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Luthers Tod. Der schmatkaldische Krieg.
blick ungenutzt vorübergehen. Zwar schrieben sie »dem durch-
lauchtigsten Fürsten Karl, der sich den Fünften römischen Kaiser
nennet,« dass sie ihn als solchen nicht mehr anerkennten; allein
mehr, als diese nutzlose Prahlerei, geschah nichts. Karl zog
unterdeß von allen Seiten Verstärkung an sich und sing dann
selbst an, sich in Bewegung zu setzen. Die Bundesfürsten,
noch immer unschlüssig und fahrlässig, litten schon Mangel,
bösartige Krankheiten schwächten und entmuthigten das Heer.
Da kam die Nachricht, daß Herzog Moritz unter dem Nor-
wande der Achtsvollstreckung in das sächsische Kurfürstenthum
eingefallen sey und im Begriffe stehe, es ganz zu erobern.
Alsbald zog der größere Theil des Bundesj^eres auf Veran-
lassung des Kurfürsten gegen den Herzog. Der Kaiser aber,
dessen Einlagerung in die Winterquartiere man erwartet hatte, fuhr
rasch zu und zwang die Oberländer nach einander zu harten
Vertragen. Sein Glücksstern wollte es, daß sonst feste Städte
verzagend nicht einmal Anstalt machten, ihn auch nur kurze
Zeit aufzuhalten. Unterdeß verfuhr Johann Friedrich gegen
Moritz, der so schnelle Rückkehr nicht erwartet hatte, mitmuth
und gutem Erfolge, trieb ihn überall aus dem Felde und
hatte in Kurzem nicht allein sein eignes Land wiedergewonnen,
sondern größtentheils auch das Hcrzogthum erobert. Da er-
schien eben so unerwartet Karl mit seinem siegreichen Heere.
Bei Mühlberg auf der Lochauer Haide erlitt der Kurfürst eine
gänzliche Niederlage und geriet!) persönlich seinen Feinden in
die Hände (I. 1517 April). Ein Kriegsgericht verurtheilte
ihn zum Tode; indeß wurde er gegen Verzichtleistung auf sein
Land begnadigt, ohne jedoch in Freiheit gesetzt zu werden.
Das Kurfürstenthum erhielt Herzog Mobitz mit Abtretung
eines Theiles an König Ferdinand; den Kindern Johann Frie-
drichs wurde billiger Weise ein anständiges Auskommen zuge-
sichert. — Noch war die Bezwingung des Landgrafen Philipp
übrig. Hartnäckig wehrte sich dieser, ermattete und verzagte
aber doch bald, und verhandelte um billige Bedingungen der
Unterwerfung. In gutem Vertrauen kam er sodann nach
Halle, wo Karl sich aufhielt. Hier wurde er ebenfalls gefan-
' gen genommen und nicht wieder entlassen, so sehr dem Kaiser
auch von Einigen der Vorwurf gemacht wurde, dass er gege-
bene Zusicherungen rücksichtslos vergäße.
Mit diesen beiden mächtigen Häuptern war aller Wider-
stand des Bundes besiegt und es fehlte dem Kaiser nicht mehr
an Macht, auf die Vollstreckung seines Willens nunmehr mit
Erfolg zu bestehest. Allein er that es auch jetzt nur mit vieler
Mäßigung; zumal in rein kirchlichen Dingen sprach er beiden
nächsten Verhandlungen, wie bisher immer, nur dringende
Wünsche aus. So auf dem Reichstage zu Augsburg
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Moritz Johann_Friedrich Johann Friedrich Moritz Karl Karl Ferdinand Johann_Frie- Johann Philipp Philipp Karl Karl
Dreißigjähriger Krieg. Ferdinand 3. Des Kaisers Noth. Ztzj)
die Demüthigung des Hauses Oestreich zu vollenden. Da
übereilte diesen verhängnißvollen Mann der Tod in der Blüthe
seiner Jahre (I. 1639 Juli). Sodann verloren die Schwe-
den auch ihren trefflichen Banner (I. 1641), und mit ihrer
Sache ging es wieder auf die Neige, bis Torstenfohn den Ober-
befehl übernahm und die Kaiserlichen unter dem Fürsten
Pikkolomini bei Leipzig auf dem breiten Felde abermals aufs
Haupt schlug (I. 1642 Nov.).
So ging der Krieg noch einige Jahre unter abwechselndem
Glücke fort; doch waren die Kaiserlichen endlich durchaus im
Nachtheile. Daß Dänemark für Ferdinand die Waffen ergriff,
war ohne glückliche Folgen, da Torstensohn sich rasch nach die-
ser Seite hinwendete, die Danen zurücktrieb, Holstein, Schles-
wig und Jütland besetzte und darauf Oestreichs Scharen bei
Jütcrbock und Magdeburg aus dem Felde schlug (I. 1614 Nov.
u. Dec.). Dänemark suchte den Frieden, Sachsen erkaufte eineu
Waffenstillstand, der, mehrmals erneuert, bis zum Friedens-
schlüsse fortdauerte. Al^ermals siegten die Schweden bei Jan-
kowitz (I. 1645). Böhmen, Schlesien und Oestreich waren jetzt
der Schauplatz des Krieges, bis Wien war kaum eine vermög-
liche Gegenwehr. Schweden und Franzosen, bei jenen Wrän-
get — Torstensohns Nachfolger — und Königsmark, bei diesen
Turcnne und Conde, häuften das Unglück der Zeiten mit ihren
Siegen. Doch endeten die Feindseligkeiten mit der Eroberung
eines Theiles von Prag durch Königsmark (I. 1648). Hatte
die langjährige Anstrengung am Ende nicht jede Parthei ermat-
tet, und wäre die frühere Thatkraft und Erbitterung nicht ge-
wichen, auch nicht um viel unwürdigerer Zwecke willen noch
gekämpft worden, so möchte des Jammers und des Blutver-
gießens in dieser Zeit noch weit mehr gewesen seyn. Zugleich
hielt man den Blick auf Münster und Osnabrück gerichtet, wo
schon länger die Friedeiisuntcrhandlungen begonnen und nun-
mehr ihrem Ende nahe gekommen waren. Im Jahre 1648
wurde die sehnlichste Erwartung der Völker erfüllet.
Schön lange hatte man von beiden Seiten das Bedürfniß
eines allgemeinen Friedens gefühlt; mancherlei Versuche waren
inzwischen gemacht, und zu wiederholten Malen wäre es leicht
gewesen, ihn dem jammernden Volke zu gewähren; allein ge-
rade, wenn der Feind danieder lag, kannten die Sieger weder
Billigkeit noch Schonung; sah jener dann neue Hoffnung schim-
mern, so erhob sich mit dieser der alte trotzige Haß und ließ
sich nur in Strömen von Blut wieder beschwichtigen. So war
ks abwechselnd bei den Kaiserlichen und bei den Feinden des
Reiches. Wer im Ganzen die größere Schuld trug, mag so
bald nicht erschaut werden; denn Tausenderlei kreuzet durch
einander, und nichts ist schwieriger, als den Interessen seines
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ferdinand Dänemark Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: Leipzig Holstein Magdeburg Sachsen Schweden Wien
Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Marten, Adolf
Auflagennummer (WdK): 6
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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Münster und Osnabrück der westfälische Friede ge-
schlossen. 1648. — (Aufgabe: Beschreib nach deinem Lese-
buche: 1. Gustav Adolf. — 2. Tilly. — 3. Wallenstein. —
4. Die Eroberung von Magdeburg. — 5. Die Schlacht von
Lützen.)
§. 65. c. Folgen. 1. Die Reformation blieb besteben,
und Katholiken und Protestanten erhielten gleiche Rechte; aber
das deutsche Reich lag darnieder, und die Kaiserwürde hatte alle
Bedeutung verloren, der Wohlstand war vernichtet, Sittenlosigkeit
und Roheit allenthalben eingerissen (2/s der Bewohner todt, Städte
und Dörfer verwüstet, Räuber, Hexenprocesse). Deutschland war
ein Bund von 300 sogenannten Reichsständen, denen die that-
sächliche Souveränetät (Landeshoheit) eingeräumt war. Sie konnten
unter sich und sogar mit fremden Mächten Bündnisse schließen
(freilich vorbehaltlich der Rechte des Kaisers, wie nutzlos hinzu-
gefügt war); damit war die letzte Besiegelung der innern Auf-
lösung des Reiches und seiner Dhumacht gegeben. Es wurde ein
Spott fremder Völker und der Deutschen selbst und reifte lang-
sam dem Tode zu, nicht einmal zur Vertheidigung mehr tauglich.
Die Habsburgischen Kaiser konnten nichts mehr ausrichten und
folgerichtig nur an die Stärkung ihrer Hausmacht denken. —
2. Wichtige Grenzländer waren dem Reiche entrissen. Schweden
erhielt Vorpommern, Rügen, einen Theil von Hinterpommern, die
Bisthümer Bremen und Verden; an Frankreich wurden Metz rc.
(§. 62), der Elsaß (außer Straßburg und 10 Reichsstädten), einige
Festungen wie Breisach abgetreten; die Schweiz und die Nieder-
lande wurden aus dem deutschen Reichsverbande entlassen. So
wurde Deutschland abhängig von Schweden und Franzosen. —
3. Das deutsche Volk war also beinahe am Ende seiner Tage
angekommen: doch waren noch zwei Lebenselemente vorhanden:
die zähe Kraft des deutschen Volkes, die durch das in allen Eou-
fessionen neu erwachte religiöse Leben besonders aufgefrischt ward,
und der k u r b r a n d e n b u r g i s ch e Staat, der einst Deutsü)-
lands fester Halt werden sollte. (Als Entschädigung für das ihm
durch Erbrecht zustehende Pommern fvon dem es nur den
größeren Theil H i n t e r p o m m e r n s erhält^ erlangt Branden-
burg Halberstadt, Minden, Ca min, Magdeburg. Zu
welchen Provinzen ist hierdurch der Grundstock gelegt?)
§. 66. Verlauf der Reformation. Allgemeines.
Die Reformation hatte auch in Dänemark Eingang gefunden. — Seit
1397 herrschten die dänischen Könige auch über Norwegen und Schweden
(kalmarische Union). Gustav Wasa befreite S ch w ed e n, wurde 1523 König
und führte die Reformation ein. — In Frankreich führte der Haß
zwischen Reformierten (Hugenotten) und Katholiken zu Kriegen und zu der
sogenannten Bartholomäusnacht oder Pariserbluthochzeit 1572
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht]]
Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf Tilly Gustav_Wasa Gustav
Extrahierte Ortsnamen: Magdeburg Deutschland Schweden Hinterpommern Frankreich Breisach Deutschland Schweden Pommern Minden Magdeburg Dänemark Norwegen Schweden Frankreich