68 Das Mittelalter.
errichtete er auf seinen Gtern Musterwirtschaften, in denen die strengste Ordnung herrschen mute. Er selber war ein tchtiger Landwirt und gab die genauesten Anweisungen der die Pflege der Haustiere und Bienen, der die Wein- und Bierbereitung, der die Aufbewahrung der Wintervorrte, der Feld- und Gartenbau. Die Gutsverwalter muten ein genaues Verzeichnis der alle auf dem Gute vorhandenen Gegenstnde einreichen; Karl prfte die Rechnungen, in die auch die kleinsten verkauften Gegenstnde, z. B. jedes verkaufte Ei, eingetragen werden mute. Alle greren Verbesserungen ordnete er selbst an.
d. Karls Lebensweise und sein Tod. Karl war von groem, starkem Krperbau. Seine Kraft war so gewaltig, da er einst einen Mauren mit einem Hiebe spaltete und Hufeisen zerbrechen konnte. Er ritt und jagte gern und oft; im Schwimmen bertraf ihn keiner. In Speise und Trank war er sehr mig. Am liebsten a er Braten, den seine Jger am Spiee braten und auftragen muten. Whrend der Mahlzeit lie er sich gern aus der heiligen Schrift oder der die Thaten alter Helden vorlesen. Seinen Nachtschlaf unterbrach er hufig vier-oder fnfmal durch Aufstehen. Stets hatte der Kaiser sein Schwert an der Seite. Fr gewhnlich unterschied sich seine Kleidung von der eines seiner Unterthanen nicht; auslndische Kleidung hate er. Karls Wohlthtigkeit erstreckte sich nicht blo auf seine Unterthanen, sondern weit bers Meer pflegte er Geld zu schicken, nach Syrien und Jerusalem, nach Alexandria und Karthago, wenn er hrte, da Christen dort in Drftigkeit lebten. Der Ruhm seines Namens war weit verbreitet; selbst der Kalif von Bagdad am Tigris sandte ihm Geschenke. Vor allem edlen Wissen hatte Karl groe Achtung; aber er selber hatte einen mangelhaften Unterricht genossen. Er lernte die Rechenkunst noch im hheren Mannesalter; die Schreibkunst aber vermochte er sich nicht mehr anzueignen. Er gab sich groe Mhe, fhrte sein Tfelchen immer bei sich und legte es bei Nacht unter sein Kopfkissen, um das Schreiben zu den, wenn er nicht schlafen konnte; doch die des Schwertes ge-wohnte Hand vermochte den leichten Federkiel nicht zu regieren. Die letzten Lebensjahre wurden dem alten Kaiser durch Krankheit und den Verlust seiner beiden ltesten Shne getrbt. Als er sein Ende nahen fhlte, machte er sein Testament. In demselben waren die Armen reichlich bedacht; den Geistlichen seines Reiches vermachte er ein Drittel seines Vermgens an Geld, Hausrat und Kostbarkeiten. Dann berief er seinen Sohn Ludwig und die Groen seines Reiches nach Aachen und stellte seinen Sohn als Nachfolger in der Kaiserwrde vor. Hierauf begab er sich in die Marienkirche, wohin ihm die ganze Versammlung folgte; dort knieete er vor dem Hauptaltare zu inbrnstigem Gebete
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karls Karl Karl Karls Karl Karl Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Karls Karls Syrien Jerusalem Alexandria Karthago Bagdad Aachen Marienkirche
236
Daher, als sie einstmals auch vor dem Hause auf die leib-
lichen Almosen warteten, liess ich sie alle in’s Haus kommen,
hiess auf eine Seite die Alten, auf die andere das junge Volk
treten und fing allsofort an, die Jüngeren freundlich zu fragen
aus dem Eatechismo Lutheri von dem Grunde ihres Christen-
thums, liess die Alten nur zuhören, brachte mit solcher Katechi-
sation nicht mehr Zeit als etwa eine Viertelstunde zu, beschloss
mit einem Gebete und theilte darauf nach Gewohnheit die Gaben
aus, mit beigefügter Vorstellung, dass sie also künftig allezeit das
Geistliche und Leibliche zugleich haben sollten, und ermahnte sie,
allezeit des Donnerstages auf gleiche Weise in meinem Hause
zu erscheinen, welches sie denn auch thaten. Dieses ist zu An-
fang des 1694sten Jahres angefangen.
Hierzu kam, dass mir die Noth der Hausarmen, die sich
von öffentlichem Almosensammeln enthalten, sehr zu Herzen ging.
Diesen htm auf einige Weise zu dienen, liess ich in der Wohn-
stube des Pfarrhauses eine Büchse fest machen und oben darüber
schreiben: „Wenn Jemand dieser Welt Güter bat, und siehet sei-
nen Bruder darben, und schleusst sein Herz vor ihm zu, wie
bleibet die Liebe Gottes bei ihm?“ (1. Job. 3.) Und darunter:
„Lin jeglicher nach seiner Willkür; nicht mit Unwillen oder
Zwang; denn einen fröhlichen Geher hat Gott lieh.“ (2. Eor. 9.)
Dieses sollte Diejenigen, so bei mir aus- und eingingen, oder von
andern Orten zu mir kämen, selbst erinnern, ihr Herz gegen die
Armen aufzuschliessen. Solches geschahe zu Anfang des 1695sten
Jahres, dass icb’s mit dieser Büchse anfing.
Da geschahe es nach gar kurzer Zeit, dass eine gewisse Per-
son auf einmal vier Thaler und sechszehn Groschen in meine
Armenbücbse hineinthat. Als ich dieses in die Hände nahm, sagte
ich mit Glauhensfreudigkeit: „Das ist ein ehrlich Kapital; davon
muss man etwas Hechtes stiften; ich will eine Armenschule da-
mit anfangen.“ — Ich besprach mich nicht darüber mit Fleisch
und Blut, sondern fuhr im Glauben zu und machte noch dessel-
bigen Tages Anstalt, dass für zwei Thaler Bücher gekauft wur-
den, und bestellte einen armen Studenten, die armen Kinder täg-
lich zwei Stunden zu unterweisen.
Um Ostern 1695 fing sich diese Armensehule mit so gerin-
gem Vorrath an; denn die oben erwähnten vier Thaler und sechs-
zehn Groschen sind der rechte Anfang und das erste Kapital,
woraus nicht allein zuerst die Armenschule angerichtet, son-
dern auch sofort hernach das Waisenhaus veranlasst und er-
wachsen ist.“
Und dieses ist dasselbe Waisenhaus, welches noch heute als
ein Zeichen und Zeugniss der Gnade Gottes dasteht, und worin,
wie oben berichtet, täglich an dreitausend Kinder Schule und
Unterricht empfangen und arme Waisen erzogen werden, und
worin noch gar viel andere Liebeswerke gross gewachsen sind,
dass man sagen muss: Hier ist aus einem Senfkorn ein grosser
Baum geworden, in dessen Zweigen die Vögel des Himmels
nisten.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]