Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Marten, Adolf
Auflagennummer (WdK): 6
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
137
Münster und Osnabrück der westfälische Friede ge-
schlossen. 1648. — (Aufgabe: Beschreib nach deinem Lese-
buche: 1. Gustav Adolf. — 2. Tilly. — 3. Wallenstein. —
4. Die Eroberung von Magdeburg. — 5. Die Schlacht von
Lützen.)
§. 65. c. Folgen. 1. Die Reformation blieb besteben,
und Katholiken und Protestanten erhielten gleiche Rechte; aber
das deutsche Reich lag darnieder, und die Kaiserwürde hatte alle
Bedeutung verloren, der Wohlstand war vernichtet, Sittenlosigkeit
und Roheit allenthalben eingerissen (2/s der Bewohner todt, Städte
und Dörfer verwüstet, Räuber, Hexenprocesse). Deutschland war
ein Bund von 300 sogenannten Reichsständen, denen die that-
sächliche Souveränetät (Landeshoheit) eingeräumt war. Sie konnten
unter sich und sogar mit fremden Mächten Bündnisse schließen
(freilich vorbehaltlich der Rechte des Kaisers, wie nutzlos hinzu-
gefügt war); damit war die letzte Besiegelung der innern Auf-
lösung des Reiches und seiner Dhumacht gegeben. Es wurde ein
Spott fremder Völker und der Deutschen selbst und reifte lang-
sam dem Tode zu, nicht einmal zur Vertheidigung mehr tauglich.
Die Habsburgischen Kaiser konnten nichts mehr ausrichten und
folgerichtig nur an die Stärkung ihrer Hausmacht denken. —
2. Wichtige Grenzländer waren dem Reiche entrissen. Schweden
erhielt Vorpommern, Rügen, einen Theil von Hinterpommern, die
Bisthümer Bremen und Verden; an Frankreich wurden Metz rc.
(§. 62), der Elsaß (außer Straßburg und 10 Reichsstädten), einige
Festungen wie Breisach abgetreten; die Schweiz und die Nieder-
lande wurden aus dem deutschen Reichsverbande entlassen. So
wurde Deutschland abhängig von Schweden und Franzosen. —
3. Das deutsche Volk war also beinahe am Ende seiner Tage
angekommen: doch waren noch zwei Lebenselemente vorhanden:
die zähe Kraft des deutschen Volkes, die durch das in allen Eou-
fessionen neu erwachte religiöse Leben besonders aufgefrischt ward,
und der k u r b r a n d e n b u r g i s ch e Staat, der einst Deutsü)-
lands fester Halt werden sollte. (Als Entschädigung für das ihm
durch Erbrecht zustehende Pommern fvon dem es nur den
größeren Theil H i n t e r p o m m e r n s erhält^ erlangt Branden-
burg Halberstadt, Minden, Ca min, Magdeburg. Zu
welchen Provinzen ist hierdurch der Grundstock gelegt?)
§. 66. Verlauf der Reformation. Allgemeines.
Die Reformation hatte auch in Dänemark Eingang gefunden. — Seit
1397 herrschten die dänischen Könige auch über Norwegen und Schweden
(kalmarische Union). Gustav Wasa befreite S ch w ed e n, wurde 1523 König
und führte die Reformation ein. — In Frankreich führte der Haß
zwischen Reformierten (Hugenotten) und Katholiken zu Kriegen und zu der
sogenannten Bartholomäusnacht oder Pariserbluthochzeit 1572
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Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Marten, Adolf
Auflagennummer (WdK): 6
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
141
sucht, als auch wegen der Vertreibung der Hugenotten. Zur Ab-
wehr seiner maßlosen Übergriffe verbanden sich endlich Branden-
burg, Schweden und Holland. Nach beseitigter Türkengefahr
schloß der deutsche Kaiser zu gleichem Zwecke mit dem Könige
von Spanien, dem Kurfürsten von Bayern und Sachsen und den
oberrheinischen Städten „das große Augsburger Bündnis". Dem
trat nachher auch noch der zum Könige von England erhobene
Wilhelm Iii. von Oranien bei. Als Ludwig von den Rüstungen
der Verbündeten hörte, brach er zuerst los. 1688. Zur Sicherung
der Grenze ließ Ludwig die Pfalz aus einer Strecke von vielen
Meilen furchtbar verheeren. Die blühenden Städte Heidelberg,
Mannheim, Baden, Rastatt, Worms, Speyer, Oppenheim re.
gingen in Flammen aus, die Einwohner wurden auf die schnee-
bedeckten Felder gejagt und dem Hungertode preisgegeben, alle
Kunstwerke auf bübische Art zerschlagen und selbst die Königs-
gräber in Speyer umwühlt. Durch seine großen Feldherrn blieb
Ludwig nach lojährigem Kampfe Sieger und behielt im Frieden
ut Ryswick (1697) den ganzen Elsaß. „In allen drei Raub-
kriegen hatte Deutschland sich völlig ohnmächtig nach außen hin
bewiesen und hatte gezeigt, wie leicht die Beute da ist, wo Ge-
meinsiuu und nationale Ebre erloschen sind."
§. 70. Der spanische Erbfolgckricq. In Spanien starb das
von den Habsburgern stammende Königshaus aus. Da verlangte Ludwig Xiv.
die Krone für seinen Enkel Philipp, der deutsche Kaiser für seinen Sohn
Karl; beide waren Seitenverwandte. Die meiste Be> echtigung hatte Leopold;
da aber Frankreich nicht nachgeben wollte, entstand der sog. spanische Erb-
solgekrieg (1701—1714). Mit Oesterreich waren Engla, d, Holland, Preußen
und das deutsche Reich verbunden. Leider stellten sich zwei deutsche Füisten,
die Kurfürsten von Bayern und Köln, auf die Seite Frankreichs. Philipp
ließ sich in Spanien huldigen, aber Karl konnte hier nur wnig Erfolge er-
ringen. Die Hauptschanplätze des Krieges wa«en Italien, Deutschland und
die Niederlande. Der kaiserliche Feldberr Eugen und der englische Führer
Marlborough (Mahlböro) warfen die Bayern und Franzosen ganz nieder,
so daß Ludwig gern Frieden machen, ja selbst Elsaß wi der herausgeben
wollte. Als man aber verlangte, er sollte seinen Enkel aus Spanien ver-
treiben, ging der Krieg weiter. Da starb Leopold's Nachfolger. Joseph I.,
und sein Bruder Karl wurde nun deutscher Kaiser, er mußte affo Spanien
verlassen. Auch der englisch Feldherr wurde von seiner Königin plötzlich
entlassen. Da erlahmte der Krieg. 1713 wurde zu Utrecht und 1714 zu
Rastatt Frieden geschloffen unter folgenden Bedingungen: Philipp erhielt von
der spanischen Erbschaft das Königreich Spanien und die außereuropäischen
Besitzungen; doch sollten die Kronen Spanien und Frankreich auf ewig ge-
trennt bleiben. England behielt Gibraltar und empfing außerdem von Frank-
reich die Hudsonsbai, Neuschottlaiid und Newfoundland in Amerika. Savoyen
bekam eine Reihe von Festungen an der französis en Grenze und die spa-
nische Insel Sicilien sammt dem Königstitel. Holland erlangte auch einige
Grenzfestungen und Handelsvortheile, Preußen ein Stück Land am Roeiu
(Geldern). Der Kaiser, der rechtmäßige Erbe, erlangte noch ziemlich viel
davon : die spanischen Niederlande, Neap4, Mailand und die Insel Sardinien.
Die Kurfürsten von Bayern und Köln wurden wieder eingesetzt. Der Kai«
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Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Marten, Adolf
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
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Kirche zuerst aus? — 9. Beschreibe den Verlauf der Reformation in
Deutschland! — 10. Gieb das Wichtigste über die Reformation außer-
halb Deutschlands an! — 11. Welche Kämpfe hatte die Reformation zu
bestehen? — 12. Gliedere den dreißigjährigen Krieg! — 13. Wann
verloren wir Metz, wann den Elsaß? — 14. Welche Gebietsver-
änderungen erfolgten im westfälischen Frieden? — 15. Wodurch ist der
Nürnberger Neligionsfrieden und der westfälische Frieden für die Pro-
testanten wichtig? — 16. Was geschah genau 100 Jahre vor Gustav
Adolfs Landung? — 17. Was ist erzählt: a) von Frankreich, b) von
Schweden, c) von England, d) von den Niederlanden, e) von Irland?
— 18. Welche Erfindungen und Entdeckungen fallen in diese Zeit? —
19. Beschreibe Gustav Adolf's Zug durch Deutschland! — 20. Welches
war die Ursache: a) des Bauernkrieges, b) des dreißigjährigen Krieges
überhaupt und insbesondere des böhmisch-pfälzischen und des nieder-
sächsisch-dänischen Krieges? — 21. Was ist das Nestitutionsedikt? —
22. Welches ist der Zweck des Jesuitenordens? — 23. Weshalb mischte
sich Gustav Adolf in den dreißigjährigen Krieg? Und weshalb thaten
dies die Franzosen? — 24. Was sind Landsknechte? — 25. Wodurch
ist Luther der Gründer einer gemeinschaftlichen Sprache für alle deutschen
Stämme geworden? Welche seiner Schriften sind dir bekannt? —
26. Weshalb blieb das deutsche Volk nach dem 30jährigen Kriege noch
lebensfähig?
5. Naümülgeschichte.
a) S inken der Habsburgischen Monarchie, Preußens
Emporwachsen. 1648 — 1740.
Z. 68. Das sog. Jahrhundert Ludwigs Xiv.
Unter Ludwig Xiii. (Kardinal Richelieu) und Ludwig Xiv.
(1643 — 1715) gewann Frankreich das Uebergewicht über die
andern Staaten in Europa. Der letztere (schlau, herrschsüchtig und
prachtliebend) besiegte die trotzigen großen Vasallen, die nun Hof-
leute und Officiere wurden; er unterdrückte die Hugenotten (Auf-
hebung des Edikts von Nantes) und begründete die unumschränkte
Königsmacht („Der Staat bin Ich"). Handel, Gewerbe, Künste
und Wissenschaften nahmen während seiner glanzvollen Negierung
einen hohen Aufschwung, obwohl das Land verarmte. Französische
Sprache, Bildung, Mode und Leichtfertigkeit in Sitte und Religion
wurde in ganz Europa (auch leider durch das Beispiel der Fürsten
in Deutschland) herrschend. Die einzelnen Regenten suchten Ludwigs
Negierungsweise nachzumachen, wodurch die Unterthanen gedrückt
und belastet wurden. In Deutschland nahm Einheit und Einig-
keit immer mehr ab; die kaiserliche Macht galt nichts mehr, denn
nicht nur waren die Kaiser (Ferdinand Iii. 1637 — 57, Leopold I.
1657 — 1705, Joseph I. 1705 — 11) schwach, sondern sie waren
auch bei allen wichtigen Angelegenheiten an die einhellige Zu-
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Extrahierte Personennamen: Gustav
Adolfs Gustav Adolfs Gustav_Adolf's Gustav Gustav_Adolf Gustav Adolf Ludwigs Ludwig_Xiii Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig Ludwigs
Negierungsweise Ludwigs Ferdinand Leopold_I.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschlands Elsaß Frankreich Schweden England Niederlanden Irland Deutschland Habsburgischen Frankreich Europa Nantes Europa Deutschland Deutschland
430
wieder zu Felde zog, klagten ihn seine Feinde der Verrätherei an. Er hing in-
deß seinen ehrgeizigen Träumen nach, die wohl gar auf den Sturz des Kaisers
zielten. Ferdinand wurde mißtrauisch und entbot einzelne Anführer mit ihren
Truppen von Wallensteins Heer nach Baiern. Dies reizte den stolzen Mann.
Er trat nun wirklich in Unterhandlungen mit den Schweden und Sachsen, um
sich die Krone von Böhmen zu sichern. Aber der größte Theil seines Heeres
blieb dem Kaiser treu. Mit einem kleinen Reste zog er nach Eger, um sich
hier mit den Schweden und Sachsen zu vereinigen. Oeffentlich ward er als
Verräther erklärt. Der Commandant von Eger beschloß, sich Wallensteins le-
bendig oder todt zu bemächtigen. Er versammelte bei einem Gastmahle die dem
Herzoge treu gebliebenen Generale und ließ sie dann meuchlings von bereit ge-
haltenen Dragonern ermorden. Darauf eilte ein Hauptmann mit sechs Mann
nach dem Stadtschlosse, wo Wallenstein wohnte. Dieser hatte sich schon zur
Ruhe begeben, und sein Kammerdiener traf auf die eindringenden Mörder.
Sogleich stießen sie ihn nieder, als er Lärm machen wollte, eilten nach dem
Schlafgemach des Friedländers, sprengten die Thür und stürzten hinein. Wal-
lenstein war, von dem Lärmen aufgeschreckt, im Hemde auö dem Bette gestie-
gen und stand unerschrocken da. „Bist du der Schelm," schreit ihn der Haupt-
mann an, „der des Kaisers Volk zu dem Feinde überführen und Seiner Ma-
jestät die Krone vom Haupte reißen will? Jetzt mußt du sterben!" Wallenstein
schweigt bei dieser ungewohnten Anrede. Die Arme weit auseinanderhaltend,
empfängt er in der Brust den tödtlichen Stoß mit der Partisane. Todt fällt
Fr nieder, ohne einen Laut auszustoßen (1634). —
So waren die beiden größten Kriegsführer vom Schauplatz getreten; aber
der Krieg wüthete mit größerer Grausamkeit fort, denn zuvor. Bisher waren
die Schweden wegen ihrer Manneszucht gerühmt und die Wallensteiner wegen
ihrer Zügellosigkeit gefürchtet; nach Gustav Adolphs Tode gaben aber die erstern
den letztern in dieser Beziehung nichts nach. Im Norden, im Süden, im Osten,
im Westen war das deutsche Land bald' eine Beute der Schweden, bald der Kaiser-
lichen, bald der Franzosen. Blutige Schlachten wurden geschlagen bei Nördlingen,
Wittstock und Lützen. Große Feldherren führten die Heere an; Gallas und
Piccolomini auf Seiten der Kaiserlichen, der Herzog Bernhard von Sachsen-
Weimar, Horn, Banner, Torstenson, Wrangel auf Seiten der Schweden. Alle
Welt sehnte sich nach Frieden. Das deutsche Land lag wüste; die Felder waren
verkästen und unbebaut, und wo eine junge Saat aufschoß, zerstörte ein einziger
Durchmarsch den Fleiß eines ganzen Jahres. Die Städte seufzten unter dem
Druck zügelloser Besatzungen. Hunger und Theurung herrschte, und Mißernten
vermehrten noch in den letzten Jahren das Elend. Pestartige Krankheiten raff-
ten die Bewohner hinweg, die das Feuer und das Schwert bisher verschont
hatte. Recht und Gerechtigkeit, Treue und Glauben ward mit Füßen getreten;
denn nur die grausame Willkür des Soldaten herrschte. Endlich ward der Friede
zu Münster und Osnabrück geschloffen (1648). Freilich entriß er dem Vater-
lande kostbare Grenzländer zur Entschädigung für Frankreich und Schweden;
aber selbst diesen harten Frieden — man nennt ihn den westphälischen — be-
griißte man als eine Wohlthat nach solchem furchtbaren Kriege.
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Gustav_Adolphs Gustav Bernhard_von_Sachsen-
Weimar
Extrahierte Ortsnamen: Baiern Schweden Sachsen Eger Sachsen Eger Schweden Wittstock Schweden Frankreich Schweden
153
27. Die Schlacht bei Fehrbeüin.
(Der 18. Juni 1675.)
Der gefährlichste Feind Deutschlands zur Zeit des großen
Kurfürsten war König Ludwig Xiv. von Frankreich. Tiefe Wun-
den hat er dem deutschen Reiche geschlagen. Gegen ihn führte
Friedrich Wilhelm seine Brandenburger an den Rhein, um das
deutsche Land zu vertheidigen.
Aus Rache dafür war Ludwig rastlos bemüht, dem Kurfür-
sten einen gefährlichen Feind im Rücken zu erwecken. Es gelang
ihm endlich, die Schweden zu einem Einfalle in's brandenburgische
Land zu bewegen. Im November 1674 rückten die Truppen der-
selben, während Friedrich Wilhelm am Rheine weilte, aus Pom-
mern und Mecklenburg in die Ukermark und bald auch in die
Mittelmark ein. Ungestraft erlaubten sie sich die größten Be-
drückungen. Dem Kriegsvolke war jeder Frevel und jede Grau-
samkeit gestattet, und die Gräuel des dreißigjährigen Krieges kehrten
wieder. Die schwedischen Soldaten plünderten die Dörfer, ver-
wüsteten die Saaten, trieben das Vieh weg und erpreßten von
den Einwohnern Geld durch die abscheulichsten Martern. Mit
Mühe nur hielten sich die schwachen Besatzungen, welche der Kur-
fürst in Berlin und in den festen Plätzen des Landes zurückge-
lassen hatte. Seufzend wünschte das mißhandelte Volk seinen
Retter herbei. Hin und wieder ergriff es die Waffen, um sich
seiner Dränger zu erwehren. Die Bauern ordneten sich in
Schaaren, deren Fahnen die Inschrift trugen: „Wir sind Bauern
von geringem Gut und dienen unserm gnädigsten Kurfürsten mit
unserm Blut." Das ganze Land war der Schauplatz kleiner blu-
tiger Gefechte und gräuelhaster Verwüstung.
Da beschloß Friedrich Wilhelm, den Feind aus den Marken
zu treiben. Zu Ende Mai 1675 brach er plötzlich aus Franken
auf, und schon am 11. Juni hatte er in Schnellmärschen Magde-
burg erreicht. Sogleich wurden hier alle Thore geschlossen und
Wachen aufgestellt, damit kein Bote die Nachricht von seiner An-
näherung den Schweden überbringen könnte. Diese lagen im be-
nachbarten Havellande sorglos zerstreut. — Für alle seine Unter-
thanen ordnete der Kurfürst einen Fasttag an und schrieb als
Text zur Predigt vor Jerem. 20, 11: „Aber der Herr ist bei
mir wie ein starker Held. Darum werden meine Verfolger fallen
und nicht obliegen, sondern sollen sehr zu Schanden werden."
Auch für seine Truppen in Magdeburg ward ein feierlicher Got-
tesdienst gehalten. — Im Dunkel der Nacht zog darauf eine
Schaar von 5600 Reitern von hier ab,.mit ihnen auf 146 Wa-
gen 1000 Mann ausgewählten Fußvolks und 13 Stück Geschütz.
Das kleine Heer setzte über die Elbe und zog auf Nebenwegen
/fär 5y f>s
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Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Marten, Adolf
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
141
stimmung des Reichstages gebunden. Es wurde nämlich von
1663 — 1806 beständig in Regensburg Reichstag gehalten, also
143 Jahre lang. Fast kein Kaiser hat seitdem mehr persönlich den
Reichstag besucht, und die Fürsten thaten es in der Regel auch
nicht. Der Reichstag, von den Reichsständen also durch Gesandte
beschickt, konnte vor lauter inneren Streitigkeiten, oft über unbe-
deutende Dinge (Sitze der Gesandten rc.), zu keinem wichtigen
Beschlusse kommen. Nur wenn es sich um noch größere Be-
schränkung der kaiserlichen Macht handelte, war man einig. Kein
Wunder, daß Deutschland noch mehr die Beute fremder Mächte
wurde!
69. Die Raubkriege. Ludwigs Sucht nach Vergröße-
rung führte zu mehrfachen sog. Raubkriegen: 1. Nach dem Tode
seines Schwiegervaters Philipps Iv. von Spanien wollte Ludwig
die südlichen oder spanischen Niederlande erobern (1666 — 68),
wurde aber hieran durch Holland (im Verein mit England und Schwe-
den) behindert. — 2. Daraus führte er einen Rachekrieg gegen Hol-
land (1672 — 78), dessen Statthalter, Wilhelm von Oranien, jedoch
kräftigen Widerstand leistete. Er wurde von dem großen Kur-
fürsten, später auch vom Reiche und von Spanien unterstützt. Im
Frieden von Nymwegen erhielt Ludwig die Franche-Comtd
(Burgund), eine Reihe belgischer Grenzsestungen und 10 Städte
im Elsaß (8-65), auch die Festung Freiburg. — 3. Mitten im
Frieden besetzte Ludwig eine Reihe deutscher Orte, die er sich durch
die sog. Reunionskammern hatte zusprechen lassen. Dies waren
nämlich Gerichte, die untersuchen sollten, welche deutsche Besitzungen
einst auf irgend eine Weise mit seinen, durch Gewaltthat neu-
erworbenen Ländern in Verbindung gewesen waren, um sich der-
selben bemächtigen zu können. So siel auch, vom deutschen Reiche
schmachvoll verlassen, die wichtige Grenzfestung Straßburg ohne
Schwertstreich 1681 in seine Hände. Er reizte auch die Türken
zum Kriege, die 1633 Wien hart bedrängten; dock> wurde dieses
durch Staremberg tapfer vertheidigt und durch den Polenköuig
Joh. Sobiesky gerettet. (Später wurden die Türken durch
Prinz Eugen zum Frieden gezwungen. Lied: „Prinz Eugen, der
edle Ritter rc." — Eugen gehört zu den 8 größten Feldherren
früherer Zeiten (Alexander, Cäsar, Karl der Große, Gustav Adolf,
Türenne, Eugen, Friedrich der Große, Napoleons). 1684 wurde zu
Negensburg ein 20jähriger Waffenstillstand abgeschlossen, in welchem
Ludwig alles Weggenommene verblieb. — 4. Allgemein herrschte
gegen Ludwig große Erbitterung, sowohl wegen seiner Eroberungs-
sucht, als auch wegen der Vertreibung der Hugenotten. Zur Ab-
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Extrahierte Ortsnamen: Regensburg Deutschland Spanien Holland England Spanien Burgund Elsaß Wien Staremberg Polenköuig
Joh Napoleons Negensburg
Autor: Wetzel, Friedrich, Richter, Carl, Menges, Heinrich, Menzel, J.
Auflagennummer (WdK): 32
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
427
Dieser nahm sie zögernd, von seiner Gemahlin Elisabeth gedrängt.
Mit beispielloser Pracht ließ er sich in Prag krönen. Aber schon
am 8. November 1620 verließ er als Flüchtling das Land, nach-
dem seine Truppen am weißen Berge bei Prag geschlagen worden
waren. Ferdinand bemächtigte sich Böhmens. Die armen Evan-
gelischen sahen 27 ihrer vornehmsten Brüder unter dem Beile des
Henkers bluten. Unzählige vom Volk hatten dasselbe Schicksal;
3000 Familien wanderten aus; die evangelischen Prediger wurden
des Landes verwiesen.
Den Kampf setzten auf evangelischer Seite zunächst Ernst von
Mansfeld und Christian von Brauuschweig fort. Da es ihnen aber
an Geld fehlte, so vermochten sie ihre Truppen nur durch Raub
und Plünderung zu erhallen. Sie mußten bald überall vor den
katholischen Heeren weichen, welche Tilly befehligte. Auch das Heer
des Dänenköilias Christian Iv., welcher den bedrängten Glaubens-
genossen zu Hülfe kam, wurde geschlagen. Dazu erschien auf ka-
tholischer Seite noch ein anderes Heer, geführt von dem gefürchteten
Wallenstein. Während Tilly in Westphalen stand, überschwemmte
dieser Schleswig und Jütland mit seinen Schaaren. Wohin dieselben
kamen, verwüsteten sie die Felder, zerstörten Dörfer und Städte,
mißhandelten Weiber und Säuglinge, tädteten die Männer und
plünderten auf das Unbarmherzigste. Es war ihnen gleich, ob sie
in Freundes- oder Feindesland waren. — Bald waren die katho-
lischen Heere überall Sieger. Da erließ der Kaiser auf Antrieb
der Jesuiten das Restiturionsedikt. Hiernach sollten die Protestanten
alle eingezogenen Kircheugüter wieder herausgeben, und den ka-
tholischen Fürsten sollte es frei stehen, ihre evangelischen Unter-
thanen zur katholischen Kirche mit Zwang zurückzuführen. Ein Schrei
der Entrüstung tönte durch das protestantische Deutschland; aber
wer sollte es wagen, gegen solche Ungerechtigkeit sich aufzulehnen?
Die Macht der Evangelischen war gebrochen, mehr noch durch ihre
eigene Uneinigkeit, als durch des Kaisers Siege.
Die Ncth seiner evangelischen Brüder ging dem König von
Schweden, Gustav Adolph, zu Herzen. Schon hatte er sich in
vielen Kriegen mit Dänemark, Polen und Rußland als tüchtiger
Feldherr bewährt. Die heißesten Schlachten leitete er mit Ruhe
und Unerschrockenheit. Ein frommer evangelischer Sinn lebte in
seinem Herzen, und auch seine Soldaten waren davon erfüllt. Nie
gingen sie in die Schlacht ohne Gebet. — Als die Noth der Evange-
lischen in Deutschland groß geworden war, beschloß er, den deut-
schen Glaubensbrüdern beizustehen. Mit 15000 Mann seiner besten
Krieger landete er 1630 in,Pommern. Angesichts seines Heeres
fiel er auf die Kniee nieder und betete. „Weinet nicht," sprach
er darauf zu seinen umstehenden Offizieren, denen Thränen in den
Augen standen, „sondern betet inbrünstig von Grund eures Her-
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Elisabeth Ferdinand Ernst Christian_von_Brauuschweig Tilly Christian_Iv. Tilly Gustav_Adolph Gustav
Extrahierte Ortsnamen: Prag Prag Mansfeld Deutschland Schweden Deutschland
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wieder zu Felde zog, klagten ihn seine Feinde der Verrätherei an. Er hing in-
deß seinen ehrgeizigen Träumen nach, die wohl gar ans den Sturz des Kaisers
zielten. Ferdinand wurde mißtrauisch und entbot einzelne Anführer mit ihren
Truppen von Wallensteins Heer nach Baiern. Dies reizte den stolzen Mann.
Er trat nun wirllich in Unterhandlungen mit den Schweden und Sachsen, um
sich die Krone von Böhmen zu sichern. Aber der größte Theil seines Heeres
blieb dem Kaiser treu. Mit einem kleinen Reste zog er nach Eger, um sich
hier mit den Schweden und Sachsen zu vereinigen. Oeffentlich ward er als
Berräther erklärt. Der Commandant von Eger beschloß, sich Wallensteins le-
bendig oder todt zu bemächtigen. Er versammelte bei einem Gastmahle die dem
Herzoge treu gebliebenen Generale und ließ sie dann meuchlings von bereit ge-
haltenen Dragonern ermorden. Darauf eilte ein Hauptmann mit sechs Mann
nach dem Stadtschloffe, wo Wallenstein wohnte. Dieser hatte sich schon zur
Ruhe begeben, und sein Kammerdiener traf auf die eindringenden Mörder.
Sogleich stießen sie ihn nieder, als er Lärm machen wollte, eilten nach dem
Schlafgemach des Friedländers, sprengten die Thür und stürzten hinein. Wal-
lensteiu war, von dem Lärmen aufgeschreckt, im Hemde aus dem Bette gestie-
gen und stand unerschrocken da. „Bist du der Schelm," schreit ihn der Haupt-
mann an, „der des Kaisers Volk zu dem Feinde überführen und Seiner Ma-
jestät die Krone vom Haupte reißen will? Jetzt mußt du sterben!" Wallenstein
schweigt bei dieser ungewohnten Anrede. Die Arme weit auseinanderhaltend,
empfängt er in der Brust den tödtlichen Stoß mit der Partisane. Todt fällt
er nieder, ohne einen Laut auszustoßen (1634). —
So waren die beiden größten Kricgsführer vom Schauplatz getreten; aber
der Krieg wüthete mit größerer Grausamkeit fort, denn zuvor. Bisher waren
die Schweden wegen ihrer Manneszucht gerühmt und die Wallensteiner wegen
ihrer Zügellosigkeit gefürchtet; nach Gustav Adolphs Tode gaben aber die erstern
den letztern in dieser Beziehung nichts nach. Im Norden, im Süden, im Osten,
im Westen war das deutsche Land bald eine Beute der Schweden, bald der Kaiser-
lichen, bald der Franzosen. Blutige Schlachten wurden geschlagen bei Nördlingen,
Wittstock und Lützen. Große Feldherren führten die Heere an; Gallas und
Piccolomini auf Seiten der Kaiserlichen, der Herzog Bernhard von Sachsen-
Weimar, Horn, Banner, Torstenson, Wrangel auf Seiten der Schweden. Alle
Welt sehnte sich nach Frieden. Das deutsche Land lag wüste; die Felder waren
verlasien und unbebaut, und wo eine junge Saat aufschoß, zerstörte ein einziger
Durchmarsch den Fleiß eines ganzen Jahres. Die Städte seufzten unter dem
Druck zügelloser Besatzungen. Hunger und Theurung herrschte, und Mißernten
vermehrten noch in den letzten Jahren das Elend. Pestartige Krankheiten raff-
ten die Bewohner hinweg, die das Feuer und das Schwert bisher verschont
hatte. Recht und Gerechtigkeit, Treue und Glauben ward mit Füßen getreten;
denn nur die grausame Willkür des Soldaten herrschte. Endlich ward der Friede
zu Münster und Osnabrück geschloffen (1648). Freilich entriß er dem Vater-
lande kostbare Grenzländer zur Entschädigung für Frankreich und Schweden;
aber selbst diesen harten Frieden — man nennt ihn den westphälischen — be-
grüßte man als eine Wohlthat nach solchem furchtbaren Kriege.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand Gustav_Adolphs Gustav Bernhard_von_Sachsen-
Weimar
Extrahierte Ortsnamen: Baiern Schweden Sachsen Eger Sachsen Eger Schweden Wittstock Schweden Frankreich Schweden