90
Kaaba, nimmt sich seiner an. Handelsreisen. Wittwe
Kadidscha. Neue Religion Islam, d. i. gläubige Erge-
bung; die Anhänger Moslemin, d. i. Gläubige. „Es
gibt nur Einen Gott, und Muhamed ist sein Prophetbo)
Am 15. Juli 622 Flucht von Mecka nach Medina
(Hedschra, mohamedanische Zeitrechnung«. 66lj Erobe-
rung von Mecka, 63! Angriff gegen das byzantini-
sche Reich, 632 Tod Muhameds, sein Grab in Medina.
Der Koran, d. i. Schrift. Sekten der Schiiten (Aliten)
und Snuiten.
Die ersten Kalifen (d. i. Statthalter) waren A-bu
Be kr (Schwiegervater des Propheten) und Omar. Die-
ser eroberte Palästina, Syrien und Persien, wäh-
rend sein Feldherr A m r u A e g y p t e n unterwarf, ä)
Bald wurde auch Afrika's Nordküste erobert.
711 Tarik setzt nach Spanien über,,wo ein maurisches
Reich gegründet wird.
Gibraltar — Gebet al Tarik, d. i. Fels des Tarik. Der
Westgothenkönig Roderich verliert die «L-chlacht bei
Lerez de la Frontera, Mnsa vollendet die Erobe-
rung Spaniens. Nur in den astliri scheu Gebirgen be-
hauptet sich ein kleines westgothisches Reich. Lon hier ans
kämpften die Christen fortwährend gegen die Mauren und
entrissen ihnen eine Provinz nach der andern e); aber erst
1492 ging die letzte maurische Besitzung, Granada, an
Ferdinand den Katholischen verloren.
732 Karl Martell schlägt die Araber bei Poitierö.
Dagobert 1. beherrschte eine Zeit lang das ganze fränkische
Reich, überließ aber die Regierung (622) dem Major
dornus Pipin von Landen. Nach ihm theilte sich
wieder das Reich in Austrasien, Neustrien und Burgund.
Sein Enkel Pi Pin von Heristal ward (687) durch
den Sieg bei Testri Major dornus über das ganze Reich.
Dessen Sohn Karl Martell (d. i. Hammer) befestigte
und erweiterte diese Herrschaft, nannte sich dux et prin-
ceps Francorum und kämpfte glücklich gegen Friesen, Ale-
inannen und Baiern.
Als die Araber unter Abderrahman mit 400000 Mann
von Spanien aus in Frankreich einsielen, schlug er sie iw
c Moses und Jesus betrachtete M. als seine Vorgänger.
d) Die angeblich auf Omars Befehl erfolgte Verbrennung der großen
Bibliothek zu Alexandria beruht wahrscheinlich auf Sage.
e) In diesen Kämpfen zeichnete sich im 11. Jahrhundert Don Rodrigo
von Vivar (genannt der Cid) aus.
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Extrahierte Personennamen: Kadidscha Mecka Mecka Palästina Gibraltar Roderich Mnsa Ferdinand Karl_Martell Karl Karl_Martell Karl Jesus M. Rodrigo
von_Vivar
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule
Inhalt Raum/Thema: Reformation
der ersten Ch ri stengcnrei 11 e n. 21
bei Menschen, als die eigne Stärkung des Gcmüths zur Ab-
sicht hat. Aus einem 4ostündigen Fasten wurden bald 4o
Tage, um Jesu Nachzüahmen, der bei der Vorbereitung zu
seinem wichtigen Vorhaben sich in der Einsamkeit 4o Tage
der gewöhnlichen Nahrungsmittel enthalten hatte. Diechri-
sien aßen dann nichts vor dem Untergange der Sonne und
genossen in der Woche vor Ostern nur Brot, Salz und Was-
ser. In den Versammlungen konnte ein Jeder, der Gaben
dazu hatte, auftreten und die Mktchristen erbauen, doch
nach i Cor. i4. waren bald Warnungen vor Zudringlichkeit
und Mißbrauch nothig.
Die Lehrer hatten verschiedene Namen und Verrichtun-
gen. Evangelisten nannte man die Verkündiger des Evan-
gelii, späterhin auch die Verfasser der Evangelien; Aelteste,
Presbytcri, Cpiskopi, woraus das Wort Bischoss entstan-
den ist, Pastoren, Hirten der Heerde, waren Lehrer und
Aufseher der christlichen Gemeinen, unter denen weiter kein
Rang Statt fand, als den etwa das Alter, vorzügliche Ga-
den und Erfahrungen von selbst gaben, wo dann gern der
jüngere sich Raths erholte und wo selbst die Christen oft
bürgerliche Streitigkeiten schlichteten, da sie von heidnischen
Obrigkeiten nicht immer Gerechtigkeit erhielten und nicht
durch Streitsucht den Namen der Christen entehren sollten.
Noch gab es Diakone und Diakonissinnen, welche bei dem
Abendmahl Brot und Wein, das auf einem Tische stand,
reichten, für die Armen und Kranken sorgten und unter den
Aeltesten standen. Späterhin kamen auch die Aemter der
Vorleser und Vorsänger, der Thürhüter und dergleichen
dazu.
Man taufte nach der Anordnung Jesu, oft aber ver-
langte man nur das Vekenntniß: Jesus ist der Messias.
Späterhin unterrichtete man die Täuflinge vorher ausführ-
lich und sie hießen dann Katechumcnen; ließ sie dann ein
erweitertes Vekenntniß ablegen, woraus endlich unser apo-
stolisches, d. h. nicht gerade von den Aposteln verfaßtes,
aber auf ihre Lehre gegründetes Glaubensbekenntniß, das
anfangs noch kürzer war, entstanden ist. Wer sich dazu
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule
Inhalt Raum/Thema: Reformation
D i e Jesuiten.
189
erfüllten; dann ihn zu dem Entschluß brachten, sein Leben
der heiligen Jungfrau Maria zu weihen, und sich durch'geist-
liche Ritterthaten auszuzeichncn. Er wallfarthete zu ihrem
wunderthatigen Bilde in Montserrat, legte sein voriges Rit-
terwcsen ncbsi dem Schmucke ab, und nahm dafür ein schlech-
tes grobes Kleid und einen eisernen Gürtel, that zugleich auch
das Gelübde der Armuth und Keuschheit, fastete oft sieben
Lage, bedeckte sein Gesicht mit Koth, ließ sich die Haare
wachsen und geißelte und peinigte sich auf alle Art. Sein
Kopf wurde darüber verwirrt, und nun erzählte er bald von
himmlischen Erscheinungen, bald von Satansplagen. 1625
bettelte er sich nach Jerusalem, um die Muhamedaner zu
bekehren, mußte aber >524 schon zurück, da ihn die dasigen
Mönche anfcindeten, und er bei seiner Unwissenheit auch nicht
viel bewirkte. Nun fing er an mit den Sehulknabcn Latein
zu lernen, studirte bald nachher auf spanischen Universitäten
und zuletzt in Paris, wo er sich überall mit Betteln durchhalf,
aber auch manche Studenten zu seiner strengen Lebensweise
anwarb, wozu sie sich endlich durch ein Gelübde verbindlich
machten. Der Krieg mit den Türken hielt ihn ab, nach Je-
rusalem'zu reisen; er ging dafür nach Rom, wo er einen
ordentlichen Plan zur Errichtung eines Ordens unter dem
Namen der Gesellschaft Jesu entwarf, welchen auch Papst
Paulhi. i54o, jedoch erst nach langer Weigerung, bestätigte,
weil man auf zwei Synoden im I. 1215 und 1272 die Stif-
tung neuer Orden untersagt hatte, indem es deren ohnehin
zu viele gebe. Die Glieder des Ordens wurden verpstichtet
zur Keuschheit und Armuth, zum blinden Gehorsam gegen
ihre Obern und zur Ausbreitung des wahren Glaubens, wo-
hin sie nur der Papst senden würde, und ohne Lohn zu for-
dern; auch mußten sie Kranke warten', und besonders lag es
den Novizen ob, den ekelhaftesten Kranken in Spitalern bcizuste-
hen. Ignatius wurde zwar Ordensgeneral, doch die kunstvolle
Einrichtung und große Wirsamkeit des Ordens kommt von
einigen weit schlauern Gehülfen her, wozu besonders Lainez
und Franz Taver, auch Spanier, gehörten; der Stamm
bestand aus sechs Personen. Allein der Papst erkannte, daß
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Extrahierte Personennamen: Maria Maria Koth Paulhi Ignatius Franz_Taver Franz
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule
Inhalt Raum/Thema: Reformation
M önche und Nonnen.
73
an sich verdienstlich sey; cs gab Mönche, Einsiedler (Anacho-
reten). Dieß ging auch auf die Christen über; manche flo-
hen wegen der Verfolgungen in die Wüsten; manche, weil
sie eine solche Entfernung für eine christliche Tugend anfahen.
Einer der ersten, berühmtesten Einsiedler war im I. 200
Antonius aus Aegypten, der nach seiner Eltern Tode sein
Vermögen unter die Armen vertheilte, in die Wüste ging,
wo er i5 Jahre lebte, nur Salz und Brot aß, und durch
seine strenge Lebensweise Körper und Geist so zerrüttete, daß
er sich einbildete, er schlage sich mit dem Satan herum, wo-
bei er oft jämmerlich schrie. Sein Schüler Pachomius sam-
melte nun mehrere solche Einsiedler oder Eremiten, baute
ein Kloster, wo drei und vier unter einem Prior wohnten;
diese Priorate zusammen nannte man Cönobium, die Be-
wohner Cönobiten, die einzelnen Einsiedler Anachoreten.
Ein andrer Schüler des Antonius stiftete ein Kloster (von
Claustram, ein verschloßner Ort) in Palästina, und nun
drängten sich die Menschen in solcher Menge herzu, daß
bald mehrere Klöster nöthig wurden. Die Vorsteher hießen
Aebte (Vater). Anfänglich waren es meistens Laien, die
sich nicht mit Lehren, sondern nur mit Beten, Fasten und
dem Anbau des Landes beschäftigten, wovon sie sich nähr-
ten; nach und nach wurden sie auch Lehrer der Christen.
Die eigentliche Klosterregel, welche im Abendlande die meiste
Gültigkeit erhielt, stellte 55o der heilige Benedikt in Italien
auf, der berühmte Stifter des Benediktinerordens. Wer
nach dieser Regel, die von Zeit zu Zeit mit mehrern Verän-
derungen erneuert wurde, in ein Kloster treten will, muß
erst ein Probejahr aushalten und sich dann zu der Regel
verpflichten. Sie fordert gewisse Gebete zu bestimmten Stun-
den, Arbeit, Keuschheit, gänzliche Zurückgezogenheit von
den übrigen Menschen, und blinden Gehorsam gegen die
Obern des Ordens. Die gewöhnlichen Kleider sind graue
Kutten. Eben so entstanden noch im I. 5oo auch Klöster
für Nonnen (Mütter), die sich Benediktinerinnen, Franzis-
kanerinnen u. s. w. nannten, oft aber auch keinen besondern
Namen führten und ihre Ordensregeln nach der Mönchsregel
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d er allgemeinen Weltgeschichte. 163
ein kleiner Theil die Erlaubniß des Cyrus zur Rückkehr nach
Judäa (später Palästina genannt) benutzte, dann unter die
Macedonier; nach Alexanders des Großen Tode theils unter
ägyptische Könige, wo eine Uebersetzung des A. T. in die
griechische Sprache zu Alexandrien gefertigt wurde, theils
unter syrische. Durch die Helden unter den Makkabäern (1.
und 2. Makk.) wurden sie eine Zeit lang ziemlich frei. Rom
unterjochte endlich Alles. Durch Schmeichelei erhielt 38 I.
Vor Ehr. Herodes, mit Unrecht der Große benannt, ein Jdu-
mäer, von den Römern Judäa mit dem Königstitel, ein zwar
tapferer, aber auch hinterlistiger, argwöhnischer und grausamer
Regent, selbst gegen seine Familie, indem er seine Gemahlin,
drei Söhne und mehrere Verwandte unschuldig hinrichten ließ
(Matth. 2. ). Er war bald heidnisch, bald jüdisch religiös.
Rach seinem Tode (im I. 2 nach Ehr.) kam ein Theil des
Landes zu Syrien und erhielt Landpfleger (Proeuratoren,
wie Pontius Pilatus), die ihren Sitz in Cäsarea mit einer
Vesatzung hatten und von Zeit zu Zeit nach Jerusalem zogen
(Apostgsch. 25, 1). Das andere wurde den Nachkommen
Herodes des Großen überlassen, unter verschiedenen Titeln
(Luc. 3, 1.). Herodes Agrippa, ein Enkel Herodes d. Gr.,
erhielt ganz Judäa als selbstständiger König; mit seinem Tode
starb das Geschlecht 44 I. nach Ehr. aus, das Land wurde
fast ganz römische Provinz. Von seinen weitern Schicksalen
N. 226.
Zweiter Hauptabschnitt.
Neue Geschichte von Christi Geburt bis auf
unsere Zeit.
Erste Periode. Von Chr. Geb. bis auf Karl d. Gr. (1—800).
H. 13. Augnstus und einige seiner Nachfolger im rö-
mischen Reiche. Abendländ. Kaiserthum.
160 Octavius beherrschte nun allein das größte und am
besten eingerichtete Reich. Es gehörte dazu in Europa: Ita-
lien, Macedonien und Griechenland mit allen dortigen Inseln,
Frankreich, Spanien, Portugal, England, die Niederlande,
Ungarn; in Deutschland drangen die Römer bis an die Do-
nau und den Rhein; in Afrika Aegypten und die Küsten des
Mitiklmeeres; in Asien Kleinasien und die Länder bis an den
Euphrat und Tigris. Er wurde wider Erwarten ein vor-
11*
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Extrahierte Personennamen: Cyrus Alexanders Makk Römern_Judäa Pontius_Pilatus Luc Herodes_Agrippa Judäa Christi Karl_d Karl
Extrahierte Ortsnamen: Judäa Cäsarea Jerusalem Europa Macedonien Griechenland Frankreich Spanien Portugal England Niederlande Ungarn Deutschland Rhein Afrika Asien_Kleinasien
238
Siebente Abtheilung.
Wachskerzen, Räuchern und dergleichen in den Kirchen auf. Um
das Jahr 1100 ersann man den Rosenkranz oder den Psalter
der Jungfrau Maria; das war eine Sammlung von Kügelchen
an einer Schnur gereihet, nach deren 'Anzahl man hinter einander
Vater unser oder Gebete an die Mutter Jesu hersagte.
§. 10. Mönche.
233 Sie waren eine vorzügliche Stütze der Päpste und des
Aberglaubens. Schon in den ersten Jahrhunderten hatten sich
manche Christen von der übrigen Welt abgesondert, um den Ver-
suchungen zur Sünde, oft auch, um den Verfolgungen auszu-
weichen. Aber bald legte man aus dieses einsame Leben einen
großen Werth, und verachtete alle, die sich nicht von ihren Verbin-
dungen losmachen wollten. Diese Eremiten oder Einsiedler fanden
bald Nachfolger, die sich nur durch schlechte Kleidung und Nah-
rung, durch vieles Fasten vor andern auszeichneten, und gar
nicht mehr für die übrige Gesellschaft leben wollten. Ein ägyp-
tischer Einsiedler, Antonius, war der Stifter des Mönchlebens,
indem sich niehrere Christen zti ihm sammelten und ein strenges
Leben führten. Sein Schüler Pachomius vollendete das Werk;
er versammelte solche Einsiedler in gemeinschaftliche Gebäude, die
man Klöster nannte und in der Entfernung von den andern Men-
schen anlegte. Ihre Vorsteher hießen Aebte oder Väter. Sie
beschäftigten sich mit Beten und Singen bei Tage und Nacht,
bauten jedoch ihre Aecker und Gärten zu ihren Lebensbedürfniffen
an, verfertigten sich ihre Kleider, die aber meistens aus einem
Ziegen- oder Schaffell bestanden.
Es eittschloffen sich atich Frauen zu diesem Klosterleben;
sie hießen Nonnen und hatten ebenfalls ihre Vorsteherinnen,
Aebtissinnen oder Mütter. Das Klosterlehen fand in vielen Län-
dern Beifall. Manche Mönche beschäftigten sich nützlich mit Ab-
schriften der heiligen Schriften, mit dem Unterricht der Jugend,
der freilich dürftig war. Aber die meisten lebten müßig, oder
übten sich unaufhörlich in religiöser Andacht. Es gab Mönche,
die Tag und Nacht abwechselnd Göltesdienst hielten oder Horas
sangen. Bei der Unwissenheit der damaligen Christen fand dieß
Alles zwar Bewunderung, aber die menschliche Gesellschaft verlor
viele brauchbare Mitglieder, die Mönche entbehrten den unschul-
digsten Lebensgenuß, und geriethcn auf die tollsten Einfälle. So
glaubte Antonius, dessen Körper und Seele durch die unnatür-
liche Lebensweise zerrültel war, er habe beständig Streit mit dem
Teufel, der ihn prügele, und er schrie daher oft jämmerlich.
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Extrahierte Personennamen: Maria Maria Antonius Antonius Antonius
G eschi ch t e der christlichen Kirche. 239
Andre wechselten die Kleider nicht eher, bis sie vom Leibe faul-
ten, und wurden dabei von vielerlei Insekten und Würmern
schrecklich gepeinigt. Ein gewisser Sinion, der Stylite oder
Säulensteher, lebte meistens stehend auf einer Säule, die er
von Zeit zu Zeit erhöbte, und betete auf derselben. An großen
Festen stand er ganze Nächte mit ausgestreckten Armen, und bückte
sich 1244 Mal nach einander bis auf die Füße. Mindere schlugen
sich mit Ketten und Peitschen ganz blutig. Nun wurden immer
mehr Orden gestiftet, und der Aberglaube machte sie in kurzer
Zeit durch Geschenke und Vermächtnisse reich, woraus sie bald
von ihrer Strenge nachließen. Im Jahr 529 stiftete Benedictus
in Italien, der drei Jahr in einer Höhle gelebt hatte, nur mit
einem Fell bedeckt war, und wie ein wildes Thier aussah, den
Orden der Benedictiner; und er schrieb zuerst Negeln vor, an die
sich die Mönche Zeitlebens binden sollten. Dominikus aus Spa-
nien und Franziskus aus Italien wollten die alte Strenge wie-
der herstellen, und stifteten den Dominikaner- und Franziskaner-
Orden. Beiden wurde die Armuth zur Pflicht geinacht; sie erwar-
den ihren Unterhalt durch Betteln und hießen daher Bettelmönche;
aber sie wurden auch bald reich, und bettelten nur zum Schein.
Diese zwei Orden wurden sehr mächtig, besonders die Domini-
kaner, und sie waren vorzüglich bestimmt, die Ketzer aufzusuchen
und gegen sie zu predigen. Ihnen wurde das heilige oder viel-
mehr abscheuliche Blutgericht, die Inquisition, übergeben. Sie
spürten den Ketzern nach, wiegelten die Fürsten gegen die treuesten
Unterthanen, die Christen gegen die Christen auf. Viele Anders-
denkende kanten im Kriege um, viele wurden verbrannt, lebendig
eingemauert, mußten verhungern, und selbst Leichname der Ketzer
mußte man ausgraben und vetbrennen. In Spanien wurden
Tausende verbrannt, besonders da man viele Christen in dem
Verdacht hatte, sic wären heinilich Juden oder Muhamedaner.
Man berechnet, daß hier über 34,000 Menschen wirklich, über
17,000 im Bildniß verbrannt und über 290,000 von der In-
quisition seit ihrer Entstehung eingesperrt worden sind. Auch in
Deutschland wüthete dieses Gericht, ein gewisser Conrad von
Marburg ließ im Jahre 1215, 80 Menschen in Straßburg, das
damals zu Deuftckland gehörte, umbringen; aber cs kam nicht
auf. War das christlich?
§. 11. Gegner der päpstlichen Macht.
234 Es gab auch noch Christen, welche diese Greuel beklagten
und vrrabicheuten. Schon im achten Jahrhundert begaben sich
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Extrahierte Personennamen: Benedictus Dominikus Conrad_von
Marburg
Extrahierte Ortsnamen: Italien Italien Dominikaner- Spanien Deutschland Straßburg
— 33 —
eine neue, einzig wahre Religion zu gründen. Die Haihtlehren derselben sind: „Es ist nur ein Gott, und Mohammed ist sein Prophet. Die Seele des Menschen ist unsterblich, und es gibt eine Vergeltung nach dem Tode. Gebet, Fasten und Almosen öffnen die Pforten des Himmels. Jedem Menschen ist sein Schicksal zum voraus bestimmt. Das beste Werk ist der Kampf gegen die Ungläubigen."
Mohammed fand bald viele Anhänger und unterwarf sich ganz Arabien. Er vereinigte in seiner Person die höchste geistliche und weltliche Gewalt. Seine Nachfolger hießen Cha-lifen. Sie eroberten im 7. Jahrhundert mit Feuer und Schwert einen großen Teil Asiens und Nordafrika. Von hier setzten dieselben nach Spanien über, um durch Europa nach Konstantinopel zu ziehen. Sie wurden aber von den Franken vollständig besiegt und nach Spanien zurückgedrängt. Dort gründeten sie ein blühendes Reich, das bis um d. I. 1500 n. Chr. bestand. Die Religion Mohammeds zählt jetzt noch viele Millionen Anhänger.
Um«0«n.chr. 34. Die Glaubensboten Badens.
Das Christentum verbreitete sich trotz der blutigen Verfolgungen, welche einzelne römische Kaiser anfänglich über dasselbe verhängten, mit wahrhaft göttlicher Gewalt. Im ganzen römischen Reiche fand es zahlreiche Anhänger. So blühten auch am Rheine schon um d. I. 300 n. Chr. die Bistümer Basel, Straßburg, Speier, Worms und Mainz mit vielen christlichen Kirchen. Aber die heidnischen Alemannen rotteten die Christuslehre wieder aus. Als jedoch Alemannien unter die Herrschaft der christlichen Franken gelangt war, zogen aus Irland und England fromme Männer dahin, um das göttliche Wort zu verkünden. Solche Männer heißen auch Glaubensboten (Missionäre).
Zu den ersten Glaubensboten gehört der heilige Fridolin. Er kam um d. I. 500 n. Chr. in das badische Oberland und erbaute auf einer Rheininsel das Kloster Säckingen. Ein Jahrhundert später erschien am Bodensee der heilige Kolumban mit zwölf Schülern, von denen der heilige Gallus das Kloster St. Gallen stiftete. Kurze Zeit nachher errichtete
Müller, Geschichtsbilder. z
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe]]
Extrahierte Personennamen: Mohammed Mohammed Mohammeds Fridolin Kolumban Gallus
Extrahierte Ortsnamen: Asiens Nordafrika Spanien Europa Konstantinopel Spanien Mohammeds Badens Rheine Worms Mainz Irland England Gallus
24« Siebente Abtheilung.
reinigt und zur Seligkeit geschickt würden; und nach dem
Jahr 600 war die Lehre vom Fegfeuer eine Glaubenslehre.
Da ließ man Messen für die Verstorbenen lesen, um ihnen
die Eusiung zu erleichtern. So echob man die Deichte,
die Firmelung oder Consirmation, die Ordination oder
Einweihung der Geistlichen zu ihrem Amte, die Salbung
der Sterbenden mit einem geweihten Ocle, und die Ehe zu
Sakramenten. Außerdem kamen die Besprenaungen mit
Weihwasser, das Anzünden von Wachskerzen, Wuchern
und dergleichen in den Kirchen auf. Um das Jahr uoo
ersann man den Rosenkranz oder den Psalter der Jungfrau
Maria; das war'eine Sammlung von Kügelchen an eine
Schnur gereichet, nach deren Anzahl man hinter einander
Vater unser oder Gebete an die Mutter Jesu hersagte. *
, §. io.
' M r n ch e.
233 Sie waren eine vorzügliche Stühe der Päpste und
»es Aberglaubens. Schon in den ersten Jahrhunderten
hatten sich manche Christen von der übrigen Welt abgeson-
dert , um den Versuchungen zur Sünde, oft auch, um den
Verfolgungen auszuweichen. Aber bald legte man auf dic-
fts einsame Leben einen großen Werth und verachtete alle,
die sich nicht von ihren Verbindungen losmacken wollten.
Diese Eremiten oder Einsiedler fanden bald Nachfolger,
die sich nur durch schlechte Kleidung und Nahrung, durch
vieles Fasten vor andern auszeichneten und gar nicht mehr
für die übrige Gesellschaft leben wollten. Ein Aegyptischer
Einsiedler Antonius war der Stifter des Mönchslcbens,
indem sich mehrere Christen zu ihm sammelten und ein
strenges .Leben führten. Sein Scl>üler Pachomius vol-
lendete das Werk, er versammelte solche Einsiedler in ge-
meinschaftliche Gebäude, die man Klöster nannte und in
der Entfernung von den andern Menschen anlegte. Ihre
Vorsteher hießen Aebte oder Väter. Sie beschäftigten sich
mit Beten und Singen bey Tage und Nacht, bauten je-
doch ihre Aecker und Garten zu ihren Lebensbedürfnissen an,
verfertigten sich ihre Kleider, die aber meistens aus einem
Ziegen-oder Schaffell bestanden. '
Es entschlossen sich auch Frauenspersonen zu diesem
Klosterleben; sie hießen Nonnen und hatten ebenfalls ihre
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
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154 Sechste Abtheil. Einige Nachrichten
ihrer Religion berübmt ist. Er lehrte (550 Jahr vor Christo),
daß ein höchstes Wesen da sey, dessen Bild, die Sonne, in
mehrerntemvcln durch ein immer unterhaltenes Feuer ver-
ehrt werden müsse; unter diesem höchsten Wesen stünden ^wey
Untcrweftn, das eine sey Urheber des Guten, das andere Ur-
Heber des Bösen, die einander stees widerstrebten; das Böse
werde endlich besiegt. Zugleich gab Zoroaster auch viele weise
Lebensregeln. Cores oder Cyrus, der den Juden die Er-
laubniß gab, zurückzukehren ins Vaterland, gehört unter
ihre berühmtesten Könige; doch war er zu kriegslustig, was
ihm auch das Leben kostete. Der König ñerxes zog mit einer
Million Soldaten gegen die Griechen, ließ das Meer peit-
schen, als es nicht ruhig werden wollte, mußte aber m 't
Schimpf und Schande auf einem Fischerkahnc entflichn.
Der eroberunqssüchtigekönigvon Makedonien. Alexander
der Große genannt, unterjochte die Perser 336 Jahre vor
Christi Geburt. Doch er starb, erst 32 Jahr alt, und sein
großes Reich zerfiel in viele kleinere, wovon« Maccabaer 1.
zu lesen ist. Die späterhin wieder errichteten Persischen
Reiche waren durch innere Kriege und grausame Regenten
meistens schwach und unglücklich.
6. Die alten Griechen.
§. 4.
179 Das berühmte Griechenland steht jetzt unter der
Herrschaft der Türken, welch« dieses schöne Land mit den
dazu gehörigen Inseln freylich nicht gehörig anbauen und
benutzen- Die jetzigen Griechen sind ihren Vorfahren vor
Christi Geburt in der Sprache, in ihren Kenntnissen und
Sitten sehr unähnlich. Die alce griechische Sprache wird
noch jetzt in den Schriften jener Griechen geehrt; sie sind
in seinen Sitten, in der Malerey, Musik, Dichtkunst, in
nützlichen Kenntnissen von der Erde und dem gestirnten
Him mel, in der Meßkunst oder Mathematik, in heilsamen
Gest Yen und in vielendingen Lehrer und Muster für viele
Nationen gewesen. Sie waren kein zahlreiches Volk, aber
ihre Weisheit, ihre Tugenden, ihr Muth und ihre Tapfer-
keit Machte sie groß, und so lange sie unter sich einig blie-
den^ widerstanden sie glücklich weit mächtigern Feinden,
besonders beu Persern, die mit mehreren hundert tausend
Soldaten Griechenland überfielen, aber zu Wasser und zu
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Christo Cyrus Cyrus Alexander Alexander Christi Muth
Extrahierte Ortsnamen: Makedonien Christi Griechenland Griechenland