230
42. Charakterbild des Kurfürsten Maximilian I.
Für seine Familie und Untertanen hatte er ein warmes Herz, doch war sein Gemütsleben entschieden weniger entwickelt als sein Verstand und weit öfter als Liebesbeweise bekommen die Untertanen seine Strenge und die drückenden Folgen seiner Politik zu spüren. Wo ein religiöser Grund wirksam war, konnte die Strenge sogar in grausame Härte ausarten. Als ein Jngolstädter Bürger von dem ordentlichen Gericht wegen Gotteslästerung zur Stadtverweisung verurteilt wurde, setzte er an Stelle dieser Strafe den Tod.
Seine Religiosität hatte eine so ausgeprägt konfessionelle Färbung wie nur möglich. Darum hatten es Konvertiten, wie man an Wallenstein, Pappenheim n. a. gewahrt, immer leicht seine Gunst zu erwerben. Er verordnete, daß jeder seiner Untertanen einen Rosenkranz besitzen müsse; er hielt seine Beamten bei Geldstrafe zur Teilnahme an den wöchentlichen Prozessionen an; er selbst konnte sich in Prozessionen und Wallfahrten kaum genug tun. In seiner Verehrung der heiligen Jungfrau lag ein schwärmerischer Zug, der bei seinem nüchternen Wesen um so auffallender ist. In Altötting ließ er — „Peccatorum Coryphaeus“ — eine mit seinem Blute geschriebene Widmung an sie hinterlegen. Wichtige Aktionen verlegte er, wenn es anging, auf einen Marienfesttag, so den Aufbruch des Heeres gegen Donauwörth 1607 auf Mariä Empfängnis, seine Vereinigung mit Bucquoy 1620, den Einmarsch in die Oberpfalz 1621, seinen Einzug in Regensburg zu Ferdinands Iii. Königswahl aus Mariä Geburt. In der Schlacht auf dem Weißen Berge bestimmte er seinen Trnppen den Namen der heiligen Jungfrau als Feldgeschrei. Und während er den Bischöfen von Freising und Regensburg wegen der großen Zahl der bestehenden Feiertage die Einführung des Korbinians- und Wolfgangstages als Feiertage abschlug, bewog er 1638 den Episkopat seines Landes zu den zahlreichen Frauenfesttagen zwei weitere festzusetzen: Mariens Besuch und ihre Darbringung im Tempel. Täglich, sagt der Stifter der Mariensäule in der Instruktion für die Erziehung seines Erstgebornen, erfahre ich, daß nach Gott die Mutter des Erlösers unsere größte Beschützerin und Patronin ist. Er machte es seinem Sohne zur Pflicht außer einem Sonn- oder Feiertage jedes Monats auch an allen Marienfesttagen zur Beichte zu gehen. Er gab diesem Sohne, was gegen alle Gewohnheit war, neben dem Namen seines mütterlichen Großvaters auch den Namen Maria und bürgerte damit in Bayern die Sitte ein, daß dieser Vorname auch von Männern an zweiter Stelle geführt wird.
In den Jesuiten bewunderte und verehrte er die Männer, die nach seiner Überzeugung dem Reiche Gottes auf Erden die besten Dienste leisteten, und ihre Mitwirkung bei den Aufgaben eines gottesfürchtigen Fürsten schien ihm unerläßlich. Darum scheute er keilte Opfer für sie, empfahl auch dem Nachfolger in seinem Testament sie gegen männiglich zu schützen, zu lieben, zu ehren und in besonderer Affektion zu halten, legte ihm ihre Kollegien zu München, Ingolstadt, Regensburg, Landsberg, ihre Niederlassung in Altötting
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Mariä_Empfängnis Bucquoy Ferdinands Maria Maria
90
Kaaba, nimmt sich seiner an. Handelsreisen. Wittwe
Kadidscha. Neue Religion Islam, d. i. gläubige Erge-
bung; die Anhänger Moslemin, d. i. Gläubige. „Es
gibt nur Einen Gott, und Muhamed ist sein Prophetbo)
Am 15. Juli 622 Flucht von Mecka nach Medina
(Hedschra, mohamedanische Zeitrechnung«. 66lj Erobe-
rung von Mecka, 63! Angriff gegen das byzantini-
sche Reich, 632 Tod Muhameds, sein Grab in Medina.
Der Koran, d. i. Schrift. Sekten der Schiiten (Aliten)
und Snuiten.
Die ersten Kalifen (d. i. Statthalter) waren A-bu
Be kr (Schwiegervater des Propheten) und Omar. Die-
ser eroberte Palästina, Syrien und Persien, wäh-
rend sein Feldherr A m r u A e g y p t e n unterwarf, ä)
Bald wurde auch Afrika's Nordküste erobert.
711 Tarik setzt nach Spanien über,,wo ein maurisches
Reich gegründet wird.
Gibraltar — Gebet al Tarik, d. i. Fels des Tarik. Der
Westgothenkönig Roderich verliert die «L-chlacht bei
Lerez de la Frontera, Mnsa vollendet die Erobe-
rung Spaniens. Nur in den astliri scheu Gebirgen be-
hauptet sich ein kleines westgothisches Reich. Lon hier ans
kämpften die Christen fortwährend gegen die Mauren und
entrissen ihnen eine Provinz nach der andern e); aber erst
1492 ging die letzte maurische Besitzung, Granada, an
Ferdinand den Katholischen verloren.
732 Karl Martell schlägt die Araber bei Poitierö.
Dagobert 1. beherrschte eine Zeit lang das ganze fränkische
Reich, überließ aber die Regierung (622) dem Major
dornus Pipin von Landen. Nach ihm theilte sich
wieder das Reich in Austrasien, Neustrien und Burgund.
Sein Enkel Pi Pin von Heristal ward (687) durch
den Sieg bei Testri Major dornus über das ganze Reich.
Dessen Sohn Karl Martell (d. i. Hammer) befestigte
und erweiterte diese Herrschaft, nannte sich dux et prin-
ceps Francorum und kämpfte glücklich gegen Friesen, Ale-
inannen und Baiern.
Als die Araber unter Abderrahman mit 400000 Mann
von Spanien aus in Frankreich einsielen, schlug er sie iw
c Moses und Jesus betrachtete M. als seine Vorgänger.
d) Die angeblich auf Omars Befehl erfolgte Verbrennung der großen
Bibliothek zu Alexandria beruht wahrscheinlich auf Sage.
e) In diesen Kämpfen zeichnete sich im 11. Jahrhundert Don Rodrigo
von Vivar (genannt der Cid) aus.
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Extrahierte Personennamen: Kadidscha Mecka Mecka Palästina Gibraltar Roderich Mnsa Ferdinand Karl_Martell Karl Karl_Martell Karl Jesus M. Rodrigo
von_Vivar
63. Das Syrische Reich unter den Seleuciden bis 63 v. Chr.
143
(vgl. 90, 2). Unter seinem zweiten Nachfolger Antiochus Iv. fiel auch Palstina wieder ab (167).
Areiyeitskampf der Juden (167142). Unter der gyptischen und syrischen Herrschaft hatte die Hellenisimmg der Juden groe Fortschritte gemacht. Wie im brigen Orient, war in Palstina die griechische Sprache zur bevorzugten Schrift- und Verkehrssprache geworden. Selbst die Heiligen Bcher waren durch siebzig jdische Schriftgelehrte zu Alexandria ins Griechische bersetzt worden, so da zu ihrem Verstndnis die genauere Kenntnis des Hebrischen entbehrlich schien. Das alles hatte aber unter den Strengglubigen Besorgnis und Unwillen hervorgerufen. Als vollends Antiochus Iv. die Mische Religion ganz ausrotten wollte, emprten sich die Juden. Unter der .tapferen Fhrung des Judas Makkabus und seiner Briiber begannen sie gegen ihre Unterdrcker einen fnsundzwanzigjhrigen Freiheitskampf, durch welchen sie sich ihre Unabhngigkeit zurckeroberten. Seit 141 fhrten die Makkaber (nach ihrem Ahnherrn auch Asmoner geheien) in ihrem Lande die weltliche und oberpriesterliche Gewalt (bis 63).
3. Werfall und Untergang des Weiches (16763). Unter inneren und ueren Wirren aller Art bestand das Seleueidenreich, das seitdem auf das eigentliche Syrien beschrankt war, noch ein weiteres Jahrhundert. Zuletzt wurde es, wie die anderen Kleinstaaten Vorderasiens, eine Beute der obsiegenden Rmer unter Pompejus (vgl. 99,5). Auch Palstina kam damals unter rmische Oberherrschaft.
Mmerherrschaft itt Zkatstina (seit 63). Wie eben vorher in Syrien, so veranlagten auch in Palstina innere Parteizwiste und Thronstreitigkeiten die Einmischung der Rmer. Pompejus, um seine Entscheidung angerufen, kam von Syrien aus nach Jerusalem und machte das Land tributpflichtig. Man lie zwar den Juden noch einen Schein von Selbstndigkeit unter eigenen Knigen, doch wurden diese gewhnlich von Rom aus ernannt oder gehalten. Der verrufenste derselben ist Herodes I., auch der Groe geheien, ein grausamer und rachschtiger* Fürst, in dessen letzte Regierungsjahre die Geburt Christi fllt. Die folgenden Könige wurden rmischen Prokuratoren (oder Landpflegern) untergeordnet, welche als Unterbeamte der Statthalter von Syrien im Namen des Kaisers die hchsten Befugnisse ausbten.
64.
Das gyptische Keich unter den ptolemiiern 32330 v. Chr.
1. Die drei ersten ^totemex (323221). Pwlemus I., Sohn des Sagos und einer der Feldherren Alexanders, regierte seit 323 als Statthalter und> seit 306 als König von gypten. Fast unangefochten hatte er seine durch natrliche Grenzen geschtzte Satrapie behauptet und vererbte nach vierzigjhriger Regierung das 'Knigreich als unbestrittenes Besitztum auf seine Nachkommen. Er sowohl wie auch seine zwei nchsten Thronfolger, Pwlemus Ii. und Ptolemns Iii., fhrten eine glanzvolle und glckliche Regierung. Durch Begnstigung der geistigen und knstlerischen Bestrebungen machten sie ihre Hauptstadt Alexandria zum neuen Vorort des Griechentums
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132
einen großen Platz in der Stadt und beschloß, daranf ein Hans zu
erbanen, worin er alle Kinder sammt ihren Lehrern beqnem unter-
bringen könnte. Er hatte nicht fünftausend Schillinge dazu; aber
er hatte einen reichen Herrn und wußte, daß dieser ihn nicht im
Stiche lassen werde. Und seine Hoffnung betrog ihn nicht. Der
Platz war in kurzer Zeit bezahlt, Falk wußte selbst nicht, wie. Dann
gings an den Ban des Hauses. Bei demselben haben die Kinder
fleißig gearbeitet und alles ausgerichtet, was Kinder nur ausrichten
können. Jeder Nagel in der Wand, jeder Ziegel auf dem Dache,
jedes Schloß an der Thür, jeder Stuhl im Zimmer ist von den
Händen der Zöglinge gemacht.
Also ist Johannes Falk einer der ersten gewesen, der sich der
verwahrlosten Kinder mit Fleiß angenommen hat. Ihrer viele hat
er aus leiblichem und geistlichem Elend gerettet und auf den rechten
Weg zurückgebracht. Bis zu seinem letzten Athemzuge hat er alle
Kraft daran gesetzt. Verlorne zu suchen und zur Herde des guten
Hirten zurückzuführen.
Nach einer gesegneten Thätigkeit für das Wohl anderer Men-
schen sollte Falk nach Gottes Rath seinen Heiland noch im Leiden
und Dulden preisen. In langer und schmerzhafter Krankheit wurde
er geprüft, ob er verstände, geduldig zu sein und auf die Hülfe des
Herrn zu hoffen. Nachdem er bewährt war und Glauben gehalten
hatte bis in den Tod, ist er am 14. Februar 1626 sanft und selig
in dem Herrn entschlafen.
Wer gern giebt, fragt nicht lange.
Der Milde giebt sich reich, der Geizhals nimmt sich arm.
Das Martirrsstift in Erfurt.
Durch das Exempel der Liebe, welches Falk in Weimar gegeben hatte,
wurden christliche Leute in Erfurt angeregt, ebenfalls ihr Scherflein zur Ret-
tung verwahrloster Kinder um Christi willen beizutragen. Sie begannen ihr
Werk still und leise, indem sie verschiedenen christlichen Familien einzelne
Kinder zur Pflege übergaben. Als die Zahl der Kinder sich mehrte und das
mit Gott begonnene Werk segensreichen Fortgang hatte, gab der Magistrat
von Erfurt denjenigen Theil des ehemaligen Klostergebäudes, in welchen!
einst Luther als Mönch gewohnt hatte, dazu her, daß in demselben eine
Rettungsanstalt für verwahrloste Kinder eingerichtet werde. Am Martinstage
1821 wnrde das Haus bezogen und in dankbarer Erinnerung an zwei große
Glaubenshelden das „Mart ins st ist" genannt. Der Segen Gottes ruhte
auf dem Werke. Von Jahr zu Jahr erweiterte sich die Anstalt. Bald lebten
in Erfurt und Umgegend Hunderte von Menschen, die dankbar die Barmher-
zigkeit Gottes priesen, daß er sie durch den Dienst des Martinsstiftes aus
dem Sumpfe des Verderbens errettet hatte.
In dem Martinsstift aber hat sich im Jahre 1830 noch etwas absonder-
lich Erfreuliches zugetragen. Dr. Martin Luther hatte bei seinem seligen
Abscheiden eine Frau mit sünf Kindern hinterlassen. Die Wittwe starb in
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234
ihrer Herrschaften Unsägliches zu dulden. Bei Volksfesten in Rom wurden
oft Paare von Sklaven vorgeführt, die mit einander auf Tod und Leben
fechten mußten. Und das nur zum Vergnügen des Volkes! Hunderte von
Sklaven fochten wohl gegen einander, wie in wirklicher Schlacht, und das
Volk ergötzte sich an dem blutigen Spiele, ohne daß ihr Gewissen das Ge-
ringste dabei emvfand. Von Zeit zu Zeit brachen Sklaven - Aufstande aus
und wurden durch Ströme von Blut wieder unterdrückt. Der fürchterlichste
Aufstand dieser Art, in welchem Rom vor seinen eigenen Knechten zitterte,
wurde durch Pompejus zu Boden geschlagen. Rach dem Siege wurden 6000
gefangene Sklaven an dem Wege von Rom nach Capua an das Kreuz ge-
nagelt. Das alles geschah in der Zeit, in welcher Rom in der Bildung am
höchsten stand und die Leute lebten, deren Werke und Schriften noch heute
bewundert werden. Wahrlich, die Menschheit hätte zu Grunde gehen müssen,
wenn Gott vom Himmel nicht selbst ein Einsehen gethan hätte.
k8. Herodes der Große.
Bei dem Streite zweier Brüder aus den Makkabäern über die Königs-
würde hatte der Römer Pompejus sich für den älteren, Hyrkan, enschieden
und diesen zum abhängigen Könige der Juden eingesetzt. Hyrkan war ein
schwacher, unfähiger Mann. An seinem Hofe aber waltete der Jdumäer
Antipater als Hausmeister und regierte als allmächtiger Minister das
ganze Land. Dieser Mann wußte sich bei den Römern so in Gunst zu
setzen, daß sie ihn zum Mitregenten über Judäa machten. Nach seinem
Tode setzten sie den Hyrkan ab und hoben den Herodes, den Sohn des An-
tipater, auf den Thron. Dies war den Juden zu viel. Die Pharisäer wi-
dersetzten sich und wollten es nicht dulden, daß ein Ausländer über Israel
herrsche. Aber die Römer kamen mit Heeresmacht, richteten ein schreckliches
Blutbad unter den Juden an und setzten ihren Günstling wiederum in seine
Macht ein. Also ist Herodes, der Jdumäer, König über das jüdische Land
geworden.
Durch die Waffen eines heidnischen Volkes auf den Thron gehoben,
blieb er sein Leben lang den Juden ein Dorn im Auge und konnte sich nur
durch fortgesetzte Gewaltthaten in seiner Stellung halten. Um sich das Volk
wieder geneigt zu machen, baute er den Tempel mit großer Pracht wieder
neu auf. Aber das half ihm alles nicht. Es gährte an allen Ecken und
Enden; die Unzufriedenheit drohte jeden Augenblick loszubrechen. Dadurch
kam das Mißtrauen eines Tyrannen über ihn. Überall sah er Nachstellun-
gen; beständig fürchtete er für sein Leben und seine Herrschaft. Um sich
zu schützen, suchte er Furcht und Schrecken um sich zu verbreiten. Den acht-
zigjährigen Hyrkan, dessen Enkel, seine eigene Frau und drei seiner Kinder
nebst einer großen Zahl anderer, die sein Mißtrauen erregt hatten, ließ er
hinrichten. Als er alt geworden war, stand er verwildert und vereinsamt
da, ohne eine Seele zu haben, der er trauen konnte: er gegen alle, alle ge-
gen ihn. Dazu wurde er von fürchterlichen Schmerzen gequält; denn seine
Glieder fingen an zu faulen; sein Athem wurde stinkend; Geschwüre nut
Läusen bedeckten seinen Leib; so sah er unter schrecklichen Gewissensbissen
seinem Ende entgegen. Aber auch da ließ Satan noch nicht von ihm. Da-
mit doch einige im Lande wären, die bei seinein Tove trauerten, ließ Hero-
des eine Menge Menschen einsperren und gab Befehl, daß sie alle getödtet
würden, sobald die Nachricht käme, daß er gestorben sei. So ging der
Mann aus der Welt, den sie „den Großen" genannt haben.
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Extrahierte Personennamen: Hyrkan
Extrahierte Ortsnamen: Rom Rom Rom Capua Hyrkan Hyrkan Israel
54
Antonius.
Antonius, ein Ägypter von Geburt, hatte von Kind auf
ein stilles, in sich gekehrtes Wesen und fand schon als Knabe mehr
Gefallen daran, in der Einsamkeit seinen Gedanken nachzuhängen,
als mit lärmenden Gespielen fröhlich zu sein. Als er siebenzehn
Jahre alt war, verlor er seine Eltern und kam in den Besitz eines
nicht unbedeutenden Vermögens. Dies bereitete ihm viele Unruhe;
denn er fürchtete, er möchte durch das irdische Gut am Ringen
um die unvergängliche Krone gehindert werden. Als er nun einst
in der Kirche das Evangelium vom reichen Jünglinge hörte, zu
welchem der Herr sprach: „Verkaufe, was du hast, und gieb es
den Armen," da kam es ihm vor, als ob diese Worte ganz beson-
ders an ihn gerichtet wären. Noch an demselben Tage verschenkte
er all sein Gut an die Armen und ging in die Wüste, um das
Gebot seines Herrn zu erfüllen. Seine Wohnung nahm er in ei-
ner schauerlichen Grabeshöhle, später in einer verfallenen Burg
tief in der Wüste. Seine Nahrung war trocknes Brot, welches ei-
nige Freunde ihm von Zeit zu Zeit über die Mauer warfen; denn
er wollte keinen Menschen sehen. Zwanzig Jahre lebte er hier
verborgen, ohne daß die Welt von ihm wußte; die schreckliche Ver-
folgung , die Diokletian über die Christen verhängte, bewog ihn,
sich wieder zu zeigen, um die Brüder zu stärken. Das Gerücht
von seinem Erscheinen verbreitete sich schnell. In hellen Scharen
strömten die Christen hinzu, Tröstung bei ihm zu suchen; denn
sein Gebet heilte Kranke, und sein Zuspruch richtete die Geschlage-
nen auf. Später trat er noch einmal als hundertjähriger Greis
aus der Einsamkeit hervor und machte so großes Aufsehen, daß
in wenigen Wochen mehr Heiden zu Christo bekehrt wurden, als
sonst in einem ganzen Jahre. Er starb einhundert und fünf Jahre
alt, nachdem er Sorge getragen, daß sein Grab allen Menschen
verborgen bleibe.
Antonius hat sein ganzes Vermögen an die Armen gegeben
und ist in die Wüste gegangen, um, wie er meinte, das Gebot sei-
nes Herrn zu erfüllen. Vor einem Manne, der solches um Got-
tes willen zu leisten im Stande ist, sollen wir billig alle Achtung
haben. Aber dennoch dürfen wir nicht vergessen, daß wir vor
allen Dingen treu erfunden werden sollen au dem Platze, dahin
der Herr uns gestellt, und in der Arbeit, die er uns aufgetragen
hat. Die selbsterwählte Geistlichkeit hat keine Verheißung. Das
hat selbst Antonius erfahren. Er wollte den Versuchungen der
Welt entfliehen und mußte an tausend innern Kämpfen mit Schmer-
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Extrahierte Personennamen: Antonius Antonius Christo Antonius Antonius
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mühseliges Leben zu theilen. Ein solcher Meister war P ach omins. Als
Jüngling war er, noch ein Heide, unter dem Kaiser Konstantin zum Soldaten
ausgehoben. Einst, als die Rekruten am späten Abend in eine Stadt einge-
zogen, eilten sogleich ungeheißen einige Männer herbei, welche den ermatteten,
hungernden Soldaten Lebensmittel brachten und freundlich Muth zusprachen.
Verwundert über diese zuvorkommende Freundlichkeit, fragte Pachomius, wer
diese Leute seien. Er hörte, das seien Christen, die jedermann, besonders den
Fremdlingen, Gutes zu thun sich bemühten. Begierig forschte er ihrer Religion
nach, und in der Stille wandte er sich zu Gott und betete: „Wirst du mich
diese heilbringende Religion der Liebe erkennen lassen und aus meiner gegen-,
wärtigen Noth befreien, so will ich mein ganzes Leben deiner Ehre und deinem
Dienste weihen." — Bald darauf entließ Konstantin einen Theil seiner Sol-
daten , auch den Pachomius, und dieser eilte, Unterricht in der christlichen
Lehre zu suchen. Er wurde getauft und ging nicht lange daraus iu die Wüste,
das Leben des Antonius nachzuahmen. Hier sammelte er so viele Jünger
um sich, daß die Wüste sie nicht mehr ertragen mochte. Darum kam er wie-
der naher an die Wohnungen der Lebendigen hinan. Aber er befestigte
künstlich eine Kluft zwischen sich und der Welt; denn er baute ein großes
Haus, umgab es mit hohen Mauern und zog mit seinen Jüngern hinein.
Hier lebten sie geschieden von der Welt, als ob sie noch in der Wüste wohn-
ten. Ein solches Gebäude nannte man „Kloster" und seine Bewohner „Mönche".
Weil hier viele Menschen unter einem Dache wohnten, gab Pachomius eine
Hausordnung, wonach das Leben der Mönche in Arbeit, Gebet und Entsagung
dahinfloß und jeder zum Gehorsam gegen den Vorsteher oder Abt verpflich-
tet war. Die neue Lebensweise fand so viel Beifall, daß nach hundert Jah-
ren schon an die 50000 Mönche im Morgenlande gezählt wurden.
Benedikt.
Im Abcndlande fand das Klosterleben anfangs gar keinen Beifall. Die
besonnenen arbeitsamen Abendländer konnten sich nicht darin finden, daß ein
Leben, in beständiger Selbstbetrachtung und unnatürlicher Entsagung hinge-
bracht, etwas Verdienstliches vor Gott haben sollte. Erst durch unausgesetzte
Mahnungen berühmter Bischö^ -"'d "ehrer fand es Eingang, nahm aber
bald eine andere Gestalt an, es un Morgenlande bisher hatte.
Um das Jahr 500 ging oas römische Reich unter. Eine furchtbare
Zuchtlosigkeit riß in ganz Europa ein: Roheit und Gewalt, Sünde und
Schande waren an der Tagesordnung. Selbst die Klöster blieben von dem
Verderben nicht verschont. Dies Elend ging einem jungen Einsiedler, Be-
nedikt mit Namen, der schon als vierzehnjähriger Knabe der Welt entsagt
hatte und seitdem kümmerlich in einer Höhle bei Nom lebte, so zu Herzen,
daß er beschloß, selbst ein Kloster zu gründen, welches im Stande wäre, dem
Verderben der Welt zu widerstehen. Mit wenigen Begleitern ging er nach
Neapel und legte dort ein Kloster an. Sein Hauptaugenmerk richtete er dar-
auf, wie er dem zügellosen Leben ein Ende machen könnte. Dies glaubte er
zu erreichen, indem er vor allen Dingen einen ernsten Wandel und ein thüti-
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Extrahierte Personennamen: Konstantin Pachomius Antonius
122
Die frnkische Reichsgrndung. Islam.
seinen zahlreichen der das ganze Land zerstreuten Gtern eine sehr ernste Sache war; der Unterhalt des Hofes und der Regierung, Wohl und Wehe von vielen tausend Beamten hingen von der richtigen Amtsfhrung dieses vielbeschftigten Mannes ab. Deshalb betraute man mit jenem wichtigen Amt nur ausgesucht tchtige Männer und durch erfolgreiche Bekleidung desselben mute der Hausmeier allmhlich der bedeutendste und einflureichste Mann im Staate werden, zumal wenn er noch militrische Anlagen hatte. Diese bewies der Enkel des vorhin genannten Pippin, ebenfalls Pippin (von Heristal) genannt, im Kampfe gegen den 687 bisherigen Hausmeier von Neustrien, wodurch er alleiniger Hausmeier des Gesamtreiches wurde; sein Sohn Kart Martess erwarb sich wiederum ein groes Verdienst um das Gesamtreich, ja das ganze Abendland durch seinen siegreichen Kampf gegen den
Istam.
Wie im 4. und 5. Jahrh. die Mongolen, so bedrohten im 7. und 8. Jahrh. die allahbegeisterten Araer die abendlndische Kultur. Die morgenlndische Kulturwelt war nmlich schon so weit entkrftet, da sie auch durch das Christentum nicht wieder jugendkrftig gemacht werden konnte. Sie unterlag deshalb verhltnismig leicht einer neuen Religion, die sich unter den bisher noch wenig verbrauchten Wstenstmmen gebildet hatte.
Mohammed, ein Kaufmann aus Mekka in Arabien, hatte auf groen Reisen viele Lnder und Völker sowie deren Sitten und Gebruche kennen gelernt und hielt sich fr einen vom hchsten Gott (Allah) berufenen Propheten. Er stiftete aus einzelnen christlichen, jdischen und altarabischen Lehren eine neue Religion, die er Islam (Ergebung in Gottes Willen) nannte; seine Anhnger hieen Moslemin (Glubige). Da die Bewohner von Mekka den neuen Propheten anfangs nicht an-622 erkennen wollten, mute er nach Medina flchten; diese Flucht (Kedschra) bildete den Anfang der mohammedanischen Zeitrechnung.
Als Mohammed zur Anerkennung und Herrschaft gelangt war, befahl er seinen Anhngern, den Islam mit Feuer und Schwert" auszubreiten, wobei er den im Kampfe Gefallenen ein freudenvolles Leben im Jenseits (Paradies) in Aussicht stellte. Die dadurch begeisterten Araber unter-warfen denn auch unter den Kakifen (Nachfolgern des Propheten) sehr rasch ganz Arabien, dann Syrien, Mesopotamien, Iran und kamen bis nach Indien. Dann wandten sie ihre siegreichen Waffen westwrts, eroberten gypten und Nordafrika (nebst Sicilien) und setzten zu Beginn des 8. Jahrhunderts der die nach ihnen benannte Meerenge von Gibraltar (Gebel al Tarik Felsen des Tarik) nach
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Extrahierte Personennamen: Pippin Pippin Martess Mohammed Allah Mohammed Gibraltar_(Gebel