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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 230

1906 - München : Oldenbourg
230 42. Charakterbild des Kurfürsten Maximilian I. Für seine Familie und Untertanen hatte er ein warmes Herz, doch war sein Gemütsleben entschieden weniger entwickelt als sein Verstand und weit öfter als Liebesbeweise bekommen die Untertanen seine Strenge und die drückenden Folgen seiner Politik zu spüren. Wo ein religiöser Grund wirksam war, konnte die Strenge sogar in grausame Härte ausarten. Als ein Jngolstädter Bürger von dem ordentlichen Gericht wegen Gotteslästerung zur Stadtverweisung verurteilt wurde, setzte er an Stelle dieser Strafe den Tod. Seine Religiosität hatte eine so ausgeprägt konfessionelle Färbung wie nur möglich. Darum hatten es Konvertiten, wie man an Wallenstein, Pappenheim n. a. gewahrt, immer leicht seine Gunst zu erwerben. Er verordnete, daß jeder seiner Untertanen einen Rosenkranz besitzen müsse; er hielt seine Beamten bei Geldstrafe zur Teilnahme an den wöchentlichen Prozessionen an; er selbst konnte sich in Prozessionen und Wallfahrten kaum genug tun. In seiner Verehrung der heiligen Jungfrau lag ein schwärmerischer Zug, der bei seinem nüchternen Wesen um so auffallender ist. In Altötting ließ er — „Peccatorum Coryphaeus“ — eine mit seinem Blute geschriebene Widmung an sie hinterlegen. Wichtige Aktionen verlegte er, wenn es anging, auf einen Marienfesttag, so den Aufbruch des Heeres gegen Donauwörth 1607 auf Mariä Empfängnis, seine Vereinigung mit Bucquoy 1620, den Einmarsch in die Oberpfalz 1621, seinen Einzug in Regensburg zu Ferdinands Iii. Königswahl aus Mariä Geburt. In der Schlacht auf dem Weißen Berge bestimmte er seinen Trnppen den Namen der heiligen Jungfrau als Feldgeschrei. Und während er den Bischöfen von Freising und Regensburg wegen der großen Zahl der bestehenden Feiertage die Einführung des Korbinians- und Wolfgangstages als Feiertage abschlug, bewog er 1638 den Episkopat seines Landes zu den zahlreichen Frauenfesttagen zwei weitere festzusetzen: Mariens Besuch und ihre Darbringung im Tempel. Täglich, sagt der Stifter der Mariensäule in der Instruktion für die Erziehung seines Erstgebornen, erfahre ich, daß nach Gott die Mutter des Erlösers unsere größte Beschützerin und Patronin ist. Er machte es seinem Sohne zur Pflicht außer einem Sonn- oder Feiertage jedes Monats auch an allen Marienfesttagen zur Beichte zu gehen. Er gab diesem Sohne, was gegen alle Gewohnheit war, neben dem Namen seines mütterlichen Großvaters auch den Namen Maria und bürgerte damit in Bayern die Sitte ein, daß dieser Vorname auch von Männern an zweiter Stelle geführt wird. In den Jesuiten bewunderte und verehrte er die Männer, die nach seiner Überzeugung dem Reiche Gottes auf Erden die besten Dienste leisteten, und ihre Mitwirkung bei den Aufgaben eines gottesfürchtigen Fürsten schien ihm unerläßlich. Darum scheute er keilte Opfer für sie, empfahl auch dem Nachfolger in seinem Testament sie gegen männiglich zu schützen, zu lieben, zu ehren und in besonderer Affektion zu halten, legte ihm ihre Kollegien zu München, Ingolstadt, Regensburg, Landsberg, ihre Niederlassung in Altötting

2. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 90

1865 - Eisleben : Reichardt
90 Kaaba, nimmt sich seiner an. Handelsreisen. Wittwe Kadidscha. Neue Religion Islam, d. i. gläubige Erge- bung; die Anhänger Moslemin, d. i. Gläubige. „Es gibt nur Einen Gott, und Muhamed ist sein Prophetbo) Am 15. Juli 622 Flucht von Mecka nach Medina (Hedschra, mohamedanische Zeitrechnung«. 66lj Erobe- rung von Mecka, 63! Angriff gegen das byzantini- sche Reich, 632 Tod Muhameds, sein Grab in Medina. Der Koran, d. i. Schrift. Sekten der Schiiten (Aliten) und Snuiten. Die ersten Kalifen (d. i. Statthalter) waren A-bu Be kr (Schwiegervater des Propheten) und Omar. Die- ser eroberte Palästina, Syrien und Persien, wäh- rend sein Feldherr A m r u A e g y p t e n unterwarf, ä) Bald wurde auch Afrika's Nordküste erobert. 711 Tarik setzt nach Spanien über,,wo ein maurisches Reich gegründet wird. Gibraltar — Gebet al Tarik, d. i. Fels des Tarik. Der Westgothenkönig Roderich verliert die «L-chlacht bei Lerez de la Frontera, Mnsa vollendet die Erobe- rung Spaniens. Nur in den astliri scheu Gebirgen be- hauptet sich ein kleines westgothisches Reich. Lon hier ans kämpften die Christen fortwährend gegen die Mauren und entrissen ihnen eine Provinz nach der andern e); aber erst 1492 ging die letzte maurische Besitzung, Granada, an Ferdinand den Katholischen verloren. 732 Karl Martell schlägt die Araber bei Poitierö. Dagobert 1. beherrschte eine Zeit lang das ganze fränkische Reich, überließ aber die Regierung (622) dem Major dornus Pipin von Landen. Nach ihm theilte sich wieder das Reich in Austrasien, Neustrien und Burgund. Sein Enkel Pi Pin von Heristal ward (687) durch den Sieg bei Testri Major dornus über das ganze Reich. Dessen Sohn Karl Martell (d. i. Hammer) befestigte und erweiterte diese Herrschaft, nannte sich dux et prin- ceps Francorum und kämpfte glücklich gegen Friesen, Ale- inannen und Baiern. Als die Araber unter Abderrahman mit 400000 Mann von Spanien aus in Frankreich einsielen, schlug er sie iw c Moses und Jesus betrachtete M. als seine Vorgänger. d) Die angeblich auf Omars Befehl erfolgte Verbrennung der großen Bibliothek zu Alexandria beruht wahrscheinlich auf Sage. e) In diesen Kämpfen zeichnete sich im 11. Jahrhundert Don Rodrigo von Vivar (genannt der Cid) aus.

3. Lehrbuch der Alten Geschichte - S. 143

1897 - München : Oldenbourg
63. Das Syrische Reich unter den Seleuciden bis 63 v. Chr. 143 (vgl. 90, 2). Unter seinem zweiten Nachfolger Antiochus Iv. fiel auch Palstina wieder ab (167). Areiyeitskampf der Juden (167142). Unter der gyptischen und syrischen Herrschaft hatte die Hellenisimmg der Juden groe Fortschritte gemacht. Wie im brigen Orient, war in Palstina die griechische Sprache zur bevorzugten Schrift- und Verkehrssprache geworden. Selbst die Heiligen Bcher waren durch siebzig jdische Schriftgelehrte zu Alexandria ins Griechische bersetzt worden, so da zu ihrem Verstndnis die genauere Kenntnis des Hebrischen entbehrlich schien. Das alles hatte aber unter den Strengglubigen Besorgnis und Unwillen hervorgerufen. Als vollends Antiochus Iv. die Mische Religion ganz ausrotten wollte, emprten sich die Juden. Unter der .tapferen Fhrung des Judas Makkabus und seiner Briiber begannen sie gegen ihre Unterdrcker einen fnsundzwanzigjhrigen Freiheitskampf, durch welchen sie sich ihre Unabhngigkeit zurckeroberten. Seit 141 fhrten die Makkaber (nach ihrem Ahnherrn auch Asmoner geheien) in ihrem Lande die weltliche und oberpriesterliche Gewalt (bis 63). 3. Werfall und Untergang des Weiches (16763). Unter inneren und ueren Wirren aller Art bestand das Seleueidenreich, das seitdem auf das eigentliche Syrien beschrankt war, noch ein weiteres Jahrhundert. Zuletzt wurde es, wie die anderen Kleinstaaten Vorderasiens, eine Beute der obsiegenden Rmer unter Pompejus (vgl. 99,5). Auch Palstina kam damals unter rmische Oberherrschaft. Mmerherrschaft itt Zkatstina (seit 63). Wie eben vorher in Syrien, so veranlagten auch in Palstina innere Parteizwiste und Thronstreitigkeiten die Einmischung der Rmer. Pompejus, um seine Entscheidung angerufen, kam von Syrien aus nach Jerusalem und machte das Land tributpflichtig. Man lie zwar den Juden noch einen Schein von Selbstndigkeit unter eigenen Knigen, doch wurden diese gewhnlich von Rom aus ernannt oder gehalten. Der verrufenste derselben ist Herodes I., auch der Groe geheien, ein grausamer und rachschtiger* Fürst, in dessen letzte Regierungsjahre die Geburt Christi fllt. Die folgenden Könige wurden rmischen Prokuratoren (oder Landpflegern) untergeordnet, welche als Unterbeamte der Statthalter von Syrien im Namen des Kaisers die hchsten Befugnisse ausbten. 64. Das gyptische Keich unter den ptolemiiern 32330 v. Chr. 1. Die drei ersten ^totemex (323221). Pwlemus I., Sohn des Sagos und einer der Feldherren Alexanders, regierte seit 323 als Statthalter und> seit 306 als König von gypten. Fast unangefochten hatte er seine durch natrliche Grenzen geschtzte Satrapie behauptet und vererbte nach vierzigjhriger Regierung das 'Knigreich als unbestrittenes Besitztum auf seine Nachkommen. Er sowohl wie auch seine zwei nchsten Thronfolger, Pwlemus Ii. und Ptolemns Iii., fhrten eine glanzvolle und glckliche Regierung. Durch Begnstigung der geistigen und knstlerischen Bestrebungen machten sie ihre Hauptstadt Alexandria zum neuen Vorort des Griechentums

4. Lesebuch für die 5., 6. und 7. Klasse der Volksschule - S. 178

1895 - München : Oldenbourg
178 130. Lebenserinnerungen. einfachen, biblischen Erzählungen gewann ich Gott, den Vater im Himmel, lieb und empfand kindliche Ehrfurcht vor ihm. Ich wurde, wie ich mich noch wohl erinnere, ganz in das Paradies der ersten Eltern, in die Hütten der Patriarchen, in die Wüste, wo Moses die Schafe hütete, auf die Felder, wo die fromme Ruth Ähren las, in die arme Wohnung des gottesfürchtigen Tobias eingeführt. Der Sonntag war dem Vater immer ein heiliger Tag. Da mussten alle Amtsgeschäfte ruhen, nur die dringendsten, unaufschiebbaren ausgenommen. Durch kein Geschäft liess er sich abhalten, den Gottesdienst zu besuchen. Wir Knaben mussten auch zuhause jedesmal das sonn- oder festtägliche Evangelium lesen; der Vater wiederholte bei Tische, was darüber in der Predigt gesagt worden war, und fügte eigene, uns Kindern angemessene Bemerkungen bei. Das Weihnachtsfest machten die Eltern, nach uralter Sitte, zu einem grossen Freudenfeste für uns Kinder. Noch immer erinnere ich mich jener seligen Augenblicke. Wir Kinder warteten, in eine dunkle Kammer gewiesen. 0, welche Freude, welches Ent- zücken, wenn wir im Glanze der vielen Lichter die Weihnachtsgeschenke, auserlesenes Obst, Spielzeug, Kleidungsstücke und schön gebundene, einige sogar mit Gold verzierte Bücher erblickten! Auf ähnliche Art wurden wir am Osterfeste mit Ostereiern und Kuchen beschenkt. Auch am Pfingstfeste gab es Waffeln und Kuchen. Der Vater unterliefs aber nie, uns zu sagen, warum diese Feste so grosse Freudenfeste für uns seien. Er erzählte uns von der Geburt Jesu, von seiner Auf- erstehung und von der Sendung des heiligen Geistes. Dadurch bekam unsere Freude eine höhere Richtung. Während der Fastenzeit erzählte uns der Vater an jedem Abende eine Begebenheit aus dem Leben Jesu. Wir Kinder wurden dann oft bis zu Thränen gerührt.

5. Lesebuch für die 5., 6. und 7. Klasse der Volksschule - S. 498

1895 - München : Oldenbourg
498 74. Jerusalem. liche Kirche des heiligen Grabes. Zwei Säulengänge, der eine über dem andern, laufen längs ihrer runden Wände. Über ihnen wölbt sich eine majestätische Kuppel, durch deren große Öffnung das Tageslicht prächtig hereinströmt. Senk- recht darunter stehet, wie eine kleine Kirche in einer großen, das heilige Grab, von weißem Marmor aufgeführt. Im Innern enthält es zwei in den Kreidefelsen gehauene, aber gleichfalls mit Marmor überkleidete Gemächer. Durch die Eingangspforte, vor welcher vier hohe silberne Leuchter mit armdicken brennenden Wachskerzen stehen, gelangt man zuerst in ein kleines Gemach, die Engelskapelle. Aus dieser tritt man tief gebückt durch ein enges Pförtchen in die eigentliche Grabkammer, deren größere Hälfte der Altar einnimmt, welcher den Felsensarg des Herrn bedeckt. Viele kleine Nischen umgeben den Altar, geschmückt mit goldenen und silbernen Leuchtern und Gefäßen. Viele Lampen — Geschenke von Päpsten, Kaisern und Königen — erleuchten die Grotte Tag und Nacht. Die Luft ist erfüllt vom Duft des Weih- rauchs, der hier reichlich angezündet wird. Alles ist still. Niemand wagt ein lautes Wort zu sprechen. Unsere Seele versinkt in unaussprechliche Gedanken bei der Vorstellung des einzigen Grabes der Erde, welchem der jüngste Tag keinen Toten abzufordern hat. Wir durchschritten das nach dem Blutzeugen Stephanus benannte Thor, und vor uns lag das tiefgeschluchtete Thal Josaphat und gegenüber der Ölberg. Wir gingen den steilen Fußpfad hinab und über die Brücke des im Sommer wasserleeren Kidron. Jenseits stehen wir an einem um- mauerten Gartenraum. Wir klopfen an die kleine Pforte, ein Wächter öffnet uns, und wir sind in Gethsemane. Es ist ein viereckiger Platz, mit vielen Blumenbeeten und acht uralten Olivenbäumen geschmückt. Eine feierliche Stille umgab uns. Kein Geräusch der Stadt drang zu unsern Ohren. Unwillkürlich schwebte das Bild de§ Erlösers vor die Seele, wie er hier trauerte und zagte.

6. Lesebuch für die 5., 6. und 7. Klasse der Volksschule - S. 497

1895 - München : Oldenbourg
74. Jerusalem. 497 74. Jerusalem, f Von kahlen Bergen und dürren Thälern umgeben, streckt sich Jerusalem einsam über eine hügelige Hochfläche. Wie in eine trostlose Gebirgswüste ist die Tochter Zion dahin- geworfen. Keine Herde wandelt auf dem Rücken dieser Berge, kein Wald noch Gebüsch begrünt diese Abhänge, kein Wasser durchrieselt die durstigen Thäler. Und doch ist das Gemüt beim Anblick dieser Stadt und Gegend von Rührung, Dank und Anbetung im tiefsten ergriffen. Die Kuppeln der Kirchen und Klöster, die Minarets der Moscheen ragen empor über das Gewirre der gleich- förmigen und unansehnlichen Häuser mit teils gewölbten, teils platten Dächern. Aus dem Hügel Akra fallen die Kuppeln der Kirche des heiligen Grabes in die Augen, weiter zur Linken der lang gestreckte Rücken des Berges Zion. In scharfen Umrissen zeichnet sich die Burg Davids am Himmel ab und nahe dabei leuchtet eine kleine, anmutige evangelische Kirche. Aus dem Thal Josaphat erhebt sich der berühmte Hügel Moriah, auf dem einst Salamos Tempel prangte, jetzt aber die Omars-Moschee mit ihrer mächtigen Kuppel steht. Unser erster Gang war durch die sogenannte Pilger- straße nach der Kirche des heiligen Grabes, einem weit- läufigen, vielfach zusammengesetzten Gebäude. Beim Eintritt durch das schöne Doppelportal sieht man in der Vorhalle auf einer kleinen Erhöhung die türkische Wache behaglich auf Polstern sitzen, Kaffee trinken und aus langen Pfeifen rauchen. Gradeaus füllt der Blick auf eine weiße, marmorne Fußplatte, welche den Ort bezeichnen soll, wo der Leichnam Christi gesalbet ward. Zur Rechten dieser Vorhalle erheben sich die Kapellen, welche den Felsen von Golgatha um- schließen. Der mittlere Teil der Kirche, das sogenannte Chor der Griechen, ist der ansehnlichste und zugleich prächtigste Raum. Drei Gitterthüren führen von da in die eigeut- Lesebuch für die 5., 6. u. 7. Klasse der Volksschule I. p 32

7. Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen - S. 267

1891 - München : Oldenbourg
2 Deutsche Weihnachtsbräuche. 267 Umzuge und Einzüge der Götter in den Sagen zu erzählen, sondern hatte man diesen Einzug in den verschiedensten Weisen versinnbildlicht dargestellt, so begnügte sich das deutsche Volk, als es zum Christentume bekehrt war, auch bald nicht mehr damit, die liebliche Erzählung von der Geburt des Weltheilandes von seinen Predigern vorlesen zu hören oder selbst zu lesen, sondern es machte sich auch daran, diese Erzählung selbst darzustellen. Schon die sromme Kaiserin Helena, Konstantins d. Gr. Mutter, hatte in der Kirche, die zu Bethlehem über der Höhle errichtet war, welche als die Geburtsstätte des Heilandes bezeichnet wurde, eiue kostbare Krippe aus weißem Marmor errichten lassen. So ließ auch der hl. Franziskus von Assisi i. I. 1221 mit Erlaubnis des Papstes in seiner Kirche eine kostbare Krippe aufrichten, und um den Stall der Geburt anzudeuten, stellte man einen Ochsen und Esel daneben. Bald gab es fast keine Kirche mehr, in der nicht eine mehr oder weniger kostbare Krippe oder Wiege, manchmal sogar mit einem Bilde des göttlichen Kindes, während der Weihnachts- seiertage aufgestellt wurde. Später saßen sogar an den Seiten desselben Maria und Joseph. Joseph wiegte das in der Krippe liegende Kind, während Maria ein liebliches Wiegenlied sang. Zuweilen sang auch die ganze Gemeinde das Wiegenlied mit, oder es trat nur eine Schar Kinder singend an die Wiege heran. Als nach der Reformation die Aufstellung von Krippen in den Kirchen seltener wurde, siug man an, diesen Ge- brauch m den Wohnhäusern nachzuahmen. Ein weiterer Schritt war die Darstellung der hl. Weihnachts- geschichte in den sogenannten „Weihnachtsspielen". Leute eines Ortes vereinigten sich, entweder auf einer eigens dazu errichteten Bühne oder in den Wohnstuben ihrer Nachbarn, die Geschichte der Geburt Jesu aufzuführen. Wie an einigen Orten der erwähnte Knecht Ruprecht, so tritt an anderen das Christuskindlein mit einem Engel auf und fragt vor der Aufführung nach dem Betragen der Kinder und des Gesindes. Es lobt dann die Braven, ermahnt die, über welche geklagt wird, und ver- teilt Geschenke. Dieses sogenannte „Christkindelspiel" ist an vielen Orten das einzige, was sich von den Weihnachtsspielen noch erhalten hat. Zum Schluß sei noch einer in Norddeutschland üblichen Sitte gedacht, bei welcher sich sogar der alte Name des heidnischen Sonnenwendfestes, das man auch „Julfest" nannte, erhalten hat. In Holstein, Mecklen- burg und den angrenzenden Ländern wickelt man nämlich Geschenke für Bekannte und Verwandte in eine möglichst große Zahl von Umhüllungen, z. B. in 20 oder 30 Bogen Papier. Während der Bescherung werden sie dann, ohne daß man weiß, von wem sie kommen, zur Thür hinein- geworfen, und dabei wird der Name dessen gerufen, für den sie bestimmt

8. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und verwandte Anstalten - S. 32

1910 - München : Oldenbourg
32 29. Die Lehre der Natur. 8. Nur eines bitt' ich: Feire am Fest der Himmelfahrt Den Tag, an dem ein Schuster die Fahne hat bewahrt! Zum Kneiphof lade jährlich zum Mahl die Bürgerschaft Und laß das Schenkbier kreisen, es gibt dem Handwerk Kraft!" 9. Der Meister nahm die Worte des Schusters treu in acht: Zu Königsberg ward jährlich gezecht am Tag der Schlacht. Er lieh den blauen Ärmel und eine güldne Krön' Dem Königsberger Schuster als Wappenschild zum Lohn. Der Ärmel und die Krone sind noch das Schild der Stadt; Die Stadt sei hoch gepriesen, die solche Schuster hat! ^occl 29. Die Lehre der Natur. Unter den Jüngern Hillels, des weisen Lehrers der Söhne Israels, befand sich einer mit Namen Saboth; den verdroß jeg- liche Arbeit also, daß er sich dem Müßiggänge und der Träg- heit hingab. Hillel aber war bekümmert um den Jüngling und beschloß ihn zu heilen. Zu dem Ende führte er ihn hinaus in das Tal Hinnon bei Jerusalem. Daselbst war ein stehendes Gewässer, voll Gewürm und Ungeziefer und bedeckt mit schlammigem Unkraut. Als sie das Tal erreicht hatten, legte Hillel seinen Stab nieder und sprach: »Hier wollen wir ausruhen!« Der Jüngling aber verwunderte sich und sagte: »Wie, Meister, an diesem häßlichen Sumpfe? Merkst du nicht, welch ein ver- giftender Dunst daraus emporsteigt?« »Du hast recht, mein Sohn,« antwortete der Lehrer, »dieser Sumpf gleicht der Seele eines Müßiggängers. Wer möchte in seiner Nähe weilen!« Darauf führte Hillel den Jüngling zu einem wüsten Acker, auf welchem nur Dornen und Disteln wuchsen; die erstickten das Korn und die heilsamen Kräuter. Da lehnte sich Hillel auf seinen Stab und sprach: »Sieh! Dieser Acker hat einen guten Boden allerlei Nützliches und Erfreuliches zu tragen. Aber man hat sein vergessen und ihn versäumt. So bringt er jetzt stach- lichte Disteln und Dornen und giftiges Gesäme. Darunter nisten die Schlangen und Molche. Vorhin sahest du die Seele — jetzt erkenne das Leben des Müßiggängers!« Da wurde Saboth er- griffen von Scham und Reue und sprach: »Meister, warum führest

9. Lehrbuch der Geschichte für Mittelschulen - S. 122

1904 - München : Oldenbourg
122 Die frnkische Reichsgrndung. Islam. seinen zahlreichen der das ganze Land zerstreuten Gtern eine sehr ernste Sache war; der Unterhalt des Hofes und der Regierung, Wohl und Wehe von vielen tausend Beamten hingen von der richtigen Amtsfhrung dieses vielbeschftigten Mannes ab. Deshalb betraute man mit jenem wichtigen Amt nur ausgesucht tchtige Männer und durch erfolgreiche Bekleidung desselben mute der Hausmeier allmhlich der bedeutendste und einflureichste Mann im Staate werden, zumal wenn er noch militrische Anlagen hatte. Diese bewies der Enkel des vorhin genannten Pippin, ebenfalls Pippin (von Heristal) genannt, im Kampfe gegen den 687 bisherigen Hausmeier von Neustrien, wodurch er alleiniger Hausmeier des Gesamtreiches wurde; sein Sohn Kart Martess erwarb sich wiederum ein groes Verdienst um das Gesamtreich, ja das ganze Abendland durch seinen siegreichen Kampf gegen den Istam. Wie im 4. und 5. Jahrh. die Mongolen, so bedrohten im 7. und 8. Jahrh. die allahbegeisterten Araer die abendlndische Kultur. Die morgenlndische Kulturwelt war nmlich schon so weit entkrftet, da sie auch durch das Christentum nicht wieder jugendkrftig gemacht werden konnte. Sie unterlag deshalb verhltnismig leicht einer neuen Religion, die sich unter den bisher noch wenig verbrauchten Wstenstmmen gebildet hatte. Mohammed, ein Kaufmann aus Mekka in Arabien, hatte auf groen Reisen viele Lnder und Völker sowie deren Sitten und Gebruche kennen gelernt und hielt sich fr einen vom hchsten Gott (Allah) berufenen Propheten. Er stiftete aus einzelnen christlichen, jdischen und altarabischen Lehren eine neue Religion, die er Islam (Ergebung in Gottes Willen) nannte; seine Anhnger hieen Moslemin (Glubige). Da die Bewohner von Mekka den neuen Propheten anfangs nicht an-622 erkennen wollten, mute er nach Medina flchten; diese Flucht (Kedschra) bildete den Anfang der mohammedanischen Zeitrechnung. Als Mohammed zur Anerkennung und Herrschaft gelangt war, befahl er seinen Anhngern, den Islam mit Feuer und Schwert" auszubreiten, wobei er den im Kampfe Gefallenen ein freudenvolles Leben im Jenseits (Paradies) in Aussicht stellte. Die dadurch begeisterten Araber unter-warfen denn auch unter den Kakifen (Nachfolgern des Propheten) sehr rasch ganz Arabien, dann Syrien, Mesopotamien, Iran und kamen bis nach Indien. Dann wandten sie ihre siegreichen Waffen westwrts, eroberten gypten und Nordafrika (nebst Sicilien) und setzten zu Beginn des 8. Jahrhunderts der die nach ihnen benannte Meerenge von Gibraltar (Gebel al Tarik Felsen des Tarik) nach

10. Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen - S. 260

1906 - München : Oldenbourg
260 166. Deutsche Weihnachtsbräuche. wehen uns noch immer heilige Schauer. An seinem nördlichen Ende liegt mit ihren hohen Wällen die Burg mit dem Eingänge, wo das Bild der Göttin verehrt ward. Sie ist jetzt mit Binsen bewachsen. Umgestürzte Altäre und Opfersteine erinnern an frühere Zeiten, wo den Germanen das Evangelium Jesu Christi noch nicht verkündet war. Friedr. Henning. 166. Deutsche Weihnachtsbräuche. Als das Christentum unseren Vorfahren gepredigt und mit ihm auch die Feier des Weihnachtsfestes ihnen gebracht wurde, feierten dieselben bereits ein Fest, das in dieselbe Zeit siel wie das Weihnachtsfest und das auch, zwar nicht dieselbe, doch eine ähnliche Bedeutung hatte. War nämlich das christliche Weihnachtsfest ein Fest der Erinnerung an das Licht, an das neue Leben, das mit dem Heiland der Welt anfing, so war jenes heidnische Fest ein Fest der Freude darüber, daß nun (mit dem 21. Dez.) die Erde den schlimmsten Tag des Winters hinter sich hatte und einer Zeit entgegenging, in der die Sonne immer höher und höher stieg, einer Zeit, die den Frühling mit seinem wärmenden Strahle und mit seinem grünen Kleide wieder zurückbrachte. Man nannte dieses Fest das Fest der Winter-Sonnenwende, weil am 21. Dezember die Sonne sich zu wenden, ihre Bahn zu ändern scheint. Den grünen Schmuck der Erde, das fröhliche Gedeihen von Blüten und Früchten schrieben unsere Vorfahren dem Walten der seligen Götter zu. Während des Winters aber schlief die Erde und mit ihr Blüte und Frucht. Die Götter schienen tot oder in tiefen Schlaf versunken. Die kleinen, freundlichen Elfen in Bächen und Flüssen lagen gebunden und gefesselt von der Eisrinde, die böse Geister über sie ausgebreitet hatten. Durch die Lüfte zogen im heulenden Sturme finstere, dem Menschen feindliche Geister und auch über die Erde schritten sie, Tod und Ver- derben bringend und besonders den Kindern auflauernd. Da kommt die Winter-Sonnenwende und mit ihr die Hoffnung auf bessere, freundlichere Tage. Die Götter, Wodan, ihr oberster, an ihrer Spitze, kehren auf die Erde zurück und gewinnen nach und nach im Kampfe die Oberhand über die bösen Geister und die Erde wird wieder des Göttersegens teil- haftig. Noch heute lebt die Erinnerung an diesen Einzug und an den Kampf mit den finsteren Gewalten in der Redensart: „Das wütende Heer (an manchen Orten: das Wodansheer) zieht durch die Lüfte." Nur ist Wodan, der den alten ein freundlicher, wohlwollender Gott war, später, nach der Einführung des Christentums, dem Volke zu einem Unholde und bösen Geiste geworden, von dem es in seinen Sagen noch heute erzählt. Das deutsche Volk hat sich aber damit nicht begnügt,
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