206
Iii. Westasien. Arabien.
Produkte sind vorzüglich: die edelsten Pferde, fett,
schwänzige Schafe, Kameele (das unentbehrlichste Haus,
thier), viele Raublhrere (worunter Hyänen, Löwen,
Panther), Fische, deren Fang für die Küstenbewohner
wichtig ist, Zugheuschrecken, die hier gegessen werden,
Perlenmuscheln, Kaffee von der besten Sorte, Datteln,
ein Hauptnahrungsmittel der Einwohner, da nicht viel
Getreide gezogen wird, Manna, Senesblatter, Süd-
früchte, Balsam, Baumwolle, Salz. Metalle sind
vorhanden, es wird aber wenig darauf gebaut.
Die Einwohner, 10 bis 12 Millionen an der
Zahl, sind meistens Araber, welche eine eigene in Asien
weit verbreitete Sprache reden, und sich in viele Stäm-
me theilen. Ein Theil der Araber lebt ansässig, ein
Theil nomadisch, jene heißen Fellahs, diese Beduinen.
Ackerbau und Industrie sind unbedeutend, wichtiger die
Viehzucht und der Kaffeebau. Der Handel ist bedeutend,
aber größtentheils in den Händen der Banianen (Indi,
schen Kaufleute). Die Einwohner bekennen sich zur
Muhamedanischen Religion; doch hat ein Theil sich
von derselben getrennt, und erkennt die göttliche Sen-
dung Muhameds nicht an, welche Parthei sehr zahl-
reich ist und den Namen der Wahabiten oder Wechabi,
ren führt. Außer den in patriarchalischer Unabhängig-
keit lebenden Nomaden-Stämmen, giebt es verschiedene
Staaten, besonders in den Küstenländern, unter eige,
neu Fürsten, auch steht jetzt ein Theil Arabiens, vor-
züglich die Küste längs des rothen Meeres, unter der
Herrschaft des Pascha von Aegypten.
Mekka, heilige Stadt der Muhamedaner, südwestlich von
Wassora, östlich vom rothen Meere, in einer unfruchtbaren Ge-
gend, ist der Geburtsort des Muhamcd und enthalt die heilige
Kaaba oder das Gotteshaus, welches von Abraham erbaut seyn
soll, daher Mekka von vielen Pilgrimmen besucht wird, indem
§eder Muhamedaner verpflichtet ist, wenigstens einmal in seinem
Leben hierher zu wallfahrten. — Medina, heilige Stadt der
Muhamedaner, nordwestlich von Mekka, mit dem Grabe Muha-
rncds, und daher aucb ein besuchter Wallfahrtsort. — Mas tä-
te, Hauptstadt des Imam von Maskatc, eines der mächtigsten
Arabischen Fürsten, südöstlich von Basra, am Arabischen Meere,
ist ein wichtiger Sechandelsplatz und hat einen Hafen. — Die
südöstlich von Maskate, unweit des Afrikanischen Vorgebirges
Gardafui gelegene und daher richtiger zu Afrika gerechnete In-
sel Socotorah, gehört auch dem Imam von Maskate, ist aber
jetzt von den Britten besetzt.
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TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land]]
Extrahierte Personennamen: Abraham
Extrahierte Ortsnamen: Westasien Asien Arabiens Mekka Mekka Medina Mekka Basra Afrika
90
Kaaba, nimmt sich seiner an. Handelsreisen. Wittwe
Kadidscha. Neue Religion Islam, d. i. gläubige Erge-
bung; die Anhänger Moslemin, d. i. Gläubige. „Es
gibt nur Einen Gott, und Muhamed ist sein Prophetbo)
Am 15. Juli 622 Flucht von Mecka nach Medina
(Hedschra, mohamedanische Zeitrechnung«. 66lj Erobe-
rung von Mecka, 63! Angriff gegen das byzantini-
sche Reich, 632 Tod Muhameds, sein Grab in Medina.
Der Koran, d. i. Schrift. Sekten der Schiiten (Aliten)
und Snuiten.
Die ersten Kalifen (d. i. Statthalter) waren A-bu
Be kr (Schwiegervater des Propheten) und Omar. Die-
ser eroberte Palästina, Syrien und Persien, wäh-
rend sein Feldherr A m r u A e g y p t e n unterwarf, ä)
Bald wurde auch Afrika's Nordküste erobert.
711 Tarik setzt nach Spanien über,,wo ein maurisches
Reich gegründet wird.
Gibraltar — Gebet al Tarik, d. i. Fels des Tarik. Der
Westgothenkönig Roderich verliert die «L-chlacht bei
Lerez de la Frontera, Mnsa vollendet die Erobe-
rung Spaniens. Nur in den astliri scheu Gebirgen be-
hauptet sich ein kleines westgothisches Reich. Lon hier ans
kämpften die Christen fortwährend gegen die Mauren und
entrissen ihnen eine Provinz nach der andern e); aber erst
1492 ging die letzte maurische Besitzung, Granada, an
Ferdinand den Katholischen verloren.
732 Karl Martell schlägt die Araber bei Poitierö.
Dagobert 1. beherrschte eine Zeit lang das ganze fränkische
Reich, überließ aber die Regierung (622) dem Major
dornus Pipin von Landen. Nach ihm theilte sich
wieder das Reich in Austrasien, Neustrien und Burgund.
Sein Enkel Pi Pin von Heristal ward (687) durch
den Sieg bei Testri Major dornus über das ganze Reich.
Dessen Sohn Karl Martell (d. i. Hammer) befestigte
und erweiterte diese Herrschaft, nannte sich dux et prin-
ceps Francorum und kämpfte glücklich gegen Friesen, Ale-
inannen und Baiern.
Als die Araber unter Abderrahman mit 400000 Mann
von Spanien aus in Frankreich einsielen, schlug er sie iw
c Moses und Jesus betrachtete M. als seine Vorgänger.
d) Die angeblich auf Omars Befehl erfolgte Verbrennung der großen
Bibliothek zu Alexandria beruht wahrscheinlich auf Sage.
e) In diesen Kämpfen zeichnete sich im 11. Jahrhundert Don Rodrigo
von Vivar (genannt der Cid) aus.
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Extrahierte Personennamen: Kadidscha Mecka Mecka Palästina Gibraltar Roderich Mnsa Ferdinand Karl_Martell Karl Karl_Martell Karl Jesus M. Rodrigo
von_Vivar
84
555 Italien wird Provinz des griechischen Kaiser-tums. Erarchatzuravenna. Narses ersterexarch. 568 Albuin grndet das langobardischc Reich in Italien. Die Langobarden hatten mit Hilfe der Avaren das Reich der Gepiden an der Donau erobert, muten es jenen aber bald berlassen. Darauf zogen sie im Bunde mit 20000 Sachsen nach Italien'), welches sie den Griechen fast ganz entrissen. Pavia, erst nach dreijhriger Belagerung erobert, wurde Hauptstadt des neuen Reiches.
Alboins Gemahlin, Rosamunde. Tochter des Gepiden-knigs Knnimund. Auf einem Gastmahl der Schdel des Vaters als Trinkgef; Ermordung Alboins2).
Das Langobardenreich bestand etwa 200 Jahre lang (bis 774).
622 Mohammeds Flucht von Mekka nach Medma (Hedschra).
Begrndung des Islam.
Mohammed in Mekka in Arabien geboren, aus dem Stamme Koreifch. Sein Oheim Abu Taleb. Aufseher der Kaaba, nimmt sich seiner an. Handelsreisen. Witwe Kadidscha. Neue Religion Islam, d.i. glubige Ergebung; die Anhnger Moslemin, d.i. Glubige. Es giebt nur einen Gott und Mohammed ist sein Prophet"^).
622 Flucht von Mekka nach Medina (Hedschra, mohammedanische Zeitrechnung). 630 Eroberung von Mekka, 631 Angriff gegen das byzantinische Reich, 632 Tod Mohammeds, sein Grab in Medina. Der Koran, d.i. Schrift. Sekten der Schiiten und Sunniten.
Die ersten Kalifen (d. i. Statthalter) waren Abu Bekr, Omar, Othman und Ali. Omar eroberte Pal-stina, S.yrien und Persien, während sein Feldherr Amru gypten unterwarft). Bald wurde auch Afrikas Nordkste erobert.
711 Tank setzt nach Spanien der; Schlacht bei Xerez
de la Frontera.
Gibraltar Gebel al Tarik, d. i. Fels des Tarik. Der letzte Westgotenknig Roderich verliert die Schlacht bei Xerez de la Frontera, Musa vollendet die Eroberung Spaniens. Nur in den asturischen Gebirgen behauptet sich ein kleines westgotisches Reich. Von hier aus kmpften die Christen fortwhrend gegen die Mauren
1) Angeblich durch den von der Kaiserin Sophia beleidigten Narses gerufen. ,
2) Tod der Rosamunde und des Helmichis durch Gift.
3) Moses und Jesus betrachtete M. als seine Vorgnger.
*) Die angeblich auf Omars Befehl erfolgte Verbrennung der groen Bibliothek zu Alexandria beruht wahrscheinlich auf Sage.
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Extrahierte Personennamen: Erarchatzuravenna Alboins Mohammeds Mohammed Abu_Taleb Kadidscha Mohammed Hedschra Mohammeds Abu_Bekr Omar Omar Gibraltar__Gebel Roderich Musa Sophia Jesus M.
50
Geschichte.
Hoffnung und überzog Italien. Unter den fürchterlichsten Ver-
wüstungen näherte er sich schon der Hauptstadt. Da nahm der
Papst Leo den Bischofstab in seine Hand, ging an der Spitze der
Vornehmsten in das hunnische Lager, brachte dem Attila reiche
Geschenke und mahnte ihn ab, nach Rom zu kommen. Die
ehrwürdige Gestalt des Greises mit silberweißem Barte und die
eindringliche Rede wirkte auf den wilden Krieger. Er ließ sich
besänftigen und kehrte zurück. Bald nachher starb er plötzlich in
Ungarn. Die Hunnen legten ihn in einen goldenen Sarg, diesen
in einen silbernen und beide in einen eisernen. Dann wurde
er unter kriegerischen Gesängen beerdiget. Diejenigen aber, welche
das Grab gemacht hatten, brachte man um, damit Niemand
verrathe, wo der große Hunnenkönig ruhe.
Das westliche Kaiserthum bestand fast nur aus Jtaliön.
Da kam Romulus Augustus, noch ein Knabe, zur Regierung.
Odoaker, ein Anführer deutscher Soldaten in römischen Dien-
sten, empörte sich gegen den Schattenkaiser und setzte ihn im
Jahre 476 ab. Er selbst nannte sich König von Italien. Mit
einem Romulus begann und hörte also auch das römische
Reich auf. - ■■■ f
Imuhamed.
Die Araber sind ein uraltes Voll, das in der heiligen Schrift
oft genannt wird. Sie bewohnen eine große Halbinsel, welche
weite Sandwüsten, öde Felsengebirge und nur wenige ganz
fruchtbare Landschaften enthält. Die Einwohner sind bei ihrer
Armuth gastfrei und gutmüthig. Ihr Körper ist stark und
geschmeidig, ihr Ansehen offen und heiter, und ausgezeichnet
die Lebhaftigkeit ihres Geistes. Unter diesem Volke ward, 570.
Muhamed in der Stadt Mekka geboren. Er verlor noch als
Kind seine Eltern. Da nahm ihn ein Oheim zu sich, der ihn für
den Kaufmannsstand bestimmte und mit seinen Karavanen nach
der Gegend des Euphrats, nach Syrien und Palästina sandte. —
Muhamed war ein schöner Mann, von kraftvoller Gesundheit und
würdevollem Blick, er besaß eine einschmeichelnde Beredsamkeit,
hohe Klugheit und kühnen Muth: lauter Eigenschaften, durch die
er sich leicht die Zuneigung der Menschen gewann.
Nachdem er noch einige große Reisen gemacht und dabei die
Religion und Sitten der Menschen genau beobachtet hatte, gab er
die Handlung auf und zog sich in die Einsamkeit zurück. Ganze Tage
brachte er in düstern Höhlen und schauerlichen Felsklüften zu. Sein
geheimnißvolles Wesen erfüllte die Seinigen mit wunderbaren
Ahnungen. Dort in stiller Einsamkeit grübelte er über Religions-
gegenstände. Der Glaube, in dem er erzogen war, Moses und
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Extrahierte Personennamen: Leo Leo Attila Romulus_Augustus Augustus Palästina Muth
Extrahierte Ortsnamen: Italien Rom Ungarn Italien Mekka Syrien
Muhamed.
51
Christi Lehre gingen an seiner Seele vorüber; aber sie befriedigten
ihn nicht. Den Glauben seines Volkes, welches die erschaffenen
Dinge als Götter anbetete, erkannte er bald als Thorheit. Die
jüdische Lehre war ihm zu engherzig und feindselig. Auch die
christliche Religion sagte ihm nicht zu, denn ihren wahren Geist
hatte er nicht fassen können. Da stand sein Entschluß fest, Stifter
einer neuen Religion zu werden, die das Gute, welches jede der
drei andern enthalte, in sich vereinige, um dadurch sein gesunkenes
Volk wieder zu erheben. Seine ganze Seele war von diesem
Gedanken erfüllt, seine feurige Einbildungskraft heftig aufgeregt.
Wiederholt fiel er in Verzückungen und hatte wunderbare Erschei-
nungen, die aber nur Trugbilder waren. — Endlich theilte er
seinen Verwandten mit, es sei ihm der Engel Gabriel erschienen
und habe ihm geoffenbaret, daß er zum Abgesandten Gottes
bestimmt sei. Nachdem er drei Jahre lang blos seinen Freunden
die Lehren und Offenbarungen von Gott mitgetheilt und sich einige
Anhänger verschafft hatte, trat er öffentlich auf, indem er sich einen
Propheten nannte, dem Gott befohlen habe, das Volk der Araber
zu ihm zu führen. Viele seines Stammes glaubten ihm aber nicht
und verschworen sich gegen sein Leben; deshalb floh er von Mekka
nach Medina. Seine neue Lehre war hier schon bekannt, und
weil die Einwohner dieser Stadt mit denen zu Mekka in alter
Feindschaft lebten, wurde er gern aufgenommen; die Zahl seiner
Anhänger vermehrte sich mit jedem Tage. Bald konnte er sie
als Krieger gegen seine Feinde führen, und da er sich als tapferer
Feldherr Achtung zu verschaffen wußte, nahm man seine Lehren
um so williger auf. Es sammelte sich zu seinem umherziehenden
Kriegerhausen eine Schaar nach der andern. So tapfer er focht,
so gerecht und leutselig war er außer dem Kampfe; er theilte redlich
die gemachte Beute. Besonders nützlich wurde ihm aber die Lehre,
daß, wer für den Glauben, welchen er verkünde, den Tod finde,
geradezu ins Himmelreich komme, wo die größten Freuden seiner
warteten. Auch schärfte er seinen Anhängern ein, jedem Men-
schen sei ein unwiderrufliches Schicksal bestimmt. Wer also sterben
solle, finde seinen Tod auch daheim; wen aber Gott erhalten
wolle, der werde auch in der heftigsten Schlacht bewahrt.
Durch solche Verheißungen und Lehren wirkte der Prophet
Wunder der Tapferkeit. Mit Hunderten zog er gegen Tausende,
erstürmte Mekka, bekehrte und eroberte in kurzer Zeit ganz
Arabien. Muhamed starb, 63 Jahr alt, an Gift. Sein Sarg
wird noch in dem Tempel zu Medina gezeigt. Es gehört zu
den Pflichten eines rechtgläubigen Muhamedaners, einmal wenig-
stens in seinem Leben zum Grabe des Propheten eine Wallfahrt
anzustellen.
4*
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Christi Engel_Gabriel Gott
74
Geschichte.
dahin. Seit der Zeit war Jerusalem nie leer von frommen
Pilgern, die vor heißer Sehnsucht brannten, die heiligen Stätten
zu besuchen, wo einst der Heiland in menschlicher Hülle gewan-
delt; nirgends war ihre Andacht inniger als dort. So lange die
Araber Herren von Palästina waren, nahmen sie die Wall-
fahrten in Schutz; denn auch bei ihnen galt Jerusalem für eine
heilige Stadt. Als aber die seldschuckischen Türken, ein
rohes und wildes Volk, um das Jahr 1072 dieses Land erober-
ten, wurden die Pilger verfolgt und beleidigt, der^ christliche
Gottesdienst beschimpft und die Diener des Altars mißhandelt.
Man forderte große Summen für die Erlaubniß, die heilige
Stadt zu betreten. Immer lauter und dringender vernahm man
in Europa die Klagen über die Leiden der Pilger.
Um dieselbe Zeit machte eine Wallfahrt in das gelobte Land
Peter, gebürtig aus Amiens (Ami - eng), einer Stadt in
Frankreich. Er lebte zuerst als Einsiedler, nachher wurde er
Priester. Auf seiner Heimkehr aus Palästina kam er durch Rom
und überreichte dem Papste Urban eine Bittschrift von dem
bedrängten Patriarchen zu Jerusalem; zugleich schilderte er die
Leiden, welche die Mutter aller Kirchen von ihren Tyrannen
erdulde, mit flammenden Worten. Staunend hörte Urban den
beredten Mann an, lobte seinen Eifer und sagte ihm alle Unter-
stützung zu. „Gehe hin, mein Sohn," sprach er, „wandle von
Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt, erzähle überall, was du
im gelobten Lande gesehen und gehört hast, erwärme die kalten
Herzen und der Heiland wird seinen Segen zu deinen Bemühungen
geben; das Uebrige soll meine Sorge sein!"
Da setzte sich Peter barfuß und mit entblößtem Haupte, in
einem grauen Pilgerkleide, auf einen Esel, umgürtete seinen
abgezehrten Leib mit einem Strick; nahm ein Kreuz in die Hand
und that, wie ihm vom Papste geboten ward. Er predigte auf
den Straßen, Kreuzwegen, in Kirchen. Seine Worte erregten
Begeisterung. Von allen Seiten strömten die Menschen zusam-
men, um ihn zu hören; man empfing und verehrte ihn überall
wie einen Boten des Himmels.
Auch der Papst Urban blieb nicht unthätig. Er berief im
Jahre 1005 eine Kirchenversammlung zu Clermont in
Frankreich. Die ganze weite Ebene war mit Menschen angefüllt.
In der Mitte erhob sich ein Gerüst, auf welchem der Thron für
den Papst stand. Zuerst trat Peter auf und sprach so ergreifend
von dem Elende der Christen im heiligen Lande, daß alles Volk
laut weinte und schluchzte. Dann erhob sich der Papst mit
folgenden Worten: „Ich will sie nicht trocknen, die Thränen
der Wehmuth. Lasset uns weinen, meine Brüder! Aber wehe
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Extrahierte Personennamen: Palästina Peter Urban Urban Peter Urban Peter
Extrahierte Ortsnamen: Europa Amiens Frankreich Palästina Rom Jerusalem Frankreich
78
Geschichte.
Sturm gewagt, doch von den Belagerten muthig zurückgeschlagen.
Den folgenden Tag wurde der Angriff wiederholt. „Gott will
es!" ertönte das Kriegsgeschrei, und Gottfriev war der erste,
der von seinem Thurme herab auf die Mauer sprang.^Jhm
folgten die Andern, öffneten die Thore, und nun entstand ein
gräuliches Morden in den Straßen der Stadt. Ueber 10,000
Sarazenen flüchteten sich in einen Tempel und baten um Gnade;
allein man gab sie ihnen nicht, sie mußten sterben. Von dem
Tempel eilte man zur Synagoge, wo sich die Juden versammelt
hatten; diese wurden mit Weib und Kind lebendig in derselben
verbrannt. Dann vertheilten sich die Kreuzfahrer in kleinere
Haufen. Kein Haus blieb verschont; man marterte die unglück-
lichen Einwohner zu Tode, selbst Greise und Säuglinge. So
vergaßen die Sieger in ihrer Wuth, daß sie Christen waren und
Barmherzigkeit gegen Unschuldige üben sollten.
Endlich, als nichts mehr zu morden übrig blieb, zogen die
Krieger in feierlicher Prozession nach der Auferstehungskirche,
warfen sich hier, mit inbrünstiger Andacht betend, nieder auf
der heiligen Grabesstätte und feierten dann ein allgemeines
Dankfest mit Lobgesängen. Gottfried ward einstimmig
zum Könige von Jerusalem erwählt; er aber lehnte
bescheiden diese Würde ab. Er wollte nur Beschützer des heiligen
Grabes heißen, und dort keine goldene Krone tragen, wo einst
der Heiland unter einer Dornenkrone geblutet hatte. Leider
starb dieser treffliche Held schon das Jahr darauf, 1100, und
überließ die von den Türken unaufhörlich beunruhigte Herrschaft
seinem Bruder Balduin.
J¿;. Die Hohenstaufen. Die späteren Kreumge.
Nach dem Tode Heinrichs Vi. wurde der Herzog Lothar
von Sachsen zum Könige gewählt, dann Konrad von Hohen-
staufen, der als Konrad Iii. mit vielem Glück regierte. Zu
seiner Zeit lebte der tapfere Markgraf von Brandenburg, Albrecht
der Bär, der auch einige Zeit Herzog von Sachsen war, das
aber Heinrich der Löwe erhielt.
Nicht volle 50 Jahre waren seit der Gründung des König-
reiches Jerusalem vergangen, da erscholl die Schreckenskünde
durch ganz Europa: Edessa, die Vormauer der Stadt Jerusalem,
sei von den Sarazenen genommen und zerstört, wobei 46,000
Christen erschlagen worden. In dieser Noth trat ein zweiter
Peter auf, Bernhard v. Clainvaux (Klährwoh). Er lebte in der
größten Zurückgezogenheit in seinem Kloster und traf darin so
vortreffliche Einrichtungen, daß dieselben von vielen Klöstern
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Extrahierte Personennamen: Gottfriev Gottfried Balduin Heinrichs Heinrichs Lothar
von_Sachsen Konrad_von_Hohen- Konrad Konrad_Iii Konrad Albrecht
der_Bär Albrecht Heinrich_der_Löwe Heinrich Peter Bernhard_v
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Brandenburg Sachsen Jerusalem Europa Edessa Jerusalem
314
Geographie.
ihre starken und hohen Mauern einnehmen, beträgt eine halbe
Meile. Auf unebenem, staubigem, meist ungepflastertem Boden
laufen die engen, krummen Straßen bergan und bergab. Die
Häuser sind von Stein, mit flachen Dächern, ohne Fenster nach
vorn. Unter den christlichen Gebäuden ist das bedeutendste das
Franziskaner-Kloster mit einer schönen Kirche und vielen Woh-
nungen für Pilger. Nicht weit davon steht die berühmte Kirche
zum heiligen Grabe, die eigentlich aus drei an einander stoßenden
Kirchen besteht. Im Mittelpunkte der ersten ist das heilige Grab,
ein kleines, mit Marmor bekleidetes Gemach, das von immer
brennenden Lampen erleuchtet wird und wo die Gläubigen ihr
Gebet verrichten. An der Stelle des alten jüdischen Tempels
steht jetzt eine muhamedanische Moschee, deren Anblick vom Oel-
berge großartig ist; weder Christ noch Jude darf ihre Schwelle
überschreiten. Die Einwohnerzahl von Jerusalem beläuft sich auf
20,000; als Hauptstadt des jüdischen Reichs hatte sie eine Bevöl-
kerung von 200,000 Menschen. — In Palästina, so wie über-
haupt in Syrien richten Erdbeben oft großes Unheil an. So ist
vor mehreren Jahren Aleppo theilweis, und Tiberias fast
gänzlich zerstört worden. iflhrfuj ■/—X - fü
" I•
Es ist eine große, vom atlantischen, indischen und mittel-
ländischen Meere begrenzte Halbinsel, die auf einer Strecke von
15 Meilen durch die Erdenge Suez mit Asien zusammenhängt.
Das Innere dieses Erdtheils ist uns noch fremd. Die Gebirge
sind: der Atlas, das Mondgebirge, die Alpen von Abys-
sinien, das Lüpatagebirge, das Schneegebirge. Zu
deu Hauptflüssen zählt man: den Nil,Senegal,Gambia,
Zaire, Zambezes und den Niger. Mittelafrika soll einige
große Seen besitzen; am Ostrande kennt man den See Moravi.
Eine ungeheure Wüste, Sahara, dehnt sich in Nordafrika vom
atlantischen Weltmeere bis zum Nil aus. Jeder Strich Afrikas,
die Südspitze und Berghöhen abgerechnet, ist heißer als Europa.
Der größte Theil liegt zwischen den Wendekreisen und leidet um
so mehr durch Sonnengluth, da der Wassermangel auch Mangel
an Kühlung zur Folge hat. Natürlich muß die Hitze in bewässer-
ten Thälern und Tiefländern auch den Pflanzenwuchs fördern, der
sich in höchster Ueppigkeit zeigt. Palmenarten, Gummibäume,
Farbehölzer, Ebenholz, Pfeffer und andere Gewürzpflanzen gibt es
in Menge; der Butterbaum liefert dem Neger ein wohlschmeckendes
Fett, und die Kokospalme Milch und Wein, während im Norden
die Dattel den arabischen Mauren nähren hilft. Ein besonderer
Beweis von der Treibkraft der Natur ist der Boabab in Sene-
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide]]
Extrahierte Personennamen: Tiberias
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Palästina Syrien Aleppo Suez Asien Zaire Niger Sahara Nordafrika Afrikas Europa
Mönche. Theodosius.
47
andere Gebäude aufführen, schuf die alte Stadt in eine neue
um und nannte sie Konstantinopel, d. h. Konstantins
Stadt. — Dieser Kaiser liebte besonders die Pracht in seiner
Umgebung, daher hielt er einen zahlreichen Hofstaat. Schade,
daß der so unternehmende Mann durch mehrere Hinrichtungen
seiner nächsten Verwandten sein zunehmendes Alter befleckt hat.
Er ließ sich erst kurz vor seinem Tode taufen. rjj/- y'
* In dieser Zeit traten auch schon christliche Gelehrte auf,
ihre Religion zu vertheidigen, die Nichtigkeit des Heidenthums
darzuthun, oder auch die Lehren des Christenthums zu erläutern
und die Irrlehren zu widerlegen. Die Verfasser dieser Schriften
heißen Kirchenväter. Um das Jahr 220 lebte Tertullianus,
Clemens und sein Schüler Origenes, nach dem Jahre 300
Joh. Chrysostomus (Goldmund), Ambrosius, um 400 Augustinus
und Hieronymus.
i-n Mönche. Theodosius.
Zur Zeit der Verfolgungen hatten manche Christen Alles
verlassen und waren in Einöden geflohen. Dort lebten sie von
Beeren, Kräutern und Wurzeln. Ihre Zeit brachten sie in
heiligen Betrachtungen und im Gebete für sich, für ihre christ-
lichen Brüder und Schwestern zu. Man nannte diese Männer
Eremiten, Einsiedler. Die meisten fanden sich in Aegyp-
ten und Palästina; ihre Anzahl stieg dort bedeutend. Jeder
Eremit wohnte allein, nur das Gebet wurde gemeinschaftlich
verrichtet. Außerdem trieben sie etwas Ackerbau und allerlei
Handarbeiten. Was sie damit verdienten, gaben sieden Armen;
für sich behielten sie wenig. Sie fasteten sehr streng und ent-
zogen sich fast allen Vergnügungen, um ihren Geist desto mehr
auf das Ewige zu richten. Bei dieser Lebensart und Gemüths-
ruhe erreichten sie meist ein hohes Alter von 80 bis 100 Jah-
ren. — Nachher begaben sich mehrere Einsiedler zusammen und
bildeten eine Gesellschaft. Ihre gemeinschaftliche, später mit
Mauern eingeschlossene Wohnung bekam den Namen Kloster.
Der Vorsteher hieß Abt, von dem Worte Abba, Vater. Im
vierten Jahrhundert kamen vorzüglich die Klöster auf, und hatten
für die damalige Zeit segensreiche Folgen. Unfruchtbare Gegen-
den- um die Klöster machten die fleißigen Mönche zu tragbaren
Feldern. In der Nähe der Klöster entstanden bald einzelne
Ansiedelungen, späterhin Dörfer. Die Mönche lehrten den
Ankömmlingen, die oft rohe Krieger waren, Ackerbau und
Gewerbe und milderten so ihre Sitten. Auch legten sie
in den Klöstern Schulen an und besorgten dieerziehung
der Jugend. Unser deutsches Vaterland verdankt den Klöstern
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Extrahierte Personennamen: Theodosius Clemens Schüler_Origenes Chrysostomus Theodosius
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Geschichte.
Der Hauptinhalt von Muhameds Lehre war: Es ist nur
ein Gott und Muhamed sein Prophet. Moses und
Christus erkannte er zwar als göttliche Gesandten an, doch stellte
er sich selbst hoch über beide. Als nothwendige Pflichten gebot
er: tägliche Waschungen und Gebet, Fasten zu gewisser Zeit,
Almosengeben. „Beten," sagte er, „führt auf halbem Wege
zu Gott, Fasten bringt an den Eingang znm Himmel, Almosen
eröffnen die Pforte zum Paradiese." Das Buch, welches
Muhameds Lehren enthält, heißt Koran; es wird von seinen
Anhängern so verehrt, wie bei uns die Bibel. Muhameds
Lehre wird auch Islam genannt, d. h. Glaube.
Die Nachfolger Muhameds, die Kalifen, setzten die Erobe-
rungen der Araber mit unglaublicher Schnelligkeit fort. Während
die christliche Religion sich durch die sanfte Gewalt der Wahrheit
und Ueberzeugung Eingang verschaffte, wurde die mnhamedauische
durch das Schwert ausgebreitet. Ein Heer des griechischen Kai-
sers ward geschlagen, und Syrien, Palästina und ganz Aegypten
vom Kalifen Omar 638, erobert. Die folgenden Kalifen unter-
warfen die ganze Küste von Afrika bis an die Meerenge von
Gibraltar und dehnten auf der andern Seite ihr Reich weit nach
Asien hin ans, wobei das griechische Kaiserthum immer mehr
von seinen Landestheilen verlor.
/ Das Christenthum in Deutschland. Donifacius.
* Von unsern deutschen Vorfahren haben wir hier und da
schon einiges gehört, es ziemt sich aber wohl, daß wir sie etwas
genauer kennen lernen.
Die Römer nannten sie Germanen und zählten dazu alle
nördlich der Alpen wohnenden Völker. Zuerst traten sie unter
dem Namen Eimbern und Teutonen gegen die Römer auf, etwa
hundert Jahre vor Christus. Marius besiegte sie, und man
hörte nichts von ihnen bis auf Julius Cäsar, der zwar mehrere
Siege über sie erfocht, aber immer ohne bleibenden Erfolg.
Nach der Eroberung Galliens, des heutigen Frankreichs, wieder-
holten sich die Kriege zwischen Römern und Deutschen; die letz-
tern wichen nur der Uebermacht, kehrten aber verstärkt an Zahl
und Muth aus ihren Wäldern zurück. Um ihre eigenen Länder
gegen die Einfälle der wilden Krieger zu schützen, bauten die
Römer am Rheine und an der Donau feste Burgen, aus denen
später große, herrliche Städte wurden.
Im Innern Deutschlands gingen selbst nach der vollständigen
Besiegung der Römer unter Varus keine besonderen Veränderun-
gen vor; das Volk zerfiel nach wie vor in verschiedene Stämme,
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Extrahierte Personennamen: Muhameds Christus Donifacius Christus Marius Marius Julius_Cäsar Cäsar Muth Varus
Extrahierte Ortsnamen: Syrien Palästina Afrika Asien Deutschland Galliens Frankreichs Rheine Donau Deutschlands