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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 230

1906 - München : Oldenbourg
230 42. Charakterbild des Kurfürsten Maximilian I. Für seine Familie und Untertanen hatte er ein warmes Herz, doch war sein Gemütsleben entschieden weniger entwickelt als sein Verstand und weit öfter als Liebesbeweise bekommen die Untertanen seine Strenge und die drückenden Folgen seiner Politik zu spüren. Wo ein religiöser Grund wirksam war, konnte die Strenge sogar in grausame Härte ausarten. Als ein Jngolstädter Bürger von dem ordentlichen Gericht wegen Gotteslästerung zur Stadtverweisung verurteilt wurde, setzte er an Stelle dieser Strafe den Tod. Seine Religiosität hatte eine so ausgeprägt konfessionelle Färbung wie nur möglich. Darum hatten es Konvertiten, wie man an Wallenstein, Pappenheim n. a. gewahrt, immer leicht seine Gunst zu erwerben. Er verordnete, daß jeder seiner Untertanen einen Rosenkranz besitzen müsse; er hielt seine Beamten bei Geldstrafe zur Teilnahme an den wöchentlichen Prozessionen an; er selbst konnte sich in Prozessionen und Wallfahrten kaum genug tun. In seiner Verehrung der heiligen Jungfrau lag ein schwärmerischer Zug, der bei seinem nüchternen Wesen um so auffallender ist. In Altötting ließ er — „Peccatorum Coryphaeus“ — eine mit seinem Blute geschriebene Widmung an sie hinterlegen. Wichtige Aktionen verlegte er, wenn es anging, auf einen Marienfesttag, so den Aufbruch des Heeres gegen Donauwörth 1607 auf Mariä Empfängnis, seine Vereinigung mit Bucquoy 1620, den Einmarsch in die Oberpfalz 1621, seinen Einzug in Regensburg zu Ferdinands Iii. Königswahl aus Mariä Geburt. In der Schlacht auf dem Weißen Berge bestimmte er seinen Trnppen den Namen der heiligen Jungfrau als Feldgeschrei. Und während er den Bischöfen von Freising und Regensburg wegen der großen Zahl der bestehenden Feiertage die Einführung des Korbinians- und Wolfgangstages als Feiertage abschlug, bewog er 1638 den Episkopat seines Landes zu den zahlreichen Frauenfesttagen zwei weitere festzusetzen: Mariens Besuch und ihre Darbringung im Tempel. Täglich, sagt der Stifter der Mariensäule in der Instruktion für die Erziehung seines Erstgebornen, erfahre ich, daß nach Gott die Mutter des Erlösers unsere größte Beschützerin und Patronin ist. Er machte es seinem Sohne zur Pflicht außer einem Sonn- oder Feiertage jedes Monats auch an allen Marienfesttagen zur Beichte zu gehen. Er gab diesem Sohne, was gegen alle Gewohnheit war, neben dem Namen seines mütterlichen Großvaters auch den Namen Maria und bürgerte damit in Bayern die Sitte ein, daß dieser Vorname auch von Männern an zweiter Stelle geführt wird. In den Jesuiten bewunderte und verehrte er die Männer, die nach seiner Überzeugung dem Reiche Gottes auf Erden die besten Dienste leisteten, und ihre Mitwirkung bei den Aufgaben eines gottesfürchtigen Fürsten schien ihm unerläßlich. Darum scheute er keilte Opfer für sie, empfahl auch dem Nachfolger in seinem Testament sie gegen männiglich zu schützen, zu lieben, zu ehren und in besonderer Affektion zu halten, legte ihm ihre Kollegien zu München, Ingolstadt, Regensburg, Landsberg, ihre Niederlassung in Altötting

2. Abbildungen zur Alten Geschichte - S. 36

1898 - München : Oldenbourg
Fig. 74. Fufsbodenmosaik, 1831 in Pompeji aufgefunden, 6,3 m lang, 3,8 m breit, einem in Alexandria entstandenen Gemlde nachgebildet. Schlacht bei Issos 333: Alexander, der im Getmmel den Helm verloren hat, strmt gegen Darius vor und durchbohrt einen persischen Feldherrn, der mit seinem verwundeten Pferde gestrzt ist und sich nicht mehr auf dem fr ihn herangefhrten Pferde retten kann. Der Wagen des vor Schrecken fast erstarrten Perserknigs (kenntlich am Turban) wendet sich zur Flucht. Das Nebenbild mit seinen Wassertieren weist auf gypten hin.

3. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 90

1865 - Eisleben : Reichardt
90 Kaaba, nimmt sich seiner an. Handelsreisen. Wittwe Kadidscha. Neue Religion Islam, d. i. gläubige Erge- bung; die Anhänger Moslemin, d. i. Gläubige. „Es gibt nur Einen Gott, und Muhamed ist sein Prophetbo) Am 15. Juli 622 Flucht von Mecka nach Medina (Hedschra, mohamedanische Zeitrechnung«. 66lj Erobe- rung von Mecka, 63! Angriff gegen das byzantini- sche Reich, 632 Tod Muhameds, sein Grab in Medina. Der Koran, d. i. Schrift. Sekten der Schiiten (Aliten) und Snuiten. Die ersten Kalifen (d. i. Statthalter) waren A-bu Be kr (Schwiegervater des Propheten) und Omar. Die- ser eroberte Palästina, Syrien und Persien, wäh- rend sein Feldherr A m r u A e g y p t e n unterwarf, ä) Bald wurde auch Afrika's Nordküste erobert. 711 Tarik setzt nach Spanien über,,wo ein maurisches Reich gegründet wird. Gibraltar — Gebet al Tarik, d. i. Fels des Tarik. Der Westgothenkönig Roderich verliert die «L-chlacht bei Lerez de la Frontera, Mnsa vollendet die Erobe- rung Spaniens. Nur in den astliri scheu Gebirgen be- hauptet sich ein kleines westgothisches Reich. Lon hier ans kämpften die Christen fortwährend gegen die Mauren und entrissen ihnen eine Provinz nach der andern e); aber erst 1492 ging die letzte maurische Besitzung, Granada, an Ferdinand den Katholischen verloren. 732 Karl Martell schlägt die Araber bei Poitierö. Dagobert 1. beherrschte eine Zeit lang das ganze fränkische Reich, überließ aber die Regierung (622) dem Major dornus Pipin von Landen. Nach ihm theilte sich wieder das Reich in Austrasien, Neustrien und Burgund. Sein Enkel Pi Pin von Heristal ward (687) durch den Sieg bei Testri Major dornus über das ganze Reich. Dessen Sohn Karl Martell (d. i. Hammer) befestigte und erweiterte diese Herrschaft, nannte sich dux et prin- ceps Francorum und kämpfte glücklich gegen Friesen, Ale- inannen und Baiern. Als die Araber unter Abderrahman mit 400000 Mann von Spanien aus in Frankreich einsielen, schlug er sie iw c Moses und Jesus betrachtete M. als seine Vorgänger. d) Die angeblich auf Omars Befehl erfolgte Verbrennung der großen Bibliothek zu Alexandria beruht wahrscheinlich auf Sage. e) In diesen Kämpfen zeichnete sich im 11. Jahrhundert Don Rodrigo von Vivar (genannt der Cid) aus.

4. Lehrbuch der Alten Geschichte - S. 143

1897 - München : Oldenbourg
63. Das Syrische Reich unter den Seleuciden bis 63 v. Chr. 143 (vgl. 90, 2). Unter seinem zweiten Nachfolger Antiochus Iv. fiel auch Palstina wieder ab (167). Areiyeitskampf der Juden (167142). Unter der gyptischen und syrischen Herrschaft hatte die Hellenisimmg der Juden groe Fortschritte gemacht. Wie im brigen Orient, war in Palstina die griechische Sprache zur bevorzugten Schrift- und Verkehrssprache geworden. Selbst die Heiligen Bcher waren durch siebzig jdische Schriftgelehrte zu Alexandria ins Griechische bersetzt worden, so da zu ihrem Verstndnis die genauere Kenntnis des Hebrischen entbehrlich schien. Das alles hatte aber unter den Strengglubigen Besorgnis und Unwillen hervorgerufen. Als vollends Antiochus Iv. die Mische Religion ganz ausrotten wollte, emprten sich die Juden. Unter der .tapferen Fhrung des Judas Makkabus und seiner Briiber begannen sie gegen ihre Unterdrcker einen fnsundzwanzigjhrigen Freiheitskampf, durch welchen sie sich ihre Unabhngigkeit zurckeroberten. Seit 141 fhrten die Makkaber (nach ihrem Ahnherrn auch Asmoner geheien) in ihrem Lande die weltliche und oberpriesterliche Gewalt (bis 63). 3. Werfall und Untergang des Weiches (16763). Unter inneren und ueren Wirren aller Art bestand das Seleueidenreich, das seitdem auf das eigentliche Syrien beschrankt war, noch ein weiteres Jahrhundert. Zuletzt wurde es, wie die anderen Kleinstaaten Vorderasiens, eine Beute der obsiegenden Rmer unter Pompejus (vgl. 99,5). Auch Palstina kam damals unter rmische Oberherrschaft. Mmerherrschaft itt Zkatstina (seit 63). Wie eben vorher in Syrien, so veranlagten auch in Palstina innere Parteizwiste und Thronstreitigkeiten die Einmischung der Rmer. Pompejus, um seine Entscheidung angerufen, kam von Syrien aus nach Jerusalem und machte das Land tributpflichtig. Man lie zwar den Juden noch einen Schein von Selbstndigkeit unter eigenen Knigen, doch wurden diese gewhnlich von Rom aus ernannt oder gehalten. Der verrufenste derselben ist Herodes I., auch der Groe geheien, ein grausamer und rachschtiger* Fürst, in dessen letzte Regierungsjahre die Geburt Christi fllt. Die folgenden Könige wurden rmischen Prokuratoren (oder Landpflegern) untergeordnet, welche als Unterbeamte der Statthalter von Syrien im Namen des Kaisers die hchsten Befugnisse ausbten. 64. Das gyptische Keich unter den ptolemiiern 32330 v. Chr. 1. Die drei ersten ^totemex (323221). Pwlemus I., Sohn des Sagos und einer der Feldherren Alexanders, regierte seit 323 als Statthalter und> seit 306 als König von gypten. Fast unangefochten hatte er seine durch natrliche Grenzen geschtzte Satrapie behauptet und vererbte nach vierzigjhriger Regierung das 'Knigreich als unbestrittenes Besitztum auf seine Nachkommen. Er sowohl wie auch seine zwei nchsten Thronfolger, Pwlemus Ii. und Ptolemns Iii., fhrten eine glanzvolle und glckliche Regierung. Durch Begnstigung der geistigen und knstlerischen Bestrebungen machten sie ihre Hauptstadt Alexandria zum neuen Vorort des Griechentums

5. Lesebuch für die 5., 6. und 7. Klasse der Volksschule - S. 630

1895 - München : Oldenbourg
630 139. Die Schlacht am Hascnbühl bei Göllheim. Bündniss wider ihn zu stände. In Mainz traten vier mächtige Wahlfürsten zusammen, sprachen Adolfs Ab- setzung aus und wählten Albrecht zum Kaiser. Adolf war entschlossen, sein gutes Recht aufs äusserste zu verteidigen. Ihm stellte sich Albrecht mit ebenso grosser Entschiedenheit entgegen. Am Fusse des Donnersberges, im Thalkessel von Göllheim, trafen die beiden Heere auf einander. In königlicher Rüstung stellte sich Adolf an die Spitze seiner Getreuen. Über seinen goldenen Harnisch hatte er einen köstlichen Waffenrock von gelber Farbe und mit schwarzen Adlern durchwirkt geworfen; ein glänzender Helm mit der Königskrone zierte sein Haupt. Albrecht dagegen hatte nur Tracht und Rüstung eines einfachen Vasallen angelegt und war deshalb unkenntlich, während er mehrere seiner Ritter in den königlichen Wappenrock mit dem schwarzen Adler gekleidet hatte. Auf beiden Seiten flatterte das Reichsbanner von roter Farbe mit weifsem Kreuze in der Mitte. Adolfs Heer war dem seines Gegners nicht gewachsen. Bange Ahnung erfüllte seine Seele. Zu seinem Sohne Rupert sprach er: „Kehre zurück! Du sollst dein junges Leben nicht wagen; denn unser Kampf ist heute ein Straufs auf Leben und Tod.“ „Nimmermehr!“ entgegnete Rupert. „Ich weiche nicht von Eurer Seite, gehe es zum Leben oder zum Tod.“ Des Sohnes mutige Rede gab auch dem Vater die Zuversicht wieder. „In Gottes Namen denn; sie sollen uns eher tot als lebendig haben.“ Zu gleicher Zeit schmetterten auf beiden Seiten die Trompeten, und die Schlacht begann. In den vordersten Reihen von Adolfs Heer standen die Pfälzer. Sie wurden von den Kärntnern und Steiermärkern geworfen. Aber diese mussten vor den Bayern unter ihrem Herzoge Otto zurück- weichen. Bald warf man die Lanzen weg und zog die Klingen blank. Mann stritt wider Mann. Dabei bedienten

6. Lesebuch für die 5., 6. und 7. Klasse der Volksschule - S. 629

1895 - München : Oldenbourg
139. Die Schlacht am Hasenbühl bei Göllheim. 629 Denn ich hab' es dem ja gegeben, Von dein ich Ehre und irdisches Gut Zu Leheu trage und Leib und Blut Und Seele und Atem und Leben/ ,So mög' auch Gott, der allmächtige Hort, Der das Flehen der Schwachen erhöret, Zu Ehren Euch bringen hier und dort, So wie Ihr jetzt ihn gcehret. Ihr seid ein mächtiger Graf, bekannt Durch ritterlich Walten im Schweizerland. Euch blühen sechs liebliche Töchter. So mögen sie/ rief er begeistert aus, »Sechs Kronen Euch bringen in Euer Haus, Und glänzen die spätsten Geschlechter!'" — Und mit sinnendem Haupt saß der Kaiser da, Als dächt' er vergangener Zeiten. Jetzt, da er dem Sänger ins Auge sah, Da ergreift ihn der Worte Bedeuten. Die Züge des Priesters erkennt er schnell Und verbirgt der Thränen stürzenden Quell In des Mantels purpurnen Falten. Und alles blickte beii Kaiser an Und erkannte den Grasen, der das gethan, Und verehrte das göttliche Walten. (Schiller.) 139. Die Schlacht am Hasenbühl bei Göllheim, f (2. Juli 1298.) Nach dem Tode des wackeren Rudolf von Habsburg übertrugen die deutschen Fürsten die Kaiserkrone nicht dessen Sohne Albrecht, sondern dem wenig begüterten, fast armen Herzoge Adolf von Nassau. Das führte in Deutschland zu neuem Zwiespalt. Albrecht konnte die erlittene Zurücksetzung nicht verschmerzen, und da Adolf bei manchen Fürsten, besonders bei dem Erz- bischöfe von Mainz, sich missliebig machte, kam ein

7. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 15

1914 - München : Oldenbourg
— 15 — c) Die Bischofsweihe (ältere Zeit). Eine ältere Ordnung schildert ausführlich die Vorgänge der weihe-wie folgt: Der Bischof muß alle Abte und Prälaten des ganzen Stiftes zusammenrufen, und wenn sie kommen, um der weihe beizuwohnen, soll sich jeder an seiner gebührlichen Sitzstatt, die mit Teppichen behängt ist, niederlassen, wenn dann alle Personen beieinander sind, der Weihbischof und die Abte in ihren Znfuln, auch die Pröpste alle angetan, soll der Kirchner allein mit zwei Kreuzen des Domstifts und dem silbernen Stab, danach die vier Orden, den Markt hinab bis zu den Seilern gehen und daselbst auf den Bischof warten, wenn dann der Bischof mit den Grafen und Herren von dem Schloß herabgeritten bis zur St. Gotthards-Kapelle, soll er absteigen, seine Kleider austun und einen groben Rock anlegen und mit einem langen, groben Strick gegürtet werden, daß der Graf von Henneberg ihn kann führen. 21uch alle, die mit vom Berg herabgeritten sind, müssen absteigen und dem Bischof zu Fuß nachfolgen aus St. Kilians-Chor. Aber Weihbischof, Abte, Dompropst, Dechant und Senior verharren auf der Greden*) und der Domdechant hat das beste Kruzifix in der Hand. wenn der Kirchner sieht, daß man den Bischof herführt am Strick, soll er umkehren und langsam wieder zum Domstift gehen. Alle Glocken läuten. Der Bischof folgt nach, geführt vom Grafen von Henneberg» Zur Rechten geht ihm der Graf von Römhild und zur Linken der Graf von Castell, trägt jeder ein gülden Stück an einer Stange. wenn der Bischof zu der Greden kommt, geht er hinauf bis zu der oberen Staffel und kniet dort nieder zur (Ehre des Kreuzes, welches ihm der Dechant mit dem Dompropst und den Altesten entgegenträgt. Dann fragt ihn der Dechant: Bruder, was begehrst Du? Dem antwortet der Bischof: 3ch bitte um das Almosen Christi. Dann spricht der Dechant: 3ch als Dekan gebe Dir in meinem und des ganzen Würzburger Kapitels Zi amen das Almosen des hl. Kilian im Namen des Paters und des Sohnes und des Hl. Geistes. Amen. Sodann gibt der Dechant dem Bischof das Kreuz zu küssen. Danach gehen Dechant, Dompropst, Senior, Weihebischof, Abte und Prälaten wieder auf den Chor und der Bischof folgt nach bis zum Kiliansaltar. Dann läßt ihn der Graf von Henneberg gehen. Der Bischof kniet hierauf vor dem Altare nieder und spricht sein Gebet, wenn solches aus ist, gehen Dechant, Dompropst und Senior mit ihm in die Sakristei. Dort steigt der Bischof auf die Truhe, da die Bischofstafel hängt und schreibt darauf folgende Worte: Im Jahre des Herrn . . . am Tage ... im Monat . . . haben wir N. Zt. unseren Umzug in die Würzburger Kirche vollzogen. *) Domstufen.

8. Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen - S. 270

1891 - München : Oldenbourg
270 3. Geschichtliches über die deutschen Frauen. entfalteten. Hatte schon im 6. Jahrhundert eine erlauchte Frau, Theodelinde, des Longobardenkönigs Autharis Gemahlin, mit glühendem Eifer für die Ausbreitung des wahren Christentums gewirkt, so mehrte sich seit dem 8. Jahrhundert die Zahl derjenigen deutschen Frauen und Jung- frauen, welche sich als Förderinnen der Kirche, als Gründerinnen von Klöstern, als Nonnen und „Gottgeweihte" hervorthaten. Ini Kloster Gandersheim lebte um das Jahr 960 eine fromme Dichterin, Roswitha, deren lateinisch geschriebene Schauspiele nicht un- bedeutend waren. Aus dem 12. Jahrhundert ist besonders die gelehrte Äbtissin des Klosters Hohenburg im Elsaß, namens Herrad von Lands- berg, zu erwähnen. Sie war zugleich Dichterin, Malerin und Verfasserin des ersten deutschen Lexikons. In Nonnenklöstern wurde zumeist die Erziehung der Mädchen aus höherem Stande besorgt. Häufig kam auch das „Fräulein" an einen fremden Hof, wo es bei Festen im Gefolge der Herrin einher- schritt, fremde Gäste empfing, bei der Tafel den Wein kredenzte. In gewöhnlicher Zeit aber verließ es selten die Kemenate, webte hier und spann. Ja, das Nibelungenlied führt uns selbst die vornehmsten Frauen in hausmütterlichen Beschäftigungen vor. Königinnen regierten Spindel und Weberschiff, und Prinzessinnen handhabten die schneidernde Schere. Im späteren Mittelalter aber fielen solche Aufgaben einer eigenen Zunft anheim, und die Töchter vornehmer Familien gewannen Zeit, ihren Geist mehr als bisher zu bilden. Im 12. Jahrhundert finden wir denn auch Lesen und Schreiben unter den Ritterfrauen heimischer als unter den Männern, die Geistlichen ausgenommen. Auch in feineren Handarbeiten, sowie in der Kunst des Gesanges und des Harfenspiels wurden die Frauen unterrichtet, und sie waren es vorzugsweise, welche die ritter- lichen Sänger zur Ausübung ihrer Kunst anregten und so die herrliche erste Blüte der deutschen Dichtung förderten. Die Tracht jener Zeit war anmutig und reich, ohne ins Üppige auszuarten: Das Unterkleid zeigte enge Ärmel; das fest anliegende Ober- kleid fiel von den Hüften in reichen Falten nieder und war mit lang herabhängenden Ärmeln versehen. Der Mantel war von Seide oder Sammt und häufig mit Rauchwerk besetzt. Auf die Schuhe von Korduan oder Seidenzeug wurde große Sorgfalt verwendet. Zuhause hing eine Tasche von Leder oder gesticktem Zeug am Gürtel, bei Ausgängen ein Handspiegel. Jungfrauen liebten es, ihr Haar bloß mit Blumenkränzen zu schmücken; Frauen trugen den Schapel — einen Reif, der die Haare in Ordnung hielt, und darunter einen Schleier. Daß das blonde Haar

9. Lehrbuch der Geschichte für Mittelschulen - S. 122

1904 - München : Oldenbourg
122 Die frnkische Reichsgrndung. Islam. seinen zahlreichen der das ganze Land zerstreuten Gtern eine sehr ernste Sache war; der Unterhalt des Hofes und der Regierung, Wohl und Wehe von vielen tausend Beamten hingen von der richtigen Amtsfhrung dieses vielbeschftigten Mannes ab. Deshalb betraute man mit jenem wichtigen Amt nur ausgesucht tchtige Männer und durch erfolgreiche Bekleidung desselben mute der Hausmeier allmhlich der bedeutendste und einflureichste Mann im Staate werden, zumal wenn er noch militrische Anlagen hatte. Diese bewies der Enkel des vorhin genannten Pippin, ebenfalls Pippin (von Heristal) genannt, im Kampfe gegen den 687 bisherigen Hausmeier von Neustrien, wodurch er alleiniger Hausmeier des Gesamtreiches wurde; sein Sohn Kart Martess erwarb sich wiederum ein groes Verdienst um das Gesamtreich, ja das ganze Abendland durch seinen siegreichen Kampf gegen den Istam. Wie im 4. und 5. Jahrh. die Mongolen, so bedrohten im 7. und 8. Jahrh. die allahbegeisterten Araer die abendlndische Kultur. Die morgenlndische Kulturwelt war nmlich schon so weit entkrftet, da sie auch durch das Christentum nicht wieder jugendkrftig gemacht werden konnte. Sie unterlag deshalb verhltnismig leicht einer neuen Religion, die sich unter den bisher noch wenig verbrauchten Wstenstmmen gebildet hatte. Mohammed, ein Kaufmann aus Mekka in Arabien, hatte auf groen Reisen viele Lnder und Völker sowie deren Sitten und Gebruche kennen gelernt und hielt sich fr einen vom hchsten Gott (Allah) berufenen Propheten. Er stiftete aus einzelnen christlichen, jdischen und altarabischen Lehren eine neue Religion, die er Islam (Ergebung in Gottes Willen) nannte; seine Anhnger hieen Moslemin (Glubige). Da die Bewohner von Mekka den neuen Propheten anfangs nicht an-622 erkennen wollten, mute er nach Medina flchten; diese Flucht (Kedschra) bildete den Anfang der mohammedanischen Zeitrechnung. Als Mohammed zur Anerkennung und Herrschaft gelangt war, befahl er seinen Anhngern, den Islam mit Feuer und Schwert" auszubreiten, wobei er den im Kampfe Gefallenen ein freudenvolles Leben im Jenseits (Paradies) in Aussicht stellte. Die dadurch begeisterten Araber unter-warfen denn auch unter den Kakifen (Nachfolgern des Propheten) sehr rasch ganz Arabien, dann Syrien, Mesopotamien, Iran und kamen bis nach Indien. Dann wandten sie ihre siegreichen Waffen westwrts, eroberten gypten und Nordafrika (nebst Sicilien) und setzten zu Beginn des 8. Jahrhunderts der die nach ihnen benannte Meerenge von Gibraltar (Gebel al Tarik Felsen des Tarik) nach

10. Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen - S. 265

1906 - München : Oldenbourg
167 Geschichtliches über die deutschen Frauen. 265 Im Kloster Gandersheim lebte um das Jahr 960 eine fromme Dichterin, Roswitha, deren lateinisch geschriebene Schauspiele nicht un- bedeutend waren. Aus dem 12. Jahrhundert ist besonders die gelehrte Äbtissin des Klosters Hohenburg im Elsaß, namens Herrad von Lands- berg, zu erwähnen. Sie war zugleich Dichterin, Malerin und Verfasserin des ersten deutschen Lexikons. In Nonnenklöstern wurde zumeist die Erziehung der Mädchen aus höherem Stande besorgt. Häufig kam auch das „Fräulein" an einen fremden Hof, wo es bei Festen im Gefolge der Herrin einher- schritt, fremde Gäste empfing, bei der Tafel den Wein kredenzte. In gewöhnlicher Zeit aber verließ es. selten die Kemenate, webte hier und spann. Ja, das Nibelungenlied führt uns selbst die vornehmsten Frauen in hausmütterlichen Beschäftigungen vor. Königinnen regierten Spindel und Weberschiff und Prinzessinnen handhabten die schneidernde Schere. Im späteren Mittelalter aber fielen solche Aufgaben einer eigenen Zunft anheim und die Töchter vornehmer Familien gewannen Zeit, ihren Geist mehr als bisher zu bilden. Im 12. Jahrhundert finden wir denn auch Lesen und Schreiben unter den Rittersrauen heimischer als unter den Männern, die Geistlichen ausgenommen. Auch in feineren Handarbeiten sowie in der Kunst des Gesanges und des Harfenspiels wurden die Frauen unterrichtet und sie waren es vorzugsweise, welche die ritter- lichen Sänger zur Allsübung ihrer Kunst anregten und so die herrliche erste Blüte der deutschen Dichtung förderten. Die Tracht jener Zeit war anmutig und reich, ohne ins Üppige auszuarten: das Unterkleid zeigte enge Ärmel; das fest anliegende Ober- kleid siel von den Hüsten in reichen Falten nieder und war mit lang herabhängenden Ärmeln versehen. Der Mantel war von Seide oder Samt und häufig mit Rauchwerk besetzt. Auf die Schuhe von Korduan oder Seidenzeug wurde große Sorgfalt verwendet. Zu Hause hing eine Tasche von Leder oder gesticktem Zeug am Gürtel, bei Ausgängen ein Handspiegel. Jungfrauen liebten es, ihr Haar bloß mit Blumenkränzen zu schmücken; Frauen trugen den Schapel — einen Reif, der die Haare in Ordnung hielt, und darunter einen Schleier. Daß das blonde Haar noch immer im höchsten Ansehen stand, geht daraus hervor, daß ein großer Sittenprediger damaliger Zeit auch gegen die „Gilberinnen" (die ihr Haar blond färbten) auftrat. Einen wohltuenden Gegensatz zu dem sehr weltlichen Sinne der meisten Edelfrauen jener Zeit bildet die rührende Gestalt der edlen Landgräfin Elisabeth von Thüringen, die ihr Leben dem Dienste der Armen und Kranken gewidmet.
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