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1. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 90

1865 - Eisleben : Reichardt
90 Kaaba, nimmt sich seiner an. Handelsreisen. Wittwe Kadidscha. Neue Religion Islam, d. i. gläubige Erge- bung; die Anhänger Moslemin, d. i. Gläubige. „Es gibt nur Einen Gott, und Muhamed ist sein Prophetbo) Am 15. Juli 622 Flucht von Mecka nach Medina (Hedschra, mohamedanische Zeitrechnung«. 66lj Erobe- rung von Mecka, 63! Angriff gegen das byzantini- sche Reich, 632 Tod Muhameds, sein Grab in Medina. Der Koran, d. i. Schrift. Sekten der Schiiten (Aliten) und Snuiten. Die ersten Kalifen (d. i. Statthalter) waren A-bu Be kr (Schwiegervater des Propheten) und Omar. Die- ser eroberte Palästina, Syrien und Persien, wäh- rend sein Feldherr A m r u A e g y p t e n unterwarf, ä) Bald wurde auch Afrika's Nordküste erobert. 711 Tarik setzt nach Spanien über,,wo ein maurisches Reich gegründet wird. Gibraltar — Gebet al Tarik, d. i. Fels des Tarik. Der Westgothenkönig Roderich verliert die «L-chlacht bei Lerez de la Frontera, Mnsa vollendet die Erobe- rung Spaniens. Nur in den astliri scheu Gebirgen be- hauptet sich ein kleines westgothisches Reich. Lon hier ans kämpften die Christen fortwährend gegen die Mauren und entrissen ihnen eine Provinz nach der andern e); aber erst 1492 ging die letzte maurische Besitzung, Granada, an Ferdinand den Katholischen verloren. 732 Karl Martell schlägt die Araber bei Poitierö. Dagobert 1. beherrschte eine Zeit lang das ganze fränkische Reich, überließ aber die Regierung (622) dem Major dornus Pipin von Landen. Nach ihm theilte sich wieder das Reich in Austrasien, Neustrien und Burgund. Sein Enkel Pi Pin von Heristal ward (687) durch den Sieg bei Testri Major dornus über das ganze Reich. Dessen Sohn Karl Martell (d. i. Hammer) befestigte und erweiterte diese Herrschaft, nannte sich dux et prin- ceps Francorum und kämpfte glücklich gegen Friesen, Ale- inannen und Baiern. Als die Araber unter Abderrahman mit 400000 Mann von Spanien aus in Frankreich einsielen, schlug er sie iw c Moses und Jesus betrachtete M. als seine Vorgänger. d) Die angeblich auf Omars Befehl erfolgte Verbrennung der großen Bibliothek zu Alexandria beruht wahrscheinlich auf Sage. e) In diesen Kämpfen zeichnete sich im 11. Jahrhundert Don Rodrigo von Vivar (genannt der Cid) aus.

2. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 33

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
Die Zeit des Frankenreichs. 33 Feld zog und dort pflügte und säete, Korn schnitt und auflud oder drosch, oder gar mit dem Beile Bäume fällte, so machte das auf die Franken Eindruck. Dazu waren diese Priester unaufhörlich bemüht, Not und Elend der Armen zu lindern. In ihren Herbergen und Krankenhäusern fanden die zahlreichen Armen immer eine offene Speise-und Ruhestätte. Wenn irgend ein kirchlicher Festtag oder nur ein Sonntag war, so erhielten sie zu der gewöhnlichen Gabe noch ein besseres Gericht oder eine Spende an Wein. Die Priester pflegten die Kranken, mochte die Krankheit noch so gefährlich sein. Die Franken sahen jetzt Menschen, die nichts von dem begehrten, was ihnen als Vorzug erschien; keiner von ihnen führte eine Waffe, keiner verlangte kostbare Speisen und Getränke, Fasten und harte Arbeit würzte ihnen allein das Leben. Und so kam es, daß man in den Bekehrern etwas Außergewöhnliches erblickte, und es dauerte nicht lange, so gingen auch ans der Mitte der Franken Bischöfe. Priester und Einsiedler hervor. Ja selbst eine fränkische Königin trat in ein Kloster. Radegundis, eine thüringische Königstochter, Gemahlin des Königs Chlothar, verließ denselben, da an seinen Händen das Blut ihres Bruders klebte; keine Gewalt konnte sie aus dem Kloster bringen. Aus ihrer stillen Zelle schrieb sie Briefe an ihren Gemahl, an feinen Bruder und Neffen, später an ihre vier Stiefsöhne, die Chlothars Reich nach seinem Tode teilten, an alle Glieder der königlichen Familie, an die Frauen der Könige und ihrer Söhne, an den hohen Adel des Landes; und alle diese wilden und trotzigen Herzen wurden von ihr zum Frieden und zur christlichen Liebe um Gottes willen ermahnt. Sie betete für sie alle, in gleicher Gesinnung für alle die Lenker des fränkischen Volkes. Sie war das hohe Vorbild, dem andere nachstrebten; aus den vornehmsten Ständen weihten sich Jungfrauen oder edle Frauen nach einer heiligen Ehe mit einem vornehmen Manne dem Kloster; ganze Familien folgten nach, und so wuchs die Zahl der Mönche und Nonnen fränkischen Stammes in erstaunlicher Weise. Aber schon kurze Zeit nach der Bekehrung wurden allmählich immer mehr Klagen über das sündhafte Treiben gerade derer laut, die eben erst Christi Namen bekannt hatten. Es bauerte lange Zeit, bis die Franken ihr früheres Heidentum überwunben hatten. 2. Die Bekehrung der Alamannen. Den ostrheinifchen Deutschen würde das Christentum nicht von den römischen Geistlichen, sonbern von schlichten Mönchen aus Jrlanb gebracht. (Sol um bet, der erst im Frankenreiche, besonders bei den Westgoten, zu wirken gesucht hatte, Roßbach, Hülfsbuch rc. Z

3. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 202

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
202 Zustände unseres Volkes von der Zeit Konrads I. schrieb sie ein großes Werk in lateinischer Sprache, welches das Wissens-. werte aus der Philosophie, Erdgeschichte, Erdkunde, Sternkunde, Reli-gions- und Weltgeschichte, sowie aus der Kunstgeschichte enthielt. Besonderen Wert hat das Buch durch die beigegebenen Malereien. Daß die Kenntnis der lateinischen Sprache, wenigstens bei den Klosterfrauen, nichts ganz Seltenes war, sehen wir auch aus den lateinischen, für Frauen bestimmten Gebeten des 12. und 13. Jahrhunderts, sowie aus der Einmischung lateinischer Worte und Verse in die deutschen geistlichen Lieder dieser Zeit. 3. Beschäftigung der Mädchen und Frauen. Mit großer Sorgfalt geschah die Unterweisung der Mädchen im Haushalte und in den häuslichen Arbeiten. Die Mutter gab denselben Anleitung zu weiblichen Handarbeiten, zum Spinnen, Weben, Schneidern, Sticken, worin manche vornehme Dame eine Meisterin war. Dergleichen Arbeiten kamen den Frauen aller Stände zu. 816 empfahl die Kirchenversammlung zu Aachen den Nonnen das Spinnen und Weben als den besten Zeitvertreib, und so wurde dasselbe in den Nonnenklöstern eine gewöhnliche Beschäftigung, teils zum Vergnügen, teils zum Erwerb. Im Zuschneiden der männlichen und weiblichen Kleidung besaßen auch die Frauen höherer Stände große Fertigkeit. So wird von dem König Frodi von Dänemark erzählt, er sei wegen seiner und feiner Leute Kleidung in nicht geringe Verlegenheit gekommen, als seine Tochter mit anderen Frauen den Hof verlassen habe. Besondere Sorgfalt wurde auf die Naht verwandt, die, wenn sie recht war, so fein sein mußte, daß man sie nicht sehen konnte. Vornehme und reiche Frauen brachten ihre freie Zeit am Stickrahmen zu. Sie wirkten seidene Bänder und Borten, welche sie dann, mit Gold und Edelstein besetzt, auf die Kleidung, die Decken und den Kopfputz aufnähten. Sie stickten mit Gold und Silber, Seide und Steinen Buchstaben und allerlei Bilder aus der Heiligen- und Profangeschichte. Namentlich waren die Ecken der Kleider und der Pferdedecken mit Borten eingefaßt und mit Buchstaben verziert, die oft den Wahlspruch des Ritters enthielten; auch fand sich dieser Schmuck an der Kopfbedeckung der Männer und Frauen. Die dichterische Beschreibung der Haube eines jungen Bauern um das Jahr 1140 erläutert uns das wie folgt: „In der Mitte zieht sich ein Streif hin, der mit Vögeln bedeckt ist. Auf der rechten Hälfte ist die Belagerung und Zerstörung Trojas, sowie der Aeneas

4. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 263

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
bis zum Schlüsse des Mittelalters. 263 in die unbekannte Welt hinaus, um in den lateinischen Schulen zu lernen. Ost waren sie arm und ohne Kleider und Schuhe. Glücklich war, wer ein Buch geschenkt erhielt und den Text desselben nicht erst mühsam abzuschreiben brauchte. Waren die frommen Stiftungen des Ortes, wo sich eine Schule befand, oder die Mildthätigkeit der Bürger ausgenützt, so zog er weiter, um anderswo sein Heil zu versuchen. Oft trieb ihn der Ruf eines neuen Lehrers oder das Gerücht, das in einer andern Stadt Griechisch oder gar Hebräisch zu lernen sei, in die Ferne, selbst viele Meilen und Tagereisen fort. Dieses Treiben beförderten namentlich die zahlreichen, von frommen Leuten gestifteten Schulstipendien, die meist in wöchentlichen oder auch täglichen Brotausteilungen bestanden. Die Schulhäuser waren wie Klöster mit einer Menge von Zellen für die wandernden Schüler versehen, anderswo gab es eigene Hospize, selbst Privatleute nahmen sie aus Gutherzigkeit oder wie eine Art Hofmeister auf. Wer sich zum Chorgefange verpflichtete, erhielt dafür Geld oder Brot und konnte sich bei Leichenbegängnissen und anderen Gelegenheiten ein Almosen ersingen. Außerdem war auch das Betteln selbst gestattet, weil man sich im Mittelalter und noch lange nachher ein Gewissen daraus machte, dasselbe an und für sich zu verbieten. Wie überall, wo sich Deutsche zusammenfanden, so bildete sich auch unter den fahrenden Schülern eine Art Ordnung aus, der jeder verfiel. Die jüngeren Schüler, Schützen genannt, weil sie den Bauern die Hühner wegschössen (= stahlen), waren, wie die Lehrlinge den Gesellen, ihren älteren Genossen, den Bacchanten, zu allen, auch den niedrigsten Diensten verpflichtet. Übernahmen diese es, ihnen das, was sie selbst auf der Schule gelernt hatten, beizubringen, so mußten sie wieder für ihre Lehrmeister betteln und stehlen. Ergriff den Bacchanten die Wanderlust, so folgte ihm sein Schütze als Ernährer; jahrelang schweiften sie so oft von Schule zu Schule; manch einer sank in kürzerer oder längerer Zeit in rohe Liederlichkeit, andere verkamen in Hunger und Siechtum oder folgten der Werbetrommel der Landsknechte. Unter den Tausenden, die sich zur lateinischen Schule drängten, waren nur wenige, die sich durch alle Mißlichkeiten des Lebens zu etwas Bedeutendem emporzuarbeiten vermochten. Die fahrenden Schüler starben trotzdem nicht aus; auch geraume Zeit nach ihnen gab es noch unzählige, die das Geschäft des Bettelns sogar noch methodischer betrieben. Alle, denen Lernen und Zucht nicht gemundet, traten in den

5. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 328

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
328 Zustände des deutschen Volkes Zustände ™ ^ ^ ^ I. Deutsches Fürstenleben. 1. Das Leben und Treiben an den Höfen. Die Fürsten des 16. Jahrhunderts waren Kinder ihrer Zeit. mit affen Mängeln Schwächen und Thorheiten ihrer Zeit behaftet. Sie teilten die herrschenden Leidenschaften und Ausschweifungen aller Kreise, denn Unmäßigkeit un Essen und Trinken, Schlemmerei und Sittenroheit waren die gewöhnlichen Untugenden, nicht nur des Fürsten, sondern auch des Edelmannes, des Bürgers wie des begüterten Bauern. Das 16. Jahrhundert war eben der Zeitabschnitt in der deutschen Geschichte in welcher am meisten gegessen und getrunken wurde. Die größte Üppigkeit und der höchste Prunk zeigte sich bei Festmählern, mit denen erfreuliche Staatsereignisse oder sonstige öffentliche Veranlassungen gefeiert wurden. Bei einem Gastmahl, das im Jahre 1569 der Rat von Braunschweig dem Herzog Julius zu seiner Thronbesteigung gab, tafelte man vier Stunden, um die elf Gänge einzunehmen, die aufgetragen wurden. An Überraschungen und wunderlichem Luxus fehlte es bei großen Festen und bei Gastmählern selten-z. B. wurde der Wein von Küfern auf einem Wagen in den Saal gezogen; Reiter sprengten herein, welche zu Pferd die Speisen auftrugen; ein feuerspeiender Drache kroch in den Saal und wurde von Landsknechten erschlagen; Athleten, Sänger und Harfenmädchen zeigten vor den Gästen ihre Künste; ans Pasteten flogen Vögel, sprangen Hasen und Eichhörnchen hervor, und wohl gar stieg ein Zwerg heraus welcher höflichst grüßte und verschwand. Als sich Kaiser Karls V. spanische Höflinge bei ihm über die deutsche Trinklust beklagten, bekannte er seine Ohnmacht, gegen dieselbe ebensowenig auszurichten, wie gegen die Rauflust der Spanier. Fürsten von großer Begabung und hoher Bedeutung, wie Moritz von Sachsen, Albrecht V. von Bayern, die Herzöge von Pommern, waren wegen ihrer Leistungsfähigkeit im Trinken geradezu berüchtigt. Aber der allgemeine Aufschwung des geistigen Lebens, den die Reformation erweckt hatte, bemächtigte sich auch der herrschenden Klasse und trieb sie zu einem edlen Wetteifer mit der bürgerlichen an. Die früher weit verbreitete Meinung, daß einem adeligen Mann nicht gezieme, sich mit Büchergelehrsamkeit zu plagen, daß es für einen Fürsten hinreichend fei/ feinen Namen zu schreiben und sein Gebetbuch buchstabieren zu 0200020100013001013030780101713100

6. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 329

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
im Reformationszeitalter. 329 können, wenn er nur in ritterlichen Künsten wohlgeübt sei, begann nach und nach ihre Geltung zu verlieren. Junge Prinzen und Edelleute strömten auf die neuaufblühenden Schulen und Hochschulen und suchten nicht bloß die für ihren nächsten Beruf notwendigen Kenntnisse, sondern auch möglichst viel Grundlagen einer allgemeinen Bildung zu erwerben. War doch der junge Moritz von Hessen so gut unterrichtet, daß er in seinem fünfzehnten Jahre eine öffentliche Prüfung vor den Professoren in Marburg im Lateinischen, Griechischen und Hebräischen, in Poesie, Geschichte, Philosophie und in allen Gebieten der Theologie mit großer Auszeichnung bestand. Auch der älteste Sohn des Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen lernte die Bibel in der Ursprache lesen und hielt schon bei seinem vierzehnten Jahre beim Eintritt in die Universität Wittenberg vor seinem Vater und den Professoren, worunter auch Luther war, eine lateinische Rede. Der Kurfürst wollte seine Söhne in der lateinischen Sprache um so mehr bewandert wissen, als er selbst, wie er sagte, auf den Reichstagen und sonst viel Geld darum gegeben hätte, wenn er sie verstanden. Auch fing man an, fremde Länder zu besuchen, um sich die welt- und staatsmännische Ausbildung zu erwerben. Zu damaliger Zeit reisten die jungen Prinzen nach den Niederlanden oder nach Italien und Frankreich, um Kenntnisse zu sammeln, den Charakter zu bildeu und den Geschmack zu veredeln. Ihr Reiseaufwand und ihre Lebensweise war mäßig, die Zahl ihrer Begleiter und Diener gering, ihr Auftreten einfach und bescheiden. Man pflegte wohl einem jungen Herrn vom Stande, „wenn er groß und bengelhaft geworden," mit einem reisigen Knecht aus Reisen zu senden und ihm für den Aufwand eines ganzen Jahres nicht mehr als 100 Thaler mitzugeben. An manchen Höfen hielt man an der Einfachheit der Lebensweise unverändert fest. Die Herzöge von Schlesien ließen noch immer, der alten Sitte ihres Hofes getreu, die Unterthanen an den Ergötzungen des Hofes teilnehmen, baten die Bürger ihrer Residenz aufs Schloß, besuchten die Feste der Stadt und tanzten lustig mit den Frauen und Töchtern der Ratsherren. Der Herzog Heinrich Julius von Braunschweig gab jeden Sonnabend öffentliche Audienz, wo der geringste seiner Unterthanen seine Wünsche und Beschwerden anbringen konnte. Der Kurfürst Friedrich der Fromme von der Pfalz, ein fertiger Lateiner und ein Meister im Französischen, lebte mit seiner Gemahlin geradezu in Dürftigkeit. Als er einst sein Gesinde mit nach Frankfurt genommen hatte, waren der Kurfürstin nur noch

7. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 332

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
332 Zustände des deutschen Volkes Herr Vater" und „Ew. Gnaden" oder Ew. Liebden" an. Selbst wenn Fürstinnen an ihre Söhne schrieben, wurde neben der Anrede „Freundlicher und vielgeliebter Sohn" der Titel „Hochgeborner Fürst" und die Formel „Ew. Liebden" nicht vergessen. Mit Verwandtschaftstiteln waren die Fürstinnen gegeneinander sehr freigebig. Am allgemeinsten bedienten sie sich gegenseitig der Benennung „Muhme," jedoch selten allein, gewöhnlich folgten dem Titel „Hochgeborne Fürstin" noch die Benennungen „freundliche, vielgeliebte Muhme und Schwester." Inmitten solch einfacher Verhältnisse, wo die Fürsten noch von ihren Frauen als ihren „Wirtinnen" redeten, wuchsen unter Leitung der Mutter und der Hofmeisterin im sogenannten „Frauenzimmer" die fürstlichen Kinder auf. Während der junge Prinz bald der Pflege der Mutter entnommen und der Führung und Belehrung eines Hofmeisters übergeben ward, schweigend den Verhandlungen über Staatsangelegenheiten zuhören und fleißig in den Schreibstuben der fürstlichen Räte mitarbeiten mußte, um die Kunst des Regierens von unten auf zu lernen und nach seiner Lehrzeit sich auf Reisen begab, reifte das Fräulein zur „ehr- und tugendreichen Jungfrau" in der weiblichen Umgebung heran, ohne daß an eine gründliche Unterweisung in allerlei Kunst und Wissenschaft gedacht ward. Lesen, Schreiben und Religion, dazu etwas Geographie, deutsche Sprache und etwas Latein waren die einziger: Gegenstände des Unterrichts. Unter Leitung der Mutter und der Hofmeisterin, der Obervorsteherin der Hofjungfrauen, wuchs im sogenannten Frauenzimmer das fürstliche Fräulein heran. Zu Hofmeisterinnen wählte man die ausgezeichnetsten vom Adel. Die Verheiratung machte töchterreichen Fürstinnen oft viel Sorgen und Schwierigkeiten, die durch die Religionsspaltung noch gesteigert wurden. Heiraten zwischen katholischen und protestantischen Höfen fanden damals selten statt. Sehr schlimm waren die früher in Klöstern versorgten und nachher durch die kirchlichen Umwälzungen wieder zur Freiheit gelangten Prinzessinnen daran. Sehr sorgfältig ging man bei Festsetzung des Heiratsgutes zu Werke, worüber beiderseitig bestellte Räte oft lange Verhandlungen pflogen. An den künftigen Gemahl wurde ein gewisses Heiratsgut als bleibendes Kapital gezahlt, der seiner Gemahlin dagegen einen ländlichen Besitz verschrieb, aus dem sie einen bestimmten Ertrag an Geld und Naturalien für ihre Bedürfnisse und ihren eignen Hofstaat bezog und wo sie als Witwe ihren Witwensitz nehmen konnte. Die Morgengabe bestimmte der Fürst für seine künftige Gemahlin selbst. Sie

8. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 370

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
370 Der dreißigjährige Krieg. ging verloren, auch die deutschen Fürsten, besonders der Kurfürst von Sachsen, wollten nicht von einem Kanzler Befehle annehmen. Die Soldaten gehorchten nicht mehr so willig, wie unter Gustav Adolfs Führung, ja es brachen offene Empörungen aus. Von einer Verteidigung des Glaubensbekenntnisses war nicht mehr die Rede. Der eigentliche Zweck des Krieges ging verloren, er artete in zweckloses Hin- und Herziehen aus, verbunden mit den furchtbarsten Verheerungen, worin die Schweden die Kaiserlichen an Gewaltthätigkeiten noch übertrafen. Der Krieg wurde in die Länge gezogen, um Eroberungen zu machen. Man sprach in Deutschland nicht mehr von einer Schwedenhülfe, sondern von der Schwedenplage. Die Schweden erfanden die grausamsten Marter, um die Menschen zu peinigen, und das Andenken an die Schwedengreuel lebt heute noch in vielen deutschen Gegenden fort. Ein Mann, der als Knabe die Greuelthateu der letzten Hälfte des dreißigjährigen Krieges selbst erlebt hat, schildert den Einfall der Soldaten in einem Bauernhof mit folgenden Worten: „Das erste, was die Reiter thaten, war, daß sie ihre Pferde einstellten; hernach hatte jeder seine besondere Arbeit, deren jede lauter Untergang und Verderben anzeigte. Denn ob zwar etliche anfingen, zu metzgen, zu sieden und zu braten, daß es aussah, als sollte ein lustig Mahl gehalten werden, so waren hingegen andere, die durchstürmten das Haus unten und oben. Andere machten von Tuch, Kleidung und allerlei Hausrat große Päcke zusammen; was sie aber nicht mitzunehmen gedachten, wurde zerschlagen. Etliche schütteten die Federn aus den Betten und füllten in die Überzüge Speck, dürres Fleisch und sonst Geräte hinein; andere schlugen Öfen und Fenster ein, als hätten sie einen ewigen Sommer zu verkündigen. Kupfer und Zinngeschirr schlugen sie zusammen und packten die zerbogenen und verderbten Stücke ein. Auch Töpfe und Schüsseln mußten alle entzwei, und Bettladen, Tische, Stühle und Bänke verbrannten sie, da doch viele Klaftern dürres Holz im Hofe lagen. Unsere Magd war dermaßen mißhandelt, daß sie nicht mehr gehen konnte. Den Knecht legten sie gebunden auf dre Erde, steckten ihm ein Sperrholz in den Mund und schütteten ihm einen Kübel voll garstigen Mistlachenwassers in den Leib Das nannten sie einen schwedischen Trunk. Dann fingen sie an, die Steine von den Pistolen ab- und an deren Statt der Bauern Daumen aufzuschrauben und die armen Schelme so zu foltern. Einem Bauer machten sie ein Seil um den Kopf und reitelten es mit einem Bengel zusammen, daß ihm das Blut aus Mund und Nase und Ohren heraussprang. In Summa, es hatte jeder seine eigene Erfindung, die Bauern zu peinigen." Damals entstanden die Kinderverschen: „Bet', Kinder bet', morgen kommt der Schweb’, morgen kommt der Oxenstern, der wirb die Kinder beten lern." Oder: „Der Schwede ist gekommen, hat alles mitgenommen, hat die Fenster zerschlagen, hat das Blei fortgetragen, hat Kugeln d'raus gegossen und die Bauern damit erschossen."

9. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 736

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
736 Das Zeitalter Wilhelms I. gleitet, frisch und gesund ins Leben zurückgekehrt war, wandte sich auch die Meinung der Leute, und das allgemeine Urteil erfuhr einen Umschwung zu ihren Gunsten. Man pries, was man früher getadelt, bloß weil es glücklich ausgefallen war, und Amalie legte diese neue Erfahrung zu den übrigen, die sie damals gemacht. Noch während des Hospitaldienstes gewann ein anderer Gedanke in ihr Leben und Gestalt, der Gedanke der Gründung eines weiblichen Vereins für Armen- und Krankenpflege. Der Zweck derselben war: häufige, regelmäßige Besuche der armen Kranken in ihren Wohnungen, eine genauere Beaufsichtigung derselben, als solche der allgemeinen Armenpflege möglich ist, Sorge für Ordnung und Reinlichkeit und alles Übrige, wodurch ihnen geistig und leiblich aufgeholfen werden kann. Die Hauptschwierigkeit lag darin, die nötige Zahl von Gehülfinnen für die Ausführung dieses Planes zu finden. Hier stellten sich mehr Hindernisse entgegen, als Amalie anfänglich vermutete. Sie erhielt viele abschlägige Antworten. Die eine hielt sich zu sehr gebunden durch ihren häuslichen Beruf, eine andere mußte die Mißbilligung ihrer Familie fürchten, eine dritte ließ sich durch die Schwierigkeiten des Unternehmens abschrecken. Aber auch freudige Zusagen gingen bei ihr ein, so daß sie am 23. Mai 1832 zuerst dreizehn Mitglieder in ihrer Mutter Haus versammeln konnte. Bald wuchs die Zahl, so daß das Zimmer im Hause der Mutter zu klein wurde: durch Vergünstigungen erhielt sie später den Saal des Stadthauses zu freier Benutzung für die wöchentlichen Versammlungen. Amalie hatte die Arbeit begonnen, ohne noch einen Pfennig für ihre Zwecke zu besitzen und konnte nach Ablauf eines Jahres über eine Einnahme von 1332 Mk. berichten. Das zweite Jahr brachte dann schon 4040 Mk. und langsam, doch sicher wuchs die Zahl der thätigen Mitglieder. Aber inmitten dieser Thätigkeit vergaß sie auch die andere Pflicht nicht, die für ihre Schule. Wir erhalten ein Bild von der aufopfernden Thätigkeit aus jener Zeit durch sie selbst. „Wie stand es damals mit meinen Pflichten außer und neben dem Verein? Ich muß gestehen, daß alles zusammen mir oft recht sauer wurde. Freilich hatte Mutter noch manche andere Gesellschaft, aber die Schule selbst mit den weiten Zwischenwegen fiel mir oft schwer. Um 7 Uhr morgens spazierte ich mit einem großen Korb voll Bücher zur Stadt (über eine Stunde Wegs) und machte Armenbesuche; dann hatte ich bis 3 Uhr die Schule. Dienstags versammelte sich außerdem alle 14 Tage der Kreis meiner ersten Schülerinnen um mich, und um 61/2 Uhr mußte ich wieder draußen in Othmarschen sein. Vier Tage in der Woche blieb ich gewöhnlich ohne warmes Essen. Eins der Kinder holte mir dann in der Zwischenzeit für V2 Schilling Buttermilch, wozu ich ein Stück Brot verzehrte. Ich habe oft versichert, daß ich nie gewußt, was Nerven seien und wie man daran leiden könne, doch in jener Zeit lernte ich sie kennen und empfand sie merklich genug. So oft wie möglich suchte ich zwar meine Freunde auf, doch war nicht täglich Zeit dazu vorhanden. Indessen war Mutter völlig erblindet und bedurfte der Hülfe und der Gesellschaft noch mehr als früher; namentlich ließ sie sich gern vorlefen und das that ich oft abends von 6 oder 61/2 bis 11 Uhr. So vieles habe ich nie in meinem Leben gelesen wie damals." Gottes Segen war denn auch sichtlich mit ihr, und im August 1834 konnte sie den Geschwistern in London bei Übersendung ihres zweiten Jahresberichtes schreiben: „Ich weiß, Ihr werdet Euch mit mir des guten Fortganges, den unsere Sache hat, erfreuen. Seit Veröffentlichung dieses zweiten Berichtes habe ich noch wieder gar manche, zum Teil wirklich überraschende Beweise von Teilnahme und Vertrauen

10. Geschichts-Kursus für die oberen und mittleren Klassen höherer Lehranstalten und zum Selbstunterricht - S. 87

1890 - Leipzig : Reichardt
87 778 Krieg in Spanien. Grndung der spanischen Mark. Die Omajaden in Damaskus waren von den Abbafiden gestrzt worden. Nur Abderrahman entkam und grndete in Cordova ein Kalifat. Die Emirs, welche ihn nicht anerkannten, vertrieben; so der von Saragossa. Karl, von diesem zu Hilse gerufen, ist siegreich, erobert Saragossa und Pampelona, mute aber wegen Emprung der Sachsen heimkehren. Uberfall der Nach-Hut im Thale Roncesvalles durch die Basken. Ro-lands Tod^). Spanische Mark zwischen Pyrenen und Ebro erst sper gegrndet. 79196 Krieg gegen die Avarcn. Grndung der Ost-mark. Die ruberischen Avaren hatten (788) bte Emprung des Herzogs Thassilo von Bayern untersttzt und machten den beabsichtigten Handelsweg2) nach dem griechischen Kaisertums unmglich. Karl entreit ihnen ihr Land bis zur Raab. Sie verschwinden aus der Geschichte. 800 Karl wird am Weihnachtsseste von Papst Leo Iii. zum rmischen Kaiser gekrnt. Der aus Rom verjagte und groer Verbrechen angeklagte Papst flehte in Paderborn Karls Hilfe an. Dieser ging nach Italien und setzte ihn wieder ein. nachdem er auf das Evangelium seine Unschuld beschworen hatte. Schein-bar unerwartete Krnung in der Peterskirche, wodurch Karl der hchste Herrscher der Christenheit und Schirm-Herr der Kirche wurde. Dns rmische Reich als christ-liches Reich wieder hergestellt. Nach Bekriegung der Dnen (Normannen) im Norden und der Slaven^) im Osten des Reiches verbrachte Karl seine letzten Lebensjahre in Frieden und starb 814 zu Aachen, 72 Jahre alt4). 814840 Ludwiq der Fromme. Dieser schwache, der Geistlichkeit blind ergebene Kaiser teilte bald das Reich unter seine drei Shne Lothar, Pippin und Ludwig, so da Lothar, der lteste, den grten Teil und die Kaiserwrde erhielt. Sein dadurch verkrzter Nesse Bernhard, König von Italien, emprte sich und wurde geblendet, so da er nach drei 1) Roland, Hauptheld der Karlssage. (Rolandslied des Pfaffen Konrad.) 2) Karl wollte den Rhein mit der Donau durch einen Kanal zwischen Altmhl und Regnitz verbinden. Erst König Ludwig I. von Bayern hat diese Idee durch den Ludwigskanal verwirklicht. 3) Unterwerfung der Sorben und der Milzen in Brandenburg. 4) Beisetzung im Dome zu Aachen. Erffnung der Gruft durch Otto Iii., dann durch Friedrich Barbarossa.
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