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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 230

1906 - München : Oldenbourg
230 42. Charakterbild des Kurfürsten Maximilian I. Für seine Familie und Untertanen hatte er ein warmes Herz, doch war sein Gemütsleben entschieden weniger entwickelt als sein Verstand und weit öfter als Liebesbeweise bekommen die Untertanen seine Strenge und die drückenden Folgen seiner Politik zu spüren. Wo ein religiöser Grund wirksam war, konnte die Strenge sogar in grausame Härte ausarten. Als ein Jngolstädter Bürger von dem ordentlichen Gericht wegen Gotteslästerung zur Stadtverweisung verurteilt wurde, setzte er an Stelle dieser Strafe den Tod. Seine Religiosität hatte eine so ausgeprägt konfessionelle Färbung wie nur möglich. Darum hatten es Konvertiten, wie man an Wallenstein, Pappenheim n. a. gewahrt, immer leicht seine Gunst zu erwerben. Er verordnete, daß jeder seiner Untertanen einen Rosenkranz besitzen müsse; er hielt seine Beamten bei Geldstrafe zur Teilnahme an den wöchentlichen Prozessionen an; er selbst konnte sich in Prozessionen und Wallfahrten kaum genug tun. In seiner Verehrung der heiligen Jungfrau lag ein schwärmerischer Zug, der bei seinem nüchternen Wesen um so auffallender ist. In Altötting ließ er — „Peccatorum Coryphaeus“ — eine mit seinem Blute geschriebene Widmung an sie hinterlegen. Wichtige Aktionen verlegte er, wenn es anging, auf einen Marienfesttag, so den Aufbruch des Heeres gegen Donauwörth 1607 auf Mariä Empfängnis, seine Vereinigung mit Bucquoy 1620, den Einmarsch in die Oberpfalz 1621, seinen Einzug in Regensburg zu Ferdinands Iii. Königswahl aus Mariä Geburt. In der Schlacht auf dem Weißen Berge bestimmte er seinen Trnppen den Namen der heiligen Jungfrau als Feldgeschrei. Und während er den Bischöfen von Freising und Regensburg wegen der großen Zahl der bestehenden Feiertage die Einführung des Korbinians- und Wolfgangstages als Feiertage abschlug, bewog er 1638 den Episkopat seines Landes zu den zahlreichen Frauenfesttagen zwei weitere festzusetzen: Mariens Besuch und ihre Darbringung im Tempel. Täglich, sagt der Stifter der Mariensäule in der Instruktion für die Erziehung seines Erstgebornen, erfahre ich, daß nach Gott die Mutter des Erlösers unsere größte Beschützerin und Patronin ist. Er machte es seinem Sohne zur Pflicht außer einem Sonn- oder Feiertage jedes Monats auch an allen Marienfesttagen zur Beichte zu gehen. Er gab diesem Sohne, was gegen alle Gewohnheit war, neben dem Namen seines mütterlichen Großvaters auch den Namen Maria und bürgerte damit in Bayern die Sitte ein, daß dieser Vorname auch von Männern an zweiter Stelle geführt wird. In den Jesuiten bewunderte und verehrte er die Männer, die nach seiner Überzeugung dem Reiche Gottes auf Erden die besten Dienste leisteten, und ihre Mitwirkung bei den Aufgaben eines gottesfürchtigen Fürsten schien ihm unerläßlich. Darum scheute er keilte Opfer für sie, empfahl auch dem Nachfolger in seinem Testament sie gegen männiglich zu schützen, zu lieben, zu ehren und in besonderer Affektion zu halten, legte ihm ihre Kollegien zu München, Ingolstadt, Regensburg, Landsberg, ihre Niederlassung in Altötting

2. Der moderne Geschichtsunterricht - S. 117

1900 - München : Oldenbourg
Geschichtsunterricht und Schullektüre. 117 auch Charaktere frei erfinden; aber er muss beides mit einer dichterischen Absicht begründen können. Wo ist hier die dichterische Absicht? Liegt sie nicht in der Fabel von den drei Ringen? Wenn Lessing sagt, diejenige Religion ist die beste, welche die edelsten Charaktere schafft, so kann man das Wort für Wort unterschreiben; Christus sagt ja auch: »An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen!« Was sind aber das hier für Früchte? Sind vielleicht Nathan, Saladin und der Patriarch für ihre Rassen und Religionen typisch? Gibt es vielleicht im Judentum und Islam nur solche Charaktere wie Nathan und Saladin, oder im Christentum nur solche Priester wie dieser Patriarch, oder findet man nicht die entgegengesetzten Charaktere in den anderen Lagern auch? Die Antwort wird wohl kaum zweifelhaft sein können. Nun hat man eingewendet, Nathan und Saladin seien nicht als Repräsentanten ihrer Religionen bezw. Rassen aufzufassen, sondern als Vertreter der allgemeinen edlen Menschlichkeit; das sei im Stück selbst angedeutet (Iv. Aufz., Ii. Auftr............i>man sagt, er habe das Mädchen nicht sozuohl in seinem, als vielmehr in keinem Glauben auf erzogen, und sie von Gott nicht mehr, nicht weniger gelehrt, als der Vernunft genügt etc.«.). Aber man muss doch den Wert eines Stückes darnach beurteilen, welchen Eindruck es auf den unbefangenen Leser oder Zuschauer macht, und da müssen selbst die Verteidiger Lessings zugestehen, dass Nathan und Saladin allgemein als Vertreter ihrer Religionen aufgefasst werden und nach dem unwillkürlichen Eindruck gar nicht anders aufgefasst werden können. Man darf nur auch sehen, wie das Tendenzstück von gewisser Seite ausgeschlachtet wird. Auch diese Dinge streifen den Geschichtsunterricht, denn Ort, Zeit (Kreuzzüge) und die Personen Saladins, Philipp Augusts etc. sind aus der Geschichte genommen, und ohne besondere Belehrung wird der Schüler leicht auf den Gedanken kommen, die geschilderten Vorgänge seien geschichtlich begründet. Also wird man im Unterricht die Verdienste Lessings um die Reinigung der deutschen Literatur vom Franzosenwesen u. dgl. warm anerkennen; man wird ihn ehren als Schöpfer der Mlnna, Emilia, Hamburger Dramaturgie u. s. w. ; man wird auch an Laokoon und Nathan das Schöne und Gute anerkennen; aber man wird offen aussprechen, dass ersterer niemals als Einführung in ein richtiges Kunstverständnis und letzterer niemals als gerechte und objektive Toleranzpredigt betrachtet werden kann.

3. Der moderne Geschichtsunterricht - S. 116

1900 - München : Oldenbourg
Kampf gegen historische Phrasen. gesehen und nur in Kupferstichen vor sich hatte; dass er drittens bei seiner späteren Reise nach Italien die Gruppe achtlos überging'; dass er Behauptungen aufstellt, bei denen jedem Kenner »der Verstand stille stehen muss«, ja die »direkt unsinnig sind und sich selbst widersprechen« u. s. w. Man wende dem Verfasser nicht ein, diese Dinge hätten mit dem Geschichtsunterricht nichts zu thun. Wenn der Geschichtslehrer das Kulturgeschichtliche nicht übergehen darf — und das darf er nicht —, so kann er an Kunst, Kunstauffassung u. dgl. nicht ganz achtlos vorübergehen. Gerade Schmeding weist an köstlichen Beispielen nach, welches Unheil durch Lessings Laokoon*) in den Köpfen der Gebildeten angerichtet worden ist. Ein anderes, sehr interessantes Kapitel in der Würdigung Lessings trüge die Überschrift: »Lessing als Toleranzapostel«. Wir meinen natürlich das »Hohelied der Humanität, Toleranz« und anderer schöner Sachen, Nathan. Wir stehen nicht an zu erklären, dass wir mit dem Sinn und der Tendenz der Legende von den drei Ringen ganz und gar einverstanden sind. Aber wie hat Lessing Licht und Schatten auf seine Personen verteilt, wie hat er die poetische Gerechtigkeit walten lassen? Das Judentum ist vertreten durch einen hochedlen, durch und durch idealen Helden woher mag nur Lessing das Modell dazu genommen haben? —. Der Islam ist ebenfalls nur durch ideale Charaktere vertreten (Saladin, Derwisch, Sittah). Aber das Christentum! — Lessing ist selbst der Sohn eines christlichen Geistlichen —! Der Tempelherr ist ein ehrlicher, aber ungestümer, geistig wenig bedeutender Mensch, der Bruder Bönaeldes gutmütig, ehrlich, ohne Energie, mit einem Stich ins Pfiffige, Daja eine beschränkte, wenn auch ehrliche Person. Alle zusammen aber reichen auch nicht annähernd an die geistige und sittliche Höhe eines Nathan oder Saladin hinan. Und nun erst der Patriarch — ein widerlicher, abgefeimter Schurke! Woher mag wohl Lessing — um bei der obigen Frage zu bleiben — das Modell zu diesem Patriarchen genommen haben ? Aus der Geschichte gewiss nicht, denn da war es nicht zu finden. Wohl muss die dichterische Freiheit einen gewissen freien Spielraum haben; der Dichter darf geschichtliche Personen zu poetischen Zwecken ummodeln, er darf *) Dass man aus Lessings Laokoon thatsächlich auch manches Treftliche lernen kann, hat der Verfasser an anderen Stellen seines Buches bewiesen.

4. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 90

1865 - Eisleben : Reichardt
90 Kaaba, nimmt sich seiner an. Handelsreisen. Wittwe Kadidscha. Neue Religion Islam, d. i. gläubige Erge- bung; die Anhänger Moslemin, d. i. Gläubige. „Es gibt nur Einen Gott, und Muhamed ist sein Prophetbo) Am 15. Juli 622 Flucht von Mecka nach Medina (Hedschra, mohamedanische Zeitrechnung«. 66lj Erobe- rung von Mecka, 63! Angriff gegen das byzantini- sche Reich, 632 Tod Muhameds, sein Grab in Medina. Der Koran, d. i. Schrift. Sekten der Schiiten (Aliten) und Snuiten. Die ersten Kalifen (d. i. Statthalter) waren A-bu Be kr (Schwiegervater des Propheten) und Omar. Die- ser eroberte Palästina, Syrien und Persien, wäh- rend sein Feldherr A m r u A e g y p t e n unterwarf, ä) Bald wurde auch Afrika's Nordküste erobert. 711 Tarik setzt nach Spanien über,,wo ein maurisches Reich gegründet wird. Gibraltar — Gebet al Tarik, d. i. Fels des Tarik. Der Westgothenkönig Roderich verliert die «L-chlacht bei Lerez de la Frontera, Mnsa vollendet die Erobe- rung Spaniens. Nur in den astliri scheu Gebirgen be- hauptet sich ein kleines westgothisches Reich. Lon hier ans kämpften die Christen fortwährend gegen die Mauren und entrissen ihnen eine Provinz nach der andern e); aber erst 1492 ging die letzte maurische Besitzung, Granada, an Ferdinand den Katholischen verloren. 732 Karl Martell schlägt die Araber bei Poitierö. Dagobert 1. beherrschte eine Zeit lang das ganze fränkische Reich, überließ aber die Regierung (622) dem Major dornus Pipin von Landen. Nach ihm theilte sich wieder das Reich in Austrasien, Neustrien und Burgund. Sein Enkel Pi Pin von Heristal ward (687) durch den Sieg bei Testri Major dornus über das ganze Reich. Dessen Sohn Karl Martell (d. i. Hammer) befestigte und erweiterte diese Herrschaft, nannte sich dux et prin- ceps Francorum und kämpfte glücklich gegen Friesen, Ale- inannen und Baiern. Als die Araber unter Abderrahman mit 400000 Mann von Spanien aus in Frankreich einsielen, schlug er sie iw c Moses und Jesus betrachtete M. als seine Vorgänger. d) Die angeblich auf Omars Befehl erfolgte Verbrennung der großen Bibliothek zu Alexandria beruht wahrscheinlich auf Sage. e) In diesen Kämpfen zeichnete sich im 11. Jahrhundert Don Rodrigo von Vivar (genannt der Cid) aus.

5. Lehrbuch der Alten Geschichte - S. 143

1897 - München : Oldenbourg
63. Das Syrische Reich unter den Seleuciden bis 63 v. Chr. 143 (vgl. 90, 2). Unter seinem zweiten Nachfolger Antiochus Iv. fiel auch Palstina wieder ab (167). Areiyeitskampf der Juden (167142). Unter der gyptischen und syrischen Herrschaft hatte die Hellenisimmg der Juden groe Fortschritte gemacht. Wie im brigen Orient, war in Palstina die griechische Sprache zur bevorzugten Schrift- und Verkehrssprache geworden. Selbst die Heiligen Bcher waren durch siebzig jdische Schriftgelehrte zu Alexandria ins Griechische bersetzt worden, so da zu ihrem Verstndnis die genauere Kenntnis des Hebrischen entbehrlich schien. Das alles hatte aber unter den Strengglubigen Besorgnis und Unwillen hervorgerufen. Als vollends Antiochus Iv. die Mische Religion ganz ausrotten wollte, emprten sich die Juden. Unter der .tapferen Fhrung des Judas Makkabus und seiner Briiber begannen sie gegen ihre Unterdrcker einen fnsundzwanzigjhrigen Freiheitskampf, durch welchen sie sich ihre Unabhngigkeit zurckeroberten. Seit 141 fhrten die Makkaber (nach ihrem Ahnherrn auch Asmoner geheien) in ihrem Lande die weltliche und oberpriesterliche Gewalt (bis 63). 3. Werfall und Untergang des Weiches (16763). Unter inneren und ueren Wirren aller Art bestand das Seleueidenreich, das seitdem auf das eigentliche Syrien beschrankt war, noch ein weiteres Jahrhundert. Zuletzt wurde es, wie die anderen Kleinstaaten Vorderasiens, eine Beute der obsiegenden Rmer unter Pompejus (vgl. 99,5). Auch Palstina kam damals unter rmische Oberherrschaft. Mmerherrschaft itt Zkatstina (seit 63). Wie eben vorher in Syrien, so veranlagten auch in Palstina innere Parteizwiste und Thronstreitigkeiten die Einmischung der Rmer. Pompejus, um seine Entscheidung angerufen, kam von Syrien aus nach Jerusalem und machte das Land tributpflichtig. Man lie zwar den Juden noch einen Schein von Selbstndigkeit unter eigenen Knigen, doch wurden diese gewhnlich von Rom aus ernannt oder gehalten. Der verrufenste derselben ist Herodes I., auch der Groe geheien, ein grausamer und rachschtiger* Fürst, in dessen letzte Regierungsjahre die Geburt Christi fllt. Die folgenden Könige wurden rmischen Prokuratoren (oder Landpflegern) untergeordnet, welche als Unterbeamte der Statthalter von Syrien im Namen des Kaisers die hchsten Befugnisse ausbten. 64. Das gyptische Keich unter den ptolemiiern 32330 v. Chr. 1. Die drei ersten ^totemex (323221). Pwlemus I., Sohn des Sagos und einer der Feldherren Alexanders, regierte seit 323 als Statthalter und> seit 306 als König von gypten. Fast unangefochten hatte er seine durch natrliche Grenzen geschtzte Satrapie behauptet und vererbte nach vierzigjhriger Regierung das 'Knigreich als unbestrittenes Besitztum auf seine Nachkommen. Er sowohl wie auch seine zwei nchsten Thronfolger, Pwlemus Ii. und Ptolemns Iii., fhrten eine glanzvolle und glckliche Regierung. Durch Begnstigung der geistigen und knstlerischen Bestrebungen machten sie ihre Hauptstadt Alexandria zum neuen Vorort des Griechentums

6. Lesebuch für die 5., 6. und 7. Klasse der Volksschule - S. 178

1895 - München : Oldenbourg
178 130. Lebenserinnerungen. einfachen, biblischen Erzählungen gewann ich Gott, den Vater im Himmel, lieb und empfand kindliche Ehrfurcht vor ihm. Ich wurde, wie ich mich noch wohl erinnere, ganz in das Paradies der ersten Eltern, in die Hütten der Patriarchen, in die Wüste, wo Moses die Schafe hütete, auf die Felder, wo die fromme Ruth Ähren las, in die arme Wohnung des gottesfürchtigen Tobias eingeführt. Der Sonntag war dem Vater immer ein heiliger Tag. Da mussten alle Amtsgeschäfte ruhen, nur die dringendsten, unaufschiebbaren ausgenommen. Durch kein Geschäft liess er sich abhalten, den Gottesdienst zu besuchen. Wir Knaben mussten auch zuhause jedesmal das sonn- oder festtägliche Evangelium lesen; der Vater wiederholte bei Tische, was darüber in der Predigt gesagt worden war, und fügte eigene, uns Kindern angemessene Bemerkungen bei. Das Weihnachtsfest machten die Eltern, nach uralter Sitte, zu einem grossen Freudenfeste für uns Kinder. Noch immer erinnere ich mich jener seligen Augenblicke. Wir Kinder warteten, in eine dunkle Kammer gewiesen. 0, welche Freude, welches Ent- zücken, wenn wir im Glanze der vielen Lichter die Weihnachtsgeschenke, auserlesenes Obst, Spielzeug, Kleidungsstücke und schön gebundene, einige sogar mit Gold verzierte Bücher erblickten! Auf ähnliche Art wurden wir am Osterfeste mit Ostereiern und Kuchen beschenkt. Auch am Pfingstfeste gab es Waffeln und Kuchen. Der Vater unterliefs aber nie, uns zu sagen, warum diese Feste so grosse Freudenfeste für uns seien. Er erzählte uns von der Geburt Jesu, von seiner Auf- erstehung und von der Sendung des heiligen Geistes. Dadurch bekam unsere Freude eine höhere Richtung. Während der Fastenzeit erzählte uns der Vater an jedem Abende eine Begebenheit aus dem Leben Jesu. Wir Kinder wurden dann oft bis zu Thränen gerührt.

7. Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen - S. 267

1891 - München : Oldenbourg
2 Deutsche Weihnachtsbräuche. 267 Umzuge und Einzüge der Götter in den Sagen zu erzählen, sondern hatte man diesen Einzug in den verschiedensten Weisen versinnbildlicht dargestellt, so begnügte sich das deutsche Volk, als es zum Christentume bekehrt war, auch bald nicht mehr damit, die liebliche Erzählung von der Geburt des Weltheilandes von seinen Predigern vorlesen zu hören oder selbst zu lesen, sondern es machte sich auch daran, diese Erzählung selbst darzustellen. Schon die sromme Kaiserin Helena, Konstantins d. Gr. Mutter, hatte in der Kirche, die zu Bethlehem über der Höhle errichtet war, welche als die Geburtsstätte des Heilandes bezeichnet wurde, eiue kostbare Krippe aus weißem Marmor errichten lassen. So ließ auch der hl. Franziskus von Assisi i. I. 1221 mit Erlaubnis des Papstes in seiner Kirche eine kostbare Krippe aufrichten, und um den Stall der Geburt anzudeuten, stellte man einen Ochsen und Esel daneben. Bald gab es fast keine Kirche mehr, in der nicht eine mehr oder weniger kostbare Krippe oder Wiege, manchmal sogar mit einem Bilde des göttlichen Kindes, während der Weihnachts- seiertage aufgestellt wurde. Später saßen sogar an den Seiten desselben Maria und Joseph. Joseph wiegte das in der Krippe liegende Kind, während Maria ein liebliches Wiegenlied sang. Zuweilen sang auch die ganze Gemeinde das Wiegenlied mit, oder es trat nur eine Schar Kinder singend an die Wiege heran. Als nach der Reformation die Aufstellung von Krippen in den Kirchen seltener wurde, siug man an, diesen Ge- brauch m den Wohnhäusern nachzuahmen. Ein weiterer Schritt war die Darstellung der hl. Weihnachts- geschichte in den sogenannten „Weihnachtsspielen". Leute eines Ortes vereinigten sich, entweder auf einer eigens dazu errichteten Bühne oder in den Wohnstuben ihrer Nachbarn, die Geschichte der Geburt Jesu aufzuführen. Wie an einigen Orten der erwähnte Knecht Ruprecht, so tritt an anderen das Christuskindlein mit einem Engel auf und fragt vor der Aufführung nach dem Betragen der Kinder und des Gesindes. Es lobt dann die Braven, ermahnt die, über welche geklagt wird, und ver- teilt Geschenke. Dieses sogenannte „Christkindelspiel" ist an vielen Orten das einzige, was sich von den Weihnachtsspielen noch erhalten hat. Zum Schluß sei noch einer in Norddeutschland üblichen Sitte gedacht, bei welcher sich sogar der alte Name des heidnischen Sonnenwendfestes, das man auch „Julfest" nannte, erhalten hat. In Holstein, Mecklen- burg und den angrenzenden Ländern wickelt man nämlich Geschenke für Bekannte und Verwandte in eine möglichst große Zahl von Umhüllungen, z. B. in 20 oder 30 Bogen Papier. Während der Bescherung werden sie dann, ohne daß man weiß, von wem sie kommen, zur Thür hinein- geworfen, und dabei wird der Name dessen gerufen, für den sie bestimmt

8. Lehrbuch der Geschichte für Mittelschulen - S. 122

1904 - München : Oldenbourg
122 Die frnkische Reichsgrndung. Islam. seinen zahlreichen der das ganze Land zerstreuten Gtern eine sehr ernste Sache war; der Unterhalt des Hofes und der Regierung, Wohl und Wehe von vielen tausend Beamten hingen von der richtigen Amtsfhrung dieses vielbeschftigten Mannes ab. Deshalb betraute man mit jenem wichtigen Amt nur ausgesucht tchtige Männer und durch erfolgreiche Bekleidung desselben mute der Hausmeier allmhlich der bedeutendste und einflureichste Mann im Staate werden, zumal wenn er noch militrische Anlagen hatte. Diese bewies der Enkel des vorhin genannten Pippin, ebenfalls Pippin (von Heristal) genannt, im Kampfe gegen den 687 bisherigen Hausmeier von Neustrien, wodurch er alleiniger Hausmeier des Gesamtreiches wurde; sein Sohn Kart Martess erwarb sich wiederum ein groes Verdienst um das Gesamtreich, ja das ganze Abendland durch seinen siegreichen Kampf gegen den Istam. Wie im 4. und 5. Jahrh. die Mongolen, so bedrohten im 7. und 8. Jahrh. die allahbegeisterten Araer die abendlndische Kultur. Die morgenlndische Kulturwelt war nmlich schon so weit entkrftet, da sie auch durch das Christentum nicht wieder jugendkrftig gemacht werden konnte. Sie unterlag deshalb verhltnismig leicht einer neuen Religion, die sich unter den bisher noch wenig verbrauchten Wstenstmmen gebildet hatte. Mohammed, ein Kaufmann aus Mekka in Arabien, hatte auf groen Reisen viele Lnder und Völker sowie deren Sitten und Gebruche kennen gelernt und hielt sich fr einen vom hchsten Gott (Allah) berufenen Propheten. Er stiftete aus einzelnen christlichen, jdischen und altarabischen Lehren eine neue Religion, die er Islam (Ergebung in Gottes Willen) nannte; seine Anhnger hieen Moslemin (Glubige). Da die Bewohner von Mekka den neuen Propheten anfangs nicht an-622 erkennen wollten, mute er nach Medina flchten; diese Flucht (Kedschra) bildete den Anfang der mohammedanischen Zeitrechnung. Als Mohammed zur Anerkennung und Herrschaft gelangt war, befahl er seinen Anhngern, den Islam mit Feuer und Schwert" auszubreiten, wobei er den im Kampfe Gefallenen ein freudenvolles Leben im Jenseits (Paradies) in Aussicht stellte. Die dadurch begeisterten Araber unter-warfen denn auch unter den Kakifen (Nachfolgern des Propheten) sehr rasch ganz Arabien, dann Syrien, Mesopotamien, Iran und kamen bis nach Indien. Dann wandten sie ihre siegreichen Waffen westwrts, eroberten gypten und Nordafrika (nebst Sicilien) und setzten zu Beginn des 8. Jahrhunderts der die nach ihnen benannte Meerenge von Gibraltar (Gebel al Tarik Felsen des Tarik) nach

9. Lehrbuch der Geschichte für Mittelschulen - S. 105

1904 - München : Oldenbourg
Mittelalter. Christentum. 105 Neubildung der Kulturwelt durch Christentum und Germanentum. (Mittelalter.) Christentum. Wie wir gesehen haben, waren die Rmer gegen fremde Religionen sehr duldsam; das waren sie anfangs auch gegen das Christentum, solange sie glaubten, da es nur eine Sekte neben anderen sein wolle. Als aber die Rmer allmhlich merkten, da die christliche Lehre die ganze bisherige Welt- und Lebensauffassung zwar langsam, aber sicher und grndlich umndern msse, da wurden sie auf das Christentum aufmerksam und nun war es mit der Duldsamkeit vorbei. Zunchst beobachtete man die Christen sorgfltig, um etwaige Unsitt-lichtet!, Auflehnung gegen die Staatsgewalt, Ungehorsam gegen die Ge-setze u. dgl. an ihnen zu entdecken; aber man konnte nichts finden. Die Christen bertrafen an Sittlichkeit, Gehorsam, Staats-treue sogar vielfach die Nichtchriften; denn sie waren sich vollauf be-wt, da man einen Vorwand gegen sie suchte. Als man die Christen auf diese Weise nicht foffen konnte, verlangte man von ihnen, da sie sich an den heidnischen Opfern und vor allem an der gttlichen Verehrung der Kaiser beteiligten. Dies konnten dieselben nach ihrer berzeugung nicht, und nun hatte man einen Vorwand: man beschuldigte sie der Auflehnung gegen die Majestt der Kaiser. Die Verfolgungen begannen mit dem ausdrcklichen Zweck, die Christen, d. h. die christliche Lehre, auszurotten. Aber siehe da! Die Verfolgungen erzielten gerade das Gegenteil. Das Blut der Mrtyrer wurde der Same, aus dem immer neue Be-keuuer hervorwuchsen. Und das ganz naturgem, denn jeder ehrliche und denkende Mensch mute sich sagen: Die neue Lehre kann nicht schlecht sein, wenn ihre Bekenner mit solcher Freudigkeit fr sie in den Tod gehen." So wurden viele tchtige Leute gerade durch die Hin-richtungen veranlat, die neue Lehre kennen zu lernen, und entwickelten sich dann meistens zu berzeugten Anhngern derselben. - Als sich deshalb die Kaiser von Nero bis Diocletian von der vollstndigen Zwecklosigkeit, ja Zweckwidrigkeit der Verfolgungen berzeugt hatten, wurden sie unter Konstantin eingestellt und das Christentum als gleichberechtigt mit dem Heidentum anerkannt. Natrlich.blieb die Entwicklung damit nicht stehen, sondern ging weiter, so da allmhlich das Heidentum durch das Christentum ganz verdrngt wurde.

10. Lehrbuch der Geschichte für Mittelschulen - S. XVII

1904 - München : Oldenbourg
Kulturgeschichtliche Grundbegriffe. Xvii in dem geheimnisvollen Priestergeschlecht der Druiden (Divitiacus) wahr-scheinlich einen Uberrest des Semitentums noch in der Zeit Casars vorfinden. Whrend diese Ausbreitung der Semiten groenteils wohl in die vorgeschichtliche Zeit fllt, haben wir eine, wenn auch schwchere Wieder-holung im 7. Jahrh. n. Chr. (Araber, Islam). Alle Keime unserer Kultur gehen auf femtttfche Wurzeln zurck; die drei Hauptreligionen der Mittelmeer-Vlker (Mosaismus, Christentum, Islam) sind semitischen Ur-sprungs. Neben groen Gesetzgebern und Propheten (Hammurabi, Moses, Ehrikus nach seiner menschlichen Natur, Mohammed) ist auch der berhmte Feldherr des Altertums, Hannibal, ein Semite. Zu den Semiten zhlen im Altertum: die Asfyrer und Baby-lonier, die Syrer, Phnicier (Punier) und Israeliten; in unserer Zeit neben den eben genannten, unter fast allen Kulturvlkern zerstreut lebenden Israeliten noch die Araber und Abessinier. Selbst die herrschenden Klassen der alten gypter waren hchstwahrscheinlich Semiten. Die semitische Rasse wurde an weltgeschichtlicher Bedeutung abgelst durch die spter auftretende jngere Rasse der B. Jndogermanen. Die frheren Bezeichnungen kaukasisch" und "Srt.!5l (bdn der Sprachwurzel ar = hervorragen) kommen als nichtssagend allmhlich auer bung. Der Name Jndogermanen" beutet brigens mir den stlichsten und westlichsten Auslufer dieser Vlkerrasse an. Die Herkunft derselben hllt sich groenteils ebenfalls in vorgeschichtliches dunkel. Die gemeinsamen Sagen der Mittelmeerlnder und -Völker deuten nur an, da jene Vlkerwellen stets aus dem Norden bzw. Nord-osten kamen. Wir htten also als Urheimat der Jndogermanen die riesigen Tiefebenen zu betrachten, bte sich von der Norb- und Ostsee aus durch ra Osteuropa der Nordosten erstrecken. Da diese nnerme- liehen Gebtete heute meistenteils wenig fruchtbar und bihm fcphnfw Trken abzusehen. Georg-Eckert-Institut fr internationale Schulbuchforschvng Braunschweig Schulbuchbibliothek
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