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1. Die allgemeine Geschichte für Gymnasien und ähnliche Schulen - S. 213

1844 - Belle-Vue bei Constanz : Verl.- und Sortimentsbuchh.
213 Damals hatte man noch keine Glockenthürine; die Glocken hingen nieder neben der Kirche in einem Gerüste, das mit einem hölzernen Dache bedeckt war. Dieses Gerüst wurde allmälig höher und es hob sich über die Kirche; so entstanden die Glockenthürme, welche als Fingerzeige zum Himmel über die Wohnungen der Menschen hinausragen, von denen herab die Glocken die Tageszeiten verkünden, die Gemeinde zum Gottesdienste rufen und die Trauer und Freude der Menschenkinder mit ihrem Klange begleiten. Die Thürme und Glocken sind die Zierden der christlichen Tempel; aber welcher Aufschwung vom hölzernen Gerüste bis zu Erwins Thurm in Straßburg! Besonders berühmt waren die Schulen in St. Gallen; man unterschied nämlich deren zwei, eine äußere und eine innere. In die äußere kamen die- jenigen, welche nicht in das Kloster ausgenommen werden wollten, sondern nur die Schule besuchten; in der inneren Schule waren die dem Kloster ge- weihten; hier wurde auch griechisch gelernt, daher sie sich „hellenische Brüder" (lratres hellenici) nannten. Die allgemeinen Fächer waren: Grammatik, Dialectik, Rhetorik, Logik, Physik, Arithmetik. Später wurde auch Astro- nomie getrieben uiid die Mönche bedienten sich eines Astrolabs und Fernrohrs (freilich keines mit Gläsern), auch verfertigten sie einen Himmelsglobus. Die Geometrie blieb nicht fremd; unter den alten Büchern hat man auch ein Heft mir geometrischen Figuren gefunden. Ausgezeichnet war ihre Singschule; die s. g. Sequentien, welche im Umfange der ganzen katholischen Kirche ge- sungen werden, sind von diesen Mönchen. Die berühmtesten Lehrer und Ge- lehrten von St. Gallen waren: Iso, Tutilo, Radbert, 2 Notker, 2 Ekke- hart u. a.; ausgezeichnet durch Wissenschaft war auch Bischof Salomo von Konstanz, zugleich Abt von St. Gallen. Die Schulzucht war sehr streng und die Ruthe wurde nicht gespart. Es mag es auch wohl gebraucht haben, denn die Knaben, welche auf dem Hofe unter dem Gesinde aufwuchsen, mit Jagdhunden, Rossen und Stoßvögcln am frühesten umgehen gelernt hatten, mochten sich wohl schwer in die Schulbänke und in eine Ordnung fügen. Ein solcher Zögling zündete einmal das Stift an, als er auf die Bühne nach Ruthen geschickt wurde. Dieses Kloster und andere ihm ähnliche waren die Bildungsstätten, aus denen die tüchtigsten Bischöfe und Geistlichen hervorgingen. In ihnen leuch- tete noch ein einsames Licht, die Liebe zur Wissenschaft, und ihnen verdanken

2. Die allgemeine Geschichte für Gymnasien und ähnliche Schulen - S. 214

1844 - Belle-Vue bei Constanz : Verl.- und Sortimentsbuchh.
Ll4 wir es größtentheils, daß nicht alle Bücher der Alten verloren gegangen sind. Nach und nach entstanden noch viele andere Klöster, Männer- und Frauenklöster, von denen wieder andere Zwecke angestrebt wurden. Das Besitzthum aller Klöster mehrte sich und das aus sehr verschiedenen Gründen. Der erste und wichtigste ist dieser: Viele Menschen hatten in jener Zeit den festen Glauben, daß es ein Gott wohlgefälliges Werk sei, ein Kloster zu stiften und zu unterstützen, damit ein Ort weiter sei auf der Welt, wo Tag und Nacht Gebet und Lobgesang von Männern und Frauen zu Gott empor- steige. Andere stifteten, um Uebelthaten zu sühnen, welche sie selbst oder ihre Angehörigen begangen hatten. Ferner gingen viele Leute in die Klöster und brachten Gut mit, andere aber vermachten dorthin, mit der Bedingung, daß jedem ihrer Nachkommen das unbestrittene Recht zustehe in das Kloster einzu- treten; für solche war demnach das Kloster eine Versicherungsanstalt. Vier- tens: Viele Freien, die sich vor den Gewaltthätigkeiten der Mächtigen scheuten, begaben sich unter den Schirm von Stiften, indem sie an dieselben gerne einen mäßigen Zins abtrugen, wenn sie nur nicht in die Gewalt der Großen kamen ; unter dem Krummstab ist gut wohnen, war das alte Sprüchwort. So wurden die Stifte Herrschaften, die Aebte Herren über Land und Leute und sie mehr- ten ihr Gut durch Kauf, während viele Adelige verdarben. So brachten es die Zeitverhältnisse mit sich, anders konnten sie nicht thun, und wer dicß den Klöstern zum Vorwurf macht, muß es ihnen überhaupt übel nehmen, daß ein- mal Stifte und Aebte eristirt haben. Die Klosterämter: Kastvogt, Meyer, Keller Nun sollten die Vorsteher der Klöster ihre Unterthanen gegen Angriffe venheidigen oder sie in das Feld führen, wenn der Landesherr zu den Waffen rief; sie sollten Gericht halten, Abgaben und Zinse einziehen u. s. w.; nach dem Gesetze der Kirche aber, das freilich oft genug übertreten wurde, durfte kein Geistlicher Blut vergießen, weder als Richter noch als Krieger, und auch das Einziehen der Steuern glaubte man für die Person der Mönche nicht an- ständig. So entstanden viele Stiftsämter, welche von Weltlichen bekleidet wurden und wegen ihrer Einträglichkeit sehr gesucht waren. — Das wichtigste

3. Die allgemeine Geschichte für Gymnasien und ähnliche Schulen - S. 215

1844 - Belle-Vue bei Constanz : Verl.- und Sortimentsbuchh.
Lls dieser Stiftsämter (auch bei vielen Bisthümern kam es vor) war die Kast- oder Schirmvogtei, die immer von angesehenen adeligen Geschlechtern, ge- wöhnlich von den Nachkommen des Stifters, verwaltet wurde. Der Kastvogc hatte die Verpflichtung das Stift gegen Gewaltthat zu schützen, seine Rechte zu vertheidigen und im Nothfalle die Klosterleute ins Feld zu führen und mit seinen eigenen zu helfen. Außerdem richtete der Kaftvogt über „Frevel" d. h. über Diebstahl, Raub, Mord und Mordbrand, Verwundung u. s. w. und kam zu diesem Behuft zu bestimmter Zeit in den Gerichtsort; während er anwesend war, mußte das Stift ihn und sein Gefolge, auch Pferde, Hunde und Stoßvögel verköstigen. Außerdem erhob der Kaftvogt eine bestimmte Steuer; von den Geldstrafen erhielt er wenigstens ein Drittel (und ursprüng- lich wurden die meisten Verbrechen mit Geld bestraft), so daß also eine Kast- voglei ein sehr einträgliches Amt war. Aber wie oft sah sich nicht dieser Schirmherr geradezu als Herrn des Klosters an.' In zahllosen Urkunden wird über Gewaltthätigkeit, Eigenmächtigkeit, Beeinträchtigung des Stistsguts durch die Kastvögte geklagt, und es wird nun genau bestimmt, wie oft der Kaftvogt kommen dürfe, mit wie viel Männern und Pferden, wie lang er bleiben dürfe u. s. w. Das half gemeiniglich nicht lange; die durch Krieg, Theilung und Verschwendung heruntergekommenen Adeligen sahen nur mit Neid auf den reichen Besitz des von ihren Vorfahren gestifteten Klosters; andere suchten Erweiterung ihrer Herrschaft und meinten dazu das Geld und die Leute des Klosters wohl brauchen zu können. Gegen solche Herren halfen die Urkunden gar nichts, und der Bann und andere geistliche Schreckmittel oft nicht viel. Ein solches Amt war ferner das der Meyer. Die großen Hofgüter theilte man gewöhnlich in mehrere kleinere Wirthschaften, welche Mausen, Huben (mau8u8, üobu — 40 Jucharten), Schuppisen, Ronkalen genannt wurden. Der größte unter diesen Höfen und der Mittelpunkt derselben hieß Kellhof, und der Oberaufseher eines solchen Hofes war der Meyer (vjilicu8). Ihm lag die Leitung des Feldbaus ob und der Einzug der Gefälle. Gewöhnlich aber waren die Meyer zu vornehm um sich mit dem Landbau abzugeben, und sic wurden Edelknechte, trugen Waffen und verwalteten die Gerichtsbarkeit „über Awing und Bann", d. h. sie schlichteten Streitigkeiten, welche unter den Klosterleuten über Marken, Weiderechte, Abgaben, Wasserleitungen, Holz-

4. Die allgemeine Geschichte für Gymnasien und ähnliche Schulen - S. 216

1844 - Belle-Vue bei Constanz : Verl.- und Sortimentsbuchh.
Ll« fällen u. dergl. entstanden. Auch die Meyer schwuren beim Antritt ihres Amtes des Klosters Nutzen zu fördern und dessen Schaden zu wenden und seine Rechte zu vertheidigen, aber es geschah trotz des Schwurs mehr als einmal, daß die Meyer auf entfernten Stiftsgütern die Gefälle zurückhielten und wie Herren schalteten. — Wo solche vornehme Meyer waren, da wurden Keller (Lellarjuch aufgestellt, um den Einzug der Gefälle zu besorgen. Indessen darf man annehmen, daß nur bei den vornehmsten Klöstern alle 3 Beamtungen vorgekommen sind. Fünftes Kapitel. Wie die Pfarrkirchen entstanden An einem Sonntage hören wir von allen Seiten her Glockengeläute, und wenn nur ans einem erhöhten Punkte stehen, erkennen wir an den Kirchthür- men die Lage der Dörfer, welche durch Hügel oder Wälder verdeckt sind) aber im 7len, 8ten und 9ten Jahrhundert war es anders, da gab es nur wenige Pfarrkirchen; denn von den Dörfern und Gemeinden, wie wir sie heutzutage sehen, waren kaum die ersten Spuren vorhanden. Man sah nur kleine Weller, welche einem Gutsherren gehörten, dem sie dienten und zinseten; einzeln ge- legene Höfe und Häuser, gewöhnlich Lehen, selten freies Eigenthum; den größten Theil des Bodens bedeckte Waldung. Hie und da ging es nun einem Gutsherrn zu Gemüthe, daß so viele seiner Leute ohne Kenntniß des christlichen Glaubens und ohne Genuß der Heilmittel aufwachsen, heran leben und endlich dahinkahren; das Verderben so vieler Seelen aber mußte sich der Gutsherr selbst zuschreiben. Darum bauten viele solcher Gutsbesitzer weltlichen Standes (die Stifte thaten es ohnehin) auf ihren Höfen Kirchen, kleine Häuser, in Form eines Schuppens, hölzern, mit Stroh oder Schindeln ge- deckt, lange Zeit ohne Glasfenster. Ein Sohn des Gutsbesitzers, oder ein Verwandter oder auch ein Leibeigener erlernte in irgend einem Stifte das Nothwendigfte, wurde geweiht und diente nun der neuen Kirche als Priester. Er wohnte aus dem Hose und bezog von demselben seinen Unterhalt; dieser

5. Die allgemeine Geschichte für Gymnasien und ähnliche Schulen - S. 268

1844 - Belle-Vue bei Constanz : Verl.- und Sortimentsbuchh.
r S«8 Sohn, der wunderschöne König Enzius, wurde von den Bolognesern gefangen, ohne daß der Vater ihn befreien konnte und mußte als Gefangener sterben. Im Jahre 1250 starb Kaiser Friedrich n., nachdem er mehr als jeder seiner Vorfahren gethan und gelitten hatte. Sechzehntes Kapitel. Die Kaisersöhne Konrad Iv. und Manfred sterben. (Lss4 1t6s) Sein Sohn Konrad weilte noch in Italien um sein Erbland Neapel zu behaupten, allein er starb bald, auf dem Todbette den Untergang seines Hauses beklagend. Sein Bruder Manfred bemächtigte sich nun des Reiches und be- hauptete es mehrere Jahre. Allein Papst Urban Iv. und nach ihm Clemens Iv. riefen den französischen Prinzen Karl von Anjou nach Neapel und dieser be- siegte den verrathenen Manfred in der Schlacht von Benevento 1258; Man- fred fand den Tod als Held im Treffen. Konradin der letzte Hohenftaufe. Noch lebte ein zarter Sprosse des schwäbischen Kaiserhauses, Konrad Iv. Sohn, von den Italienern Konradino, der junge Konrad, genannt; er und sein Vater haben sich auf dieser Erde nie gesehen. Seine Mutter erzog ihn sorgsam und er verlebte seine Knabenjahre und die ersten des Jünglings im heimischen Schwaben, besonders an den Gestaden des lieblichen Bodensees, im Städtchen Arbon, welchem er schöne Freiheiten urkundete. Da hat er wohl auch das schöne Lied gedichtet, welches uns der zürcherische Ritter Manesse auf- bewahrt hat; es ist überschriebcn „Lied des Königs Chounrath des Jungen." Er wuchs zu einem herrlichen Jünglinge heran; als er aber 16 Jahre alt war, kam über ihn der Geist seiner Väter; er verkaufte den Rest der Güter, die ihm geblieben waren, warb ein Heer und zog nach Italien, wo seine Vor- fahren Unglück und Tod gefunden hatten. Die Ghibellinen jauchzten ihm

6. Die allgemeine Geschichte für Gymnasien und ähnliche Schulen - S. 295

1844 - Belle-Vue bei Constanz : Verl.- und Sortimentsbuchh.
Lus Fünftes Kapitel. Karl Iv. (1341-1378.) Gegen diesen Karl wählte die Mehrheit den tapfern Grafen Günther von Schwarzburg, verließ ihn aber wieder .schnöder Weise. Karl war der Stief- vater des Reichs, der nur sein Böhmen liebte. Als die Raubschaaren des Jngelram von Cöucy, welche in dem Frieden zwischen Frankreich und Eng- land unbeschäftigt waren, Elsaß und Lothringen plünderten und so hausten, daß sie vom Landvolke „Schinder" genannt wurden, zog er mit einem großen Heere gegen sie aus, aber wagte nicht sie anzugreifen, daher das Volk Spott- lieder auf ihn sang. Die Bürger der Stadt Bern hingegen, welche 1339 den Adel bei Laupen glänzend besiegt hatten, griffen einzelne Heeresabthei- lungen der Räuber an und vernichteten sie. Der eidgenössische Bund der 8 alten Erte. (1383.) Ein andersmal zog er mit 40,000 Mann vor Zürich und belagerte diese Stadt, welche sich aus Furcht vor Oestreich in den eidgenössischen Bund be- geben hatte; diesem Beispiele waren auch Zug und Glarus gefolgt, wo der Herzog von Oestreich Hoheitsrechte besaß. Der Kaiser erklärte nun, Reichs- glieder dürfen sich nicht ohne den Willen des Kaisers verbinden; das mochte wohl wahr sein, allein wie lange war es schon, daß ein Kaiser eine Reichs- stadt geschirmt hatte? Darum gaben die Eidgenossen nichts um die kaiserliche Mahnung, und Karl richtete gegen sie nichts aus. Bei dieser Gelegenheit ließ sich auch Bern noch in den Bund aufnehmen, eine Stadt, in welcher ein weiser Rath tapfere Bürger regierte. Diese 8 Stände nannten sich später „die 8 alten Orte", als noch 5 neuere hinzu gekommen waren; 1481 Freiburg und Solothurn, 1501 Basel und Schaffhausen, 1513 Appenzell.

7. Die allgemeine Geschichte für Gymnasien und ähnliche Schulen - S. 284

1844 - Belle-Vue bei Constanz : Verl.- und Sortimentsbuchh.
S84 Siebentes Buch. Deutschland und Italien sinken; Frankreich, Spanien und Portugal kommen empor. Die Buchdruckerpresse; die Feuerwaffe; die Soldaten. Erstes Kapitel. Die kaiserlose Zeit. (Interregnum,) (1365 —1373.) Graf Wilhelm von Holland, dem Namen nach König, kam in einer Fehde gegen die Westfriesen um; er ritt über das Eis, da brach sein Pferd ein und die Friesen erschlugen ihn. Nun machten es die Fürsten wie die Prä- torianer in Rom, sie verkauften den Thron. Der eine Theil wählte den englischen Prinzen Richard von Cornwallis zum König; dieser kam mehrmals nach Deutschland und brachte Geldfässer mit, und vertheilte daraus unter die Herren; wenn er aber keines mehr hatte, sah er selbst, wie unwerth er war und ging wieder nach England zurück. Andere wählten den König Alphons von Kastilien, der gar nie nach Deutschland kam. Da also gar kein Oberherr mehr war, so ging es im Reiche schrecklich her, es wurde zu einer wahren Mörderhöhle. Die Großen bekriegten einander, die Kleinen befehdeten sich und ihre Kriegsleute schwärmten als Räuber und Mörder umher. Die Städte allein befanden sich erträglich. Hinter ihren starken Mauern waren sie eigent- lich unüberwindlich, und es ist wirklich ein seltener Fall, wenn eine nur etwas bedeutende Stadt erobert wurde. Aber die Dörfer stunden offen, sie wurden

8. Die allgemeine Geschichte für Gymnasien und ähnliche Schulen - S. 311

1844 - Belle-Vue bei Constanz : Verl.- und Sortimentsbuchh.
an Das Herzogthum Burgund, die Mittelmacht zwischen Deutsch- land und Frankreich, vernichtet. Kaum waren die Engländer aus Frankreich vertrieben, als König Lud- wig Xi., welcher als Dauphin die Schlacht von St. Jakob geliefert hatte, den zweiten Nebenbuhler, den Herzog von Burgund, zu stürzen unternahm. Vor Zeiten hatte nämlich ein französischer König, Johann (1361), seinem vierten Sohne Philipp die Provinz Burgund als Herzogthum gegeben; freilich war ausgemacht worden, daß der Herzog Lehensmann von Frank- reich sein sollte, aber das kümnierte den vierten Herzog Karl so wenig, daß er den König selbst bekriegte und in große Noth brachte. Dieser Herzog Karl war einer der mächtigsten Herren der Christenheit; sein Vater Philipp und er selbst hatten das Herzogthum so vergrößert, daß cs von dein frics- ländischen Groningen über Brüssel, St. Quentin, Lille, Peronne, Luren- burg, Nancy, Mömpelgard, Besanoon bis Genf reichte. In den belgischen Städten war schon damals blühender Gewcrbsfleiß und in Folge dessen großer Reichthum, und Ostende und Antwerpen wetteiferten als Handels- städte mit Venedig. Dadurch mehrte sich auch das Einkommen des Herzogs so, daß er nach dem türkischen Sultan für den reichsten Monarchen galt. Karl hielt ein Heer von 40000 Mann, hatte mehrere hundert Kanonen und stand immer kriegsgerüstct da. Er warb aber sonderbarer Weise nicht etwa deutsche Söldner, sondern fast lauter italienische, obwohl er wissen mußte, daß diese sich wohl schmucker darstellten, aber lange nicht so kräftig dreinschlugen. Der stolze Herzog wäre gar zu gerne König geworden und trat deßwegen mit dem Kaiser Friedrich in Unterhandlung, weil man damals glaubte, nur der Kaiser könne den Königstitel ertheilen. Dieser Zeigte sich auch sehr willig, denn er hoffte, Karls Tochter, Maria, die Erbin von Burgund, für seinen Sohn Marmilian zu gewinnen. Schon war alles zur Königskrönung bereit, als Friedrich sich mit Karln entzweite und ihn dem Spotte der Welt überließ. Karl griff nun sogleich an, Friedrich zog ihm mit 50,000 Mann entgegen, wagte aber nichts, und Karl verlor in der eilfmonatlichen Belagerung von Neus sehr viele Leute in vergeblichen Stürmen.

9. Die allgemeine Geschichte für Gymnasien und ähnliche Schulen - S. 313

1844 - Belle-Vue bei Constanz : Verl.- und Sortimentsbuchh.
:ü3 feste Burg und ließen die Besatzung über die Klinge springen. Als sie das 'fefie Höricourt belagerten, kam der Graf Romont mit 18000 Mann zum Entsätze; den sagten sie beim ersten Anlauf in die Flucht und verfolgten den Feind stundenweit; die Sieger hatten nur fünf Mann verloren! Endlich kam Karl selbst; er hatte mit dem Kaiser Frieden geschlossen, König Ludwig regte sich nicht, und die Schweizer hatten nun keine Ver- bündeten, außer den wenigen Reitern der Herzoge Sigismund und Renatus und die Bürger aus den oberrheinischen Städten. Die Besatzung des Schlos- ses Granson ergab sich nach tapferer Gegenwehr, und Karl ließ die 600 Männer theils ersäufen, theils erhenkcn; aber am 3. März 1476 schlugen ihn die Schweizer bei Granson so leicht und vollständig, als den Romont bei Hericourt; auch da rettete die Schnellfüßigkeit der Italiener und der Mangel an Reiterei auf Seite der Schweizer Karls Heer vom Verderben. Doch sein Geschütz, sein Lager mit unermeßlichen Vorräthen, viele Millionen werth, wurden eine Beute der Sieger, die in ihrer Einfalt den Werth der größten Kostbarkeiten gar nicht zu schätzen wußten. So verkaufte z. B. ein Soldat Karls größten Diamant um einen Gulden, der später für 20000 Dukaten in die päpstliche Krone kam. Rachedurstig kehrte Karl im Juni zurück und belagerte die kleine Stadt Murten, welche der Edle'von Bubenberg heldenmüthig vertheidigte. Endlich kamen auch die Schweizer bei 32,000 Mann stark, und nun beriethen ihre kriegserfahrenen Hauptleute nicht länger, wie sie den Feind schlagen, son- dern wie sie ihn vernichten wollten. Den einen Flügel führte der Edle von Hallwyl, das Mitteltreffen der Bürgermeister Hans Waldmann aus Zürich, den andern Flügel der greise Hertenstein aus Luzern. Es regnete mehrere Stunden lang; die Burgunder hatte Karl auf der Ebene in Schlachtordnung aufgestellt, während die Schweizer durch waldige Anhöhen gedeckt den An- griff vorbereiteten. Da kam der Augenblick; die Sonne blickte aus den Wolken, Hallwyl zog sein Schwert und rief: Auf, Freunde, Gott will uns zum Siege leuchten! Wohl schlug das Geschütz mehrere hunderte der Anrennenden nieder, sie liefen nur um so schneller auf dasselbe, nahmen es, drückten tapfer auf den feindlichen Flügel und trieben ihn mit Stich und Hieb vor sich her. Unterdessen hatte auch Waldmann angegriffen und das Mitteltreffen geworfen, und die Burgunder wären nun gerne davon gelaufen.

10. Die allgemeine Geschichte für Gymnasien und ähnliche Schulen - S. 314

1844 - Belle-Vue bei Constanz : Verl.- und Sortimentsbuchh.
314 wenn ihnen Hertenstein die Straße nach Wiflisburg, den einzigen Weg zur Flucht, nicht verlegt hätte. Der Herzog entkam noch mit einigen tausend Mann, aber über 20,000 Burgunder wurden erschlagen, 4000 schwere Rei- ter in den See gesprengt, wo Roß und Mann umkam. Später wurden die verblichenen Gebeine in ein Leichenhaus gesammelt und darauf die Inschrift ge- setzt: „Das Heer des berühmten Herzogs Karl von Burgund hat. von den Schweizern vernichtet, dieses Denkmal von sich zurückgelassen.* Dieses Bein- haus wurde 1798 von einer französischen Halbbrigade niedergebrannt. Karl war über diese neue Niederlage wüthend und verlor fast Sinn und Verstands da aber Herzog Renat Lothringen wieder erobert hatte, raffte er ein neues Heer zusammen und belagerte im strengen Winter die Stadt Nancy. Herzog Renat war in die Schweiz entwichen und bat flehentlich um Hilfe, und wirklich zogen 15,000 Schweizer unter Hans Waldmann nach Nancy. Mit einem kaum so starken, halbverhungerten, halberfrorenen Heere wagte Karl dennoch eine neue Schlacht; sic wurde verloren und der Her- zog selbst auf der Flucht getödtet. Das burgundische Erbe. Niemanden erfreute der Tod des Herzogs mehr als dessen Vetter, den König von Frankreich, der sich nun sogleich daran machte, ganz Burgund an sich zu reißen. Die Burgunder wollten aber nicht französisch werden, und Maria gab auf den Rath der Stände ihre Hand dem Maximilian von Oestreich, daß er Burgund gegen Ludwig vertheidige. Maximilian hatte nur wenige Mittel, aber er vertheidigte sich so ritterlich, daß Ludwig sich mit der Provinz Burgund, wo Dijon die Hauptstadt ist, begnügen mußte. Mar erlebte aber in Burgund wenig Freude, denn er wurde als Ausländer gehaßt, und ein Auf- stand nach dem andern brachte ihm Verdruß und Gefahr. Die Schweizer, welche den Herzog gestürzt hatten, bekamen einige hunderttausend Thaler und weiter nichts; ihre jungen Männer liefen von jetzt an in fremden Dienst (Reis- läufer), erwarben da Kriegsruhm und Gold, vergaßen aber das Vaterland und seine Sitten und brachten Laster und Verderbniß in ihre Berge heim. Ludwig und sein Nachfolger kauften mit vielem Gelde die schweizerischen Stan- deshäupter, hatten gewöhnlich 20,000 Schweizer im Solde, und die freie
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