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rühmt geworden: Winfried, später Bonifacius, b. h. Wohlthäter genannt,
der Apostel Norddeutschlands ; Willibrod, Willibald, Wunibald, Wendelin,
Kolumban, Fridolin, Trudbert, Pirminius, Heimeran, Gall, Mang, Sigis-
bert u. s. w. ; fast jeder deutsche Gau kennt und feiert das Andenken seines
Wohlthäters. Die meisten dieser Männer hatten nicht große Wissenschaft,
aber einen starken Glauben, einen unbrechbaren Glaubensmuth, und alle
waren begeistert für die Ausbreitung des Christenthums, für die Verherrlichung
des göttlichen Namens. Sie kamen in die heidnischen und halb heidnischen
Gaue, angethan mit grobem Gewände, oft selbst im Winter barfuß wie St.
Severin, den Stab in der Hand, wie Pilgrime. Ihr Trunk war Wasser,
ihre Speise wenig und gering, Geld hatten sie keines und nahmen keines. In
solcher Gestalt traten sie vor die habgierigen Halbwilden, vor die Herren der
Leibeigenen, als Bilder der Armuth und Enthaltsamkeit. So wurden sie diesen
Leuten Gegenstände der Bewunderung, und sie erwarben Vertrauen, weil sie
nichts wollten; darum wurden sie gehört, wenn sie das Reich Christi pre-
digten. Sie erzählten ihnen von unfern Stammeltern, von ihrem Ungehorsame
und dessen Strafe, von dem Abfälle des Menschengeschlechts und der Sünd-
fluth, von dem abermaligen Verderben der Menschheit, von der Erwählung
Abrahams und der Verheißung, von den Schicksalen des ihm entsprossenen
Volke?. Wie dann im Laufe der Zeiten die Verheißungen Gottes nach seinem
Rathschluß in Erfüllung gegangen ünd der Heiland erschienen fei ; wie er ge-
lehrt und gelitten, auferstanden und in Himmel aufgefahren sei- einst am Ende
der Tage werde er kommen als Richter, und ewig wehe dem, der seine Gnade
ausgeschlagen und verstockt bei den falschen Göttern geblieben sei. Die falschen
Götter seien böse Geister (das glaubten sie wie viele Kirchenväter vor ihnen),
welche die Menschen zur Sünde verlockt hätten in alter Zeit, und ihn mit
jedem Tage zu verderben suchen. Und die Worte dieser Männer verhallten
nicht, viele tausend Heiden ließen sich taufen und entsagten den falschen Göt-
tern. Diese neuen Christen waren freilich in ihrer Glaubenslehre nicht beson-
ders bewandert; denn es gab fast gar keine Kirchen, wo sie etwa eine Predigt
hätten anhören können; Bibeln konnten sie auch nicht haben, weil es deren
nur wenige gab, denn sie mußten abgeschrieben werden und kamen so sehr
theuer zu stehen; ohnehin konnten unsere Vorfahren nicht lesen, weil es keine
Schulen gab, wo sie es hätten lernen können, wenn sie etwa gewollt hätten.
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*211
Die Neubekehrten behielten nur die wichtigsten Glaubenslehren, z. B. von dein
dreieinigen Gotte, und daran erinnerte sie das Bekreuzen; das christliche
Glaubensbekenntniß, das Gebet des Herrn. Erst im Laufe vieler Jahrhun-
derte konnte es hieriir anders werden und der gemeine Mann auf eine höhere
Stufe der Erkenntniß gebracht werden. Es war schon viel gewonnen, daß
unsere Vorfahren die christliche Religion als die Religion des Lebens aner-
kannten und die Götzen verließen. Die Menschenopfer hatten nun ein Ende,
die Leibeigenen wurden auch wieder als Menschen betrachtet, und ihr Loos
wurde allmälig gemildert. Die Glauvensboten waren auch Erzieher der Be-
gehrten, und sie mußten aus Vorsicht manches verbieten, was an und für
sich unschädlich war, z. B. den Alemannen das Pferdefleisch, denn diese hat-
ten sonst den Göttern Rosse geopfert, und der Genuß des Fleisches war immer
mit abgöttischen Gebräuchen verbunden. Winfried verbot den Genuß des
rohen Fleisches überhaupt, denn das ist thierisch und macht den Menschen
selbst wild. Sie zeigten aber auch, wie die Feldfrüchte und Gartengewächse
angebaut werden, und waren auch in dieser Hinsicht Lehrer des Volks.
Viertes Kapitel.
Die Klöster.
Die meisten dieser Glaubensboten begaben sich in den einsamen Wald, und
bauten sich dort eine Hütte, um in strenger Enthaltsamkeit Gott zu dienen.
Schon bei ihren Lebzeiten bauten arldere gleichgesinnte Männer sich um sie
an; da wurde nun eine Waldlichtung, man sah einen Gemüsegarten, und
rin hölzernes Kreuz auf der Hütte. Bald vereinigten sich die meisten dieser
Einsiedler zu einer übereinstimmenden Lebensordnung. Eine solche Ordnung
hatte Benedikt von Mrsia, in Unteritalien gestiftet; es ist dieses der Benediktiner-
orden, dessen Regel sich kurz dahin zusammenziehen läßt: Bete und arbeite!
Diese alten Klöster waren die einsamen Leuchten, von denen das Licht über
die deutschen Wälder ausging, die Stützpunkte der christlichen Religion, die
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endlich kommt der Tod und der Leib zerfällt in Staub, aus welchem er
genommen ist. Aber Adam mußte den Tod schauen, vor er selbst demselben
unterlag; ein Jüngling, Abel, wurde das erste Opfer des Todes, ermordet
von der Hand seines Bruders Kain.
Seitdem ist die Erde oft von Blut geröthet worden, und wenn die
Leichname aller derer, welche durch Menschenhand den Tod fanden, von der
Erde ausgeworfen würden, so wäre die Oberfläche mit Gebeinen überdeckt,
und wenn das vergossene Blut zusanlmenflöße, es entstände ein Strom, der
Länder überfluthen würde; durch die ganze Geschichte verfolgt uns der An-
blick des entzweiten Menschengeschlechtes, und Krieg und Schlacht sind leider
die häusigsten Gegenstände der Erzählung.
Zweites Kapitel.
Ausbreitung und Verderbniß des Menschengeschlechts. —
Die Sündfluth.
Mit der Zeit breitete sich das Menschengeschlecht auf der Erde aus,
aber es wurde immer verdorbener und ungerechter, denn es hatte Gott ver-
gessen. Da verhängte er ein Strafgericht über die Erde und vertilgte durch
die Sündfluth alle Menschen außer Noah, der vor seinen Augen gewan-
delt war, und dessen Sohne, Sem, Cham und Japhet, welche die zweiten
Stammväter des Menschengeschlechts wurden.
Die Sündfluth ist nicht blos in der Bibel erzählt, sondern die Er-
innerung an dieses furchtbare Gericht hat sich auch bei den heidnischen
Völkern erhalten: Babylonier und Griechen, Indier und Sinesen, die Es-
kimos und die in den Urwäldern Amerika's irrenden Horden wissen von der
Fluth zu erzählen. Doch haben sie die einfache Erzählung mit mannig-
fachen Fabeln ausgeziert, wie es jedem Volke beliebte, und die einen, welche
ihrer Nation ein hohes Alter zuschreiben, haben die Fluth um viele Jahr-
tausende hinausgerückt, während andere, z. B. die Griechen, sie als eine
nicht so ferne Begebenheit erzählen; — immerhin bleibt die Fluth die erste
allgemeine Erinnerung des Menschengeschlecbts.
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gingen ju Grund» und jetzt lebt der muhamedanische Fellah (ansaßiger
Araber), dem alle Bilder der lebenden Wesen ein Gräuel sind, unter und
auf den Trümmern und dem Schutte uralter Pracht.
Sechstes Kapitel.
Das Volk Israel.
Inder, Sinesen, Afsyrer, Phönicier und Aegypter sind vor unfern
Augen vorübergegangen; sie haben Reiche gegründet, Städte gebaut, den
Acker besäet, die' Meere durchschifft und manche Erfindung zum Frommen
der Menschheit gemacht: aber zwei Dinge sind es, durch welche sie sich
herabgewürdigt haben: durch Götzendienst — denn sie opferten den Ge-
schöpfen am Himmel und auf der Erde, in Luft und Wasser — und durch
' Sklaverei — sie machten ihren Mitmenschen zum Thiere. Während die
Völker ihren Gang gingen, wie sie ihn selbst gewählt hatren, führte Gott
das Geschlecht des Abraham, der an ihn geglaubt hatte und des Herrn
Wort im Herzen vor dessen Angesicae gewandelt war, an seiner Hand.
Abraham und die Erzväter und ihre Nachkommen bewahrten den Glauben
und übergaben ihn als ein heiliges Vermächtniß ihren Söhnen und sie be-
hielten die Verheißungen Gottes für das gesunkene Menschengeschlecht auf.
In Aegypten erwuchs die Familie des Jakob in wenigen Jahrhunderten zu
einen: Volke, das auf Gottes Befehl von Moses nach Kanaan geführt wurde.
Wie Gott Männer, welche er für große Dinge bestimmt hat, wunderbar
aus Gefahren rettet und den Lauf der Ereignisse zu ihrem Vortheile lenkt,
so leitete er auch das auserwählte Volk durch Meer und. Wüste/ denn es
war sein Rathschluß, daß durch dasselbe die Völker der Erde sollten ge-
segnet werden. Am Berge Sinai, der sich in Granitfelsen aus der Wüste
erhebt und bis nach Aegypten schaut, gab er ihnen die zehn Gebote, ein
erhabeneres Bollwerk des Glaubens, als die Gebirge, welche gegen den
Himmel streben; die Decke des Himmels stammte in Blitzen und die Erde
erbebte, als der Allmächtige sprach. Unter Josua eroberte Israel das ver-
heißene Land und die zwölf Stämme ließen sich in demselben nieder. In
den Steppen weideten die Hirten das genügsame Schaf und Kameel, und
wo ein Plätzchen war, das eine zahme Frucht tragen konnte, bebauten sie
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Extrahierte Personennamen: Abraham Abraham Jakob Gott_Männer Josua
Extrahierte Ortsnamen: Israel Gottes Gottes Kanaan Israel
Ls
es mit fleißiger Hand, so daß ganz Palästina einem Garten glich. An
Bcrgesabhängen, auf Felsenstufen, wohin sie die fruchtbare Erde auf dem
Rücken tragen mußten, zogen sie die köstliche Weinrebe. Auf den Feldern
bauten sie den Weizen, welcher als der beste in ganz Asien gepriesen wurde.
Unzählbar war die Menge der Feigen und Granatbäunie, welche die Thäler
schmückten, und jeder Vater pflanzte einen Baum, wenn ihm ein Sohn
geboren wurde; um Jericho und auf Gilcad wuchs die Balsamstaude, deren
duftender Saft Im Alterthume als so köstlicher.wohlgeruch geliebt wurde,
als heut zu Tage das Rosenöl von Schiras. Moses hatte durch seine Ge-
setzgebung bewirken wollen, daß sein Volk den Acker baue., sich durch seiner
-Hände Arbeit ernähre, seiner großen Bestimmung eingedenk sei und sich
mit den heidnischen Völkern nicht vermische. Israel war das einzige Volk,
bei dem cs keine Sklaven oder verachtete Kasten gab; wenn auch ein armer
Jsraelite sich zunt Knechte des Reichen machte, so wurde er im siebenten
Jahre, dem Jubeljahre, doch wieder frei; die Israeliten hatten Dienstboten,
Knechte und Mägde, welche für Lohn arbeiteten. Sie ehrten auch im un-
vernünftigen Geschöpfe dessen Schöpfer, der es wohl zum Dienste, aber
nicht zur Qual geschaffen, denn Moses sprach zu ihnen: „Dem Ochsen, der
dir den Weizen austritt, sollst du das Maul nicht verbinden." „Du jollsr
dem brütenden Vogel nicht die Eier wegnehmen." „Du sollst das Jünge
nicht essen in der Milch seiner Mutter;" und wieder heißt es: „Der Ge-
rechte erbarmt sich auch seines Viehs, das Herz des Gottlosen aber ist un-
barmherzig." Und diesem arbeitsamen Volke warfen die Heiden Trägheit
vor! Sie wußten freilich nicht, daß der Sabath Gott geweiht war und
wollten es tticht wissen. An dem siebenten Tage, ja, da ruhte jede Arbeit;
an diesem Tage erinnerte sich der Jsraelite an die Schöpfung cher Welt
durch Gottes Allmachtswort; da beugte er sich als sündhaftes Geschöpf in
Demuth, und an diesem Tage hörte er von dem Lehrer in der Synagoge
die Geschichte von den Erzvätern und den wunderbaren Fügungen, durch
welche Gott sie prüfte und beglückte. Da mußte der fromme Jsraelite die
Sorge um Brod und Kleid, um Geld und Gut vergessen und seinen Blick
aufwärts richten zu dem Höchsten. Da ruhte der Knecht und die Magd
und war seinem Herrn gleich und feierte mit ihm den Tag Gottes; es
ruht? der Zugstier vom Drucke des Joches und t>er Esel trug keine Last.
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Ss
Deßwegrn erschien dem Israeliten der Sabath als eine Königin, welche in
holdseliger Majestät in die Stadt einzieht. Aehnlichen Zweck hatten alle
Feste der Israeliten; hätten sie nur immer Gott vor Augen gehabt, auf
den sie immerfort hingewiesen wurden! Aber ihre Männer und Jünglinge
besuchten wohl auch die Feste benachbarter Völker; da wurden ganze Nächte
durchschwärmt, da tanzten sie bei Sang und Saitenspiel; da durste man
sich der Lust überlassen, ohne die' Strafe eines zürnenden Gottes fürchten
zu müssen, ja, die Götter des Weins und der Liebe freuten sich der Hul-
digungen des sterblichen Menschen. So sagten ihnen die Gasifreunde, und
sie glaubten gerne, weil diese Religion so heiter und beglückend schien; aber
wie sie von Gott abfielen, wurden sie auch die Beute fremder Völker, denn
wenn sie nicht mehr auf Gott trauen durften, woher Kraft nehmen gegen
übermächtige, kriegerische Völker?
Die Geschichte der Juden ist ein Theil der Geschichte unserer Religion,
daher hier nur einige Angaben: 2000 v. Chr. lebte Abraham und um
1500 führte Moses sein Volk aus Aegypten; von ihm bis 1100 regierten die
Richter das Volk; da wurde Saul König und ihm folgte David, welcher
die Glanzzeit Israels bezeichnet; 975 theilte sich das Volk in die König-
reiche Israel und Judea; ersteres wurde durch den Assyrer Salmanassar 722
vernichtet, letzteres durch Nebucadnezar 588; beide Eroberer schleppten viele
tausend Juden in das Innere von Asien.
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Extrahierte Personennamen: Abraham David David Salmanassar
163
thun, wenn er wollte, und seine Nachfolger thaten es nur zu sehr- so lagerte
eine Herrschaft des Schreckens wie eine dunkle Wolke über das große Reich.
Die Geburt Christi.
Als Augustus 29 Jahre lang als Alleinherrscher regiert hatte, 754 Jahre
nach der Erbauung der Stadt Rom, im ersten Jahre der 19dften Olympiade,
als ein vergötterter Mensch dem Menschengeschlechte gebot unv der Mensch seinen
Mitmenschen wie das Thier unterjochte, als die Götter eine Fabel und die
Unterwelt ein Spott war, und alles nach Reichthum und Lust trachtete, als das
Ziel des Lebens: da wurde zu Bethlehem, im Lande Juda, Jesus Christus
geboren und mit ihm beginnt eine neue Zeit. Bald wurde über den Erdkreis
verkündet: Es ist nur ein Gott, der Himmel und Erde erschaffen hat; er ist
der Vater aller Menschen, und alle Menschen sind Brüder und gleich vor
Gott; der Geist des Menschen ist unsterblich; alle müssen nach dem Tode Re-
chenschaft geben von ihren Thaten und der göttliche Richter kennt kein Ansehen
der Person, vor ihm ist der Sklave und der Kaiser gleich. ' Wie mögen die
armen Sklaven dieser Botschaft gelauscht haben! Der christliche Sklave hatte
nun wieder seine Menschenwürde gewonnen als Kind Gottes; er arbeitete, dul-
dete, litt — und blickte mit Trost und Hoffnung auf die jenseitige Vergeltung.
Den vornehmen Schwelgern, den Kaisern selbst und den Wütherichen gefiel das
Christenthum nicht; sie verloren durch dasselbe, was ihnen-am theuerstcn war:
Wollust und die Gewalt, die Menschen zu mißbrauchen. Doch konnten sie es
nicht hindern, daß das Christenthum langsam und ruhig und doch mit unwider-
stehlichem Gange die Welt umgestaltete.
Die Hermannsschlacht. (7. u. 8. Sept. 9 n Chr. G)
Davon ahnte Augustus gar nichts, daß eine neue Weltordnung unter
ihm durch Christi Geburt den Anfang genommen hatte, aber er mußte den ersten
Blitz des Gewitters sehen, das über sein Reich Hereinbrechen sollte. Das war
die Hermannsschlacht im Teutoburgerwalde.
Augustus hatte 14 Jahre v. Chr. durch seine Stiefsöhne Tiberius und
Drusus das Alpengebirge vom Genfersee bis zum adriatischen Meere erobern
lassen, um Herr der Alpenpässe, der Thore Italiens zu sein, und als er nun
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Extrahierte Personennamen: Augustus Jesus_Christus Augustus Christi Augustus Tiberius Drusus
Extrahierte Ortsnamen: Christi Rom Olympiade Bethlehem Juda Italiens
Ili
thört und harrten des Messias, wenn die Noth am größten wäre. Endlich
griffen die Römer den Tempel an, der mit seinen Mauern und Vorhöfen eine
eigene Stadt lind Festung bildete. Nach längerer Belagerungsarbeit stürmten
die Römer die Mauern und während des Gefechtes brach in einem Vorhofe
Feuer aus. In der Sturmesnoth beachteten es die Juden anfänglich gar nicht,
bis es durch den Wind zur Flamme angefacht hoch ausioderte; ein Gebäude
nach dem andern wurde ergriffen und zu gleicher Zeit drangen die Römer ein
und metzelten die Juden nieder, die immer noch hofften, daß der Messias auö
dem Allerheiligsten des Tempels hervortreten werde. Aber auch der Tempel
ging in Flammen auf und die noch lebenden Juden erhoben ein so entsetzliches
Wehgeschrei, daß es in den Gebirgen wiederhallte, denn jetzt war alle Hoffnung
verloren (10. Aug. 72). Dennoch vcrtheidigten sich einige tausend Rasende
in der oberen Stadt bis zum 7. September; da wurde auch diese erstürmt und
alles Leben umgebracht, bis die Hand der Soldaten vom Morden müde war;
die ganze Nacht aber und den folgenden Tag brannte Jerusalem. So ging die
heilige Stadt in Blut und Flammen unter; über eine Million Juden war durch
Hunger und Schwert umgekommen, viele tausend wurden in die Sklaverei ge-
schickt und kamen elend um, weil man sie zu tödtlichen Geschäften, z. B.
Sümpfe auszutrocknen und zu schweren Arbeiten gebrauchte. Noch heut zu
Tage steht in Rom der Triumphbogen, unter welchem Titus mit dem siegrei-
chen Heere einzog; darauf ist der goldene Leuchter, der Schaubrodetisch und
anderes Tempelgeräthe eingegraben. Auch die Münze hat man noch, welche
zum Andenken geprägt wurde: eine Frau sitzt weinend mit gesenktem Haupte
unter einem Palmbaume; unten stehr die Inschrift: §uürxa capla (Judea er-
obert).
Titus. (79-81.) Domitian. (81-96.)
Nur zwei Jahre regierte Titus, da starb er, wie man glaubt an dem
Gifte, das ihm sein Bruder Domitian beigebracht hatte. Titus wurde von den
Römern die Wonne des Menschengeschlechts genannt. Eines Abends rief er
aus: Ich habe den Tag verloren, denn ich habe niemandem etwas Gutes ge-
than. Unter seiner Regierung erfolgte der erste Ausbruch des Vesuv, der drei
Städte Kampaniens, Pompeji, Herculanum und Stabiä mit Asche überdeckte.
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Extrahierte Personennamen: Judea Domitian Titus Domitian
30
Erstes Kapitel.
verarbeitende und handelnde Gewerbsklasse. Die
erste begreift alle diejenigen Menschen in sich, die sich
mit der Gewinnung der Naturprodukte beschäftigen; die
zweite diejenigen, welche aus den Naturprodukten Kun st,
Produkte machen, d. h. solche Erzeugnisse, welche die
Hand des Menschen vermittelst der Verarbeitung der
roden Naturprodukte hervorbringt. Anstalten, worin
dies, unter der Leitung eines Unternehmers, ins Große ge-
schieht, und wo die einzeln Arbeiter einander in die
Hände arbeiten, heißen Fabriken oder Manufak-
turen, und die dadurch hervorgebrachten Gegenstände
Fabrikate, und Städte, deren Einwohner sich vor-
züglich damit beschäftigen , heißen Fabrikstädte. Die
handelnde Gewerbsklasse endlich nährt sich vom Kauf
und Verkaufe derjenigen Erzeugnisse, welche Gegen-
stände des Handels oder Waaren sind.
Verschiedenheit der Menschen in der Religion und
Regierungeverfassung.
§. 49. Zn Rücksicht der Religion (Vereh-
rung eines höchsten Wesens) theilen sich die Menschen
in Verehrer Eines Gottes, wozu die Christen, Ju-
den und Múdame dan er gehören, und in Anbeter
von mehrern Göttern, Heiden, davon ein Theil Men-
schen, ein Theil Kunst- und Naturprodukte, ein Theil
die Gestirne oder das Feuer als Gottheiten anbetet. Die
Christen theilen sich wieder in Katholiken, Evangelische
oder Protestanten, wozu die Lutheraner und Neformir-
ten gehören, und in Griechische Christen.
Zn Hinsicht der Regierungs-Verfassung findet wie,
der eine große Verschiedenheit unter den Menschen Statt,
indem sie entweder in gewissen Gesellschaften ohne Ge-
setze und ohne eine bestimmte Regierungs - Verfassung,
wobei bloß die Familienväter die Oberhäupter derselben
bilden — oder in einer bestimmten Regierungs »Verfas-
sung leben, die entweder despotisch, wo Einer über
Alle herscht und nach Willkühr, ohne an Gesetze ge-
bunden zu seyn, über das Leben, Eigenthum und Frei-
heit der Menschen verfügt — oder monar chisch, wo
zwar auch Einer über Alle, jedoch nach gewissen Ge-
setzen regiert — oder republikanisch ist, wo die
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90
Kaaba, nimmt sich seiner an. Handelsreisen. Wittwe
Kadidscha. Neue Religion Islam, d. i. gläubige Erge-
bung; die Anhänger Moslemin, d. i. Gläubige. „Es
gibt nur Einen Gott, und Muhamed ist sein Prophetbo)
Am 15. Juli 622 Flucht von Mecka nach Medina
(Hedschra, mohamedanische Zeitrechnung«. 66lj Erobe-
rung von Mecka, 63! Angriff gegen das byzantini-
sche Reich, 632 Tod Muhameds, sein Grab in Medina.
Der Koran, d. i. Schrift. Sekten der Schiiten (Aliten)
und Snuiten.
Die ersten Kalifen (d. i. Statthalter) waren A-bu
Be kr (Schwiegervater des Propheten) und Omar. Die-
ser eroberte Palästina, Syrien und Persien, wäh-
rend sein Feldherr A m r u A e g y p t e n unterwarf, ä)
Bald wurde auch Afrika's Nordküste erobert.
711 Tarik setzt nach Spanien über,,wo ein maurisches
Reich gegründet wird.
Gibraltar — Gebet al Tarik, d. i. Fels des Tarik. Der
Westgothenkönig Roderich verliert die «L-chlacht bei
Lerez de la Frontera, Mnsa vollendet die Erobe-
rung Spaniens. Nur in den astliri scheu Gebirgen be-
hauptet sich ein kleines westgothisches Reich. Lon hier ans
kämpften die Christen fortwährend gegen die Mauren und
entrissen ihnen eine Provinz nach der andern e); aber erst
1492 ging die letzte maurische Besitzung, Granada, an
Ferdinand den Katholischen verloren.
732 Karl Martell schlägt die Araber bei Poitierö.
Dagobert 1. beherrschte eine Zeit lang das ganze fränkische
Reich, überließ aber die Regierung (622) dem Major
dornus Pipin von Landen. Nach ihm theilte sich
wieder das Reich in Austrasien, Neustrien und Burgund.
Sein Enkel Pi Pin von Heristal ward (687) durch
den Sieg bei Testri Major dornus über das ganze Reich.
Dessen Sohn Karl Martell (d. i. Hammer) befestigte
und erweiterte diese Herrschaft, nannte sich dux et prin-
ceps Francorum und kämpfte glücklich gegen Friesen, Ale-
inannen und Baiern.
Als die Araber unter Abderrahman mit 400000 Mann
von Spanien aus in Frankreich einsielen, schlug er sie iw
c Moses und Jesus betrachtete M. als seine Vorgänger.
d) Die angeblich auf Omars Befehl erfolgte Verbrennung der großen
Bibliothek zu Alexandria beruht wahrscheinlich auf Sage.
e) In diesen Kämpfen zeichnete sich im 11. Jahrhundert Don Rodrigo
von Vivar (genannt der Cid) aus.
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Extrahierte Personennamen: Kadidscha Mecka Mecka Palästina Gibraltar Roderich Mnsa Ferdinand Karl_Martell Karl Karl_Martell Karl Jesus M. Rodrigo
von_Vivar