Kurwürde wird an Friedrichs V. Sohn, den Pfalzgrafen Karl Ludwig, zurückgegeben. Bayern bleibt im Besitz der Oberpfalz. 3) Brandenburg erwirbt den größeren Teil von Hinterpommern und als Entschädigung für das ihm nach Erbrecht zustehende ungeteilte Pommern die Anwartschaft auf das Herzogtum (bisher Erzbistum) Magdeburg und die Bistümer Halberstadt, Minden und Kammin (als weltliche Herzogtümer). Magdeburg fällt 1680 nach dem Tode des Administrators August von Sachsen an Brandenburg. 4) Sachsen erhält die Lausitz. 5) Mecklenburg erhält die säkularisierten Bistümer Schwerin und Ratzeburg. 6) Braunschweig-Lünebnrg erhält die Klöster Walkenried 1 - . und Gröningen und das Recht, abwechselnd mit einem katholischen Bischof im Bistum Osnabrück zu succediereu. 7) Hessen-Kassel erhält die Abtei Hersfeld und sechshundert- V.v tausend Thaler. Den Reichs ständen wird die volle Landeshoheit zugestanden, das jus pacis et armorum, das Recht der Bundesschließung auch mit dem Ausland außer gegen Kaiser und Reich. — Vernichtung der kaiserliche« Gewalt. Kirchliche Angelegenheiten: 1) Bestätigung des Passaner Vertrages und Augsburger Religionsfriedens; auch die Reformierten erhalten Religionsfreiheit. 2) Aufhebung des Restitutionsedikts durch Festsetzung des Normaljahres 1624: Katholiken und Evangelische bleiben im Besitz der geistlichen Stifter und Güter, die sie am 1. Jauuar 1624 inne gehabt. Das jus reformandi, das ist die Befugnis, den Unterthanen, die durch das Normaljahr keine freie Religionsübung zugesichert erhalten haben, die Religion vorzuschreiben, bleibt den Landesherren. Frankreich und Schweden sind Garanten des westfälischen Friedens. Folgen des dreißigjährigen Krieges: Durch die entsetzlichen Verwüstungen des Krieges ist der Wohlstand Deutschlands vernichtet, mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist untergegangen, die Sitten sind verwildert, der Aberglaube herrscht Heinze, Geschichte. 10

5. Allgemeine Heimatskunde mit Berücksichtigung der Kulturgeschichte als Vorbereitung und Unterbau für den weltkundlichen Unterricht, namentlich als Vorschule der Geographie - S. 16

1892 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 16 — Die Volksbildung im 19. Jahrhundert.^) Ist so etwas im 19. Jahrhundert möglich? — so fragt man, wenn sich etwas Außerordentliches zuträgt, das unser Mißfallen erregt. Mit der Frage will man sagen, daß man so etwas in dem vorgeschrittenen 19. Jahrhundert nicht erwartet hätte, daß sich unsere Zeit von der früheren vorteilhaft auszeichnet. Die Thatsache steht fest, daß zu keiner Zeit soviel für die Bildung des Volkes geschehen ist als im 19. Jahrhundert. Kein gesundes Kind wächst jetzt in unserem Vaterlande ohne Schulunterricht auf. Überall sind zweckmäßig eingerichtete Schulhäuser; überall sorgt man in gleicher Weise für geistige und körperliche Ausbildung der Jugend. Hatte man früher für unglückliche Kinder, wie für Blinde, Taub- stumme :c., nichts weiter, als höchstens Mitleid, so hat man in unserer Zeit sich auch dieser Elenden angenommen Man gründete besondere Anstalten für Blinde, Taubstumme, Blödsinnige :c. Menschenfreunde gründeten Erziehungs- und Rettungshäuser sür solche Kinder, die ohne fremde Hülse an Körper und Geist verwildern würden. Die Sorge für die Volksbildung geht aber auch bis über die Zeit der Konfirmation hinaus. Da die Volksschule nur den Grund legen, nicht aber für das spätere Fortbauen auf diesem Grunde sorgen kann, so wurden für die konfirmierte Jugend Sonntagsschulen und Fortbildungsschulen gegründet; Handels-, Gewerbe-, Real-, Bauschulen :c. traten ins Leben. Unter dem Arbeiterstande, sowie unter dem Volke überhaupt, verbreitet man nützliche Volksschriften, hält belehrende Vorträge :c. Die Wirkungen der vorgeschrittenen Zeit zeigten sich nach allen Lebensrichtungen hin. Der Aberglaube, welcher überall gespensterhafte Erscheinungen sah, welcher aus Karten :c, das künftige Schicksal erkennen wollte, erhielt im 19. Jahrhundert den Todesstoß. Die Geringschätzung, mit welcher manche auf gewisse Handwerker, aus gewisse Stände herab- blickten, wurde zu einer immer größeren Seltenheit. Wir sind berechtigt, uns über diese Erscheinungen zu freuen und in dieser Hinsicht zu sprechen: Siehe, das Alte ist vergangen; es ist alles neu geworden! Und dennoch hört man so viele Klagen darüber, daß die Menschen in diesem Jahrhundert schlechter seien als früher; daß einer den anderen zu hintergehen, einer dem anderen zu fchaden suche; daß die Zahl der Selbstmörder, der Diebe, der Verbrecher aller Art mit jedem Jahre wachse; daß viele Jahr aus Jahr ein kein Gotteshaus besuchen, zu keinem Abend- mahl gehen zc. Obwohl nun manche Klagen übertrieben werden, auch die Schlechtigkeit der Menschen zu allen Zeiten zu- und abgenommen hat, so steht doch fest, daß in den letzten Jahrzehnten vorwiegend die Verstandes- bildung gepflegt wurde. Gott hat uns aber nicht bloß den Verstand, fondern auch ein Herz, ein Gemüt gegeben. Geht dieses leer aus, dann giebt es *) Der Kürze wegen ist in den folgenden Abschnitten die Darstellungsform in Frage und Antwort vielfach nicht angewendet. Wieweit die dialogische Unter- richtsform überhaupt zur Anwendung kommen kann, ist von den verschiedenen Voraussetzungen abhängig.

6. Deutsches Lesebuch für ein- und zweiklassige Schulen - S. 485

1908 - Halle a.S. : Schroedel
485 gedient. Keineswegs. Wohl war der Klee vereinzelt auf den Wiesen anzutreffen, bescheiden wie die Veilchen lugten die roten und weißen Köpfchen hin und wieder aus dem Grase; aber von einem regel- rechten Kleebau war vor etwas mehr als hundert Jahren noch keine Rede. Doch wußten die wirtschaftlich tüchtigen Holländer bereits im frühen Mittelalter den Klee zu schätzen. Ms vor dreihundert Jahren viele Holländer, um den Nachstellungen des grausamen Her- zogs Alba zu entgehen, das Land flüchtend verließen, versuchten sie am Rhein den Kleebau; aber er ging dort bald wieder ein. Später ward er nach Schlesien und Österreich verpflanzt, jedoch ohne nennenswerten Erfolg. Das Verdienst, dem Klee in Deutschland eine allgemeine Verbreitung verschafft zu haben, gebührt einem — ehemaligen Leineweber. Damit die Leser aber von vornherein nicht denken: „Was kann von einem Leineweber anders kommen als Leine- wand?" so will ich gleich bemerken, daß sein adliger Name „Edler von Kleefeld" in der Geschichte der Landwirtschaft mindestens einen ebenso vollwichtigen Klang hat wie der Name des Mannes, der uns die Kartoffel brachte. 2. Johann Christian Schubart Edler von Kleefeld war es an der Wiege gewiß nicht gesungen, daß er als Reformator der Landwirtschaft, als landwirtschaftlicher Schriftsteller und geadelter Gutsherr seinen Lebensabend beschließen sollte. Seine Eltern schlugen sich auf einem kleinen ländlichen Anwesen zu Zeitz, wo Schubart am 24. Februar 1734 geboren wurde, recht und schlecht durch. Da die Landwirtschaft die Familie nicht nährte, so war der Vater noch als Leineweber tätig, und auch der Knabe mußte dieses Handwerk erlernen. Aber in dem Jungen steckte mehr als ein Leineweber. Wißbegierig und mit offnen Augen für alles Gute und Nützliche, verschaffte er sich Bücher und bildete sich im Schreiben und Rechnen weiter. Das Talent blieb nicht lange verborgen. Der Amtmann, dem die schöne Handschrift des Knaben in die Augen stach, nahm ihn als Schreiber an und förderte ihn geistig. Überall warm emp- fohlen, fand er als Schreiber in verschiednen Stellungen sein Brot, ward als 24 jähriger junger Mann Kriegs- und Marschkommissar bei der englischen Hilfsarmee in Berlin und machte dann den Sieben- jährigen Krieg mit. Weite Reisen durch Deutschland, England, Ruß- land, Schweden, Dänemark, Holland, die Schweiz und Italien ver- halfen ihm zu „irrem klaren Urteil und zu einer Geschäftsgewandt- heit, die er später sehr nötig hatte. Inzwischen hatte er sich ein kleines Vermögen erübrigt, und nun kehrte er zu der Jugendbeschäf- tigung, zu der Landwirtschaft, zurück. Das Weben allerdings hatte er darüber verlernt. Er kaufte sich im Jahre 1769 das Rittergut

7. Deutsches Lesebuch für ein- und zweiklassige Schulen - S. 540

1908 - Halle a.S. : Schroedel
540 347. Fritz Gberlin, der Vater des Zteintals. 1. Tief versteckt in den Bergen des Wasgaus, von dem Fluß- tale der Breusch nach der Hochfläche des Feuerfeldes hinauf, zieht sich ein enges Seitental, welches nach dem auf einem hohen Granit- felsen erbauten Steinschloß den Namen Steintal führt. Es ge- hört — namentlich in seinem obern Teile — zu den unwirtlichsten Gegenden des Wasgaus. Das rauhe Gebirgsklima, welches durch heftige Schneestürme noch verschärft wird, gestattete lange Zeit hin- durch nur an vereinzelten Stellen dürftigen Anbau. Der größte Teil des Bodens lag mit Schutt und Steingeröll bedeckt und wurde zur Zeit der Schneeschmelze oder nach Regenschauern von wilden Bächen zerrissen und durchwühlt. Zu dieser Ungunst der natürlichen Ver- hältnisse kamen eine Reihe von Jahren hindurch schwere Heimsuchungen der Ortschaften des Tales durch Kriegsleiden, Seuchen und Hungers- not. Es war, als ob ein Fluch auf diesen Gegenden ruhte, und eine solche Empfindung hatte sich auch den Bewohnern mitgeteilt und ihre Sinne für alles Edlere abgestumpft. In dumpfer Roheit lebten sie dahin. Das struppige Strohdach ihrer erbärmlichen Hütte teilten sie gewöhnlich mit den Schweinen, den einzigen Haustieren, die gehalten wurden. Gekochte Kräuter und Wurzeln bildeten ihre gewöhnliche Nahrung; denn auch die Kartoffel, deren Anbau früher hier betrieben wurde, wollte nicht mehr geraten. Die Kleidung der Männer bestand in zerlumpten Kitteln. Selbst ihre Sprache war ein rauhes Gemisch verschiedner Mundarten, das nicht einmal in der Nachbarschaft verstanden wurde. 2. Der Abgeschiedenheit von allem Verkehre hatten die Be- wohner des Tales es zu danken, daß sie von den französischen Zwangsbekehrungen verschont blieben; dafür hatte aber die fran- zösische Regierung auch im übrigen nichts für die Besserung der wahrhaft bejammernswerten Zustände getan. Da nahm sich ein menschenfreundlicher Pfarrer, Johann Georg Stüber (seit 1750), der geistigen und leiblichen Not seiner Gemeinde an. Er führte wieder den Schulunterricht ein, erteilte selbst den Erwachsenen Unterricht im Lesen und Schreiben, weckte das religiöse Bedürfnis durch seine Predigten und verteilte Bibeln unter seine Pfarrkinder. Aber sein Körper vermochte die Rauheit des Klimas auf die Dauer nicht zu ertragen. Nachdem er schon sein Weib zu Waldersbach begraben hatte, sah er sich genötigt,, die Pfarrstelle im Stcintale mit einer andern in Straßburg zu vertauschen. Lebhaft war er bestrebt, für seine frühere Gemeinde einen Nachfolger zu suchen, der das Liebes- werk fortsetzen und seinen Lebensberuf darin erblicken möchte, die

8. Deutsches Lesebuch für ein- und zweiklassige Schulen - S. 547

1908 - Halle a.S. : Schroedel
547 und Enadental bei Thale. Beinahe 500 Blöde und Epileptische werden in den 4 Anstaltsgebäuden verpflegt. 3. Die Eltern des armen Karl hatten das Elisabethstift bald gefunden. Der Hausvater empfing die Eintretenden freundlich und zeigte ihnen die Räume der Anstalt. „Hier kommen wir in die Schulstuben," sagte er. „Haben denn die Kinder auch Schule?" fragte die Mutter. „Ja," erwiderte der Hausvater, „einige lernen noch ganz gut schreiben und lesen; am schwersten wird ihnen das Rechnen, aber biblische Geschichte und Gesang ist ihre größte Freude. Run will ich Ihnen einmal zeigen, womit unsre Pfleglinge beschäf- tigt werden." In der Hausküche und in der Waschküche, im Garten und in den Handwerksstätten der Anstalt, überall waren sie an der Arbeit, und man merkte ihnen ordentlich die Freude darüber an, daß sie sich doch auch noch ein wenig nützlich machen konnten in der Welt. Hier trugen einige Wasser, dort hackten andre Holz, etwa 20 saßen an langen Tischen und verlasen Bohnen; einige halfen in der Schneiderei und Tischlerei, andre waren in der Bürstenbinderei und Rohrflechterei beschäftigt, und fast alle machten einen fröhlichen Eindruck. Als Karls Eltern das sahen, wurden sie froh. „Da muß aber viel Geduld zu gehören," sagte der Vater, „ehe den Pfleglingen das alles beigebracht werden kann". „Da haben Sie recht," sagte der Hausvater, „das kostet sehr viel Mühe; doch noch schwieriger ist es, mit den Pfleglingen umzugehen, die gar nichts mehr lernen und gar nicht mehr beschäftigt werden können. Ich will Sie noch in das Asyl führen, wo diese Armen sich aufhalten." Sie gingen einige Schritte über den Hof und traten in einen großen Saal. „Dies ist der Saal, wo wir uns zu den Mahlzeiten versammeln und die Morgen- und Abendandachten halten," erklärte der Hausvater. „Hier nebenan sind die Asylstuben." Da saßen nun die ganz Hilflosen, manche von ihnen waren lahm und verkrüppelt; für sie schien die Welt nicht mehr da zu sein. Sie antworteten auf keine Frage, sie blickten starr vor sich hin. Einige von ihnen mußten gefüttert und abgewartet werden wie die kleinen Kinder. „Gott sei Dank," sagte die Mutier, „daß unser Karl noch nicht so elend ist". „Rein," er- widerte der Hausvater, „der wird noch etwas lernen können". „Aber, wo bekommen Sie denn die Pfleger her für diesen schweren Dienst?" „Wir haben freie Pfleger und Brüder, in den Anstalten für weib- liche Kranke tun Schwestern den Dienst." „Was eine Schwester ist, das weiß ich; aber was sind eigent- lich die Brüder, woher kommen sie?" „Run, ich bin selbst solch ein Bruder," erwiderte der Hausvater, „und wenn es Ihnen Freude macht, lasse ich Sie durch einen unsrer jüngern Brüder nach dem 35*

9. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 38

1911 - Halle a.S. : Schroedel
38 blieb fest und sagte: Ich wei, was ich meinen Eltern, meiner Ehre und meinem Lande schuldig bin!" Voll Abscheu verlie er sogleich die Stadt und begab sich zu dem Statthalter, der gerade die Festung Breda belagerte. Freundlich klopfte ihm dieser auf d:e Schulter und sprach: Vetter, eure Flucht beweist mehr Helden-mut als wenn ich Breda eroberte. Wer sich selbst zu berwinden wei, der ist groer Taten fhig!" So war der Aufenthalt in Holland fr den Kurprinzen von groer Bedeutung. Er lernte in seinem Oheime einen tchtigen Regenten und tapferen Kriegs-mann kennen und kam zu der Einsicht, da Ackerbau, Viehzucht Handel und Gewerbe den Wohlstand eines Volkes erzeugen 2. Sein Regierungsantritt. Friedrich Wilhelm war erst zwanzig Jahre alt, als er den Thron femer Vter bestieg. Er hatte schwere Aufgaben zu lsen Es galt, erstens ein eigenes Heer zu schaffen, zweitens die drei Teile, aus denen der Staat bestand, nher zu verbinden, drittens den Wohlstand des Volkes zu bessern und viertens das Ansehen des Landes, das unter dem wankelmtigen Kurfrsten Georg Wilhelm sehr gelitten hatte, wieder zu heben. t Entschlossen und mutig ging der junge Herrscher an die Arbeit. Zuerst suchte er sein ausgeplndertes und verarmtes Land vor den Einfllen und Durchzgen der Schweden zu schtzen, in-dem er mit ihnen einen Waffenstillstand abschlo. Sodann ging er daran, ein Heer zu schaffen; denn er hatte in Holland erkannt, da ein Volk nur dann seiner Beschftigung in Frieden nachgehen kann, wenn zu seinem Schutze eine schlagfertige Armee bereitsteht. Wohl gab es in Brandenburg schon Truppen, aber sie waren dem deutschen Kaiser verpflichtet und bedrckten auerdem noch Land und Volk. Das mute anders werden. Der junge Kur-frft verlangte, da Offiziere und Soldaten ihm den Eid der Treue leisteten. Die meisten Offiziere wollten jedoch dem Befehle nicht nachkommen: sie weigerten sich, den Kurfrsten als ihren Herrn anzuerkennen. Doch Friedrich Wilhelm duldete keinen Wider-spruch; wer sich seinem Willen nicht fgen wollte, wurde gefangen gesetzt oder aus dem Lande gejagt. Die zuverlssigen Mann-seh asten wurden zu einem Regimente vereinigt. Das war der Anfang des brandenburgischen Heeres. Bald wuchs die Zahl von 3000 auf 26000; denn der Kurfürst schickte Werber aus, die aus allen Lndern dienstfhige Männer herbeibrachten. Zugleich fand der Kurfürst tchtige Helfer. Der Feldmarschall Dersslinger schus die Neiterei, und der General Otto von Sparr wurde der Schpfer des brandenburgischen Geschtzwesens. Nun konnte Friedrich Wilhelm auch ein wichtiges Wort bei den Friedensunterhandlungen zu Osnabrck und Mnster
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