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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 230

1906 - München : Oldenbourg
230 42. Charakterbild des Kurfürsten Maximilian I. Für seine Familie und Untertanen hatte er ein warmes Herz, doch war sein Gemütsleben entschieden weniger entwickelt als sein Verstand und weit öfter als Liebesbeweise bekommen die Untertanen seine Strenge und die drückenden Folgen seiner Politik zu spüren. Wo ein religiöser Grund wirksam war, konnte die Strenge sogar in grausame Härte ausarten. Als ein Jngolstädter Bürger von dem ordentlichen Gericht wegen Gotteslästerung zur Stadtverweisung verurteilt wurde, setzte er an Stelle dieser Strafe den Tod. Seine Religiosität hatte eine so ausgeprägt konfessionelle Färbung wie nur möglich. Darum hatten es Konvertiten, wie man an Wallenstein, Pappenheim n. a. gewahrt, immer leicht seine Gunst zu erwerben. Er verordnete, daß jeder seiner Untertanen einen Rosenkranz besitzen müsse; er hielt seine Beamten bei Geldstrafe zur Teilnahme an den wöchentlichen Prozessionen an; er selbst konnte sich in Prozessionen und Wallfahrten kaum genug tun. In seiner Verehrung der heiligen Jungfrau lag ein schwärmerischer Zug, der bei seinem nüchternen Wesen um so auffallender ist. In Altötting ließ er — „Peccatorum Coryphaeus“ — eine mit seinem Blute geschriebene Widmung an sie hinterlegen. Wichtige Aktionen verlegte er, wenn es anging, auf einen Marienfesttag, so den Aufbruch des Heeres gegen Donauwörth 1607 auf Mariä Empfängnis, seine Vereinigung mit Bucquoy 1620, den Einmarsch in die Oberpfalz 1621, seinen Einzug in Regensburg zu Ferdinands Iii. Königswahl aus Mariä Geburt. In der Schlacht auf dem Weißen Berge bestimmte er seinen Trnppen den Namen der heiligen Jungfrau als Feldgeschrei. Und während er den Bischöfen von Freising und Regensburg wegen der großen Zahl der bestehenden Feiertage die Einführung des Korbinians- und Wolfgangstages als Feiertage abschlug, bewog er 1638 den Episkopat seines Landes zu den zahlreichen Frauenfesttagen zwei weitere festzusetzen: Mariens Besuch und ihre Darbringung im Tempel. Täglich, sagt der Stifter der Mariensäule in der Instruktion für die Erziehung seines Erstgebornen, erfahre ich, daß nach Gott die Mutter des Erlösers unsere größte Beschützerin und Patronin ist. Er machte es seinem Sohne zur Pflicht außer einem Sonn- oder Feiertage jedes Monats auch an allen Marienfesttagen zur Beichte zu gehen. Er gab diesem Sohne, was gegen alle Gewohnheit war, neben dem Namen seines mütterlichen Großvaters auch den Namen Maria und bürgerte damit in Bayern die Sitte ein, daß dieser Vorname auch von Männern an zweiter Stelle geführt wird. In den Jesuiten bewunderte und verehrte er die Männer, die nach seiner Überzeugung dem Reiche Gottes auf Erden die besten Dienste leisteten, und ihre Mitwirkung bei den Aufgaben eines gottesfürchtigen Fürsten schien ihm unerläßlich. Darum scheute er keilte Opfer für sie, empfahl auch dem Nachfolger in seinem Testament sie gegen männiglich zu schützen, zu lieben, zu ehren und in besonderer Affektion zu halten, legte ihm ihre Kollegien zu München, Ingolstadt, Regensburg, Landsberg, ihre Niederlassung in Altötting

2. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 90

1865 - Eisleben : Reichardt
90 Kaaba, nimmt sich seiner an. Handelsreisen. Wittwe Kadidscha. Neue Religion Islam, d. i. gläubige Erge- bung; die Anhänger Moslemin, d. i. Gläubige. „Es gibt nur Einen Gott, und Muhamed ist sein Prophetbo) Am 15. Juli 622 Flucht von Mecka nach Medina (Hedschra, mohamedanische Zeitrechnung«. 66lj Erobe- rung von Mecka, 63! Angriff gegen das byzantini- sche Reich, 632 Tod Muhameds, sein Grab in Medina. Der Koran, d. i. Schrift. Sekten der Schiiten (Aliten) und Snuiten. Die ersten Kalifen (d. i. Statthalter) waren A-bu Be kr (Schwiegervater des Propheten) und Omar. Die- ser eroberte Palästina, Syrien und Persien, wäh- rend sein Feldherr A m r u A e g y p t e n unterwarf, ä) Bald wurde auch Afrika's Nordküste erobert. 711 Tarik setzt nach Spanien über,,wo ein maurisches Reich gegründet wird. Gibraltar — Gebet al Tarik, d. i. Fels des Tarik. Der Westgothenkönig Roderich verliert die «L-chlacht bei Lerez de la Frontera, Mnsa vollendet die Erobe- rung Spaniens. Nur in den astliri scheu Gebirgen be- hauptet sich ein kleines westgothisches Reich. Lon hier ans kämpften die Christen fortwährend gegen die Mauren und entrissen ihnen eine Provinz nach der andern e); aber erst 1492 ging die letzte maurische Besitzung, Granada, an Ferdinand den Katholischen verloren. 732 Karl Martell schlägt die Araber bei Poitierö. Dagobert 1. beherrschte eine Zeit lang das ganze fränkische Reich, überließ aber die Regierung (622) dem Major dornus Pipin von Landen. Nach ihm theilte sich wieder das Reich in Austrasien, Neustrien und Burgund. Sein Enkel Pi Pin von Heristal ward (687) durch den Sieg bei Testri Major dornus über das ganze Reich. Dessen Sohn Karl Martell (d. i. Hammer) befestigte und erweiterte diese Herrschaft, nannte sich dux et prin- ceps Francorum und kämpfte glücklich gegen Friesen, Ale- inannen und Baiern. Als die Araber unter Abderrahman mit 400000 Mann von Spanien aus in Frankreich einsielen, schlug er sie iw c Moses und Jesus betrachtete M. als seine Vorgänger. d) Die angeblich auf Omars Befehl erfolgte Verbrennung der großen Bibliothek zu Alexandria beruht wahrscheinlich auf Sage. e) In diesen Kämpfen zeichnete sich im 11. Jahrhundert Don Rodrigo von Vivar (genannt der Cid) aus.

3. Lehrbuch der Alten Geschichte - S. 143

1897 - München : Oldenbourg
63. Das Syrische Reich unter den Seleuciden bis 63 v. Chr. 143 (vgl. 90, 2). Unter seinem zweiten Nachfolger Antiochus Iv. fiel auch Palstina wieder ab (167). Areiyeitskampf der Juden (167142). Unter der gyptischen und syrischen Herrschaft hatte die Hellenisimmg der Juden groe Fortschritte gemacht. Wie im brigen Orient, war in Palstina die griechische Sprache zur bevorzugten Schrift- und Verkehrssprache geworden. Selbst die Heiligen Bcher waren durch siebzig jdische Schriftgelehrte zu Alexandria ins Griechische bersetzt worden, so da zu ihrem Verstndnis die genauere Kenntnis des Hebrischen entbehrlich schien. Das alles hatte aber unter den Strengglubigen Besorgnis und Unwillen hervorgerufen. Als vollends Antiochus Iv. die Mische Religion ganz ausrotten wollte, emprten sich die Juden. Unter der .tapferen Fhrung des Judas Makkabus und seiner Briiber begannen sie gegen ihre Unterdrcker einen fnsundzwanzigjhrigen Freiheitskampf, durch welchen sie sich ihre Unabhngigkeit zurckeroberten. Seit 141 fhrten die Makkaber (nach ihrem Ahnherrn auch Asmoner geheien) in ihrem Lande die weltliche und oberpriesterliche Gewalt (bis 63). 3. Werfall und Untergang des Weiches (16763). Unter inneren und ueren Wirren aller Art bestand das Seleueidenreich, das seitdem auf das eigentliche Syrien beschrankt war, noch ein weiteres Jahrhundert. Zuletzt wurde es, wie die anderen Kleinstaaten Vorderasiens, eine Beute der obsiegenden Rmer unter Pompejus (vgl. 99,5). Auch Palstina kam damals unter rmische Oberherrschaft. Mmerherrschaft itt Zkatstina (seit 63). Wie eben vorher in Syrien, so veranlagten auch in Palstina innere Parteizwiste und Thronstreitigkeiten die Einmischung der Rmer. Pompejus, um seine Entscheidung angerufen, kam von Syrien aus nach Jerusalem und machte das Land tributpflichtig. Man lie zwar den Juden noch einen Schein von Selbstndigkeit unter eigenen Knigen, doch wurden diese gewhnlich von Rom aus ernannt oder gehalten. Der verrufenste derselben ist Herodes I., auch der Groe geheien, ein grausamer und rachschtiger* Fürst, in dessen letzte Regierungsjahre die Geburt Christi fllt. Die folgenden Könige wurden rmischen Prokuratoren (oder Landpflegern) untergeordnet, welche als Unterbeamte der Statthalter von Syrien im Namen des Kaisers die hchsten Befugnisse ausbten. 64. Das gyptische Keich unter den ptolemiiern 32330 v. Chr. 1. Die drei ersten ^totemex (323221). Pwlemus I., Sohn des Sagos und einer der Feldherren Alexanders, regierte seit 323 als Statthalter und> seit 306 als König von gypten. Fast unangefochten hatte er seine durch natrliche Grenzen geschtzte Satrapie behauptet und vererbte nach vierzigjhriger Regierung das 'Knigreich als unbestrittenes Besitztum auf seine Nachkommen. Er sowohl wie auch seine zwei nchsten Thronfolger, Pwlemus Ii. und Ptolemns Iii., fhrten eine glanzvolle und glckliche Regierung. Durch Begnstigung der geistigen und knstlerischen Bestrebungen machten sie ihre Hauptstadt Alexandria zum neuen Vorort des Griechentums

4. Lesebuch für die 5., 6. und 7. Klasse der Volksschule - S. 462

1895 - München : Oldenbourg
462 55. Uber den St. Gotthard. Am Sella- und am Scurasee liegen das Wirtshaus und das Hospiz. Daneben steht ein achteckiges Steingebüude, gleichzeitig Lawinenbrecher und Stall für fünfzig Pferde. Sonst hielten im Hospiz zwei Kapuziner haus; jetzt hat man einen Spitalmcister angestellt. Doch ist noch ein Priester für den Hausgottesdienst anwesend. Viele Taufende armer Wanderer werden hier alljährlich unentgeltlich verpflegt, oft sogar noch mit Kleidungsstücken beschenkt. Im Wirtshause dagegen finden Reisende gegen Bezahlung gute Aufnahme. In einem Jahre haben schon über 20000 Fremde hier verkehrt. Die Gegend um das Hospiz ist traurig und öde. Kein Gewächs säumt die Ufer der Gotthardsseen, kein Nachen, kein Fisch belebt ihre kaum zwei Monate eisfreien Wasser in dieser Höhe von 2100 irr. Nur ein schnraler Pfad trennt sie von einander; von allen Bergabhängen fließt und sickert ihnen Wasser zu. Der Abfluß des einen geht zur Neuß, der des andern ist der Tessin; aber wenn die wilden Wetter des Hochgebirges beide Seen bis zum Grunde aufwühlen, dann schlagen ihre Wellen zusammen und speisen Mittelmeer und Nordsee zugleich. Der Weg abwärts nach Italien folgt immer dem Laufe d-es Tessin. Er führt durch wilde Schluchten und an präch- tigen Wasserfällen vorüber nach Bellinzona und an den schönen Lago Maggiore, ebenso nach Mailand, der alt- berühmten Hauptstadt der Lombardei. Ein noch großartigerer Van als diese Gotthardsstraße ist i. 1.1872 in Angriff genommen und 1881 vollendet worden. Das ist die St. Gotthardsbahn. Der menschliche Geist schreckt auch vor solchen mächtigen Hindernissen, wie sie die Alpen bieten, nicht zurück. Zwischen Göschenen und Airölo hat man einen Tunnel gebohrt, der nicht weniger als 15 km lang ist. Deutschland, die Schweiz und Italien bauten gemeinsam dieses Riesenwerk. (Nach Daniel u. Siötziiec.)

5. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 113

1914 - München : Oldenbourg
— U3 — knüpfen an umgebogene und dann aufschnellende Bäumchen bereiteten. Der „türkische Kaiser" erinnert an die Einfuhr von Saatgetreide aus dem (Dften in das verwüstete deutsche Land. Den Schluß macht das kaiserliche Kriegsvolk. Auf freiem Felde wird nach dem Umzug durch das Dorf ein Kampf zwischen den Schweden und Kaiserlichen ausgekochten. 25. Raubkriege (1673). 3m August \675 zog das französische Heer unter Turenne durch den Taubergrund hervor, verwüstete alle Ortschaften auf seinem Wege und erpreßte ungeheure Brandschatzungen. Der prior des Klosters Tückelhausen berichtet über den Schaden, den sein Kloster erlitten, wie folgt: Zttan erzählte uns, daß das Heer des allerchristlichen Königs mit den Geistlichen, welche den Soldaten in die stände fielen, äußerst grausam umgehe. (Ein Benediktiner soll durchgeprügelt worden sein, ein anderer aus dem Kloster Amorbach wurde seiner Kleider beraubt, nackt an einen Pfahl gebunden und endlich gezwungen, einen Fuhrmann zu machen. Ein Dechant einige Stunden von hier wurde so geschlagen, daß er acht Cage darauf starb. Gewarnt durch diese Beispiele, brachten wir unsere Kostbarkeiten in Sicherheit und begaben uns nach ©chfenfurt. Den Tag darauf kam der General Turenne an und belagerte die Stadt, hob aber •drei Tage später die Belagerung wieder auf, da er die Ankunft des kaiserlichen feeres fürchtete. Dann nahm er mit seinem Heere von unserer Kartause Besitz, wo er sich 9—\o Tage aufhielt, weil er hier durch die Berge und Täler der Umgebung sicher war. Alles wurde umgekehrt, doch verschonte man das Kloster mit Feuer, welches Schicksales sich viele Orte in der Umgegend nicht erfreuen konnten. Die Weinberge sind verwüstet. Den wein ließ man in die Keller laufen, die Fenster wurden zertrümmert, die Landleute an den Bettelstab gebracht, zum Teil auch gemordet. Unser Gau ist größtenteils durch Feuer und Flammen verheert. Die beiden Höfe in der Ztähe der Kartause und viele andere Häuser sind nicht mehr zu bewohnen; ein dritter Hof ist ganz niedergebrannt. Nicht einmal die Kirche wurde verschont. Die Altäre sind mit Ausnahme eines einzigen zerstört, Reliquien und Paramente verschleppt. Die Kirche wurde als Pferd eftall gebraucht. Die Zins- und (Mitleute sind in eine solche Armut verfallen, daß sie auf mehrere Jahre nichts zahlen können, verloren hat das Kloster 3$ wagen wein, \66 Malter weizen, 300 Malter Korn, 500 Malter Haber, 50 Malter Erbsen, 2 Ochsen, \2 Kühe, U3 Schweine, weinbergspfähle, Bücher, Geflügel und Holz. — 3m Freigericht Alzenau lagen die Truppen des Generals Turenne drei Wochen lang. Alles war ihnen willkommene Beute: Rinder, Schafe, Eichelsbacher, Bilder aus Frankens Vergangenheit. g

6. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 40

1914 - München : Oldenbourg
— 40 — 3. Raubritter. V 3n der zweiten Hälfte des *3. Jahrhunderts herrschten im Deutschen Reiche Willkür und rohe Gewalt. Die lange kaiserlose Zeit war schuld daran. Der verwilderte Adel schaltete und waltete mit den wehrlosen Bürgern und Kaufleuten nach Belieben; aber auch die reichen Klöster hatten viel unter den Gewalttätigkeiten ihrer sogenannten „Schutzherren" zu leiden. Graf Ludwig von Rieneck saß auf Schloß Rothenfels am Main. Er hatte es besonders auf die benachbarte Abtei Neustadt abgesehen. „Als er zwei Pferde haben wollte, die man ihm wegen verschiedener Klosterarbeiten nicht ablassen konnte, fiel er über das Kloster her mit seinen bewaffneten Reisigen und Knappen. Lr sprengte alle Schlösser am Lhor und an der Sakristei der Kirche und beraubte das Heiligtum des Kirchen* ornates, der Kirchenbücher und der Kaiserprivilegien; er ließ das alles auf seine Zwingburg schaffen. Dann drang er in die Werkstätten des Klosters; aus dem Keller raubte er allen weinvorrat, aus dem Speicher alles Getreide. Seine Leute mißhandelten die Herren und Brüder des Klosters, daß Blut floß, warfen sie wie Diebe und Räuber aus dem Münster und nahmen das ganze Kloster mit allen Zellen und Räumlichkeiten für ihr Raubgesindel in Besitz. Den Kustos und den Diakon des Klosters schlugen sie blutrünstig. Aus dem Münster- und Klosterbau nahmen sie die Kelche, aus den Ställen Pferde und großes und kleines Vieh. Aus der Kammer des Abtes raubten sie die Bücher, Betten, Kleider, Tischgefäße und Tischtücher, aus erbrochenen Kisten acht pfund Heller. Alle Rechte der Höfe, alle klösterlichen Fischweiden und Gerichte nahmen sie an sich und bedrückten die Klosterleute mit neuen Abqaben. Die Jagd nahmen sie für sich in Anspruch. Im Herbst sind sie mit bewaffneter Hand in die Klosterweinberge mit Bauern und Reisigen eingefallen und haben die Weinstöcke mit den Trauben von der Wurzel herausgerissen; gegen zehn Fuder wein gingen dadurch verloren. Auf dem Hofe zu Steinfeld raubten sie dem Kloster sechs pferde. Den Landfrieden haben sie gegen die Abtei nie gehalten. Den ganzen, durch die Grafen von Rieneck, ihre Reisigen und Knappen dem Kloster zugefügten Schaden veranschlagen die Geschworenen auf ^oo Mark Silber." — So hausten die Grafen von Rieneck, die man keineswegs zu den Strauchrittern der schlimmsten Art zählen darf. 2. Das Stift wiirzburg war von den Besitzern des Schlosses poppert-hausen bisher vielfältig beschädigt worden und die Feinde des Stiftes hatten daselbst einen sichern Hinterhalt, aus welchem sie von Zeit zu Zeit

7. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 112

1914 - München : Oldenbourg
— U2 — bo war es überall im Frankenlande, so war es in ganz Deutschland. Nur langsam schwand das Elend, nur allmählich hob sich die Bevölkerungsziffer. Aber auch der Friede mußte nochmals teuer erkauft werden durch hohe Friedensgelder. Karlstadt hatte z. B. 2*00 Reichstaler zu entrichten. Erst zwei Jahre nach dem Friedensschlüsse zogen die letzten Schweden aus Franken ab. Ihr schmachvolles Gedenken aber hat sich bis in unsere Tage erhalten und heute noch schreckt Großmütterlein die Enkelkinder mit dem Spruche: „Bet, Kindlein, bet! Bet, sonst kommt der Schwed, Bet, sonst kommt der Ochsenstern, Wirt) die Kindlein beten lehr'n!" 24. Der Pflugzug zu Hollstadl. Gelobte Wallfahrten erinnern uns vielerorts an die schreckensvollen Zeiten des Dreißigjährigen Krieges, da der schwarze Tod Städte und Dörfer entvölkerte und wilde Söldnerscharen die wenigen Überlebenden quälten und mordeten. Aber auch weltliche Bräuche haben das Gedenken an jene Zammertage erhalten. )n der Gemeinde Hollstadt bei Neustadt begeht man das Gedächtnis der furchtbaren Leiden, welche die Schweden über das Dorf gebracht hatten, durch den eigenartigen Pflugzug. Zwei lanzentragende Kriegsfnechte marschieren an der Spitze des Zuges; ihnen folgt ein schwarzer Heiter als Sinnbild des langen Krieges. Pfeifer, Trommler, ein Schwedenhauptmann, Offiziere, Heiter und Fußvolk stellen die erste größere Gruppe und rufen Bilder von Verwüstung und Not vor den rückschauenden Blick. Eine einzige Kuh war von dem ganzen Viehstand übriggeblieben, im tiefen Keller hatte man sie versteckt gehalten und heimlich gefüttert. Darum geht im Zuge eine geschmückte Kuh mit. Abgehärmtes, elendes Landvolk, von junger und Mißhandlungen entkräftet, geleitet sie. vier Feldgeschworene deuten an, daß die verwüsteten Felder nach dem Kriege wieder neu abgegrenzt werden mußten. Sechs festlich gekleidete Mädchen ziehen den pflüg, wie sich die Bevölkerung aus Mangel an Zugvieh nach dem Schwedeneinfalle vor die Feldgeräte spannte. Auf einem Hade werden zwei Burschen einhergezogen zur Erinnerung daran, daß viele Einwohner von den grausamen Fremdlingen geschleift, gerädert oder in den Weinkeltern langsam zerschmettert wurden. Ein Bärenführer, der den Zufluchtsort der ^oll-städter an die Schweden verraten wollte, erscheint ebenfalls im Zuge, ferner ein schwedischer Soldat, der die Leute fortwährend neckt und beunruhigt. puppen, die an Birkenstämmchen hängen, versinnbildlichen uns jene schreckliche Todesart, welche die Schweden vielen Dörflern durch Auf-

8. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 20

1914 - München : Oldenbourg
— 20 — An das Kirchlein bauten die Mönche hölzerne Zellen, worin sie armselig wohnten. Kirchlein und wohnplatz umfriedeten sie mit einem starken Zaune aus Pfählen. hieraus entwässerten sie den sumpfigen Loden, rodeten wald-bämrte und Hecken aus und schufen sich so Ackerland, das sie mit dem schon seither um das Jagdschloß gelegenen Bauerngut vereinigten. Sie bauten Getreide, hielten Dieh, Schweine und Hühner, auch Schafe. Am Main legten die fleißigen Mönche Gruben an für die Fischzucht. 3hr Garten trug Gemüse, Rettiche und Blumen, Neben wilden Obst-bäumen besaß man schon veredelte. Die umwohnenden Leute kamen herbei, halfen mit, bekamen Lohn und lernten etwas. Burkardus wurde Bischof zu Würzburg. Sein Nachfolger zu Rorlach war Megingaud, der dem Hl. Burkard auch auf dem bischöflichen Stuhle nachfolgte. Die fleißigen Mönche wurden unter feiner Leitung sehr geschickt im Bauen und begannen ein steinernes Gotteshaus kunstvoll aufzurichten. Diese schöne Kirche wurde 78^ in Gegenwart Karls des Großen und der Bischöfe Willibald von (Eichstätt und Lullus von Mainz feierlich eingeweiht Zwei Jahre später machte König Karl dem Kloster eine große Schenkung zur (Ernährung der Armen und zum Unterhalt der Mönche, indem er ihm einen (Teil des Spessartwaldes in einer Länge von gut drei und einer Breite von zwei Stunden verlieh. In diesem Gebiete lagen das Königsgut Michelrieth, das Dorf Altfeld, wiesen, weiden, tierreiche Waldungen; es wurde durchflossen von fischreichen Bächen (Hafenlohr, Haslochsbach). Don da an wurde das Kloster Neustadt geheißen. 3 n der Abtei ums 3 a f?r looo. Man feiert heute, am 2\. März, das Hauptfest des Ordens: den Tag des hl. Benedikt. Mit Frühlingsblumen und Kränzen ist das Gotteshaus geschmückt. Auf den Altarstufen liegen schwere Teppiche, gewebt und geschenkt von den frommen Klosterfrauen zu Aschaffenburg. Der Bruder Heiligenmeister hat viele Kerzen angezündet, die er aus Bienenwachs herstellte. Die Glocken läuten. (Ein Zug Mönche schreitet ernst den Gang des Mittelschiffes herauf zum Hochaltar, wo sie sich nach tiefer Kniebeugung rechts und links in Reihen aufstellen. Der Abt mit dem Abtsstabe in der Hand bleibt in der Mitte vor dem Altare stehen und stimmt einen Hymnus an. Die Mönche fingen weiter. Dann predigt ein Pater von den Verdiensten des Drdens-ftifters. während des Hochamtes singen die Mönche im Wechsel lateinische Lieder. Nach dem Gottesdienste erhalten die Leute aus der Umgegend im Kloster gutes Essen und einige Kannen wein oder Bier. wir besuchen jetzt das eigentliche Kloster. Frauenleute dürfen es nicht betreten, nicht einmal die nächsten weiblichen Verwandten der Mönche.

9. Bilder aus der deutschen und bayerischen Geschichte - S. 17

1887 - München : Oldenbourg
16. Die Türken vor Wien. 17 4. Per französische Krieg. Jetzt traten die Franzosen offen auf die Seite der Protestanten; in Wahrheit wollten sie die Macht der Habsburger schwächen und Eroberungen machen. Die deutschen Länder, insbesondere Bayern, wurden schrecklich verwüstet. 5. Per westfälische Ariede. Endlich erscholl das Friedenswort. Durch den westfälischen Frieden, 1648 zu Osnabrück und Münster geschlossen, erreichte der unheilvolle Krieg sein Ende. Katholiken und Protestanten wurden gleichberechtigt. Das kaiserliche Ansehen sank, da die Reichsfürsten fast selbständig wurden. Frankreich erhielt den größten Teil von Elsaß; Schweden bekam einen Teil Pommerns. 6. Iotgen. Die Macht und das Ansehen Deutschlands waren tief gesunken, der reiche Handel, ja der gesamte Wohlstand vernichtet. Städte und Dörfer lagen in Trümmern. Die Felder waren verwüstet. In den Wäldern hausten Räuber und wilde Tiere. Über die Hälfte der Einwohner Deutschlands hatte der Krieg hinweggerafft; die Überlebenden waren größtenteils in Roheit und Aberglauben versunken. Dies waren die Folgen des unseligen Krieges. 16. Die Türken vor Wien. 1. Ursache desmrkenkriegs. Ludwig Xiv. hatte die Türken gegen Kaiser Leopold I. aufgereizt, damit er am Rheine ungestört ranben könne. 2. Wiens Belagerung. Mit Mord und Brand rückte (1683) ein großes türkisches Heer vor Wien. 60 Tage lang wurde Österreichs Hauptstadt belagert; der Heldenmut der Bürgerschaft und ihres Anführers Rüdiger von Starhemberg behauptete die Stadt gegen die wütenden Angriffe des Feindes. 3. Wiens Weitung. Da erschien in der höchsten Not die Reichs arm ee mit einem vom Polenkönig Johann

10. Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen - S. 105

1891 - München : Oldenbourg
65. Die Soldatemnutter. 105 die ihnen in ihren Nöten so wie jene christlichen Beistand geleistet hätte. — „Aus dem Schlachtfelde habe ich Euch zuerst kennen gelernt," sagte der französische Marschall Ouidnot zu Schwester Martha, als er sie nach jenem Feldzuge auf seiner Durchreise in Besancon besuchte. „Damals haben unsere Soldaten gar sehnsüchtig gejammert: „Ach, wäre doch Schwester Martha hier!" Schwester Martha, welche in der Welt Anna Biquet geheißen hatte, diente viele Jahre Gott und den Kranken in klösterlicher Einsamkeit als barmherzige Schwester. Als beim Ausbruch der französischen Revolution in Frankreich die Klöster alle aufgehoben wurden, da ließ sie dennoch nicht ab, Werke der Barmherzigkeit zu üben an jedem, der ihrer bedürftig war. Sie war insbesondere da am liebsten zu Hülfe, wo die Not am größten war, ans den Schlachtfeldern und in Lazaretten, ohne Unterschied Feinden wie Freunden dienend. Noch im Jahre 1814 erkannte sie ein russischer Soldat, den sie nach der Schlacht gepflegt, und sagte der lieben Alten: „Gott vergelt's Euch!" „Ach, wäre doch Schwester Martha hier!" — Aber Schwester Martha war damals (1807) schon im hohen Alter und konnte ihren lieben Brüdern nicht mehr folgen ins weite große Elend. Und Schwester Martha hatte auch zuhause in Besancon vollauf zu thun. Hier wohnte sie und lebte von einer sehr geringen Pension. Das vorzüglichste Möbel in ihrer armen Wohnung war ein großer Kessel, in dem sie Suppe für Dürftige Tag für Tag kochte. Das Fleisch oder vielmehr die Abfälle davon, sowie das Brot erbettelte sie in Gasthäusern und bei gutthätigen Menschen; das nötige Ge- müse baute sie selbst in dem kleinen Garten, den sie besaß, und hierin, sowie bei allen Liebesdiensten hatte sie eine Gehilfin an einer Mitschwester, namens Beatrix. An sich dachte sie zuletzt; sie hatte vor den Armen, die sie nährte, nichts voraus, als die Sorge und Arbeit. Sie lebte nur, um wohl- zuthun. Ihre Kleidung war einfach und ärmlich. Im Jahre 1811 kamen 600 fremde Gäste nach Besancon, spanische Kriegsgefangene im größten Elend; und das Elend, woher es auch kam, war ja der beste Empfehlungsbrief für Schwester Martha. Da hat es nun ge- golten, zu sorgen, zu bitten, zu arbeiten. Schwester Martha war unermüdlich. Bon einem Soldaten mit einem Tragkorb begleitet, ging sie von Haus zu Haus, um die Brocken einzusammeln oder vielmehr zu erbetteln; denn die spanischen Kriegsgefangenen hatten so wenig Gnadenlöhnung, daß sie dafür täglich kaum ein Pfund Brot hätten bestreiten können. Sie aber wußte Mittel, so viel Nahrung herbeizuschaffen, daß der Hunger ihrer lieben Brüder gestillt werden konnte. Ebenso emsig sorgte sie für Reinlichkeit der armen Kriegsgefangenen. Sie wechselte öfter das Stroh, worauf sie lagen; sie besorgte ihre Wäsche und besserte ihre zerlumpten Kleidungsstücke ans, zu welchem Geschäfte sie die Nächte benutzte. Wenn einer oder der andere krank wurde, so verdoppelte sie ihre Sorgfalt. Man sah sie oft die Stadt durchwandeln vom Gefängnis zum Spital, und manchmal führte sie drei zugleich von den armen Kranken mit sich fort. Es war ein rührender Anblick und das Bild der Barmherzigkeit
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