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1683 Belagerung Wiens durch die Türken.
Tapfere Vertheidigung durch Starre mb erg, Rettung
durch dm Polenköuig Johann Sobieskp und das
Reichsheer unter Karl von Lothringen. Die 'Liege des
Prinzen Engen von Savoyens) entrissen darauf den
Türken alles, was sie seit 150 Jahren in Ungarn erobert
hatten. Beginnender Verfall des osmanischen Reiches.
(1688—1697) Dritter Raubkrieg Ludwigs Xiv.
Die Veranlassung zu diesem mit unmenschlicher Grausam-
keit geführten Kriege gaben die Ansprüche, welche Ludwig
auf Pfalz -Snnmern erhob, obwohl Psalz-Muburg erbbe-
rechtigt war. 1689 Verwüstung der Pfalz. Melac
äschert 1200 Städte und Dörfer ein, darunter Heidel-
berg, Worms tmd Speier. a)
1097 Friede zu Ryswick.d)
Ludwig behielt den ganzen Elsaß nebst Straßburg,
seine Eroberungen auf dem rechten Rheinufer gab er her-
aus. Der Kurfürst von der Pfalz und der Herzog voit
Lothringen erhielten ihre Länder wieder; doch sollte in der
Pfalz die katholische Religion die herrschende bleiben.
1688—1713 Kurfürst Friedrich Ui. von Brandenbnrg
nachmals König Friedrich I von Preußen
Zwar prachtliebend und eitel, sorgt aber für das Mili-
tär und die Wissenschaft. 1694 Universität Halle ge-
gründet. 1700 Gründung der Akademie der Wissenschaften
auf des berühmten Philosophen Leibnitz Veranlassung, c)
1701 Friedrich setzt sich,und seiner Gemahlin Sophie
18. Jan. Charlotte zu .Königsberg die Königskrone auf.
Auch andere Fürsten hatten kurz zuvor die Königswürde
erlangt:
1688 wurde Wilhelm 111. von Oranien durch
Vertreibung der Stuarts (Jakobs 11.) König von Eng-
z) Klein und mager. Bewirbt sich bei Ludwig Xiv. vergebens um
Kriegsdienste, weil der Kriegsminister Louvois seine Familie
haßte. Darauf tritt er in den Dienst Oestreichs und wirkt für
dasselbe Großes mcht nur als Feldherr, sondern auch als
Staatsmann. — Sein Hauptsteg über die Türken bei Zentha
(1697wo 20000 Türken fielen.
a) Daselbst übermüthige Schändung der Kaisergräber.
b) Ein Dorf in der Nähe von Haag.
o) Dessen Verkehr mit der geistvollen Königin Sophie Charlotte (in
Charlottenburg).
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier]]
Extrahierte Personennamen: Polenköuig_Johann_Sobieskp Johann Karl_von_Lothringen Karl Ludwigs Ludwig
auf_Pfalz Ludwig Melac Ludwig Friedrich_Ui Friedrich Friedrich_I Friedrich Leibnitz Friedrich Friedrich Sophie
18._Jan Charlotte Wilhelm Ludwig_Xiv Ludwig Louvois Sophie_Charlotte
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 202 —
Grafen Dietrich aus Wittekindschem Geschlecht, von der sie auch
in Herford erzogen war, zur Gemahlin. Da nahm er sich der
zerstörten Stiftung besonders an. Die Abtei wuchs nun schnell an
Umfang, Macht und Ansehen. Konrad Iii. setzte das Eigentum
des Stifts an Kirchen und Oberhöfen fest und stellte es 1147 unter
unmittelbare kaiserliche, und Papst Hadrian 1155 unter nnmittel-
bare päpstliche Hoheit. Die Äbtissin wurde also eine freie Landes-
fürstin. Die Schirmvogtei übten die namentlich im Lippeschen reich
begüterten Grafen von Sternberg aus.
Die alte und im Hunnenansturm zerstörte Waltgerus-Kapelle
wurde zwar unter der Äbtissin Swanhilde 950 wieder aufgebaut
und 1356 umgebaut, sank aber zu einer Nebenkirche hinab, als
die Abtei die große Münsterkirche 1002 unter der Äbtissin Godesta
zu bauen begann und unter der Äbtissin Pinnosa 1278 vollendete.
Unter vielen Feierlichkeiten wurden die Gebeine der heiligen Pu-
sinna und die Überreste des Waltgerns in ihr beigesetzt. Sie soll
auf einem früheren Hofe des Waltgerus „dat Hus tho den seiwen
Sonnen" gebaut sein. Daher erklärt man, seien über der großen
Kirchthür ün Süden sieben runde vergoldete Platten wie sieben
Sonnen angebracht. Andere nehmen sie als Erinnerung an das
sagenhafte Ereignis, daß zur Zeit der Erbauung einmal sieben
Sonnen am Himmel gesehen seien.
Unter der Äbtissin Godesta wurde auf einer Anhöhe östlich
von der Abtei, dem jetzigen Stiftberg, ein adliges, freiweltliches
Fränlein-Nonnenkloster mit der St. Maria-Kirche gegründet. Man
feierte, so erzählt die Sage, im Jahre 1011 zu Herford den Tag
des heil. Gervasius und Protasius, den 19. Juni. An diesem Feste
pflegte man den Armen Almosen zu geben. Ein armer Schäfer
aus der Umgegend durchschreitet früh morgens Gebüsch, Sumpf und
Wald, um nach Herford zu gelangen, das Fest mitzufeiern und
ein Almosen zu empfangen. Als er auf der nahe vor der wtadt
liegenden Höhe und gerade unter einer Linde ist, siehe, da erscheint
die Mutter Gottes in himmlisch schöner Gestalt und spricht zu ihm:
„Ich bin die heilige Jungfrau Maria. Geh und sage der Äbtissin
und den übrigen Gliedern der Abtei zu Herford, daß wenn sie
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Extrahierte Personennamen: Konrad_Iii Konrad Hadrian Sternberg Godesta Pinnosa Gervasius Maria Maria
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 286 —
Stadt und der Abtei Streit über gegenseitige Rechte, welche durch
die Reformation, der Höxter, 1533 durch den evangelischen Predi-
ger Johann Winnigstedt angeregt, eisrig beitrat, neuen Zündstoff
dem eifrig katholischen Stifte gegenüber erhielt. Der lang verhal-
tene Haß brach im Jahre 1600 in blutige Tätlichkeiten aus, und
die Abtei wurde sogar von den Bürgern belagert und beschossen.
Wie die Lage Höxters an einer Haupthandelsstraße und seine
Brücke über die Weser die Stadt blühend gemacht hatte, so diente
derselbe Umstand später dazu, nicht endende Kriegsdrangsale über
sie zu bringen. Früher wiederholt Werbeplatz für deutsche Lands-
knechte, die mau dem Dienste der Ligue iu den französischen Reli-
gionskriegen und Karl Ix. gewinnen wollte, ward sie im dreißig-
jährigen Kriege nach einander von allen streitenden Parteien und
Völkern genommen und gebrandschatzt; der tolle Christian von
Braunschweig kam zuerst mit seinem Heerhausen von 10 000 Mann,
den er angeworben hatte ohne mehr als zehn Thaler in seiner
Tasche, dann zweimal Tilly, und nach einander Dänen, Schweden,
Hessen; 'endlich stürmten am 13. April 1634 die Kaiserlichen den
Ort und hausten so, daß nur dreißig Bürger aus dem „Blutbad
von Höxter" das Leben gerettet haben sollen; 1673 war Höxter
Turennes Hauptquartier.
Von den Bauwerken Höxters sind nur die Kilianskirche mit
zwei schlanken romanischen Türmen aus dem 12. Jahrhundert, die
kleine, jetzt unbenutzte srühgotische Minoritenkirche, das Tillyhaus
mit reichem Schnitzwerk und das hübsche alte Corvey-Thor zu er-
wähnen.
Eine schnurgerade Kastanien-Allee sührt zu der 1/2 Stunde
entfernten uns schon bekannten Abtei Corvey. Dort be-
sehen wir uns den großen Saal der Abtei mit seinen Fresken ans
der biblischen Geschichte und den Kaiserbildern, die fünfzehn Bib-
liothekssäle, die zwar nicht mit der alten Klosterbücherei gefüllt
sind, die ins Provinzialarchiv und nach Berlin überführt wurden,
wohl aber mit Mahagoni-Schränken, die viele 1000 Bände enthalten,
die aus den letzten 2 Jahrhunderten stammen und vom Landgrafen
Hessen-Rotenburg gestiftet sind. Verwalter dieser Bibliothek war
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Extrahierte Personennamen: Johann_Winnigstedt Johann Karl_Ix Karl Christian_von
Braunschweig Tilly
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Hessen Corvey Berlin Hessen-Rotenburg
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 300 —
Tie Kreisstadt Büren mit 2237 Einwohnern, von denen 2019
katholisch, 99 evangelisch, 119 jüdisch, an dem Zusammenflusse der
Alme und Aste, treibt vorwiegend Ackerbau und Viehzucht. Es
hat zwei katholische Kirchen und eine Synagoge, ein Amtsgericht,
eine Rektoratsschule, eine Provinzial-Taubstummenanstalt und das
älteste katholische Lehrerseminar der Provinz, das Seminar ist in
dem früheren Kollegium seit 1825, wo es als das älteste der Pro-
viuz gegründet wurde, untergebracht. Das Kloster wurde von den
Jesuiten nach langem Streit zwischen Bischos und Adel 1714 be-
gönnen. Die bei dem Kloster 1755 in italienischem Stile erbaute
Kirche, mit dem Standbild der heil. Jungfrau am Hauptportale
und dem Jesuitenzeichen zur Seite, von einer hohen Kuppel über-
wölbt, zeichnet sich aus durch Freskogemälde, durch Pracht und
Zierlichkeit, wird jetzt vom Seminar und der evangelischen Ge-
meinde benutzt. Einst erhob sich da, wo jetzt das Seminargebäude
steht, eine stolze Burg. Die Freiherrn von Büren traten sie im Jahre
1195 an den Bischof von Paderborn ab und empfingen sie von
diesem wieder als Lehen. Ter letzte Sproß des freiherrlichen Ge-
schlechts, der frühere Kammergerichtspräsident und spätere Jesuit
Moritz, vermachte die Hälfte seiner Herrschast dem Jesuitenorden,
und dieser erwarb die andere Hälfte durch Kauf. Bemerkenswert
ist auch die im 13. Jahrhundert erbaute katholische Stadtkirche.
Im Amte Büren liegen die katholischen Landgemeinden und
Kirchspiele Weiberg mit 308, Siddinghausen mit 381, Steinhausen
mit 862, Hegensdorf mit 414, Westheim mit 991 und Wevelsburg
mit 858 Eingesessenen, alle in gebirgiger Gegend und doch mit
fruchtbarem Lande.
Hoch über dem Almethal, etwa 10 km von Büren entfernt,
erheben sich auf einem steilen Felsenhügel die Trümmer der alten
Wevelsburg (Wiselsburg, vielleicht von Wipsel oder von Wi —
heilig, geweiht, als alte Kultusstätte), die in ihrem Grundrisse die
auffallende Form eines Dreiecks bildete. Ein Ritter Wevelo von
Büren soll ihr den Namen gegeben haben, da er ein Jagdhaus auf
der Stätte einer viel älteren Burg sich erbaute, die wahrscheinlich
gegen die großen Hunneneinfälle gerichtet war. Man findet näm-
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 319 —
über Labung genossen. Tags darauf wurde ein feierliches Toten-
amt für die Seelenruhe des unvergeßlichen Bernhard gehalten und
vom Magistrate Opfer dargebracht. Eine Mittags-Freitafel auf
dem Nathaufe unter Teilnahme des nun wieder abgedankten Bischofs
und der Bürgerschaft bildete den Schluß.
Nördlich von der Stadt kommen wir auf elnem Wege von
4 km durch Kornfelder und schönsten Wald zu der namentlich von
den Badegästen Driburgs vielbesuchten Glashütte Siebenstern.
Gehrden mit 752 fast ausschließlich katholischen Einwohnern
verdankt seinen Ursprung dem gleichnamigen Franenkloster, von
dem schon im Kreise Höxter die Rede war. Neben dem
Kloster siedelten sich Handwerker, Hörige und Wirte an, auch wurde
der Ort mit des Bischofs Erlaubnis durch Mauern umschirmt.
Das Kloster wurde 1810 unter der westfälischen Regierung auf-
gehoben und ging in den Besitz des Grafen Sierstorpff über. Im
Amte liegen noch Willebadessen mit 1390, Neuenheerse mit 733,
Frohnhausen mit 340 fast ausschließlich katholischen Eingesessenen,
die dort ihre Pfarrkirchen haben. Willebadessen am Fuße des Egge-
gebirges im Thale der Nethe hat wenig guten Ackerboden. Dort
wurde 1149 von Bischof Bernhard I. ein Benediktinerinnen-Kloster
gestiftet, das gleichfalls 1810 ausgehoben, jetzt dem Freiherrn von
Wrede gehört.
In Neuenheerse, an der Nethequelle, 370 m über dem Meere
— der höchste Eisenbahnpunkt Preußens — gründete Bischof Luthart
von Paderborn mit seiner Schwester Walburgis 868 ein adeliges
freiweltliches Tamenstift. Dieses kam nach seiner Aufhebung eben-
falls 1810 unter westfälischer Herrschaft in die Hände des Riet-
b?rger Grafschaftsbesitzers Tenge zu Barkhausen. Die schöne Kirche
des Klosters ist eine slachgedeckte Basilika, die später gotisch um-
und übergebant wurde. Unter dem Chor liegt eine geräumige Krypta.
Im südlichen Querschiff befindet sich unten der Kapitelsaal, oben
das^Nonnenchor. Die Kirche wird durch vier Marmor-Altäre aus
der Rokokozeit verziert, leider sind sie aber mit Ölfarbe über-
schmiert.
Im mittleren Amte des Kreises Peckelsheim liegt der gleich-
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Extrahierte Personennamen: Bernhard Bernhard_I. Wrede
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 370 —
ein Knabe in die Kirche geschlichen hatte und lauschte. Der Knabe
wurde hinausgejagt und schlug draußen ein Höllengelächter auf;
es war Jungfer Eli gewesen und durch die Herren Geistlichen selbst
vom Banne befreit. Doch half es ihr nicht, denn es wurde gleich
ein stärkerer Bann angewendet und Jungfer Eli in die Davert
gebannt. Alle Jahre einmal fährt der Sage nach Jungfer Eli mit
Gebraus und Getümmel, wie die wilde Jägerin, über die Frecken-
horster Abtei, wirft einige Schornsteine ab, zertrümmert Fenster-
scheiben und alle vier hohen Feste (Hochzeiten) kommt sie der
Abtei wieder einen Hahnenschritt näher.
In dem südlichsten Amte des Kreises, Hoetmar, merken wir
uns den Amtssitz und das Pfarrdorf gleichen Namens mit 1384
Eingesessenen auf ziemlich fruchtbarem Boden und im Amte Bee-
len diesen Pfarrort und Amtssitz mit 1934 und die Pfarrgemeinden
Ostenfelde mit 1709 und Westkirchen mit 1101 Eingesessenen.
Westkirchen und Ostenfelde bildeten früher eine Gemeinde; der
ältere Teil ist Ostenfelde, von dem später Westkirchen abgepsarrt
wurde. Der Name Ostenfelde rührt von der Ausrodung des Osten-
Waldes her, aus dem nun ein Ostenfelde wurde. Noch heute heißt
der nördliche Teil von Ostenfelde „Ostenwald", und ihm entsprich!
in der Pfarrei Westkirchen der „Westerwald". Vor 100 Jahren war
der letztere noch so dicht, daß in Westkirchen jeden Abend mit der
großen Glocke geläutet werden mußte, damit die heimkehrenden
Hirten und Arbeiter sich zurecht fänden.
Im östlichsten vorgestreckten Winkel des Kreises dehnt sich
oas Amt Harsewinkel mit Harsewinkel, einem Kirchspiel von 1372
und einem Wiegbold von 920 und mit den Psarrorten Greffen von
918 und Marienfeld von 846 Bewohnern ans. Marienfeld, das
Cisterzienferkloster und der Jungfrau Maria geweiht, ist von Bern-
hard, Edlem von der Lippe, Heinrichs des Löwen treuestem Freund
1185 gestiftet. Als er alterte, wandte er feinen Sinn von Krieg
und blutigem Waffenhandwerke ab, indem er einsah, daß er bei
demselben nur zu viel gesündigt hatte. Seine Reue wurde durch
eine schmerzhafte Krankheit, womit ihn, wie er glaubte, Gott für
seine Unthaten strafte, verstärkt. Ein Nervenleiden hatte seinen
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Extrahierte Personennamen: Marienfeld Marienfeld Maria Maria Heinrichs Heinrichs
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 402 —
60 Jahren dem Tabaksfabrikanten Oldenkott an, der dort
seine Wohnung eingerichtet hat. Um 1860 brach ein furcht-
barer Brand in der Stadt aus, in dem nur das Schloß und
wenige Häuser verschont wurden. Durch die vielen Neubauten hat
sie ihr altes Aussehen verloren und nimmt sich nun recht
freundlich aus.
Dem Fürsten von Salm-Kyrburg wurde das dortige Gebiet
1803 als gleichnamiges Fürstentum zu teil, ging aber 1825 mit
Ausnahme des Schlosses zu Ahaus an den Fürsten von Salm-Salm
über.
Im Norden, unfern der holländischen Grenze, an einem
Kreuzungspunkte zweier Bahnen, liegt an der Berkel die Stadt
Gronau mit 2083 Einwohnern, von denen 905 katholisch, 1123
evangelisch und 155 jüdisch; jede Konfession hat dort ihre
Kirche. Die Baumwollenweberei wird eifrig betrieben. Der Ort
macht fast einen holländischen Eindruck; wie denn auch die Be-
wohner zum Teil holländisch sprechen. Zum gleichnamigen Amte
gehören Dorf und Kirchspiel Epe; das erste mit 1267, das andere
mit 6214 Eingesessenen; auch hier wird Baumwollenweberei eifrig
betrieben. Stadtlohn mit 2563 Bewohnern, worunter nur 14 evan-
gelisch, 59 jüdisch sind, liegt an der Berkel. Die Einwohner be-
treiben Weberei und Töpferei; hier findet sich, und zwar allein
in Westfalen, Steinguterde. Der Ort hieß ursprünglich Lon, dann
Nortlon im Unterschiede von Sütlon (Südlohn), nach Erlangung
des Stadtrechts erhielt er den Namen Stadtlohn. Die dort gelegene
Hünenburg, ein altes Kriegslager, und die gut erhaltene Landwehr
stammen wahrscheinlich von den Römern her. Am Lohner Berge
in der Nähe der Stadt liegt das Blutfeld, wo am 6. August 1623
Tilly den wüsten Freibeuter Christian von Braunschweig besiegte.
Das Lohner Bruch, südlich begrenzt durch den Liesner, einen
zum Teile noch heute erhaltenen Kiefernwald, nördlich durch eine
Linie, welche durch die heutige Kuuststraße Ahaus-Stadtlohn ziemlich
genau bezeichnet wird, war eine sumpfige Heidefläche, die jedoch
damals durch die Sonnenhitze meist trocken gelegt war, nur am
Süd- und Nordrande fanden sich unpassierbare Strecken. Herzog
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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Extrahierte Personennamen: Berkel Berkel Lohner August Christian_von_Braunschweig Lohner
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 405 —
ohne Wehr und Waffe davongelaufen, so daß sich nur 3090 Reiter
und 2500 Fußsoldaten in Holland um ihn sammelten. Aber
auch weiterhin war er, ungeachtet der Mahnungen seiner Mutter,
seines Bruders und seines königlichen Oheims, fest entschlossen, das
Kriegsglück zu versuchen. „Victique resurgunt" (Und die Besiegten
erheben sich wieder) schrieb er auf seine Fahnen; gemeinsam mit
Mansseld, dessen Truppen am 26. Dezember 1623 bei Oldenoyte
von Anholt zersprengt waren, setzte er den Kampf gegen die kaiser-
liche Partei fort, bis beide im Jahre 1626 ein schneller Tod dahin-
raffte.
Auf demjenigen Teile des Lohner Bruches, auf welchem der
heißeste Kampf tobte, auf dem sogenannten „Blutkampe", wurden bis
in die neueste Zeit Knochen und Waffenstücke ausgegraben. Jetzt
ist das Feld, auf dem einst so blutig gestritten wurde, zum größten
Teil entsumpft und bebaut, und nur dunkle Erinnerungen haben
sich unter den Bewohnern erhalten an das gewaltige Ereignis,
das einst sich hier abspielte.
Das Gebiet von Gronau bildete früher eine gleichnamige Herr-
schaft, das jetzt unter preußischer Herrlichkeit seit 1815 im Besitze
der Fürsten Bentheim-Tecklenburg ist. Das alte Grafengeschlecht
von Bentheim hatte seinen Sitz auf dem gleichnamigen Schlosse
im Osnabrückschen. Als seine männlichen Glieder ausstarben, fielen
die Besitzungen an den Pfalzgrafen Otto von Rheineck und als auch
dies Geschlecht erlosch, durch Vermählung der Erbtochter Hedwig mit
Eberwyn von Güterswyk oder Götterswyk an diesen, dessen Nach-
kommen in den Besitz der Grafschaft Steinfurt, der Salms-Otten-
steinfchen Güter, der Grafschaft Tecklenburg und Rheda gelangten,
und die sich in die beiden Linien Bentheim-Tecklenburg und
Bentheim-Bentheim verzweigen und 1817 vom Könige Friedrich
Wilhelm Iii. in den Fürstenstand erhoben wurden.
Im Amte Stadtlohn liegt die Land- und Psarrgemeinde Süd-
lohn mit 2881 Einwohnern, von denen 2760 katholisch, 102 evan-
gelisch, 19 jüdisch.
Die Stadt Vreden mit 1943 Bewohnern, unter denen 100
evangelisch, 53 jüdisch, an der Berkel, die von hier an für
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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Extrahierte Personennamen: Otto Hedwig Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Berkel
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 382 —
Im Amte Lüdinghausen sind die Landgemeinde Lüdinghausen
mit 2731 und die Land- und Pfarrgemeinde Seppenrade mit 2511
Eingesessenen. Seppenrade, weit sichtbar, auf einem fruchtbaren
Hügelzuge gelegen, mit herrlicher gotischer Kirche, ist wahrschein-
lich eine alte heidnische Opferstätte.
Die Stadt Werne mit 2214 Bewohnern, von denen
2214 katholisch, 31 evangelisch, 38 jüdisch, unfern der Lippe,
hat ein Amtsgericht, ein Kapuzinerkloster, eine katholische Kirche,
die schon aus den Zeiten Liudgers stammt, und ein vielbesuchtes
Solbad. Neben diesem letzteren hat die gräfliche Familie Mer-
veldt ein kleines Bauerngut zu einer Pflegeanstalt für arme skro-
fulöfe Kinder eingerichtet. Im gleichnamigen Amte liegen die
Land- und Pfarrgemeinden Stockum mit 965 und Kapelle mit
554 Eingesessenen.
Südlich von Lüdinghausen erstreckt sich das Amt Nordkirchen
mit den Land- und Pfarrgemeinden Nordkirchen von 1537 und
Südkirchen von 1044 Eingesessenen. Das Dors Nordkirchen hat
ein von prächtigem Parke umgebenes Schloß. Es wurde um 1700
vom Fürstbischof Friedrich Christian von Plettenberg zu Münster
erbaut, ist Eigentum des Grafen Esterhazy und besitzt außer an-
dern Schätzen und Sehenswürdigkeiten eine Galerie von wert-
vollen Bildern der berühmtesten Meister. Auch zeigt man dort
Sporen und Stab des großen Heermeisters des deutschen Ordens
im Ordenslande Preußen, des hochberühmten Feldherrn Walter
von Plettenberg. Bei „Nordkerke an dem Kerkhove" stand im Mittel-
alter ein Freistuhl der Feme. Im Sommer ist das Dorf ein viel-
besuchter Luftkurort. Die Sage erzählt von einem ungerechten Hans-
Halter auf dem Schlosse, der heute noch als Gespenst umherspukt:
Es ist der Rentmeister Schenkewald, welcher die armen, ihm
untergebenen Bauern sehr unbarmherzig behandelte. Wenn ihm
einer das Pachtgeld oder die schuldigen Zinsen nicht aus den
Tag bezahlte, so fiel er ihn mit harten Worten an, ließ sich aber
heimlich für seine Nachsicht Geld und Hühner bringen. Es kam aber
auch wohl vor, daß er die armen Säumigen durch das Gericht
auspfänden, ja von Haus und Hof jagen ließ. Schon eine Menge
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Christian_von_Plettenberg Friedrich Esterhazy Walter
von_Plettenberg Schenkewald
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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ragt, ähnlich die angrenzende Propstei, die jetzt teilweise zur
Wohnung des Pfarrers dient.
Zum Amte Niedermarsberg gehören noch die Landgemeinden
Beringhausen mit 764, Borntosteu mit 173, Erlinghausen mit 636,
Helminghausen mit 203, Kanstein mit 285, Leitner mit 325, Päd-
berg mit741, Udorf mit 300 Eingesessenen. In Padberg hausten einst
die Herren von Padberg, nur zu bekannt durch, ihre Zerstörungen
und Verwüstungen. Noch steht eine Ruine. In Erlinghausen finden
sich die Trümmer des einst berühmten Stiftes und der Abtei
Bredelar. Die Stadt Winterberg, im Süden des Kreises, mit
1265 Einwohnern, von denen 1201 katholisch, 44 evangelisch, 20
jüdisch, 636 in hoch gelegen auf unfruchtbarem Boden, hat freilich
mehr Winter als Sommer und ihre Bewohner treiben nicht nur
aus frischer Unternehmungslust, sondern auch aus Not lebhasten
Hausierhandel mit Woll- und Kurzwaren, kommen weit in der
Welt herum, finden, daß „diese kein Strumpf ist", kehren aber regel-
mäßig zur Messe, Juli, wieder heim, seiern und erzählen Wunder-
dinge von dem Erlebten.
Im südlich angrenzenden Amte Hallenberg haben wir die
gleichnamige Stadt mit 1071 Bewohnern, von denen 988 katholisch,
36 evangelisch, 47 jüdisch, an der Nuhne, ein Ackerstädtchen
und mit ergiebigen Schieserbrüchen, Züschen von 609, und die
Landgemeinde Hesborn von 607 Eingesessenen. Züschen — Tüsken,
plattdeutsch zwischen, nämlich den Bergen, hat einen berühmten
Minister an den Hof des Kaisers Joseph Ii. in Wien
hervorgebracht, den tüchtigen Sauerländer Knecht, der ein
von Knecht wurde. Von den Hallenbergern werden viele lustige
Streiche erzählt, z. B.: „Tas Hallenberger Pier, das ist küt
Pier, tas träckt eim' tie Oegen zu". Als ein Hallenberger Ehe-
paar sich zankte, ries sie endlich müde aus: „Tu lieber Kott,
ich wollt', daß ich in teinem Himmel wär," und er: „Und ich
wollt', ich säß' beim Wirt Josepp un hätt' en Schoppen Pier vor
mir und äß einen Pretzel dazu," worauf sie ingrimmig: „Tas
soll wohl sein, tu wünschest tir allemal ans beste End'." Die
Hallenberger sprechen eben nicht eine so gemeine Sprache, wie
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
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