Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 94

1906 - München : Oldenbourg
94 22. Kloster Ettal und der Pfaffenwinkel. Vom Kloster aus spannen sich diese Fertigkeiten hinüber nach den Hütten der Bauern, nach den Häusern der Bürger in den Märkten und erweckten dort regen Siun und kräftige Betriebsamkeit. Aus dem Kloster Rottenbuch, wo schon um das Jahr 1111 die Holzschnitzerei heimisch war, ist diese Kunst nach Oberammergau verpflanzt worden; in Wessobrunn erblühte während des 18. Jahrhunderts ein Stamm trefflicher (Stukkaturarbeiter1), nach den napoleoni-schen Kriegen noch über 100 Mann zählend, der seine Angehörigen bis nach Frankreich und Rußland sandte und dessen geradezu virtuose Leistungen in der Kirche zu Ettal ungeteilte Bewunderung erregen. In solchen Streiflichtern auf die Kulturgeschichte des Pfaffenwinkels erging sich das Gespräch, als wir am schweren Holztische des Wirtshauses das schäumende Bier von Ettal uns trefflich munden ließen. Spät nachts bin ich dann noch hinaus ins Freie getreten. Mir gegen- über stiegen die mächtigen Mauern des ehemaligen Klosters schweigend empor, mildträumerisches Mondlicht umspielte die feinen Umrisse der hochgewölbten Kirchenkuppel und zitterte auf den glänzenden Flächen der Kupferbedachung, in dunklem Zuge griffen die finstern Tannenwälder hinan von der Bergeslehne. Ein unbeschreiblicher und unergründlicher Friede waltete über dem weltvergessenen Landschaftsbilde, ein wundersamer Reiz, der die Gedanken mit leisem Znge zurückträgt in längst vergangene Zeiten. Und so erinnerungsreich, so sagenumflüstert wie Ettal ist sicherlich kein zweiter Fleck im weiten Umkreise unserer bayerischen Berge, es ist eine vielhnudertjährige Geschichte, welche an diesen Mauern mit) au diesen Wäldern haftet. (Sine trotzige Gestalt steht zuerst vor uns, wenn wir Kunde geben von diesen Geschehnissen. Es ist der Welse Ethiko. Weithin herrschte dieses stolze Geschlecht auf seinen freieigenen Gütern im Gaue, es war den Karolingern verschwägert, seit Ludwig der Fromme im Jahre 819 die schöne Jutta, die kuust- und wissenssreudige Welfentochter, sich zur Gattin genommen. Da ließ sich Ethikos Sohn Heinrich um die Besitzungen des Hauses zu mehren herbei dem Kaiser zu Lehen zu gehen. In tiefstem Herzen ergrimmt, daß einer der Seinen zum Vasallen sich erniedrigt, zog sich der alte Welfe in die schauerlich einsamen Öden dieses Tales zurück und lebte hier mit zwölf seiner Genossen in klösterlicher Gemeinschaft. Von diesem Sitze, der wohl noch ein palissadenumfriedeter, nach altgermanischer Weise gefügter Holzban gewesen, soll das ganze Tal seinen Namen erhalten haben — Ethikos'^) Tal, das im *) Die Bedeutung Wessobrunns als Sitz einer hervorragenden Bildhauerund Stu kk at o rs ch u l e ist erst durch neuere Forschungen erhellt worden. Mit reichlichen Aufträgen versehen waren diese geschickten Leute allenthalben in Süddeutschland wie auch in der Schweiz und in Österreich viel beschäftigt und es fällt die Blütezeit dieses Kunstzentrums mit der des Rokoko zusammen. Friedr. v. Thierfch, „Die Baugeschichte des Klosters Ettal." 1899. 8) Andere geben andere Deutungen: Bon Odtal — Tal in der Einöde, £tal = Stätte des Gelöbnisses.

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 90

1906 - München : Oldenbourg
90 22. Kloster Ettal und der Pfaffenwinkel. Sein kummervolles Antlitz Hob Friederich empor, Er sprach: „Ich bin es, Vetter, Der Land und Leut' verlor. „Ich will vor meine Treuen, Wo meine Banner weh'n, Hintreten und sie mahnen Vom Kampfe abzusteh'n. „Sieh mich bereit dem Szepter Des Reiches zu entsagen, Soll mir noch einmal Freiheit Nach Nacht und Kerker tagen." Ludwig der Bayer reichte Ihm froh die Rechte dar, Die Hostien dann nahmen Sie beide, am Altar. Umarmten sich und schwuren Den Treu- und Friedensbund Im Angesicht des Himmels Und froh mit Herz und Mund. Und frei und ohne Lösgeld Zog Friedrich aus der Haft, Beteuernd, sein Gelöbnis ßu halten auch in Kraft. 21. Deutsche Treue. Don Hermann Lingg.x) (Es waren Kaum vier Monde Verflossen seit dem Tag, Ans Tor der Burg zu München Geschah ein starker Schlag; Der Pförtner hob die Fackel, (Ein Ritter stieg vom Roß Und ging mit raschen Schritten Die Trepp' hinan im Schloß. Und vor den Hocherstaunten, Den Kaiser Ludwig, trat Der Herzog Friedrich sprechend: „Mein Wort ist worden Tat; Den Frieden dir zu bringen Vermocht’ ich nicht derzeit, Aufs neu’ erglühte wieder Der alte, bitt’re Streit. Ich konnte nicht gebieten Dem Sturm, so will ich dein, Wie ich gelobt, auch wieder Ais dein (Befang’ner sein." Da legt ihm auf die Schulter Der König sanft die Hand: „Nein, nicht als mein (Befang’ner, Doch bleib bei mir als Pfand, Ais Pfand der Lieb’ und Treue, Die zwischen uns besteh’n Und nimmermehr soll wanken Und nimmer untergeh’n." An einem Tisch nun saßen Fortan bei jedem Mahl Die Könige und tranken Aus einem Goldpokal. (Es stund in jedes Siegel Des andern Name vor; Die Welt, verwundert, blickte ßu solcher Treu’ empor. Jahrhunderte verflossen -Der Fürsten Biederkeit (Erhebt noch aller Herzen Und strahlt in alle ßeit. 22. Kloster Ettal und der Pfaffenwinkel. Don Carl Trautmann.2) Wir sitzen in der traulichen, holzgetüfelten Gaststube des Klosterwirtshauses. Spät am Nachmittage, als die Sonne bereits hinter den grauen x) Ebenda S. 105. 2) Ans „Cberammergau und sein Passionsspiel", Bayerische Bibliothek, 15. Band. S. 1 ff. Bamberg 1890. C. Büchner.

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 91

1906 - München : Oldenbourg
22. Kloster Ettal und der Pfaffenwinkel. 91 Schroffen des Wettersteines hinabsank, sind wir noch den Saumpfad herauf- gezogen, der sich fo steil den Ettaler Berg entlang windet, und noch zittert in uns jeue wundersam wohlige Stimmung nach, welche den Städter überkommt, wenn die bergfrische Einsamkeit ihm entgegengrüßt, wenn er neben sich den schäumenden Gießbach in seinem felsigen Gelände rauschen hört und zum ersten Male wieder nach langer Zeit würziger, moosdurchfeuchteter Waldgeruch die Brust schwellt. In der überfüllten Stube geht's gar lustig her; es ist ja heute Samstag und der Bauer, der die Woche über schweigend seiner einförmigen Arbeit nachgeht, liebt es am Feierabende der Rede freien, lauten Lauf zu lassen. Jetzt gerade hat der eifrige Disput seinen Höhepunkt erreicht, und wer von draußen den Lärm hört, der durch die niederen Fenster in die Dämmerung hallt, könnte wohl glauben, daß ein heller Streit im Anzuge sei. Da läutet man in der Klosterkirche drüben zum Abendsegen. Alsbald verstummt das Johleu, andächtig falten die Männer ihre wetterharten Hände und.das Flüstern der betenden Lippen zieht allein noch durch die regungslose Stille. Leise verklingen die letzten Glockentöne, die Anwesenden machen das Zeichen des Krenzes und mit einem behäbigen „Guten Abend" nimmt der Wirt die unterbrochene Unterhaltung wieder auf. In solchen Augenblicken erfährt es der Fremde, daß noch die uralten Gepflogenheiten streng kirchlicher Frömmigkeit im Volke sich erhalten haben. Auch die Straße, die er gegangen ist, hat ihn darüber belehren können. Am blühenden Rain und unter den weitschattenden Bäumen stehen die rohgezimmerten Wegkreuze mit dem Bilde des Erlösers; die sogenannten Marterln haben ihn mit schlichten Worten aufgefordert ein Vaterunser für jene zu beten, welche jählings hier aus dem Leben geschieden sind, und tritt er von der Straße ins Wirtshaus, so leuchteu ihm an der Türe die Anfangsbuchstaben der Namen der heiligen drei Könige, mit Kreide angeschrieben, entgegen, denen die Macht innewohnt die bösen Geister von der Schwelle zu bannen, während in der Stube zuerst sein Blick auf den geschnitzten Herrgott mit dem geweihten Palmzweiglein fällt, der zwischen den Fenstern seinen Platz gefunden hat. Denn mag auch die Zeit sich gewandelt haben, mag modernes Leben und städtische Anschauungsweise übermächtig in diese weltverlorenen Hochlandsdörfer gedrungen sein, etwas vom ehemaligen Klosteruntertanen steckt noch in jedem Bewohner des Ammergaues. Und geistliches Gebiet ist ja der Gau gewesen seit nrvordenklichen Zeiten. Das langgestreckte, von der grünen Ammer durchflossene Gebirgstal, das sich vom einsamen Plansee an Ettal vorüber bis zum Passiousdorse Oberammergau hinzieht, bildete einst einen Teil des Pfaffenwinkels, wie der Volksmund jene weitgedehnten Gebiete nannte, welche eine festgefügte Kette stattlicher Klöster gegen die Hochebene hin abschloß, und von denen es hieß, daß man vierzehn Tage darin herumreisen und alle Mittage und Abende auf

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 93

1906 - München : Oldenbourg
22. Kloster Ettal und der Pfaffenwinkel. 93 verpflegt worden," welcher die Ziele der gemeinsamen geistigen Arbeit in jeurige Worte faßte. Und wackere Kämpen der Aufklärung haben diese Klöster selbst, zuvörderst Stift Polling, der neuen Akademie gestellt. Da waren, um nur zwei zu erwähnen, der bescheidene Dechant Eusebius Amort, ein Kind des Jsarwinkels, und der gelehrte Pater Gerhof Steigenberger, der sich zum Leiter der kurfürstlichen Bibliothek in München emporrang, ein armer Häuslerssohn aus der Gegend von Peißenberg, „von geringen, aber gar ehrlichen und frommen Eltern geboren," dem das Kloster „auf eigene Hanskosten" zu seiner Ausbildung in Paris und Rom die Mittel bot. Wohin auch der Lebeuspsad solcher Männer sich wenden mochte, die Anhänglichkeit an das Mutterkloster ist ihnen geblieben, es zog sie immer wieder zurück nach den stillen Räumen, wo sie die schönsten Jahre verlebt und an die ihre Jugenderinnerungen sich knüpften. Wohl mochte auch unserem Steigenberger das Herz höher schlagen, wenn er in späteren Jahren bei einem Besuche Pollings den hallenden Korridor hinabwandelte und die Bibliothek betrat, in welcher über achtzigtausend Bände der seltensten und kostbarsten Art aufgespeichert waren, wenn ihn dort sein Lehrer, der ehrwürdige, Prälat Franziskus, der vortreffliche Bücherkenner, inmitten der Folianten begrüßte, die er mit selbstloser Aufopferung Jahrzehnte hindurch in aller Herren Länder, hinab bis Spanien und Portugal, hatte sammeln lassen. Und wenn die beiden dann ihre gelehrten Gespräche unterbrachen um an das geöffnete Fenster zu treten und ihr sinnender Blick über die wunderstille Gottesnatur schweifte zu den blauenden Bergen, an deren Abhängen der Staffelfee emporglänzte, da empfanden sie wohl mit inniger Befriedigung, daß auch sie nach tausend Jahren den gleichen Bestrebungen treu geblieben waren, welche auf der idyllischen Insel drüben bereits in den Tagen der Karolinger hochgehalten wurden, in dem wasserumspülteu Benediktinerklösterlein Stasfelsee, das vor seiner Zerstörung durch die räuberischen Ungarnhorden neben einem Reichtume kostbarer Kirchengeräte auch einen namhaften Schatz von Büchern barg. Die Klöster des Pfaffenwinkels sind durch die Jahrhunderte unentwegt die Träger des Kulturfortschrittes gewesen; an ihre Schulen, Seminarien, Büchereien und Meierhöfe knüpft sich in jenen Zeiten des erschwerten Verkehres die Entwickelung des Gaues. Die wirtschaftliche Entwickelung nicht minder wie die intellektuelle; und wenn der Abt von Wessobrunn in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts eine eigene Klosterdruckerei errichtete, so oblagen die Prälaten von Benediktbeuern mit gleichem Eiser der Fischzucht und jeder, der einmal zu Andechs oder sonst in einem kühlen Klosterbrünstüblein einen frohen Nachmittag vertrank, hat es an sich selbst erfahren, daß die frommen Jünger des heiligen Benedikt, getreu ihrer Ordensregel, welche nicht nur ernstes Studium und die Anlegung von Bibliotheken vorschrieb sondern auch Handarbeit, die für Bayerns wirtschaftliches Wohlergehen so bedeutsame Fähigkeit einen trefflichen Tropfen zu brauen bis in unsere Tage herübergerettet haben.

5. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 49

1906 - München : Oldenbourg
12. Die Ungarnschlacht an der Ennsburg. 49 12. Die Ungarnschlacht an der Ennsburg (am 5. Juli 907). Von Friedrich Beck.') 1. Die Völker des Ostens, sie bringen heran, Sie zeichnen mit Flammen und Blut die Bahn, Sie brausen einher wie Sturmesroinb — Weh Deutschland bir, bich leitet ein Kind! 2. Und Ludwig bebt: „Wer schützt mir die Mark? Auf, Bayerns Herzog, so kühn und stark!“ Der spricht: „Ich wahre bir treuen Sinn, Und willst bu mein Leben, ich geb' es bir hin!" 3. Sie rüsten die Waffen, die spiegelnbe Wehr, An der Ennsburg schart sich der Deutschen Heer. Wo die Donau strömet vorbei mit Macht, Da lagern im Felb sie bei bunkler Nacht. 4. (Ermattet vom Zuge, wie schlafen sie tief! Doch roarnenb die Stimme des Wachters rief: „Die Feinde stürmen !" Er rief es in Eil'; Schon stürzt er, getroffen vom Tobespfeil. 5. Und im Flusse, so schaurig, ba rauscht es und schäumt, Erwacht, ihr (Betreuen! Nicht länger gesäumt! Dort schwimmt es und klimmt es am Uferranb ; Schnell greifet zum Schwerte, zum Eisengewanb! 6. Unholben vergleichbar im nächtlichen Traum Umschwammen die Heiben des Lagers Raum. Mit funkelnbem Blick in die (Ehristenfchar Stürzt gierig des Morbes der toilbe Magyar. 7. Rings schallt es von Hieben, Geschrei und Stoß, Aus tiefen Wunben das Blut entfloß. Und wie sich die (Ebne vom Morgen erhellt, Deckt manche Leiche das Würgefelb. 8. Und als sich nun Freunb und Feind erkannt, Ist Heller am Tage ihr Zorn entbrannt. Sie ringen in grauser Vertilgungsschlacht — Da bunkelt aufs neue hernieber die Nacht. 9. Doch stünblich mehrt sich des Feinbes Wut Und Horb' um Horde, sie lechzt nach Blut. Nicht wanken die Deutschen am zweiten Tag; Am britten enblich die Kraft erlag. l) Gedichte, S. 189 ff. München 1844. Lit. art. Anstalt. Kronseder, Lesebuch zur Geschichte Bayerns. 4

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 100

1906 - München : Oldenbourg
100 24. Die Residenzen der bayerischen Herzoge. Der Rüden Meute jagt und bellt, Es stürmt der Reiter Troß In froher Weidlust jubelnd nach Dem Kaiser hoch zu Roß. Wie plötzlich aber ist die Lust In Trauer umgestimmt, Es jammert eines Hornes Schall, Den man weithin vernimmt. Der Bayer-Kaiser stürzt vom Roß, Ihn hat der Tod erjagt; Den Sterbenden umsteht ^'s (Befolg, Das weinend um ihn klagt. „Was ich gefehlt, vergib, o Herr! Bin ich von Schuld nicht rein, War treu mein Glaube, treu das Herz, Nimm auf die Seele mein !" So endigte des gähen Tods Ludwig elendiglich, Die Kaiserwiese heißt der Ort, Wo er so schnell erblich. Sein Prunkbett war ein Wiesenfleck, Das Laub sein Baldachin, Der Krone Gold ein Sonnenstrahl, Der ihm das Haupt beschien. Sein Leichenstein wird in dem Dom Jur Lieben Frau geschaut, Den Herzog Sigismundus hat Zu München auferbaut. 24. Die Residenzen der bayerischen Herzoge. Von Joseph Widemann.* Als um das Jahr 500 die Bajuwaren in das nach ihnen benannte Land zwischen Donau und Alpen einwanderten, gab es hier bereits eine beträchtliche Anzahl fester Städte. Wie in allen Provinzen, so hatten die Römer auch in Vindelizien und Norikum an geeigneten Punkten Standlager errichtet, die sich zu mehr ober minder ansehnlichen Städten entwickelten. Die bebeutenbfte ber-felben war Castra Regina, Regens bürg. Schon die Kelten, die ältesten bekannten Bewohner des Landes, hatten hier am Eintritt der Donau in die weite nieberbayerische Ebene, nahe der Münbnng zweier nicht unbebeutenber Nebenflüsse, eine Anfieblung gegrünbet, wie der alte Name der Stadt, Ratisbona, beweist. Regensburg würde benn auch die Resibenz der bajnwarischen Herzoge aus dem Agifolsingergeschlecht. Hierher kam der heilige Emmeram an den Hos des Herzogs Theobo; hier besuchte Bischof Rupert von Worms, der Gründer des Bistums Salzburg, den Bajuwarenherzog und prebigte seinem Volke. Nach dem Sturze Tassilos kam Bayern an die Karolinger. Auch jetzt behauptete Regensburg seinen Rang als erste Stadt des Landes. Hier rüstete Karl der Große 791 zum Heereszug gegen die Aüaren; im nächsten Jahre versammelte er hier eine Synobe, ans der die Lehren des Bischofs Felix von Urgel und der Aboptianer öerbammt würden. Ludwig der Deutsche und der tatkräftige Arnulf wählten Regensburg mit Vorliebe zu ihrer Restbenz. Unter der Regierung des schwachen letzten Karolingers, Lnbwigs des Kinbes, kam das Volksherzogtum in Bayern wieber empor. Hinter Regens-

7. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 174

1906 - München : Oldenbourg
174 34. Herzog Wilhelm V. von Bayern als Kunstfreund. Aber nicht mehr der herrschgewaltige Landesfürst von Bayern; es war der stille Mann, welcher, dem übermächtigen Znge seiner melancholischen Natur folgend, Abschied genommen hatte von irdischer Macht und Größe um allein seinem Seelenheile zu leben und den Werken christlicher Barmherzigkeit. Ja, er war nun wirklich zum Klausner geworden in den träumerischen Einsiedeleien mit ihren Quellen und schilfumsäumten Wassern, die er in der Einsamkeit um Schloß Schleißheim sich hatte bauen lassen. Hier fand seine milde, beschauliche Natur die Welt, wo ihm so recht glücklich und zufrieden ums Herz war und die er selbst in München in seiner späteren Residenz — der heutigen Maxburg — nicht hatte missen wollen. Gar anschaulich berichten uns Angenzengen' von der Wildnis, die er hier in seinem Garten sich angelegt, wie da alles mit ein-.gehauenen Zellen, mit Tannen und wilden Bäumen besetzt sei, wie ein Wässerlein auv dem Felsen herausguille, das ein Büchlein und Weiherlein mache, darinnen schöne Forellen schwimmen und alles „gar finster, melancholisch, andächtig, ja forchtsam“ aussehe, etwa so, wie in den „gemähten und knpfer-stuckhen" die Patres und Eremiten abkonterfeit sind. Und in der ~iat waren die damals in Kupferstichen über die ganze katholische Welt verbreiteten Szenen ans dem Einsiedlerleben, welche der niederländische Maler Martin de Vos geschaffen, das Vorbild für Wilhelms Anlagen, jene liebtrauten Blätter, die in Altbayern als Wandfchmnck nicht nur im Schlosse zu Schleißheim und in der Münchener Residenz sondern allüberall in den Bürgerhäusern wertgehalten wurden und die uns die frommen Männer zeigen, wie sie in Höhlen hänfen oder in einer Klause unter weitschattenden Lindenbäumen, in inbrünstiges Beten versunken, ein heiliges Buch lesend und ihren hinfälligen Körper kasteiend, hinwider auch mit emsiger Arbeit in Feld und Garten beschäftigt oder arbeitsmüde, sinnenden Auges hinausblickend in weite, friedfelige Landschaften, lind dazu treten die unzertrennlichen Geführten des Einsiedlers, nickende Blumen und die Geschöpfe des Waldes. Das schlanke Reh, das durch das Dickicht bricht, die emsig schaffenden Bienen, die im Wasser spielende Forelle, die Vögelein, die in traulicher Gemeinschaft dem stillen Manne von alters her zugetan sind und an deren liebevoll beobachtetes Treiben er seine frommen Betrachtungen knüpft über des Schöpfers Allmacht, Güte und Weisheit auf Erden und die er weiterfpinnt in wundersam eindrucksreichen Gleichnissen. Es ist eine stumme, beschauliche Welt voll unendlichen Friedens, voll holdseliger Poesie und tiefsten inneren Glücksgefühles, die ans diesen Blättern zu uns spricht — es ist die Welt, die Herzog Wilhelm V. sich geschaffen nach seiner Thronentsagung um in frommer Betrachtung nur Gott zu leben und seiner innern Läuterung. So wie ich es in leichten Strichen angedeutet, lebt fein Bild noch heute in der Erinnerung fort. Sonst weiß man wenig mehr von ihm zu erzählen. Höchstens noch, daß er die Münchener Michaelskirche erbaut mit dem Jesuiten-

8. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 208

1906 - München : Oldenbourg
208 38. Tillys letzte Tage. Das war am Tage der Schlacht bei Horch, wie es brauset und heult und Prag, klirrt Das war der König von Böhmen; Er hatte gesessen beim Festgelag' Und draußen floß Blut in Strömen. Und weiße Flocken stieben! Der flüchtige Winterkönig irrt Aus seinem Reiche vertrieben. 38. Tillys letzte Tage. Von Hugo Arnold?) Die Schlacht bei Breitenfeld am 17. September 1631, seit jener am Weißen Berge bei Prag der wichtigste Entfcheidungskampf, hat den Nimbus der Unbesiegbarkeit, der bisher Tillys Haupt umstrahlte, zerstört. Von diesem Tage an hat das Glück dem säst 73 jährigen, unermüdlichen und bis dahin unbesiegten Heerführer den Rücken gewandt. Aber Stillt) blieb, wie er allezeit gewesen, gefaßt, unverzagt, ergeben, ohne Bitterkeit gegen diejenigen, die zunächst das Unglück verschuldet. Mit Wunden bedeckt und von seinen treuen Wallonen aus dem Getümmel der Schlacht geführt schreibt er einen Brief, den selbst einer seiner eifervollsten Ankläger, der englische Geistliche und Geschichtschreiber Harte, ein Muster christlicher Gelassenheit an einem großen, sieggewohnten Heerführer nennt. „Es ist Gottes Ratschluß gewesen" — sagt Tilly in dem Schreiben -„unseren Sachen ein anderes Ansehen zu geben und uns endlich mit einer augenscheinlichen Züchtigung heimzusuchen. . . . Dieses kann mit Recht der Umsturz unseres Glückes genannt werden, nach welchem wir uns, statt unsere Absichten mutig durchzusetzen, den Schlummer erlaubten. Gott, der uns vielleicht auszuwecken und durch dies Unglück zu ermuntern gedenkt, kräftige uns inskünftige mit einer doppelten Aufmerksamkeit und doppeltem Eifer." Aber es kamen weitere Prüfungen. Der Verrat umlauert ihn. Bei Gunzenhausen legte ein von den Schweden bestochener Konstabler Feuer unter ein Pulversaß und der ganze Pulvervorrat von 125 Zentnern flog in die Luft mit unsäglicher Verwüstung. In schmerzlichem Gram ries der alte Feldherr aus: „Ich sehe, daß das Glück mir nimmer wohl will!" Die Entscheidung rückt näher und Tilly bedarf vor allem Hilfstruppen-Jeder Kränkung unetngedenf wendet er sich an Wallenstein mit herzlich eindringlichen Bitten, „jetzt in der Stunde der Not gemeinsam mit ihm zu operieren, ihm Hilfe aus Böhmen zuzuschicken". Aber der arglose Mann muft. das Bittere über sich ergehen lassen, von dem tückischen Wallenstein, dem gegenüber er sich jederzeit edelsinnig, willfährig, opferwillig wie ein ganzer Ehrenmann gezeigt hatte, mit schönen Worten hingehalten, getäuscht, hilflos verlassen, verraten zu werden. Er ertrug es klaglos. !) Vgl. „Das Bayerland", 3. Jahrg. 1892, Nr. 3, S. 31 ff. München, R. Oldenbonrg.

9. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 230

1906 - München : Oldenbourg
230 42. Charakterbild des Kurfürsten Maximilian I. Für seine Familie und Untertanen hatte er ein warmes Herz, doch war sein Gemütsleben entschieden weniger entwickelt als sein Verstand und weit öfter als Liebesbeweise bekommen die Untertanen seine Strenge und die drückenden Folgen seiner Politik zu spüren. Wo ein religiöser Grund wirksam war, konnte die Strenge sogar in grausame Härte ausarten. Als ein Jngolstädter Bürger von dem ordentlichen Gericht wegen Gotteslästerung zur Stadtverweisung verurteilt wurde, setzte er an Stelle dieser Strafe den Tod. Seine Religiosität hatte eine so ausgeprägt konfessionelle Färbung wie nur möglich. Darum hatten es Konvertiten, wie man an Wallenstein, Pappenheim n. a. gewahrt, immer leicht seine Gunst zu erwerben. Er verordnete, daß jeder seiner Untertanen einen Rosenkranz besitzen müsse; er hielt seine Beamten bei Geldstrafe zur Teilnahme an den wöchentlichen Prozessionen an; er selbst konnte sich in Prozessionen und Wallfahrten kaum genug tun. In seiner Verehrung der heiligen Jungfrau lag ein schwärmerischer Zug, der bei seinem nüchternen Wesen um so auffallender ist. In Altötting ließ er — „Peccatorum Coryphaeus“ — eine mit seinem Blute geschriebene Widmung an sie hinterlegen. Wichtige Aktionen verlegte er, wenn es anging, auf einen Marienfesttag, so den Aufbruch des Heeres gegen Donauwörth 1607 auf Mariä Empfängnis, seine Vereinigung mit Bucquoy 1620, den Einmarsch in die Oberpfalz 1621, seinen Einzug in Regensburg zu Ferdinands Iii. Königswahl aus Mariä Geburt. In der Schlacht auf dem Weißen Berge bestimmte er seinen Trnppen den Namen der heiligen Jungfrau als Feldgeschrei. Und während er den Bischöfen von Freising und Regensburg wegen der großen Zahl der bestehenden Feiertage die Einführung des Korbinians- und Wolfgangstages als Feiertage abschlug, bewog er 1638 den Episkopat seines Landes zu den zahlreichen Frauenfesttagen zwei weitere festzusetzen: Mariens Besuch und ihre Darbringung im Tempel. Täglich, sagt der Stifter der Mariensäule in der Instruktion für die Erziehung seines Erstgebornen, erfahre ich, daß nach Gott die Mutter des Erlösers unsere größte Beschützerin und Patronin ist. Er machte es seinem Sohne zur Pflicht außer einem Sonn- oder Feiertage jedes Monats auch an allen Marienfesttagen zur Beichte zu gehen. Er gab diesem Sohne, was gegen alle Gewohnheit war, neben dem Namen seines mütterlichen Großvaters auch den Namen Maria und bürgerte damit in Bayern die Sitte ein, daß dieser Vorname auch von Männern an zweiter Stelle geführt wird. In den Jesuiten bewunderte und verehrte er die Männer, die nach seiner Überzeugung dem Reiche Gottes auf Erden die besten Dienste leisteten, und ihre Mitwirkung bei den Aufgaben eines gottesfürchtigen Fürsten schien ihm unerläßlich. Darum scheute er keilte Opfer für sie, empfahl auch dem Nachfolger in seinem Testament sie gegen männiglich zu schützen, zu lieben, zu ehren und in besonderer Affektion zu halten, legte ihm ihre Kollegien zu München, Ingolstadt, Regensburg, Landsberg, ihre Niederlassung in Altötting

10. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 440

1906 - München : Oldenbourg
440 86. Christoph Schmid unter den Kindern. dieses Benefiziums hatte die Verpflichtung über die Schule des Ortes die Aufsicht zu führen und den Religionsunterricht zu erteilen. Christoph Schmid zog dahin, nahm seine jüngere Schwester Franziska zu sich und fing eigene Haushaltung an. Er fand die Schule in so unvollkommenem Zustande, daß er sich entschloß selbst Schule zu halten. Bald gelang es ihm die Thannhauser Schule zu einer wahren Musterschule zu erheben und es fanden sich bei den Prüfungen und anch sonst viele jüngere Lehrer und Geistliche ein um seine Methode zu beobachten und ihre Schule danach einzurichten. Viele Stunden brachte der Benefiziat in der Schule unter den Kindern zu und diese hingen mit einer Liebe und Hochachtung an dem Kinderfreunde, daß das Lernen und Lehren ihnen und ihm zur Lust wurde. Um die Kinder für ihren Fleiß zu belohnen veranstaltete er zuweilen kleine Kinderfeste, auch verfaßte er Schauspiele, welche sie aufführten. An schönen Frühlings- und Sommermorgen ging er mit ihnen hin und wieder auf einen Hügel vor dem Orte hinaus und erwartete in ihrer Mitte das herrliche Schauspiel der aufgehenden Sonne. Er lehrte sie hier den allmächtigen Schöpfer in seinen Werken kennen und lieben und machte sie auf die reinen Freuden aufmerksam, die ein schuldloses Herz in Gottes schöner Schöpfung genießen kann. Auch seine Schwester Franziska, eine sehr gebildete Jungfrau, die der berühmte Naturforscher Schubert nur „Maria-Martha" hieß, unterstützte ihren Bruder in dem edlen Geschäfte der Jugendbildung. Da sie eilte Meisterin im Nähen, Stricken und Sticken war, so eröffnete sie ans seinen Wunsch eine Arbeitsschule für die weibliche Jugend. Während der Arbeit wußte sie immer etwas Nützliches und Lehrreiches zu erzählen und nicht nur die Hände sondern auch den Geist zu beschäftigen. Oft wurden auch fchöne Lieder unter der Arbeit gesungen, von denen die schönsten Christoph verfaßte. Vieles trug sie so zum Lebensglück ihrer Zöglinge bei. Viele dieser Mädchen wurden vorzügliche Hausfrauen und Hausmütter; andere traten in weibliche Erziehungsanstalten und wirkten als tüchtige Lehrerinnen, besonders der Industrie. Auf diese und andere segensreiche Weise wirkten hier beide Geschwister zur echten Bildung und Veredlung der Jugend. In Thannhausen war es auch, wo sich die ersten Blüten von Christoph Schmids schriftstellerischer Tätigkeit entwickelten. Zuerst gab er 1801 seine allbekannte „Biblische Geschichte" heraus, durch welche er sogleich die Aufmerksamkeit des großen Publikums auf sich lenkte. Diesem glänzenden Versuche folgte „Der erste Unterricht von Gott", ein kleines Lesebüchlein für die Anfänger in der Schule. Dann erschienen „Die Ostereier" „Die Genoveva" und andere bekannte Schriften. Im Anfang schrieb Christoph nur für die Schuljugend zu Thannhaufen und las feine Geschichten aus dem Manuskript nach der Sonntagsschule den Schülern bor; erst später gab er sie auf vielfältigen Wunsch heraus. Über den Eindruck, den diese Erzählungen auf die Jugend
   bis 10 von 32 weiter»  »»
32 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 32 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 1
3 4
4 2
5 8
6 0
7 3
8 2
9 1
10 3
11 4
12 0
13 0
14 0
15 0
16 2
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 2
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 5
34 0
35 0
36 2
37 24
38 2
39 0
40 0
41 0
42 0
43 5
44 1
45 6
46 4
47 0
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 26
2 15
3 2
4 10
5 0
6 1
7 14
8 1
9 63
10 0
11 1
12 0
13 15
14 83
15 3
16 20
17 78
18 4
19 18
20 1
21 1
22 3
23 40
24 1
25 24
26 4
27 1
28 2
29 0
30 1
31 16
32 5
33 2
34 24
35 4
36 10
37 5
38 4
39 24
40 5
41 11
42 8
43 37
44 1
45 18
46 10
47 2
48 1
49 1
50 0
51 4
52 4
53 1
54 11
55 19
56 4
57 0
58 27
59 16
60 4
61 2
62 0
63 4
64 2
65 15
66 3
67 1
68 11
69 24
70 4
71 30
72 19
73 22
74 2
75 6
76 10
77 28
78 0
79 0
80 3
81 0
82 6
83 54
84 1
85 54
86 26
87 14
88 11
89 10
90 1
91 3
92 60
93 3
94 18
95 2
96 12
97 0
98 11
99 1

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 66
1 40
2 56
3 29
4 3
5 6
6 126
7 10
8 3
9 3
10 11
11 8
12 125
13 120
14 12
15 0
16 1
17 26
18 1
19 13
20 3
21 8
22 1
23 2
24 31
25 66
26 6
27 3
28 86
29 6
30 7
31 3
32 42
33 204
34 43
35 12
36 16
37 1
38 0
39 29
40 4
41 17
42 106
43 106
44 0
45 3
46 40
47 7
48 15
49 9
50 118
51 568
52 44
53 2
54 16
55 12
56 2
57 0
58 4
59 129
60 6
61 12
62 12
63 1
64 3
65 28
66 1
67 2
68 3
69 1
70 26
71 14
72 21
73 2
74 3
75 11
76 6
77 4
78 16
79 5
80 12
81 889
82 21
83 19
84 46
85 2
86 3
87 4
88 2
89 37
90 13
91 24
92 1
93 8
94 10
95 7
96 17
97 12
98 3
99 4
100 264
101 12
102 276
103 2
104 5
105 11
106 17
107 17
108 0
109 8
110 40
111 87
112 31
113 14
114 19
115 11
116 97
117 1
118 7
119 7
120 14
121 54
122 19
123 59
124 53
125 98
126 13
127 21
128 6
129 47
130 1
131 116
132 4
133 37
134 2
135 1
136 104
137 15
138 0
139 18
140 15
141 11
142 67
143 45
144 2
145 7
146 2
147 6
148 7
149 2
150 4
151 27
152 104
153 2
154 72
155 5
156 24
157 1
158 1
159 5
160 1
161 0
162 0
163 0
164 7
165 6
166 40
167 24
168 36
169 35
170 4
171 3
172 38
173 38
174 1
175 165
176 1
177 28
178 0
179 53
180 1
181 8
182 11
183 130
184 5
185 18
186 5
187 11
188 11
189 28
190 1
191 1
192 4
193 6
194 2
195 24
196 184
197 1
198 0
199 36