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1. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 122

1865 - Eisleben : Reichardt
122 1521—1525 Erster Krieg zwischen Karl V. und Franz I. Letzterer strebte nach dem Besitze öon Neapel, verlor aber Mailand, welches er 1515 durch die Schlacht bei Ma rignano gewonnen hatte, durch die unglückliche Schlacht bei Pavia 1525. Er selbst wird gefangen. Schon vorher wird der tapfere Bayard i der Ritter ohne Furcht und Tadel) gefallen und der beleidigte Connetable Karl von B o n r b o n zuin Kaiser übergegangen. Im Frieden zu Madrid mußte Franz Italien ent- sagen , hielt aber nach seiner Freilassung den Vertrag nicht. 1524—1525 Der Bauernkrieg Aufstand der Bauern am Rhein und in Schwaben, wel- che Luthers Lehre von der evangelischen Freiheit falsch deu- teten. Die forderten in den 12 Artikeln Verbesserung ih- rer allerdings bedrängten Lagev), versprachen aber dieje- nigen ihrer Forderungen, die gegen Gottes Wort wären, aufzugeben. Da sie nirgends Gehör fanden, begingen sie arge Gewaltthaten, besonders unter Georg Metzler im Odenwald, w) Einer ihrer Anführer war der Ritter Götz von B erlich in gen mit der eisernen Hand.x) Der Aufstand wurde durch den Grafen Georg Truch- seß v o u W a l d b u r g mit Grausamkeit unterdrückt. Auch Luther will nichts von Schonung wissen. Gleichzeitig Bauernaufruhr in Thüringen unter Thomas Münzer, der sogar Gütergemeinschaft ein- führen will. Er wird bei Frankenhausen geschlagen^) und hingerichtet. 1525 Tod Friedrichs des Weisen. Auf ihn folgte sein Bruder Johann der Beständige (nur bis 1532), dann Johann Friedrich dergroß- müthige bis 1547, worauf die Kurwürde der er ne st i- nischen Linie entrissen und an die albertiuische (Moritz) gegeben wird. 1525 Der Ordensstaat Preußen wird ein lutherisches Herzogthum. Das Ute Jahrh. war die glänzendste Zeit des deutschen Ordens; aber die Niederlage bei Tanuenberg gegen die Polen (1410) brach seine Macht ans immer. Im v) Z. B. Wahl der Pfarrer, Aufhebung der Leibeigenschaft, freies Jagdrecht. w) Graf Helfenstein nach der Eroberung von Weinsberg in die Spieße gejagt, wobei ein Pfeifer aufspielt. (Dieser wird später verbrannt.) x) Dieselbe ist noch jetzt auf dem «schlosse Jaxthausen vorhanden. In- teressant ist die Selbstbiographie Götzens. y) Der Regenbogen. Tödtnng des Herolds. Münzers Feigheit.

2. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 136

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 136 — zusammenhielt, beschloß den für unser Gefühl so empörenden, im Geiste jener Zeit gottgefälligen Akt. Sehr häufig wurde auch die Wasserprobe angewandt, namentlich in Petershagen, wo zu vem Zwecke unmittelbar neben dem Schloß eine besondere Vorrichtung, die sogenannte Hexenwippe, angebracht war. Tieselbe bestand aus einer Art Schlagbaum, an deren oberes Ende die vermeintlichen Hexen befestigt und dann plötzlich in das Wasser hineingelassen wurden. Gingen sie unter, so waren sie unschuldig und wurden entlassen- schwammen sie dagegen auf dem Wasser, so waren sie schuldig und wurden als Hexen verbrannt. Ter dreißigjährige Krieg fand die Stadt nicht unvorbereitet. Sie hoffte sich nicht nur in gehörigen Verteidigungszustand gesetzt, sondern hoffte auch ihre Neutralität behaupten zu können, und warb zu dem Zweck aus eigenen Mitteln Trnppen an, doch bald erschien es, daß es vorteilhafter war, einen zuverlässigen Freund zu besitze», als von zwei Seiten zugleich ausgeplündert zu werden. Jetzt be- gegnen wir eigentümlicher Weise, daß nun, während der katholische Bischof und das noch katholischere Tom-Kapitel sich an den zur Zeit bei der Nienburg lagernden König von Dänemark um Unterstützung wandte, der protestantisch gesinnte Rat den Kaiserlichen unter General Graf Tilly seine Thore öffnete. Durch die Besetzung durch die kaiser- lichen Truppen, welcher die von Tilly anbefohlene Entlassung der städtischen Söldner aus dem Fuße folgte, wurde<die Selbständigkeit der nahezu reichsunmittelbaren Stadt ein für allemal zu Grabe getragen, und bald zeigte es sich, daß es sich im Gegensatz zu allen seinen Traditionen der katholischen Partei angeschlossen hatte. Neuu Jahre zwölf Wochen und zwei Tage mußte die Stadt die Besatzung nicht nur nähren, kleiden, sondern auch bezahlen, und wurde während des 16. Jahrhunderts der so überaus blühende Wohlstand der Stadt von Grund aus zerstört. Schlimmer noch als der politische und finanzielle Druck war die durch die Jesuiten ins Leben gerufene kirchliche Reaktion. Denn obwohl Tilly in seinem Kapitnlations-Revers vom 10. August 1626 zu Haus Himmelreich (eigentlich Hammelreck = Hammelreich) bei Minden den Bürgern ausdrücklich das Recht der freien Religionsübuug zugestanden.

3. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 226

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 226 — ring, eine Verschanzung auf einer Anhöhe neben der Ebenöde bei Vlotho, und die Sage im Volke, daß in uralten Zeiten hier schreck- liche Kriegsvölker gewesen, die nur ein Auge hatten und lange Zeit raubten und plünderten, bis ein König kam, der sie besiegte und für immer vertrieb. Das war König Heinrich der Finkler und sein Sohn, Kaiser Otto I., der Große. Drei Jahrhunderte diente die Burg als Wehre, sie litt jedoch sehr durch Überschwemmungen; deswegen überließ Graf Heinrich 1258 dem Rehmer Kloster die alte Burg zu Vlotho zu seinem Eigentum und nannte sie nun „Kloster Segenthal" (vallis bene- dictionis). Er schenkte die Kirche zu Valdorpe (Valdorf), die nahe beim Kloster liegende Mühle, die freie Fischerei in der Werre und den Zehnten in Uffeln. Das Kloster stand unter der Aufsicht des Klosters Lucka (Loccum). Aber das Nonnenstift geriet nachher in Unordnung und Armut; man hob es auf und machte ein Mönchs- kloster daraus. Auch jetzt war kein Degen zu spüren. Die Refor- mation änderte die Sache. Man zog die Güter ein und verwendete einen Teil derselben zur Gründung der lutherischen Pfarre und Küsterei. Die übrigen Einkünfte und Besitzungen fielen den Staats- einnahmen anheim, und der König Friedrich Wilhelm I. von Preußen verband sie mit den Domänen. Nur die Spuren eines Kreuzganges neben der lutherischen Kirche sind die einzigen Überreste des Klosters Segenthal, welches in der Gegend stand, wo jetzt die evangelische Stadtschule sich befindet. Auf einem Bergvorfprnnge der Einöde lag in alten Zeiten eine Feste, genannt „die neue Burg" oder „dat Hus tho Vlan- thouwe". Jetzt sieht man nur noch einige Trümmer des Gemäuers und der Umfassungsmauern, und diese sind dicht mit Ephen- und anderen Rankenpflanzen bewachsen. An dem äußersten Südostrande stand die im Jahre 1286 erbaute Schloßkapelle. Die Sage geht, hier liege ein Ritter in einem silbernen Grabe begraben. Man hat den Boden tief durchwühlt, aber von Schätzen und einem silbernen Sarge nichts angetroffen, dagegen eine bedeutende Zahl großer an siebzig bis neunzig Pfund schwerer Steinkugeln in dem Schutte gefunden, von welchen viele an der einen Seite etwas abgeplattet,

4. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 241

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 241 — Anfange des dreißigjährigen Krieges besetzten die mit dem Kur- fürsten verbündeten Holländer die Bnrg. Bald zogen Feinde heran, und im Jahre 1629 nahmen kaiserliche und spanische Truppen den Sparenberg mit List ein. Sie hatten einige holländische Soldaten gefangen genommen, die in der Grafschaft lagen. Diesen zogen sie die Kleider aus, steckten kaiserliches Volk hinein und schickten sie vor die Thore der Feste. Dort baten sie um schnellen Einlaß, weil der Feind sie verfolge. Ohne Arg öffnete man die Thore und ließ die Zugbrücke herunter; aber kaum war dies geschehen, so fielen die Einziehenden über die Wachen her, von allen Seiten eilten versteckte kaiserliche Soldaten herbei und drangen in die Burg. Nach tapferer Gegenwehr mußten sich die Holländer ergeben. Fünf Jahre hielt der Feind den Sparenberg besetzt, da räumte er ihn, weil die Schweden überall siegreich vordrangen. Bevor er abzog, zerstörte er manche der Festungswerke und verschüttete einen der Brunnen, welcher im Jahre 1834 wieder gereinigt wurde, und in welchem man 84 Bomben und viele Eimer nebst Ketten fand. Der französische König Ludwig Xiv. fing mit den Nieder- ländern Krieg an. Um die deutschen und clevischeu Länder zu schützen, schloß der Kurfürst im Jahre 1671 mit dem Pfalzgrafen von Neu- bürg und dem Bischöfe von Münster, Bernhard von Galen, einen Vertrag zu Bielefeld, nach welchem sich diese Fürsten gegen den Andrang der Kriegsgefahr treu beistehen wollten. Als aber der Kurfürst den Oberbefehl über das Heer verlangte, wollte der Bischof von Münster, welcher es heimlich mit Frankreich hielt, nicht ein- willigen, und die Freundschaft hatte ein Ende. Bernhard von Galen verband sich offen mit Frankreich. Friedrich Wilhelm sendete den Niederländern ein Hilfsheer von 20 000 Mann gegen Frankreich und Münster. Er langte Ende des Jahres 1672 auf dem Sparen- berge mit seiner zweiten Gemahlin Sophie Dorothee an, und diese gebar ihm hier einen Sohn, welcher den Namen Karl Philipp erhielt und 1695 in Italien starb. Am 9. April 1673 rückte Bischof Bernhard von Galen in eigener Person mit 3000 Mann münsterscher Truppen in die Grafschaft, belagerte Schloß Sparen- berg und die Stadt Bielefeld und warf 84 Bomben hinein. Eine Schulze, Heimatskünde. lg

5. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 291

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 291 — ihres Emirs Geschenk, ein wunderbar schönes Gezelt, anzubieten; ihnen folgten, die aus dem fernen Ungarland gesandt waren, Männer aus dem Volke der wilden Avaren: so beugte in seinen Ver- tretern der größte Teil des Römischen Reiches sich zu Herstelle vor dem großen Karl. Das war der glänzendste der Tage, die Herstelle erlebt hat. Später war es Malstätte unter Königsbann und im siebzehnten Jahrhundert Wohnsitz der aus Höxter verjagten Mi- noriten-Mönche. Paderbornisches Lehn kam es als Pfand im vier- zehnten Jahrhundert an eine Familie von Falkenberg, deren Sproß Theodor (Dietrich) von Falkenberg so heldenmütig Magdeburg gegen Tilly verteidigte, bis der Untergang der unglücklichen Stadt auch ihn unter den Trümmern derselben begrub. Sein Bruder Moritz aber stand eben so warmen Sinnes aus der Seite der Katholischen und geriet kurze Zeit vor der Schlacht von Lützen in die Gefangen- schaft des Schwedenkönigs. Gustav Adolf entließ ihn jedoch ohne Lösegeld, um seines tapferen Bruders willen. Als in der Schlacht von Lützen nun den rekognoszierenden König seine Kurzsichtig- keit Zu nahe an eine Schwadron Kaiserlicher Reiter hatte kommen lassen, da soll Moritz von Falkenberg, der im Götzischen Regiment als Leutnant diente, die tötliche Kugel auf Gustav Adolf abge- schössen haben, in demselben Augenblicke jedoch von einer schwedi- schen Stückkugel selbst niedergeschmettert sein. Ein anderer Paoerbor- ner, Johannes Schneeberg aus Böckendorf, Leutnant desselben Regi- mentes, gab dem Könige den Rest und nahm ihm seinen Schmuck, die goldene Halskette, ab. „Damit nicht andere, weil sich auch Feiglinge nach dem Siege den Ruhm anmaßen, den Paderbornern die Ehre dieser That nehmen," so erzählen die glaubwürdigen manu* raento Paderbornensia von des Schwedenkönigs Tod, auf die viel- fachen Versicherungen von Augenzeugen sich stützend. Nach dem Aussterben des Falkenbergischen Geschlechts wurde die Familie von Spiegel zum Desenberge mit Herstelle belehnt, diese verkaufte es an eine Freifrau von Znidwick. Von oben in das Thal hinab führen zwei gleichromantische Psade; der eine an dem früheren Kloster, jetzt der Pfarrwohnung nah vorüber, eine breite steinerne Treppe herab, der andere wie ein Gemsensteg längs der 19*

6. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 330

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 330 — Auch entkleidete der Bischof die Stadt all ihrer Privilegien und erbaute zur Verhütung künftiger Empörung ein jetzt nicht mehr vorhandenes Blockhaus, die Engelsburg, auf dem Bispiughofe und den jetzt zur Strafanstalt dienenden Zwinger am Neubrückenthor. Aber schon 1553 mußte er dem Rate und den Gilden die alten Vorrechte wieder einräumen. Nachdem Münster Land viel vom dreißigjährigen Kriege er- litten — Grimmelshausen erzählt manches Schreckliche davon in seinem sittengeschichtlichen Romane: Simplex. Simplicissimus — wurde in der Stadt, sowie in Osnabrück der westfälische Friede 1648 geschlossen. 1640 hatte der Regensburger Reichstag den französischen Vorschlag angenommen, die Städte Münster und Osnabrück für eine Friedensversammlung auszuwählen. Die zu Hamburg zwischen dem Kaiser und Frankreich geschlossenen Prä- liminarien erklärten beide Orte für neutral, aber erst 1643 zog der kaiserliche Gesandte, Gras Ludwig von Nassau, feierlich eingeholt, in Münster ein, und so ermüdet von dem langen Kriege auch die Mächte alle sein mochten, es währte noch lange, bis ihre Boten endlich in ihren sammetbedeckten Kutschen, mit ihrem prunkhaften Gefolge aus Edelleuten, Pagen und Hellebardieren, von Knuonen- donner begrüßt, durch die dunklen Thore der beiden Städte ein- rollten. Die spanische Grandezza z. B- sand es ihrer unwürdig, eher als Frankreichs Ambassadenre zu erscheinen; diese wollten dagegen später, als die Spanier anlangen, jeder in seiner Sprache reden, keiner den andern zuerst besuchen, und man begreift, wie die Verhandlungen dabei sich förderten. Am bescheidensten zog der päpstliche Nuntius ein: die Franzosen spot- teten, daß auf einem Korbe des Gepäckes ein Barfüßermönch säße, wie ein schwarzer Hahn auf dem Gepäck eines Marketenders. Der Schwede Oxenstierna ließ sich sogar anfangs gar nicht herab, zu erscheinen, er blieb in Minden, auf seinen Mitgesandten Calvins eifersüchtig, wie den endlosen Hader denn meist die Eifersucht der Gesandten einer und derselben Macht unter sich noch erhöhte. End- lich brachte die Ankunft des Herzogs von Longueville und des Grafen Maximilian von Trauttmaunsdorff etwas Licht in das Chaos der

7. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 443

1900 - Minden i. W. : Volkening
In dem Mittelbau soll ein einziger Saal so groß ge- Wesen sein, daß ein vierspänniger Wagen in ihm nm- wenden konnte. Der sah dann die üppigen Festgelage der erregten Anhänger und Feinde des Kurfürsten Gebhard Trnchseß> der die Reformation einführte. Er wurde abgesetzt, und sein Nach- folger Ernst von Baiern unterdrückte ihn und seine Bestrebungen, konnte es aber nicht hindern, daß die Niederländer einfielen und schreckliche Verwüstungen anrichteten. Dazu brach die Pest aus, und am Trinitatisfeste 1600 ging fast die ganze Stadt in Flammen auf. Der Landesfürst bekümmerte sich wenig um die Not und lag in feinem Lieblingsschlosse Arnsberg und dem nahen Jagdschlosse Hirschberg vor allem der Jagd ob; soll auch mit Jungfer Gertrud von Plettenberg, der er in Arnsberg den Landsberger Hof baute, als mit seiner Hofdame und Geliebten, gern vergnügten Verkehr gehabt haben. Im dreißigjährigen Kriege war Stadt und Schloß zweimal dem Verderben nahe. Am Hirschberger Thor meldet eine Tafel: „Durch Blitz und Regen hat Gottes Segen in St. Norberti Nacht den Becker- mann verjagt." Beckermann, ein geborener Arnsberger, hatte die Hessen zum Angriff aus seine Vaterstadt geführt. Da wurde ihm eines Abends, als er am Grabe seines Vaters stand, zu Wedding- hausen durch eine feindliche Kugel der Hut vom Kopse gerissen. Ent- setzt nahm er nun ein bald ausbrechendes schweres Gewitter zum Vorwande, um seine Truppen angeblich wegen der anschwellenden Ruhr ins Hauptquartier zurückzuführen. Diese Errettung wird noch am Norbertitage durch eine Prozession zum Schloßberge gefeiert. Sonst hat das Herzogtum in dem Kriege entsetzlich gelitten. Kamen die Hessen, die Braunschweiger, die Weimaraner und nament- lich die Schweden als Feinde des katholischen Ländchens, brannten, verwüsteten, mordeten und raubten, so erschienen die Kaiserlichen als Freunde, wollten aber ebensogut wie jene unterhalten sein, trieben unermeßliche Summen ein und marterten, erschossen und vertrieben, wenn sie nicht bezahlt werden konnten. Aus den gleichzeitigen Be- richten nur einen Notschrei: „Wir wichen mit Weib und Kindern ins Gewäld, lagen darin wiederumb 5 Wochen, im Walde brach unter uns die Pest aus; der Feind siel in die nackten Mauern ein,

8. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 503

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 503 — einen kleinen Teil der Nordgrenze und nimmt hier von Südosten den Unterlauf der Geseke in sich auf. Der Mittellauf der Emscher durchfließt von Südosten nach Nordwesten den Kreis. Über die Hälfte ist Ackerland an dem fruchtbaren Hellwege, 1/1 ist Holzung. Ackerwirtschast und Industrie sind ungefähr gleichmäßig vertreten. Die wichtigsten Erzeugnisse sind Pferde, Rinder, Schweine, vor- zügliches Getreide, reiche Steinkohlenlager, Zink, Roheisen, Eisen- waren, Kalk. Die Zahl der Bewohner beträgt 97 905, von denen 54 979 evangelisch, 42 386 katholisch, 540 jüdisch, in 1 Stadt: Lünen, in 6 Ämtern: Lünen, Brakel, Kastrop, Dorstfeld, Lütgendortmund. Die Stadt Lünen mit 5685 Bewohnern, von denen 3182 katholisch, 2420 evangelisch, 83 jüdisch, an der Lippe, treibt Ackerbau, aber auch Industrie, namentlich in Eisengießerei, Eisen-, Blech- waren- und Seisensabrikation. 1672 rückte vor das damals befestigte Städtchen Bernhard von Galen zu Münster, um es wider alles Recht unter seine Bot- Mäßigkeit zu bringen. Allein die Bürger widersetzten sich tapser und wagten es sogar im Vertrauen auf die Festigkeit ihrer Mauern, den Bischof zu verspotten. Da verdoppelte dieser seine Mannschaft, brach mit Sturm in die Stadt ein und gab seinen Soldaten den Befehl, die Mauern zu schleifen, die Häuser anzuzünden und die ganze Stadt dem Erdboden gleich zu machen. Vergeblich flehten Scharen von Bürgern die Gnade des siegreichen Bischofs an, ver- gebens demütigten sich die Vornehmen der Stadt vor ihm, und ohne Erfolg bot man ihm alle Reichtümer, gelobte auch ewigen Gehorsam; das harte Herz des Bischoss wurde durch nichts be- wegt, und er beharrte in seinem grimmigen Vorsatze, die Stadt gänzlich zu vertilgen. Da versammelten sich die Frauen der Stadt und suchten zwölf von ihren jungen Töchtern aus, welche die schönsten und lieblichsten waren. Diese kleideten sie in schneeweiße Gewänder, flochten ihnen Kränze in das Haar und sandten sie so zum Bischöfe. Hier fielen sie zu seinen Füßen und sprachen mit Thränen in den Augen: „Herr, du hast den Untergang unserer

9. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 137

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 137 — begann doch schon 1529 die sogenannte Kommission zur Untersuchung des Kirchenwesens damit, die Martini- und Simeonskirche als an- gebliche Kollegiat- resp. Klosterkirchen zu schließen und im folgen- den Jahr die Protestanten auch aus der Marienkirche zu vertreiben, so daß die Bürgerschaft sich auf die ausschließliche Benutzung der Paulinerkirche beschränkt sah. Ein Versuch der Jesuiten, das seit der Reformation protestantisch gewordene adelige Fräuleinstift zu St. Marien zur Gegenreformation noch heranzuziehen, wurde glück- lich abgewiesen; als im Jahre 1634 die Schweden unter Bauer und dem Herzog Georg von Brannschweig von Nienburg aus auf Minden heranrückten und letzterer am 10. Juli die Belagerung er- öffnete, empfand man dies als eine Erlösung. Kaiserlicher Kommandant war hier der General Stephan Albrecht, welcher sich zu einer tapferen Gegenwehr rüstete, und da er mit Recht der Haltung der Bürgerschaft mißtraute, dieselbe den Eid der Treue schwören ließ und die wehrhaften Männer auf den Wällen unter die kaiserlichen Soldaten verteilte. Nun folgte eine Zeit schwerer Not, und obwohl die Schweden, am 30. Juli mittels einer Batterie am Weferthore das Feuer er- öffneten und an diesem Tage über zweihundert Schüsse auf die Stadt abfeuerten, gelang es ihnen erst am 30. Oktober, durch eine große Batterie am Simeonsthore die Bresche zu schießen, welcher dann am 3. November die Kapitulation und am 10. November der Auszug der noch zweitausend Mann starken kaiserlichen Besatzung folgte. Aus dieser Zeit stammt eine viereckige silberne Münze mit der Aufschrift „Minda obsessa" und der Jahreszahl 1634, welche am 12. September zum ersten Male zur Befriedigung der kaiserlichen Soldateska verausgabt wurde. Während des Restes des dreißigjährigen Krieges verblieb Mtiv= den ungestört in schwedischem Besitz und erfreute sich unter der Regie- rung der beiden schwedischen Gouverneure, Generalmajor von Sabelitz und Graf Otto Steenbock, deren erste Regierungshandlung natürlich die Herausgabe der Kirchen an die Evangelischen war, einer ebenso einsichtigen wie humanen Verwaltung.

10. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 209

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 209 — dem Magistrate, et wolle die Stadt haben. Kein Sträuben half, Tilly besetzte mit 600 Mann den Ort. Herford litt fürchterlich unter dem Kriegsdrucke. Im Jahre 1627 kam die Besatzung von Minden in die Nähe der Stadt und raubte alles Vieh aus den Werrekämpen. Zur selben Zeit wütete die Pest in dem Orte, und ein großer Teil der Bürger starb. Zu diesen Drangsalen aller Art kam bald neue Not. Im Jahre 1629 befahl der deutsche Kaiser Ferdinand, alle eingezogenen kirch- lichen Güter den Katholiken zurückzugeben. Wirklich langten bald darauf kaiserliche Bevollmächtigte in Herford an, um die Stadt- kircheu, die Klöster und Güter den Lutherischen wegzunehmen und die Herforder zum katholischen Bekenntnisse zurückzuführen. Her- ford weigerte sich standhaft, diesen Befehl zu befolgen. Die An- kunft des schwedischen Königs Gustav Adolf in Deutschland und seine Siege änderten die Sache. Auch die Herforder blieben im Besitze ihrer kirchlichen Güter. Am 4. Februar 1633 besetzte der schwedische General von Kniephansen mit seinen Truppen die Stadt; bald kamen die Kaiser- lichen und trieben die Schweden zurück. Nun rückte der schwedische Feldherr Alexander von Leslie vor, warf die Feinde ums Jahr 1636 aus Herford und schlug bei der Stadt ein Lager auf. Hier stand er sechs Wochen. Auf der Schildefcher Heide lagerten die Kaiserlichen. Die Kriegsvölker sogen die Gegend bis aufs Blut aus. Herford mußte den Schweden Steuern über Steuern bezahlen, Brot, Bier, Getreide und andere Lebensmittel liefern und obendrein Plün- derungen und Grausamkeiten erdulden. Der Wohlstand sank, die Stadt kam tief in Schulden. Um diese Zeit verlor Herford auch die Reichsuumittelbarkeit. Der große Kurfürst beschloß, da das umschließende Ravens- berger Land, seit 1609, wenn auch nur erst vorläufig, zu Branden- bürg gehörte, Herford ihm beizufügen. Er befahl am 11. August 1647 seinem Kommandanten Wolf Ernst von Eller, sich der Stadt mit Gewalt zu bemächtigen, sie mit Reitern und Fußvolk zu be- setzen, ohne Plünderung die Bürger zu entwaffnen und ihnen zu S ch ul z e, Heimatskunde.
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