Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Düsseldorf
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vorübergehenden Wanderer zu stiller Andacht eingeladen hätte; nur in geweihten Hainen standen kunstlose Altäre, auf denen unsere Vorfahreil ihren Götzen Wodan, Thor und Freia nicht selten Menschenopfer darbrachten. Der in der Nähe Düsseldorfs gelegene Godes -b lisch erinnert durch seinen Namen an eine Opferstätte, die dem Gotte Wodan oder Godan, wie er auch genannt wurde, geweiht war. Auf einem Gipfel des Aaper Waldes, nicht weit von den Scheibenständen, sind noch jetzt gewaltige Steinblöcke vorhanden, die unter dem Namen „Wisse Wieoerkessteine" bekannt sind und vom Volksmund als die Überreste eines germanischen Opferaltars bezeichnet werden.
Suitbertus, der Apostel des Bergischen Landes. Aber auch in dieses Land kamen fromme Glaubensboten und verkündeten den armen Heiden das Evangelium. Am bekanntesten ist der heilige Suitbertus, der Sohu eines englischen Grafen. Mit tiefem Schmerze hatte er in der Heimat erfahren, daß der größte Teil der Deutschen noch nichts von Christi Lehre wußte. Sein ganzes Streben ging jetzt dahin, sich dem Dienste des Herrn zu widmen. Zum Priester geweiht, verließ er mit elf Gefährten das meerumwogte Vaterland, um zunächst unter den Friesen zu wirken, die an der Küste der Nordsee wohnten. Als sich aber hier blutige Verfolgungen gegen die Christen erhoben, begab er sich nach Rom. Der Papst salbte ihn zum Bischof und sandte ihn in das Land zwischen Ruhr und Wupper. Bevor Suitbert diesen Auftrag ausführte, ging er nach der Hofburg des fränkischen Hausmeiers Pipin und erbat sich von diesem Unterstützung für fein schweres Werk. Dieser schenkte ihm eine schöne Rheininsel oberhalb der Angerim'mdimg. Hier erbaute der eifrige Ordensmann gegen Ende des siebten Jahrhunderts ein Kloster und bezog es mit mehreren Mönchen. Pipin aber ließ zum Schutze dieses Klosters auf derselben Insel eine Kömgsburg errichten. Dadurch war für Snitbertus ein sicherer Stützpunkt für fein ferneres Wirken geschaffen.
Mit dem Kruzifix in der Hand zog nun der fromme Bischof von hier aus im Lande umher und predigte von dem gekreuzigten Heilande, der allen Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit gebracht hat. Wohl schüttelten anfangs die rauhen Männer zweifelnd das Haupt und wollten nicht von dem Glauben ihrer Väter ablassen, aber der eifrige Glaubeusbote ließ sich dadurch nicht entmutigen. Bald hatte er die Freude, daß die bergifchen Bewohner zu ihm hinströmten und andächtig auf feine Worte lauschten. Sie schwuren ihren ohnmächtigen Göttern ab und ließen sich taufen. Die Zahl der Christen mehrte sich nun rasch. Damit diese im Glauben befestigt wurden, gründete Suitbertus in dem neu bekehrten Lande christliche Gemeinden, in denen feine Jünger als Seelsorger wirkten. Die blutigen Opfersteine verschwanden, und an ihrer Stelle erhoben
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Extrahierte Personennamen: Freia Suitbertus Apostel Christi
Extrahierte Ortsnamen: Nähe_Düsseldorfs Nordsee Rom Rheininsel
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Kaaba, nimmt sich seiner an. Handelsreisen. Wittwe
Kadidscha. Neue Religion Islam, d. i. gläubige Erge-
bung; die Anhänger Moslemin, d. i. Gläubige. „Es
gibt nur Einen Gott, und Muhamed ist sein Prophetbo)
Am 15. Juli 622 Flucht von Mecka nach Medina
(Hedschra, mohamedanische Zeitrechnung«. 66lj Erobe-
rung von Mecka, 63! Angriff gegen das byzantini-
sche Reich, 632 Tod Muhameds, sein Grab in Medina.
Der Koran, d. i. Schrift. Sekten der Schiiten (Aliten)
und Snuiten.
Die ersten Kalifen (d. i. Statthalter) waren A-bu
Be kr (Schwiegervater des Propheten) und Omar. Die-
ser eroberte Palästina, Syrien und Persien, wäh-
rend sein Feldherr A m r u A e g y p t e n unterwarf, ä)
Bald wurde auch Afrika's Nordküste erobert.
711 Tarik setzt nach Spanien über,,wo ein maurisches
Reich gegründet wird.
Gibraltar — Gebet al Tarik, d. i. Fels des Tarik. Der
Westgothenkönig Roderich verliert die «L-chlacht bei
Lerez de la Frontera, Mnsa vollendet die Erobe-
rung Spaniens. Nur in den astliri scheu Gebirgen be-
hauptet sich ein kleines westgothisches Reich. Lon hier ans
kämpften die Christen fortwährend gegen die Mauren und
entrissen ihnen eine Provinz nach der andern e); aber erst
1492 ging die letzte maurische Besitzung, Granada, an
Ferdinand den Katholischen verloren.
732 Karl Martell schlägt die Araber bei Poitierö.
Dagobert 1. beherrschte eine Zeit lang das ganze fränkische
Reich, überließ aber die Regierung (622) dem Major
dornus Pipin von Landen. Nach ihm theilte sich
wieder das Reich in Austrasien, Neustrien und Burgund.
Sein Enkel Pi Pin von Heristal ward (687) durch
den Sieg bei Testri Major dornus über das ganze Reich.
Dessen Sohn Karl Martell (d. i. Hammer) befestigte
und erweiterte diese Herrschaft, nannte sich dux et prin-
ceps Francorum und kämpfte glücklich gegen Friesen, Ale-
inannen und Baiern.
Als die Araber unter Abderrahman mit 400000 Mann
von Spanien aus in Frankreich einsielen, schlug er sie iw
c Moses und Jesus betrachtete M. als seine Vorgänger.
d) Die angeblich auf Omars Befehl erfolgte Verbrennung der großen
Bibliothek zu Alexandria beruht wahrscheinlich auf Sage.
e) In diesen Kämpfen zeichnete sich im 11. Jahrhundert Don Rodrigo
von Vivar (genannt der Cid) aus.
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Extrahierte Personennamen: Kadidscha Mecka Mecka Palästina Gibraltar Roderich Mnsa Ferdinand Karl_Martell Karl Karl_Martell Karl Jesus M. Rodrigo
von_Vivar
Xxii. §. 7. Gottes Bußgericht in Deutschland. 447
Gnade schrieen. Wie es schon 100 Jahre früher in Italien und von
dorther auch in Deutschland Sitte geworden war, so vereinigten sich
auch jetzt wieder große Schaaren zu schweren Bußübungen nach der
Weise der damaligen Zeit. Mit entblößtem Rücken und verhülltem
Haupte gingen sie paarweise einher, und schlugen sich selber mit har-
ten Riemen dergestalt, daß das Blut auf den Boden herabfloß. Tau-
sende zogen so aus einer Stadt in die andere, geführt von Geist-
lichen mit Kreuzen und Rauchfässern. Aus den Straßen und in den
Kirchen lagerte die Menge, sich geißelnd, ihre Sünden bekennend,
Litaneien singend und um Erbarmen schreiend. Und wohl mochten
sie Ursache haben, sich also zu demüthigen, denn die Sünden der da-
maligen Zeit waren entsetzlich und schrieen gen Himmel. Wie konnte
es auch anders sein, da so lange kein Kaiser, kein König, keine allge-
mein anerkannte Obrigkeit dagewesen war, welche Recht und Gerech-
tigkeit nachdrücklich hätte handhaben können. Die Geistlichkeit, welche
der Rohheit und Zuchtlosigkeit unter dem Volke hätte wehren und
auf die Verbesserung der sittlichen Zustände hätte hinwirken sollen,
war selbst unglaublich tief gesunken. Die meisten Priester konnten
kaum lesen, lebten in offenbarer Hurerei, und waren Helden im Zechen.
Die Mönchs- und Nonnenklöster waren so voll Liederlichkeit und ge-
meiner Wollust, daß ehrbare Eltern anstanden, ihre Söhne oder Töch-
ter dahinein zu senden. Die Gottesdienste bestanden aus Nichts als
Messelesen und sonstigem tobten äußerlichen Werk. Vom Wort Got-
tes und Predigt war keine Rede. Nur die Bettelmönche und unter
diesen auch nur die Franciscaner, fuhren auch jetzt noch fort, sich seel-
sorgerisch und predigend umherziehend des armen Volkes anzunehmen.
Aber auch die Franciscaner waren in einer ärgerlichen Spaltung be-
griffen. Der größte Theil suchte sich gleich wie die Dominicaner von
dem Joche der Armuth loszumachen und die strengen Regeln des
Franciscus durchbrechend, sich die Genüsse des Reichthums wieder zugäng-
lich zu machen. Die strengere Partei war sogar von dem Papst in
den Bann gethan und in die gleiche Classe gesetzt mit den Brüdern
des gemeinsamen Lebens, den Begharden und anderen freien Vereinen,
welche nach Möglichkeit ein gottesdienstlich apostolisches Christenleben
wiederherstellen wollten und deshalb von der Geistlichkeit der Ketzerei
bezüchtigt wurden.
Fragen wir nun nach den Erfolgen jener schweren Heimsuchungen
Gottes, die jetzt nach 500 Jahren, wenn auch in abgeschwächter Form
wiederzukehren schienen, so müssen wir sagen, sie haben damals wie
jetzt wenig ausgetragen. Denn auch jene Flagellanten oder Buß-
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Extrahierte Personennamen: Franciscus
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Deutschland Gottes
Xxiv. §. 1. Jesuiten und Inquisition.
523
von geistlichen Uebungen, als Fasten, Gebete, Betrachtungen, Selbst-
prüfungen, Entschlüsse, Gelübde, die zu bestimmter Zeit und nach fest-
stehender Regel mit einander wechselten. Zum zweiten aber in der
feindlichen Welt. Und da wollte der tapfere Kriegsmann zuerst nach
Weise der alten Kreuzfahrer im gelobten Lande gegen die Türken
den Kampf beginnen. Er reiste wirklich nach Jerusalem, und gewann
später, da er auf der Universität zu Paris seine theologischen Studien
machte, eine kleine Schaar Gefährten für denselben Zweck. Da sie
aber (1537) nach Venedig kamen, um ihre Wallfahrt nach Jerusalem
zu beginnen, fanden sie bald, daß das für jetzt unmöglich und auch
unnütz sei. So entschlossen sie sich denn, als eine Compagnie Jesu ihre
Dienste dem Papst anzubieten, zu unweigerlicher und uneigennütziger
Ausführung aller seiner Befehle, in jedes Land wollten sie gehen,
zu Türken, Heiden und Ketzern, wohin er sie senden werde. Der Papst
nahm keinen Anstand, diese eifrige und thatkräftige Verbindung zu be-
stätigen (1540). Er sah auf der Stelle, welchen Nutzen er von ihr
werde ziehen können. Einen solchen Orden hatte es noch nie gegeben.
Wie weit lag die stille Beschaulichkeit der alten Einsiedler und Klöster-
mönche, wie weit die gemüthliche Volkspredigt der Bettelmönche von
den Tendenzen dieser kriegerischen Ordensbrüder fern. Schnell hatte
ihr geistlicher Eifer, ihre beredte Predigt, ihr geschickter Unterricht,
ihre Selbstverleugnung in der Krankenpflege, zahlreiche Anhänger her-
beigezogen. Da ließ sich Ignaz förmlich zum Hauptmann, vielmehr
zum General der ganzen Verbindung ernennen. Ihm war Alles zu
militärischem, pünktlichem, unbedingtem Gehorsam verpflichtet. Klöster
zu errichten, erschien als unwesentlich, Klostertrachten und Klosteran-
dachten waren von keiner Wichtigkeit — die Hauptsache war: zu Felde
liegen gegen die Feinde des Papstthums, beständig in Bewegung, in
jeder Stadt, in allen Ländern, wohin auch immer der Dienst sie rufen
mochte, welche Forderungen auch an sie gestellt wurden. Vor Allem
erfüllten sie Spanien, ihr Heimathland, von Portugal aus zogen sie
schaarenweise nach den portugiesischen Besitzungen in der Heidenwelt,
nach Brasilien, nach Ostindien, nach China und Japan. Man fand
sie in Aethiopien, wie man sie in Deutschland und Frankreich fand,
wir werden ihnen in Schweden und Polen begegnen. Zur Heranbil-
dung neuer Ordensglieder (Professen) wurden hier und da Collegien
gegründet. Geistliche Coadjutoren oder Scholastiker leiteten die Un-
terweisung der Novizen, weltliche Coadjutoren sorgten für die äußeren
Angelegenheiten der Gesellschaft und ihrer Häuser. Jedes Talent wurde
brauchbar gemacht, jede eigenthümliche Begabung durste sich frei und
ungehindert entwickeln, aber alle wurden in strengster Unterwürfigkeit
unter die Befehle der Oberen nur auf das eine Ziel hingerichtet, wur-
den sorgfältig eingeübt mit allen Mitteln, guten und bösen, die eine
große Sache zu erstreben: Befestigung und Ausbreitung des Katholi«
cismus, Ausrottung aller Ketzer.
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Extrahierte Personennamen: Ignaz
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Paris Venedig Jerusalem Spanien Portugal Brasilien Ostindien China Japan Deutschland Frankreich Schweden Polen
Xxv. §. 4. Pietismus und Rationalismus in Deutschland. 573
Secten oder Jrrlehrer; sie standen noch immer wie auf der Warte, um
auch die geringste Abweichung von der festgestellten Lehrweise auszu-
spüren und sofort auf Tod und Leben zu bekämpfen. Darüber ver-
gaßen sie aber des hinschmachtenden Volkes zu ihren Füßen, liefen mit
Kolben und Streitart an den: Unglücklichen, der unter die Mörder
gefallen war, vorüber, um den Mordgesellen nachzulaufen, unbekümmert,
ob der auf den Tod Verwundete inzwischen qualvoll umkäme. Wir
müssen leider noch mehr sagen. Selbst da, wo nun ein barmherziger
Samariter auftrat, der vor allen Dingen sich das Trösten, Erquicken,
Verbinden und Heilen des armen Volks zu seiner Lebensaufgabe machte,
singen die streitfertigen Eiferer an zu mäkeln und zu schelten, und
kehrten wohl gar ihre Waffen gegen ihn. Wie viel haben die theuren
Gottesmänner, die wahrhaft barmherzigen Samariter, ein Spener
(ff 1705), ein Franke (ff 1727), von ihnen zu leiden gehabt. Aber
desungeachtet fehlte es ihnen nicht an Schülern und Nachfolgern. Von
Halle gingen Hunderte junger Theologen aus, die vor den Gemeinden
wieder das Evangelium als süßes Fried- und Freudenwort erschallen
ließen, und Hunderttausende evangelischer Herzen erbauen sich noch heute
mit inniglicher Dankbarkeit an den theuren Liedern und Erbauungs-
schriften eines Woltersdorf, Frehlinghausen, Schmolke, Rie-
ger, Bog atzky und wie die werthen Gottesknechte weiter heißen.
Aber diese einzelnen liebeglühenden Seelen vermochten doch nicht in
weiteren Kreisen die Eiseskälte aufzuthauen, welche sich hin und her
über die protestantische Kirche gelegt hatte. Was Wunder, daß bald
hier, bald dort und immer häufiger sich kleine Schaaren absonderten,
die Kirche verließen und separirte Gemeinden von lauter heilsbegierigen
Gliedern stifteten. Noch steht unter uns in Liebe und Ehre die reich-
gesegnete Brüdergemeinde des Grafen Zinzendorf. Ihre Entstehung
fällt in jene Zeit, von der wir reden (1722). Viele andere kleinere
Gemeinschaften entstanden vor ihr und nach ihr aus ähnlichem Be-
dürfniß. Aber unberathen und ungeleitet sind sie zum Theil in gefähr-
liche Jrrthümer und auf verderbliche Wege gerathen und fast sämmtlich
untergegangen. Auf der andern Seite aber erhoben sich bereits jene
Jrrgeifter, die wir schon in England und Frankreich kennen gelernt,
die Freidenker und Leugner der göttlichen Offenbarung. Zwar nicht
gleich so öffentlich, so frech, so schamlos wie in Frankreich, sondern
ganz ehrbar, bescheiden, philosophisch wie in England, ließ sich die
Sache an. Es wurde anfangs nur erst im engern Kreise der Gelehr-
ten über die Fragen verhandelt, ob denn die Bibel wirklich Gottes
Wort sei, und wie man sie auszulegen habe. Da führten noch per-
sönlich sehr fromme und von Herzen gläubige Männer das Wort, ein
Ernesti, Semler, Michaelis und Wettstein. Aber schon hatten
sie den Fuß auf die schiefe Ebene gesetzt, die ihre Schüler und Nach-
folger schnell in jähem Absturz in die Tiefen eines nackten und trost-
losen Unglaubens hinabreißen sollte. Die von Frankreich herüberstrei-
chende Luft versetzte unmerklich auch unser Volk in den Taumel, der
den Jrrthum mit der Wahrheit, die Finsterniß mit dem Licht, das
Verderben mit dem Heile verwechselt. Man fing damit an, an den
i
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Extrahierte Personennamen: Ernesti Michaelis
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frehlinghausen England Frankreich Frankreich England Wettstein Frankreich
Xxv. §. 15. Blick in die Zukunft.
679
vierte (römische) Weltreich sich in zehn Hörnern (zehn Königreichen)
darstellen wird — was bereits vorhanden ist —, wird aufkommen ein
anderer (Feind Christi, Antichrist), der drei Könige demüthigen, den
Höchsten lästern, die Heiligen des Höchsten verstören und sich unter-
stehen wird, Zeit und Gesetz zu ändern. Seine Herrschaft wird
dauern 2>y/2 Zeiten. (Sieben Zeiten ist die Fülle oder ganze Zahl
der Zeiten, hier haben wir die Hälfte von sieben.) Alsdann wird
der Menschensohn vom Himmel erscheinen, der Antichrist wird getöd-
tet, alle Gewalt und Macht wird dem Sohne gegeben, und die Hei-
ligen werden sein Reich und seine Herrschaft mit ihm theilen. Dies
alles liegt noch in der Zukunft. Zwar etwas Aehnliches wie das
Emftorkommen eines gottfeindlichen dämonischen Herrschers ist schon öfter
geschehen. Dan. 8 beschreibt die Herrschaft eines solchen Zerstörers
und Lästerers (nämlich des Antiochus Epiphanes) schon in den Zeiten
des dritten Weltreichs (der griechisch-macedonischen Monarchie). Auch
in den Zeiten des vierten Weltreichs ist schon zweimal etwas Aehn-
liches vorgekommen, in der Erscheinung des Mohamed und des
Napoleon. Allein noch waren nicht alle Züge des schrecklichen
Bildes an ihnen wahrzunehmen, die volle Erfüllung steht noch aus.
Wir erwarten also in der Zukunft den Antichrist, der ein
neues Weltreich gründet, und das Reich Gottes umzustürzen versucht,
und eine Zeitlang die Gewalt hat auch über die Jünger des Herrn.
Dann aber wird Christus selber. erscheinen und ihn vernichten und
sein eignes Gottesreich sichtbarlich auf Erden aufrichten, und die Sei-
nigen werden mit ihm herrschen. Das alles wird durch viele andere
Stellen der heiligen Schrift bestätigt, z. B. 2 Thess. 2, 3 ff., wo
noch hinzugefügt wird, daß das Kommen des Antichrists mit einem
Abfall der Christenheit von ihrem Haupt verbunden sei. Etwas
Aehnliches steht Joh. 2, 18 und 4, 3. So wie schon immer auch
aus der Mitte der Gläubigen sich von Zeit zu Zeit eine entschiedene
Feindschaft gegen den Herrn, ein widerchristlicher Sinn sich gebildet
hat, so wird gegen das Ende der Tage dieser Abfall allgemein und
der Widerchrist persönlich und leibhaftig vorhanden sein. Ausführ-
licher ist von der Erscheinung und Thätigkeit des Antichrists die Rede
Offb. 13—19. Da wird zuerst beschrieben, wie das Thier, die Welt-
macht, speciell die römische Weltmacht, zwar zum Tode getroffen, aber
zur Verwunderung aller Welt doch wieder aufgelebt sei. (Das rö-
mische Reich war 476 zerstört und scheinbar vernichtet, aber 800 lebte
es wieder auf.) Alles beugte sich vor seiner Macht, alle Geschlechter
und Sprachen und Heiden. Dann aber tritt ein anderes Thier neben
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Extrahierte Personennamen: Christi Epiphanes Napoleon Christus
102
Ix. §. 3. Subentrimi und Pavfwmus.
oberte das lydische Reich in Klein-Asien mit der Hauptstadt Sardes,
und nahm den dort herrschenden reichen König Crösus gefangen.
Alö aber Darins schon nach zwei Jahren gestorben war, folgte
Cores ihm ruhig auf dem Thron des Gesammtreichs und übernahm
die Herrschaft über das ganze asiatische Weltreich, welches von nun
an das persische, oder medisch-persische hieß.
Die Erzählung des griechischen Geschichtschreibers H erod ot, daß
Cyrus (Cores) ein Enkel des Astyages gewesen sei und, gegendessen
Willen am Leben erhalten und auferzogen, endlich an der Spitze der
Perser, denen er väterlicherseits angehörte, den Großvater vom Throne
gestürzt habe, ist längst als eine Dichtung anerkannt. Ob Cores
überhaupt mit dem medischen Königshause verwandt war, ist minde-
stens zweifelhaft. Eben so zweifelhaft ist es, ob Cores das lydische
Reich erst dann eroberte, als er Alleinherrscher war, oder schon als er
die Herrschaft noch mit Astyages und mit Darius theilte, also noch
vor Babylons Eroberung. Das Alles ist ziemlich unwesentlich. Se-
hen wir uns lieber nach dem persönlichen Verhältniß dieser Fürsten
zu den Juden um. Da berichtet uns die heilige Geschichte sehr ein-
gehend über die Stellung des Darius zum Daniel (Dan. 6). Da-
rius zieht sofort den unter den letzten babylonischen Herrschern fast
in Vergessenheit gerathenen Daniel wieder hervor und erhebt ihn zu
den höchsten Staatswürden. Aber träge und unselbständig, wie er
uns von den heidnischen Schriftstellern geschildert wird, läßt er sich
durch die Neider des Daniel bewegen, ihn um seines Gottesdienstes
willen zu strafen und den Löwen vorzuwerfen. Da er aber glänzend
gerechtfertigt wieder aus der Löwengrube hervorgezogen wird, so läßt
Darius, eben so wie ein Vierteljahrhundert früher Nebucadnezar
ein Edict auögehen, daß Jedermann im ganzen Königreich den Gott
Daniel's fürchten und scheuen soll (Dan. 6, 25 ff.). Also schon
wieder ein Verkündiger des großen Namens, ein Weltmvnarch, der
der ganzen ihm untergebenen Heidenwelt die großen Eigenschaften des
lebendigen Gottes bekannt macht. Da ist ja kein Zweifel, daß auch
die gefangenen Juden eine freundlichere Behandlung erfuhren, und desto
mehr Freudigkeit gewannen, auch selber Zeugniß abzulegen von der
Macht und Herrlichkeit ihres Gottes, der solche Ehre eingelegt hatte
unter den Heiden. Da werden auch manche fromme Seelen ihre
Häupter emporgehoben und wie Daniel (9, 2) aus die Zahl der
von Jeremiaö verkündigten Jahre gemerkt haben, die nun eben
ablaufen sollten, und ihre Sünden bekannt, und geglaubt haben, daß
sich ihre Erlösung nahete.
§. 13. Judenthum und Parsismus.
Waö Darius begonnen hatte, setzte Cores mit der ihm eig-
nen Entschiedenheit und durchgreifendem Wesen weiter fort. Er ließ
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Extrahierte Personennamen: Subentrimi Cores Cyrus Cyrus Darius Darius Darius Daniel_(Dan Daniel Darius Darius Daniel_( Darius Darius
Ix. §. 6. Ahasverus und Arlasastha (529 — 521). 109
Dagegen Heereszüge, Kriegsrüftung, Völkerbezwingung war sein
Element. Ihn hatte Gott der Herr dazu ausersehen, um an
Aegypten die Drohungen alle zu erfüllen, die er durch den Mund
des Jesajas, Jeremias und Ezechiel nun hatte so oft und war-
nend verkündigen lassen, und die durch die Verheerungen der assy-
rischen und babylonischen Heere nur erst zum Theil in Erfüllung ge-
gangen waren. Noch stand Aegypten unter seinem eignen Fürsten.
Da mußte Amasis, wie der griechische Geschichtschreiber meldet,
durch eigne Unvorsichtigkeit und Tüuscherei den Zorn des Perserkö-
nigs reizen. Er selber starb zwar ehe die persischen Heere in's Land
drangen. Aber sein Sohn Psammenit mußte für den Frevel seiner
Vorgänger büßen. Sein ganzes Land fiel in die Hände des erzürn-
ten Siegers. Sein Sohn, seine Tochter, er selber wurde getödtet,
die Tempel und Götzen wurden schmählich vernichtet, Alles, was den
Aegyptern heilig war, erwies sich als nichtiges Menschenwerk, da der
erzürnte Eroberer seine Wuth an den Heiligthümern ausließ (325).
Von jetzt an war Aegyptens Eigenthümlichkeit dahin. Schon un-
ter den letzten Pharaonen war fremdländisches Wesen eingedrungen;
die nationalen Krieger waren ausgewandert und durch Soldtruppen
ersetzt, die Priesterkaste mit ihren Göttern und Heiligthümern war in
den Staub getreten. Die uralte Kunst und Weisheit, die sich im
Nilthale entwickelt hatte, erstarb an den Ufern des mittelländischen
Meeres, wohin jetzt der Mittelpunkt des ägyptischen Lebens verlegt
wurde (erst Sais, später Alexandria). Aegypten ward eine per-
sische Provinz, einer der Arme, die zur silbernen Brust gehören
sollten. Aber als der übermüthige Camby se s über die Länder, die
Gott seinem Richtschwert überantwortet hatte, in trotziger Eroberungs-
sucht noch hinausgehen und auch Libyen und Aethiopien gewinnen
wollte, da sprach der Herr zu ihm: bis hieher und nicht weiter.
Sein eines Heer ward unter den Sandwirbeln der Wüste begraben,
das andere konnte vor dem Verhungern nur durch daö Fleisch ge-
schlachteter Kameraden sich retten, und der Wütherich selber starb im
Wahnsinn an einer Wunde, die er unvorsichtig sich selber geschlagen
(522). Seinen Bruder Smerdes, der ihm auf dem Thron folgen
sollte, hatte er schon vorher tobten, und um den Mord vor seiner
Mutter zu verheimlichen, einen andern Großen die Rolle seines Bru-
ders spielen lassen. Der suchte sie auch nach des Cambyses Tode
weiter zu spielen, und hatte sich bereits glücklich der Regierung be-
mächtigt. Aber der Betrug blieb nicht lange verborgen. Nach acht-
monatiger Regierung ward der Pseudo-Smerdes vonsieben vor-
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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110 Ix. §. 7. Erster Zusammenstoß des Orients mit dem Occident.
nehmen Personen aus der königlichen Familie (der Achämeniden) er,
mordet.
Cambyses und Smerdes kommen in der heiligen Schrift unter
dem Namen Ahasvérus und Artasastha vor (Esra 4, 6. 7).
Beide Namen sind eigentlich nur Titel oder ehrende Beinamen, welche
den Königen gegeben wurden und welche sich daher bei vielen persi-
schen Königen wiederholen. Unter ihrer Regierung wurde der Tem-
pelbau zu Jerusalem durch die fälschlichen Anklagen der heidnischen
Bewohner des heiligen Landes gehindert. Cambyses oder Ahas-
vérus hatte über seinen kriegerischen Unternehmungen schwerlich Lust,
sich genauer mit dem Stande der Sachen bekannt zu machen; und
Sin erd es behielt dazu in seiner kurzen Regierung wenig Zeit. Das
waren ohne Zweifel schwere Prüfungen für die Juden. Auf Grund
der alteil Verheißungen hatten sie gehofft, Jerusalem werde schnell wie-
der zu seinem alten Glanz emporsteigen. Jetzt mußten sie erfahren,
was es mit der Offenbarung auf sich habe, die Daniel am Schluß der
siebzig Jahre des babylonischen Erils empfangen hatte, nämlich daß
Jerusalem sollte aufgebauet werden in kümmerlicher Zeit, und daß
die siebzig Jahre sich ausdehnen würden zu siebzig Jahrwochen
(500 Jahr), bis die Verheißungeil sich erfüllten und der Messias er-
schiene (Dan. 9, 24 ff.). Die äußere Herrlichkeit Jerusalem's war für
immer dahiil. Erst das neue Jerusalem wird als der Mittelpunkt des
erscheinenden Gottesreiches auf Erden im himmlischen Glanze sich offen-
baren.
§. 7. Erster Zusammenstoß des Orients mit dem
Occident.
Unter den folgenden Königen Darius Hystaspes (st 486),
Lerres (st 463) und Artarerres (st 425) erstieg das Perserreich
den Gipfel seines Glanzes und seiner Macht. Zwar die Eroberungen
nach Westen hin, über Klein-Asien hinaus, nach Thracien, Scythien
und Griechenland, hatten eben so wenig Fortgang als die Kriegszüge
des Cambyses in Afrika über Aegypten hinaus. In der griechi-
schen Geschichte wird noch weiter davon die Rede sein. Aber schon
die Berührung mit der hochgefteigerten westlichen, griechischen Cul-
tur wirkte erfrischend und fördernd auf die Entwickelung des persi-
schen Reiches zurück. Hier mußten alle Kräfte des gewaltigen Reichs
angespannt, alle Hülfsquellen benutzt, alle Staatsmittel entwickelt
werden. Die ungeheuren Völkerzüge von einem Ende des Reichs
bis zum andern, das Zusammenleben der verschiedensten Stämme
aus den entlegensten Provinzen, der längere Aufenthalt derselben auf
dem fremden Boden einer ausländischen Cultur (auch Aegypten em-
pörte sich wieder und mußte auf's Reue bezwungen werden), das
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Extrahierte Personennamen: Artasastha Cambyses Daniel_am_Schluß Darius_Hystaspes Darius
Extrahierte Ortsnamen: Occident Jerusalem Jerusalem Occident Griechenland Afrika
114 Ix. §. 8. Ueberblick über den Ausgang des Perserreichs.
r.irte Sinnenkitzel und fleischliche Sündendienft ist kaum anderswo
in gleichem Maße zu finden, wie in den orientalischen Reichen.
Wie heut zu Tage das Türkenreich an den stummen Sünden, die
von einem Ende dis zum andern reichen, gänzlich verfault und in
sich selber zerfällt, so ist an den gleichen Sünden daö einst so herr-
liche Perserreich zu Grunde gegangen und innerlich verfault. Nicht
ohne sittlichen Schauder kann man die Hofgeschichten der letzten
persischen Könige lesen. Da hat jede menschliche Schranke aufge-
hörl: wie das Vieh laufen sie zusammen, Bruder und Schwester,
Vater und Tochter, Mutter und Sehn, und in unkeilvoller Kreuzung
setzen sich die blutschänderischen Verbindungen durch mehrere Ge-
schlechter fort: das Volk ist in voller sittlicher Auflösung und Zer-
setzung begriffen; es ist reif zum Gericht.
Um hier noch die Namen der letzten persischen Könige zu nennen,
so folgten auf den letzten Arlasastba zunächst Nerves Ii., Sog-
dianus lind Dar ins Ochus oder Nothns, welche in den Jahren
424 und 423 um die Oberherrschaft kämpften. Der Letztere regierte
unter fortwährenden Empörungen der Satrapen bis 404. Sein Nach-
folger Artarerres Mnemon (bis 361) hatte gefährliche Kämpfe
zu bestehen mit seinem Bruder Cyrus, mit den Griechen, den auf-
rührerischen Aegyptern uitd anderen Grenzvölkern. Der dann folgende
Artarerres Ochus däntpste zwar anfaitgs mit kräftigem Arm die
Elnpörtutgen und unterwarf auch die Aegypter und Phönizier wieder,
überließ sich aber hernach, wie alle seine Vorfahren, schwelgerischem
Genußleben und ward 338 erntordet. Nach kurzer Zwischenregicrung
des Arses folgte dann 336 schon D arius Cod oinannus, der letzte
und vergleichsweise beste Fürst. Vielleicht ist er es, der Neh. 12, 22
Darius der Perser genannt wird, sonst ist es Daritis Ochtts. Die
Politik aller dieser Fürsten blieb in Beziehung auf die jüdische Be-
völkerung des gelobten Landes in denselben Wegen der Milde und
Billigkeit, welche Cores und Darius Hystaspes eingeschlagen
hatten. Nur einmal hören wir, daß den Juden (unter Artarerres
Mn emon) eine siebenjährige harte Steuer auserlegt wird, zur Strafe
für eine Frevelthat des Hohenpriesters zu Jerusalem. Und ein ander
Mal wird erzählt, daß Artarerres Ochus, da er die aufrühreri-
schen Phönizier wieder unterwarf, auch eine Anzahl Juden aus dem
nördlichen Palästina, zur Strafe für den Beistand, den sie den Auf-
rührern geleistet, als Gefangene mit sich fvrtgeführt und nach dem ka-
spischen Meere verpflanzt habe. Im Ganzen also konnte Juda und
Jerusalem sich unter der persischen Herrschaft friedlich und gedeihlich
zu seiner neuen Bestimmuitg entwickeln. Diese Bestimmung aber war
keine andere, als zunächst durch sein in der Leidensschule gelerntes
strenges Festhalten an Gesetz und Gottesdienst einen lebendigen Protest
einzulegen gegen alles heidnische Götzenwesen ringsumher, sodann
allen frömmeren und heilverlangenden Seelen unter Juden und Heiden
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Extrahierte Personennamen: Cyrus Cyrus Darius Daritis_Ochtts Darius_Hystaspes Darius Artarerres_Ochus
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Palästina Juda Jerusalem