122
1521—1525 Erster Krieg zwischen Karl V. und Franz I.
Letzterer strebte nach dem Besitze öon Neapel, verlor aber
Mailand, welches er 1515 durch die Schlacht bei Ma
rignano gewonnen hatte, durch die unglückliche Schlacht
bei Pavia 1525. Er selbst wird gefangen. Schon
vorher wird der tapfere Bayard i der Ritter ohne Furcht
und Tadel) gefallen und der beleidigte Connetable Karl
von B o n r b o n zuin Kaiser übergegangen.
Im Frieden zu Madrid mußte Franz Italien ent-
sagen , hielt aber nach seiner Freilassung den Vertrag
nicht.
1524—1525 Der Bauernkrieg
Aufstand der Bauern am Rhein und in Schwaben, wel-
che Luthers Lehre von der evangelischen Freiheit falsch deu-
teten. Die forderten in den 12 Artikeln Verbesserung ih-
rer allerdings bedrängten Lagev), versprachen aber dieje-
nigen ihrer Forderungen, die gegen Gottes Wort wären,
aufzugeben. Da sie nirgends Gehör fanden, begingen sie
arge Gewaltthaten, besonders unter Georg Metzler im
Odenwald, w) Einer ihrer Anführer war der Ritter
Götz von B erlich in gen mit der eisernen Hand.x)
Der Aufstand wurde durch den Grafen Georg Truch-
seß v o u W a l d b u r g mit Grausamkeit unterdrückt.
Auch Luther will nichts von Schonung wissen.
Gleichzeitig Bauernaufruhr in Thüringen unter
Thomas Münzer, der sogar Gütergemeinschaft ein-
führen will. Er wird bei Frankenhausen geschlagen^)
und hingerichtet.
1525 Tod Friedrichs des Weisen.
Auf ihn folgte sein Bruder Johann der Beständige
(nur bis 1532), dann Johann Friedrich dergroß-
müthige bis 1547, worauf die Kurwürde der er ne st i-
nischen Linie entrissen und an die albertiuische
(Moritz) gegeben wird.
1525 Der Ordensstaat Preußen wird ein lutherisches
Herzogthum.
Das Ute Jahrh. war die glänzendste Zeit des deutschen
Ordens; aber die Niederlage bei Tanuenberg gegen
die Polen (1410) brach seine Macht ans immer. Im
v) Z. B. Wahl der Pfarrer, Aufhebung der Leibeigenschaft, freies
Jagdrecht.
w) Graf Helfenstein nach der Eroberung von Weinsberg in die Spieße
gejagt, wobei ein Pfeifer aufspielt. (Dieser wird später verbrannt.)
x) Dieselbe ist noch jetzt auf dem «schlosse Jaxthausen vorhanden. In-
teressant ist die Selbstbiographie Götzens.
y) Der Regenbogen. Tödtnng des Herolds. Münzers Feigheit.
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie]]
Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Franz_I. Bayard Karl
von_B Karl Franz_Italien Franz Georg_Metzler Georg_Truch- Thomas_Münzer Friedrichs Johann Johann_Friedrich_dergroß- Johann Friedrich Moritz Ute_Jahrh Götzens
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 136 —
zusammenhielt, beschloß den für unser Gefühl so empörenden, im
Geiste jener Zeit gottgefälligen Akt. Sehr häufig wurde auch die
Wasserprobe angewandt, namentlich in Petershagen, wo zu vem
Zwecke unmittelbar neben dem Schloß eine besondere Vorrichtung,
die sogenannte Hexenwippe, angebracht war. Tieselbe bestand aus
einer Art Schlagbaum, an deren oberes Ende die vermeintlichen
Hexen befestigt und dann plötzlich in das Wasser hineingelassen
wurden. Gingen sie unter, so waren sie unschuldig und wurden
entlassen- schwammen sie dagegen auf dem Wasser, so waren sie
schuldig und wurden als Hexen verbrannt.
Ter dreißigjährige Krieg fand die Stadt nicht unvorbereitet.
Sie hoffte sich nicht nur in gehörigen Verteidigungszustand gesetzt,
sondern hoffte auch ihre Neutralität behaupten zu können, und warb
zu dem Zweck aus eigenen Mitteln Trnppen an, doch bald erschien
es, daß es vorteilhafter war, einen zuverlässigen Freund zu besitze»,
als von zwei Seiten zugleich ausgeplündert zu werden. Jetzt be-
gegnen wir eigentümlicher Weise, daß nun, während der katholische
Bischof und das noch katholischere Tom-Kapitel sich an den zur Zeit
bei der Nienburg lagernden König von Dänemark um Unterstützung
wandte, der protestantisch gesinnte Rat den Kaiserlichen unter General
Graf Tilly seine Thore öffnete. Durch die Besetzung durch die kaiser-
lichen Truppen, welcher die von Tilly anbefohlene Entlassung der
städtischen Söldner aus dem Fuße folgte, wurde<die Selbständigkeit
der nahezu reichsunmittelbaren Stadt ein für allemal zu Grabe
getragen, und bald zeigte es sich, daß es sich im Gegensatz zu allen
seinen Traditionen der katholischen Partei angeschlossen hatte.
Neuu Jahre zwölf Wochen und zwei Tage mußte die Stadt die
Besatzung nicht nur nähren, kleiden, sondern auch bezahlen, und
wurde während des 16. Jahrhunderts der so überaus blühende
Wohlstand der Stadt von Grund aus zerstört. Schlimmer noch als
der politische und finanzielle Druck war die durch die Jesuiten ins
Leben gerufene kirchliche Reaktion. Denn obwohl Tilly in seinem
Kapitnlations-Revers vom 10. August 1626 zu Haus Himmelreich
(eigentlich Hammelreck = Hammelreich) bei Minden den Bürgern
ausdrücklich das Recht der freien Religionsübuug zugestanden.
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Extrahierte Personennamen: Graf_Tilly Tilly Tilly August
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 226 —
ring, eine Verschanzung auf einer Anhöhe neben der Ebenöde bei
Vlotho, und die Sage im Volke, daß in uralten Zeiten hier schreck-
liche Kriegsvölker gewesen, die nur ein Auge hatten und lange
Zeit raubten und plünderten, bis ein König kam, der sie besiegte
und für immer vertrieb. Das war König Heinrich der Finkler und
sein Sohn, Kaiser Otto I., der Große.
Drei Jahrhunderte diente die Burg als Wehre, sie litt jedoch
sehr durch Überschwemmungen; deswegen überließ Graf Heinrich
1258 dem Rehmer Kloster die alte Burg zu Vlotho zu seinem
Eigentum und nannte sie nun „Kloster Segenthal" (vallis bene-
dictionis). Er schenkte die Kirche zu Valdorpe (Valdorf), die nahe
beim Kloster liegende Mühle, die freie Fischerei in der Werre und
den Zehnten in Uffeln. Das Kloster stand unter der Aufsicht des
Klosters Lucka (Loccum). Aber das Nonnenstift geriet nachher in
Unordnung und Armut; man hob es auf und machte ein Mönchs-
kloster daraus. Auch jetzt war kein Degen zu spüren. Die Refor-
mation änderte die Sache. Man zog die Güter ein und verwendete
einen Teil derselben zur Gründung der lutherischen Pfarre und
Küsterei. Die übrigen Einkünfte und Besitzungen fielen den Staats-
einnahmen anheim, und der König Friedrich Wilhelm I. von Preußen
verband sie mit den Domänen. Nur die Spuren eines Kreuzganges
neben der lutherischen Kirche sind die einzigen Überreste des Klosters
Segenthal, welches in der Gegend stand, wo jetzt die evangelische
Stadtschule sich befindet.
Auf einem Bergvorfprnnge der Einöde lag in alten Zeiten
eine Feste, genannt „die neue Burg" oder „dat Hus tho Vlan-
thouwe". Jetzt sieht man nur noch einige Trümmer des Gemäuers
und der Umfassungsmauern, und diese sind dicht mit Ephen- und
anderen Rankenpflanzen bewachsen. An dem äußersten Südostrande
stand die im Jahre 1286 erbaute Schloßkapelle. Die Sage geht,
hier liege ein Ritter in einem silbernen Grabe begraben. Man hat
den Boden tief durchwühlt, aber von Schätzen und einem silbernen
Sarge nichts angetroffen, dagegen eine bedeutende Zahl großer
an siebzig bis neunzig Pfund schwerer Steinkugeln in dem Schutte
gefunden, von welchen viele an der einen Seite etwas abgeplattet,
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich Otto_I. Otto_I. Heinrich Heinrich Rehmer Friedrich_Wilhelm_I._von_Preußen Friedrich Wilhelm_I.
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 241 —
Anfange des dreißigjährigen Krieges besetzten die mit dem Kur-
fürsten verbündeten Holländer die Bnrg. Bald zogen Feinde heran,
und im Jahre 1629 nahmen kaiserliche und spanische Truppen den
Sparenberg mit List ein. Sie hatten einige holländische Soldaten
gefangen genommen, die in der Grafschaft lagen. Diesen zogen sie
die Kleider aus, steckten kaiserliches Volk hinein und schickten sie vor
die Thore der Feste. Dort baten sie um schnellen Einlaß, weil der
Feind sie verfolge. Ohne Arg öffnete man die Thore und ließ die
Zugbrücke herunter; aber kaum war dies geschehen, so fielen die
Einziehenden über die Wachen her, von allen Seiten eilten versteckte
kaiserliche Soldaten herbei und drangen in die Burg. Nach tapferer
Gegenwehr mußten sich die Holländer ergeben. Fünf Jahre hielt der
Feind den Sparenberg besetzt, da räumte er ihn, weil die Schweden
überall siegreich vordrangen. Bevor er abzog, zerstörte er manche
der Festungswerke und verschüttete einen der Brunnen, welcher im
Jahre 1834 wieder gereinigt wurde, und in welchem man 84 Bomben
und viele Eimer nebst Ketten fand.
Der französische König Ludwig Xiv. fing mit den Nieder-
ländern Krieg an. Um die deutschen und clevischeu Länder zu schützen,
schloß der Kurfürst im Jahre 1671 mit dem Pfalzgrafen von Neu-
bürg und dem Bischöfe von Münster, Bernhard von Galen, einen
Vertrag zu Bielefeld, nach welchem sich diese Fürsten gegen den
Andrang der Kriegsgefahr treu beistehen wollten. Als aber der
Kurfürst den Oberbefehl über das Heer verlangte, wollte der Bischof
von Münster, welcher es heimlich mit Frankreich hielt, nicht ein-
willigen, und die Freundschaft hatte ein Ende. Bernhard von Galen
verband sich offen mit Frankreich. Friedrich Wilhelm sendete den
Niederländern ein Hilfsheer von 20 000 Mann gegen Frankreich
und Münster. Er langte Ende des Jahres 1672 auf dem Sparen-
berge mit seiner zweiten Gemahlin Sophie Dorothee an, und diese
gebar ihm hier einen Sohn, welcher den Namen Karl Philipp
erhielt und 1695 in Italien starb. Am 9. April 1673 rückte
Bischof Bernhard von Galen in eigener Person mit 3000 Mann
münsterscher Truppen in die Grafschaft, belagerte Schloß Sparen-
berg und die Stadt Bielefeld und warf 84 Bomben hinein. Eine
Schulze, Heimatskünde. lg
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Bernhard_von_Galen Bernhard_von_Galen Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Sophie_Dorothee Karl_Philipp Karl Philipp Bernhard_von_Galen
Extrahierte Ortsnamen: Sparenberg Sparenberg Schweden Bielefeld Frankreich Frankreich Frankreich Italien Bielefeld
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 291 —
ihres Emirs Geschenk, ein wunderbar schönes Gezelt, anzubieten;
ihnen folgten, die aus dem fernen Ungarland gesandt waren, Männer
aus dem Volke der wilden Avaren: so beugte in seinen Ver-
tretern der größte Teil des Römischen Reiches sich zu Herstelle vor
dem großen Karl. Das war der glänzendste der Tage, die Herstelle
erlebt hat. Später war es Malstätte unter Königsbann und im
siebzehnten Jahrhundert Wohnsitz der aus Höxter verjagten Mi-
noriten-Mönche. Paderbornisches Lehn kam es als Pfand im vier-
zehnten Jahrhundert an eine Familie von Falkenberg, deren Sproß
Theodor (Dietrich) von Falkenberg so heldenmütig Magdeburg gegen
Tilly verteidigte, bis der Untergang der unglücklichen Stadt auch
ihn unter den Trümmern derselben begrub. Sein Bruder Moritz
aber stand eben so warmen Sinnes aus der Seite der Katholischen
und geriet kurze Zeit vor der Schlacht von Lützen in die Gefangen-
schaft des Schwedenkönigs. Gustav Adolf entließ ihn jedoch ohne
Lösegeld, um seines tapferen Bruders willen. Als in der Schlacht
von Lützen nun den rekognoszierenden König seine Kurzsichtig-
keit Zu nahe an eine Schwadron Kaiserlicher Reiter hatte kommen
lassen, da soll Moritz von Falkenberg, der im Götzischen Regiment
als Leutnant diente, die tötliche Kugel auf Gustav Adolf abge-
schössen haben, in demselben Augenblicke jedoch von einer schwedi-
schen Stückkugel selbst niedergeschmettert sein. Ein anderer Paoerbor-
ner, Johannes Schneeberg aus Böckendorf, Leutnant desselben Regi-
mentes, gab dem Könige den Rest und nahm ihm seinen Schmuck,
die goldene Halskette, ab. „Damit nicht andere, weil sich auch
Feiglinge nach dem Siege den Ruhm anmaßen, den Paderbornern die
Ehre dieser That nehmen," so erzählen die glaubwürdigen manu*
raento Paderbornensia von des Schwedenkönigs Tod, auf die viel-
fachen Versicherungen von Augenzeugen sich stützend.
Nach dem Aussterben des Falkenbergischen Geschlechts wurde
die Familie von Spiegel zum Desenberge mit Herstelle belehnt,
diese verkaufte es an eine Freifrau von Znidwick. Von oben in das
Thal hinab führen zwei gleichromantische Psade; der eine an dem
früheren Kloster, jetzt der Pfarrwohnung nah vorüber, eine breite
steinerne Treppe herab, der andere wie ein Gemsensteg längs der
19*
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser]]
Extrahierte Personennamen: Falkenberg Theodor_(Dietrich Falkenberg Tilly Moritz Gustav_Adolf Gustav Adolf Moritz_von_Falkenberg Gustav_Adolf Gustav Adolf Johannes_Schneeberg
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 330 —
Auch entkleidete der Bischof die Stadt all ihrer Privilegien
und erbaute zur Verhütung künftiger Empörung ein jetzt nicht mehr
vorhandenes Blockhaus, die Engelsburg, auf dem Bispiughofe und
den jetzt zur Strafanstalt dienenden Zwinger am Neubrückenthor.
Aber schon 1553 mußte er dem Rate und den Gilden die alten
Vorrechte wieder einräumen.
Nachdem Münster Land viel vom dreißigjährigen Kriege er-
litten — Grimmelshausen erzählt manches Schreckliche davon in
seinem sittengeschichtlichen Romane: Simplex. Simplicissimus —
wurde in der Stadt, sowie in Osnabrück der westfälische Friede
1648 geschlossen. 1640 hatte der Regensburger Reichstag den
französischen Vorschlag angenommen, die Städte Münster und
Osnabrück für eine Friedensversammlung auszuwählen. Die zu
Hamburg zwischen dem Kaiser und Frankreich geschlossenen Prä-
liminarien erklärten beide Orte für neutral, aber erst 1643 zog der
kaiserliche Gesandte, Gras Ludwig von Nassau, feierlich eingeholt,
in Münster ein, und so ermüdet von dem langen Kriege auch die
Mächte alle sein mochten, es währte noch lange, bis ihre Boten
endlich in ihren sammetbedeckten Kutschen, mit ihrem prunkhaften
Gefolge aus Edelleuten, Pagen und Hellebardieren, von Knuonen-
donner begrüßt, durch die dunklen Thore der beiden Städte ein-
rollten. Die spanische Grandezza z. B- sand es ihrer unwürdig,
eher als Frankreichs Ambassadenre zu erscheinen; diese
wollten dagegen später, als die Spanier anlangen, jeder
in seiner Sprache reden, keiner den andern zuerst besuchen,
und man begreift, wie die Verhandlungen dabei sich förderten. Am
bescheidensten zog der päpstliche Nuntius ein: die Franzosen spot-
teten, daß auf einem Korbe des Gepäckes ein Barfüßermönch säße,
wie ein schwarzer Hahn auf dem Gepäck eines Marketenders. Der
Schwede Oxenstierna ließ sich sogar anfangs gar nicht herab, zu
erscheinen, er blieb in Minden, auf seinen Mitgesandten Calvins
eifersüchtig, wie den endlosen Hader denn meist die Eifersucht
der Gesandten einer und derselben Macht unter sich noch erhöhte. End-
lich brachte die Ankunft des Herzogs von Longueville und des Grafen
Maximilian von Trauttmaunsdorff etwas Licht in das Chaos der
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig_von_Nassau Ludwig Calvins Maximilian_von_Trauttmaunsdorff Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Engelsburg Neubrückenthor Osnabrück Hamburg Frankreich Frankreichs Minden
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
In dem Mittelbau soll ein einziger Saal so groß ge-
Wesen sein, daß ein vierspänniger Wagen in ihm nm-
wenden konnte. Der sah dann die üppigen Festgelage der
erregten Anhänger und Feinde des Kurfürsten Gebhard Trnchseß>
der die Reformation einführte. Er wurde abgesetzt, und sein Nach-
folger Ernst von Baiern unterdrückte ihn und seine Bestrebungen,
konnte es aber nicht hindern, daß die Niederländer einfielen und
schreckliche Verwüstungen anrichteten. Dazu brach die Pest aus,
und am Trinitatisfeste 1600 ging fast die ganze Stadt in Flammen
auf. Der Landesfürst bekümmerte sich wenig um die Not und
lag in feinem Lieblingsschlosse Arnsberg und dem nahen Jagdschlosse
Hirschberg vor allem der Jagd ob; soll auch mit Jungfer Gertrud
von Plettenberg, der er in Arnsberg den Landsberger Hof baute, als
mit seiner Hofdame und Geliebten, gern vergnügten Verkehr gehabt
haben. Im dreißigjährigen Kriege war Stadt und Schloß zweimal dem
Verderben nahe. Am Hirschberger Thor meldet eine Tafel: „Durch
Blitz und Regen hat Gottes Segen in St. Norberti Nacht den Becker-
mann verjagt." Beckermann, ein geborener Arnsberger, hatte die
Hessen zum Angriff aus seine Vaterstadt geführt. Da wurde ihm
eines Abends, als er am Grabe seines Vaters stand, zu Wedding-
hausen durch eine feindliche Kugel der Hut vom Kopse gerissen. Ent-
setzt nahm er nun ein bald ausbrechendes schweres Gewitter zum
Vorwande, um seine Truppen angeblich wegen der anschwellenden
Ruhr ins Hauptquartier zurückzuführen. Diese Errettung wird noch
am Norbertitage durch eine Prozession zum Schloßberge gefeiert.
Sonst hat das Herzogtum in dem Kriege entsetzlich gelitten.
Kamen die Hessen, die Braunschweiger, die Weimaraner und nament-
lich die Schweden als Feinde des katholischen Ländchens, brannten,
verwüsteten, mordeten und raubten, so erschienen die Kaiserlichen als
Freunde, wollten aber ebensogut wie jene unterhalten sein, trieben
unermeßliche Summen ein und marterten, erschossen und vertrieben,
wenn sie nicht bezahlt werden konnten. Aus den gleichzeitigen Be-
richten nur einen Notschrei: „Wir wichen mit Weib und Kindern
ins Gewäld, lagen darin wiederumb 5 Wochen, im Walde brach unter
uns die Pest aus; der Feind siel in die nackten Mauern ein,
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff]]
Extrahierte Personennamen: Gebhard Ernst_von_Baiern Ernst Gertrud
von_Plettenberg Norberti
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 503 —
einen kleinen Teil der Nordgrenze und nimmt hier von Südosten
den Unterlauf der Geseke in sich auf. Der Mittellauf der Emscher
durchfließt von Südosten nach Nordwesten den Kreis. Über die
Hälfte ist Ackerland an dem fruchtbaren Hellwege, 1/1 ist Holzung.
Ackerwirtschast und Industrie sind ungefähr gleichmäßig vertreten.
Die wichtigsten Erzeugnisse sind Pferde, Rinder, Schweine, vor-
zügliches Getreide, reiche Steinkohlenlager, Zink, Roheisen, Eisen-
waren, Kalk.
Die Zahl der Bewohner beträgt 97 905, von denen 54 979
evangelisch, 42 386 katholisch, 540 jüdisch, in 1 Stadt: Lünen,
in 6 Ämtern: Lünen, Brakel, Kastrop, Dorstfeld, Lütgendortmund.
Die Stadt Lünen mit 5685 Bewohnern, von denen 3182
katholisch, 2420 evangelisch, 83 jüdisch, an der Lippe, treibt Ackerbau,
aber auch Industrie, namentlich in Eisengießerei, Eisen-, Blech-
waren- und Seisensabrikation.
1672 rückte vor das damals befestigte Städtchen Bernhard
von Galen zu Münster, um es wider alles Recht unter seine Bot-
Mäßigkeit zu bringen. Allein die Bürger widersetzten sich tapser
und wagten es sogar im Vertrauen auf die Festigkeit ihrer Mauern,
den Bischof zu verspotten. Da verdoppelte dieser seine Mannschaft,
brach mit Sturm in die Stadt ein und gab seinen Soldaten den
Befehl, die Mauern zu schleifen, die Häuser anzuzünden und die
ganze Stadt dem Erdboden gleich zu machen. Vergeblich flehten
Scharen von Bürgern die Gnade des siegreichen Bischofs an, ver-
gebens demütigten sich die Vornehmen der Stadt vor ihm, und
ohne Erfolg bot man ihm alle Reichtümer, gelobte auch ewigen
Gehorsam; das harte Herz des Bischoss wurde durch nichts be-
wegt, und er beharrte in seinem grimmigen Vorsatze, die Stadt
gänzlich zu vertilgen. Da versammelten sich die Frauen der Stadt
und suchten zwölf von ihren jungen Töchtern aus, welche die
schönsten und lieblichsten waren. Diese kleideten sie in schneeweiße
Gewänder, flochten ihnen Kränze in das Haar und sandten sie
so zum Bischöfe. Hier fielen sie zu seinen Füßen und sprachen
mit Thränen in den Augen: „Herr, du hast den Untergang unserer
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 137 —
begann doch schon 1529 die sogenannte Kommission zur Untersuchung
des Kirchenwesens damit, die Martini- und Simeonskirche als an-
gebliche Kollegiat- resp. Klosterkirchen zu schließen und im folgen-
den Jahr die Protestanten auch aus der Marienkirche zu vertreiben,
so daß die Bürgerschaft sich auf die ausschließliche Benutzung der
Paulinerkirche beschränkt sah. Ein Versuch der Jesuiten, das seit
der Reformation protestantisch gewordene adelige Fräuleinstift zu
St. Marien zur Gegenreformation noch heranzuziehen, wurde glück-
lich abgewiesen; als im Jahre 1634 die Schweden unter Bauer
und dem Herzog Georg von Brannschweig von Nienburg aus auf
Minden heranrückten und letzterer am 10. Juli die Belagerung er-
öffnete, empfand man dies als eine Erlösung.
Kaiserlicher Kommandant war hier der General Stephan
Albrecht, welcher sich zu einer tapferen Gegenwehr rüstete, und da
er mit Recht der Haltung der Bürgerschaft mißtraute, dieselbe den
Eid der Treue schwören ließ und die wehrhaften Männer auf den
Wällen unter die kaiserlichen Soldaten verteilte.
Nun folgte eine Zeit schwerer Not, und obwohl die Schweden,
am 30. Juli mittels einer Batterie am Weferthore das Feuer er-
öffneten und an diesem Tage über zweihundert Schüsse auf die
Stadt abfeuerten, gelang es ihnen erst am 30. Oktober, durch eine
große Batterie am Simeonsthore die Bresche zu schießen, welcher
dann am 3. November die Kapitulation und am 10. November der
Auszug der noch zweitausend Mann starken kaiserlichen Besatzung
folgte.
Aus dieser Zeit stammt eine viereckige silberne Münze mit der
Aufschrift „Minda obsessa" und der Jahreszahl 1634, welche am
12. September zum ersten Male zur Befriedigung der kaiserlichen
Soldateska verausgabt wurde.
Während des Restes des dreißigjährigen Krieges verblieb Mtiv=
den ungestört in schwedischem Besitz und erfreute sich unter der Regie-
rung der beiden schwedischen Gouverneure, Generalmajor von Sabelitz
und Graf Otto Steenbock, deren erste Regierungshandlung natürlich
die Herausgabe der Kirchen an die Evangelischen war, einer ebenso
einsichtigen wie humanen Verwaltung.
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König]]
Extrahierte Personennamen: Georg_von_Brannschweig Stephan
Albrecht Albrecht Graf_Otto_Steenbock Otto
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 209 —
dem Magistrate, et wolle die Stadt haben. Kein Sträuben half,
Tilly besetzte mit 600 Mann den Ort.
Herford litt fürchterlich unter dem Kriegsdrucke. Im Jahre
1627 kam die Besatzung von Minden in die Nähe der Stadt und
raubte alles Vieh aus den Werrekämpen. Zur selben Zeit wütete
die Pest in dem Orte, und ein großer Teil der Bürger starb.
Zu diesen Drangsalen aller Art kam bald neue Not. Im Jahre
1629 befahl der deutsche Kaiser Ferdinand, alle eingezogenen kirch-
lichen Güter den Katholiken zurückzugeben. Wirklich langten bald
darauf kaiserliche Bevollmächtigte in Herford an, um die Stadt-
kircheu, die Klöster und Güter den Lutherischen wegzunehmen und
die Herforder zum katholischen Bekenntnisse zurückzuführen. Her-
ford weigerte sich standhaft, diesen Befehl zu befolgen. Die An-
kunft des schwedischen Königs Gustav Adolf in Deutschland und
seine Siege änderten die Sache. Auch die Herforder blieben im
Besitze ihrer kirchlichen Güter.
Am 4. Februar 1633 besetzte der schwedische General von
Kniephansen mit seinen Truppen die Stadt; bald kamen die Kaiser-
lichen und trieben die Schweden zurück. Nun rückte der schwedische
Feldherr Alexander von Leslie vor, warf die Feinde ums Jahr 1636
aus Herford und schlug bei der Stadt ein Lager auf. Hier stand er
sechs Wochen. Auf der Schildefcher Heide lagerten die Kaiserlichen.
Die Kriegsvölker sogen die Gegend bis aufs Blut aus. Herford
mußte den Schweden Steuern über Steuern bezahlen, Brot, Bier,
Getreide und andere Lebensmittel liefern und obendrein Plün-
derungen und Grausamkeiten erdulden. Der Wohlstand sank, die
Stadt kam tief in Schulden. Um diese Zeit verlor Herford auch
die Reichsuumittelbarkeit.
Der große Kurfürst beschloß, da das umschließende Ravens-
berger Land, seit 1609, wenn auch nur erst vorläufig, zu Branden-
bürg gehörte, Herford ihm beizufügen. Er befahl am 11. August
1647 seinem Kommandanten Wolf Ernst von Eller, sich der Stadt
mit Gewalt zu bemächtigen, sie mit Reitern und Fußvolk zu be-
setzen, ohne Plünderung die Bürger zu entwaffnen und ihnen zu
S ch ul z e, Heimatskunde.
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
Extrahierte Personennamen: Tilly Ferdinand Ferdinand Gustav_Adolf Gustav Adolf Alexander_von_Leslie Alexander August Wolf_Ernst_von_Eller Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Herford Herford Deutschland Schweden Herford Herford Schweden Herford