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1. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 90

1865 - Eisleben : Reichardt
90 Kaaba, nimmt sich seiner an. Handelsreisen. Wittwe Kadidscha. Neue Religion Islam, d. i. gläubige Erge- bung; die Anhänger Moslemin, d. i. Gläubige. „Es gibt nur Einen Gott, und Muhamed ist sein Prophetbo) Am 15. Juli 622 Flucht von Mecka nach Medina (Hedschra, mohamedanische Zeitrechnung«. 66lj Erobe- rung von Mecka, 63! Angriff gegen das byzantini- sche Reich, 632 Tod Muhameds, sein Grab in Medina. Der Koran, d. i. Schrift. Sekten der Schiiten (Aliten) und Snuiten. Die ersten Kalifen (d. i. Statthalter) waren A-bu Be kr (Schwiegervater des Propheten) und Omar. Die- ser eroberte Palästina, Syrien und Persien, wäh- rend sein Feldherr A m r u A e g y p t e n unterwarf, ä) Bald wurde auch Afrika's Nordküste erobert. 711 Tarik setzt nach Spanien über,,wo ein maurisches Reich gegründet wird. Gibraltar — Gebet al Tarik, d. i. Fels des Tarik. Der Westgothenkönig Roderich verliert die «L-chlacht bei Lerez de la Frontera, Mnsa vollendet die Erobe- rung Spaniens. Nur in den astliri scheu Gebirgen be- hauptet sich ein kleines westgothisches Reich. Lon hier ans kämpften die Christen fortwährend gegen die Mauren und entrissen ihnen eine Provinz nach der andern e); aber erst 1492 ging die letzte maurische Besitzung, Granada, an Ferdinand den Katholischen verloren. 732 Karl Martell schlägt die Araber bei Poitierö. Dagobert 1. beherrschte eine Zeit lang das ganze fränkische Reich, überließ aber die Regierung (622) dem Major dornus Pipin von Landen. Nach ihm theilte sich wieder das Reich in Austrasien, Neustrien und Burgund. Sein Enkel Pi Pin von Heristal ward (687) durch den Sieg bei Testri Major dornus über das ganze Reich. Dessen Sohn Karl Martell (d. i. Hammer) befestigte und erweiterte diese Herrschaft, nannte sich dux et prin- ceps Francorum und kämpfte glücklich gegen Friesen, Ale- inannen und Baiern. Als die Araber unter Abderrahman mit 400000 Mann von Spanien aus in Frankreich einsielen, schlug er sie iw c Moses und Jesus betrachtete M. als seine Vorgänger. d) Die angeblich auf Omars Befehl erfolgte Verbrennung der großen Bibliothek zu Alexandria beruht wahrscheinlich auf Sage. e) In diesen Kämpfen zeichnete sich im 11. Jahrhundert Don Rodrigo von Vivar (genannt der Cid) aus.

2. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 38

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
38 Die Zeit des Frankenreichs. hieß Abt. Ihm war jeder Klosterbruder unbedingten Gehorsam schuldig. Zum Zeichen seiner Würde führte er einen einwärts gebogenen Stab. Der Vertreter des Abts war der Prior oder Probst. Weiter gab es unter den Mönchen einen Bruder Kämmerer, einen Bruder Pförtner, einen Bruder Kellermeister. Die Mönche waren bekleidet mit Hemd, Kutte, Überwurf, Strümpfen und gebundenen Schuhen. — Wer ins Kloster eintreten wollte, mußte eine Probezeit durchmachen und am Schluß derselben die Gelübde ablegen. (Gehorsam, Armut, Keuschheit). d) Verkehr des Klosters mit der Umgebung. Die Bewohner des Klosters standen mit der Umgebung in vielfachem Verkehr; in der Not des Lebens fanden die Herren im Kloster Rat und Hülfe, und wenn alles gescheitert war, was sie im Kampf um Besitz und Macht erstrebt hatten, die letzte Zuflucht, endlich in der Klosterkirche ein Grab. Iv. Das Frankenreich unter den Hausmeiern. 1. Die Hausmeier. Während der beständigen Kriege, die die Nachfolger Chlodwigs führten, war die Bedeutung und das Ansehen der Könige mehr und mehr gesunken, dagegen die Macht der Haus-meier, der höchsten Beamten, fortwährend gewachsen. Sie hatten ursprünglich die Aufsicht über das königliche Haus- und Hofwesen, dann auch die Vertretung des Königs im Frieden und im Kriege, endlich auch die Vormundschaft über minderjährige Könige. Dieses Amt wurde zuletzt erblich und der thatkräftige Pippin (der Mittlere) machte sich durch einen Sieg über seine Nebenbuhler zum alleinigen Hausmeier im ganzen Frankenreich. Er nannte sich seitdem „Herzog und Fürst der Frankenwährend er in Wahrheit das Land regierte, führten die Merowinger nur den Titel eines Königs. Auf ihn folgte fein Sohn Karl, welcher in einer mörderischen Schlacht zwischen Tours und Poitiers 732 die Macht der Araber brach. 2. Die Araber bewohnten die Halbinsel Arabien. Sie hatten ursprünglich wahrscheinlich den Glauben an einen Gott, welcher aber allmählich ausartete, so daß im 6. Jahrhundert n. Chr. gegen 300 Götter verehrt wurden. Das Hauptheiligkum war die würfelförmige Kaaba mit dem eingemauerten schwarzen Stein in Mekka. Die Aufgabe, die Kaaba vom Götzendienst zu reinigen, übernahm Mohammed. 571 in Mekka geboren, verlor er früh die Eltern, wurde von seinem Oheim erzogen und viel auf Handelsreisen mitgenommen, auf welchen

3. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 219

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
bis zu Maximilian I. 219 Xi. Die Regierung Kaiser Maximilians I. 1493—1519. 1. Maximilians Persönlichkeit. Maximilian war eine hohe, breitschulterige Gestalt, blondlockig und blauäugig, voll Adel und Würde; prachtvoll anzuschauen, wenn er in glänzender Silberrüstung auf schnaubendem Rosse seinen Einzug hielt oder als Kriegsherr leuchtenden Auges seine Tapferen führte. Er war eine offene, fröhliche Natur von unverwüstlicher Frische, leutselig, ein geborener Redner, barmherzig gegen Mühselige und Beladene, aber auch ein Meister jeder ritterlichen und männlichen Kunst, ein reisiger Speerbrecher auf dem Schlachtfelde, wie auf dem Turnierplätze, der „letzte Ritter," und ein verwegener Jäger. Ohne Furcht ging er mit dem Speer in die Höhle des Bären und nahm den Kampf mit ihm auf. Am liebsten aber verfolgte er die flüchtigen Gemsen und erkletterte nicht selten dabei die steilsten Felsen. Mit Maximilians Zeit schließt das Mittelalter; Pulver und Blei verdrängten Schild und Lanze; die Turniere hörten auf; eine neue Zeit brach an. Er war der letzte Kaiser, der in den ritterlichen Künsten des Mittelalters erzogen war; daher sein Beiname „der letzte Ritter." Und derselbe Fürst beherrschte wieder mit Leichtigkeit sieben Sprachen, er hatte das größte Interesse für die altdeutsche Heldendichtung. Für seinen und seines Hauses Nachruhm sorgte er durch halb dichterische, halb geschichtliche Darstellungen, die er veranlaßte, leitete und gelegentlich selbst weiterführte; er hegte die lebendigste Teilnahme für die Kunst. Sein Streben war die Wiederherstellung der mittelalterlichen Kaiserherrlichkeit und die künftige Größe seines Hauses. Unter seiner Regierung bildete sich im Reiche eine Einrichtung aus, auf die wir heute bewundernd sehen, das Postwesen. 2. Die ersten Posten. In früheren Zeiten, als es noch keine Posten gab, mußten die Unterthanen die Nachrichten der Fürsten übermitteln, für den Verkehr zwischen den Bistümern, Abteien und Klöstern verwendete man meist Klosterbrüder. Dieselben finden wir fast das ganze Mittelalter hindurch auf der Wanderung begriffen, durch weite Länderstrecken, selbst bis nach Rom, ihre Straße von Ort zu Ort ziehend. Zur Unterhaltung der Boten waren in nnwirtsamen Gegenden oder an Gebirgsübergängen besondere Vorrichtungen getroffen. In der Regel gaben die Klöster den Boten umsonst Herberge und Bewirtung, insbesondere geschah dies bei den Bettelmönchen, die auf ihren fortwährenden Wanderuugen allen Ständen Botendienste leisteten

4. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 328

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
328 Zustände des deutschen Volkes Zustände ™ ^ ^ ^ I. Deutsches Fürstenleben. 1. Das Leben und Treiben an den Höfen. Die Fürsten des 16. Jahrhunderts waren Kinder ihrer Zeit. mit affen Mängeln Schwächen und Thorheiten ihrer Zeit behaftet. Sie teilten die herrschenden Leidenschaften und Ausschweifungen aller Kreise, denn Unmäßigkeit un Essen und Trinken, Schlemmerei und Sittenroheit waren die gewöhnlichen Untugenden, nicht nur des Fürsten, sondern auch des Edelmannes, des Bürgers wie des begüterten Bauern. Das 16. Jahrhundert war eben der Zeitabschnitt in der deutschen Geschichte in welcher am meisten gegessen und getrunken wurde. Die größte Üppigkeit und der höchste Prunk zeigte sich bei Festmählern, mit denen erfreuliche Staatsereignisse oder sonstige öffentliche Veranlassungen gefeiert wurden. Bei einem Gastmahl, das im Jahre 1569 der Rat von Braunschweig dem Herzog Julius zu seiner Thronbesteigung gab, tafelte man vier Stunden, um die elf Gänge einzunehmen, die aufgetragen wurden. An Überraschungen und wunderlichem Luxus fehlte es bei großen Festen und bei Gastmählern selten-z. B. wurde der Wein von Küfern auf einem Wagen in den Saal gezogen; Reiter sprengten herein, welche zu Pferd die Speisen auftrugen; ein feuerspeiender Drache kroch in den Saal und wurde von Landsknechten erschlagen; Athleten, Sänger und Harfenmädchen zeigten vor den Gästen ihre Künste; ans Pasteten flogen Vögel, sprangen Hasen und Eichhörnchen hervor, und wohl gar stieg ein Zwerg heraus welcher höflichst grüßte und verschwand. Als sich Kaiser Karls V. spanische Höflinge bei ihm über die deutsche Trinklust beklagten, bekannte er seine Ohnmacht, gegen dieselbe ebensowenig auszurichten, wie gegen die Rauflust der Spanier. Fürsten von großer Begabung und hoher Bedeutung, wie Moritz von Sachsen, Albrecht V. von Bayern, die Herzöge von Pommern, waren wegen ihrer Leistungsfähigkeit im Trinken geradezu berüchtigt. Aber der allgemeine Aufschwung des geistigen Lebens, den die Reformation erweckt hatte, bemächtigte sich auch der herrschenden Klasse und trieb sie zu einem edlen Wetteifer mit der bürgerlichen an. Die früher weit verbreitete Meinung, daß einem adeligen Mann nicht gezieme, sich mit Büchergelehrsamkeit zu plagen, daß es für einen Fürsten hinreichend fei/ feinen Namen zu schreiben und sein Gebetbuch buchstabieren zu 0200020100013001013030780101713100

5. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 448

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
448 Zustände im deutschen Reich die sie an Schlesien und die Lausitz knüpften, warb sie im deutschen Adel allenthalben sür die Spenersche Richtung. Neben Benigna von Solms waren es insbesondere noch zwei Frauen, die im Sinne Speners um Verinnerlichung des Lebens und um Läuterung der Sitten bemüht waren. Die eine dieser Frauen, eine Jugendfreundin der Gräfin, Henriette Katharina, geborene von Friesen, später Gemahlin des Freiherrn von Gersdorf in der Lausitz, setzte sich ein Unternehmen vor, welches wahrhaft bewundernswert ist. Mitten in der Zuchtlosigkeit des Dresdener Hofes, der seine Muster Versailles und Paris in Schatten stellte, unternahm es die glaubensmutige Frau, die Saat der Frömmigkeit zu säen und ein auserlesenes Häuflein um sich zu scharen, als der Adel Sachsens ringsum in Prunksucht, in Verschwendung und Liederlichkeit zugrunde ging. Henriette Katharina gab Zinzendors, der als ihr Enkel bei ihr erzogen wurde, jene Geistesrichtung, aus der die Anstalten von Ber-thelsdorf und Herrnhut erblühten. Die andere von Benignas Herzensfreundinnen und Mitarbeiterinnen war die Reichsgräfin Christina von Stolberg-Geldern. Spener sagte, daß er 23 Jahre lang mit dieser Frau in gesegneter Verbindung gestanden habe. Auch in den Familien der benachbarten Grafen von Wittgenstein und Isenburg zeigte sich der Spenersche Geist. In Hessen-Darmftadt fand die pietistische Richtung an der Landgräfin Elisabeth Dorothea eine Beschützerin, obwohl ihr Gemahl die Abhaltungen von pietistischen Versammlungen verbot und einige Geistliche und Beamte absetzte, die denselben das Wort redeten; als aber die Landgräfin nach dem Tode ihres Mannes die Regentschaft für ihren Sohn führte, änderte sich das Verhältnis, der Pietismus fand an dem Hofe zu Darmstadt Vertreter. Wir gedenken aber auch der Bestrebungen in der katholischen Kirche, die in Beziehung auf kirchliches Leben einen neuen Aufschwung genommen hatte. Im Laufe der Zeit waren seit der Reformation eine ganze Reihe neuer Orden entstanden, deren Aufgabe es war, im Interesse ihrer Kirche zu wirken oder christliche Liebesthätigkeit zu erweisen. Uns sollen nur die weiblichen Orden beschäftigen, die allerdings alle auf fremdem Boden entstanden sind, welche aber auch in Deutschland Aufnahme und Verbreitung gefunden haben. Der Orden der Urfulinerinnen war von der Italienerin Angela Merici, — nach ihrem späteren Aufenthaltsort Brescia auch Angela von Brescia genannt, — gegründet worden. Im Jahre 1535

6. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 449

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
zur Zeit des Großen Kurfürsten. 44d verband sie sich mit 12 Gefährtinnen zur Gründung einer dem Dienste christlicher Liebe und kirchlichen Lebens gewidmeten Gemeinschaft frommer Frauen. Die Vereinigung wurde der heiligen Ursula geweiht; sie forderte kein bindendes Gelübde und sollte nach dem Wunsche der Stifterin eine nicht streng klösterlich geordnete Schwesterschaft bilden, die sich mit Verrichtung gewisser häuslicher und kirchlicher Andachtsübungen, mit dem Unterricht der weiblichen Jugend, mit der leiblichen und geistigen Pflege der Kranken zunächst in der Stadt Brescia und deren Umgebung beschäftige» sollte. Später verbreitete sich dieser Orden besonders in Frankreich, aber auch in Deutschland; er hatte Klöster zu Erfurt, Breslau, Bremen, Graz, Innsbruck und in vielen anderen deutschen Städten. Zur Zeit seiner höchsten Blüte, nach 1700, zählte der Orden 350 Klöster. Von gleicher Bedeutung wurde der Orden der barmherzigen Schwestern, den Vincenz von Paula in Verbindung mit der ebenso menschenfreundlich gesinnten Frau Louise de Gras 1634 gegründet hatte. Die Ausgabe dieses Ordens hat Vincenz in seiner Anweisung bezeichnet' „Euere Klöster sind die Häuser der Kranken, euere Zellen gemietete Stuben, euere Korridore die Häuser der Stadt und die Säle der Krankenhäuser, euere Einsamkeit ist der Gehorsam, euer Sprach-gitter die Gottesfurcht, und euer einziger Schleier eine strenge und heilige Bescheidenheit." Seine Hauptaufgabe bestand in der Pflege der Kranken, auch der ekelhaftesten und gefährlichsten, in Nachtwachen an Kranken- und Sterbebetten. Die Eintretenden wurden strengen Proben unterworfen, bis sie nach fünf Jahren, wenn sie alle Proben bestanden, nirgends Furcht und Ekel gezeigt und auch die härtesten Arbeiten verrichtet hatten, als Schwestern aufgenommen wurden. Gar bald erfreute sich der Orden allgemeiner Anerkennung und Hochachtung, ihm schlossen sich Frauen aus den vornehmsten und angesehensten Familien an. Auch in Deutschland erwarb er sich große Gunst; in den meisten größeren katholischen Städten fanden sich Anstalten desselben. Die Novizen erhielten einen sehr gründlichen und ausführlichen Religionsunterricht, damit ihnen der christliche Glaube eine kräftige Stütze auf ihrer schweren Laufbahn war und sie auch den Kranken Trost und Mut einsprechen konnten. Auch wurden sie angeleitet, die Kinder im Schreiben, Lesen und Rechnen zu unterrichten, weil unter Umständen auch das Unterrichten zu ihrer Aufgabe gehörte. Weiter Roßbach, Hülssbuch rc. 29

7. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 394

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
394 Brandenburgisch-preußische Vorgeschichte Joachim Ii. hatte sich als Kurprinz in einem Türkenkriege durch Tapferkeit hervorgethan und deshalb den Beinamen Hektor erhallen, als Fürst aber wür er friedliebend. 1537 schloß er mit dem schlesischen Herzog Friedrich von Liegnitz, Brieg und Wohlau den Erbverbrüder-ungsvertrag, wonach seinem Hause die Anwartschaft auf diese Gebiete zustand, wenn jenes Fürstengeschlecht in männlicher Linie ausstürbe. Recht und Gesetz fanden in Joachim Ii. einen thatkräftigen Beschützer, und so gediehen im Schutz des Friedens Gewerbe und Handel immer mehr, aber der Wohlstand verleitete -viele Bürger zur Verschwendung und ihr Landesherr ging vergeblich mit strengen Bestimmungen dagegen vor. Denn er selbst gab das Beispiel dazu. Prachtbauten, Prunkfeste, glänzende Turniere und Jagden, reiche Geschenke an seine Diener und Freundinnen verschlangen große Summen. Um seine leeren Kassen zu füllen, nahm er die Juden gegen bestimmte Abgaben wieder in sein Land auf, machte den Juden Lippold zu seinem Münzmeister, der minderwertige Münzen prägte, die aber den vollen Geldwert haben sollten. Wenn aber alles nichts half, dann wandte sich Joachim Ii. an die Landstände, die neues Geld gegen das Versprechen bewilligten, daß er keine wichtige Sache ohne ihren Rat und ihre Zustimmung ausführen lassen wollte. Während Joachim nicht unerhebliche Schulden machte, war sein Bruder Johann ein besserer Haushalter und auf die Hebung der öffentlichen Wohlfahrt bedacht. Durch Anlage von Landstraßen, Brückenbauten und Wasserleitungen suchte er Handel und Verkehr in seinem Lande zu heben. Ebenso fanden Ackerbau und Gewerbe unter seiner Regierung alle möglichen Begünstigungen. Er war der erste von allen Herrschern der märkischen Lande, der durch Aufbewahrung des Getreidevorrats in gesegneten Jahren den Bedürfnissen in Zeiten der Not und des Mißwachses abzuhelfen suchte; das Volk nannte ihn darum auch „Vater der Armen." Beide Brüder starben fast zu gleicher Zeit (im Januar 1571), und seitdem sind die Marken nicht wieder getrennt worden. 4. Johann Georg 1571—1598. Dieser Kurfürst war fast nach allen Seiten das Gegenteil von seinem Vater. War dieser heiter, wohlwollend und freigebig gewesen, so war Johann Georg ebenso ernst, kalt und sparsam. Er begann damit, daß er die Günstlinge seines Vaters, denen er dessen Verschwendung schuld gab, hart bestrafte. Die Juden wurden wieder des Landes verwiesen, und der Münzmeister Lippold kam unter die Anklage der Zauberei, die mit

8. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 406

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
406 Die Zeit der unumschränkten Fürstengewalt. Schwester Luise Charlotte nach der Festung Küstrin gebracht, wo er dann jahrelang blieb. Als elfjähriger Knabe sah er seinen Oheim, den König Gustav Adolf, als derselbe auf dem Zuge nach Magdeburg sich den Durchmarsch durch die Marken erzwang. Bald nach dieser Begegnung mit Gustav Adolf verließ der Kurprinz um das Jahr 1631 Küstrin und verweilte längere Zeit am Hofe des letzten Herzogs von Pommern Bogislaw Xiv. zu Stettin. Von hier aus machte er oft Ausflüge nach Wolgast, wo damals seine Tante, die Königin von Schweden, weilte. Hier war es, wo der dreizehnjährige Kurprinz im Frühjahr 1633 mit seinen Eltern an der Leiche des bei Lützen gefallenen Schwedenkönigs stand. Mit seinem Vater folgte er dem Sarge des königlichen Helden, als derselbe im feierlichen Trauerzuge auf das schwedische Staatsschiff geleitet wurde, welches die Leiche heimwärts führte. Nach kurzem Aufenthalt in Berlin trat Friedrich Wilhelm, von seinen Erziehern begleitet, eine Reise nach den Niederlanden an, um hier zu seiner weiteren Ausbildung teils auf der Hochschule zu Leyden, teils in Arnheim und im Haag, der holländischen Residenz, mehrere Jahre zu verweilen. Dieser Aufenthalt ist für die ganze Lebensrichtung des jungen Fürsten von entscheidender Bedeutung geworden. Hier lernte er weise und kräftige Staatsmänner kennen; Handel und Gewerbe, Künste und Wissenschaften waren hier zu einer Blüte gelangt, wie man sie damals in keinem andern Lande kannte. Unter der Anleitung des ihm verwandten Statthalters des Landes, Friedrich Heinrich von Dranien, lernte er die Bedingungen und Aufgaben eines blühenden Staatswesens kennen, die ihm für seine eigene spätere Regierung vorbildlich gewesen sind. Als sich der Prinz eine Zeitlang in der holländischen Residenz Haag aufhielt, fand er dort bald gute Freunde. Es waren unter ihnen aber auch manche recht leichtsinnige Gesellen, welche ihn in ihr lockeres, leichtfertiges Leben hineinzuziehen suchten. Aber der Prinz war gegen die Versuchungen standhaft, verließ den Haag und begab sich in das Feldlager des Prinzen von Dranien, der ihn wegen seiner bewiesenen Charakterfestigkeit belobte. Nachdem Kurprinz Friedrich Wilhelm im Jahre 1638 von diesem holländischen Aufenthalt in die Heimat zurückgekehrt war, wurde er schon wenige Jahre darauf durch den plötzlichen Tod seines Vaters, der am 1. Dezember 1640 zu Königsberg gestorben war, zur Regierung berufen. 2. Zustände in den hohenzollernschen Staaten bei seinem Ne-

9. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 329

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
im Reformationszeitalter. 329 können, wenn er nur in ritterlichen Künsten wohlgeübt sei, begann nach und nach ihre Geltung zu verlieren. Junge Prinzen und Edelleute strömten auf die neuaufblühenden Schulen und Hochschulen und suchten nicht bloß die für ihren nächsten Beruf notwendigen Kenntnisse, sondern auch möglichst viel Grundlagen einer allgemeinen Bildung zu erwerben. War doch der junge Moritz von Hessen so gut unterrichtet, daß er in seinem fünfzehnten Jahre eine öffentliche Prüfung vor den Professoren in Marburg im Lateinischen, Griechischen und Hebräischen, in Poesie, Geschichte, Philosophie und in allen Gebieten der Theologie mit großer Auszeichnung bestand. Auch der älteste Sohn des Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen lernte die Bibel in der Ursprache lesen und hielt schon bei seinem vierzehnten Jahre beim Eintritt in die Universität Wittenberg vor seinem Vater und den Professoren, worunter auch Luther war, eine lateinische Rede. Der Kurfürst wollte seine Söhne in der lateinischen Sprache um so mehr bewandert wissen, als er selbst, wie er sagte, auf den Reichstagen und sonst viel Geld darum gegeben hätte, wenn er sie verstanden. Auch fing man an, fremde Länder zu besuchen, um sich die welt- und staatsmännische Ausbildung zu erwerben. Zu damaliger Zeit reisten die jungen Prinzen nach den Niederlanden oder nach Italien und Frankreich, um Kenntnisse zu sammeln, den Charakter zu bildeu und den Geschmack zu veredeln. Ihr Reiseaufwand und ihre Lebensweise war mäßig, die Zahl ihrer Begleiter und Diener gering, ihr Auftreten einfach und bescheiden. Man pflegte wohl einem jungen Herrn vom Stande, „wenn er groß und bengelhaft geworden," mit einem reisigen Knecht aus Reisen zu senden und ihm für den Aufwand eines ganzen Jahres nicht mehr als 100 Thaler mitzugeben. An manchen Höfen hielt man an der Einfachheit der Lebensweise unverändert fest. Die Herzöge von Schlesien ließen noch immer, der alten Sitte ihres Hofes getreu, die Unterthanen an den Ergötzungen des Hofes teilnehmen, baten die Bürger ihrer Residenz aufs Schloß, besuchten die Feste der Stadt und tanzten lustig mit den Frauen und Töchtern der Ratsherren. Der Herzog Heinrich Julius von Braunschweig gab jeden Sonnabend öffentliche Audienz, wo der geringste seiner Unterthanen seine Wünsche und Beschwerden anbringen konnte. Der Kurfürst Friedrich der Fromme von der Pfalz, ein fertiger Lateiner und ein Meister im Französischen, lebte mit seiner Gemahlin geradezu in Dürftigkeit. Als er einst sein Gesinde mit nach Frankfurt genommen hatte, waren der Kurfürstin nur noch

10. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 332

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
332 Zustände des deutschen Volkes Herr Vater" und „Ew. Gnaden" oder Ew. Liebden" an. Selbst wenn Fürstinnen an ihre Söhne schrieben, wurde neben der Anrede „Freundlicher und vielgeliebter Sohn" der Titel „Hochgeborner Fürst" und die Formel „Ew. Liebden" nicht vergessen. Mit Verwandtschaftstiteln waren die Fürstinnen gegeneinander sehr freigebig. Am allgemeinsten bedienten sie sich gegenseitig der Benennung „Muhme," jedoch selten allein, gewöhnlich folgten dem Titel „Hochgeborne Fürstin" noch die Benennungen „freundliche, vielgeliebte Muhme und Schwester." Inmitten solch einfacher Verhältnisse, wo die Fürsten noch von ihren Frauen als ihren „Wirtinnen" redeten, wuchsen unter Leitung der Mutter und der Hofmeisterin im sogenannten „Frauenzimmer" die fürstlichen Kinder auf. Während der junge Prinz bald der Pflege der Mutter entnommen und der Führung und Belehrung eines Hofmeisters übergeben ward, schweigend den Verhandlungen über Staatsangelegenheiten zuhören und fleißig in den Schreibstuben der fürstlichen Räte mitarbeiten mußte, um die Kunst des Regierens von unten auf zu lernen und nach seiner Lehrzeit sich auf Reisen begab, reifte das Fräulein zur „ehr- und tugendreichen Jungfrau" in der weiblichen Umgebung heran, ohne daß an eine gründliche Unterweisung in allerlei Kunst und Wissenschaft gedacht ward. Lesen, Schreiben und Religion, dazu etwas Geographie, deutsche Sprache und etwas Latein waren die einziger: Gegenstände des Unterrichts. Unter Leitung der Mutter und der Hofmeisterin, der Obervorsteherin der Hofjungfrauen, wuchs im sogenannten Frauenzimmer das fürstliche Fräulein heran. Zu Hofmeisterinnen wählte man die ausgezeichnetsten vom Adel. Die Verheiratung machte töchterreichen Fürstinnen oft viel Sorgen und Schwierigkeiten, die durch die Religionsspaltung noch gesteigert wurden. Heiraten zwischen katholischen und protestantischen Höfen fanden damals selten statt. Sehr schlimm waren die früher in Klöstern versorgten und nachher durch die kirchlichen Umwälzungen wieder zur Freiheit gelangten Prinzessinnen daran. Sehr sorgfältig ging man bei Festsetzung des Heiratsgutes zu Werke, worüber beiderseitig bestellte Räte oft lange Verhandlungen pflogen. An den künftigen Gemahl wurde ein gewisses Heiratsgut als bleibendes Kapital gezahlt, der seiner Gemahlin dagegen einen ländlichen Besitz verschrieb, aus dem sie einen bestimmten Ertrag an Geld und Naturalien für ihre Bedürfnisse und ihren eignen Hofstaat bezog und wo sie als Witwe ihren Witwensitz nehmen konnte. Die Morgengabe bestimmte der Fürst für seine künftige Gemahlin selbst. Sie
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