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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 230

1906 - München : Oldenbourg
230 42. Charakterbild des Kurfürsten Maximilian I. Für seine Familie und Untertanen hatte er ein warmes Herz, doch war sein Gemütsleben entschieden weniger entwickelt als sein Verstand und weit öfter als Liebesbeweise bekommen die Untertanen seine Strenge und die drückenden Folgen seiner Politik zu spüren. Wo ein religiöser Grund wirksam war, konnte die Strenge sogar in grausame Härte ausarten. Als ein Jngolstädter Bürger von dem ordentlichen Gericht wegen Gotteslästerung zur Stadtverweisung verurteilt wurde, setzte er an Stelle dieser Strafe den Tod. Seine Religiosität hatte eine so ausgeprägt konfessionelle Färbung wie nur möglich. Darum hatten es Konvertiten, wie man an Wallenstein, Pappenheim n. a. gewahrt, immer leicht seine Gunst zu erwerben. Er verordnete, daß jeder seiner Untertanen einen Rosenkranz besitzen müsse; er hielt seine Beamten bei Geldstrafe zur Teilnahme an den wöchentlichen Prozessionen an; er selbst konnte sich in Prozessionen und Wallfahrten kaum genug tun. In seiner Verehrung der heiligen Jungfrau lag ein schwärmerischer Zug, der bei seinem nüchternen Wesen um so auffallender ist. In Altötting ließ er — „Peccatorum Coryphaeus“ — eine mit seinem Blute geschriebene Widmung an sie hinterlegen. Wichtige Aktionen verlegte er, wenn es anging, auf einen Marienfesttag, so den Aufbruch des Heeres gegen Donauwörth 1607 auf Mariä Empfängnis, seine Vereinigung mit Bucquoy 1620, den Einmarsch in die Oberpfalz 1621, seinen Einzug in Regensburg zu Ferdinands Iii. Königswahl aus Mariä Geburt. In der Schlacht auf dem Weißen Berge bestimmte er seinen Trnppen den Namen der heiligen Jungfrau als Feldgeschrei. Und während er den Bischöfen von Freising und Regensburg wegen der großen Zahl der bestehenden Feiertage die Einführung des Korbinians- und Wolfgangstages als Feiertage abschlug, bewog er 1638 den Episkopat seines Landes zu den zahlreichen Frauenfesttagen zwei weitere festzusetzen: Mariens Besuch und ihre Darbringung im Tempel. Täglich, sagt der Stifter der Mariensäule in der Instruktion für die Erziehung seines Erstgebornen, erfahre ich, daß nach Gott die Mutter des Erlösers unsere größte Beschützerin und Patronin ist. Er machte es seinem Sohne zur Pflicht außer einem Sonn- oder Feiertage jedes Monats auch an allen Marienfesttagen zur Beichte zu gehen. Er gab diesem Sohne, was gegen alle Gewohnheit war, neben dem Namen seines mütterlichen Großvaters auch den Namen Maria und bürgerte damit in Bayern die Sitte ein, daß dieser Vorname auch von Männern an zweiter Stelle geführt wird. In den Jesuiten bewunderte und verehrte er die Männer, die nach seiner Überzeugung dem Reiche Gottes auf Erden die besten Dienste leisteten, und ihre Mitwirkung bei den Aufgaben eines gottesfürchtigen Fürsten schien ihm unerläßlich. Darum scheute er keilte Opfer für sie, empfahl auch dem Nachfolger in seinem Testament sie gegen männiglich zu schützen, zu lieben, zu ehren und in besonderer Affektion zu halten, legte ihm ihre Kollegien zu München, Ingolstadt, Regensburg, Landsberg, ihre Niederlassung in Altötting

2. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 90

1865 - Eisleben : Reichardt
90 Kaaba, nimmt sich seiner an. Handelsreisen. Wittwe Kadidscha. Neue Religion Islam, d. i. gläubige Erge- bung; die Anhänger Moslemin, d. i. Gläubige. „Es gibt nur Einen Gott, und Muhamed ist sein Prophetbo) Am 15. Juli 622 Flucht von Mecka nach Medina (Hedschra, mohamedanische Zeitrechnung«. 66lj Erobe- rung von Mecka, 63! Angriff gegen das byzantini- sche Reich, 632 Tod Muhameds, sein Grab in Medina. Der Koran, d. i. Schrift. Sekten der Schiiten (Aliten) und Snuiten. Die ersten Kalifen (d. i. Statthalter) waren A-bu Be kr (Schwiegervater des Propheten) und Omar. Die- ser eroberte Palästina, Syrien und Persien, wäh- rend sein Feldherr A m r u A e g y p t e n unterwarf, ä) Bald wurde auch Afrika's Nordküste erobert. 711 Tarik setzt nach Spanien über,,wo ein maurisches Reich gegründet wird. Gibraltar — Gebet al Tarik, d. i. Fels des Tarik. Der Westgothenkönig Roderich verliert die «L-chlacht bei Lerez de la Frontera, Mnsa vollendet die Erobe- rung Spaniens. Nur in den astliri scheu Gebirgen be- hauptet sich ein kleines westgothisches Reich. Lon hier ans kämpften die Christen fortwährend gegen die Mauren und entrissen ihnen eine Provinz nach der andern e); aber erst 1492 ging die letzte maurische Besitzung, Granada, an Ferdinand den Katholischen verloren. 732 Karl Martell schlägt die Araber bei Poitierö. Dagobert 1. beherrschte eine Zeit lang das ganze fränkische Reich, überließ aber die Regierung (622) dem Major dornus Pipin von Landen. Nach ihm theilte sich wieder das Reich in Austrasien, Neustrien und Burgund. Sein Enkel Pi Pin von Heristal ward (687) durch den Sieg bei Testri Major dornus über das ganze Reich. Dessen Sohn Karl Martell (d. i. Hammer) befestigte und erweiterte diese Herrschaft, nannte sich dux et prin- ceps Francorum und kämpfte glücklich gegen Friesen, Ale- inannen und Baiern. Als die Araber unter Abderrahman mit 400000 Mann von Spanien aus in Frankreich einsielen, schlug er sie iw c Moses und Jesus betrachtete M. als seine Vorgänger. d) Die angeblich auf Omars Befehl erfolgte Verbrennung der großen Bibliothek zu Alexandria beruht wahrscheinlich auf Sage. e) In diesen Kämpfen zeichnete sich im 11. Jahrhundert Don Rodrigo von Vivar (genannt der Cid) aus.

3. Erdkundliches Lesebuch für höhere Schulen - S. 94

1913 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
94 Afrika. meinem Erstaunen, daß ganz freiwillig sich die Nachbarn rechts und links mit hilfreicher Hand am Einschlagen der Pflöcke und am Festzerren der Zeltleinen beteiligen. Was hätten dazu meine fchwarzseherischen Freunde vom Soco Ehico in Tanger gesagt? Und als alles fertig war und der Dolmetscher sich daran machte, mir das Abendessen zu kochen, da bildete sich nach und nach ein ganzer Kreis von teilnehmenden Neugierigen, die nicht müde wurden, immer neue Fragen an meine Leute zu richten und in mein Zelt hineinzuschielen, dessen Eingang sie mehr als alles andere in der Nsala zu interessieren schien. Unter diesen gaffenden und leise fragenden Bewunderern waren nicht nur ärmliche Maultiertreiber, die aus Gott weiß welcher ungebildeten Bergeinsamkeit stammen mochten, sondern auch mancher, dessen helle Farbe und scharfgeschnittene feinere Züge oerrieten, daß hier ein Maure besserer Abkunft in den schönen bunten Klei- dern stak. —- Wie Ausstrahlungen aufgespeicherter, geheimnisvoller Kraft ziehen sich lange Reihen von geweihten Stätten von Serhnn hinunter ins flachere Land, die ganze Gegend zwischen dem scharf abgegrenzten Bergstock und der Haupt- stadt mit Gräbern und Schreinen bedeckend. Ich zählte an der Nordseite, an der ich auf halber Höhe entlang gezogen war, nicht weniger als elf tief- eingeschnittene, kurz verlaufende Täler, von denen jedes einzelne seine be- sondere geweihte Bedeutung zu haben schien. Kurz ehe ich nach meinem Aufbruch aus der Nsala Mkeß die große von Meknaß (Mekines) nach Fes führende Straße erreichte, kam ich am Austritt eines vom Serhnn stammenden Bachs an die Kubba der heiligen Frau Aifcha, deren Andenken heute noch in Ehren steht als das einer wundermilden frommen Frau. Zwar hat sie den Ruf der Heiligkeit erlangt durch einen Lebenswandel, der nicht immer und überall zum Heiligenschein verhilft: jedem Reisenden, der ihres Weges f'am und an ihrer Hütte vorbeizog nach Fes, bot sie ihre Liebe und erwarb sich damit in den Augen der Schriftgelehrten zunächst den Ruf einer Still verrückten, der in mohammedanischen Ländern schon die sicherste Vorstufe zur Heiligsprechung ist. Heute aber geht kein Gläubiger auf feiner Pilgerfahrt am Grabe der Lalla Aischa vorüber, ohne nicht einen Stein vom Wege auszu- heben und zu ihrem Gedächtnis vor ihrem Schrein niederzulegen. An vielen Dutzenden solcher Stätten mohammedanisch verbrämter Fetischverehrung führte uns unser Weg vorbei. Es waren die einzigen Merkzeichen der Straße, die immer breiter und öder wurde, je mehr wir uns Fez näherten. Mit den blumenbedeckten Halden, die unsern Weg durch die Landschaften Gharb und Dschebala^) wie einen Siegeszug durch das Reich des Frühlings gestaltet hatten, mit den Wäldern von Ölbäumen und Feigen, den Hainen von Orangen und den von rauher Opuntienhecke eingefaßten Weingärten, die den Serhnn zu einem so hübschen Eckpfeiler des maurischen Kernlandes i) Landschaften im äußersten Nordwesten Marokkos. — D. H.

4. Lehrbuch der Alten Geschichte - S. 143

1897 - München : Oldenbourg
63. Das Syrische Reich unter den Seleuciden bis 63 v. Chr. 143 (vgl. 90, 2). Unter seinem zweiten Nachfolger Antiochus Iv. fiel auch Palstina wieder ab (167). Areiyeitskampf der Juden (167142). Unter der gyptischen und syrischen Herrschaft hatte die Hellenisimmg der Juden groe Fortschritte gemacht. Wie im brigen Orient, war in Palstina die griechische Sprache zur bevorzugten Schrift- und Verkehrssprache geworden. Selbst die Heiligen Bcher waren durch siebzig jdische Schriftgelehrte zu Alexandria ins Griechische bersetzt worden, so da zu ihrem Verstndnis die genauere Kenntnis des Hebrischen entbehrlich schien. Das alles hatte aber unter den Strengglubigen Besorgnis und Unwillen hervorgerufen. Als vollends Antiochus Iv. die Mische Religion ganz ausrotten wollte, emprten sich die Juden. Unter der .tapferen Fhrung des Judas Makkabus und seiner Briiber begannen sie gegen ihre Unterdrcker einen fnsundzwanzigjhrigen Freiheitskampf, durch welchen sie sich ihre Unabhngigkeit zurckeroberten. Seit 141 fhrten die Makkaber (nach ihrem Ahnherrn auch Asmoner geheien) in ihrem Lande die weltliche und oberpriesterliche Gewalt (bis 63). 3. Werfall und Untergang des Weiches (16763). Unter inneren und ueren Wirren aller Art bestand das Seleueidenreich, das seitdem auf das eigentliche Syrien beschrankt war, noch ein weiteres Jahrhundert. Zuletzt wurde es, wie die anderen Kleinstaaten Vorderasiens, eine Beute der obsiegenden Rmer unter Pompejus (vgl. 99,5). Auch Palstina kam damals unter rmische Oberherrschaft. Mmerherrschaft itt Zkatstina (seit 63). Wie eben vorher in Syrien, so veranlagten auch in Palstina innere Parteizwiste und Thronstreitigkeiten die Einmischung der Rmer. Pompejus, um seine Entscheidung angerufen, kam von Syrien aus nach Jerusalem und machte das Land tributpflichtig. Man lie zwar den Juden noch einen Schein von Selbstndigkeit unter eigenen Knigen, doch wurden diese gewhnlich von Rom aus ernannt oder gehalten. Der verrufenste derselben ist Herodes I., auch der Groe geheien, ein grausamer und rachschtiger* Fürst, in dessen letzte Regierungsjahre die Geburt Christi fllt. Die folgenden Könige wurden rmischen Prokuratoren (oder Landpflegern) untergeordnet, welche als Unterbeamte der Statthalter von Syrien im Namen des Kaisers die hchsten Befugnisse ausbten. 64. Das gyptische Keich unter den ptolemiiern 32330 v. Chr. 1. Die drei ersten ^totemex (323221). Pwlemus I., Sohn des Sagos und einer der Feldherren Alexanders, regierte seit 323 als Statthalter und> seit 306 als König von gypten. Fast unangefochten hatte er seine durch natrliche Grenzen geschtzte Satrapie behauptet und vererbte nach vierzigjhriger Regierung das 'Knigreich als unbestrittenes Besitztum auf seine Nachkommen. Er sowohl wie auch seine zwei nchsten Thronfolger, Pwlemus Ii. und Ptolemns Iii., fhrten eine glanzvolle und glckliche Regierung. Durch Begnstigung der geistigen und knstlerischen Bestrebungen machten sie ihre Hauptstadt Alexandria zum neuen Vorort des Griechentums

5. Lesebuch für die 5., 6. und 7. Klasse der Volksschule - S. 178

1895 - München : Oldenbourg
178 130. Lebenserinnerungen. einfachen, biblischen Erzählungen gewann ich Gott, den Vater im Himmel, lieb und empfand kindliche Ehrfurcht vor ihm. Ich wurde, wie ich mich noch wohl erinnere, ganz in das Paradies der ersten Eltern, in die Hütten der Patriarchen, in die Wüste, wo Moses die Schafe hütete, auf die Felder, wo die fromme Ruth Ähren las, in die arme Wohnung des gottesfürchtigen Tobias eingeführt. Der Sonntag war dem Vater immer ein heiliger Tag. Da mussten alle Amtsgeschäfte ruhen, nur die dringendsten, unaufschiebbaren ausgenommen. Durch kein Geschäft liess er sich abhalten, den Gottesdienst zu besuchen. Wir Knaben mussten auch zuhause jedesmal das sonn- oder festtägliche Evangelium lesen; der Vater wiederholte bei Tische, was darüber in der Predigt gesagt worden war, und fügte eigene, uns Kindern angemessene Bemerkungen bei. Das Weihnachtsfest machten die Eltern, nach uralter Sitte, zu einem grossen Freudenfeste für uns Kinder. Noch immer erinnere ich mich jener seligen Augenblicke. Wir Kinder warteten, in eine dunkle Kammer gewiesen. 0, welche Freude, welches Ent- zücken, wenn wir im Glanze der vielen Lichter die Weihnachtsgeschenke, auserlesenes Obst, Spielzeug, Kleidungsstücke und schön gebundene, einige sogar mit Gold verzierte Bücher erblickten! Auf ähnliche Art wurden wir am Osterfeste mit Ostereiern und Kuchen beschenkt. Auch am Pfingstfeste gab es Waffeln und Kuchen. Der Vater unterliefs aber nie, uns zu sagen, warum diese Feste so grosse Freudenfeste für uns seien. Er erzählte uns von der Geburt Jesu, von seiner Auf- erstehung und von der Sendung des heiligen Geistes. Dadurch bekam unsere Freude eine höhere Richtung. Während der Fastenzeit erzählte uns der Vater an jedem Abende eine Begebenheit aus dem Leben Jesu. Wir Kinder wurden dann oft bis zu Thränen gerührt.

6. Lesebuch für die 5., 6. und 7. Klasse der Volksschule - S. 498

1895 - München : Oldenbourg
498 74. Jerusalem. liche Kirche des heiligen Grabes. Zwei Säulengänge, der eine über dem andern, laufen längs ihrer runden Wände. Über ihnen wölbt sich eine majestätische Kuppel, durch deren große Öffnung das Tageslicht prächtig hereinströmt. Senk- recht darunter stehet, wie eine kleine Kirche in einer großen, das heilige Grab, von weißem Marmor aufgeführt. Im Innern enthält es zwei in den Kreidefelsen gehauene, aber gleichfalls mit Marmor überkleidete Gemächer. Durch die Eingangspforte, vor welcher vier hohe silberne Leuchter mit armdicken brennenden Wachskerzen stehen, gelangt man zuerst in ein kleines Gemach, die Engelskapelle. Aus dieser tritt man tief gebückt durch ein enges Pförtchen in die eigentliche Grabkammer, deren größere Hälfte der Altar einnimmt, welcher den Felsensarg des Herrn bedeckt. Viele kleine Nischen umgeben den Altar, geschmückt mit goldenen und silbernen Leuchtern und Gefäßen. Viele Lampen — Geschenke von Päpsten, Kaisern und Königen — erleuchten die Grotte Tag und Nacht. Die Luft ist erfüllt vom Duft des Weih- rauchs, der hier reichlich angezündet wird. Alles ist still. Niemand wagt ein lautes Wort zu sprechen. Unsere Seele versinkt in unaussprechliche Gedanken bei der Vorstellung des einzigen Grabes der Erde, welchem der jüngste Tag keinen Toten abzufordern hat. Wir durchschritten das nach dem Blutzeugen Stephanus benannte Thor, und vor uns lag das tiefgeschluchtete Thal Josaphat und gegenüber der Ölberg. Wir gingen den steilen Fußpfad hinab und über die Brücke des im Sommer wasserleeren Kidron. Jenseits stehen wir an einem um- mauerten Gartenraum. Wir klopfen an die kleine Pforte, ein Wächter öffnet uns, und wir sind in Gethsemane. Es ist ein viereckiger Platz, mit vielen Blumenbeeten und acht uralten Olivenbäumen geschmückt. Eine feierliche Stille umgab uns. Kein Geräusch der Stadt drang zu unsern Ohren. Unwillkürlich schwebte das Bild de§ Erlösers vor die Seele, wie er hier trauerte und zagte.

7. Lesebuch für die 5., 6. und 7. Klasse der Volksschule - S. 500

1895 - München : Oldenbourg
500 75. Der See Genezareth. und des Indigo, und bei grösserer Betriebsamkeit der Menschen würde der tiefe Bergkessel dieses Sees ein natürliches Treibhaus sein, in welchem die edlen Ge- wächse Ägyptens und selbst Arabiens gedeihen könnten. Dichter Baumwuchs und Buschwerk, mit Saatfeldern wechselnd, umkränzt das nordwestliche Ufer; wie „ein Morgenrot der Tiefe“ ergiefst sich das rosenfarbige Blütenmeer der Oleanderbäume über Hügel und Thal; aus den Gebüschen ertönt das Lied der Blaudrossel und der Nachtigall, und aus den Felsenhöhlen von Magdala die Stimme der wilden Taube, die hier in Scharen zu Hunderten umherfliegt. In diesem gesegneten Seethale drängte sich sonst eine unermessliche Volksmenge im rührigsten Verkehre. Blühende Städte und gewerbreiche Flecken: Kapernaum, Chorazim, Bethsaida, Magdala und Tiberias samt ihren reizvollen Gärten, Feldern und Obsthainen, welche zu jeder Zeit des Jahres reife Früchte lieferten, umgürteten im lieblichsten Wechsel den See wie die kostbare Ein- fassung einen köstlichen Juwel. Gegen zwölfhundert Fischer fanden hier ihre Nahrung; dritthalbhundert Fahrzeuge: Fischerkähne, Reisebarken, lustfahrende Gondeln und Lastschiffe durchkreuzten den Wasserspiegel nach allen Richtungen und machten ihn zum gemein- samen Tummelplatz aller umliegenden Städte und Dörfer. Hier war der heitre, gesegnete Schauplatz „des ange- nehmen Jahres des Herr n“. In Kapernaum hatte Jesus seine Wohnung. Hier erlas er sich mit jenem durch- dringenden Blicke und Geiste, der wohl wusste, was im Menschen war, aus der geschäftigen Menge die tüchtig- sten seiner Apostel; hier und im ganzen Umkreis dieser Gestade warf der erhabene Menschenfischer unermüdet das Netz seiner herzgewinnenden Rede und seines hold- seligsten Wesens aus in den Schulen und Häusern, auf den blühenden Uferhügeln und vom Borde des Schiffs,

8. Lesebuch für die 5., 6. und 7. Klasse der Volksschule - S. 497

1895 - München : Oldenbourg
74. Jerusalem. 497 74. Jerusalem, f Von kahlen Bergen und dürren Thälern umgeben, streckt sich Jerusalem einsam über eine hügelige Hochfläche. Wie in eine trostlose Gebirgswüste ist die Tochter Zion dahin- geworfen. Keine Herde wandelt auf dem Rücken dieser Berge, kein Wald noch Gebüsch begrünt diese Abhänge, kein Wasser durchrieselt die durstigen Thäler. Und doch ist das Gemüt beim Anblick dieser Stadt und Gegend von Rührung, Dank und Anbetung im tiefsten ergriffen. Die Kuppeln der Kirchen und Klöster, die Minarets der Moscheen ragen empor über das Gewirre der gleich- förmigen und unansehnlichen Häuser mit teils gewölbten, teils platten Dächern. Aus dem Hügel Akra fallen die Kuppeln der Kirche des heiligen Grabes in die Augen, weiter zur Linken der lang gestreckte Rücken des Berges Zion. In scharfen Umrissen zeichnet sich die Burg Davids am Himmel ab und nahe dabei leuchtet eine kleine, anmutige evangelische Kirche. Aus dem Thal Josaphat erhebt sich der berühmte Hügel Moriah, auf dem einst Salamos Tempel prangte, jetzt aber die Omars-Moschee mit ihrer mächtigen Kuppel steht. Unser erster Gang war durch die sogenannte Pilger- straße nach der Kirche des heiligen Grabes, einem weit- läufigen, vielfach zusammengesetzten Gebäude. Beim Eintritt durch das schöne Doppelportal sieht man in der Vorhalle auf einer kleinen Erhöhung die türkische Wache behaglich auf Polstern sitzen, Kaffee trinken und aus langen Pfeifen rauchen. Gradeaus füllt der Blick auf eine weiße, marmorne Fußplatte, welche den Ort bezeichnen soll, wo der Leichnam Christi gesalbet ward. Zur Rechten dieser Vorhalle erheben sich die Kapellen, welche den Felsen von Golgatha um- schließen. Der mittlere Teil der Kirche, das sogenannte Chor der Griechen, ist der ansehnlichste und zugleich prächtigste Raum. Drei Gitterthüren führen von da in die eigeut- Lesebuch für die 5., 6. u. 7. Klasse der Volksschule I. p 32

9. Lesebuch für die 5., 6. und 7. Klasse der Volksschule - S. 576

1895 - München : Oldenbourg
576 115. Muhammed. hebt er sich auf stolzem Roß, und man sah ihn herrlich ragen vor den Edlen, vor dem Troß. Beide Arme, beide Hände hält er hoch empor zum Schwur, ruft mit seiner Eisenstimme, daß es durch die Reihen fuhr: „Gott der Christen, Gott am Kreuze, Gott, den mein Gemahl verehrt, so du bist ein Gott der Schlachten, der im Schrecken niederfährt, hilf mir dieses Volk bezwingen, gib den Sieg in meine Hand, daß der Franken Macht erkennen muß des Rheins, des Neckars Strand! Sieh', so will ich an dich glauben, Kirchen und Kapellen bau'n und die edlen Franken lehren, keinem Gott als dir vertrau'n." — Sprach es, und aus Wolken leuchtend brach der Sonne voller Strahl. Frischer Mut belebt die Herzen, füllt des schwachen Häufleins Zahl. Chlodwig selbst ergriff das Banner, trug es in der Feinde Reih n, und die Franken, siegesmutig, stürzten jauchzend hinterdrein. Schreck ergriff der Feinde Rotten. Feige wenden sie und flieh'n. All ihr Kriegsruhm ist erloschen, ihre Macht und Freiheit hin. König Chlodwig ließ sich taufen und sein edles Volk zugleich, und ob allen deutschen Stämmen mächtig ward der Franken Reich. — Wenn sie einst den Gott ver- lassen, der bei Zülpich Sieg verlieh, ist den Alemannen wieder Macht gegeben über sie. — (Simrock.) 115. Muhammed, f Etwa 600 Jahre, nachdem Christus die Erde verlassen hatte, trat im Morgenlande ein Mann aus, der sich für einen Propheten Gottes ausgab und eine neue Religion stiftete, zu der sich jetzt noch Millionen von Menschen be- kennen. Muhammed ist sein Name. Er wurde in Arabien geboren, einer Halbinsel im südwestlichen Asien. Seine Eltern starben früh, und er wurde deshalb von seinem Oheime in der Stadt Mekka erzogen. Schon von seinem dreizehnten Jahre an machte er mit diesem in Kaufmannsgeschäften weite Reisen, wobei er sich viele Kenntnisse erwarb und namentlich

10. Lesebuch für die 5., 6. und 7. Klasse der Volksschule - S. 553

1895 - München : Oldenbourg
103. Die Phönizier. 553 Schiffahrt und Seehandel zu Wohlstand und Reichtum, während die Bewohner nnwirtbarer Meeresküsten als Höhlenbewohner (Troglod yten) und Fischesser ein armseliges Leben führten. Anfangs tauschte man nur Ware gegen Ware (Tauschhandel), bis man später ans den Gedanken kam, den edlen Metallen einen gewissen Wert beizulegen und ausgeprägte Münzen zu einem künst- lichen, bequemern Tauschmittel umzuschaffen. So sinden wir denn schon nicht sehr lange nach der ersten Wanderung der Völker die größten Verschiedenheiten der Beschäftigung und der Sitte, von der Wildheit der Höhlenbewohner bis zur Bildung zivilisierter Völker, welche unter verschiedenen Versassnngsformen Staaten und Reiche gegründet haben. (F. A. Nitzelnadel.) 103. Die Phönizier, f Das älteste und berühmteste Handelsvolk im Alter- tume waren die Phönizier. In dem ältesten uns erhal- tenen Buche, dem ersten Buche Mosis, heisst Sidon, die Hauptstadt der Phönizier, der erstgeborene Sohn Ka- naans. „Kanaan“ nannten die Juden die ganze Küste des Mittelmeers von Kleinasien bis Ägypten, und dies hebräische Wort bedeutet „Land der Kaufleute“. Das Ländchen war ein schmaler Küstenstrich, vom Mittelmeer bespült; seine Breite betrug kaum 5 Meilen, seine Länge 25 Meilen. Von dem übrigen Asien war es durch das hohe Gebirge des Libanon und Antilibanon geschieden. Der Boden war felsig und unfruchtbar und gestattete weder Viehzucht noch Ackerbau. So sahen sich die Phönizier hinausgedrängt auf das Meer, das ihre eigentliche Heimat und nährende Mutter wurde und ihnen vorläufig seinen .Reichtum an Fischen darbot. Der Fischfang machte die Leute mit dem Meere und dessen Gefahren bekannt. Da ihnen gegenüber die grosse Insel Cypern lag, so zimmerten sie Schiffe und
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