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1. Weltkunde - S. 137

1876 - Hannover : Helwing
137 Münster und Osnabrück der westfälische Friede ge- schlossen. 1648. — (Aufgabe: Beschreib nach deinem Lese- buche: 1. Gustav Adolf. — 2. Tilly. — 3. Wallenstein. — 4. Die Eroberung von Magdeburg. — 5. Die Schlacht von Lützen.) §. 65. c. Folgen. 1. Die Reformation blieb besteben, und Katholiken und Protestanten erhielten gleiche Rechte; aber das deutsche Reich lag darnieder, und die Kaiserwürde hatte alle Bedeutung verloren, der Wohlstand war vernichtet, Sittenlosigkeit und Roheit allenthalben eingerissen (2/s der Bewohner todt, Städte und Dörfer verwüstet, Räuber, Hexenprocesse). Deutschland war ein Bund von 300 sogenannten Reichsständen, denen die that- sächliche Souveränetät (Landeshoheit) eingeräumt war. Sie konnten unter sich und sogar mit fremden Mächten Bündnisse schließen (freilich vorbehaltlich der Rechte des Kaisers, wie nutzlos hinzu- gefügt war); damit war die letzte Besiegelung der innern Auf- lösung des Reiches und seiner Dhumacht gegeben. Es wurde ein Spott fremder Völker und der Deutschen selbst und reifte lang- sam dem Tode zu, nicht einmal zur Vertheidigung mehr tauglich. Die Habsburgischen Kaiser konnten nichts mehr ausrichten und folgerichtig nur an die Stärkung ihrer Hausmacht denken. — 2. Wichtige Grenzländer waren dem Reiche entrissen. Schweden erhielt Vorpommern, Rügen, einen Theil von Hinterpommern, die Bisthümer Bremen und Verden; an Frankreich wurden Metz rc. (§. 62), der Elsaß (außer Straßburg und 10 Reichsstädten), einige Festungen wie Breisach abgetreten; die Schweiz und die Nieder- lande wurden aus dem deutschen Reichsverbande entlassen. So wurde Deutschland abhängig von Schweden und Franzosen. — 3. Das deutsche Volk war also beinahe am Ende seiner Tage angekommen: doch waren noch zwei Lebenselemente vorhanden: die zähe Kraft des deutschen Volkes, die durch das in allen Eou- fessionen neu erwachte religiöse Leben besonders aufgefrischt ward, und der k u r b r a n d e n b u r g i s ch e Staat, der einst Deutsü)- lands fester Halt werden sollte. (Als Entschädigung für das ihm durch Erbrecht zustehende Pommern fvon dem es nur den größeren Theil H i n t e r p o m m e r n s erhält^ erlangt Branden- burg Halberstadt, Minden, Ca min, Magdeburg. Zu welchen Provinzen ist hierdurch der Grundstock gelegt?) §. 66. Verlauf der Reformation. Allgemeines. Die Reformation hatte auch in Dänemark Eingang gefunden. — Seit 1397 herrschten die dänischen Könige auch über Norwegen und Schweden (kalmarische Union). Gustav Wasa befreite S ch w ed e n, wurde 1523 König und führte die Reformation ein. — In Frankreich führte der Haß zwischen Reformierten (Hugenotten) und Katholiken zu Kriegen und zu der sogenannten Bartholomäusnacht oder Pariserbluthochzeit 1572

2. Weltkunde - S. 141

1876 - Hannover : Helwing
141 sucht, als auch wegen der Vertreibung der Hugenotten. Zur Ab- wehr seiner maßlosen Übergriffe verbanden sich endlich Branden- burg, Schweden und Holland. Nach beseitigter Türkengefahr schloß der deutsche Kaiser zu gleichem Zwecke mit dem Könige von Spanien, dem Kurfürsten von Bayern und Sachsen und den oberrheinischen Städten „das große Augsburger Bündnis". Dem trat nachher auch noch der zum Könige von England erhobene Wilhelm Iii. von Oranien bei. Als Ludwig von den Rüstungen der Verbündeten hörte, brach er zuerst los. 1688. Zur Sicherung der Grenze ließ Ludwig die Pfalz aus einer Strecke von vielen Meilen furchtbar verheeren. Die blühenden Städte Heidelberg, Mannheim, Baden, Rastatt, Worms, Speyer, Oppenheim re. gingen in Flammen aus, die Einwohner wurden auf die schnee- bedeckten Felder gejagt und dem Hungertode preisgegeben, alle Kunstwerke auf bübische Art zerschlagen und selbst die Königs- gräber in Speyer umwühlt. Durch seine großen Feldherrn blieb Ludwig nach lojährigem Kampfe Sieger und behielt im Frieden ut Ryswick (1697) den ganzen Elsaß. „In allen drei Raub- kriegen hatte Deutschland sich völlig ohnmächtig nach außen hin bewiesen und hatte gezeigt, wie leicht die Beute da ist, wo Ge- meinsiuu und nationale Ebre erloschen sind." §. 70. Der spanische Erbfolgckricq. In Spanien starb das von den Habsburgern stammende Königshaus aus. Da verlangte Ludwig Xiv. die Krone für seinen Enkel Philipp, der deutsche Kaiser für seinen Sohn Karl; beide waren Seitenverwandte. Die meiste Be> echtigung hatte Leopold; da aber Frankreich nicht nachgeben wollte, entstand der sog. spanische Erb- solgekrieg (1701—1714). Mit Oesterreich waren Engla, d, Holland, Preußen und das deutsche Reich verbunden. Leider stellten sich zwei deutsche Füisten, die Kurfürsten von Bayern und Köln, auf die Seite Frankreichs. Philipp ließ sich in Spanien huldigen, aber Karl konnte hier nur wnig Erfolge er- ringen. Die Hauptschanplätze des Krieges wa«en Italien, Deutschland und die Niederlande. Der kaiserliche Feldberr Eugen und der englische Führer Marlborough (Mahlböro) warfen die Bayern und Franzosen ganz nieder, so daß Ludwig gern Frieden machen, ja selbst Elsaß wi der herausgeben wollte. Als man aber verlangte, er sollte seinen Enkel aus Spanien ver- treiben, ging der Krieg weiter. Da starb Leopold's Nachfolger. Joseph I., und sein Bruder Karl wurde nun deutscher Kaiser, er mußte affo Spanien verlassen. Auch der englisch Feldherr wurde von seiner Königin plötzlich entlassen. Da erlahmte der Krieg. 1713 wurde zu Utrecht und 1714 zu Rastatt Frieden geschloffen unter folgenden Bedingungen: Philipp erhielt von der spanischen Erbschaft das Königreich Spanien und die außereuropäischen Besitzungen; doch sollten die Kronen Spanien und Frankreich auf ewig ge- trennt bleiben. England behielt Gibraltar und empfing außerdem von Frank- reich die Hudsonsbai, Neuschottlaiid und Newfoundland in Amerika. Savoyen bekam eine Reihe von Festungen an der französis en Grenze und die spa- nische Insel Sicilien sammt dem Königstitel. Holland erlangte auch einige Grenzfestungen und Handelsvortheile, Preußen ein Stück Land am Roeiu (Geldern). Der Kaiser, der rechtmäßige Erbe, erlangte noch ziemlich viel davon : die spanischen Niederlande, Neap4, Mailand und die Insel Sardinien. Die Kurfürsten von Bayern und Köln wurden wieder eingesetzt. Der Kai«

3. Weltkunde - S. 140

1874 - Hannover : Helwing
140 Kirche zuerst aus? — 9. Beschreibe den Verlauf der Reformation in Deutschland! — 10. Gieb das Wichtigste über die Reformation außer- halb Deutschlands an! — 11. Welche Kämpfe hatte die Reformation zu bestehen? — 12. Gliedere den dreißigjährigen Krieg! — 13. Wann verloren wir Metz, wann den Elsaß? — 14. Welche Gebietsver- änderungen erfolgten im westfälischen Frieden? — 15. Wodurch ist der Nürnberger Neligionsfrieden und der westfälische Frieden für die Pro- testanten wichtig? — 16. Was geschah genau 100 Jahre vor Gustav Adolfs Landung? — 17. Was ist erzählt: a) von Frankreich, b) von Schweden, c) von England, d) von den Niederlanden, e) von Irland? — 18. Welche Erfindungen und Entdeckungen fallen in diese Zeit? — 19. Beschreibe Gustav Adolf's Zug durch Deutschland! — 20. Welches war die Ursache: a) des Bauernkrieges, b) des dreißigjährigen Krieges überhaupt und insbesondere des böhmisch-pfälzischen und des nieder- sächsisch-dänischen Krieges? — 21. Was ist das Nestitutionsedikt? — 22. Welches ist der Zweck des Jesuitenordens? — 23. Weshalb mischte sich Gustav Adolf in den dreißigjährigen Krieg? Und weshalb thaten dies die Franzosen? — 24. Was sind Landsknechte? — 25. Wodurch ist Luther der Gründer einer gemeinschaftlichen Sprache für alle deutschen Stämme geworden? Welche seiner Schriften sind dir bekannt? — 26. Weshalb blieb das deutsche Volk nach dem 30jährigen Kriege noch lebensfähig? 5. Naümülgeschichte. a) S inken der Habsburgischen Monarchie, Preußens Emporwachsen. 1648 — 1740. Z. 68. Das sog. Jahrhundert Ludwigs Xiv. Unter Ludwig Xiii. (Kardinal Richelieu) und Ludwig Xiv. (1643 — 1715) gewann Frankreich das Uebergewicht über die andern Staaten in Europa. Der letztere (schlau, herrschsüchtig und prachtliebend) besiegte die trotzigen großen Vasallen, die nun Hof- leute und Officiere wurden; er unterdrückte die Hugenotten (Auf- hebung des Edikts von Nantes) und begründete die unumschränkte Königsmacht („Der Staat bin Ich"). Handel, Gewerbe, Künste und Wissenschaften nahmen während seiner glanzvollen Negierung einen hohen Aufschwung, obwohl das Land verarmte. Französische Sprache, Bildung, Mode und Leichtfertigkeit in Sitte und Religion wurde in ganz Europa (auch leider durch das Beispiel der Fürsten in Deutschland) herrschend. Die einzelnen Regenten suchten Ludwigs Negierungsweise nachzumachen, wodurch die Unterthanen gedrückt und belastet wurden. In Deutschland nahm Einheit und Einig- keit immer mehr ab; die kaiserliche Macht galt nichts mehr, denn nicht nur waren die Kaiser (Ferdinand Iii. 1637 — 57, Leopold I. 1657 — 1705, Joseph I. 1705 — 11) schwach, sondern sie waren auch bei allen wichtigen Angelegenheiten an die einhellige Zu-

4. Schul-Lesebuch - S. 430

1856 - Berlin : Stubenrauch
430 wieder zu Felde zog, klagten ihn seine Feinde der Verrätherei an. Er hing in- deß seinen ehrgeizigen Träumen nach, die wohl gar auf den Sturz des Kaisers zielten. Ferdinand wurde mißtrauisch und entbot einzelne Anführer mit ihren Truppen von Wallensteins Heer nach Baiern. Dies reizte den stolzen Mann. Er trat nun wirklich in Unterhandlungen mit den Schweden und Sachsen, um sich die Krone von Böhmen zu sichern. Aber der größte Theil seines Heeres blieb dem Kaiser treu. Mit einem kleinen Reste zog er nach Eger, um sich hier mit den Schweden und Sachsen zu vereinigen. Oeffentlich ward er als Verräther erklärt. Der Commandant von Eger beschloß, sich Wallensteins le- bendig oder todt zu bemächtigen. Er versammelte bei einem Gastmahle die dem Herzoge treu gebliebenen Generale und ließ sie dann meuchlings von bereit ge- haltenen Dragonern ermorden. Darauf eilte ein Hauptmann mit sechs Mann nach dem Stadtschlosse, wo Wallenstein wohnte. Dieser hatte sich schon zur Ruhe begeben, und sein Kammerdiener traf auf die eindringenden Mörder. Sogleich stießen sie ihn nieder, als er Lärm machen wollte, eilten nach dem Schlafgemach des Friedländers, sprengten die Thür und stürzten hinein. Wal- lenstein war, von dem Lärmen aufgeschreckt, im Hemde auö dem Bette gestie- gen und stand unerschrocken da. „Bist du der Schelm," schreit ihn der Haupt- mann an, „der des Kaisers Volk zu dem Feinde überführen und Seiner Ma- jestät die Krone vom Haupte reißen will? Jetzt mußt du sterben!" Wallenstein schweigt bei dieser ungewohnten Anrede. Die Arme weit auseinanderhaltend, empfängt er in der Brust den tödtlichen Stoß mit der Partisane. Todt fällt Fr nieder, ohne einen Laut auszustoßen (1634). — So waren die beiden größten Kriegsführer vom Schauplatz getreten; aber der Krieg wüthete mit größerer Grausamkeit fort, denn zuvor. Bisher waren die Schweden wegen ihrer Manneszucht gerühmt und die Wallensteiner wegen ihrer Zügellosigkeit gefürchtet; nach Gustav Adolphs Tode gaben aber die erstern den letztern in dieser Beziehung nichts nach. Im Norden, im Süden, im Osten, im Westen war das deutsche Land bald' eine Beute der Schweden, bald der Kaiser- lichen, bald der Franzosen. Blutige Schlachten wurden geschlagen bei Nördlingen, Wittstock und Lützen. Große Feldherren führten die Heere an; Gallas und Piccolomini auf Seiten der Kaiserlichen, der Herzog Bernhard von Sachsen- Weimar, Horn, Banner, Torstenson, Wrangel auf Seiten der Schweden. Alle Welt sehnte sich nach Frieden. Das deutsche Land lag wüste; die Felder waren verkästen und unbebaut, und wo eine junge Saat aufschoß, zerstörte ein einziger Durchmarsch den Fleiß eines ganzen Jahres. Die Städte seufzten unter dem Druck zügelloser Besatzungen. Hunger und Theurung herrschte, und Mißernten vermehrten noch in den letzten Jahren das Elend. Pestartige Krankheiten raff- ten die Bewohner hinweg, die das Feuer und das Schwert bisher verschont hatte. Recht und Gerechtigkeit, Treue und Glauben ward mit Füßen getreten; denn nur die grausame Willkür des Soldaten herrschte. Endlich ward der Friede zu Münster und Osnabrück geschloffen (1648). Freilich entriß er dem Vater- lande kostbare Grenzländer zur Entschädigung für Frankreich und Schweden; aber selbst diesen harten Frieden — man nennt ihn den westphälischen — be- griißte man als eine Wohlthat nach solchem furchtbaren Kriege.

5. Schul-Lesebuch - S. 153

1856 - Berlin : Stubenrauch
153 27. Die Schlacht bei Fehrbeüin. (Der 18. Juni 1675.) Der gefährlichste Feind Deutschlands zur Zeit des großen Kurfürsten war König Ludwig Xiv. von Frankreich. Tiefe Wun- den hat er dem deutschen Reiche geschlagen. Gegen ihn führte Friedrich Wilhelm seine Brandenburger an den Rhein, um das deutsche Land zu vertheidigen. Aus Rache dafür war Ludwig rastlos bemüht, dem Kurfür- sten einen gefährlichen Feind im Rücken zu erwecken. Es gelang ihm endlich, die Schweden zu einem Einfalle in's brandenburgische Land zu bewegen. Im November 1674 rückten die Truppen der- selben, während Friedrich Wilhelm am Rheine weilte, aus Pom- mern und Mecklenburg in die Ukermark und bald auch in die Mittelmark ein. Ungestraft erlaubten sie sich die größten Be- drückungen. Dem Kriegsvolke war jeder Frevel und jede Grau- samkeit gestattet, und die Gräuel des dreißigjährigen Krieges kehrten wieder. Die schwedischen Soldaten plünderten die Dörfer, ver- wüsteten die Saaten, trieben das Vieh weg und erpreßten von den Einwohnern Geld durch die abscheulichsten Martern. Mit Mühe nur hielten sich die schwachen Besatzungen, welche der Kur- fürst in Berlin und in den festen Plätzen des Landes zurückge- lassen hatte. Seufzend wünschte das mißhandelte Volk seinen Retter herbei. Hin und wieder ergriff es die Waffen, um sich seiner Dränger zu erwehren. Die Bauern ordneten sich in Schaaren, deren Fahnen die Inschrift trugen: „Wir sind Bauern von geringem Gut und dienen unserm gnädigsten Kurfürsten mit unserm Blut." Das ganze Land war der Schauplatz kleiner blu- tiger Gefechte und gräuelhaster Verwüstung. Da beschloß Friedrich Wilhelm, den Feind aus den Marken zu treiben. Zu Ende Mai 1675 brach er plötzlich aus Franken auf, und schon am 11. Juni hatte er in Schnellmärschen Magde- burg erreicht. Sogleich wurden hier alle Thore geschlossen und Wachen aufgestellt, damit kein Bote die Nachricht von seiner An- näherung den Schweden überbringen könnte. Diese lagen im be- nachbarten Havellande sorglos zerstreut. — Für alle seine Unter- thanen ordnete der Kurfürst einen Fasttag an und schrieb als Text zur Predigt vor Jerem. 20, 11: „Aber der Herr ist bei mir wie ein starker Held. Darum werden meine Verfolger fallen und nicht obliegen, sondern sollen sehr zu Schanden werden." Auch für seine Truppen in Magdeburg ward ein feierlicher Got- tesdienst gehalten. — Im Dunkel der Nacht zog darauf eine Schaar von 5600 Reitern von hier ab,.mit ihnen auf 146 Wa- gen 1000 Mann ausgewählten Fußvolks und 13 Stück Geschütz. Das kleine Heer setzte über die Elbe und zog auf Nebenwegen /fär 5y f>s

6. Weltkunde - S. 141

1874 - Hannover : Helwing
141 stimmung des Reichstages gebunden. Es wurde nämlich von 1663 — 1806 beständig in Regensburg Reichstag gehalten, also 143 Jahre lang. Fast kein Kaiser hat seitdem mehr persönlich den Reichstag besucht, und die Fürsten thaten es in der Regel auch nicht. Der Reichstag, von den Reichsständen also durch Gesandte beschickt, konnte vor lauter inneren Streitigkeiten, oft über unbe- deutende Dinge (Sitze der Gesandten rc.), zu keinem wichtigen Beschlusse kommen. Nur wenn es sich um noch größere Be- schränkung der kaiserlichen Macht handelte, war man einig. Kein Wunder, daß Deutschland noch mehr die Beute fremder Mächte wurde! 69. Die Raubkriege. Ludwigs Sucht nach Vergröße- rung führte zu mehrfachen sog. Raubkriegen: 1. Nach dem Tode seines Schwiegervaters Philipps Iv. von Spanien wollte Ludwig die südlichen oder spanischen Niederlande erobern (1666 — 68), wurde aber hieran durch Holland (im Verein mit England und Schwe- den) behindert. — 2. Daraus führte er einen Rachekrieg gegen Hol- land (1672 — 78), dessen Statthalter, Wilhelm von Oranien, jedoch kräftigen Widerstand leistete. Er wurde von dem großen Kur- fürsten, später auch vom Reiche und von Spanien unterstützt. Im Frieden von Nymwegen erhielt Ludwig die Franche-Comtd (Burgund), eine Reihe belgischer Grenzsestungen und 10 Städte im Elsaß (8-65), auch die Festung Freiburg. — 3. Mitten im Frieden besetzte Ludwig eine Reihe deutscher Orte, die er sich durch die sog. Reunionskammern hatte zusprechen lassen. Dies waren nämlich Gerichte, die untersuchen sollten, welche deutsche Besitzungen einst auf irgend eine Weise mit seinen, durch Gewaltthat neu- erworbenen Ländern in Verbindung gewesen waren, um sich der- selben bemächtigen zu können. So siel auch, vom deutschen Reiche schmachvoll verlassen, die wichtige Grenzfestung Straßburg ohne Schwertstreich 1681 in seine Hände. Er reizte auch die Türken zum Kriege, die 1633 Wien hart bedrängten; dock> wurde dieses durch Staremberg tapfer vertheidigt und durch den Polenköuig Joh. Sobiesky gerettet. (Später wurden die Türken durch Prinz Eugen zum Frieden gezwungen. Lied: „Prinz Eugen, der edle Ritter rc." — Eugen gehört zu den 8 größten Feldherren früherer Zeiten (Alexander, Cäsar, Karl der Große, Gustav Adolf, Türenne, Eugen, Friedrich der Große, Napoleons). 1684 wurde zu Negensburg ein 20jähriger Waffenstillstand abgeschlossen, in welchem Ludwig alles Weggenommene verblieb. — 4. Allgemein herrschte gegen Ludwig große Erbitterung, sowohl wegen seiner Eroberungs- sucht, als auch wegen der Vertreibung der Hugenotten. Zur Ab-

7. Schul-Lesebuch - S. 427

1873 - Berlin : Stubenrauch
427 Dieser nahm sie zögernd, von seiner Gemahlin Elisabeth gedrängt. Mit beispielloser Pracht ließ er sich in Prag krönen. Aber schon am 8. November 1620 verließ er als Flüchtling das Land, nach- dem seine Truppen am weißen Berge bei Prag geschlagen worden waren. Ferdinand bemächtigte sich Böhmens. Die armen Evan- gelischen sahen 27 ihrer vornehmsten Brüder unter dem Beile des Henkers bluten. Unzählige vom Volk hatten dasselbe Schicksal; 3000 Familien wanderten aus; die evangelischen Prediger wurden des Landes verwiesen. Den Kampf setzten auf evangelischer Seite zunächst Ernst von Mansfeld und Christian von Brauuschweig fort. Da es ihnen aber an Geld fehlte, so vermochten sie ihre Truppen nur durch Raub und Plünderung zu erhallen. Sie mußten bald überall vor den katholischen Heeren weichen, welche Tilly befehligte. Auch das Heer des Dänenköilias Christian Iv., welcher den bedrängten Glaubens- genossen zu Hülfe kam, wurde geschlagen. Dazu erschien auf ka- tholischer Seite noch ein anderes Heer, geführt von dem gefürchteten Wallenstein. Während Tilly in Westphalen stand, überschwemmte dieser Schleswig und Jütland mit seinen Schaaren. Wohin dieselben kamen, verwüsteten sie die Felder, zerstörten Dörfer und Städte, mißhandelten Weiber und Säuglinge, tädteten die Männer und plünderten auf das Unbarmherzigste. Es war ihnen gleich, ob sie in Freundes- oder Feindesland waren. — Bald waren die katho- lischen Heere überall Sieger. Da erließ der Kaiser auf Antrieb der Jesuiten das Restiturionsedikt. Hiernach sollten die Protestanten alle eingezogenen Kircheugüter wieder herausgeben, und den ka- tholischen Fürsten sollte es frei stehen, ihre evangelischen Unter- thanen zur katholischen Kirche mit Zwang zurückzuführen. Ein Schrei der Entrüstung tönte durch das protestantische Deutschland; aber wer sollte es wagen, gegen solche Ungerechtigkeit sich aufzulehnen? Die Macht der Evangelischen war gebrochen, mehr noch durch ihre eigene Uneinigkeit, als durch des Kaisers Siege. Die Ncth seiner evangelischen Brüder ging dem König von Schweden, Gustav Adolph, zu Herzen. Schon hatte er sich in vielen Kriegen mit Dänemark, Polen und Rußland als tüchtiger Feldherr bewährt. Die heißesten Schlachten leitete er mit Ruhe und Unerschrockenheit. Ein frommer evangelischer Sinn lebte in seinem Herzen, und auch seine Soldaten waren davon erfüllt. Nie gingen sie in die Schlacht ohne Gebet. — Als die Noth der Evange- lischen in Deutschland groß geworden war, beschloß er, den deut- schen Glaubensbrüdern beizustehen. Mit 15000 Mann seiner besten Krieger landete er 1630 in,Pommern. Angesichts seines Heeres fiel er auf die Kniee nieder und betete. „Weinet nicht," sprach er darauf zu seinen umstehenden Offizieren, denen Thränen in den Augen standen, „sondern betet inbrünstig von Grund eures Her-

8. Schul-Lesebuch - S. 430

1863 - Berlin : Stubenrauch
430 wieder zu Felde zog, klagten ihn seine Feinde der Verrätherei an. Er hing in- deß seinen ehrgeizigen Träumen nach, die wohl gar ans den Sturz des Kaisers zielten. Ferdinand wurde mißtrauisch und entbot einzelne Anführer mit ihren Truppen von Wallensteins Heer nach Baiern. Dies reizte den stolzen Mann. Er trat nun wirllich in Unterhandlungen mit den Schweden und Sachsen, um sich die Krone von Böhmen zu sichern. Aber der größte Theil seines Heeres blieb dem Kaiser treu. Mit einem kleinen Reste zog er nach Eger, um sich hier mit den Schweden und Sachsen zu vereinigen. Oeffentlich ward er als Berräther erklärt. Der Commandant von Eger beschloß, sich Wallensteins le- bendig oder todt zu bemächtigen. Er versammelte bei einem Gastmahle die dem Herzoge treu gebliebenen Generale und ließ sie dann meuchlings von bereit ge- haltenen Dragonern ermorden. Darauf eilte ein Hauptmann mit sechs Mann nach dem Stadtschloffe, wo Wallenstein wohnte. Dieser hatte sich schon zur Ruhe begeben, und sein Kammerdiener traf auf die eindringenden Mörder. Sogleich stießen sie ihn nieder, als er Lärm machen wollte, eilten nach dem Schlafgemach des Friedländers, sprengten die Thür und stürzten hinein. Wal- lensteiu war, von dem Lärmen aufgeschreckt, im Hemde aus dem Bette gestie- gen und stand unerschrocken da. „Bist du der Schelm," schreit ihn der Haupt- mann an, „der des Kaisers Volk zu dem Feinde überführen und Seiner Ma- jestät die Krone vom Haupte reißen will? Jetzt mußt du sterben!" Wallenstein schweigt bei dieser ungewohnten Anrede. Die Arme weit auseinanderhaltend, empfängt er in der Brust den tödtlichen Stoß mit der Partisane. Todt fällt er nieder, ohne einen Laut auszustoßen (1634). — So waren die beiden größten Kricgsführer vom Schauplatz getreten; aber der Krieg wüthete mit größerer Grausamkeit fort, denn zuvor. Bisher waren die Schweden wegen ihrer Manneszucht gerühmt und die Wallensteiner wegen ihrer Zügellosigkeit gefürchtet; nach Gustav Adolphs Tode gaben aber die erstern den letztern in dieser Beziehung nichts nach. Im Norden, im Süden, im Osten, im Westen war das deutsche Land bald eine Beute der Schweden, bald der Kaiser- lichen, bald der Franzosen. Blutige Schlachten wurden geschlagen bei Nördlingen, Wittstock und Lützen. Große Feldherren führten die Heere an; Gallas und Piccolomini auf Seiten der Kaiserlichen, der Herzog Bernhard von Sachsen- Weimar, Horn, Banner, Torstenson, Wrangel auf Seiten der Schweden. Alle Welt sehnte sich nach Frieden. Das deutsche Land lag wüste; die Felder waren verlasien und unbebaut, und wo eine junge Saat aufschoß, zerstörte ein einziger Durchmarsch den Fleiß eines ganzen Jahres. Die Städte seufzten unter dem Druck zügelloser Besatzungen. Hunger und Theurung herrschte, und Mißernten vermehrten noch in den letzten Jahren das Elend. Pestartige Krankheiten raff- ten die Bewohner hinweg, die das Feuer und das Schwert bisher verschont hatte. Recht und Gerechtigkeit, Treue und Glauben ward mit Füßen getreten; denn nur die grausame Willkür des Soldaten herrschte. Endlich ward der Friede zu Münster und Osnabrück geschloffen (1648). Freilich entriß er dem Vater- lande kostbare Grenzländer zur Entschädigung für Frankreich und Schweden; aber selbst diesen harten Frieden — man nennt ihn den westphälischen — be- grüßte man als eine Wohlthat nach solchem furchtbaren Kriege.
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