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1. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 90

1865 - Eisleben : Reichardt
90 Kaaba, nimmt sich seiner an. Handelsreisen. Wittwe Kadidscha. Neue Religion Islam, d. i. gläubige Erge- bung; die Anhänger Moslemin, d. i. Gläubige. „Es gibt nur Einen Gott, und Muhamed ist sein Prophetbo) Am 15. Juli 622 Flucht von Mecka nach Medina (Hedschra, mohamedanische Zeitrechnung«. 66lj Erobe- rung von Mecka, 63! Angriff gegen das byzantini- sche Reich, 632 Tod Muhameds, sein Grab in Medina. Der Koran, d. i. Schrift. Sekten der Schiiten (Aliten) und Snuiten. Die ersten Kalifen (d. i. Statthalter) waren A-bu Be kr (Schwiegervater des Propheten) und Omar. Die- ser eroberte Palästina, Syrien und Persien, wäh- rend sein Feldherr A m r u A e g y p t e n unterwarf, ä) Bald wurde auch Afrika's Nordküste erobert. 711 Tarik setzt nach Spanien über,,wo ein maurisches Reich gegründet wird. Gibraltar — Gebet al Tarik, d. i. Fels des Tarik. Der Westgothenkönig Roderich verliert die «L-chlacht bei Lerez de la Frontera, Mnsa vollendet die Erobe- rung Spaniens. Nur in den astliri scheu Gebirgen be- hauptet sich ein kleines westgothisches Reich. Lon hier ans kämpften die Christen fortwährend gegen die Mauren und entrissen ihnen eine Provinz nach der andern e); aber erst 1492 ging die letzte maurische Besitzung, Granada, an Ferdinand den Katholischen verloren. 732 Karl Martell schlägt die Araber bei Poitierö. Dagobert 1. beherrschte eine Zeit lang das ganze fränkische Reich, überließ aber die Regierung (622) dem Major dornus Pipin von Landen. Nach ihm theilte sich wieder das Reich in Austrasien, Neustrien und Burgund. Sein Enkel Pi Pin von Heristal ward (687) durch den Sieg bei Testri Major dornus über das ganze Reich. Dessen Sohn Karl Martell (d. i. Hammer) befestigte und erweiterte diese Herrschaft, nannte sich dux et prin- ceps Francorum und kämpfte glücklich gegen Friesen, Ale- inannen und Baiern. Als die Araber unter Abderrahman mit 400000 Mann von Spanien aus in Frankreich einsielen, schlug er sie iw c Moses und Jesus betrachtete M. als seine Vorgänger. d) Die angeblich auf Omars Befehl erfolgte Verbrennung der großen Bibliothek zu Alexandria beruht wahrscheinlich auf Sage. e) In diesen Kämpfen zeichnete sich im 11. Jahrhundert Don Rodrigo von Vivar (genannt der Cid) aus.

2. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 312

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
312 Das Zeitalter der Reformation 1517—1640. harter Buße sie ausliefern, damit sie verbrannt würde. Aber seine eigene Gemahlin*) fügte sich dem Gebote des strengen Landesherrn nicht. Ja, sie trat heimlich in Verbindung mit den Wittenberger Reformatoren. Offen sich zu Luthers Lehre zu bekennen, durfte sie noch nicht wagen, doch war sie ihrem Gatten in dieser Hinsicht bereits verdächtig geworden; der Kurfürst schaute schon ernster darein, als ihr Bruder Christian Ii. von Dänemark mit der alten Kirche brach und sich der neuen Lehre zuwandte. Je mehr Elisabeth in das Wesen der resor-matorischen Lehre eindrang, um so größer ward auch ihre Sehnsucht nach dem Genusse des Abendmahls in zweierlei Gestalt. Um dieses Verlangen zu erfüllen, galt es aber die größte Vorsicht anzuwenden, und es konnte nicht anders geschehen, als während der Abwesenheit des Kurfürsten. Ihr Bruder Christian von Dänemark, der sich am Hofe seines Schwagers aufhielt, übermittelte ihren heißen Wunsch dem Reformator, und Luther sandte einen vertrauten Geistlichen nach Berlin. Die Abwesenheit Joachims auf mehrere Tage, gelegentlich großer Jagden, begünstigte das Vorhaben der Königstochter; der evangelische Geistliche wurde in das Schloß zu Cölln an der Spree und in die Gemächer der Herrin eingelassen. Umgeben noch von allen Symbolen des alten Glaubens empfing hier die Kurfürstin und mit ihr der König von Dänemärk das Abendmahl nach evangelischer Weise. Wie gut aber auch Elisabeth ihr Geheimnis gewahrt zu haben glaubte, wie sehr ihr baran gelegen sein mußte, die heimliche Abenb-mahlsfeier nicht zur Kenntnis des Kurfürsten gebracht zu seheu, der Vorgang hatte bennoch eine Zeugin gehabt, und zwar in ihrer eigenen neunzehnjährigen Tochter Elisabeth, der Gemahlin des Herzogs von Braunschweig , welche zum Besuche der Eltern nach Cölln gekommen *) Joachim I. war seit 1502 mit Elisabeth, der Tochter König Johanns Ii. von Dänemark und seiner Gemahlin Christiana von Sachsen, vermählt Joachim, entzückt von der Schönheit und Aninnt seiner Auserwählten, freute sich bei dem großen Turnier zu Neuruppin, wo alle Edlen des Landes mit Weibern und Töchtern sich versammelt hatten, zu hören, daß die vornehmste Frau des Landes, die Kurfürstin, auch für die schönste gehalten werde. Mehrere Jahre lang dauerte des Kurfürsten Entzücken und seine Liebe; noch'_etnige Jahre lang schätzte sich Elisabeth, die fröhliche Mutter von vier Kiudein, ein glückliches Weib zu heißen — dann begann ihr Stern zu sinken. Der Kurfürst war wankelmütigen Sinnes, nur zu bald hatte er die schöne und tugendhafte Gattin vergessen. Elisabeth trug still, verborgen und klagelos, was ihr auferlegt war. Sie war ernsten Sinnes, ihr Wesen mehr auf das Innerliche gerichtet, und da man sie am Hofe, dem schlimmen Beispiel ihres Gatten folgend, übersah, so zog sie sich immer mehr von demselben und von jeder geräuschvollen Lustbarkeit zurück.

3. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 313

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
Das Zeitalter der Reformation 1517—1640. 313 war. Von der jungen Herzogin-Tochter erfuhr denn auch der Kurfürst das während seiner Abwesenheit Geschehene. Seiner selbst kaum mächtig, sinnlos vor Erbitterung, stürzte Joachim in das Gemach seiner Gattin. Hier spielte sich nun ein Auftritt ab, welcher alle Anwesenden mit Schrecken erfüllte. Mit rollenden Augen, gehobenen Fäusten stürmte Joachim auf seine Gemahlin ein, die es gewagt hatte, seinem ausgesprochenen Willen Trotz zu bieten. Er nannte sie eine gottlose Ketzerin, die dem wüsten, verworfenen Luthertume anhange und sich nicht scheue, sein Schloß mit ihren satanischen Übungen zu beflecken. Er verlangte von ihr eine feierliche, öffentliche Abschwörung ihrer Ketzerei, andernfalls würde er sie ohne Gnade als des Ketzertums überwiesen prozessieren und sie zu ewigem Gefängnis in einem Turme verurteilen lassen, wenn ihr nicht noch Schlimmeres widerführe. Aber Elisabeth hatte in den Jahren ihrer Ehe schon zu viel von ihrem Gatten ertragen. Sie setzte seinem Wüten ihre ruhige, unbeugsame Überzeugung entgegen; sie erklärte, sich zu einer Verleugnung des als wahr Erkannten nicht herbeilassen zu können, eingedenk des Spruches: „Du sollst Gott mehr gehorchen als den Menschen." Glücklicherweise war dem wilden Zornesausbruch des Kurfürsten ein Zustand der Erschlaffung gefolgt, der ihn zunächst für strenge Maßnahmen unfähig machte und ihn ans Krankenlager bannte. Die Überwachung der auf ihre Gemächer angewiesenen Kurfürstin war daher auch nicht allzu streng. Den Entschluß derselben, eine Flucht aus dem Schlosse, ahnte niemand. Elisabeth gedachte sich dem Schutze ihres Oheims mütterlicherseits, des Kurfürsten Johann des Beständigen von Sachsen, anzuvertrauen. Auf einem gewöhnlichen Bauernfuhrwerk floh sie aus dem £ttttbe. An der Grenze erwartete sie ihr Bruder, der König von Dänemark. Dieser geleitete die unglückliche Schwester eine Zeitlang, dann empfahl er sie dem Schutze eines seiner Edelleute, Hans von Dolzig, und dieser brachte sie sicher zu dem Kurfürsten Johann. Als Elisabeth das Gemach ihres Oheims betrat, sank sie auf die Kniee, unfähig, vor krampfhaftem Schluchzen zu reden; nur in abgerissenen Sätzen erzählte sie ihr Schicksal, die ihr drohende Gefahr, flehentlich um den Schutz des Fürsten bittend, der ihr auch willig gewährt wurde. Johann hob die Erschöpfte auf und schloß sie in seine Arme; er versprach ihr, gleich einem Vater für sie zu sorgen. In dem ihr zum Wohnsitz angewiesenen Schloß Lichtenburg an der Elbe verlebte sie, mit nur wenigen verkehrend, nun einsam ihre Tage. Zu

4. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 448

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
448 Zustände im deutschen Reich die sie an Schlesien und die Lausitz knüpften, warb sie im deutschen Adel allenthalben sür die Spenersche Richtung. Neben Benigna von Solms waren es insbesondere noch zwei Frauen, die im Sinne Speners um Verinnerlichung des Lebens und um Läuterung der Sitten bemüht waren. Die eine dieser Frauen, eine Jugendfreundin der Gräfin, Henriette Katharina, geborene von Friesen, später Gemahlin des Freiherrn von Gersdorf in der Lausitz, setzte sich ein Unternehmen vor, welches wahrhaft bewundernswert ist. Mitten in der Zuchtlosigkeit des Dresdener Hofes, der seine Muster Versailles und Paris in Schatten stellte, unternahm es die glaubensmutige Frau, die Saat der Frömmigkeit zu säen und ein auserlesenes Häuflein um sich zu scharen, als der Adel Sachsens ringsum in Prunksucht, in Verschwendung und Liederlichkeit zugrunde ging. Henriette Katharina gab Zinzendors, der als ihr Enkel bei ihr erzogen wurde, jene Geistesrichtung, aus der die Anstalten von Ber-thelsdorf und Herrnhut erblühten. Die andere von Benignas Herzensfreundinnen und Mitarbeiterinnen war die Reichsgräfin Christina von Stolberg-Geldern. Spener sagte, daß er 23 Jahre lang mit dieser Frau in gesegneter Verbindung gestanden habe. Auch in den Familien der benachbarten Grafen von Wittgenstein und Isenburg zeigte sich der Spenersche Geist. In Hessen-Darmftadt fand die pietistische Richtung an der Landgräfin Elisabeth Dorothea eine Beschützerin, obwohl ihr Gemahl die Abhaltungen von pietistischen Versammlungen verbot und einige Geistliche und Beamte absetzte, die denselben das Wort redeten; als aber die Landgräfin nach dem Tode ihres Mannes die Regentschaft für ihren Sohn führte, änderte sich das Verhältnis, der Pietismus fand an dem Hofe zu Darmstadt Vertreter. Wir gedenken aber auch der Bestrebungen in der katholischen Kirche, die in Beziehung auf kirchliches Leben einen neuen Aufschwung genommen hatte. Im Laufe der Zeit waren seit der Reformation eine ganze Reihe neuer Orden entstanden, deren Aufgabe es war, im Interesse ihrer Kirche zu wirken oder christliche Liebesthätigkeit zu erweisen. Uns sollen nur die weiblichen Orden beschäftigen, die allerdings alle auf fremdem Boden entstanden sind, welche aber auch in Deutschland Aufnahme und Verbreitung gefunden haben. Der Orden der Urfulinerinnen war von der Italienerin Angela Merici, — nach ihrem späteren Aufenthaltsort Brescia auch Angela von Brescia genannt, — gegründet worden. Im Jahre 1535

5. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 449

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
zur Zeit des Großen Kurfürsten. 44d verband sie sich mit 12 Gefährtinnen zur Gründung einer dem Dienste christlicher Liebe und kirchlichen Lebens gewidmeten Gemeinschaft frommer Frauen. Die Vereinigung wurde der heiligen Ursula geweiht; sie forderte kein bindendes Gelübde und sollte nach dem Wunsche der Stifterin eine nicht streng klösterlich geordnete Schwesterschaft bilden, die sich mit Verrichtung gewisser häuslicher und kirchlicher Andachtsübungen, mit dem Unterricht der weiblichen Jugend, mit der leiblichen und geistigen Pflege der Kranken zunächst in der Stadt Brescia und deren Umgebung beschäftige» sollte. Später verbreitete sich dieser Orden besonders in Frankreich, aber auch in Deutschland; er hatte Klöster zu Erfurt, Breslau, Bremen, Graz, Innsbruck und in vielen anderen deutschen Städten. Zur Zeit seiner höchsten Blüte, nach 1700, zählte der Orden 350 Klöster. Von gleicher Bedeutung wurde der Orden der barmherzigen Schwestern, den Vincenz von Paula in Verbindung mit der ebenso menschenfreundlich gesinnten Frau Louise de Gras 1634 gegründet hatte. Die Ausgabe dieses Ordens hat Vincenz in seiner Anweisung bezeichnet' „Euere Klöster sind die Häuser der Kranken, euere Zellen gemietete Stuben, euere Korridore die Häuser der Stadt und die Säle der Krankenhäuser, euere Einsamkeit ist der Gehorsam, euer Sprach-gitter die Gottesfurcht, und euer einziger Schleier eine strenge und heilige Bescheidenheit." Seine Hauptaufgabe bestand in der Pflege der Kranken, auch der ekelhaftesten und gefährlichsten, in Nachtwachen an Kranken- und Sterbebetten. Die Eintretenden wurden strengen Proben unterworfen, bis sie nach fünf Jahren, wenn sie alle Proben bestanden, nirgends Furcht und Ekel gezeigt und auch die härtesten Arbeiten verrichtet hatten, als Schwestern aufgenommen wurden. Gar bald erfreute sich der Orden allgemeiner Anerkennung und Hochachtung, ihm schlossen sich Frauen aus den vornehmsten und angesehensten Familien an. Auch in Deutschland erwarb er sich große Gunst; in den meisten größeren katholischen Städten fanden sich Anstalten desselben. Die Novizen erhielten einen sehr gründlichen und ausführlichen Religionsunterricht, damit ihnen der christliche Glaube eine kräftige Stütze auf ihrer schweren Laufbahn war und sie auch den Kranken Trost und Mut einsprechen konnten. Auch wurden sie angeleitet, die Kinder im Schreiben, Lesen und Rechnen zu unterrichten, weil unter Umständen auch das Unterrichten zu ihrer Aufgabe gehörte. Weiter Roßbach, Hülssbuch rc. 29

6. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 405

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
Die Zeit der unumschränkten Fürstengewalt. 405 hindert erbten (f. S. 396); freilich mußte der Kurfürst Johann Sigismund noch die Lehenshoheit des Polenkönigs über dasselbe anerkennen, bis es seinem Enkel später gelang, auch diese zu beseitigen und sich zum unumschränkten Herzog zu erheben. Die Zeit der uiiunischräiikten Fürstengewalt. I. Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst. (1640—1688). 1. Die Jugend des Großen Kurfürsten. Als Friedrich Wilhelm geboren wurde, war bereits der große Krieg entbrannt, und es war für die brandenburgischen Lande eine schwere, trübe Zeit, als er am 16. Februar 1620 das Licht der Welt erblickte. Wegen Geldmangels, der in jenen schweren Zeiten am Kurfürstlichen Hofe herrschte, mußte die Taufe des Kurprinzen von einer Woche zur andern verschoben werden. Auch wollte man des Kurfürsten Ankunft abwarten, der noch in Königsberg weilte, wohin er sich 1639 zurückgezogen hatte. So kam es, daß der Kurprinz bis zum 30. Juli „ungetauft liegen blieb." Auch am Tauftage war der Vater noch nicht anwesend; dennoch wurde die heilige Handlung mit großem Glanze gefeiert. Auch die Vertreter des brandenburgischen Adels und Abgeordnete der Städte hatten sich zahlreich eingefunden, aber das sonst übliche Patengeld vermochten sie bei dem großen Druck der schweren Zeiten nicht zu zahlen und begnügten sich, dem künftigen Thronerben die „schuldige Treue" zu geloben. Die erste und wichtigste Erziehung genoß der junge Prinz durch seine Mutter Elisabeth Charlotte, einer geborenen Pfalzgräfin bei Rhein, Schwester Friedrichs V. von der Pfalz, der die böhmische Königskrone verloren hatte. Bei den fortwährenden Durchmärschen fremder Truppen schien es gefährlich, den dereinstigen Thronerben in Berlin zu lassen, und die Unsicherheit des Landes bot dem Minister des Kurfürsten Georg Wilhelm, dem Grafen von Schwarzenberg, einen guten Vorwand, den jungen Prinzen vom Hofe zu entfernen, um ihn dem Einfluß seiner Mutter und dem seiner Großmutter, mit denen Schwarzenberg in fortwährendem Zwiespalt lebte, zu entziehen. Zunächst kam der Kurprinz nach dem Jagdschloß Letzlingen in der Altmark. Als aber herumschweifende Scharen auch in das Dickicht des mächtigen Waldes bei Letzlingen drangen, wurde er mit seiner älteren

7. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 406

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
406 Die Zeit der unumschränkten Fürstengewalt. Schwester Luise Charlotte nach der Festung Küstrin gebracht, wo er dann jahrelang blieb. Als elfjähriger Knabe sah er seinen Oheim, den König Gustav Adolf, als derselbe auf dem Zuge nach Magdeburg sich den Durchmarsch durch die Marken erzwang. Bald nach dieser Begegnung mit Gustav Adolf verließ der Kurprinz um das Jahr 1631 Küstrin und verweilte längere Zeit am Hofe des letzten Herzogs von Pommern Bogislaw Xiv. zu Stettin. Von hier aus machte er oft Ausflüge nach Wolgast, wo damals seine Tante, die Königin von Schweden, weilte. Hier war es, wo der dreizehnjährige Kurprinz im Frühjahr 1633 mit seinen Eltern an der Leiche des bei Lützen gefallenen Schwedenkönigs stand. Mit seinem Vater folgte er dem Sarge des königlichen Helden, als derselbe im feierlichen Trauerzuge auf das schwedische Staatsschiff geleitet wurde, welches die Leiche heimwärts führte. Nach kurzem Aufenthalt in Berlin trat Friedrich Wilhelm, von seinen Erziehern begleitet, eine Reise nach den Niederlanden an, um hier zu seiner weiteren Ausbildung teils auf der Hochschule zu Leyden, teils in Arnheim und im Haag, der holländischen Residenz, mehrere Jahre zu verweilen. Dieser Aufenthalt ist für die ganze Lebensrichtung des jungen Fürsten von entscheidender Bedeutung geworden. Hier lernte er weise und kräftige Staatsmänner kennen; Handel und Gewerbe, Künste und Wissenschaften waren hier zu einer Blüte gelangt, wie man sie damals in keinem andern Lande kannte. Unter der Anleitung des ihm verwandten Statthalters des Landes, Friedrich Heinrich von Dranien, lernte er die Bedingungen und Aufgaben eines blühenden Staatswesens kennen, die ihm für seine eigene spätere Regierung vorbildlich gewesen sind. Als sich der Prinz eine Zeitlang in der holländischen Residenz Haag aufhielt, fand er dort bald gute Freunde. Es waren unter ihnen aber auch manche recht leichtsinnige Gesellen, welche ihn in ihr lockeres, leichtfertiges Leben hineinzuziehen suchten. Aber der Prinz war gegen die Versuchungen standhaft, verließ den Haag und begab sich in das Feldlager des Prinzen von Dranien, der ihn wegen seiner bewiesenen Charakterfestigkeit belobte. Nachdem Kurprinz Friedrich Wilhelm im Jahre 1638 von diesem holländischen Aufenthalt in die Heimat zurückgekehrt war, wurde er schon wenige Jahre darauf durch den plötzlichen Tod seines Vaters, der am 1. Dezember 1640 zu Königsberg gestorben war, zur Regierung berufen. 2. Zustände in den hohenzollernschen Staaten bei seinem Ne-

8. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 320

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
320 Das Zeitalter der Deformation 1517—1640. dieser Bedingungen ihm härter fallen würde, als das Leben hinzugeben, ihr aber galt die Erhaltung desselben, galt das Leben ihres Gemahles, des Vaters ihrer Kinder, mehr als Besitz und Herrschaft, sie bestand daraus, mit dem Kurfürsten zu reden. Welch ein Wiedersehen der Gatten! Gar manches im Kriegslager verhärtete Gemüt war tief erschüttert und mancher Graubart blickte voll inniger Teilnahme der Kurfürstin nach, als sie den schweren Gang nach dem Zelte des Gefangenen antrat. Wie Sibylla geahnt, der Kurfürst weigerte sich, die harten Bedingungen des Kaisers, welche aus eine Beraubung seiner Söhne hinausliefen, einzugehen. Beharrte er standhaft bei seiner Weigerung, so war auch sein Leben verwirkt. Nur den Bitten und Thränen, dem Jammern und der Herzensangst seines Weibes gab er nach, er unterzeichnete schweren Herzens den Vertrag, durch welchen er für sich und seine Nachfolger auf die Kurlande und die Kurwürde zu Gunsten des Herzogs Moritz von Sachsen*) verzichtete, welcher seinen Kindern so viel Ämter ausliefern sollte, als zur Herstellung eines jährlichen Einkommens von 50 000 Gulden hinreichend sei. Durch diesen Vertrag entstanden die sächsischen Fürstentümer. b) Die Gefangennahme des Landgrafen Philipp. Unter Vermittelung der Kurfürsten Moritz von Sachsen und Joachim von Brandenburg, welcher an dem Kriege nicht teilgenommen hatte, hatte Landgraf Philipp eingewilligt, sich dem Kaiser auf Gnade und Ungnade zu ergeben. Doch versprachen ihm die Vermittler, nicht ohne Wissen des Kaisers, wenngleich ohne seinen Auftrag, daß er nicht mit Gefängnis bestraft werden solle. Deshalb erschien der Landgraf in Halle vor Karl und kniete vor dem kaiserlichen Throne, doch am Abend erklärte ihm Herzog Alba, er sei Gefangener des Kaisers. Entrüstet machten die beiden Kurfürsten bei Karl V. die ernstesten Vorstellungen, er wies sie aber ab. c) Stellung Karls V. Jetzt lag weitaus der größte Teil Deutschlands zu den Füßen des Kaisers, nur der Norden hatte das Banner des Protestantismus aufrecht gehalten. Triumphierend, die beiden fürstlichen Gefangenen mit sich schleppend und das Land mit *) Friedrich Ii., der Sanftmütige, Kurfürst von Sachsen, aus dem Hause Wettin, hatte 2 Söhne, Ernst und Albert, welche als Knaben im Jahre 1455 von Kunz von Kauffungen ans dem Schlosse zu Altenburg geraubt wurden. Von dmen stammen die beiden Linien, die ältere, die Kurlinie, die ernestnnsche, welche in Ldltten-berg, die jüngere albertinische, welche in Leipzig und Dresden residierte. Von der albertinischen Linie stammen die Könige von Sachsen ab, von der ernesnmschen die Häuser von Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Kobnrg-Gotha, Sach>en-Memmgen-Hildburghausen und Sachsen-Altenburg.

9. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 332

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
332 Zustände des deutschen Volkes Herr Vater" und „Ew. Gnaden" oder Ew. Liebden" an. Selbst wenn Fürstinnen an ihre Söhne schrieben, wurde neben der Anrede „Freundlicher und vielgeliebter Sohn" der Titel „Hochgeborner Fürst" und die Formel „Ew. Liebden" nicht vergessen. Mit Verwandtschaftstiteln waren die Fürstinnen gegeneinander sehr freigebig. Am allgemeinsten bedienten sie sich gegenseitig der Benennung „Muhme," jedoch selten allein, gewöhnlich folgten dem Titel „Hochgeborne Fürstin" noch die Benennungen „freundliche, vielgeliebte Muhme und Schwester." Inmitten solch einfacher Verhältnisse, wo die Fürsten noch von ihren Frauen als ihren „Wirtinnen" redeten, wuchsen unter Leitung der Mutter und der Hofmeisterin im sogenannten „Frauenzimmer" die fürstlichen Kinder auf. Während der junge Prinz bald der Pflege der Mutter entnommen und der Führung und Belehrung eines Hofmeisters übergeben ward, schweigend den Verhandlungen über Staatsangelegenheiten zuhören und fleißig in den Schreibstuben der fürstlichen Räte mitarbeiten mußte, um die Kunst des Regierens von unten auf zu lernen und nach seiner Lehrzeit sich auf Reisen begab, reifte das Fräulein zur „ehr- und tugendreichen Jungfrau" in der weiblichen Umgebung heran, ohne daß an eine gründliche Unterweisung in allerlei Kunst und Wissenschaft gedacht ward. Lesen, Schreiben und Religion, dazu etwas Geographie, deutsche Sprache und etwas Latein waren die einziger: Gegenstände des Unterrichts. Unter Leitung der Mutter und der Hofmeisterin, der Obervorsteherin der Hofjungfrauen, wuchs im sogenannten Frauenzimmer das fürstliche Fräulein heran. Zu Hofmeisterinnen wählte man die ausgezeichnetsten vom Adel. Die Verheiratung machte töchterreichen Fürstinnen oft viel Sorgen und Schwierigkeiten, die durch die Religionsspaltung noch gesteigert wurden. Heiraten zwischen katholischen und protestantischen Höfen fanden damals selten statt. Sehr schlimm waren die früher in Klöstern versorgten und nachher durch die kirchlichen Umwälzungen wieder zur Freiheit gelangten Prinzessinnen daran. Sehr sorgfältig ging man bei Festsetzung des Heiratsgutes zu Werke, worüber beiderseitig bestellte Räte oft lange Verhandlungen pflogen. An den künftigen Gemahl wurde ein gewisses Heiratsgut als bleibendes Kapital gezahlt, der seiner Gemahlin dagegen einen ländlichen Besitz verschrieb, aus dem sie einen bestimmten Ertrag an Geld und Naturalien für ihre Bedürfnisse und ihren eignen Hofstaat bezog und wo sie als Witwe ihren Witwensitz nehmen konnte. Die Morgengabe bestimmte der Fürst für seine künftige Gemahlin selbst. Sie

10. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 579

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
Die Zeit der staatlichen Umwälzungen. 579 Iii. Das Ende der französischen Revolution und der Republik durch Napoleon Honaparte. 1. Napoleons Lehrjahre (1769—1788*). Napoleon war am 15. August 1769 zu Ajaccio als der Sohn eines Advokaten geboren. Eigensinnig und starrköpfig, machte der Knabe seiner Umgebung viel zu schaffen. „Ich war," erzählte er selbst in seinen letzten Tagen, „eigenwillig und starrsinnig, nichts imponierte mir, nichts brachte mich aus der Fassung, ich hatte vor niemandem Furcht. Den einen schlug ich, den andern kratzte ich, alle fürchteten mich. Mein Bruder Joseph war es, mit dem ich zumeist zu thun hatte; er ward geschlagen, gebissen, gescholten. Oft beklagte ich, daß er sich nicht rasch genug erholte." In einer Mädchenschule des Städtchens lernte er das Notdürftigste aus seiner Muttersprache. In dem unbändigen Wesen des Knaben mochte der Vater dessen Anlagen für den militärischen Beruf entdeckt haben. Er bat um eine Freistelle für ihn in einer der königlichen Anstalten, in welchen die Söhne des französischen Adels für die Offizier-lanfbahn vorgebildet wurden, und dem Ersuchen wurde willfahret. Nachdem Napoleon mit seinem Bruder Joseph kurze Zeit eine französische Schule besucht, um das nötige Französisch zu lernen, wurde er in die Liste der Zöglinge von B r i e n n e (April 1779) eingetragen. Es war nun entschieden, er wurde Soldat. Die fünf Jahre, die er hier zubrachte, waren für den jungen Korsen keine freudvolle Zeit. Napoleon war nicht geartet, sich an Genossen anzuschließen. Sein herrisches, trotziges Wesen brachte ihn bald in Gegensatz zu den hochmütigen Söhnen des französischen alten Adels, die mit ihm in Brienne zusammen waren. Einer seiner Mitschüler erzählt von dem Aufenthalt in der Militärschule: „Finster, ja sogar wild, fast immer verschlossen war er, als wenn er eben aus der Wildnis gekommen wäre und erstaunt und mißtrauisch die ersten Eindrücke von feinen Mitmenschen empfinge. Er war ein Feind aller Spiele, überhaupt jedes kindlichen Vergnügens. In einem ihm zugewiesenen Teile des Gartens studierte und brütete er, und wehe dem, der ungerufen herantrat. Eines Abends explodierte bei Gelegenheit eines Feuerwerks, welches die übrigen Knaben abbrannten, ein Pulverkästchen. Bestürzt stob die Schar auseinander, und einzelne flüchteten über Napoleons Zaun. Da lief dieser im Zorn herbei und hieb mit einer Hacke auf die Fliehenden ein." Natürlich fand ein solcher Knabe keinen Freund unter seinen Schulgenossen. Fühlte sich Napoleon schon durch die Überhebung feiner Mitschüler verletzt, so kam noch der ihn tief demütigende Umstand hinzu, daß er wenig Taschengeld bekam. Deshalb bat er seinen Vater, ihn von Brienne fortzunehmen, ja, wenn es sein müsse, lieber ein Handwerk erlernen zu lassen, als ihn zu zwingen, noch länger seine Armut zur Schau zu tragen. „Ich bin es müde," schreibt er, „meine Dürftigkeit auszulegen und über dieselbe unverschämte Knaben spotten zu sehen, die mir nur durch ihr Vermögen überlegen sind, an edlen Empfindungen aber bergetief unter mir stehen. Wie, Herr, Ihr Sohn soll also fortwährend die Zielscheibe sein für eine Anzahl Lümmel, die, stolz auf die Annehmlichkeiten, welche sie sich verschaffen können, mich beschimpfen, indem sie übet meine Entbehrungen lächeln?" Zur Antwort mußte er erfahren, daß zu Haufe die Mittel fehlten, ihm fein Ansehen wahren zu helfen. Napoleon lernte auf der Militärschule mit Vorliebe Geschichte, Geographie und Mathematik, dagegen waren die Sprachen feine schwache Seite. *) Nach August Fournier: Napoleon I. Leipzig 1886. 37*
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