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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 167

1906 - München : Oldenbourg
32. Die K. Hof- und Staatsbibliothek in München 167 hielt König Gustav Adolf von Schweden seinen Einzug in München. Die Bürgerschaft hatte gegen eine hohe Summe Sicherheit des Eigentums sich ers kauft, welche auch gnt gehalten wurde. Aber dennoch fanden u. a. in der kurfürstlichen Kunstkammer und Bibliothek Plünderungen und Beschädigungen statt, über deren Umfang jedoch die Berichte zu verschieden leinten, als daß bisher eine sichere Feststellung möglich gewesen wäre. Als zwei Jahre später, nach der Schlacht bei Nördlingen, Tübingen mit der in dem dortigen Schlosse gesammelten Bibliothek in die Hände der Liga siel, nahm Maximilian diese Bibliothek für sich in Anspruch und ließ sie nach München überführen, um dadurch die dnrch die Schweden in seinen Bibliothekbeständen erlittenen Verluste auszugleichen, „die Scharte auszuwetzen", wie er schrieb. Bei jener Gelegenheit kam insbesondere eine prächtige Wittenberger Bibel mit den von Lukas Cranach d. I. gemalten Bildnissen des Kurfürsten August von Sachsen, Lnthers und Melanchthons nach München. Dank der Maximilianischen Instruktion für die Verwaltung der Bibliothek nahm letztere in der Folgezeit unter Maximilians Nachfolgern, von meist tüchtigen Bibliothekaren geleitet, eine stetige gute Entwicklung, wenn auch in Kriegszeiten oft manches Förderliche unterbleiben mußte. Wichtig für die Sammlung der einheimischen Literatur war die 1663 erlassene Verordnung des Kurfürsten Ferdinand Maria, daß von allen im Lande gedruckten Büchern ein Pflichtexemplar unentgeltlich an die kurfürstliche Bibliothek eingeschickt werden müsse, ein Gesetz, welches mit gewissen Erweiterungen heute noch gilt. Unter den Bibliothekaren des 18. Jahrhunderts ragt Andreas Felix von Oefele hervor, der sich durch die Erforschung und Herausgabe der vaterländischen Geschichtsquellen (Rerum boicarum scriptores) einen berühmten Namen gemacht hat. Reichen, außerordentlichen Zuwachs erfuhr die Bibliothek unter Kurfürst Karl Theodor, der auch ihre Übertragung in bessere Räume, nach dem Akademiegebäude, vornehmen ließ. Karl Theodor hatte als pfälzischer Kurfürst seine kurfürstliche Bibliothek zu Mannheim aus persönlichem, regem Interesse für literarische Schütze besonders an Handschriften namhaft vermehrt. Gelehrte waren für ihn in Italien und Frankreich zwecks Erwerbung wertvoller Bücher tätig. Für die Münchener Hofbibliothek wurde unter ihm die berühmte Bibliothek des italienischen Philologen Petrus Vietorius, eines der größten Gelehrten seiner Zeit, augekauft. Zum Verdruffe der Römer wanderte sie in die bayerische Hauptstadt. Für die Mannheimer Hofbibliothek war 1766 u. a. die Handschriftensammlung des Freiherrn von Redinghoven erworben worden, eine wichtige Fundgrube für die Geschichte von Westfalen, Jülich, Kleve, Berg und den Rheinlanden. 1769 folgte die Erwerbung der großartigen handschriftlichen Sammlung der vier Gelehrten Camerarius, einer unerschöpflichen Quelle zur politischen und literarischen Geschichte des 16. und 17. Jahrhunderts. Alle jene Mannheimer Schütze wurden bald nach Karl Theodors Tode nach München übertragen und der Hofbibliothek einverleibt.

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 216

1906 - München : Oldenbourg
216 40. Die Schlacht bei Alerheim 1645. Haber Geleen, die kaiserlichen Obersten Graf Holstein und Hiller, die bayerischen Royer, Stahl, Cobb gefangen. Ein Teil der Reiterei dieses Flügels floh bis Donauwörth zurück, so daß später auf Befehl des Kurfürsten über zwei Rittmeister das Kriegsrecht gehalten wurde. Alle Geschütze auf diesem Flügel gingen verloren, auch die vom siegreichen linken Flügel eroberten Stücke fielen — freilich unbrauchbar gemacht — in die Hand des Feindes zurück, da die Fuhrkuechte mit den Pferden und Protzen durchgingen. Als Werth mit dem größeren Teile seiner Reiterei von seinem Siegesritte gegen Alerheim zurückkehrte, senkte sich schon die Nacht auf das Schlachtfeld. Tureuue urteilt, daß die siegreiche hessisch-weimarische Reiterei nicht imstande gewesen wäre einem Angriffe Werths in ihrem Rücken zu widerstehen und auf diesem Ausspruche fußend hat Napoleon Werth getadelt, daß er nicht in der Diagonale umkehrte?) Aber Werth wußte nicht, wie die Diuge auf dem rechten Flügel standen. Hier machte sich eben der Fall Mereys fühlbar, der Mangel eines Oberleiters, der die allgemeine Lage überschaut und den Unterführern die entsprechenden Weisungen gegeben hätte. Zunächst blieben die zwei siegreichen Flügel, der linke bayerische und der linke französische, in Schlachtordnung voreinander stehen. Da aber die feindliche Reiterei etwas über das Dorf Alerheim vorgedrungen war, ergaben sich die Kompagnon des Regimentes Gil de Hasi, die den Kirchhof und die Kirche verteidigt hatten, an Turenne ohne zu wissen, daß ihre Landsleute ganz nahestanden. Wie diese Ergebung so war es wahrscheinlich auch voreilig, daß die Bayern in der zweiten Hälfte der Nacht — in guter Ordnung — den Rückzug nach Donauwörth antraten. Nach Werth war der Mangel an Munition dafür bestimmend. Nach Tureunes Ansicht hatten die Bayern, abgesehen vom Verluste ihres Oberfeldherrn, nicht mehr Grund das Schlachtfeld zu räumen als die Franzosen. Die ungeheueren Verluste der Franzosen, von bereit Fußvolk in den nächsten Tagen nicht mehr als 12000—15000 Mann zusammengebracht werden konnten, stempelten ihren taktischen Erfolg zu einem Pyrrhussieg. Drastisch zeichnet die Lage die Äußerung der Madame de Montpensier, als sie in Paris zum Tedeum ging: es wäre besser ein De profundis anzustimmen. Der altbewährten Tapferkeit der bayerischen Regimenter hat König Ludwig von Frankreich ein beredtes Zengnis ausgestellt, wenn er in einem Briese an die Landgräfin von Hessen von der „furchtbaren und ruhmbedeckten bayerischen Armada" spricht, die nun geschlagen sei. Die Kraft der Franzofen aber war durch ihre schweren Verluste zu sehr erschüttert, als daß der Sieg, den sie allein ihren deutschen Verbündeten verdankten, strategische Folgen haben x) „Statt auf den bedrängten rechten Flügel zu eilen zog er sich in seine alte Stellung zurück. Durch dieses Benehmen verlor Werth, der tapferste Soldat des bayerischen Heeres, deu Ruhm eines umsichtigen Feld Herrn." Heilmann.

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 230

1906 - München : Oldenbourg
230 42. Charakterbild des Kurfürsten Maximilian I. Für seine Familie und Untertanen hatte er ein warmes Herz, doch war sein Gemütsleben entschieden weniger entwickelt als sein Verstand und weit öfter als Liebesbeweise bekommen die Untertanen seine Strenge und die drückenden Folgen seiner Politik zu spüren. Wo ein religiöser Grund wirksam war, konnte die Strenge sogar in grausame Härte ausarten. Als ein Jngolstädter Bürger von dem ordentlichen Gericht wegen Gotteslästerung zur Stadtverweisung verurteilt wurde, setzte er an Stelle dieser Strafe den Tod. Seine Religiosität hatte eine so ausgeprägt konfessionelle Färbung wie nur möglich. Darum hatten es Konvertiten, wie man an Wallenstein, Pappenheim n. a. gewahrt, immer leicht seine Gunst zu erwerben. Er verordnete, daß jeder seiner Untertanen einen Rosenkranz besitzen müsse; er hielt seine Beamten bei Geldstrafe zur Teilnahme an den wöchentlichen Prozessionen an; er selbst konnte sich in Prozessionen und Wallfahrten kaum genug tun. In seiner Verehrung der heiligen Jungfrau lag ein schwärmerischer Zug, der bei seinem nüchternen Wesen um so auffallender ist. In Altötting ließ er — „Peccatorum Coryphaeus“ — eine mit seinem Blute geschriebene Widmung an sie hinterlegen. Wichtige Aktionen verlegte er, wenn es anging, auf einen Marienfesttag, so den Aufbruch des Heeres gegen Donauwörth 1607 auf Mariä Empfängnis, seine Vereinigung mit Bucquoy 1620, den Einmarsch in die Oberpfalz 1621, seinen Einzug in Regensburg zu Ferdinands Iii. Königswahl aus Mariä Geburt. In der Schlacht auf dem Weißen Berge bestimmte er seinen Trnppen den Namen der heiligen Jungfrau als Feldgeschrei. Und während er den Bischöfen von Freising und Regensburg wegen der großen Zahl der bestehenden Feiertage die Einführung des Korbinians- und Wolfgangstages als Feiertage abschlug, bewog er 1638 den Episkopat seines Landes zu den zahlreichen Frauenfesttagen zwei weitere festzusetzen: Mariens Besuch und ihre Darbringung im Tempel. Täglich, sagt der Stifter der Mariensäule in der Instruktion für die Erziehung seines Erstgebornen, erfahre ich, daß nach Gott die Mutter des Erlösers unsere größte Beschützerin und Patronin ist. Er machte es seinem Sohne zur Pflicht außer einem Sonn- oder Feiertage jedes Monats auch an allen Marienfesttagen zur Beichte zu gehen. Er gab diesem Sohne, was gegen alle Gewohnheit war, neben dem Namen seines mütterlichen Großvaters auch den Namen Maria und bürgerte damit in Bayern die Sitte ein, daß dieser Vorname auch von Männern an zweiter Stelle geführt wird. In den Jesuiten bewunderte und verehrte er die Männer, die nach seiner Überzeugung dem Reiche Gottes auf Erden die besten Dienste leisteten, und ihre Mitwirkung bei den Aufgaben eines gottesfürchtigen Fürsten schien ihm unerläßlich. Darum scheute er keilte Opfer für sie, empfahl auch dem Nachfolger in seinem Testament sie gegen männiglich zu schützen, zu lieben, zu ehren und in besonderer Affektion zu halten, legte ihm ihre Kollegien zu München, Ingolstadt, Regensburg, Landsberg, ihre Niederlassung in Altötting

4. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 90

1865 - Eisleben : Reichardt
90 Kaaba, nimmt sich seiner an. Handelsreisen. Wittwe Kadidscha. Neue Religion Islam, d. i. gläubige Erge- bung; die Anhänger Moslemin, d. i. Gläubige. „Es gibt nur Einen Gott, und Muhamed ist sein Prophetbo) Am 15. Juli 622 Flucht von Mecka nach Medina (Hedschra, mohamedanische Zeitrechnung«. 66lj Erobe- rung von Mecka, 63! Angriff gegen das byzantini- sche Reich, 632 Tod Muhameds, sein Grab in Medina. Der Koran, d. i. Schrift. Sekten der Schiiten (Aliten) und Snuiten. Die ersten Kalifen (d. i. Statthalter) waren A-bu Be kr (Schwiegervater des Propheten) und Omar. Die- ser eroberte Palästina, Syrien und Persien, wäh- rend sein Feldherr A m r u A e g y p t e n unterwarf, ä) Bald wurde auch Afrika's Nordküste erobert. 711 Tarik setzt nach Spanien über,,wo ein maurisches Reich gegründet wird. Gibraltar — Gebet al Tarik, d. i. Fels des Tarik. Der Westgothenkönig Roderich verliert die «L-chlacht bei Lerez de la Frontera, Mnsa vollendet die Erobe- rung Spaniens. Nur in den astliri scheu Gebirgen be- hauptet sich ein kleines westgothisches Reich. Lon hier ans kämpften die Christen fortwährend gegen die Mauren und entrissen ihnen eine Provinz nach der andern e); aber erst 1492 ging die letzte maurische Besitzung, Granada, an Ferdinand den Katholischen verloren. 732 Karl Martell schlägt die Araber bei Poitierö. Dagobert 1. beherrschte eine Zeit lang das ganze fränkische Reich, überließ aber die Regierung (622) dem Major dornus Pipin von Landen. Nach ihm theilte sich wieder das Reich in Austrasien, Neustrien und Burgund. Sein Enkel Pi Pin von Heristal ward (687) durch den Sieg bei Testri Major dornus über das ganze Reich. Dessen Sohn Karl Martell (d. i. Hammer) befestigte und erweiterte diese Herrschaft, nannte sich dux et prin- ceps Francorum und kämpfte glücklich gegen Friesen, Ale- inannen und Baiern. Als die Araber unter Abderrahman mit 400000 Mann von Spanien aus in Frankreich einsielen, schlug er sie iw c Moses und Jesus betrachtete M. als seine Vorgänger. d) Die angeblich auf Omars Befehl erfolgte Verbrennung der großen Bibliothek zu Alexandria beruht wahrscheinlich auf Sage. e) In diesen Kämpfen zeichnete sich im 11. Jahrhundert Don Rodrigo von Vivar (genannt der Cid) aus.

5. Lehrbuch der Alten Geschichte - S. 143

1897 - München : Oldenbourg
63. Das Syrische Reich unter den Seleuciden bis 63 v. Chr. 143 (vgl. 90, 2). Unter seinem zweiten Nachfolger Antiochus Iv. fiel auch Palstina wieder ab (167). Areiyeitskampf der Juden (167142). Unter der gyptischen und syrischen Herrschaft hatte die Hellenisimmg der Juden groe Fortschritte gemacht. Wie im brigen Orient, war in Palstina die griechische Sprache zur bevorzugten Schrift- und Verkehrssprache geworden. Selbst die Heiligen Bcher waren durch siebzig jdische Schriftgelehrte zu Alexandria ins Griechische bersetzt worden, so da zu ihrem Verstndnis die genauere Kenntnis des Hebrischen entbehrlich schien. Das alles hatte aber unter den Strengglubigen Besorgnis und Unwillen hervorgerufen. Als vollends Antiochus Iv. die Mische Religion ganz ausrotten wollte, emprten sich die Juden. Unter der .tapferen Fhrung des Judas Makkabus und seiner Briiber begannen sie gegen ihre Unterdrcker einen fnsundzwanzigjhrigen Freiheitskampf, durch welchen sie sich ihre Unabhngigkeit zurckeroberten. Seit 141 fhrten die Makkaber (nach ihrem Ahnherrn auch Asmoner geheien) in ihrem Lande die weltliche und oberpriesterliche Gewalt (bis 63). 3. Werfall und Untergang des Weiches (16763). Unter inneren und ueren Wirren aller Art bestand das Seleueidenreich, das seitdem auf das eigentliche Syrien beschrankt war, noch ein weiteres Jahrhundert. Zuletzt wurde es, wie die anderen Kleinstaaten Vorderasiens, eine Beute der obsiegenden Rmer unter Pompejus (vgl. 99,5). Auch Palstina kam damals unter rmische Oberherrschaft. Mmerherrschaft itt Zkatstina (seit 63). Wie eben vorher in Syrien, so veranlagten auch in Palstina innere Parteizwiste und Thronstreitigkeiten die Einmischung der Rmer. Pompejus, um seine Entscheidung angerufen, kam von Syrien aus nach Jerusalem und machte das Land tributpflichtig. Man lie zwar den Juden noch einen Schein von Selbstndigkeit unter eigenen Knigen, doch wurden diese gewhnlich von Rom aus ernannt oder gehalten. Der verrufenste derselben ist Herodes I., auch der Groe geheien, ein grausamer und rachschtiger* Fürst, in dessen letzte Regierungsjahre die Geburt Christi fllt. Die folgenden Könige wurden rmischen Prokuratoren (oder Landpflegern) untergeordnet, welche als Unterbeamte der Statthalter von Syrien im Namen des Kaisers die hchsten Befugnisse ausbten. 64. Das gyptische Keich unter den ptolemiiern 32330 v. Chr. 1. Die drei ersten ^totemex (323221). Pwlemus I., Sohn des Sagos und einer der Feldherren Alexanders, regierte seit 323 als Statthalter und> seit 306 als König von gypten. Fast unangefochten hatte er seine durch natrliche Grenzen geschtzte Satrapie behauptet und vererbte nach vierzigjhriger Regierung das 'Knigreich als unbestrittenes Besitztum auf seine Nachkommen. Er sowohl wie auch seine zwei nchsten Thronfolger, Pwlemus Ii. und Ptolemns Iii., fhrten eine glanzvolle und glckliche Regierung. Durch Begnstigung der geistigen und knstlerischen Bestrebungen machten sie ihre Hauptstadt Alexandria zum neuen Vorort des Griechentums

6. Lesebuch für die 5., 6. und 7. Klasse der Volksschule - S. 222

1895 - München : Oldenbourg
222 155. Sprichwörter. — 156. August Hermann Francke. 155. Sprichwörter, chch 1. Handwerk hat einen goldenen Boden. — 2. Fleiß ist des Glückes Vater. — 3. Wer seine Schuh' kann selber flicken, der darf sie nicht zum Schuster schicken. — 4. Selbst ist der Mann. — 5. Über dem Nagel geht das Hufeisen verloren. — 6. Wenn man das Licht zu genau putzt, löscht man es ans. — 7. Wie das Gespinst, so der Gewinst. — 8. Erst besinn's, dann beginn's. — 9. Frisch gewagt, ist halb gewonnen. — 10. Wer sich in die Gefahr begibt, kommt darin um. — 11. Blinder Eifer schadet nur. — 12. Wer seine Schulden bezahlt, verbessert seine Güter. — 13. Ein reines Herz, gesundes Blut ist besser als viel Geld und Gut. — 14. Besser arm in Ehren als reich in Schanden. — 15. Borgen macht Sorgen. — 16. Prahler sind schlechte Bezahler. — 17. Wer die Augen nicht aufthut, muß den Beutel aufthun. 156. August Kermann Irancke. ch So hieß der Gottesmann, der vieler Waisen Vater geworden ist und durch Gebet und Arbeit ein Waisenhaus erbaut und fromme Stiftungen gegründet hat, die als Zeugen seines Glaubens noch dastehen und zu uns reden. Francke war Prediger und Lehrer in Halle. Sein Augen- merk war neben der Auslegung der heiligen Schrift auf die hilfsbedürftige Jugend gerichtet, von welcher täglich eine große Menge in seinem Hause zusammenkam, um Al- mosen zu empfangen. Ihn jammerte des leiblichen und geistigen Elends, worin er diese armen Kinder traf. Der Spruch des Herrn, der den Kindern das Himmelreich zu- weiset, erfüllte seine ganze Seele. Was sollte er thun? Almosen geben, wie wenig konnte das genügen! Zunächst behielt er die armen Kinder, die von ihm Almosen holten, in seinem Hause zum Katechismusunterricht bei sich, und dann erst teilte er ihnen die Gaben aus. Allein er erkannte bald, daß das nicht gründlich helfen würde. Man mußte die Kinder ganz ans ihrer drückenden Lage, aus ihrer

7. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 98

1914 - München : Oldenbourg
seines Wirtes antraf. Keller und Böden, Risten und Schränke wurden erbrochen; was der Soldat nicht verzehren oder behalten wollte, verkaufte er. Häuser, Weinberge und Schuldbriefe von Geflüchteten wurden feilgeboten. Der köstliche wein des Jahres ^62- wurde vom feinde für billiges Geld verkauft um bares Geld zu erhalten. Die schwedischen Soldaten unterhielten vor dem Dom vier Spieltische, wo sie ganze Säcke mit Dukaten und Talern stehen hatten. Da die Bauern nicht getrauten, ihre Erzeugnisse zur Stadt zu führen, trat bald die Gefahr einer Hungersnot ein. Die Weinlese von ^63\ wurde durch den Schwedeneinfall am dritten Tage unterbrochen. Noch imdezember hingen Trauben in den Weinbergen. In der Stadt Wiirzburg lag eine Besatzung von \2 ooo Mann zu Roß und zu Fuß nebst großem Troß. Im Mainviertel lagen allein über 5000 Mann. Die Pferde standen in den Kramläden der Bürger und streckten fast an allen Kirchen, Stiften und Klöstern die Köpfe aus den Fenstern. Die Kühe wurden auf die Dachböden gestellt, die Kirchen in Schlachthäuser verwandelt. Im armen Kapuzinerkloster lag ein Regiment in Quartier, die Kirche war Pferdestall und Schlachthaus. Fenster und Türen der Kirchen wurden zerschlagen. Der Kot der Tiere blieb überall liegen. Die Unsauberkeit war ekelhaft; überall lagen tote Pferde und verbreiteten scheußlichen Geruch. — Durchzüge und (Einquartierungen lasteten schwer auf der Stadt, Am 8. August \652 kam die Königin von Schweden in Wiirzburg an und wohnte bis zum 24. September auf dem Schlosse. Für sie und ihr ungeheures Gefolge mußte der Magistrat täglich 2h 000 Pfund Brot, \2 000 Pfund Fleisch, ^200 Maß wein, 30 Malter Haber, 3 Ochsen, 24 Hätnmel,. 6 Kälber, Hühner und Gänse nach Bedarf liefern. Am 27. Juli waren 200 000 Taler für das bei Himmelspforten lagernde schwedische Heer gefordert worden, weitere Beträge wurden unter Drohungen in den nächsten Tagen verlangt. 21m \2. August sollten 20 000, am 22. September 50 000 Pfund Brot geliefert werden. Lin königliches Regierungsdekret ordnete am 6. September eine regelmäßige „eilende Hilfe“ von wöchentlich ^800 fl. an. Nachdem Gustav Adolf in der Schlacht bei Stützen. (6. November \652) gefallen war, erhob Bernhard von Weimar Anspruch auf die Fürstentümer wiirzburg und Bamberg. Im Juli nächsten Jahres wurde ihm die Schenkungsurkunde über diese beiden, vom Könige schon durch Schenkungen stark verkleinerten Länder ausgefertigt und am ^9. Juli (alten Kalenders) huldigte die Stadt dem neuen Landesherrn. Die Verwesung übernahm der Bruder des Herzogs Bernhard, Herzog Ernst. Auch unter der neuen Regierung trat keine Milderung der drückenden Kriegslieferungen und Frondienste ein. Besonders an den Befestigungswerken mußten die Untertanen aus Stadt und Land harte Fronarbeiten verrichten. An 600 Menschen und 50 Karren wurden dafür jeden Tag in Anspruch genommen.

8. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 106

1914 - München : Oldenbourg
— *06 — Die Offiziere, so sagten sie, seien auf dem Schlosse versammelt um das neue Jahr anzutrinken. Die Gefahr der mutigen Schar war groß. Trotzdem drangen sie durch Alzenau nach dem Schlosse hin. Die wache wurde niedergestochen und Graf Johann Zakob von Hanau, welcher in das Aimmer des Grafen von Wartensleben gekommen war, durchstach einen Kapitän, welchen er für den Grafen hielt. Letzterer konnte sich kaum retten und mußte seine Leibkutsche mit sechs weißgrauen Wallachen samt den aufgeladenen Kisten, Sachen, Geld usw. in den siegreichen Händen lassen. Der Überfall wurde mit solcher Wirkung ausgeführt, daß über 800 Pferde erbeutet, viele Gefangene gemacht und ein großer Heil der * 7 Kompagnien durch das Schwert und durch Feuer, welches man in die Häuser und Scheunen legte, aufgerieben wurde." 20. Weitere Kriegsbedrängnisse. Auch nach der Verdrängung der Schweden aus Franken konnte von Erleichterung der Untertanen keine Rede sein, da fortwährend Truppen-durchzüge und Winterquartiere das Land aussaugten. Die fruchtbarsten Ländereien lagen wüst; eine große Hungersnot im Sommer *635 war die Folge, wiederholt brachen feindliche Streifabteilungen über die Grenzen, weshalb die Grenzstädte stark besetzt wurden. Trotzdem drang der schwedische General Königsmark *639 im Stifte ein und erschien nach Überwindung der entgegengesandten Truppen auf dem Greinberg vor Würzburg. (Er verbrannte die umliegenden Dörfer, Höfe und sieben Mühlen und erpreßte von der Stadt eine Brandschatzung von *o ooo Talern. (Er verlangte ferner die Unterhaltung von acht Kompagnien seiner Heiter, drei Monate lang, was für den Monat *2 ooo Taler ausmachte. Damit noch nicht zufrieden, forderte er noch eine monatliche regelmäßige Brandschatzung, die ihm nach (Erfurt geschickt werden sollte. Erst als im )anuar *6)0 ein bayerischer Heerhaufen sich an den Grenzen aufstellte, zog der „Haubvogel" aus Franken ab. *6)* und *6)3 rückten französische Truppen von der Fränkischen Saale her (unter Guebriant) bis an den Main vor. )hre Streifabteilungen plünderten bis vor die Tore der Hauptstadt, so daß die Bürger öfter in der Nacht zur Verteidigung zu den Waffen greifen mußten. Besonders hart litt Zellingen. 3m Dahre *6)5 erfuhr das Frankenland den wiederholten Besuch Königsmarks. Am 22. )uli schloß Fürstbischof Johann Philipp einen Vertrag mit dem Schwedengeneral, nach welchem er ihm 35 )oo Heichs-taler zahlte um das Land vor größerer Drangsal zu bewahren, den freien Durchzug der Schweden durch das Stift duldete und vollständige Verpflegung bewilligte. 3m vorletzten Kriegsjahre erpreßte General wrangel von Würzburg 60 000 Taler, 200 Fuder wein, **6 Malter Getreide, 200 Pferde

9. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 246

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
246 120. Aus der Geschichte der Buchhaltung. heißen wird, und so wirst du auch von allen Summen des Habens eine Summe machen, die ebenfalls summa summarum heißen wird. Wenn nun diese beiden Totalsummen gleich sind, so daß diejenige des Gebens so viel beträgt wie diejenige des Habens, so wirst du daraus schließen, daß dein Heft (das Hauptbuch) gut ge- führt ist." Paccioli erklärt ausdrücklich, daß er sich bei seiner Darstellung an den venezianischen Gebrauch halte, welcher gewiß vor den andern zu empfehlen sei und mit dessen Kenntnis man sich bei jedcm an- dern zurechtfinden werde. Hieraus geht hervor, daß die doppelte Buchhaltung in Venedig sowie auch in andern Handelsstädten Italiens vor Beginn des 16. Jahrhunderts in Gebrauch war und in Paccioli nur einen kenntnisreichen und gewandten Darsteller gefunden hat. Ihm folgte D ominicus Manzoni, Stadtbewohnervon Venedig, der im Jahre 1554 das Werk herausgab: „Doppeltes Heft mit seinem Journal, neuestens zusammengestellt und aufs fleißigste geordnet nach dem Gebrauch von Venedig". Die Kontierung des Heftes — mit diesem Namen wird das jetzige Hauptbuch bezeichnet — ist logisch durchgeführt und die Begriffe von Soll und Haben sind sehr treffend und faßlich entwickelt; die Bedeutung des Kapital- kontos wird infolge einer ungenauen Fassung der Begriffe von Geld und Kapital nicht ganz klar. Die Schlußbilanz fehlt. Von nicht zu unterschätzender Bedeutung für die Entwicklung der Buchhaltung ist das im Jahre 1606 zu Mantua herausgegebene Werk von Don Angelo Pietra, Mönch zu Genua: „Einleitung der Studierenden der Wirtschaft oder sehr geordnete Anweisung, um in geregelter Weise jede Schrift in einem doppelten Buche zu bilden." Der Hauptwert dieses Werkes liegt in dem zum ersten Male in der Literatur der Buchhaltung auftretenden Versuch, die dop- pelte Buchhaltung nicht bloß auf den Handel sondern auch auf andre betriebswirtschaftliche Unternehmungen, wie Landwirtschaft, Verwaltungen u. s. w., anzuwenden. Pietra sagt ausdrücklich im Titel: „Neues Werk, nicht minder nützlich als notwendig für die Geistlichen, welche von ihren Einkünften leben, als für jeden Familien- vater, welcher Freude an der doppelten Buchhaltung hat." Pietra, der kluge Kellermeister und Rechnungsrevisor seines Klosters, weist auch schon im ersten Kapitel darauf hin, daß die Zwecke und Gebräuche der Buchhaltung vielfach, gleichsam unendlich seien, je nach der Lage, in welcher sich die Handwerker, Edelleute, Land- wirtschaft treibenden Klöster befinden. Der Gedanke, daß die Buch- haltung nicht bloß ein Privilegium der Kaufleute in Venedig, Genua u. s. w. sei, sondern daß sie die notwendige Stütze jeder Art

10. Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen - S. 230

1891 - München : Oldenbourg
230 8. Eine Arbeiterstadt im Elsaß. mehr und mehr die reinen Freuden des Familienlebens kennen. »Seit wir unser Haus haben“, erzählte eine Arbeiterfrau mit Freudenthränen im Auge dem französischen Unterrichtsminister Duruy, der im Jahre 1864 die Kolonie besuchte, „ist mein Mann alle Abende zuhause bei uns.“ Schon diese Thatsache allein zeugt von dem Segen, den die Anlage der Mülhauser Arbeiterstadt hat. Unter den vielfachen Veranstaltungen, welche der Verein ausserdem für die Gemeinschaft der Arbeiterstadt ins Leben gerufen hat, sei an erster Stelle des öffentlichen Bade- und Waschhauses gedacht, das im Jahre 1855 in der zweckmässigsten Weise aufgeführt wurde, nachdem mehrere Fabrikbesitzer bereits ähnliche Institute für ihr Arbeitspersonal gegründet hatten. Die Badeanstalt umschliefst zehn geräumige Badezellen, die weit bequemer ausgestattet sind als die Badehütten in manchen unserer berühmtesten Kurorte, und für deren Benutzung der Badende, dem überdies reichliche Badewäsche geliefert wird, nicht mehr als je 15 Centimes (= 12 Pfg.) bezahlt. Wring- maschinen, geheizte Trockenkammern, Plättsäle, das alles ist in der Waschanstalt vorhanden, von vortrefflichster Beschaffenheit und zu möglichst billigem Preise — zu 5 Centimes (= 4 Pfg.) für die ersten zwei Stunden und 5 Centimes für jede weitere- Stunde, welche die Wäsche in Anspruch nimmt. Eine Bäckerei mit Restauration, die das Brot von 2 V kg um 5 bis 10 Centimes wohlfeiler liefert als die billigsten Bäcke- reien der Stadt, Schlachthaus, Apotheke, ein grosses Wohnhaus für unverheiratete Männer, die darin ein anständig möbliertes Zim- mer mit Bett und Bettwäsche zu 6 Franken monatlich mieten können, ein Pensionshaus für ledige Arbeiterinnen, welche für 13^2 Franken daselbst für 14 Tage Kost, Wohnung und Wäsche erhalten, ein Asyl für Greise und verschiedene Kleinkinder- und Elementarschulen nebst mehreren Unterstützungsanstalten für besondere Zwecke, das sind die hauptsächlichsten der übrigen gemeinsamen Einrichtungen zum Wohle der Arbeiter, welche unsere merkwürdige Stadt beherbergt, samt und sonders Werke der thätigen Menschenliebe, durch welche die „industrielle Ge- sellschaft“ und an ihrer Spitze einige der hervorragendsten Bürger Mülhausens ein unvergängliches Denkmal gestiftet haben. Anstatt einer unruhigen, fortwährend gehenden und kommenden besitzlosen Bevölkerung, erfreut sich Mülhausen jetzt einer sesshaften, im
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TM Hauptwörter (200)200

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