230
42. Charakterbild des Kurfürsten Maximilian I.
Für seine Familie und Untertanen hatte er ein warmes Herz, doch war sein Gemütsleben entschieden weniger entwickelt als sein Verstand und weit öfter als Liebesbeweise bekommen die Untertanen seine Strenge und die drückenden Folgen seiner Politik zu spüren. Wo ein religiöser Grund wirksam war, konnte die Strenge sogar in grausame Härte ausarten. Als ein Jngolstädter Bürger von dem ordentlichen Gericht wegen Gotteslästerung zur Stadtverweisung verurteilt wurde, setzte er an Stelle dieser Strafe den Tod.
Seine Religiosität hatte eine so ausgeprägt konfessionelle Färbung wie nur möglich. Darum hatten es Konvertiten, wie man an Wallenstein, Pappenheim n. a. gewahrt, immer leicht seine Gunst zu erwerben. Er verordnete, daß jeder seiner Untertanen einen Rosenkranz besitzen müsse; er hielt seine Beamten bei Geldstrafe zur Teilnahme an den wöchentlichen Prozessionen an; er selbst konnte sich in Prozessionen und Wallfahrten kaum genug tun. In seiner Verehrung der heiligen Jungfrau lag ein schwärmerischer Zug, der bei seinem nüchternen Wesen um so auffallender ist. In Altötting ließ er — „Peccatorum Coryphaeus“ — eine mit seinem Blute geschriebene Widmung an sie hinterlegen. Wichtige Aktionen verlegte er, wenn es anging, auf einen Marienfesttag, so den Aufbruch des Heeres gegen Donauwörth 1607 auf Mariä Empfängnis, seine Vereinigung mit Bucquoy 1620, den Einmarsch in die Oberpfalz 1621, seinen Einzug in Regensburg zu Ferdinands Iii. Königswahl aus Mariä Geburt. In der Schlacht auf dem Weißen Berge bestimmte er seinen Trnppen den Namen der heiligen Jungfrau als Feldgeschrei. Und während er den Bischöfen von Freising und Regensburg wegen der großen Zahl der bestehenden Feiertage die Einführung des Korbinians- und Wolfgangstages als Feiertage abschlug, bewog er 1638 den Episkopat seines Landes zu den zahlreichen Frauenfesttagen zwei weitere festzusetzen: Mariens Besuch und ihre Darbringung im Tempel. Täglich, sagt der Stifter der Mariensäule in der Instruktion für die Erziehung seines Erstgebornen, erfahre ich, daß nach Gott die Mutter des Erlösers unsere größte Beschützerin und Patronin ist. Er machte es seinem Sohne zur Pflicht außer einem Sonn- oder Feiertage jedes Monats auch an allen Marienfesttagen zur Beichte zu gehen. Er gab diesem Sohne, was gegen alle Gewohnheit war, neben dem Namen seines mütterlichen Großvaters auch den Namen Maria und bürgerte damit in Bayern die Sitte ein, daß dieser Vorname auch von Männern an zweiter Stelle geführt wird.
In den Jesuiten bewunderte und verehrte er die Männer, die nach seiner Überzeugung dem Reiche Gottes auf Erden die besten Dienste leisteten, und ihre Mitwirkung bei den Aufgaben eines gottesfürchtigen Fürsten schien ihm unerläßlich. Darum scheute er keilte Opfer für sie, empfahl auch dem Nachfolger in seinem Testament sie gegen männiglich zu schützen, zu lieben, zu ehren und in besonderer Affektion zu halten, legte ihm ihre Kollegien zu München, Ingolstadt, Regensburg, Landsberg, ihre Niederlassung in Altötting
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Mariä_Empfängnis Bucquoy Ferdinands Maria Maria
90
Kaaba, nimmt sich seiner an. Handelsreisen. Wittwe
Kadidscha. Neue Religion Islam, d. i. gläubige Erge-
bung; die Anhänger Moslemin, d. i. Gläubige. „Es
gibt nur Einen Gott, und Muhamed ist sein Prophetbo)
Am 15. Juli 622 Flucht von Mecka nach Medina
(Hedschra, mohamedanische Zeitrechnung«. 66lj Erobe-
rung von Mecka, 63! Angriff gegen das byzantini-
sche Reich, 632 Tod Muhameds, sein Grab in Medina.
Der Koran, d. i. Schrift. Sekten der Schiiten (Aliten)
und Snuiten.
Die ersten Kalifen (d. i. Statthalter) waren A-bu
Be kr (Schwiegervater des Propheten) und Omar. Die-
ser eroberte Palästina, Syrien und Persien, wäh-
rend sein Feldherr A m r u A e g y p t e n unterwarf, ä)
Bald wurde auch Afrika's Nordküste erobert.
711 Tarik setzt nach Spanien über,,wo ein maurisches
Reich gegründet wird.
Gibraltar — Gebet al Tarik, d. i. Fels des Tarik. Der
Westgothenkönig Roderich verliert die «L-chlacht bei
Lerez de la Frontera, Mnsa vollendet die Erobe-
rung Spaniens. Nur in den astliri scheu Gebirgen be-
hauptet sich ein kleines westgothisches Reich. Lon hier ans
kämpften die Christen fortwährend gegen die Mauren und
entrissen ihnen eine Provinz nach der andern e); aber erst
1492 ging die letzte maurische Besitzung, Granada, an
Ferdinand den Katholischen verloren.
732 Karl Martell schlägt die Araber bei Poitierö.
Dagobert 1. beherrschte eine Zeit lang das ganze fränkische
Reich, überließ aber die Regierung (622) dem Major
dornus Pipin von Landen. Nach ihm theilte sich
wieder das Reich in Austrasien, Neustrien und Burgund.
Sein Enkel Pi Pin von Heristal ward (687) durch
den Sieg bei Testri Major dornus über das ganze Reich.
Dessen Sohn Karl Martell (d. i. Hammer) befestigte
und erweiterte diese Herrschaft, nannte sich dux et prin-
ceps Francorum und kämpfte glücklich gegen Friesen, Ale-
inannen und Baiern.
Als die Araber unter Abderrahman mit 400000 Mann
von Spanien aus in Frankreich einsielen, schlug er sie iw
c Moses und Jesus betrachtete M. als seine Vorgänger.
d) Die angeblich auf Omars Befehl erfolgte Verbrennung der großen
Bibliothek zu Alexandria beruht wahrscheinlich auf Sage.
e) In diesen Kämpfen zeichnete sich im 11. Jahrhundert Don Rodrigo
von Vivar (genannt der Cid) aus.
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Extrahierte Personennamen: Kadidscha Mecka Mecka Palästina Gibraltar Roderich Mnsa Ferdinand Karl_Martell Karl Karl_Martell Karl Jesus M. Rodrigo
von_Vivar
281
130. Leben -er Christen in den ersten Jahrhunderten.
Dieselbige Veränderung, die das Christenthum im Herzen der
Menschen hervorbrachte, konnte nicht im Innern verborgen bleiben, sie
mußte sich im Leben und im Wandel offenbaren. Welch ein Unter-
schied, wenn man das Thun und Treiben der Heiden der damaligen
Zeit mit dem Leben der Christen vergleicht! Die Christen lebten in
der Liebe zu ihrem Herrn und zu ihren Brüdern ein frommes, demü-
thiges Leben in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit; sie nannten sich
unter einander Brüder und waren bereit, für einander das Leben zu
lassen. Ihre Kinder wurden in der Furcht des Herrn erzogen; ihre
Sklaven mit Gerechtigkeit und Güte behandelt; ihre Armen, Kran-
ken, Wittwen und Waisen wurden mit aufopfernder Sorgfalt ge-
pflegt; auch der Fremde, sogar der Feind, war nicht von dieser Liebe
ausgeschlossen. Ein heiliger, aber heiterer Ernst begleitete alles Thun
der Christen; ihr Blick war gerichtet auf das, was droben ist, sie
sahen den Himmel als ihr Vaterland an und nannten ihre irdische
Wohnung nur ihre Herberge. So waren sie das Salz der Erde
und ein Licht der Welt, und auch ihre Feinde konnten ihnen ein
gutes Zeugniß nicht versagen.
In den Gemeinden der Christen war eine einfache Ordnung ein-
geführt. Einige der erfahrensten Christen, die den Namen Presbyter
oder Aelteste führten, wurden dazu ernannt, die gemeinschaftliche Er-
bauung zu leiten und über Lehre und Leben der Brüder zu wachen.
Andere übernahmen die Sorge für Arme und Kranke; diese hießen
Armenpfleger oder Diakonen. Derjenige unter den Presbytern, der
den Vorsitz führte, hieß Bischof oder Aufseher der Gemeinde. Als
später sich mehrere nahliegende Gemeinden unter einem Bischof an
einander schlossen, wurde das Amt der Bischöfe noch bedeutender und
ihr Ansehen größer.
Am Tag des Herrn, am Sonntage, versammelten sich die Chri-
sten in einem Christenhause', in Zeiten der Verfolgung auch wohl zur
Nachtzeit in Wüsten und Höhlen. Erst später baute manche Ge-
meinde ein eigenes Haus zu gottesdienstlichen Versammlungen und
nannte es des Herrn Haus, auf griechisch: Kyriake, woraus unser
deutsches Wort: Kirche worden ist. Bei diesen Zusammenkünften
wurde ein Psalm gesungen, ein Abschnitt aus der heiligen Schrift
gelejen, darüber geredet und gebetet. Jeden Sonntag, und in ae-
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wichtigsten Völker verbunden v/orden waren, waren nun die Wege in alle
Welt gebahnt für die Füsse der Boten, die da Frieden verkündigen, Gutes
predigen, Heil verkündigen, die da sagen zu Zion: dein Gott ist König,
(des. 52, 7.)
124. Nom t(l nicht tu einem Tag erbaut worben.
Damit entschuldigen sich viele fahrlässige und trage Menschen,
welche ihr Geschäft nicht treiben und vollenden mögen und schon
müde sind, ehe sie recht anfangen. Mit Rom ist es aber eigentlich
so zugegangen: es haben viele fleißige Hände viele Tage lang
vom frühen Morgen bis zum späten Abend unverdrossen daran
gearbeitet und nicht abgelassen, bis es fertig war. So ist Rom ent-
standen. Was du zu thun hast, machs auch so!
125. Die letzten Jahrhunderte des jüdischen Reichs.
Nach der babylonischen Gefangenschaft blieben die Inden den
Persern, welchen sie die Herstellung ihres Staats verdankten, treu,
bis Alexander, der König von Griechenland, die Macht der Perser
stürzte. Der hohe Rath, Sanhedrin genannt und aus 72 Mitgliedern
bestehend, besorgte unter der Leitung des Hohenpriesters die Staats-
angelegenheiten. Nach Alexanders Tod stunden die Inden seit dem
Jahr 320 unter den egyptischen Königen, die nach einem Feldherrn
Alexanders alle Ptolemäus hießen und ihnen große Vorrechte
in Egypten, namentlich in Alexandrien, schenkten. Jedoch im
Jahr 198 vor Christo ergaben sie sich freiwillig dem syrischen
König Antiochns dem 'Großen. Bald von da an gab es blutige
Streitigkeiten unter ihnen über die Besetzung der hohenpriester-
li'chen Würde, und immer frecher erhob ihr Haupt im Eiuverständ-
niß mit den Syrern eine Partei, die sich des jüdischen Glaubens
schämte und griechische Sitten einzuführen trachtete. Antiochns mit
dem Beinamen Epiphanes oder der Erlauchte, der den Plan hatte,
eine gewisse Einheit in seinem Reich einzuführen, wobei ihm die
strenge Eigenthümlichkeit der jüdischen Religion im Wege war,
kam auf einem Heereszug gegen Egypten nach Jerusalem, ent-
weihte und plünderte den Tempel, und erließ nachher ein Ge-
bot zur Ausrottung der jüdischen Religion. Ein Mordheer rückte
ein, und nun begann (im Jahr 168 vor Christo) eine der schreck-
lichsten Verfolgungen. Ueberall erhoben sich Götzenaltäre, während
königliche Beamte das Land durchzogen, um Jeden mit dem Tod
zu bestrafen, der den Göttern zu opfern sich weigerte. (Vergl.
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Alexanders Alexanders Christo Christo
Extrahierte Ortsnamen: Rom Griechenland Alexanders Alexanders Alexandrien Jerusalem
1 Makkab. 1.). Da erweckte Gott das Geschlecht der Makkabäer, die
Söhne des Priesters Mattathias, welche besonders unter dem
tapfern Judas Makkabäns (d. i. der Hammer) die glänzendsten
Siege wider die Syrer erfochten und schon im Jahr 164 den
Tempel wieder reinigten. Judas fiel drei Jahre darauf; aber Jona-
than, sein Bruder, brachte (158) einen günstigen^Friedensschlnß zu
Stande und war siebzehn Jahre lang Hoherpriester. Nach Jonathans
Ermordung (142) wurde sein Bruder Simon als Hoherpriester und
Fürst bestätigt. Endlich unter Johannes Hyrkanns, dem Sohn Si-
mons, (seit 135) erlangte das Volk völlige Unabhängigkeit; und seine
Nachfolger nahmen sogar den Königstitel an. Allein der Haß zwi-
schen den gesetzlichen Pharisäern und den freidenkenden Saddu-
cäern, zwei religiösen Parteien, die in dieser Zeit entstanden, veran-
laßte die schrecklichsten Bürgerkriege, welche die Nachblüthe des jüdi-
schen Staats schon in ihrem Keim erstickten. Die Ränkesncht in der
herrschenden Familie überstieg alle Grenzen. Als einmal Alexander
Jannäus, der Sohn Hyrkans, ein Feind der Pharisäer, das Volk
aufforderte, ein Mittel zur Aussöhnung zu nennen, rief es ihm zu,
das beste wäre, er stürbe, worauf er gegen 800 Aufrührer ans Kreuz
schlagen ließ. Seit dem Jahre 70 zankten sich in mörderischen
Bürgerkriegen die Brüder Hyrkan Ii. und Aristobul, ein Sadducäer,
um den Thron. Letzterer wurde im Tempel hart belagert; und der
fromme Priester Onias, der vom Volk aufgefordert wurde, die Be-
lagerten zu verfluchen, wurde gesteinigt, als er sagte: „Da die Be-
lagerer und Belagerten Brüder wären, so möchte Gott weder diese
noch jene erhören, wenn sie wider einander bitten." Beide Brüder
riefen die Römer, die in Syrien standen, zu Hülfe. Der Nönwr
Pompejus kam, eroberte Jerusalem (63) und setzte Hyrkan zum
Hohenpriester und Fürsten ein. Unter den fortdauernden Reibungen
aber wußte sich allmählich Antipater, ein Edomiter, emporzuschwingen;
und sein Sohn, Her ödes der Große, hatte es durch die ver-
schlagenste List und die kriechendste Schmeichelei unter unerhörten
Frevelthaten bis zum Jahr 39 vor Christo dahin gebracht, daß er
zum unumschränkten König von ganz Judäa und vielen Nachbargebie-
ten ernannt wurde. Aber viele Juden unterzogen sich lieber den
grausamsten Todesqualen, als daß sie den Edomiter König genannt
hätten. Trotz solcher Widersetzlichkeit behauptete sich Herodes durch
Schrecken und scheinbare Güte auf dem Thron. Um das über seine
vielen Schandthaten erbitterte Volk sich wieder geneigt zu machen.
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Extrahierte Personennamen: Judas_Makkabäns Jonathans Simon Johannes_Hyrkanns Alexander
Jannäus Alexander Hyrkan
400
Ihre Liebe genossen nicht nur ihre Angehörigen, sondern hauptsächlich
diejenigen, welche der Liebe am bedürftigsten waren, die stch kümmerlich Näh-
renden, die Angefochtenen, die Wittwen und Waisen, die Armen überhaupt,
die Kranken in Spitälern und Lazarethen, zu welchen sonst nicht leicht Je-
mand einzukehren pflegt. Mit solchen Personen machte stch Beata bekannt,
für diese sorgte ste nach eigenem Vermögen und durch Fürsprache bei Anderen,
diese besuchte und tröstete sie, diesen brachte ste Essen, Trinken und was ihre
Hand fand; diesen suchte ste durch ihre Handreichung an das Herz zu kommen
und ihre Seelen durch die leiblichen Wohthaten aufwärts zu den geistlichen
Gütern und zu Gott zu ziehen. Als ste einst einem armen Weibe Etwas zu
essen gebracht hatte, und das Weib nebst der Danksagung für diese Sät-
tigung sagte, wenn jetzt nur sonst auch noch Jemand wäre, der ihr ein altes
Kleid zukommen ließe, so zog Beate Sturm auf der Stelle ihren Rock aus
und ging in ihrem langen Schlafrock heim, und erfüllte also auch dem Buch-
staben nach, was Johannes forderte: wer zween Röcke hat, der gebe dem, der
keinen hat (Luc. 3, 11.). Ihrem Essen und Trinken brach sie ab, damit
sie desto besser ausreichen könnte, die Hungrigen zu speisen und die Durstigen
zu tränken. Einmal erfuhr man zufälligerweise hinterher, daß sie zwei
ganze Tage keinen Bissen zu essen gehabt hätte, und froh gewesen wäre, wenn
ihr Jemand ein Stücklein Brod gegeben hätte; sie bekannte dabei, daß es
doch etwas Entsetzliches sei um das Hungerleiden. Um so mehr war sie
aber deßhalb darauf bedacht, es Andern zu ersparen.
Mit diesen Werken der Liebe ging das Gebet immer Hand in Hand.
Sie hat entweder, sagt Rieger von ihr, gebetet oder ein gutes Werk aus-
gerichtet; ja, sie hat nichts gethan als gebetet; denn indem sie auch etwas
Anderes that, betete sie doch ohne Unterlaß. Wer sie gekannt hat, der hat
eine lebendige Auslegung über die Worte Christi gehabt, daß man allezeit
beten und nicht laß werden solle (Luc. 18, 1.). Auch beim Bibellesen ver-
band sie Lesen, Nachdenken und Beten beständig mit einander. Ans Beten
ging sie mit Beten, d. i. wenn sie in eine öffentliche Betstunde oder sonst in
eine Gebetsversammlung ging, bereitere sie sich vorher darauf mit Beten und
Fürbitten für sich und die Mitversanimelten. Hörte ste in ihrem Hause in
die Rathversammlung läuten, so beugte sie ihre Kniee für die zu Rath ge-
henden Landstände mit Bitten und Flehen für sie und das gesamte Vater-
land. Unter dem Gehen auf der Straße betete sie. Wenn sie in ein Haus
eintrat, so sprach sie still: Friede sei mit diesem Hause (nach Luc. 10, 5.).
In ihrem Gebet hielt sie sich besonders gern an das Vaterunser.
„Wenn gute Freund-e von einander scheiden müssen", sagte sie öfters,
„so kommen sie doch bald wieder im Vaterunser zusammen."
Obwohl sie bei ihrer großen Gebetsgabe und Gebetsübung sich
zu Hause für sich wohl zu erbauen verstand, so versäumte sie doch
ohne dringende Noth keinen Gottesdienst, weder an Sonntagen noch
in der Woche. „Das Herz bedarf (nach Hebr. 3, 13.) täglich er-
mahnt zu werden, auch durch Andere", sagte sie, „und da sei eben
die Kirche eine besonders gute Gelegenheit dazu." Als einmal das
Himmelfahrtsfest gekommen war, so erzählte sie selbst, habe sie sich ge-
freut, wie sie sich diesen Tag zu Nutzen machen wolle. Wie sie aber
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Extrahierte Personennamen: Beata Beate_Sturm Johannes Luc Rieger Christi Luc Luc
63. Das Syrische Reich unter den Seleuciden bis 63 v. Chr.
143
(vgl. 90, 2). Unter seinem zweiten Nachfolger Antiochus Iv. fiel auch Palstina wieder ab (167).
Areiyeitskampf der Juden (167142). Unter der gyptischen und syrischen Herrschaft hatte die Hellenisimmg der Juden groe Fortschritte gemacht. Wie im brigen Orient, war in Palstina die griechische Sprache zur bevorzugten Schrift- und Verkehrssprache geworden. Selbst die Heiligen Bcher waren durch siebzig jdische Schriftgelehrte zu Alexandria ins Griechische bersetzt worden, so da zu ihrem Verstndnis die genauere Kenntnis des Hebrischen entbehrlich schien. Das alles hatte aber unter den Strengglubigen Besorgnis und Unwillen hervorgerufen. Als vollends Antiochus Iv. die Mische Religion ganz ausrotten wollte, emprten sich die Juden. Unter der .tapferen Fhrung des Judas Makkabus und seiner Briiber begannen sie gegen ihre Unterdrcker einen fnsundzwanzigjhrigen Freiheitskampf, durch welchen sie sich ihre Unabhngigkeit zurckeroberten. Seit 141 fhrten die Makkaber (nach ihrem Ahnherrn auch Asmoner geheien) in ihrem Lande die weltliche und oberpriesterliche Gewalt (bis 63).
3. Werfall und Untergang des Weiches (16763). Unter inneren und ueren Wirren aller Art bestand das Seleueidenreich, das seitdem auf das eigentliche Syrien beschrankt war, noch ein weiteres Jahrhundert. Zuletzt wurde es, wie die anderen Kleinstaaten Vorderasiens, eine Beute der obsiegenden Rmer unter Pompejus (vgl. 99,5). Auch Palstina kam damals unter rmische Oberherrschaft.
Mmerherrschaft itt Zkatstina (seit 63). Wie eben vorher in Syrien, so veranlagten auch in Palstina innere Parteizwiste und Thronstreitigkeiten die Einmischung der Rmer. Pompejus, um seine Entscheidung angerufen, kam von Syrien aus nach Jerusalem und machte das Land tributpflichtig. Man lie zwar den Juden noch einen Schein von Selbstndigkeit unter eigenen Knigen, doch wurden diese gewhnlich von Rom aus ernannt oder gehalten. Der verrufenste derselben ist Herodes I., auch der Groe geheien, ein grausamer und rachschtiger* Fürst, in dessen letzte Regierungsjahre die Geburt Christi fllt. Die folgenden Könige wurden rmischen Prokuratoren (oder Landpflegern) untergeordnet, welche als Unterbeamte der Statthalter von Syrien im Namen des Kaisers die hchsten Befugnisse ausbten.
64.
Das gyptische Keich unter den ptolemiiern 32330 v. Chr.
1. Die drei ersten ^totemex (323221). Pwlemus I., Sohn des Sagos und einer der Feldherren Alexanders, regierte seit 323 als Statthalter und> seit 306 als König von gypten. Fast unangefochten hatte er seine durch natrliche Grenzen geschtzte Satrapie behauptet und vererbte nach vierzigjhriger Regierung das 'Knigreich als unbestrittenes Besitztum auf seine Nachkommen. Er sowohl wie auch seine zwei nchsten Thronfolger, Pwlemus Ii. und Ptolemns Iii., fhrten eine glanzvolle und glckliche Regierung. Durch Begnstigung der geistigen und knstlerischen Bestrebungen machten sie ihre Hauptstadt Alexandria zum neuen Vorort des Griechentums
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262
ihre Schultern und trugen ihn im Triumph unter den Zuschauern
umher. Das Volk weinte vor Freuden, wünschte dem alten Vater
Glück, bewarf ihn mit Blumen, und Etliche riefen ihm zu: „Stirb,
Diagoras; denn nun hast du Nichts mehr zu wünschen übrig!"
Wirklich konnte der Greis so viel Glück nicht ertragen; er sank
entseelt hin vor den Augen der Versammlung, die in Rührung zerfloß
und die Söhne segnete, die ihren Vater so glücklich gemacht hatten.
„Jene" — so schreibt Paulus mit Beziehung auf diese Spiele
(1 Kor. 9, 24— 27.) „jene also, daß sie eine vergängliche Krone
empfangen, wir aber eine unvergängliche!"
122. Alerander der Große, der Stifter des griechischen
Weltreichs.
Alerander der Große war der Sohn des macedonischen Königs Phi-
lippus, der unter andern die Stadt Philippi zu seines Namens Gedächtniß
erbaut hat. (Apost. Gesch. 16, 12 ff.) Philippus hatte durch List und Ge-
walt Griechenland sich unterworfen und bereits einen Kriegszug mit den Grie-
chen nach Persien beschlossen, war aber kurz vor Ausführung dieses Vorhabens
erstochen worden. Alerander trat an seine Stelle und bewies bald, obwohl
kaum zwanzig Jahre alt, daß er ganz der Mann für die Aufgabe sei, welche
seiner wartete. Er ist einer jener seltenen Männer, die Gott je und je zum
Umsturz großer Staaten ausrüstet. Kühner Mllth, Stolz und Ruhmsucht zeig-
ten sich schon in den: Knaben. „Ach", rief er, als er von einem Siege seines
Vaters hörte, „mein Vater wird mir Nichts zu thun übrig lasten!" Von
Narur mit großen Anlagen des Geistes und Herzens begabt, war er durch deit
Unterricht des griechischen Weltweisen Aristoteles aufs sorgsamste unterwiesen
und in die Bildung der Griechen eingefüdrt worden. Indem er diese in fer-
nen Ländern verbreitete, trug er auch zugleich, ohne daß er es ahnen konnte,
zti der erst einige Jahrhunderte nach ihm erfolgten Ausbreitung des Evan-
geliums in diesen Ländern bei.
Im Jahr 334 vor Christi trat er als Oberfeldherr der Griechen seinen
Kriegszug nach Asien hinüber gegen die Perser an. Mit seinem verhältniß-
mäßig kleinen, aber wohlgeübten Heere siegte er in allen Schlachten gegen den
Perserköuig Darius Kodomannus, namentlich bei Jssus (333 vor Christo),
nicht weit von der Stadt Tarsus oder Tarsen, wo der Apostel Paulus geboren
ward. Das Land Kleinasien hatte er sich vor dieser Schlacht unterworfen;
nach derselben fiel Syrien in seine Hände; dann Phönizien, der Hafen-und
stäbtereiche Küstensaum am Fuß des Gebirges Libanon, berühmt durch Handel,
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Extrahierte Personennamen: Paulus Aristoteles Christi Darius_Kodomannus Darius Christo Apostel
Extrahierte Ortsnamen: Griechenland Asien Kleinasien Syrien
281
130. Leben -er Christen in den ersten Jahrhunderten.
Dieselbige Veränderung, die das Christenthum im Herzen der
Menschen hervorbrachte, konnte nicht im Innern verborgen bleiben, sie
mußte sich im Leben und im Wandel offenbaren. Welch ein Unter-
schied, wenn man das Thun und Treiben der Heiden der damaligen
Zeit mit dem Leben der Christen vergleicht! Die Christen lebten in
der Liebe zu ihrem Herrn und zu ihren Brüdern ein frommes, demü-
thiges Leben, in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit; sie nannten sill-
unter einander Brüder und waren bereit, für einander das Leben zu
lassen. Ihre Kinder wurden in der Furcht des Herrn erzogen; ihre
Sklaven mit Gerechtigkeit und Güte behandelt; ihre Armen, Kran-
ken , Wittwen und Waisen wurden mit aufopfernder Sorgfalt ge-
pflegt; auch der Fremde, sogar der Feind, war nicht von dieser Liebe
ausgeschlossen. Ein heiliger, aber heiterer Ernst begleitete alles Thun
der Christen; ihr Blick war gerichtet auf das, was droben ist, sie
sahen den Himmel als ihr Vaterland an und nannten ihre irdische
/ Wohnung nur ihre Herberge. So waren sie das Salz der Erde
und ein Licht der Welt, und auch ihre Feinde konnten ihnen ein
gutes Zeugniß nicht versagen.
In den Gemeinden der Christen war eine einfache Ordnung ein-
geführt. Einige der erfahrensten Christen, die den Namen Presbyter
oder Aelteste führten, wurden dazu ernannt, die gemeinschaftliche Er-
bauung zu leiten und über Lehre und Leben der Brüder zu wachen.
Andere übernahmen die Sorge für Arme und Kranke; diese hießen
Armenpfleger oder Diakonen. Derjenige unter den Presbytern, der
den Vorsitz führte, hieß Bischof oder Aufseher der Gemeinde. Als
später sich mehrere nahliegende Gemeinden unter einem Bischof an
einander schlossen, wurde das Amt der Bischöfe noch bedeutender und
ihr Ansehen großer.
Am Tag des Herrn, am Sonntage, versammelten sich die Chri-
sten in einem Christenhause, in Zeiten der Verfolgung auch wohl zur
Nachtzeit in Wüsten und Höhlen. Erst später baute manche Ge-
meinde ein eigenes Haus zu gottesdienstlichen Versammlungen und
nannte es des Herrn Haus, auf griechisch: Kyriake, woraus unser
deutsches Wort: Kirche worden ist. Bei diesen Zusammenkünften
wurde ein Psalm gesungen, ein Abschnitt aus der heiligen Schrift
gelesen, darüber geredet und gebetet. Jeden Sonntag, und in ge-
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Ihre Liebe genossen nicht nur ihre Angehörigen, sondern hauptsächlich
diejenigen, welche der Liebe am bedürftigsten waren, die stch kümmerlich Näh-
renden, die Angefochtenen, die Wittwen und Waisen, die Armen überhaupt,
die Kranken in Spitälern und Lazarethen, zu welchen sonst nicht leicht Je-
mand einzukehren pflegt. Mit solchen Personen machte sich Beata bekannt,
für diese sorgte sie nach eigenem Vermögen und durch Fürsprache bei Anderen,
diese besuchte und tröstete sie, diesen brachte sie Essen, Trinken und was ihre
Hand fand; diesen suchte sie durch ihre Handreichung an das Herz zu kommen
und ihre Seelen durch die leiblichen Wohlthaten aufwärts zu den geistlichen
Gütern und zu Gott zu ziehen. Als sie einst einem armen Weibe Etwas zu
essen gebracht hatte, und das Weib nebst der Danksagung für diese Sät-
tigung sagte, wenn jetzt nur sonst auch noch Jemand wäre, der ihr ein altes
Kleid zukommen ließe, so zog Beate Sturm auf der Stelle ihren Rock aus
und ging in ihrem langen Schlafrock heim, und erfüllte also auch dem Buch-
staben nach, was Johannes forderte: wer zween Röcke hat, der gebe dem, der
keinen hat (Luc. 3, 11.). Ihrem Essen und Trinken brach sie ab, damit
sie desto besser ausreichen könnte, die Hungrigen zu speisen und die Durstigen
zu tränken. Einmal erfuhr man zufälligerweise hinterher, daß sie zwei
ganze Tage keinen Bissen zu essen gehabt hätte, und froh gewesen wäre, wenn
ihr Jemand ein Stücklein Brod gegeben hätte; sie bekannte dabei, daß es
doch etwas Entsetzliches sei um das Hungerleiden. Um so mehr war sie
aber deßhalb darauf bedacht, es Andern zu ersparen.
Mit diesen Werken der Liebe ging das Gebet immer Hand in Hand.
Sie hat entweder, sagt Rieger von ihr, gebetet oder ein gutes Werk aus-
gerichtet; ja, sie hat nichts gethan als gebetet; denn indem sie auch etwas
Anderes that, betete sie doch ohne Unterlaß. Wer sie gekannt hat, der hat
eine lebendige Auslegung über die Worte Christi gehabt, daß man allezeit
beten und nicht laß werden solle (Luc. 18, 1.). Auch beim Bibellesen ver-
band sie Lesen, Nachdenken und Beten beständig mit einander. Ans Beten
ging sie mit Beten, d. t. wenn sie in eine öffentliche Betstunde oder sonst in
eine Gebetsversammlung ging, bereitete sie sich vorher daraus mit Beten und
Fürbitten für sich und die Mitversammelten. Hörte sie in ihrem Hause in
die Rathsversammlung läuten, so beugte sie ihre Kniee für die zu Rath ge-
henden Landstände mit Bitten und Flehen für sie und das gesamte Vater-
land. Unter dem Gehen auf der Straße betete sie. Wenn sie in ein Haus
eintrat, so sprach sie still: Friede sei mit diesem Hause (nach Luc. 10, 5.).
In ihrem Gebet hielt sie sich besonders gern an das Vaterunser.
„Wenn gute Freunde von einander scheiden müssen", sagte sie öfters,
„so kommen sie doch bald wieder im Vaterunser zusammen."
Obwohl sie bei ihrer großen Gebetsgabe und Gebetsübung sich
zu Hause für sich wohl zu erbauen verstand, so versäumte sie doch
ohne dringende Noth keinen Gottesdienst, weder an Sonntagen noch
in der Woche. „Das Herz bedarf (nach Hebr. 3, 13.) täglich er-
mahnt zu werden, auch durch Andere", sagte sie, „und da sei eben
die Kirche eine besonders gute Gelegenheit dazu." Als einmal das
Himmelfahrtsfest gekommen war, so erzählte sie selbst, habe sie sich ge-
freut, wie sie sich diesen Tag zu Nutzen machen wolle. Wie sie aber
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Extrahierte Personennamen: Beata Beate_Sturm Johannes Luc Rieger Luc Luc