England. 203
ger Richard Ii., Herzog von der Normandie. Swen starb zwar ioi*
bald, allein sein tapferer Sohn und Nachfolger Knud oder Ka-
nu t der Große, wirkte in demselben Geiste fort; Ethelred kam
nun, auf das Verlangen seiner Unterthanen, nach England zurück,
doch seine innere Untauglichkeit vermochte nichts und der Tod
wurde ein willkommener Befreier für ihn und sein geangstigtes 1016
Land. Sein Sohn
Edmund Jronside setzte den Kamps für sein Erbe so
rühmlich fort, daß ihm Kanut den südlichen Theil Englands nebst
London zugestand, wahrend er sich mit dem nördlichen begnügte.
Allein zwei verratherische Hofbedienten ermordeten den edlen Ed-
mund und 25 Jahre blieb England unter dänisch ex Ober-
herrschaft.
Kanut der Große vermahlte sich mit Ethelreds Ii. Wit- 101g
we, Emm a, und bewies sich, durch ihren Einfluß, mild und ge- —
recht gegen das eroberte England. Er nahm das Christenthum an, 1036
beförderte selbiges nach Kräften, machte, zur Abbüßung seiner ~ 20
frühem Grausamkeiten, eine Wallfahrt zum heiligen Vater nach 1027
Rom, wo er den deutschen Kaiser, Konrad !?. und den König
von Burgund, Rudolf Ml., persönlich kennen lernte. Von beiden
wirkte er für seine Unterthanen Befreiung von Zoll und Straßen-
geld aus bei ihren Wallfahrten oder Geschäftsreisen. Drei König-
reiche, England', Dänemark und Norwegen vereinigte er unter sei-
nem segensreichen Scepter; England erholte sich von den erlitte-
nen Drangsalen, welche sich nach Kanuts Ableben zu erneuen
droheten, denn
Harald Harefoot (Hasenfuß, wegen seiner Fertigkeit 103«
im schnellen Laufen) bemächtigte sich, trotz der nahem Ansprüche
seines Bruders Hardeknud, des Throns. Ein Bürgerkrieg 1030
war nahe, welchen nur das baldige und kinderlose Absterben Ha- —
ralds verhinderte, worauf 1039
Hardeknu d in seine Rechte einkrat. Unedel beschimpfte
er den Leichnam seines Bruders, drückte das Volk durch schwe- _
re Auflagen, und zeigte eine habsüchtige, kleinliche Gesinnung, so 1041
daß ihm der Haß der Engländer und die Geringschätzung der — 2
Danen bei siinem Tode folgten. Gern kehrte man zur angel- 1041
sächsischen Dynastie zurück und
Eduard Iii., der Bekenner, ein Sohn Ethelreds Ii.,
ward auf den englischen Thron berufen. Sein langer Aufenthalt 1041
in der Normandie und die dort erhaltene Erziehung hatten ihn —
seinem Vaterlande entfremdet. Durch eine entschiedene Vorliebe *f
für die Sprache und Sitten der Normanner, so wie durch die
parteiische Begünstigung derselben bei Besetzung geistlicher und welt-
licher Aemter beleidigte er das Nationalgefühl der Engländer und
sein Schwiegervater, der mächtige Graf Godwin, fand Anhang
genug, um feindselig wider ihn aufzutreten. Zwar befreiete ihn
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Knud Edmund_Jronside Konrad_! Konrad Rudolf_Ml. Rudolf Harald_Harefoot_(Hasenfuß Eduard_Iii Eduard Graf_Godwin
Extrahierte Ortsnamen: England England England England Rom Burgund Norwegen England
Dritter Zeitraum.
tt8
unklugerweise, der mildern Oberherrschaft der Ptolemäer zu entzie-
bcn und hielten es mit den Seleuciden, was ihnen großes Unheil
bereitete. So begünstigten sie einen Einsall Antiochus des Gro-
218 ßen in Judäa, und büßten es schwer, nachdem er wieder vertrie-
den worden. Antiochus Iv. Epiphanes eroberte Jerusalem
170 und die Hohepriesterwürde ward durch seinen Geldgeiz käuflich. Da
er aber die Juden mit der griechischen Bevölkerung durch Ein-
führung des Heidenthums verschmelzen wollte, den Tempel zu Je-
rusalem durch unreine Opfer entweihete und den olympischen Ju-
piter in selbigem aufstellte, erhob sich die Priesterschaft durch die
fanatische Wuth des Volkes unterstützt, zu einem unerwarteten
Widerstande und das unbedeutende Palästina ward 100 Jahre lang
frei durch die Heldenfamilie der Makkabäer. Der Priester
Matta thias, aus diesem Stamme entsprossen, wagte es zuerst
mit einer Schaar Getreuer, die er in den Gebirgen wersammelte,
ros ¡>en Syrern offenbaren und glücklichen Widerstand zu leisten. Grö-
ßer als er war sein Sohn Judas Makkabäus, der, nach dem
baldigen Tode seines Vaters, seine Glaubensgenossen zu einer wil-
105 den Tapferkeit begeisterte. Der syrische Anführer Apollonius blieb
im Gefechte; ein Sieg bei Seran und ein zweiter bei Emaus
überlieferte dem unerschrockenen Judas Jerusalem, wo er das Fest
der Tempelweihe stiftete, und von des Antiochus Epiphanes
Nachfolger, Antiochus V. Eupator, denn ersterer starb 164 v.
101 Ch., erlangte er bereits Freiheit der Religion. Ein Bündniß mit
den Römern sicherte das angefangene Werk, und obgleich Ju-
das in einem Gefechte fiel, so hielt doch sein Bruder Jonathan
die heilige Sache seiner Nation aufrecht. Er erneuerte das Bünd-
niß mit oen Römern, benutzte geschickt die innere Zwietracht Sy-
riens, so daß ihn Alexander Balas zum Statthalter von
Palästina und zum Hohenpriester ernannte. Diodotus ließ ihn
143 durch List fangen und tödten, aber Simon, ein anderer Bru-
der Jonathans, ward durch einen Volksbeschluß zum Fürsten,
Ethnarch, und zum Hohenpriester erwählt, und wußte sich so
zu behaupten, daß Syrien seine Erhebung genehmigte, mit einem
mäßigen Tribute zufrieden war, und bei einem nochmals gescheiter-
ten Versuche zur Unterwerfung die gänzliche Unabhängigkeit Ju-
iss däa's anerkannte. Simon kam um mit zween seiner Söhne durch
den ungezügelten Ehrgeiz sei nesschwiegersohnes Ptolemaus; den-
noch erreichte dieser sein Ziel nicht, denn Johannes Hyrka-
135 nus, ein nachgelassener Sohn Simons, trat an dessen Stelle. Er
, erweiterte sein Reich durch die Eroberung von Samaria und die
Bezwingung der Jdumaer, die er zur Annahme der mosaischen
109 Religion nöthigte. Macht und Reich wurden durch ihn so wohl
befestigt, daß nach seinem Absterben sein Sohn Aristobulus den
- io? königlichen Titel annehmen konnte. Er war ein Wütherich
gegen seine Mutter und seine Brüder, deren einer, Alexander
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Epiphanes Matta Judas_Makkabäus Epiphanes Antiochus_V._Eupator Alexander_Balas Alexander Simon Johannes_Hyrka- Simons
Palästina.
97
Thron des immer tiefer sinkenden jreichs, Alexander Balas
P146; Demetrius H. Nicator; er ward vertrieben 145; Antio-
chus Vi. Entheus *jf* 144; Diodotus f 144; Antio-
chus Vii. Su detes, 139; Demetrius Ii. regierte zum
zweiten male, f 126; S eíeuf uá V. *t 125 ; Antiochus Vilf.
Gry pus wird 115 gezwungen das Reich mit Antiochus Ix.
(j^ieenus zu theilen; ersterec ch 97; ihm folgt Seleukusvi.
Epiphanes; wird verjagt 93 und ein blutiger Kampf erhob
sich unter seinen 4 Brüdern Antiochus Xi., Philipp, De-
metrius Iii., und Antiochus Xii. Des verderblichen Ha-
dersmüde beriefen die Syrer Tigranes, König von Armenien.
Er stellte die ersehnte Ruhe und Ordnung wieder her, vereinigte 8s
Syrien mit Armenien und gewahrte selbigem einen 17jährigen »• rh.
Frieden, bis er, durch seinen Schwiegervater Mithradates, Kö-
nig von Pontus, mit den Römern in Krieg verwickelt ward. Lu-
cullus vertrieb ihn aus Syrien, der Seleucide Antiochusxiii. «8
gelangte dort zur Regierung, aber Po mp ejus entsetzte ihn bald
wieder, indem er selbigem gegen Bezahlung nur den kleinen Bezirk
Kommagena ließ, und verwandelte Syrien in eine römische
Pr ovinz. Griechische Sprache und Bildung waren daselbst zwar 64
heimisch geworden, doch vermischt mit der üppigem Sittenlosigkeit
der dortigen Bevölkerung beschleunigte sie nur innere Gehaltlosigkeit
und daraus entspringende Schlaffheit um so unaufhaltsamer.
Palästina blieb, seit Cyrus, der persischen Herrschaft un-
terworfen bis zu deren Untergang durch Alexander den Großen.
Nur 42,360 Männer mit ihren Familien, meist aus den Stam-
men des Königreichs Juda, benutzten die den Juden ertheilte Er-
laubnis von Babylon nach Jerusalem zurückzukehren und den
Tempel neu zu erbauen, der jedoch erst unter Darius Hystaspis szg
vollendet ward. Neben einem persischen Statthalter gebot über die
Juden ein Hoherpciester, welcher sich allmahlig auch eine 5es
weltliche Gewalt zu gewinnen wußte. Jaddua bekleidete zur
Zeit Alexanders des Großen diese Würde. Der Geist kleinlicher
Grübeleien hatte sich der Juden wahrend ihres Aufenthalts in Ba-
bylon bemächtigt, darum artete auch ihre Gesetzgebung und Re-
ligion in einen leeren Formeldienst aus. Nach Alexanders Tode kam
Palästina unter des neuen Königs von Aegypten, Ptolemäus Lagi,
Botmäßigkeit, welcher eine jüdische Colonie nach Alexandrien ver-
pflanzte, die sich durch Gelehrsamkeit auszeichnete, denn die Ueber-
setzung des alten Testaments in das Griechische ist wahrscheinlich
von ihr ausgegangen. Die jährlichen Reisen der Juden zum Pa-
schafeste nach Jerusalem, wo jeder eine Abgabe an den Tempel ent-
richten mußte, harten dort einen Schatz aufgehäuft, wie er selbst
unter Salomo nicht vorhanden gewesen; eine verführerische Lockung
für habsüchtige Eroberer. Bei den häufigen Kriegen zwischen den
Königen von Aegypten und von Syrien suchten sich die Juden,
7
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Palästina Alexander_Balas Alexander Demetrius_H._Nicator Antiochus_Vilf Philipp Philipp Pontus Palästina Cyrus Cyrus Alexander Alexander Darius_Hystaspis Darius Alexanders Alexanders Salomo
Palästina.
99
Iannäus, sein Nachfolger ward. Drei Religionssekten hatten 104
damals schon wirksamen Einfluß auf die Bildung und Gesinnung ».«
der Menge. Die Pharisäer, d. i. die Abgesonderten, hingen
kleinlich genau nicht blos an den geschriebenen, sondern auch über-
lieferten Gesetzen Mosis, glaubten an eine Vorherbestimmung des
Schicksals, an eine Fortdauer nach dem Tode und an das Da-
seyn von Engeln. Sie hatten viele Anhänger und standen bei dem
gemeinen Volke in großem Ansehn. Die Sadducaer, d. i. die
Milden, leugneten alle Dogmen der vorigen und waren bei den
Vornehmen und denen, welche sich für aufgeklärt hielten, beliebt.
Die Essäer endlich, die Ursache ihres Namens ist nicht bekannt,
führten ein strenges, mönchisches Leben, und hatten wenig Anhän-
ger. Die Pharisäer haßten den König Alexander und erregten einen
Bürgerkrieg, den er aber durch Miethstruppen unterdrückte. Bei
seinem Absterben hinterließ er zwei Söhne, Hyrkanus 11. und
Aristo bulus, für welche seine Gemahlin Alexandra die Regent-
schaft übernahm und von den viel geltenden Pharisäern geleitet 70
wurde. Nach ihrem Tode kam es zwischen ihren Söhnen zu einem
verderblichen Bruderkriege, bei welchem sie endlich den Po mp ejus, <yt
in Syrien, zum Schiedsrichter machten. Er entschied für Hyr-
kanus, den er zum Ethnarchen und Hohenpriester ernannte,
doch unter einem römischen Befehlshaber; der Nation
legte er eine Kopfsteuer auf und den Aristobulus schickte er mit
seinen beiden Söhnen, Alexander und Antigonus, als Gefangene
nach Rom. Judäa stand von nun an unter römischer Botmä-
ßigkeit. Antipater aus Jdumäa, der Vertraute Hyrkanus,
schloß sich eng an die Römer an, denn sein Plan, mit Verdrän-
gung der m akk ab ä i sch e n D y n a sti e die seinige empor zu he-
den, keimte für die Zukunft. Darum unterstützte er die römischen
Heere eifrigst bei einigen Versuchen zu ihrer Vertreibung; darum
bewog er, mit richtiger Beurtheilung, den Ethnarchen Hyrkanus
sich für Julius Cäsar zu erklären, als der Krieg zwischen ihm und
Pompejus unvermeidlich ward und in der Schlacht bei Pharsa-
lus zu Gunsten des erstem ausschlug. Casar bestätigte den Hyr- 48
kanus in seinen Würden und ernannte Antipater zum Statthalter
von Judäa; die Macht lag dadurch ganz in seinen Händen. Der
Tempelschatz war früher durch Crafsus geplündert worden und nach
Cäsars Ermordung mußte Palästina 900 Talente an Eassius be- 44
zahlen, wahrend er in Syrien verweilte. Da sich auch hierbei
der geschmeidige Antipater den Römern zu empfehlen suchte, reichte
ihm ein gewisser Malichus Gift. Doch Her ödes, Antipaters
Sohn, vollendete das begonnene Werk. Er erschmeichelte sich die
Gunst des Antonius, welcher ihn, nebst seinem Bruder Phasa-
lus, zu Tetrarchen ernannte. Ein Aufstand, welcher nach des
Antonius Entfernung wider Herodes ausbrach, trieb ihn nach Rom,
wo ihn der Senat zum Könige der Juden erhob. Ströme 407
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Palästina Alexander Alexander Alexandra Alexander Alexander Judäa Hyrkanus Julius_Cäsar Cäsar Cäsars Antonius Antonius
Extrahierte Ortsnamen: Mosis Hyrkanus Syrien Rom Jdumäa Hyr- Syrien Rom
Specielle Geschichte.
13
Generation aufzugeben und sich selbst ein neues, kräftiges Volk zu er-
ziehen, das frei und selbstständig zu sein Kraft genug habe, und festhielte
am Dienste Jehovas. Hierauf gingen alle seine Anordnungen, und
wenn sein Zweck nicht vollständig erreicht wurde, so lag die Schuld an
seinen Nachfolgern, welche nicht streng genug seine Bahn verfolgten.
Moses sah nicht die Eroberung Kanaans; auf dem Berge Nebo starb
er um's Jahr 1460. ,,Dieser in die weite Wüste geflüchtete Hirte, der
die Schafe eines Ausländers hütete, dieser, seine Gesetze, Geschichte
und Name sind nun in das vierte Jahrtausend für alle Nationen vom
Tajo bis Hindostán und von dem Eismeere Skandinaviens bis zum
Vaterlande des Weihrauchs Gegenstände der Verehrung," sagt Jo-
hannes von Müller.
Josua setzte den Eroberungskrieg noch sechs Jahre lang fort, und
vertheilte endlich das eroberte Land Kanaan unter die zwölf Stämme.
Allein die Eroberung war unvollständig nach Außen, denn nicht das
ganze Palästina ward erobert, und nach Innen, denn es verblieb ein
Ueberrest von Kanaanitern im Lande wohnen. Letzteres war ein großer
politischer Fehler, denn entweder mussten die Israeliten auch diesen
Ueberrest vertilgen und durch ihr religiöses Band zu einem festen Ganzen
verknüpft, dabei von andern Völkern gesondert, in weiser Mäßigung
und imponirender Abgeschiedenheit fvrtbestehen, oder sie mussteil den Be-
siegten ihre Gottesverehrung aufzwingen lind durch steten Zuwachs zu
einein mächtigen Volke werden , sie zeigten vielmehr oft genug Neigung,
ihren Gott zu verlassen und den Götzendienst ihrer Nachbarn oder der
Besiegten zri adoptiren. So oft nun das gemeinsame Band der Religion
durch den Götzendienst zerrissen wurde, eben so oft wurde das jüdische
Volk die Beule der kriegerischen Nachbarn, sobald sie aber, durch die
Noth gezwungen, sich wieder zu ihrein Gotte wandten und dadurch das
gemeinsame Band der Vereinigung wieder hcrstellten, waren sie auch
stark genug, unter Anführung kräftiger Führer (Schophetim, Richter,
Kriegshelden) ihre Feinde zu demüthigen. Unter diesen zeichnete sich
Simson durch seine Stärke uild Sainltel dltrch seine kraftvolle Ver-
waltllng aus.
Die Aeltesten leiteten bisher unter dem Einflüsse des Hohen-
priesters die Angelegenheiten des jüdischen Volkes. Allein als
Letzterer nach der Erblichkeit und nach der Vereinigung der bürger-
lichen und kirchlichen Gewalt strebte und somit das Volk mit schranken-
loser Despotie bedrohte und als das Volk die Schandthaten der Söhne
Eli's und Samuel's sah, da gingen ihm die Augen auf und es ver-
langte einen König. Samuel musste endlich nach langem Widerstreben
nachgeben, obwohl er dem Volke die Vortheile der Theokratie und die
Gefahren des Königthums auf das Eindringlichste zu Gemüthe führte,
und salbte (1067 v. Ehr.) den kriegserfahrenen Saul zum Könige.
Mit der Errichtung des Königthums hebt eine neue Epoche in der Ge-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: hannes_von_Müller Josua Simson Samuel
Culturzustände.
43
oberung Kanaans die zwölf Stämme mehr einen Bund von zwölf un-
abhängigen Staaten, als einen Gesammtstaat bilden. Erst als mit
Eli und Samuel die Richter- und Hohenpriefterwürde vereint und erb-
lich worden waren, war die Priestermacht so fest begründet, da>s sie dem
nach dem Königlhume strebenden Volke, welches durch dasselbe der
Priesterdespotie zu entgehen dachte, zeigen konnte, wie eitel das Streben
war. Der Kampf zwischen Priester- und Königthum fiel gänzlich zum
Nachtheil des letzteren aus. Unter David machten beide Gewalten ge-
meinschafrliche Sache, und erst, als das Königthum nach unbeschränkter
Despotie strebte und selbst die Priestergewalt zu vernichten drohte, stellten
sich die Priester auf die Volksseite. In der speciellen Ge>chichte des
Königreichs Juda zeigt sich der, wenn auch dem Königthume unter-
geordnete, dock ungeheure Einfluss der Priester in seiner ganzen Größe.
Noch einflussreicher auf die Regierung war die Priesterschaft
Aegyptens. Dieselbe hielt sich streng abgeschlossen gegen die Urein-
wohner des Landes, war die einzige Bewahrerin der Wissenschaft und
behauptete so, vermöge ihrer Intelligenz, die Obermacht über die übrigen
Kasten, selbst über die Krieger und den König, der ans der Kriegerkaste
gewählt war. Wie sie eifrig dafür sorgte, dass die Krieger nicht zu
mächtig werben möchten und dadurch die Soltatendespotie verhinderte, so
wurde sie auf der andern Seile wieder von der mächtigen Kriegerkasie in
gewissen Schranken der Macht erhalten, so dass die Priesterdespotie nicht
zur Vollendung gedeihen konnte. Dennoch war die Bevorzugung zweier
Stände für die übrigen insofern ein Glück, als dadurch für diese ein
wenigstens erträglicher Zustand herbeigeführt wurde, was bei der Bevor-
zugung einer einzigen Kaste nickt der Fall gewesen wäre.
Aber ein wahres Paradies für die Priester (die Braminen)
war Indien, welche an Ansehen und Würde weit über dem Könige
standen, als Vertraute und Gesandte Gottes betrachtet wurden und ihr
Ansehen den Hindus gegenüber noch heute behaupten. Jndess ihr Re-
giment war, mit Ausnahme des auf den Parias lastenden Druckes,
nicht hart. Ueber China s. neueste Geschichte.
Eine andere Art von Despotismus bieten die mittelasiatischen
Staaten dar. Dieselben, durchaus auf die Kraft eines Hordenführcrs
gestützt, entstehen urplötzlich, sinken aber meist schon unter den nächsten
Thronfolgern in Schwäche zurück, bis ein neuer Eroberer das wankende
Reich stürzt und ein anderes gründet, welchem dasselbe Schicksal bevorsteht.
Was das Schwert erobert hat, muss auch durch das Schwert geschützt wer-
den. Die Fähigkeit, ein großes Reich zu gründen, d. h. eine Menge Völker
zu unterjochen, hatten alle jene Eroberer, aber ihren Nachkommen fehlte
meist die Fähigkeit, das Errungene zu behaupten, weil sie nicht den
Schrecken des Schwertes für sich hatten, und dasselbe lebensfähig zu orga-
nischen, weil sie nicht dazu erzogen und herangebildet waren. Ueberall wer-
den die Provinzen von Satrapen regiert, während der Herrscher im Serail
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T63: [Kaiser Macht Rom Zeit Volk Jahr Mann Staat Augustus Name], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Samuel David David Gottes Jndess
Extrahierte Ortsnamen: Königreichs_Juda Indien China
Culturzustände.
51
tragen die Tempel, Paläste, die Pyramiden, Obelisken und die Todten-
gewölbe und denselben Charakter hatten auch die verfallenen Wasserbau-
ten, das Labyrinth u. a. m. Die Tonkunst konnte wegen des melan-
cholischen Volkscharakters wenig gedeihen, und auch die übrigen schö-
nen Künste blieben in der Kindheit. Deftomehr wurde in der Astro-
nomie geleistet und man muss bekennen, dass diese Wissenschaft eine
Höhe erreicht hat, die bei dem Mangel an Fernröhren unsere Bewunde-
rung verdient. Auch die Mathematik und die naturhistorischen
Wissenschaften haben eine bemerkenswerthe Pflege gefunden.
Die Hebräer waren keine Baumeister, denn der berühmte Tem-
pel wurde durch Phönizier aufgeführt, auch nicht Zeichner und Bildhauer,
denn die Religion erlaubte nicht den Bilderdienst, und somit war der
Eifer dazu nicht erst erwacht. Dagegen hob sich die religiöse Poesie,
zum Theil durch Moses angeregt, unter David und Salomo und
dem Könige der Propheten Jesaias zu einer solchen Höhe, dass ihre
Gesänge zu den edelsten Erzeugnissen der Dichtkunst gehören. Mit der
Poesie entwickelte sich auch die Musik, namentlich unter David. Eini-
ges leisteten auch die Hebräer in der Beredsamkeit.
Mittelasiens stolze Hauptstädte, Ninive, Babylon rc. sind von
der Erde verschwunden, die Prachtbauten des Belusthurms, der hän-
genden Gärten, der Paläste sind verfallen, und nur aus den Beschrei-
bungen mögen wir entnehmen, dass jene Länder reich und mächtig wa-
ren und dies durch ihre ungeheuren Bauwerke bekunden wollten. Auch
andere, in diesen Paragraph gehörige Monumente von der Schöpfer-
kraft des menschlichen Geistes sind nicht mehr vorhanden, und die Noti-
zen, welche andere Schriftsteller uns geben, sind so geringfügig, oass sich
über die Cultur jener weiten Länder kein allgemeines Bild entwerfen
lässt. Viel mehr wissen wir über Indien, einmal, weil noch eine unge-
heure Menge von Bauwerken, deren Ungeheuerlichkeit, immense Verhält-
nisse und wunderbarer Geschmack ein geheimes Grauen erwecken, vorhanden
sind, und zweitens, weil die neueste Zeit die Schätze altindischer Poesie er-
schlossen hat. Aber auch die poetischen Erzeugnisse tragen den Stempel des
orientalisch-indischen Charakters, der sich durch Bilderreichthum und kühne,
oft abenteuerliche Phantasie kenntlich macht. Gleichwohl entbehrt nament-
lich das Sanskrit nicht der Feinheit und des Wohlklanges.
Phönizien besaß große Kenntnisse in der Baukunst, den mecha-
nischen Künsten und der Astronomie. Welche Stufe jedoch das Volk in
Künsten und Wissenschaften erstiegen, lässt sich nicht genau bestimmen.
In literarischer Beziehung ist das geschichtliche Werk Sanchunia-
t hon's (1250 v. Chr.?) wichtig.
G r i e ch enl an ds Bauwerke aus alter Zeit sind die cyklopischen
Ueberreste. Diebaukunst erhob sich erst an der Grenzscheide dieses Zeitraums
zu einem schönernund edleren Geschmacke, dessgleichen die bildendenkünste.
Aber in der Poesie hat es frühzeitig eine Höhe erreicht, die in manchen
4*
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn]]
Extrahierte Personennamen: David David David David
260
Erster Zeitraum. Ii. Abschnitt.
ntcn, den Zeitraum von 370—468 umfassend; ferner Marcellinus,
Comes von Jllyricum von 378 — 334, Victor, Bischof von Tunuma
(in Afrika), von 444 — 567, welche durch den Abt von Biclaro, Jo-
hannes, bis 590 fortgesetzt wurde; Casfiodorus schrieb ein (chronicum
brcvc von Anbeginn der Welt bis 519 n. Chr. und Jornandes eine
Chronik bis 560 ; Isidor von Sevilla schrieb außer anderen eine Chronik
von Adam bis 626 und Beda Venerabilis ein Werk unter dem Titel
de 86x mundi aetatibus bis zum Jahre 725, die vielen nachfolgenden
Chronikenschreibern als Anhalt für ihre Arbeiten diente; Paulus Dia-
conus eine allgemeine und eine Geschichte der Longobarden. Dieser
Schriftsteller ist ehrwürdig wegen seines Charakters. Er sah den Fall
seines Volks und Königs und blieb beiden treu. In der Gewalt seines
Siegers verschmähte er dessen Gnade und suchte seinem Volke die Frei-
heit wieder zu verschaffen. Bei Karl dem Großen desshalb angeklagt,
erhielt er dennoch dessen Verzeihung. Procopius von Cäsarea, ein
Byzantiner, steht an Genie, Kenntnissen und historischer Kunst über
allen Zeitgenossen und sein Fortfetzer Agathias ist seiner nicht unwerth.
Die Chronologie ist wegen der zwei neu entstandenen Aeren und
wegen der Nachlässigkeit der Schriftsteller in Bezug auf die Zeitangaben
ziemlich verwirrt und dunkel, doch bei Weitem weniger, als in der alten
Geschichte. Jene zwei Aeren sind die Jezdegerd'sche und die Hedschra.
Die erste beginnt am 16. Juli 632, an welchem das Reich des unglück-
lichen Perserkönigs Jezdegerd Ii. an die Araber fiel. Noch berühmter
und verbreiteter ist die Aera von der Hedschra, am 16. Juni 622, dem
verhängnissvollen Tage der Flucht des Propheten von Mekka nach
Medina. Für die abendländischen Schriftsteller gewinnt die von Dio-
nysius dem Kleinen erfundene und durch den ehrwürdigen Beda
herrschend gemachte Zählung «nach Jahren der Geburt Christi allgemein
geltendes Ansehen. Um's Jahr 720 wurden etwanige Fehler dieser Jah-
reszählung berichtigt. Seit Justim'an hörte die Zählung der Jahre nach
Consuln auf, da auch das Consulat erlosch.
Ii. Abschnitt.
Specielle Geschichte.
§. 1. Die Völkerwanderung. Lange schon, bevor der
hunnische Schwarm aus seinen hochasiatischen Steppen gegen Westen
aufbrach und an den Grenzmarken unseres Erdtheiles erschien, wo das
schöne kriegerische Hirtenvolk der Alanen wohnte, waren die germani-
schen Völker, obschon minder unstät, als die scythischen Horden, in eine
hin und her wogende Bewegung gerathen, wovon die Kailergeschichte
mannigfaltige Beispiele auszuweisen hat. Nach der damaligen Welt-
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Victor Isidor_von_Sevilla Beda_Venerabilis Karl_dem_Großen Karl Procopius_von_Cäsarea Christi
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Agathias Mekka Medina
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Zweiter Zeitraum. Iii. Abschnitt.
entrissen und unter römisch-hierarchische Oberhoheit stellten. Da schrieb
der Patriarch Cerularius von Constantinopel einen Hirtenbrief an die
apulische Geistlichkeit und verlangte von ihr die Verwerfung des päpst-
lichen Ansehens. Der Papst antwortete mit einem Bannflüche, den
die römischen Legaten selbst auf dem Altäre der Sophienkirche nieder-
legteu (1034) und eine griechische Synode erwiderte den Bannfluch
gegen Rom. Beide Bannflüche, welche nimmer widerrufen wurden,
trennten die morgenländische Kirche von der abendländischen auf immer,
da beide sich ausschließlich als im Besitze der wahren Katholicikät be-
trachteten. Spätere, jedoch nur von der Politik herbeigeführte Ver-
söhnungsversuche machten den Riss nur noch tiefer und unheilbarer,
ja die Kreuzzüge steigerten den kirchlichen Gegensatz zum Nationalhass.
- Die Ketzer- und Dogmengeschichte dieses Zeitraums ist verhältniss-
mäßig arm an großen Erscheinungen, und die Orthodorie blieb in
diesem Zeiträume noch siegreich. Merkwürdig ist die Sekte der Pauli-
cianer, welche durch ihr wesentlich protestantisches Auftreten gegen
mancherlei Verirrungen und Missbräuche der griechisch - orthodoren
Kirche, seit dein 3. Jahrhundert, den Anfang einer großen Reihe von
Zeugen der Wahrheit gegen den gesunkenen Zustand der Kirche bildet,
einer Reihe, die von da ab nicht wieder abbricht, sich vom Morgenlande
nach dem Abendlande verzweigt und endlich mit der Reformation im
16. Jahrhundert endet. Den Apostel Paulus als die Hauptguelle ihres
Christenthums anerkennend, haben sie sich jedoch auch durch dualistisch-
manichäische Annahme wahrhaft unchristlicher Ketzerei schuldig gemacht.
Sie verwarfen die Verehrung der Maria, der Heiligen, der Bilder, des
Kreuzes, der Reliquien, das Fasten, das Mönchthum, allen religiösen
Cultus und hatten darum mir Bethäuser, aber keine Kirchen, keinen
Priesterstand, keine Hierarchie, sondern wollten ihre Kirchenverfassung aus
die apostolische Urzeit zurückgeführt wissen. In ihrer Lebensweise hielten
sie sich einfach, dennoch warf man ihnen Wollust, Trunkenheit und
Schlemmerei, wohl mit Unrecht, vor. Die Sekte entstand im 5. Jahr-
hundert, breitete sich aber besonders seit 637 von Samosata, dem Stif-
tungsorte , ini östlichen Kleinasien, Armenien rc. so sehr aus, dass die
orthodoren griechischen Kaiser, die Sklaven ihrer Priester, sich gemüßigt
fanden, schwere Verfolgungen über sie zu verhängen. Vor allen zeich-
neten sich aus die ortlwdore Bilderfreundin Theodora, und Basiliuö
Macedo, nachdem er vorher von ihnen schwere Demüthigungen erfahren.
Kaiser Tzimisces verpflanzte sie um 969 nach Thracien, um die Reichs-
grenze zu bewachen, eigentlich aber, weil sie in ihrer Verbindung mit
den Türken gefährlich erschienen. Von hier aus verbreiteten üe sich
über das Abendland, so dass der Zug der durch das ganze Mittelalter
gehenden reformatorischen Bestrebungen deutlich durch die Bulgarei,
längs der Donau nach Oberitalien, Südfrankreich und an den Niedcr-
rhein verfolgt werden kann. Im Abendlande entstand schon frühe ein
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Extrahierte Personennamen: Cerularius Apostel Paulus Maria Theodora Basiliuö
Macedo
Extrahierte Ortsnamen: Constantinopel Rom Maria Kleinasien Armenien Donau Oberitalien Niedcr-
Xiv
Einleitung.
Vermuthungen und Sagen. Unter den Schriftstellern dieser Klasse ver-
dient namentlich Moses Erwähnung.
In den frühesten Zeiten kannte man nämlich die Kunst zu schreiben
gar nicht, sondern das Gedächtniss des Geschehenen pflanzte sich blos
durch mündliche U e b c r l i e f e r u n g, in Erzählungen vom Vater
auf den Sohn fort. Selbst die Nachrichten, welche die Bücher Mosis
vortragen, sollen sich, wie einige der neuern Geschichtsforscher nicht ohne
alle Wahrscheinlichkeit behaupten, bis zu den Zeiten David's blos durch
solche mündliche Ueberlieferungen erhalten haben. Die Geschichte der
Juden und der denselben benachbarten Nationen, so wie der Völker,
welche mit den Juden in Handelsverbindung oder in anderweiter Be-
rührung standen, kennen wir also erst seit ohngefähr 4000 Jahren.
Aber auch seit dieser Zeit sind noch viele Thatsachen in ein undurch-
dringliches Dunkel gehüllt. Können wir doch selbst viele Begebenheiten
der neuern und der neuesten Zeit, wohl nach ihrer Gewissheit, aber
nicht nach ihren Ursachen und nach so manchen andern wichtigen Be-
stimmungen, angeben und Nachweisen. Wie viel weniger kann dieß bei
Begebenheiten der Fall sein, welche unter Völkern und zu einer Zeit sich
zutrugen, da man noch keine bestimmte Zeitrechnung, oder höch-
stens eine solche hatte, deren Grundsätze uns nicht genau bekannt sind.
Daher können wir uns in jenen frühesten Zeiten nur an mündliche
Ueberlieferungen halten. Sobald aber sich uns ein Volk als aus dem
Zustande der Rohheit, oder vielmehr aus dem Alter der Kindheit her-
vorgetreten darstellt, so bieten sich uns auch auf dem Felde der Geschichte
schon sicherere Führer dar. Fehlt auch die Schreibekunst, so erzählt
doch die Baukunst (die Pyramiden und andere Denkmäler) die Thaten
der Vorzeit, und in Volksgesängen wurde der Ruhm der Heroen und
anderer um ihre Gegenwart und um die Folgezeit gleich hochverdienter
Männer verewigt.
Mündliche Ueberlieferungen und Sagen, Baudenkmäler
und Volksgesänge sind also die Quellen für die ältere Geschichte,
während die neuere außer diesen sich besonders noch auf Inschriften
jeder Art und auf Erzählungen solcher Schriftsteller stützt, welche die
dargestellten Begebenheiten entweder selbst erlebten, oder doch in
einem Zeitabschnitte schrieben, welcher jenen Begebenheiten nahe genug
lag, um über dieselben die Wahrheit erfahren und erforschen zu
können.
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TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]