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1. Hand-Fibel - S. 78

1868 - Berlin : Stubenrauch
78 Die sämmtlichen Ortschaften, welche zu einer Kirche gehören, bilden ein Kirchspiel oder eine Parochie. Die Dörfer, welche keine Kirche haben, sind in die nächste Stadt oder in das nächste Kirchdorf eingepfarrt. Die kirchliche Gemeinde ist also verschieden von der bürgerlichen Gemeinde. Kirchliche Gemeinden giebt es evangelische, katholische und jüdische. Jede kirchliche Gemeinde hat einen besondern Vorstand. An seiner Spitze steht der Prediger oder der Pfarrer. Die Grösse eines Ortes wird nach der Häuserzahl und nach der Zahl der Einwohner (nach der Seelenzahl) bestimmt. Lasst euch von eurem Lehrer sagen, wie gross euer Heimaths- ort ist. 23. Der Blinde und der Lahme. Von ungefähr muß einen Blinden ein Lahmer auf der Straße finden, und jener hofft schon freudenvoll, daß ihn der Andre leiten soll. „Dir," spricht der Lahme, „beizustehen? ich armer Mann kann selbst nicht gehen. Doch scheint's, daß du zu einer Last noch sehr gesunde Schultern hast. Entschließe dich, mich fortzutragen, so will ich dir die Stege sagen: so wird dein starker Fuß mein Bein, mein Helles Auge deines sein." Der Lahme hängt mit seinen Krücken sich auf des Blinden breiten Rücken; vereint wirkt also dieses Paar, was einzeln keinem möglich war. Eintracht giebt Nacht, Zwietracht bringt Ohnmacht! — Einigkeit, ein festes Band, hält zusammen Leut’ und Land. — 24. Der Schmied. In seiner russigen Werkstatt steht der muskelstarke Schmied in aufgestreiften Hemdärmeln mit seinem grossen, ledernen Schurzfell. Der Blasebalg rauscht in die glühenden Kohlen, in welchen ein Stück Eisen liegt. Dasselbe soll glühend werden und dadurch weich und schmiedbar. Jetzt fasst es der Schmied mit der glühenden Zange und trägt es auf den Ambos. Nun schlagen seine zwei Gehülfen mit den schweren Hämmern drauf los, pinke pankl Sie schlagen das Eisen lang oder breit, rund oder eckig, wie sie’s brauchen. So wird es verarbeitet zu Pflugeisen, Radreifen und einer

2. Schul-Lesebuch - S. 426

1856 - Berlin : Stubenrauch
426 2. Des ¡Krieges Fortgang. Den Kanipf setzten auf evangelischer Seite zunächst Ernst von Mansfeld und Christian von Braunschweig fort. Da es ihnen aber an Geld fehlte, so vermochten sie ihre Truppen nur durch Raub und Plünderung zu erhalten. Diese mußten bald überall vor den katholischen Heeren weichen, welche Tilly befehligte. Tilly war ein tapferer Soldat, von großer Strenge und Pünktlich- keit. Er war klein und hager. Seine Augen blitzten finster unter grauen Wimpern und einer stark gewölbten Stirn hervor. Das Gesicht mit scharfen Zügen trug eine große, gebogene Nase. Gewöhnlich ritt er einen kleinen Grau- schimmel und trug ein grünseidenes Gewand nach spanischem Schnitte. Auf dem Hute wogte eine rothe Hahnenfeder. Tillys Siege brachten den evangelischen Glauben ernstlich in Gefahr. Auch das Heer des Dänenkönigs Christian Iv., welcher den bedrängten Glaubensge- nossen zu Hülfe kam, wurde geschlagen. Dazu erschien auf katholischer Seite noch ein anderes Heer, geführt von dem gefürchteten Wallenstein. Dieser, von evangelischen Eltern stammend, war nach einer wunderbaren Lebensrettung auf Zureden der Jesuiten katholisch geworden. Aus den Sternen glaubte er er- kannt zu haben, daß er zu etwas Großem bestimmt sei. Da er sehr reich war, so machte er dem Kaiser den Vorschlag, daß er ein Heer werben und selbst unter- halten wolle. Der Kaiser ging darauf ein. Sobald die Werbetrommel des Wallen- steiners wirbelte, strömten von allen Orten Männer herzu, die lieber rauben helfen, als beraubt sein wollten. Bald war ein ansehnliches Heer unter seinem Befehl beisammen. — Während Tilly in Westphalen stand, überschwemmte Wallenstein Schleswig und Jütland mit seinen Schaaren. Wohin diese kamen, verwüsteten sie die Felder, zerstörten Dörfer und Städte, mißhandelten Weiber und Säuglinge, tödteten die Männer und plünderten auf daö Unbarmherzigste. Es war ihnen gleich, ob sie in Freundes- oder Feindesland waren. Wallen- stein, früher schon zum Herzog von Friedland in Böhmen ernannt, erhielt Meck- lenburg vom Kaiser, und da er zum Admiral der Ostsee erhoben war, so wollte er, daß Stralsund kaiserliche Besatzung einnähme. Die Stadt weigerte sich. Nun schwur der Friedländer, und wenn Stralsund mit Ketten an dem Himmel hinge, so müßte es herunter. Aber er begrub 12,000 Mann vor den Wällen der Stadt und mußte sich zurückziehen. — Dänemark schloß 1629 mit dem Kaiser Frieden. Es versprach, sich künftig aller Theilnahme an den protestantischen Angelegen- heiten in Deutschland zu enthalten. — Bald waren die katholischen Heere über- all Sieger. Da erließ der Kaiser auf Antrieb der Jesuiten das Restitutions- edikt. Hiernach sollten die Protestanten alle eingezogenen Kirchengüter wieder herausgeben, und den katholischen Fürsten sollte es frei stehen, ihre evangelischen Unterthanen zur katholischen Kirche mit Zwang zurückzuführen. Ein Schrei der Entrüstung tönte durch das protestantische Deutschland; aber wer sollte es wa- gen, gegen solche Ungerechtigkeit sich aufzulehnen? Die Macht der Evangelischen war gebrochen, mehr noch durch ihre eigene Uneinigkeit, als durch des Kaisers Siege. — Nur in einem Punkte gab der Kaiser nach. Wallensteins Absetzung wurde von allen Seiten verlangt, weil die Schandthaten seines Heeres zum Himmel schrieen; sie wurde vom Kaiser bewilligt.

3. Schul-Lesebuch - S. 154

1856 - Berlin : Stubenrauch
154 rasch vorwärts. Der Kurfürst erfuhr, daß der schwedische Oberst Wangelin mit einem Dragonerregimente in Rathenow eingerückt war, um von dort nach Brandenburg zu ziehen. Er beschloß, die Schweden in Rathenow zu überfallen. Der kurfürstliche Landrath daselbst bekam Befehl, die schwedischen Offiziere zu einem Gast- mahle einzuladen. Während diese schmausten, umzingelten die Brandenburger in aller Stille die Stadt. Der Feldmarschall Derflinger drang mit der Pistole auf der Brust einem gefangenen Schweden das Feldgeschrei ab, kleidete dann einen Theil seiner Leute in schwedische Röcke und erlangte Einlaß in die Stadt. Die Wache wurde niedergeworfen. Gleichzeitig griffen die kurfürst- lichen Truppen an zwei Stellen an und drangen in Rathenow ein. Derflinger sprengte mit seinen Reitern durch die Straßen und vollendete die Eroberung der Stadt. Die Schweden zogen sich nun in aller Eile in die Gegend von Fehrbellin. Sogleich sandte der Kurfürst den Landgrafen von Hessen-Homburg mit 1600 Reitern ab, um die Schweden im Auge zu behalten, sie zu drängen oder aufzuhalten, wie es gerade ' angemessen schien, doch mit dem strengen Befehl, kein Gefecht zu f^beginnen. — Er hielt unterdeß einen Kriegsrath ab und forderte ^die Meinung seiner Generale, ob es rathsam sei, eine Schlacht zu beginnen. Da sein Fußvolk noch 10 Meilen zurück war, die ^Schweden auch an Zahl stärker waren, so widerriethen die Ge- hmxau eine Schlacht. Der Kurfürst aber entschied: „Weil wir E/ dem Feinde so nahe sind, muß er Haare oder Federn lassen." — Am 18. Juni Morgens hatte der Landgraf von Hessen-Homburg die Schweden eine Stunde von Fehrbellin erreicht. Vom heißen Nachjagen aufgeregt und von seinem Ungestüm fortgerissen, hatte er gegen den erhaltenen Befehl die Schweden hitzig angegriffen, und sah sich bald in einen heißen Kampf mit ihrem ganzen Heere verwickelt. Er war unrettbar verloren, wenn er nicht schnell Hülfe bekam. Derflinger äußerte: „Wir müssen ihm helfen, sonst bekommen wir keinen Mann wieder." Der Kurfürst ließ ihm sa- gen, er solle sich zu halten suchen; man werde mit der ganzen Macht nachrücken. In vollem Rennen brach ein Theil der bran- denburgischen Reiter auf und erreichte die Schweden. Derflinger ließ auf einem Sandhügel, welchen der Feind zu besetzen ver- gessen hatte, Geschütze auffahren, und bald schlugen die Kugeln in die Reihen der Schweden. Diese machten die größten Anstren- gungen, den Hügel in ihre Gewalt zu bekommen, und da ein be- deutender Theil der Brandenburger noch nicht auf dem Schlacht- felde angekommen war, so geriethen die Kanonen in große Ge- fahr. Aber die Dragoner Derflingers stiegen von ihren Pferden und hielten wacker aus, bis Hülse erschien. Endlich kam der Kur- fürst. An der Spitze einiger Schwadronen stürzte er auf die

4. Schul-Lesebuch - S. 154

1873 - Berlin : Stubenrauch
154 tesdienst gehalten. — Im Dunkel der Nacht zog daraus eine Schaar von 5600 Reitern von hier ab, mit ihnen auf 146 Wa- gen 1000 Mann ausgewählten Fußvolks und 13 Stück Geschütz. Das kleine Heer setzte über die Elbe und zog auf Nebenwegen rasch vorwärts. Der Kurfürst erfuhr, daß der schwedische Oberst Wangelin mit einem Dragonerregimente in Rathenow eingerückt war, um von dort nach Brandenburg zu ziehen. Da beschloß er, die Schweden in Rathenow zu überfallen. Der kurfürstliche Landrach daselbst bekam Befehl, die schwedischen Offiziere zu einem Gast- mahle einzuladen. Während diese schmausten, umzingelten die Brandenburger in aller Stille die Stadt. Der Feldmarschall Derflinger drang mit der Pistole auf der Brust einem gefangenen Schweden das Feldgeschrei ab, kleidete dann einen Theil seiner Leute in schwedische Röcke und erlangte Einlaß in die Stadt. Die Wache wurde niedergeworfen. Gleichzeitig griffen die kurfürst- lichen Truppen an zwei Stellen an und drangen in Rathenow ein. Derflinger sprengte mit seinen Reitern durch die Straßen und vollendete die Eroberung der Stadt. Die Schweden zogen sich nun in aller Eile in die Gegend von F ehrbell in. Sogleich sandte der Kurfürst den Landgrafen von Hessen-Homburg mit 1600 Reitern ab, um die Schweden im Auge zu behalten, sie zu drängen oder auszuhalten, wie es gerade angemessen schiene, doch mit dem strengen Befehl, kein Gefecht zu beginnen. — Er hielt unterdeß einen Kriegsrath ab und forderte die Meinung seiner Generale, ob es rathsam sei, eine Schlacht zu beginnen. Da sein Fußvolk noch 10 Meilen zurück war, die Schweden auch an Zahl stärker waren, so widerriethen die Ge- nerale eine Schlacht. Der Kurfürst aber entschied: „Weil wir dem Feinde so nahe sind, muß er Haare oder Federn lassen." — Am 18. Juni Morgens hatte der Landgraf von Hessen-Homburg die Schweden eine Stunde von Fehrbellin erreicht. Bom heißen Nachjagen aufgeregt und von seinem Ungestüm fortgerissen, hatte er gegen den erhaltenen Befehl die Schweden hitzig angegriffen; bald sah er sich in einen heißen Kampf mit ihrem ganzen Heere verwickelt. Er war unrettbar verloren, wenn er nicht schnell Hülfe bekam. Derflinger äußerte: „Wir müssen ihm helfen; sonst bekommen wir keinen Mann wieder." Der Kurfürst ließ ihm sa- gen. er solle sich zu halten suchen; man werde mit der ganzen Macht nachrücken. In vollem Rennen brach ein Theil der bran- denburgischen Reiter aus und erreichte die Schweden. Derflinger ließ auf einem Sandhügel, welchen der Feind zu besetzen ver- gessen hatte, Geschütze auffahren, und bald schlugen die Kugeln in die Reihe der Schweden. Diese machten die größten Anstren- gungen, den Hügel in ihre Gemalt zu bekommen, und da ein be- deutender Theil der Brandenburger noch nicht auf dom Schlacht-

5. Schul-Lesebuch - S. 19

1863 - Berlin : Stubenrauch
19 donnernd hallte es in der Runde: „Heil und Segen dem neuen Herr- scher!" — Darauf schritt der Erzbischof mit Otto bis zum Altare vor. Hier lagen Schwert und Wehrgehenk, Mantel und Spangen, Scepter, Stab und Diadem, die Zeichen der königlichen Würde, bereit. Zuerst nahm er Schwert und Wehrgehenk und sprach, zum Könige gewendet: „Nimm hin dies Schwert und triff damit alle Feinde des Herrn, Hei- den und schlechte Christen; denn darum hat dir Gottes Wille alle Ge- walt verliehen, daß die ganze Christenheit sicheren Frieden gewinne." Dann ergriff er die Spangen und den Mantel und legte sie ihm an mit folgenden Worten: „Die Säume dieses Gewandes, die bis zur Erde herabwallen, sollen dich mahnen, bis aus Ende auszuharren im Eifer für den Glauben und in der Sorge für den Frieden." Und als er ihm Scepter und Stab überreichte, sprach er: „An diesen Zeichen lerne, daß du väterlich züchtigen sollst, die dir untergeben sind." „Vor Allem aber/' fuhr er fort, „strecke deine Hand aus voll Barmherzigkeit gegen die Diener Gottes, wie gegen die Wittwen und Waisen, und nimmer versiege auf deinem Haupte das Oel des Erbarmens, auf daß du hier und dort die unvergängliche Krone zum Lohn empfangest!" Mit diesen Worten nahm er das Oelhorn, salbte ihn mit dem heiligen Oele, das die Kirche als ein Zeichen der Barmherzigkeit ansieht, und setzte ihm das goldene Diadem auf das Haupt. — Als so die Krönung vollbracht war, stieg Otto zum Throne empor, der zwischen zwei Mar- morsäulen von wunderbarer Schönheit errichtet war, und wo er von Allen gesehen werden konnte. Auf dieser Stelle blieb er, so lange der Gottesdienst dauerte. Dann stieg er vom Throne herab und begab sich in die Pfalz (den Palast) Karls des Großen. Hier war schon an marmorner Tafel das Krönungsmahl bereitet, und mit den Bischöfen und allen Großen setzte sich der König zur Ta- fel. Es dieneten ihm aber die Herzöge der deutschen Länder, zum Zei- chen, daß sie den König als ihren Herrscher erkannten und nichts sein wollten, als die Ersten seiner Diener. Der Lothringerherzog Giselbert, in dessen Gebiete Aachen lag, leistete die Dienste eines Kämnierers und ordnete die ganze Feier. Der Frankenherzog Eberhard sorgte als Truchseß für die Tafel; der Schwabenherzog Hermann stand als oberster Mundschenk denen vor, die den Wein spendeten, und Arnulf von Baiern nahm als Marschall für die Ritter und ihre Pferde Be- dacht, wie er auch die Stelle ersehen hatte, wo man lagern und die Zelte aufschlagen konnte. Denn die Stadt reichte, nicht aus, die Zahl aller der Herren, die nach Aachen geritten waren, in sich zu fassen. Als die Festlichkeiten beendet waren, lohnte Otto Jedem der Großen mit reichlichen Geschenken, und froh kehrten Alle in ihre Heimath zurück. 2. Seine Person und was er gethan. Otto war groß und kräftig von Gestalt. Er war ein rüstiger Jäger, ein gewandter Reiter. Helle lebhafte Augen blitzten in seinem Angesichte. Lang wallte sein Bart bis auf die Brust herab. Prunk liebte er nicht. Er war freigebig, leutselig, gnädig; dennoch fürchtete man ihn mehr, als man ihn liebte. Schwer war sein Zorn zu ertra- gen. Gegen Freunde übte er felsenfeste Treue, gegen gedemüthigte Feinde Großmuth. Die Krone, welche er besonderer Gnade Gottes zu 2*

6. Schul-Lesebuch - S. 154

1863 - Berlin : Stubenrauch
154 rasch vorwärts. Der Kurfürst erfuhr, daß der schwedische Oberst Wangelin mit einem Dragonerregimente in Rathenow eingerückt war, um von dort nach Brandenburg zu ziehen. Er beschloß, die Schweden in Rathenow zu überfallen. Der kurfürstliche Lanvrath daselbst bekam Befehl, die schwedischen Offiziere zu einem Gast- mahle einzuladen. Während diese schmausten, umzingelten die Brandenburger in aller Stille die Stadt. Der Feldmarschall Derflinger drang mit der Pistole auf der Brust einem gefangenen Schweden das Feldgeschrei ab, kleidete dann einen Theil seiner Leute in schwedische Röcke und erlangte Einlaß in die Stadt. Die Wache wurde niedergeworfen. Gleichzeitig griffen die kurfürst- lichen Truppen an zwei Stellen an und drangen in Rathenow ein. Derflinger sprengte mit seinen Reitern durch die Straßen und vollendete die Eroberung der Stadt. . Die Schweden zogen sich nun in aller Eile in die Gegend von Fehrbellin. Sogleich sandte der Kurfürst den Landgrafen von Hessen-Homburg mit 1600 Reitern ab, um die Schweden im Auge zu behalten, sie zu drängen oder aufzuhalten, wie es gerade angemessen schien, doch mit dem strengen Befehl, kein Gefecht zu beginnen. — Er hielt unterdeß einen Kriegsrath ab und forderte die Meinung seiner Generale, ob es rathsam sei, eine Schlacht zu beginnen. Da sein Fußvolk noch 10 Meilen zurück war, die Schweden auch an Zahl stärker waren, so widerriethen die Ge- nerale eine Schlacht. Der Kurfürst aber entschied: „Weil wir dem Feinde so nahe sind, muß er Haare oder Federn lassen." — Am 18. Juni Morgens hatte der Landgraf von Hessen-Homburg die Schweden eine Stunde von Fehrbellin erreicht. Vom heißen Nachjagen aufgeregt und von seinem Ungestüm fortgerissen, chatte er gegen den erhaltenen Befehl die Schweden hitzig angegriffen, und sah sich bald in einen heißen Kampf mit ihrem ganzen Heere verwickelt. Er war unrettbar verloren, wenn er nicht schnell Hülfe bekam. Derflinger äußerte: „Wir müssen ihm helfen, sonst bekommen wir keinen Mann wieder." Der Kurfürst ließ ihm sa- gen, er solle sich zu halten suchen; man werde mit der ganzen Macht nachrücken. In vollem Rennen brach ein Theil der bran- denburgischen Reiter auf und erreichte die Schweden. Derflinger ließ auf einem Sandhügel, welchen der Feind zu besetzen ver- gessen hatte, Geschütze auffahren, und bald schlugen die Kugeln in die Reihen 6er Schweden. Diese machten die größten Anstren- gungen, den Hügel in ihre Gewalt zu bekommen, und da ein be- deutender Theil der Brandenburger noch nicht auf dem Schlacht- felde angekommen war, so geriethen die Kanonen in große Ge- fahr. Aber die Dragoner Derflingers stiegen von ihren Pferden und hielten wacker aus, bis Hülfe erschien. Endlich kam der Kur- fürst. An der Spitze einiger Schwadronen stürzte er auf die

7. Schul-Lesebuch - S. 426

1863 - Berlin : Stubenrauch
428 2. Des Krieges Fortgang. Den Kampf setzten auf evangelischer Seite zunächst Ernst von Mansfeld und Christian von Braunschweig fort. Da es ihnen aber -in Geld fehlte, so vermochten sie ihre Truppen nur durch Raub und Plünderung zu erhalten. Diese mußten bald überall vor den katholischen Heeren weichen, welche Lilly befehligte. Lilly war ein tapferer Soldat, von großer Strenge und Pünktlich- keit. Er war klein und hager. Seine Augen blitzten finster unter grauen Wimpern und einer stark gewölbten Stirn hervor. Das Gesicht mit scharfen Zügen trug eine große, gebogene Nase. Gewöhnlich ritt er einen kleinen Grau- schimmel und trug ein grünseidenes Gewand nach spanischem Schnitte. Auf dem Hute wogte eine rothe Hahnenfeder. Tillys Siege brachten den evangelischen Glauben ernstlich in Gefahr. Auch das Heer des Dänenkönigs Christian Iv., welcher den bedrängten Glaubensge- noffen zu Hülfe kam, wurde geschlagen. Dazu erschien auf katholischer Seite noch ein anderes Heer, geführt von dem gefürchteten Wallenstein. Dieser, von evangelischen Eltern stammend, war nach einer wunderbaren Lebensrettung auf Zureden der Jesuiten katholisch geworden. Ans den Sternen glaubte er er- kannt zu haben, daß er zu etwas Großem bestimmt sei. Da er sehr reich war, so machte er dem Kaiser den Vorschlag, daß er ein Heer werben und selbst unter- halten wolle. Der Kaiser ging darauf ein. Sobald die Werbetrommel des Wallen- steiners wirbelte, strömten von allen Orten Männer herzu, die lieber rauben helfen, als beraubt sein wollten. Bald war ein ansehnliches Heer unter seinem Befehl beisammen. — Während Lilly in Westphalen stand, überschwemmte Wallenstein Schleswig und Jütland mit seinen Schaaren. Wohin diese kamen, verwüsteten sie die Felder, zerstörten Dörfer und Städte, mißhandelten Weiber und Säuglinge, tödteten die Männer und plünderten auf das Unbarmherzigste. Es war ihnen gleich, ob sie in Freundes- oder Feindesland waren. Wallen- stein, früher schon zum Herzog von Friedland in Böhmen ernannt, erhielt Meck- lenburg vom Kaiser, und da er zum Admiral der Ostsee erhoben war, so wollte er, daß Stralsund kaiserliche Besatzung einnähme. Die Stadt weigerte sich. Nun schwur der Friedländer, und wenn Stralsund mit Ketten an dem Himmel hinge, so müßte es herunter. Aber er begrub 12,000 Mann vor den Wällen der Stadt und mußte sich zurückziehen. — Dänemark schloß 1629 mit dem Kaiser Frieden. Es versprach, sich künftig aller Theilnahme an den protestantischen Angelegen- heiten in Deutschland zu enthalten. — Bald waren die katholischen Heere über- all Sieger. Da erließ der Kaiser auf Antrieb der Jesuiten das Restitutions- edikt. Hiernach sollten die Protestanten alle eingezogenen Kirchengüter wieder herausgeben, und den katholischen Fürsten sollte es frei stehen, ihre evangelischen Unterthanen zur katholischen Kirche mit Zwang zurückzuführen. Ein Schrei der Entrüstung tönte durch das protestantische Deutschland; aber wer sollte es wa- gen, gegen solche Ungerechtigkeit sich aufzulehnen? Die Macht der Evangelischen war gebrochen, mehr noch durch ihre eigene Uneinigkeit, als durch des Kaisers Siege. — Nur in einem Punkte gab der Kaiser nach. Wallensteins Absetzung wurde von allen Seiten verlangt, weil die Schandthaten seines Heeres zuur Himmel schrieen; sie wurde vom Kaiser bewilligt.
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