127
Durch Karls Eigenmächtigkeit und fortgesetzte Gefangen-
haltung des Landgrafen Philipp erbittert, wird Moritz
des Kaisers Feind. Statt Magdeburg einzunehmen
wendet er sich (in Verbindung mit dem Markgrafen Al-
brecht von Brandenburg-Culmbach) nach Süd-
deutschland und überrascht den kranken Kaiser in Inns-
bruck; doch gelingt es diesem noch, über das Gebirge
nach Kärnthen zu entkonnnen. Die gefangenen Fürsten
frei, Gewissensfreiheit gewährt.
Leider aber hatte sich Moritz mit Frankreich verbündet
welches Metz, Toul und Verdun besetzte und für im-
mer behielt.
(1553) Moritz von Sachsen fällt bei Sievershausen
gegen den Markgrafen Albrecht.
Dieser hatte (gegen den passauer Vertrag» die Bisthümer
mit Krieg überzogen und wurde von Moritz und dem
Herzog Heinrich von Braunschweig bei S. geschlagen;
doch fiel ersterer, erst 33 Jahr alt.
1555 Der angsburger Religionsfriede
Er kam besonders durch die Bemühungen des Königs
Ferdinand zu Stande; doch waren Zwinglianer und
Calvinisten in: Frieden nicht mit einbegriffen, und der
„geistliche Vorbehalt" setzte fest, daß ein geistlicher katho-
lischer Landesherr, der protestantisch würde, Amt und
Land verlieren sollte.
1550 Karl V. legt bei Regierung nieder.
Lebensmüde zieht er sich in's spanische Kloster St. Juste
zurück p), wo er 1558 im 56. Lebensjahre stirbt.
Als Kaiser von Deutschland folgt sein Bruder
155 —1564 Ferdinand 1
Er war zugleich König von ll n g a r n u n d B ö h m e n.
Obwohl strenggläubiger Katholik erhielt er doch durch edle
Duldsamkeit dcu Frieden der Parteien. — Türkenkriege.
^ In Spanien, den Niederlanden, Neapel und
Sicilien und Amerika folgt auf Karl sein Sohn
Philipp ll., ein mistrauischer ' und unduldsamer Regent.
Unter ihm
1581 Abfall der vereinigten Niederlande
Politische und religiöse Unterdrückung (Jnquisitiou). An
die Spitze der Unzufriedenen k Geusen, d. i. Bettler) tre-
ten der kluge Wilhelm von Oranien und die Grafen
Egmont und Hoorn. Alba kommt mit einem Heere
p) Gartenbau. Uhren. Todtenmesse.
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Karls Philipp Philipp Moritz
des_Kaisers Moritz Moritz_von_Sachsen Albrecht Albrecht Moritz Heinrich_von_Braunschweig Heinrich Ferdinand Karl_V. Karl_V. Ferdinand Karl Karl Philipp_ll. Philipp Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Karls Magdeburg Brandenburg-Culmbach Inns- Frankreich Deutschland Spanien Niederlanden Neapel Sicilien Amerika
131
Mansfeld wandte sich nach Schlesien und Ungarn zu
Bethlen Gabor von Siebenbürgen; als er aber dessen Un-
zuverlässigkeit erkannt, entließ er sein Heer und wollte
nach Venedig und von da nach England gehen. Im
Dorfe Urakowitz bei Zara in Dalmatien ereilte ihn
aber der Tod. 1»> In demselben Jahre stirbt auch sein
Freund Christian von Braunschweig. — Ver-
wüstung von Holstein, Schleswig und Jütland.
1628 Wallenstein, nunmehr auch Herzog von Mecklen-
burg und Admiral des baltischen Meeres, bela-
gert Stralsund vergeblich.c)
1629 Das kaiserl. Restitutionsedikt verlangt die Her»
ausgabe sämmtlicher seit dem passauervertrage
eingezogenen Kirchengüter.
Wegen der feindlichen Haltung Schwedens wurde mit
Dänemark zu Lübeck Friede geschlossen. Wallenstein
blieb eigenmächtig in Norddentschland, welches er schrecklich
verheerte. Da auf Betrieb der Reichsfürsten
1630 Wallerifteinö Absetzung aus dem Reichstage zu
Re g e ns b u r g.
Auch Mecklenburg verlor Wallenstein und zog sich ans
seine Güter in Böhmen zurück. Prächtige Hofhaltung.
Gustav Adolph, König von Schweden-, landet mit
15000 Mann auf Usedom.
Gustav Adolph hatte sein Heer in mehrjährigem Kriege
mit Polen ausgebildet. Er erschien theils zum Schutze
des bedrückten Protestantismus, theils, um seine Macht zu
vergrößern. Pommern und Brandenburg, letzteres unter
dem schwachen Georg Wilhelm, ck) muß erzwingen,
sich ihm anznschließen. e) Während er noch mit Johann
Georg von Sachsen verhandelt, erfolgt
1631 Die Eroberung Magdeburgs durch Tilly.
io. Mai In Magdeburg befehligte der schwedische Oberst Falken-
stein. Erstürmung durch Tilly und den kühnen Reiter-
general P a p p e n h e i m. Mord, Brand und Plünderung.
Zerstörung Magdeburgs bis auf den.domt) und etwa
150 Gebäude. Von 35000 Einwohnern kaum 5000
1>) Er starb stehend, in kriegerischer Rüstung.
c) Wallensteins vermessene Worte?
d) Seine schwankende Haltung größtentheils das Werk Schwarzenbergs.
e) Kanonen vor Berlin ausgefahren.
0 Die in denselben Gestächteten von Tilly begnadigt.
9*
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Extrahierte Personennamen: Gabor_von_Siebenbürgen Christian_von_Braunschweig Gustav_Adolph Gustav Gustav_Adolph Gustav Georg_Wilhelm Wilhelm Johann
Georg_von_Sachsen Johann Tilly Tilly
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Venedig England Dalmatien Holstein Schleswig Stralsund Schwedens Norddentschland Brandenburg Magdeburgs Magdeburg Magdeburgs Schwarzenbergs Berlin
119
Gegenwart seines Freundes, des halleschen Superinten-denten Justus Jonas.
Sein Grab in der Schlokirche zu Wittenberg. Neben ihm ruhtmelanchthon. der erst 1560 starb und vergebens die Lutheraner und Resormierten zu vereinigen getrachtet hatte.
15461547 Der schmalkaldische Krieg. Schlacht bei Mhl-berg. Hauptanla war die Weigerung der Protestanten, das Konzil zu beschicken.
Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen, Land-gras Philipp von Hessen und eine Anzahl Städte unter Anshrung des braven Sebastian Schrtlin von Burtenbach bildeten die ansehnliche Kriegsmacht der Protestanten. Trotz ihrer berlegenheit lassen sie den Kaiser sich durch Hilsstruppen aus Italien und den Nieder-landen in Sd-Deutschland verstrken. Uneinigkeit der schmalkaldischen Bundesgenossen. Inzwischen war Herzog Moritz von Sachsen (aus der Albertinischen Lime; des Kaisers Freund, obwohl Protestant) in das Kurfrsten-tum Sachsen eingefallen. Um sein Land zu schtzen, trennt sich Johann Friedrich von den Verbndeten, und diese gehen auseinander. Die sddeutschen Städte und Wrttemberg unterwersen sich dem Kaiser.
Unterdessen wurde Moritz zwar aus Kursachsen ver-trieben; Karl V. erschien aber bald daraus selbst, siegte 1547 aus der Lochauer Heide bei Mhlberg1) der Johann Friedrich und nahm ihn gefangen2). Bald auch Wittenberg genommen3). Wittenberger Kapitulation. Joh. Friedrich entsagt der Kurwrde und tritt die Kurlande ab. Weimar, Jena, Eisenach und Gotha bleiben seinen Shnen (Ernestinischer Linie). Moritz wird Kurfürst von Sachsen.
Philipp von Hessen, treulos herbeigelockt und ge-demtigt (Fufall), wurde durch Alba in Halle gefangen genommen4), und gegen den Willen seines Schwiegersohnes Moritz und des Kurfrsten Joachim Ii., ebenso wie Jo-Hann Friedrich. jahrelang in Haft behalten. Deutschland lag nun ohnmchtig zu den Fen des Kaisers. 1548 Das Augsburger Interim.
1) Der Bauer zeigt die Furt durch die Elbe. Kriegsgeschrei Hispania. Der Kaiser nach der Schlacht: Ich kam, sah und Gott siegte!"
2) Die anfangs beabsichtigte Hinrichtung wird m Gefngnis verwandelt.
3) Heldenmtige Vereidigung der Stadt durch die Kurfrstm Sibylle von Kleve. Karl an Luthers Grabe edelmtig.
*) Der Kaiser soll nur versprochen haben, ihn von ewigem, aber nicht einigem Gefngnis freizulassen.
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Extrahierte Personennamen: Justus_Jonas Hauptanla Kurfürst_Johann_Friedrich_von_Sachsen Johann Friedrich Philipp_von_Hessen Philipp Sebastian_Schrtlin_von_Burtenbach Moritz_von_Sachsen Johann_Friedrich Johann Friedrich Moritz Karl_V. Karl_V. Johann_Friedrich Johann Friedrich Friedrich Moritz Philipp_von_Hessen Philipp Moritz Joachim_Ii Friedrich Friedrich Hispania Sibylle_von_Kleve Karl_an_Luthers Karl
115 -
1525 heiratete Luther die Katharina von Bora, eine ehemalige Nonne.
15211525 Erster Krieg zwischen Karl V. und Franz I.
Franz I. strebte nach dem Besitze von Neapel verlor aber Mailand, welches er 1515 durch die Schlacht bei Mang-nano gewonnen hatte, durch die unglckliche Schlacht der Pavia 1525. Er selbst wird gesangen. Schon vorher war der tapfere Bayard (der Ritter ohne Furcht und Tadel) gefallen und der beleidigte Connetable Karl von Bourbon zum Kaiser bergegangen.
^m Frieden zu Madrid mute Franz auf Italien und das Herzogtum Burgund verzichten, war aber im voraus entschlossen, nach feiner Freilassung den Vertrag nicht zu halten.
15241525 Der Bauernkrieg. ?
Ausstand der Bauern am Rhein und m Schwaben welche Suchers Lehre von der evangelischen Freiheit weltlich den-teten Sie forderten in den 12 Artikeln ) Verbesserung ihrer allerdings bedrngten Lage, versprachen aber dieiemgen ihrer Forderungen, die gegen Gottes Wort waren, aus-zugeben. Da sie nirgends Gehr sanden. begingen sie arg- Gewaltthaten, besonders unter Georg Metzler Nn Odenwalde-), Kurze Zeit fhrte sie auch der Ritter Gtz von Berlichingen mit der eisernen Hand >. Der Ausstand wurde durch den Grasen Georg Truchse von Waldburg, den Feldhauptmann des schwbischen Bundes, mit Grausamkeit unterdruckt. Auch Luther will nichts von Schonung wiffen . .
Gleichzeitig Bauernaufruhr m Thringen unter Thomas Mnzer, der fogar Gtergemeinschaft em-fhren will. Er wird 1525 bei Frankenhaufen ge-fchlagen und in Mhlhaufen hingerichtet.
1525 Tod Friedrich des Weifen. i
Auf ihn folgte fein Bruder^ohann der Bestandige (nur bis 1532), dann Iohann Friedrich der Gro-m tig e bis 1547, worauf die Kurwrde der ^ rn e st in i f ch e n Linie entriffen und an die Albertinische (Moritz) gegeben wurde. (S. d. fchmalkaldifchen 1525 Der Ordensstaat Preutzen wird ein^lutherisches Herzogtum unter polnischer Oberlehnsherrschaft.
Z. B. Wahl der Pfarrer. Aufhebung der Leibeigenschaft, freies Jagdrech^ra^ ^en|tein ^ach der Eroberung von Weinsberg in die Spiee
"uf dem Schlosse Imhausen vorhanden. Interessant die Selbstbiographie von Gtze.
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Extrahierte Personennamen: Katharina_von_Bora Karl_V. Karl_V. Franz_I. Franz_I. Bayard Karl_von_Bourbon Karl Franz Franz Georg_Metzler Georg_Truchse_von_Waldburg Thomas_Mnzer Friedrich Friedrich Friedrich_der_Gro-m Friedrich Moritz
463
Solche Traumgesichte befestigten immer mehr in ihm den Entschluß,
als Prediger des Evangeliums zu den Heiden zu gehen. Um sich nun die
zu diesem Berufe nöthigen Kenntnisse zu erwerben, widmete er sich mit
dem größten Eifer den Wissenschaften, sodaß er im Alter von 20 Jahren
schon zum Vorsteher der Klosterschule ausersehen ward. Zwei Jahre lang
hatte er so mit Lust und Liebe für das Wohl seiner Schüler gesorgt, als
er mit anderen Mönchen nach dem Kloster Neu-Corvey in Westfalen ver-
setzt wurde, welches der Kaiser Ludwig der Fromme zu einer Missionsstätte
unter den Sachsen bestimmt hatte. Hier verweilte er drei Jahre lang als
Rector der Schule und Volksprediger unter mancherlei Müben und
Prüfungen, bis sein innigster Wunsch sich unerwartet erfüllen sollte. Es
kam ihm die Kunde, daß Harald, der König von Südjütland, mit großem
Gefolge am Hofe Ludwig's zu Ingelheim bei Mainz erschienen sei, um
Hülse gegen seine Feinde zu suchen, und den christlichen Glauben ange-
nommen babe, daß der Kaiser ihn ausersehen habe, den neubekehrten
König auf seiner Rückkehr in sein Reich zu begleiten, ihn im Erlauben zu
stärken und unter seinem Schutze den heidnischen Dänen das Evangelium
zu verkündigen. Mit hoher Freude vernahm Ansgar seine Wahl, und
alle Bemühungen seiner furchtsamen Freunde, ihn in seinem Entschlüsse
wankend zu macken, waren vergebens. Nur ein Klosterbruder, Autbert mit
Namen, war entschlossen, sich mit ihm dem heiligen Werke zu weihen.
Getrosten Muthes traten sie mit Harald und seinem Gefolge die Reise
an, fuhren den Rhein hinab in die Nordsee und errichten im Spälherbste
des Jahres 826 bei Hollingsted an der Treene die dänische Küste. Nördlich von
dem Danevirk, dem Grenzwall der Dänen, zu Hethaby (Hafenstadt) oder
Sliasvic (Ort an der Schlei) schlugen sie ihre Wohnsitze aus. Es war
ein vielbesuchter Hafenplatz, wo Kaufleute aus allen umliegenden Ländern
zusammenströmten und alle Waaren, welche von der Nordsee nach der Ostsee
geschafft werden sollten, aufgespeichert wurden. Sogleich begannen die
Glaubensboten ihre Predigt, allein sie wurden mit Mißtrauen und
finsteren Blicken empfangen. Das Volk glaubte, daß ihr Gott Thor,
der Herr des Donners, bald die Verkündiger des neuen Glaubens mit
seinem Hammer zerschmettern würde, und mieden die Nähe derselben. Trotz-
dem war die Arbeit Ansgar's und Autbert's nicht vergebens. Sie fragten
und suchten eifrig nach gefangenen Knaben, um dieselben zu kaufen und
zum Dienste des Herrn zu erziehen, und gründeten in Hethaby die erste
christliche Schule; selbst der König Harald übergab willig mehrere aus
seinem Gefolge ihrem Unterrichte. — Aber schon im folgenden Jahre (827)
mußte er wieder vor seinen Feinden weichen, und auch Ansgar und Autbert
folgten ihm über die Eider nach einem Gute, welches der Kaiser Ludwig
ihm geschenkt hatte. Von hier aus verkündigten sie bald unter den Heid-
Ästchen Dänen, bald unter den christlichen Sachsen das Evangelium, und
durch Beispiel und Lehre wurden viele zum Glauben bekehrt und täglich
wuchs die Zahl der Gläubigen. Nachdem sie so zwei Jahre lang in unserem
Lande gewirkt hatten, wurde Autbert durch Kränklichkeit gezwungen, in das
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Harald Ansgar Harald Harald Ansgar Ludwig Ludwig
466
erinnerte nur noch an die Gründung Ansgar's. Neben dem Gotte der
Christen verehrten sie noch die Götzen ihrer Väter und brachten denselben
in heiligen Hainen und an Quellen Opfer dar. Da er also in der Mitte
dieses entarteten und verderbten Volkes zu wohnen begann, an dem Orte
schauervoller Einsamkeit, empfahl er sich um so mehr dem göttlichen Beistände,
je verlassener er von menschlichem Troste war; der Herr aber, berichtet uns
der Priester Helmold aus Bosau, sein Zeitgenosse, gab ihm Gnade in den
Augen des Volkes, als er von der Vergebung der Sünden, der Auferstehung
der Todten und der Herrlichkeit Gottes zu predigen begann. Eine große
Menge wandte sich zur Buße, und die Stimme seiner Predigt erscholl durch das
ganze Land. Darauf rief er Mönche aus den Ländern südlich von der Elbe
herbei und gründete in Faldera ein neues Kloster (Novum monasterium
= Neumünster), um in den unruhigen Zeiten einen sicheren Zufluchtsort
zu haben. Dann begann er die umliegenden Ortschaften in Stormarn und
Holstein zu besuchen, zerstörte die Opseraltäre und heiligen Haine und stellte
überall, wo früher Kirchen gestanden hatten, den christlichen Gottesdienst wieder
her. Vor allem aber lag ihm die Bekehrung der Wenden in Wagrien am Herzen.
Doch erst als Knud, der Herzog von Schleswig, von dem Kaiser Lothar
zum König der Wenden erhoben wurde und mit starker Hand das Christen-
thum schützte, konnte Vicelin daran denken, zunächst die einst von Heinrich
erbaute Kirche in Lübeck wieder einzuweihen. Oft besuchte Knud auch das
Land der Wagrier, kehrte in Faldera ein und bewies sich gegen Vicelin und
seine Genossen freundlich gesinnt und verhieß ihnen viel Schönes, wenn der
Herr sein Unternehmen im Wendenlande fördern würde. Doch schon nach
2 Jahren ward er auf Seeland schmählich ermordet, und von da an war
sein Reich schutzlos wilden wendischen Fürsten überlassen, mit denen der
heidnische Gottesdienst und die blutigen Menschenopfer zurückkehrten. Besorgt
um seine Gemeinden eilte Vicelin an den Hof des Kaiserslothar und wußte
ihn zu bewegen, selbst in s Land zu kommen und an der Grenze Wagriens
auf dem Alberge die Sigburg zu erbauen. Die Fürsten der Wenden mußten
hier vor ihm erscheinen und sahen mit Ingrimm auf das Werk des kahl-
köpfigen Priesters, wie sie den Vicelin nannten. Am Fuße des Berges ließ
Lothar ein festes Kloster und eine Kirche errichten und nahm sich vor, das
ganze Volk der Wenden dem christlichen Glauben zu unterwerfen. Aber
der Tod hinderte ihn an der weiteren Ausführung seiner Pläne. Bald
jedoch gewann der Schauenburger Graf, Adolf Ii. von Holstein und
Stormarn, das ganze Land der Wagrier, und die Wenden wurden nach
Oldenburg und Lütjenburg, an die Küstengegenden, zurückgedrängt. Weil
nun das übrige Land menschenleer war, so sandte er Boten aus in alle
Lande und ließ alle, welche keinen Besitz hätten, auffordern, mit ihren Familien
nach dem fruchtbaren Wagrien zu kommen. Den Holsten und Stormarn
ließ er sagen: „Habt ihr nicht das Gebiet der Wenden unterworfen und
es mit dem Blute eurer Brüder und Väter erkauft? Warum kommt ihr
denn zuletzt es in Besitz zu nehmen?" Da erhob sich eine unzählige Menge
aus verschiedenen Völkern, und sie kamen mit ihren Familien und ihrer
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Extrahierte Personennamen: Knud Lothar Heinrich Heinrich Knud Lothar Adolf Adolf
472
Ja! wenn des Lebens Säfte von Stürmen ausgezehrt,
wenn Ueberlast von Sünden ein mattes Herz beschwert,
dann mag sich einer sehnen nach dem stillen Pfühle,
daraus er sich vergesse und dieser lauten Wett Gewühle —
ja! doch der starke Adolf, der wundervolle Mann,
der seinem Volk die Freiheit und Hellen Ruhm gewann,
seht, wie ihn statt des Panzers die grobe Kutte kleidet
und wie er, Gotte dienend, der Menschen eitlen Prunk vermeidet.
Mit einem Klosterbruder, dessen rauhe Hand
von je wohl mit dem Besen gekehrt den groben Sand,
schritt er durch die Straße von Kiel; er hatte Kranken
Seel' und Leib erquicket — so ging er fröhlich in Gedanken.
Da nahte sich von Rittern ein bunter glänzender Schwarm;
des Friedens die genossen sonder Leid und Harm.
Und sieh, an ihrer Spitze ragten seine Söhne,
die Grafen Johann und Gerhard, erblüht in erster Jugendschöne.
Ihren Blick zu meiden, rieth dem Mönch die Scham.
Daß er ihnen barfuß, barhaupt entgegen kam
mit dem Korb, daraus er den Kranken Heil gespendet,
das hätte seinen Namen und seiner Söhne Stolz geschändet.
So kehrt' er schon die Schritte. Jedoch ein tapfrer Mann
war er noch in der Kutte: wie bald er's abgewann
dem Stolz des alten Adam in frommer Heldentugend!
Stracks entgegen schritt er den Grafen und der Ritterjugend.
Da konnte jeder schauen, wie schöne reiche Frucht
ererbte Tugend zeitigt der guten Gärtnerzncht.
Sobald Johann und Gerhard des Vaters Stimme vernahmen,
da hielten sie und eilten, daß aus dem Sattelbug sie kamen;
und vor dem Bettelmönche knieten sie in den Sand,
die stolzen schönen Grafen, und küßten seine Hand.
Da liefen fragende Blicke, was solch Gebahr'n bedeute,
durch die stummen Reihen der jungen schlanken Rittersleute.
Und mancher Jüngling höhnisch verzog den blühenden Mund:
wer in der Kutte steckte, war nur wenigen kund.
Doch flüstert's hier und dorten: „Das ist der starke Degen,
der bei B o r n h ö v d die Dänen gejagt aus uns'res Gau's Gehegen;
das ist der Held, der Adolf, der unser Land befreit
durch ein Gelübde, das ihn seitdem dem Kloster weiht;
er hat dem Kreuz in Livland hellen Ruhm erstritten,
dann ist er hingewandert nach Rom mit frommen Pilgerschritten;
im Magdalenenkloster, das er hier gebaut
von frommer Leute Spenden, lebt er jetzt und schaut
nur auf die Gottesgnade." — So flüstert's hier und dorten:
Spott und Scherz vergingen der muntern Jugend bei den Worten.
Und einer nach dem andern giebt des Pferdes Zaum
absitzend seinem Knechte; im freien Himmelsraum
knien die stolzen Junker vor dem armen Büßer —
da lag von Glanz und Schönheit ein reicher Kranz dem Barfüßer.
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Extrahierte Personennamen: Adolf Harm Johann Johann Gerhard Johann Johann Adolf
486
Wirksamkeit für Luther s Lehre ein früherer katholischer Priester aus, Herr-
mann Tast aus Husum (1522). Als ihm die Kirche versagt ward, predigte
er zuerst im Hause eines gleich gesinnten Mannes, und, wie das Volk ihm
immer mehr zuströmte, unter freiem Himmel auf dem Kirchhofe an einer
Linde, die lange die Erinnerung an jene Zeiten bewahrt hat.
Als nun die katholischen Priester sahen, wie die Lehre Luthers immer
mehr Anhänger fand, gedachten sie die Abtrünnigen zu verfolgen. Aber
der König Friedrich I. schützte sie und gab ein Gesetz, daß niemand bei
Hals, Leib und Gut um der Religion willen einem andern Gefahr und
Unheil zufügen, sondern jeder sich in seiner Religion also verhalten solle,
wie er es gegen Gott den Allmächtigen mit seinem Gewissen gedächte zu
verantworten. Jedoch im freien Ditmarsen galt das Wort des Königs
nicht. Hier traten die Mönche und Priester mit Gewalt der ihnen ver-
haßten Lehre entgegen. Auch das Volk war derselben feindlich gesinnt;
mit dem Rufe: „Maria hilf" waren sie in die Schlacht gezogen, und nur
mit ihrer Hülfe und der aller Heiligen, glaubten sie, hätten sie ihre Siege
über die Holsten davongetragen.
Als daher der Prediger von Meldorf, Nicolaus Boje, mit seiner Ge-
meinde den Heinrich Möller aus Zütphen in die Stadt berief, um ihnen
Luther's Lehre zu predigen, da entstand unter der obersten Landesbehörde
und im Volke die größte Aufregung. Es erging der Befehl an Boje und
seine Gemeinde, den ketzerischen Mönch und Schüler Luther's aus der Stadt
zu jagen. Aber die Meldorfer Gemeinde hatte das Recht, nach eigenem
Willen ihren Prediger zu berufen, und beschloß einträchtig, den Bruder
Heinrich als Prediger zu behalten und gegen jede Gewalt zu schützen. So
betrat denn Heinrich die Kanzel und predigte mit so freudigem Muthe, daß
die Meldorfer ausriefen: „Der heilige Geist spricht aus ibm, denn er hat
uns ganz entzündet und angesteckt." In Heide aber hielten die 48 Landes-
herren neuen Rathschlag und beschlossen auf den Vorschlag ihres Aeltesten,
Peter Detlefsen aus Delve, keinen Aufruhr wegen der Religion im Lande
zu dulden und bis Ostern alles auf sich beruhen zu lassen ; denn während
der Zeit werde sich wohl ausweisen, was recht oder unrecht sei. Mit
Freuden vernahmen die Meldorfer diesen Beschluß und baten Heinrich
noch bis Weihnachten bei ihnen zu bleiben und täglich zweimal zu predigen.
Aber die Gegner der Reformation ruhten nicht; sie mußten sehen, wie
Heinrich mit jeder neuen Predigt größeren Anhang gewann, und be-
gannen zu fürchten, daß bald der Marien- und Heiligendienst und die
Klöster des Landes vernichiet werden würden. Darum thaten sie sich zu-
sammen zu heimlichem Rathe in Lunden. Der Prior des Klosters zu
Meldorf, Augustin Torneborg, ein verschlagener und listiger Mann, stand
an ihrer Spitze. Sie beschlossen bei Nacht Heinrich zu überfallen, und
ehe Land und Leute es gewahr würden, zum Feuertode zu führen.
Es war am 10. December 1524, als plötzlich ein Haufe von be-
rauschten Bauern unter dem Geschrei „hau dodt, sla dodt, lat nichs leven,
dodt, as brave Kerls!" in das Haus des Predigers Boje eindrang, diesen
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Nicolaus_Boje Heinrich_Möller Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Peter_Detlefsen Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Augustin_Torneborg Heinrich Heinrich
488
erwarb sich sein ältester Sohn Christian, welcher in Abwesenheit des Vaters
als Statthalter die Regierungsgeschäfte in den Herzogthümern führte und
seinen Sitz in Hadcrslcben hatte. Cr war einst in Begleitung des Mark-
grafen von Brandenburg, bei dem er erzogen wurde, auf dem Reichstage
zu Worms zugegen und Zeuge gewesen, wie Luther glaubensmuthig seine
Lehre in der Versammlung vertheidigte. Luther's Worte drangen tief in
die Seele des jungen Fürsten, und er ward von Stund an ein treuer An-
hänger desselben. Als einst ein Mönch vor dem Kaiser und den Fürsten
predigte und gar arge Worte gegen die neue Lehre und ihre Bekenner
redete, wurde Christian, der unter der Kanzel saß, sehr ergrimmt in seinem
Gemüthe. Nach der Predigt kniete der Mönch auf der Kanzel nieder, um
zu beten. Dabei geschah cs, daß der Strick, welchen der Mönch statt eines
Gürtels um seinen Mantel trug, durch eine Spalte der Kanzel gerade neben
dem Prinzen herabhing. Unvermerkt band jetzt Christian den Strick fest
und schlug einen Knoten darin, so daß der Mönch sich nicht erheben konnte.
Darüber gerieth er in großen Eifer, wendete sich an den Kaiser und sagte:
„Gnädigster Kaiser, auch in eurer hohen Gegenwart scheut man sich nicht,
uns armen Mönchen solches anzuthun; was wird erst geschehen in eurer
Abwesenheit?" Als der Kaiser später erfuhr, wer solchen Muthwillen gegen
den Mönch geübt hatte, ward er sehr unwillig über den jungen Fürsten
und soll schon voraus gesagt haben, daß Christian einst ein großer Feind
der Mönche werden würde.
Als Statthalter des Königs wirkte er von da an mit allem Ernst
und Fleiß für die Sache der Reformation und rief viele lutherische Prediger
aus den benachbarten deutschen Ländern herbei. Ihm standen hierbei die
edelsten Männer aus der Ritterschaft zur Seite. Vor allen sein treuer
Freund Johann Rantzau, der ihn einst als Hofmeister nach Worms be-
gleitet hatte und gleich ihm, von evangelischer Gesinnung durchdrungen,
unter seinen Standesgenosfen und im ganzen Lande eine feste Stütze der
neuen Lehre ward. Dann Benedict von Ahlefeld, der Luther selbst in
Wittenberg gehört hatte und sich rühmen konnte, seine Lehre als einer der
ersten in die Heimat gebracht zu haben.
Als nun der weise König Friedrich im Jahre 1533 auf seinem
Schlosse Gottorp in seiner Residenzstadt Schleswig, der er bis zu seinem
Tode seine Vorliebe bewahrte, gestorben und im Dome der Stadt beigesetzt
war, da dachte Christian an Mittel und Wege, die der Reformation förder-
lich sein könnten, denn er hatte Gottes Wort von ganzem Herzen lieb;
kein Tag verstrich, da er nicht knieend sein Gebet verrichtete und in seinem
Gemache die Bibel für sich lesen und geistliche Gesänge singen ließ. Als
einst sein Hofprediger ihn im Beichtstühle mit seinem Königstitel anredete,
fiel er ihm in's Wort und sagte: „Soll ich euch erst lehren, die Leute zu
absolvieren? Ich komme hier zu euch nicht als ein König, sondern als
ein armer Sünder, und,heiße hier nicht allergnädigster Herr, sondern
Christian. Ihr aber seid da an Gottes Statt und handelt mit mir nicht
als ein Mensch, sondern als ein Diener Christi; darum sollt ihr euch
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Extrahierte Personennamen: Christian Luther Christian Christian Christian Ernst Johann_Rantzau Johann Benedict_von_Ahlefeld Friedrich Friedrich Christian Christian Christi
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Karl V. ist überhaupt in die Geschichte dieses Liedes vielfach verwickelt.
1547 vertrieb er drei Glaubenszeugcn, darunter auch den berühmten
Melanchthon, aus Wittenberg. Als die drei Männer auf ihrer Flucht in
Weimar einzogen, hörten sie ein Mägdlein singen: „Ein'feste Burg ist
unser Gott", und wurden dadurch sehr getröstet. Melanchthon aber sprach:
„Singe, liebes Töchterlein, singe; du weißt nicht, was für große Leute du
jetzt tröstest." 1548 vertrieb derselbe Kaiser die evangelischen Prediger in
Augsburg. Bevor sie die Stadt verließen, kamen sie noch zu dem Kurfürsten
Johann Friedrich von Sachsen, der damals dort vom Kaiser gefangen ge-
halten wurde. Sie sagten zum Kurfürsten: „Kaiserliche Majestät hat
uns das römische Reich verboten." Auf dies fing derselbe an zu weinen,
daß ihm die Thränen über die Backen zur Erde flössen, stand auf, ging an's
Fenster, wandte sich aber bald wieder zu ihnen und sagte: „Hat euch denn
der Kaiser das ganze römische Reich verboten?" — „Ja!" — Darauf
fragte er weiter: „Hat euch denn der Kaiser auch den Himmel verboten?"
— „Nein!" — „Ei!" fuhr er fort, „so hat es noch keine Noth, das
Reich und der Himmel muß uns doch bleib e n (V. 4), so wird Gott
auch ein Land finden, daß ihr sein Wort könnt predigen." Gerade so
dachten auch einige Jahre später die sogenannten Hugenotten, d. h. die
evangelischen Christen in Frankreich. Zwischen den Jahren 1560—1572
wurden diese Leute zu Tausenden von den Katholiken ermordet oder ver-
trieben, aber mit dem Gesang: „Ein' feste Burg ist unser Gott" gingen
sie freudig in den Tod und in die Verbannung. Dasselbe geschah im
Jahre 1731, aber nicht wieder in Frankreich, sondern nun in Deutschland.
Da wurden die Evangelischen in Salzburg von Haus und Hof vertrieben,
aus der Heimat und dem Vaterlande. Sie wandten sich nordwärts,
größtentheils nach Preußen. Und was sangen sie auf ihren Wanderungen
durch Städte und Dörfer? „Ein' feste Burg ist unser Gott." Das Lied
war auch ihr Wanderpaß, also daß ihm ein frommer Alter wohl mit Recht
die Ueberschrift gegeben hat: „Aller frommen verfolgten Christen Trotz
und Trost." Nicht minder ist es aber auch für gar viele eine starke Wehr
und Waffe geworden. Das sehen wir unter andern an dem Schweden-
könige Gustav Adolf. Am 17. September 1631 stand er bei Leipzig mit
seinem Heere dem katholischen Feldherrn Tilly gegenüber. Da gab's
natürlich eine Schlacht. Aber ehe sie begann, ließ der König sein ganzes
Heer das Lied anstimmen: „Ein' feste Burg ist unser Gott." Als der
Sieg gewonnen war, warf er sich mitten unter den Todten und Verwun-
deten auf seine Kniee, dankte Gott und ries: „Das Feld muß er behalten"
(V. 2). Das sehen wir vorher an den Vierhundert von Pforzheim. Um
ihren geliebten Landesherrn, den Markgrafen Friedrich von Baden, vor
Tod oder Gefangenschaft zu retten, als ihn Tilly 1622 bei Wimpfen ge-
schlagen hatte, stellten sie sich an der Brücke des reißenden Bellinger Baches,
dem einzigen Uebergangspunkte, auf. Während die Kaiserlichen unter
Trommelwirbel und Trompetcnktang heranrücken, knieet die Schar nieder.
Ueber den Leichen ihrer Brüder und über den Leichen ihrer Feinde steigt
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Melanchthon Melanchthon Johann_Friedrich_von_Sachsen Johann Friedrich Gustav_Adolf Gustav Adolf Gott Friedrich_von_Baden Friedrich Bellinger_Baches
Extrahierte Ortsnamen: Wittenberg Weimar Augsburg Frankreich Frankreich Deutschland Salzburg Leipzig Pforzheim