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221. Schul-Lesebuch - S. 30

1863 - Berlin : Stubenrauch
30 Balken und unter dem Stroh der zerrissenen Dächer hausten die Thiere des Waldes; kaum, daß ein zerlumptes altes Mütterlein oder ein elender Krüppel einsam durch das öde Dorf schlich. Was dem Grimme der Soldaten und dem Hunger entrann, das riß die Pest ins Grab. Von 1635—1636 wüthete in Thüringen eine Seuche so entsetzlich, daß in manchen Dörfern nur Einzelne am Leben blieben. 2. Leiden der Städte. Nicht minder groß war das Elend in den Städten. Nahrungs- losigkeit und Theurnng nahm überhand. Die Wege waren unsicher; der Handel stockte, das Gewerbe stand still; Niemand wußte, wie lange er seines Lebens sicher war. Da dachte Jeder, den Tag noch zu ge- nießen, und mit wilder Lust stürzten sich die Menschen in Vergnügungen aller Art. Näherte sich der Stadt ein Heer, so hörte aller Verkehr mit dem platten Lande auf. Sorgfältig wurden die Thore bewacht, und die Bürger mußten von ihren Vorräthen leben. Kamen befreundete Heer- hausen, so mußte man ihnen Quartier geben. Das mochte noch gehen. Viel schlimmer war es, wenn der Feind den Eingang erzwang. Dann war nichts mehr sicher; Schonung der Habe konnte man nur für schweres Geld erkaufen. Es war eine besondere Gnade, wenn der Feind die Stadt nicht an allen vier Ecken in Brand steckte. Vor den Kriegs- knechten war nichts sicher. Sie hieben die Stadtforst nieder, um das Holz zu verkaufen; sie nahmen in den Häusern, was sie fanden; ja sie verschonten die Kirchen nicht, rissen die Orgeln, die Bilder, selbst die Glocken heraus. Die Kriegsobersten legten den Städten schwere Kriegs- steuern auf. Konnte man diese nicht zahlen, so wurden die angesehensten Bürger als Gefangene fortgeschleppt, bis sie endlich ausgelöst wurden. Hatte eine feste Stadt Mauern und Wälle, so suchte Alles Schutz hinter denselben, wenn der Feind sich blicken ließ. Tausende von Wa- gen mit flüchtigem Landvolk fanden sich dann ein. Was kein Obdach fand, lagerte auf den Straßen unter dem freien Himmel. Schloß der Feind die Stadt ein, so raste der Kampf um die Mauern; drinnen aber wüthete Hunger und Krankheit. Gelang es dem Feinde, die Stadt zu erstürmen, so begann ein entsetzliches Morden. Es ging noch, wenn der Feind nur einmal erschien; aber Magdeburg ist sechsmal belagert worden; viele kleine Städte noch öfter. 23. Die Zerstörung Magdeburgs. Bis zum Jahre 1629 waren die Waffen der Kaiserlichen in Deutschland überall siegreich gewesen. Der Kaiser erließ sogar ein Gebot, daß alle geistlichen Güter, welche von den Evangelischen einge- zogen waren, der katholischen Kirche wieder zurückgegeben werden soll- ten. Auch in Magdeburg wollte er wieder einen Erzbischof einsetzen. Die Stadt aber weigerte sich und schloß ihre Thore. Im Frühjahr 1631 erschien Tilly mit 30,000 Mann vor Magdeburg, dessen Besatzung nur aus etwa 2000 Mann zu Fuß, 300 Reitern und 5000 waffen- fähigen Bürgern bestand^ Die Aufforderung, sich zu ergeben, wurde trotzig zurückgewiesen. Schon war der König von Schweden, Gustav Adolph, auf deutschem Boden erschienen und rückte zum Entsätze der

222. Schul-Lesebuch - S. 31

1863 - Berlin : Stubenrauch
31 bedrängten Stadt herbei, und die Magdeburger verließen sich auf seine Hülfe. Gustav Adolph aber fand Aufenthalt, da der Kurfürst Georg Wilhelm von Brandenburg ihm Anfangs den Durchzug durch sein Land verweigerte. Er schickte indeß den Obersten Dietrich von Falken- berg nach Magdeburg, damit dieser die Vertheidigung leiten möchte. — Vergeblich belagerte Tilly sechs Wochen lang die stark befestigte Stadt. Er bemächtigte sich Mar aller Außenwerke, konnte aber Magdeburg selbst nicht in seine Gewalt bekommen. Endlich ging den Belagerten das Pnlver aus, auch die Lebensmittel wurden knapp; aber sie hielten wacker aus. Tilly beschloß, noch einen Sturm zu wagen. Wenn der- selbe mißlänge, wollte er abziehen. Am 19ten Mai warfen die Kaiser- lichen den ganzen Tag über einen Hagel von Kugeln auf die Stadt; gegen Abend aber trat plötzlich Stille ein; ja, die Magdeburger sahen sogar einige Geschütze abfahren. Sie nieinten, der Feind rüste sich zum Abzüge. Tilly aber hatte vor, den letzten Sturm erst in der Nacht zu unternehmen. In aller Stille ließ er die Sturmleitern in Bereit- schaft setzen, und den Soldaten wurde befohlen, sich Morgens um 5 Uhr fertig zu halten. — Die Wächter auf den Mauern Magdeburgs hiel- ten bis nach Mitternacht auf ihren Posten aus. Da aber Alles still blieb, so gingen sie beim Anbruch der Morgendämmerung in ihre Woh- nungen, um einige Stunden der Ruhe zu pflegen. Sie ahnten nicht, welch furchtbares Erwachen ihnen bevorstand. Endlich schlug die bestimmte Stunde. Im kaiserlichen Lager war Alles bereit; aber der Befehl zum Angriff erfolgte nicht. Ungewiß, was er thun sollte, hatte Tilly noch einen Kriegsrath berufen. Durch denselben wurde abermals beschlossen, den Sturm auf die Stadt zu unternehmen. Und so wurde denn Morgens 7 Uhr am 20. Mai das Zeichen zum Angriff gegeben. Sogleich wurden die Mauern von allen Seiten berannt; man setzte die Sturmleitern an, und die Kanonen wurden vorgezogen. Ein wildes Geschrei von vielen tausend Stimmen dringt durch die Luft. Das Schießen, das Trommeln und das Heu- len der Sturmglocken schreckt die Bürger aus dem Schlaf. Falkenberg, welcher mit einem kaiserlichen Trompeter eben auf dem Rathhause ver- handelte, wirft sich aufs Roß, sprengt an der Spitze der Seinigen dem Feinde entgegen und will ihn zurückdrängen. Da durchbohrt ihn eine Kugel, und todt stürzt er zu Boden. Des Anführers beraubt, denkt die Besatzung nicht mehr an Vertheidigung; jeder eilt nach Hause, sucht seine Habe zu retten und verbirgt sich, wo er kann. Am Krökenthor und an der hohen Mauer wird der Wall zuerst erstiegen. Um 9 Uhr ist der Feind in der Stadt. Die Thore werden von innen erbrochen, und wuthschnaubend stürzen die feindlichen Schaaren in die Straßen. Hie und da wagt es noch ein Bürger, aus dem Fenster zu schießen; selbst Weiber werfen Ziegel von den Dächern herab. Umsonst, es ist keine Rettung mehr. Wie schwellende Meeresfluth bricht das Verder- den herein. Die Hausthüren werden zerschlagen. Die Wehrlosen flüchten; doch kein Zufluchtsort schützt sie mehr. Mit höllischem Jauchzen, mit viehischer Lnst würgen und wüthen die Eroberer. Sie verschonen kein Alter, keinen Stand, kein Geschlecht. Allüberall strömt Blut. Hier seufzt ein Sterbender, dort schallen Trommelwirbel; hier irren jammernde Kinder, da stampfen schnaubende Roste über Todte

223. Schul-Lesebuch - S. 149

1863 - Berlin : Stubenrauch
149 den Kriegsschaaren gezogen, und ihre Spur konnte man verfolgen an den rauchenden Trümmerhaufen, welche sie zurück ließen. Mag- deburg, das Tilly zerstört und verbrannt hatte, wußte davon zu er- zählen; da klagten die Steinhaufen die Menschen an wegen ihres wilden Grimckes. Der Kurfürst Georg Wilhelm war ein schwacher Mann ge- wesen und der bösen Zeit nicht gewachsen, welche ein starkes Herz und einen kühnen Muth verlangte. — Er war ein evangelischer Fürst. Jeder hätte denken sollen, daß es leicht müsse gewesen sein, zu wissen, für welche Sache er sein Schwert zu ziehen habe. Er aber hatte gemeint, es sei am besten für ihn und sein Land, wenn er es mit keiner Partei verdürbe. Es war ihm vas theuer genug zu stehen gekommen. Der Sturm, der durch Deutschland brauste, hatte dennoch seine Länder verheert, und wie schrecklich verheert! Gleich zu Anfange des Krieges waren Kosackenbanden durch die Marken gezogen; die kamen aus Polen und sollten dem Tilly zu Hülse ziehen. Kaum waren sie durch, so rückten die evange- lischen Dänen von Norden her unter ihrem Könige Christian ein, um nach Schlesien zu dringen? „Wer nicht mit mir ist, ist wider mich", hatten die Feldherrn gesagt, und ihre Schaaren wirthschaf- teten ärger, denn Heiden, und gedachten nimmer daran, daß doch die Märker auch gute evangelische Christen waren. Es war nicht gut gethan, ihnen zuwider zu sein, wenn sie unverschämt forder- ten. Die Stadt Nauen, die es versuchte, hatten sie angesteckt. — Dann war gleich nach den Dänen wieder der Wattenstein gekom- men. Es hatte nicht geholfen, daß der Kurfürst Georg Wilhelm mit dem Kaiser sich verständigte und versprach, die kaiserlichen Heere mit Lebensmitteln zu unterstützen. Die Wallensteinischen geberdeten sich wie Herren, und ihre Generale verzehrten das Mark des Landes. Wer Kleider, Stiefeln, Geld und Nahrung nicht gutwillig gab, dem ward's genommen. Mancher Bauersmann ist dazumal erschlagen worden, und sein Haus haben sie in Brand ge- steckt. — Eine Weile hat die Mark aufgeathmet, als Gustav Adolph, der Schwevenkönig, kam; aber in der Lützener Schlacht hatte er seinen Tod gefunden. Da waren die schlimmsten Zeiten gekommen. Georg Wilhelm hatte mit den Schweden ein Bünd- niß schließen müssen. Nun ließ Wallenstein das Land seinen Zorn fühlen. Seine schrecklichen Schaaren hausten noch ärger, als Hei- den und Türken. Sie waren aus aller Herren Ländern zusammen- gelaufen, aus Polen und Italien, aus Ungarn und Irland, mid wer weiß, woher noch. Es war eine schreckliche Rotte. Welche Frevelthaten haben sie ausgeübt! Lebendigen Menschen haben sie Riemen aus der Haut geschnitten, und wenn sie arme Unglückliche an den Fußsohlen geschunden hatten, haben sie dieselben in glü-

224. Schul-Lesebuch - S. 155

1863 - Berlin : Stubenrauch
155 feindliche Reiterei los und warf sie. Als er bemerkte, daß einige Schwadronen ihre Führer verloren hatten, stellte er sich an ihre Spitze und ries ihnen zu: „Getrost, Soldaten! Ich, euer Fürst und Hauptmann, will siegen oder zugleich mit euch ritterlich ster- den!" Er hielt mitten im Kugelregen. Hier bemerkte sein Stall- meister Fr oben, daß der Kurfürst durch sein weißes Roß den Feinden leicht kenntlich und das Ziel d'er feindlichen Geschütze sei. Unter dem Vorgeben, der Schimmel sei scheu, weiß er seinen Herrn zu bewegen, das Pferd mit dem seinigen zu vertauschen. Kaum aber hatte er das Roß des Kurfürsten bestiegen, so sank er vom Pferde, von einer feindlichen Kugel getroffen. — Indeß entbrannte der Kampf immer lebhafter. Sobald die brandenbur- gischen Regimenter auf dem Schlachtfelde eintrafen, wurden sie in die Schlacht geführt. Morgens 8 Uhr erreichte der Kampf seine größte Heftigkeit. Nach einem wüthenden Gefechte wurden die Schweden zum Weichen gebracht; zwei ihrer Regimenter hieb Derflingers Reiterei zusammen, und als sich um 10 .Uhr der Nebel verzog, sah man den Feind in voller Flucht aus Fehrbellin zu. Man rieth dem Kurfürsten, die Stadt beschießen.zu lassen, um die Feinde daraus zu vertreiben; er aber sprach: „Ich bin nicht gekommen, mein Land zu verbrennen, sondern zu retten." — Die geschlagenen Schweden räumten bald daraus die Mark und zogen sich nach Mecklenburg und Pommern zurück. 1500 getödtete Feinde bedeckten die Wahlstatt von Fehrbellin; 8 Fahnen und 2 Standarten fielen in die Hände der Sieger. Der Kurfürst hatte 200 Mann verloren. Großmüthig verzieh er dem Landgrafen von Hessen-Homburg den begangenen Fehler. Unter unbeschreiblichem Jubel seines treuen Volkes hielt Friedrich Wilhelm bald darauf seinen Einzug in Berlin. 28. Des großen Kurfürsten Lebensende. Seit Jahren hatte der große Kurfürst heftig an der Gicht gelitten; im Frühjahr 1688 trat Wassersucht ein, und zu Ostern schon kündigte sich der Tod ernstlich an. Er bestellte daher in aller Stille seine Angelegenheiten, um seine Gemahlin und seine Kinder nicht zu betrüben. Alle Regierungsgeschäste gingen aber dabei ihren regelmäßigen Gang. Am 27. April versammelte er in Potsdam den Kurprinzen Friedrich und seine Räthe um sich. Er eröffnete die Sitzung mit einer ernsten Rede. „Ich halte dafür", sprach er zu seinem Nach- folger, „daß ich anjetzo das letzte Mal diesem Rathe beiwohne; denn die Schwachheit meines Körpers hat zu sebr überhand ge- nommen, und die Sanduhr meines Lebens wird bald abgelaufen sein. Was für eine langwierige, mühsame und mit schweren Krie- gen stets beunruhigte Regierung ich gehabt, ist aller Welt bekannt.
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