127
Durch Karls Eigenmächtigkeit und fortgesetzte Gefangen-
haltung des Landgrafen Philipp erbittert, wird Moritz
des Kaisers Feind. Statt Magdeburg einzunehmen
wendet er sich (in Verbindung mit dem Markgrafen Al-
brecht von Brandenburg-Culmbach) nach Süd-
deutschland und überrascht den kranken Kaiser in Inns-
bruck; doch gelingt es diesem noch, über das Gebirge
nach Kärnthen zu entkonnnen. Die gefangenen Fürsten
frei, Gewissensfreiheit gewährt.
Leider aber hatte sich Moritz mit Frankreich verbündet
welches Metz, Toul und Verdun besetzte und für im-
mer behielt.
(1553) Moritz von Sachsen fällt bei Sievershausen
gegen den Markgrafen Albrecht.
Dieser hatte (gegen den passauer Vertrag» die Bisthümer
mit Krieg überzogen und wurde von Moritz und dem
Herzog Heinrich von Braunschweig bei S. geschlagen;
doch fiel ersterer, erst 33 Jahr alt.
1555 Der angsburger Religionsfriede
Er kam besonders durch die Bemühungen des Königs
Ferdinand zu Stande; doch waren Zwinglianer und
Calvinisten in: Frieden nicht mit einbegriffen, und der
„geistliche Vorbehalt" setzte fest, daß ein geistlicher katho-
lischer Landesherr, der protestantisch würde, Amt und
Land verlieren sollte.
1550 Karl V. legt bei Regierung nieder.
Lebensmüde zieht er sich in's spanische Kloster St. Juste
zurück p), wo er 1558 im 56. Lebensjahre stirbt.
Als Kaiser von Deutschland folgt sein Bruder
155 —1564 Ferdinand 1
Er war zugleich König von ll n g a r n u n d B ö h m e n.
Obwohl strenggläubiger Katholik erhielt er doch durch edle
Duldsamkeit dcu Frieden der Parteien. — Türkenkriege.
^ In Spanien, den Niederlanden, Neapel und
Sicilien und Amerika folgt auf Karl sein Sohn
Philipp ll., ein mistrauischer ' und unduldsamer Regent.
Unter ihm
1581 Abfall der vereinigten Niederlande
Politische und religiöse Unterdrückung (Jnquisitiou). An
die Spitze der Unzufriedenen k Geusen, d. i. Bettler) tre-
ten der kluge Wilhelm von Oranien und die Grafen
Egmont und Hoorn. Alba kommt mit einem Heere
p) Gartenbau. Uhren. Todtenmesse.
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Extrahierte Personennamen: Karls Philipp Philipp Moritz
des_Kaisers Moritz Moritz_von_Sachsen Albrecht Albrecht Moritz Heinrich_von_Braunschweig Heinrich Ferdinand Karl_V. Karl_V. Ferdinand Karl Karl Philipp_ll. Philipp Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Karls Magdeburg Brandenburg-Culmbach Inns- Frankreich Deutschland Spanien Niederlanden Neapel Sicilien Amerika
131
Mansfeld wandte sich nach Schlesien und Ungarn zu
Bethlen Gabor von Siebenbürgen; als er aber dessen Un-
zuverlässigkeit erkannt, entließ er sein Heer und wollte
nach Venedig und von da nach England gehen. Im
Dorfe Urakowitz bei Zara in Dalmatien ereilte ihn
aber der Tod. 1»> In demselben Jahre stirbt auch sein
Freund Christian von Braunschweig. — Ver-
wüstung von Holstein, Schleswig und Jütland.
1628 Wallenstein, nunmehr auch Herzog von Mecklen-
burg und Admiral des baltischen Meeres, bela-
gert Stralsund vergeblich.c)
1629 Das kaiserl. Restitutionsedikt verlangt die Her»
ausgabe sämmtlicher seit dem passauervertrage
eingezogenen Kirchengüter.
Wegen der feindlichen Haltung Schwedens wurde mit
Dänemark zu Lübeck Friede geschlossen. Wallenstein
blieb eigenmächtig in Norddentschland, welches er schrecklich
verheerte. Da auf Betrieb der Reichsfürsten
1630 Wallerifteinö Absetzung aus dem Reichstage zu
Re g e ns b u r g.
Auch Mecklenburg verlor Wallenstein und zog sich ans
seine Güter in Böhmen zurück. Prächtige Hofhaltung.
Gustav Adolph, König von Schweden-, landet mit
15000 Mann auf Usedom.
Gustav Adolph hatte sein Heer in mehrjährigem Kriege
mit Polen ausgebildet. Er erschien theils zum Schutze
des bedrückten Protestantismus, theils, um seine Macht zu
vergrößern. Pommern und Brandenburg, letzteres unter
dem schwachen Georg Wilhelm, ck) muß erzwingen,
sich ihm anznschließen. e) Während er noch mit Johann
Georg von Sachsen verhandelt, erfolgt
1631 Die Eroberung Magdeburgs durch Tilly.
io. Mai In Magdeburg befehligte der schwedische Oberst Falken-
stein. Erstürmung durch Tilly und den kühnen Reiter-
general P a p p e n h e i m. Mord, Brand und Plünderung.
Zerstörung Magdeburgs bis auf den.domt) und etwa
150 Gebäude. Von 35000 Einwohnern kaum 5000
1>) Er starb stehend, in kriegerischer Rüstung.
c) Wallensteins vermessene Worte?
d) Seine schwankende Haltung größtentheils das Werk Schwarzenbergs.
e) Kanonen vor Berlin ausgefahren.
0 Die in denselben Gestächteten von Tilly begnadigt.
9*
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Extrahierte Personennamen: Gabor_von_Siebenbürgen Christian_von_Braunschweig Gustav_Adolph Gustav Gustav_Adolph Gustav Georg_Wilhelm Wilhelm Johann
Georg_von_Sachsen Johann Tilly Tilly
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Venedig England Dalmatien Holstein Schleswig Stralsund Schwedens Norddentschland Brandenburg Magdeburgs Magdeburg Magdeburgs Schwarzenbergs Berlin
119
Gegenwart seines Freundes, des halleschen Superinten-denten Justus Jonas.
Sein Grab in der Schlokirche zu Wittenberg. Neben ihm ruhtmelanchthon. der erst 1560 starb und vergebens die Lutheraner und Resormierten zu vereinigen getrachtet hatte.
15461547 Der schmalkaldische Krieg. Schlacht bei Mhl-berg. Hauptanla war die Weigerung der Protestanten, das Konzil zu beschicken.
Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen, Land-gras Philipp von Hessen und eine Anzahl Städte unter Anshrung des braven Sebastian Schrtlin von Burtenbach bildeten die ansehnliche Kriegsmacht der Protestanten. Trotz ihrer berlegenheit lassen sie den Kaiser sich durch Hilsstruppen aus Italien und den Nieder-landen in Sd-Deutschland verstrken. Uneinigkeit der schmalkaldischen Bundesgenossen. Inzwischen war Herzog Moritz von Sachsen (aus der Albertinischen Lime; des Kaisers Freund, obwohl Protestant) in das Kurfrsten-tum Sachsen eingefallen. Um sein Land zu schtzen, trennt sich Johann Friedrich von den Verbndeten, und diese gehen auseinander. Die sddeutschen Städte und Wrttemberg unterwersen sich dem Kaiser.
Unterdessen wurde Moritz zwar aus Kursachsen ver-trieben; Karl V. erschien aber bald daraus selbst, siegte 1547 aus der Lochauer Heide bei Mhlberg1) der Johann Friedrich und nahm ihn gefangen2). Bald auch Wittenberg genommen3). Wittenberger Kapitulation. Joh. Friedrich entsagt der Kurwrde und tritt die Kurlande ab. Weimar, Jena, Eisenach und Gotha bleiben seinen Shnen (Ernestinischer Linie). Moritz wird Kurfürst von Sachsen.
Philipp von Hessen, treulos herbeigelockt und ge-demtigt (Fufall), wurde durch Alba in Halle gefangen genommen4), und gegen den Willen seines Schwiegersohnes Moritz und des Kurfrsten Joachim Ii., ebenso wie Jo-Hann Friedrich. jahrelang in Haft behalten. Deutschland lag nun ohnmchtig zu den Fen des Kaisers. 1548 Das Augsburger Interim.
1) Der Bauer zeigt die Furt durch die Elbe. Kriegsgeschrei Hispania. Der Kaiser nach der Schlacht: Ich kam, sah und Gott siegte!"
2) Die anfangs beabsichtigte Hinrichtung wird m Gefngnis verwandelt.
3) Heldenmtige Vereidigung der Stadt durch die Kurfrstm Sibylle von Kleve. Karl an Luthers Grabe edelmtig.
*) Der Kaiser soll nur versprochen haben, ihn von ewigem, aber nicht einigem Gefngnis freizulassen.
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Extrahierte Personennamen: Justus_Jonas Hauptanla Kurfürst_Johann_Friedrich_von_Sachsen Johann Friedrich Philipp_von_Hessen Philipp Sebastian_Schrtlin_von_Burtenbach Moritz_von_Sachsen Johann_Friedrich Johann Friedrich Moritz Karl_V. Karl_V. Johann_Friedrich Johann Friedrich Friedrich Moritz Philipp_von_Hessen Philipp Moritz Joachim_Ii Friedrich Friedrich Hispania Sibylle_von_Kleve Karl_an_Luthers Karl
115 -
1525 heiratete Luther die Katharina von Bora, eine ehemalige Nonne.
15211525 Erster Krieg zwischen Karl V. und Franz I.
Franz I. strebte nach dem Besitze von Neapel verlor aber Mailand, welches er 1515 durch die Schlacht bei Mang-nano gewonnen hatte, durch die unglckliche Schlacht der Pavia 1525. Er selbst wird gesangen. Schon vorher war der tapfere Bayard (der Ritter ohne Furcht und Tadel) gefallen und der beleidigte Connetable Karl von Bourbon zum Kaiser bergegangen.
^m Frieden zu Madrid mute Franz auf Italien und das Herzogtum Burgund verzichten, war aber im voraus entschlossen, nach feiner Freilassung den Vertrag nicht zu halten.
15241525 Der Bauernkrieg. ?
Ausstand der Bauern am Rhein und m Schwaben welche Suchers Lehre von der evangelischen Freiheit weltlich den-teten Sie forderten in den 12 Artikeln ) Verbesserung ihrer allerdings bedrngten Lage, versprachen aber dieiemgen ihrer Forderungen, die gegen Gottes Wort waren, aus-zugeben. Da sie nirgends Gehr sanden. begingen sie arg- Gewaltthaten, besonders unter Georg Metzler Nn Odenwalde-), Kurze Zeit fhrte sie auch der Ritter Gtz von Berlichingen mit der eisernen Hand >. Der Ausstand wurde durch den Grasen Georg Truchse von Waldburg, den Feldhauptmann des schwbischen Bundes, mit Grausamkeit unterdruckt. Auch Luther will nichts von Schonung wiffen . .
Gleichzeitig Bauernaufruhr m Thringen unter Thomas Mnzer, der fogar Gtergemeinschaft em-fhren will. Er wird 1525 bei Frankenhaufen ge-fchlagen und in Mhlhaufen hingerichtet.
1525 Tod Friedrich des Weifen. i
Auf ihn folgte fein Bruder^ohann der Bestandige (nur bis 1532), dann Iohann Friedrich der Gro-m tig e bis 1547, worauf die Kurwrde der ^ rn e st in i f ch e n Linie entriffen und an die Albertinische (Moritz) gegeben wurde. (S. d. fchmalkaldifchen 1525 Der Ordensstaat Preutzen wird ein^lutherisches Herzogtum unter polnischer Oberlehnsherrschaft.
Z. B. Wahl der Pfarrer. Aufhebung der Leibeigenschaft, freies Jagdrech^ra^ ^en|tein ^ach der Eroberung von Weinsberg in die Spiee
"uf dem Schlosse Imhausen vorhanden. Interessant die Selbstbiographie von Gtze.
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Extrahierte Personennamen: Katharina_von_Bora Karl_V. Karl_V. Franz_I. Franz_I. Bayard Karl_von_Bourbon Karl Franz Franz Georg_Metzler Georg_Truchse_von_Waldburg Thomas_Mnzer Friedrich Friedrich Friedrich_der_Gro-m Friedrich Moritz
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Ellwangen, die Stifter, Abteien und Klöster Zwiefalten, Schönthal,
Comburg, Rottenmünster, Heiligkreuzthal, Margarethenhausen und
das adelige Damenstift Obersteufeld nebst allen dazu gehörigen Be-
sitzungen, ferner die Reichsstädte Weil, Reutlingen, Eßlingen, Rott-
weil, Giengen, Aalen, Hall, Gmünd und Heilbronn, zusammen ein
Gebiet von c. 40 Quadratmeilen mit c. 125,000 Einwohnern, zuer-
kanute und zugleich wurde dem Herzog die Chur fürstliche Würde
verliehen 1803.
Als ein Unglück für das ganze Land war es aber zu beklagen, daß
Friedrich um diese Zeit seinen treuen Freund, den Grafen Zeppelin
durch den Tod verlor. Dieser edle, uneigennützige Mann besaß das
Vertrauen seines Fürsten in hohem Maße und da er dasselbe nie
mißbrauchte, so gelang es ihm inehr als irgend einem Andern, die
Laune und die stürmischen Leidenschaften Friedrichs zu besänftigen
und in seinem Gemüth die Gefühle des Wohlwollens und die Ent-
schlüsse der Schonung hervorzurufen Mehr und mehr gewannen
nach seinem Tode schlimme Rathgeber Raum bei dem Churfürsten,
und der alte Kampf zwischen Landschaft und Regierung entbrannte
aufs Neue, so daß der im März 1804 eröffnete Landtag schon im
Juni desselben Jahres mit der Erklärung des Churfürsten entlassen
wurde, „daß Prälaten und Landschaft keines Vertrauens mehr würdig
seien".
Um diese Zeit schlugen die Wogen der großen Bewegung aufs
Neue wieder auch an unser Vaterland. Napoleon hatte sich am
18. Mai 1804 die Kaiserkrone aufs Haupt gesetzt und dadurch ein
neues Bünduiß zwischen Oesterreich, Rußland und England hervor-
gerufen. Noch war Württemberg neutral, nichtsdestoweniger ver-
langte das österreichische Heer, das seine Stellung längs der Iller
genommen und seine Vorposten in das Land zwischen der Alb und
dem Bodensee bis an den Schwarzwald hinab vorgeschoben hatte,
die strengsten Frvhndienste und Lieferungen aller Art wurden ge-
waltsam beigetriebeu. Zugleich kam von Westen her die französische
Armee und ihr Trotz und ihre Gewaltthätigkeit schien Württemberg
geradezu als ein feindliches Land zu betrachten.
Am 2. Oktober erschien Napoleon selbst in Ludwigsburg und
„Für oder wider mich?" war die kurze Frage, welche der franzö-
sische Machthaber eben so kurz von dem Churfürsten beantwortet haben
wollte. Die Antwort konnte nicht zweifelhaft sein: wollte Friedrich
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrichs Napoleon Württemberg Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Ellwangen Comburg Heiligkreuzthal Margarethenhausen Obersteufeld Reutlingen Giengen Aalen Heilbronn Chur Friedrichs Oesterreich England Schwarzwald Ludwigsburg
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
5(59
besonders auch im Leben des Herzogs Christoph. Als ein Kind von 6 Monaten
mußte er schon die Mutter, noch nicht 5 Jahre alt, auch den Vater missen,
und seine Erziehung wurde jetzt von einer Seite übernommen, von welcher
aus sein Tod für höchst wünscheuswerth gehalten wurde. Da er aber am Leben
blieb, so würde ein spanisches Kloster den Prinzen eingeschlossen haben, wenn
nicht Tiffernus ihn gerettet hätte. In französischen Diensten, beneidet von
den Großen des Hofes, sollten Meuchelmörder, spater selbst Gift, ihn aus
dem Wege räumen: die Vorsehung erhielt sein Leben!
Herzog Christoph, obwohl er in Ludwig dem Frommen einen Sohn hatte,
veranlaßte dennoch seinen schon bejahrten Oheim Georg zu einer Heirath:
dessen Sohn, Herzog Friedrich I., erhielt den Stamm. Aber ehe Friedrich
zur Regierung kam, drohten ernstliche Gefahren seinem Leben: in der Kirehe
zu Mömpelgard 1558 sollten Meuchelmörder ihn tobten; er entkam durch
die Flucht; L581 auf der Jagd von einer wilden Bärin angefallen, war Nie-
mand um ihn, der ihm hätte beistehen können; er erlegte das Thier glück-
lich; auf einer Reise nach Dänemark nahm er bei der Ueberfahrt den Sprung
von einem Schiffe zum andern zu kurz und stürzte ms Meer; doch wurde
er glücklich gerettet.
Von Carl Alexanders Söhnen war der jüngste. Friedrich Eugen, zum
geistlichen Stande bestimmt: er vertauschte das Ordcnsgewand mit dem
Kriegsschwert - und rettete den Stamm vor dem Erlöschen.
Nicht minder augenfällig als in der Erhaltung des Regentenstammes
offenbarte sich die göttliche Vorsehung auch in Erhaltung des Landes. Wie
mißlich stand es oft um Württemberg! 1286 und 1287 hatte Kaiser Rudolph
das Land mit Krieg überzogen und Burgen und Städte zerstört; 1309 war
die Reichsacht über Eberhard den Erlauchten ausgesprochen und 1311 voll-
zogen, das Land in Feindesbaud, er selbst verborgen im Thurm zu Besig-
heim; da starb im entscheidenden Augenblicke der Kaiser durch einen Domi-
nikanermönch an Gift. 1360 drangen 3 feindliche Heere gegen Eberhard den
Greiner und seinen Bruder ins Land; nach der Schlacht bei Schorndorf war
das Land in des Kaisers Hand: eine glückliche Aussöhnung wandelte den
drohendsten Feind zum mächtigsten Gönner um. Zu keiner Zeit aber stand
cs mißlicher um das Land Württemberg, als zur Zeit der Verbannung
des Herzogs Ulrich. Das Land, vom schwäbischen Bund erobert, an den
Kaiser Carl V. verkauft, von diesem an seinen Bruder Ferdinand abgetreten
und fortan als österreichische Provinz verwaltet, schien alle Hoffnung auf
Selbstständigkeit verloren zu haben; da erscheint der Geächtete und — erobert
sein Land wieder. Hundert Jahre später, zur Zeit des 30jährigen Krieges,
schien das Land abermals verloren: vertrieben der Fürst, verheert das Land
und in Feindes Hand, von '/2 Million Einwohner kaum 50,000 noch übrig;
und dennoch sollte dem Laude „auch nicht ein Bauernhof verloren gehen!"
Was wäre endlich zur Zeit Napoleons des Großen aus Württemberg gewor-
den, hätte nicht ein hoher Verstand im Bunde mit seltener Kraft und Festig-
keit des Willens auch selbst den Uebermuth des Machthabers zur Hochachtung
und Mäßigung genötbigt!
Aber auch noch in einer andern Richtung hat sich die Hand der Vor-
sehung erwiesen, nemlich in der Erhaltung des theuren Kleinods der Ver-
fa ssu ng, des schönen Bandes, das sich um Fürsten und Volk in treuem Vereine
schlingt. Wie das Land, so ist auch trotz aller Anfechtungen seine Verfassung
aus kleinen Anfängen zum segensreichen Baume erwachsen, in dessen Schat-
ten sich Fürst und Volk der höchsten Segnungen erfreuen dürfen. So lange
seine Zweige grünen und blühen und Früchte tragen, können wir furchtlos
jedem Wechsel der Zeiten entgegensehen, und jeder Württemberger kann aus
treuem Herzen rufen:
Hie gut Württemberg allweg!
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Extrahierte Personennamen: Christoph Christoph Ludwig_dem Ludwig Georg Friedrich_I. Friedrich_I. Friedrich Friedrich Carl_Alexanders Alexanders Friedrich_Eugen Friedrich Eugen Rudolph Eberhard Eberhard Ulrich Carl_V. Ferdinand Napoleons
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
187
herrschende Stimmung für gut fand, sich mit seinen Vertrauten
nach Kirchheim zu begeben, und als nun der Landtag sein Werk
mit einer raschen That: der Verhaftung Hvtzingcrs, Hans v. Stetten
und einiger anderer herzoglicher Diener eröffnete, auch den Herzog in
einem Schreiben dringend bat, nach Stuttgart zurückzukehren; da
hielt es dieser für gerathen, die Flucht zu ergreifen, zugleich aber
auch alle Kleinodien und alles Silbergerathe rc. des Hauses mit
sich zu nehmen.
Dieser unbesonnene Schritt brachte Eberhard zu Fall; der Land-
tag kündigte nemlich im Namen des Landes dem Herzog den Ge-
horsam auf und die Räthe :c. wußten diese That bei dem Kaiser
so nachdrücklich zu rechtfertigen, daß ihnen derselbe bezeugte, „sie
haben sich als fromme Männer benommen!"
Sofort belehnte der Kaiser — da Eberhards Bruder, Heinrich,
mehr oder weniger blöden Sinnes war — den Sohn Heinrichs,
den damals Iojährigen Ulrich mit dem Herzogthum Württemberg,
und bevollmächtigte den Landhvfmeister mit den Räthen zur einst-
weiligen Führung des Regiments; den flüchtigen Eberhard dagegen
veranlaßte der Kaiser zu Horb zur Unterzeichnung der Eingangs
erwähnten Entsagungsurkunde.
Eberhard floh nun zu dem Churfürsten Philipp von der Pfalz,
allein bald wurde auch dieser seiner überdrüssig und setzte ihn auf
das Schloß Lindenfels, wo er, wie ein Gefangener gehalten, im
Jahr 1504 sein verlorenes Leben beschloß.
Nordstetten, Pfd. mit 1491 Ew., wor. 2 Ev, auf der Höhe
der rechten Neckarthalwand.
Schon 760 hatte das Kloster St. Gallen Güter in „Nordsteti". Das
Schloß gehört den £>erren v. Linden, einem freiberrlichen Geschlechte,
das mehrere bedeutende Namen aufzuweisen bat.
Rotten bürg, am linken, mit der Vorstadt Ehingen am
rechten Ufer des Neckars, mit 5831 Ew., worunter o. 150 Evang.
Die Stadt, in der breiten Thalebene gelegen, gehört zu den freund-
lichsten Städten des Landes.
Auf dem Marktplatz findet sich ein prachtvoller Brunnen mit Statuen,
der nach der Chronik 3 Pfenninge mehr gekostet haben soll, als der Kirch-
thurm. Bemerkenswerth ist die schöne Stadtkirche zum hl. Martin. Meh-
rere aufgehobene Klöster. Rottenburg ist der Sitz des bischöflichen Ordi-
nariats. Dasselbe besteht aus einem Bischof, gegenwärtig vr. v. Lipp,
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Extrahierte Personennamen: Kirchheim Hvtzingcrs Hans_v Eberhard Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrichs Ulrich Eberhard Eberhard Philipp_von_der_Pfalz Philipp Martin Rottenburg
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
199
zngewandt hatten oder sich ihm zuzuwenden im Begriffe stunden —
„das also soll der Preis der Treue sein?" Und dieser Preis war
nicht eben lockend; und diese Betrachtung machte Manchen stutzig;
und als jetzt noch der Bund mit starker Macht heranzvg — Mitte Sep-
tembers — da floh in Haufen das Landvolk, und als auch vollends die
Nachhut bei Untertürkheim geschlagen wurde und die Stammburg auf
dem Nvtheuberge in Flammen aufging, da unterwarf sich das Land
zum zweiten Mal dem Bunde, und dieser übte nun mit Brand-
schatzungen und Strafgeldern rc. das Necht der Eroberung mit
aller Strenge, und wieder seufzte das Volk unter unleidlichem Druck.
Durch diese neuen Anstrengungen des Bundes mehrten sich
dessen Ansprüche auf Entschädigung von Seiten des Landes, und
der sie leisten wollte, zeigte sich auch bald. Der Enkel Maximilians,
der König von Spanien, hatte als Carl V. den deutschen Kaiser-
thron bestiegen, und er machte sich nunmehr anheischig, den Bun-
desständeu „leidendliche und ziemliche" Bezahlung zu leisten, wenn
dem Hause Oesterreich das Fürstenthum Württemberg und alle
anderen Lande des Herzogs zugesprvcheu würden. Und der Bund,
obwohl es ihm nicht zweifelhaft sein konnte, daß sein Waffen-
glück ihm keineswegs das Necht gab, über Württemberg als sein
freies Eigeuthum zu schalten, besann sich nicht lange; und der
Kaiser, dem es eben so wenig verborgen sein konnte, daß er auf
diese Weise die heiligsten Nechte und Verträge verletze, — denn von
Ulrichs Sohne Christoph war so wenig eine Rede, als von seinem
Bruder Georg — stellte die Politik seines Hauses über das Necht,
und so geschah es denn, daß auf dem Tage zu Augsburg 1520 das
Herzogthum Württemberg dem Kaiser zugesprvcheu wurde gegen Er-
satz der Kriegskvsten des Bundes im Betrag von 220,000 fl. —
Damit war der erste große Act im Leben Ulrichs zu Ende: sein an-
gestammtes Erbe war in Feindes-, war in des Kaisers mächtiger
Hand; er selbst aber, des Landes Fürst, irrte, ein Flüchtling, im
fremden Lande umher, verfolgt von seinen Feinden und schnöde ver-
lassen von den Freunden, dem Kummer preisgegeben und des Lebens
Noth. Tief fühlte er sein herbes Loos; doch auch im tiefsten Un-
glück verlor er nicht den Muth und nicht die Hoffnung bessrer
Zeiten. Und so klingt schön und wahr das Zumsteg'sche Ulrichslied
in Hauffs Lichtenstein:
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
217
unter ihrem König Gustav Adolph siegreich gegen die kaiserlichen Truppen
vorgedrungen waren. An diesen Fürsten nnn wurde Löffler von seinem
Landesherrn abgesandt, und hier lernte Gustav Adolph und sein Canzler
Oxenstierna die Tüchtigkeit und Rechtlichkeit dieses Mannes kennen, und
Löffler trat nun unter Einwilligung der herzoglichen Regierung in schwe-
dische Dienste.
Löffler wurde nun schwedischer Vicekanzler, blieb aber fortwährend auch
in württembergischen Diensten, wo er 1632 die Canzlerwürde erlangte und
kurz hernach das Rittergut Neidlingen erhielt (1633).
In demselben Jahre trat der junge Herzog, Eberhard Iii., die Regie-
rung des Landes selbst an, bei welcher Veranlassung ihm Löffler die heil-
samsten Rathschläge gab. Als nach Gustav Adolphs Tode ein gemeinsamer
Rath der protestantischen Stände unter der Oberleitung Oxenstierna's ein-
gesetzt wurde, erhielt auch Löffler eine Stelle in demselben, und seine
Hauptaufgabe ging nun dahin, Frankreich zum Bündnis; mit Schweden zu
bewegen. Dies gelang ihm zwar, allein da er in die Uebergabe der Stadt
Benfeld an die Franzosen willigte, und zwar ohne besondere Bedingungen
daran zu knüpfen, so wurde er aus schwedischen Diensten entlassen, weil
man der Meinung war, er hätte dafür erhebliche Hülfsgelder erlangen
können.
Aber noch ein ärgeres Mißgeschick bedrohte Löffler bald darauf: ein
aufgefangenes Protokoll mit Vorschlägen von ihm gegen Oesterreich zog
ihm den heftigsten Haß des Wiener Hofs zu. Seine Güter in Württem-
berg wurden eingezogen und er durfte nicht wagen, Frankfurt zu verlassen,
da die österreichische Regierung Befehl gegeben hatte, ihn, wo man ihn
treffen würde, zu verhaften. Da dieser Befehl erfolglos blieb, so forderte
Oesterreich vom Frankfurter Rathe geradezu die Auslieferung Löfflers, und
dieser mußte daher eiligst fliehen. In Schweden fand er keine Aufnahme
und so blieb er in Hamburg. wo er durch Oxenstierna's Vermittlung aus
Schweden ein Geschenk von 2000 Reichsthalern erhielt- Er zog nun durch
die Niederlande und Frankreich nach Basel, wagte aber nicht, nach Würt-
temberg zurückzukehren, obwohl es Eberhard Hi. endlich gelungen war, ihm
bei Oesterreich Verzeihung auszuwirken.
Er wurde gefährlich krank und starb 1638 zu Basel, betrauert von
Vielen, als ein erfahrener, kluger und scharfsinniger Mann, ein treuer
Diener seines Fürsten, ein warmer Freund seines Vaterlands, ein frei-
müthiger, wahrheitsliebender, menschenfreundlicher und mildthätiger Cha-
rakter.
Heilbronn, in einer der schönsten und fruchtbarsten Gegenden
des Landes in dem hier breiten Neckarthal gelegen, zählt 13,968 Ew.,
worunter 7—800 Katholiken und etwa 70 Juden. Die Stadt ist sehr be-
lebt durch die vielen Fremden sowohl, welche durchreisen, als auch
durch den ausgebreiteten Handel, das vielseitige Gewerbe und die
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolph Gustav Gustav_Adolph Gustav Eberhard_Iii Gustav_Adolphs Gustav Eberhard_Hi
Extrahierte Ortsnamen: Rittergut_Neidlingen Frankreich Oesterreich Frankfurt Oesterreich Schweden Hamburg Schweden Niederlande Frankreich Basel Oesterreich Basel Heilbronn
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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reich veranlaßte nun aber Varnbüler, wieder in das Vaterland zurückzu-
kehren und diesem fortan seine Dienste zu widmen.
Nach dem Tode des Königs Gustav Adolph von Schweden übernahm
dessen Canzler Oxenstierna die Oberleitung des Bundes der protestantischen
Stände, und an den schwierigen Verhandlungen desselben nahm nun auch
Varnbüler, als Sekretär des württembergischen Eanzlers, Löffler, den
thätigsten Antheil. Hier erwarb er sich in kurzer Zeit so sehr die Achtung
Oxenstierna's, das? dieser sich ihn von Herzog Eberhard zum Sekretär er-
bat. Varnbüler trat somit förmlich in schwedische Dienste und zog daher
mit seiner Familie nach Frankfurt. Hier wurde er in den geheimsten und
wichtigsten Geschäften gebraucht, zog sich aber dadurch den Haß der Kai-
serlichen so sehr zu, daß — als nach der Schlacht bei Nördlingen, i6ri,
die feindlichen Truppen einem verheerenden Waldstrome gleich das unglück-
liche Württemberg überschwemmten — sie auch Varnbülers Haus mit dem
größten Thcil seiner Habseligkeiten einäscherten.
Da nunmehr die evangelischen Stände sich mit dem Kaiser vertrugen,
so stand jetzt Varnbüler verbannt und des größten Theils seines Vermögens
beraubt, in fremdem Lande; dennoch verließ sein standhafter Muth ihn
auch jetzt nicht, und er blieb auch in der schweren Zeit der Prüfung seinem
Fürsten und Vaterlande treu.
Herzog Eberhard ?var in dieser unglückseligen Zeit aus dem Lande
geflohen; in dem Lande aber hausten die wilden Schaaren des Kaisers.
Nunmehr war Varnbüler unermüdet thätig, die Wiedereinsetzung Eber-
hards in sein Erbland zu bewirken, und weder die Gefahren der Reisen,
noel? Krankheiten, noch die Schwierigkeiten so verwickelter und oft erfolg-
loser Bemühungen vermochten seinen Eifer zu ermüden.
Am Hofe von Darmstadt, bei dem Landgrafen von Hessen, in Dresden,
in Berlin und Niedersachsen, überall war Varnbüler mit stets erneuter
Sorgfalt bemüht, seinem Herrn zu dienen, bis endlich 1638 der gewünschte
Erfolg seine Bemühungen krönte.
Seinen Dank bezeugte ihm der Landesfürst durch seine Ernennung
zum Regierungs-, und zwei Jahre später zum geheimen Rath; auch über-
gab ihm derselbe in Stuttgart ein schönes Haus.
Aber nicht lange war es Varnbüler vergönnt, in der Heimath zu
weilen; der Herzog, in richtiger Würdigung seiner Talente, ernannte ihn
zum Gesandten bei dem westphälischen Friedenswerk, und hier war es,
wo Varnbüler den höchsten Anspruch auf die Anerkennung und die Dank,
barkeit seines Fürsten und seines Vaterlandes sich erwarb.
Es war wohl keine geringe Aufgabe, dem schrecklich verheerten Deutsch-
land nach so langem Kriege den Frieden wieder zu geben, denn die ver-
schiedensten Interessen und Leidenschaften durchkreuzten sich bei diesem Ge-
schäfte. und es gab so mancherlei Ansprüche und kamen so viele, oft kitz-
liche Punkte zur Sprache, daß ein großer Geist und eine unerschütterliche
Standhaftigkeit und eine unermüdliche Ausdauer dazu gehörten, um seinen
Zweck endlich durchzusehen.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolph_von_Schweden Gustav Canzler_Oxenstierna Eberhard Eberhard_?var
Extrahierte Ortsnamen: Frankfurt Darmstadt Hessen Dresden Berlin Niedersachsen Stuttgart