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1. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 166

1881 - Danzig : Boenig
166 von vielen Flüssen durchschnitten, von denen die Wolga, welche in das kaspische Meer mündet, der bedeutendste, ja der größte Strom in ganz Europa ist. Der Kaukasus zwischen dem schwarzen und dem kaspischen Meere und der Ural sind die merkwürdigsten Gebirge, von denen das letztere die Grenze zwischen Europa und Asien bildet. — Nördlich über Petersburg hinaus kommt das Getreide nur noch in wenigen Gegenden zur Reife. Im mittleren Teile Rußlands ist die Luft gemäßigt und der Boden fruchtbar, fast wie in Deutschland. Im südlichen Teile dagegen (Klein-Rußland) ist die Witterung so warm, daß dort Tabak und Wein, ja sogar Südfrüchte gedeihen, wie sie in Italien wachsen. Hier giebt es unabsehbare Steppen (hochliegende grasreiche Landstriche), in denen nomadische Stämme (Hirtenvölker) mit ihren Viehherden umherziehen. Das große russische Reich ist von vielen verschiedenen Völker- schaften bewohnt, die meist die russische Sprache reden und sich zur griechischen Kirche bekennen. Rußland hat zwei Hauptstädte: Moskau und Petersburg. Moskau ist der Mittelpunkt des Landhandels und des russischen Ge- werbfleißes, Petersburg am finnischen Meerbusen der Mittelpunkt des Seehandels und die Residenzstadt des Kaisers. Nach Polack. 229. Die Erdkugel. Die Erde ist keine Scheibe, wie es den Anschein hat, sondern eine riesige Kugel, die frei im Welträume schwebt. Eine Kugel muß sie sein, 1) weil ferne Gegenstände, wie Türme und Schifie, zuerst mit den Spitzen und erst später beim Näherkommen mit den untern Teilen erscheinen; 2) weil die Erde bei Mondfinster- nissen einen runden Schatten wirst; 3) weil man rings um die Erde reisen kann, wie man einen Kreidestrich um eine Kugel zieht; nach 80 Tagen kann man jetzt wieder daheim sein. Manche schütteln den Kops dazu und meinen, wenn die Erde eine Kugel wäre, so müßten doch die Menschen unten auf der Seite ab- fallen, wie reise Birnen. Es giebt aber bei der großen Erd- kugel kein oben und kein unten; durch die Anziehungs- oder Schwerkraft in ihrem Mittelpunkte zieht sie alle Teile der Ober- fläche mit gleicher Kraft an, so daß man auf jedem Punkte die Erde unter den Füßen und den Himmel über dem Haupte hat. Eine Abbildung der Erde heißt Globus. Wenn man demselben gleichsam die Haut abzieht und in zwei Hälften eben ausspannt, so erhält man Planigloben. Ihre Größe ist erstaunlich. Die Erdachse, d. h. eine Linie durch den Mittelpunkt der Erde von einem Ende der Ober- fiäche zum andern, beträgt fast 1720 Meilen. Der höchste Berg der Erde ist aus ihrer Oberfläche noch nicht wie ein Sandkorn aus einer Kegelkugel. Die Endpunkte der Erdachse heißen Nord-

2. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 339

1880 - Sondershausen : Eupel
339 samkeit und glühend für die Freiheit, gewann er leicht die Herzen aller deutschen Männer und Jünglinge und ward der Stifter eines großen Bundes. In einer nächtlichen Versammlung im Walde schwuren sie allen Römern in Deutschland den Untergang. So geheim indes das Unter- nehmen betrieben wurde, so wurde es doch dem Varus verraten. Aber Varus hielt die Deutschen für zu dumm und sich für zu mächtig, als daß er irgend eine Gefahr hätte fürchten dürfen. Als der Herbst des Jahres 9 n. Chr. gekommen war, schritt Hermann zur Ausführung seines Planes. Varus wurde von seinem festen Lager- plätze weg und immer tiefer in die deutschen Wälder hineingelockt. Er be- fand sich mitten in den Wildnissen des Teutoburger Waldes in einem Thale. Da ward auf einmal jeder Busch lebendig. Aus jeder Bergschlucht raschelte es wie viele hundert Schlangen empor, und die uralten Bäume schüttelten, wie sonst nach dem Wetter Regentropfen, jetzt Pfeile ohne Zahl auf die Römer herab. Der Himmel wollte auch nicht feiern und half den Deutschen mit Sturm und Regen. Von den Güssen unterwühlt, sank die deutsche Erde unter den Füßen des Römers ein; im losen Erdreiche schwan- kend, vom Sturm gerüttelt, stürzten die deutschen Eichen über die Unter- drücker hin und zermalmten sie im Falle. Jetzt nahmen die Deutschen in Weidmannslust so recht die fremden Eber aufs Korn, die ihnen die heilige Erde des Vaterlandes so lange aufgewühlt. Pfeil an Pfeil, Fall an Fall! Schritt für Schritt kämpft der Feind um den Boden, auf dem er steht, um den Weg, um jeden Baum, um jeden Stein, und kommt nicht eher zu Atem, als bis die Nacht hereinbricht. Da läßt Varus Lager schlagen, und ermattet sinken die Römer hin; in jedem Augenblicke scheucht der Deutschen Kriegsgeheul sie aus der kurzen Nachtruhe empor. Wie der Tag sich lich- tet, entdecken sie erst, wie licht es in ihren Reihen geworden. Mann an Mann geschlossen, brechen sie auf und kommen aufs offene Land. Da sehen sie mit Grausen die ganze Macht der Deutschen vor sich entfaltet. Rings umher Deutsche, nirgends ein Ausweg. Für alle Tapferkeit ist nichts mehr seil als der Tod. Jauchzend stürzen jetzt die Deutschen in der verzweifelten Römer starre Reihen. „Die Freiheit! die Freiheit!" schallt es wie Donner des Himmels den Römern in die Ohren. Wie die Saat unter Hagelschloßcn sinken die Tapfern unter den deutschen Hieben hin. Hermann selbst ist überall. Hier ordnet er als Feldherr die Schlacht und ruft: „Drauf, Brüder, drauf!" Dort kämpft er mit der Kraft von zehn Männern, Stirn an Stirn; kein Deutscher, der nicht mit ihm um den Preis wetteiferte. Des Feindes Scharen sind zersprengt; nur wenige wilde Haufen ragen noch aus dem Meere der Schlacht empor. Jetzt wird die Flucht allgemein; doch wer sich retten will, rennt wie blind gerade recht in die Spieße der Deutschen. Da faßt den Varus Verzweiflung, und um sein Unglück nicht als Schmach überleben zu müssen, stürzt er sich in sein Schwert. Nur wenige von dem ungeheuren Römerheere entrinnen glücklich nach der Feste Aliso, die meisten liegen auf dem Wahlplatze. Wer in Ge- fangenschaft kam, ward entweder den Göttern zum Danke für die wieder errungene Freiheit geopfert, oder zum gemeinen Frohndienste in die Gauen der Deutschen geschleppt. Das war die große Schlacht im Teutoburger Walde, die geschlagen ward im neunten Jahre nach Christi Geburt. Als der Kaiser Äugustus die Kunde erhielt, daß die drei Legionen gefallen, stieß er in Verzweiflung 22*

3. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 341

1880 - Sondershausen : Eupel
341 Boden warf. Konstantin war sein Name. Schon sein Vater, der einen Theil des römischen Reiches als Statthalter beherrschte, hatte in Zeiten schwerer Verfolgungen die Christen verschont. Konstantin erbte des Vaters Macht und Ehre und anch dessen freundliche Gesinnung gegen die Christen. Er zog im Jahre 312 gegen seinen heidnischen Gegenkaiser Maxentius zu Felde. Da betete er zum Herrn nm Sieg. Es war Nachmittag; die Sonne stand hoch am Himmel. Der Kaiser war mit seinem Heere ans dem Marsche. Da sah er plötzlich das flammende Zeichen des Kreuzes unter der Sonne mit leuchtender Umschrift: „In diesem Zeichen wirst du siegen." In der Nacht darauf erschien ihm der Herr im Traum und gebot ihm, dies Kreuz zu seinem Panier zu machen. Er that es und besiegte seinen heidnischen Gegner. Zum letzten Male raffte sich die Kraft des Heidentums zum Verzweiflungskampfe zusammen unter Licinius, dem Mit- kaiser Konstantins, der über das Morgenland herrschte. Zwar hatte er in fast gleicher Weise, wie Konstantin, die Macht des wahren Gottes erfahren, war aber diesem doch nicht von Herzen ergeben. Er erlaubte sich nach und nach manche Bedrückungen gegen die Christen; und seine wahre Ge- sinnung kam in dem letzten Kampfe an den Tag, der den vollständigen Sieg des Christentums entschied. Beide Kaiser waren im Streite um die Oberherrschaft über das gesammte römische Reich begriffen. Aller Augen waren voll gespannter Erwartung auf dcu Ausgang des großen Kampfes gerichtet. Licinius führte, ehe er in den Krieg zog, die Häupter seiner Leibwache und die Vornehmen seines Hofes in einen den Göttern geweihten Hain, in welchem ihre Bildsäulen hinter brennenden Wachskerzen standen. Und nachdem er den Göttern geopfert hatte, sprach er: „Hier stehen die Büsten unserer Götter, deren Verehrung wir von unsern Vätern empfangen haben. Unser Widersacher aber, von den vaterländischen Heiligtümern frevelnd abgefallen, verehrt einen fremden Gott und beschimpft sein Heer durch dessen schmachvolles Zeichen. Der Ausgang des Krieges muß zwischen seinem Gott und unsern Göttern entscheiden. Wenn der fremde Gott siegt, so müssen wir uns von unsern Göttern lossagen; siegen aber unsere Götter, wie wir nicht zweifeln, so wenden wir uns nach diesem Siege gegen ihre Feinde." Konstantin, in seinem Glauben nicht wankend, ver- trante indes fest der Macht des höchsten Gottes. Der Kampf begann; wo die Fahne des Kreuzes wehte, erschien der Sieg. Einmal war sic in Gefahr, genommen zu werden. Der Fahnenträger floh, ein anderer aber ergreift das Siegeszeichen; von einem Pfeil niedergestreckt, siel der Flüchtige zu Boden, unter einem Hagel von Pfeilen bleibt der andere doch unver- sehrt. Endlich erscholl von allen Seiten Siegesgeschrei; und Konstantin opferte Dank dem Gotte, dessen Hilfe er nun zweimal so wunderbar er- fahren. Die Zeit der Angst und Verfolgung war nun für die Christen vorüber. Als Konstantin im Jahre 323 Alleinherrscher im ganzen römischen Reiche geworden war, bekannte er sich unverhohlen zum Christentum. Aus Ab- ueigung gegen Rom, wo das Heidentum noch sehr fest saß, verlegte er seinen Wohnsitz nach Byzanz, welches nach ihm Konstantinopel genannt wurde. Durch Erbauung christlicher Kirchen suchte er, und noch mehr seine Mutter Helene, das Volk von den Heidentempeln weg zur Anbetung Gottes herüberzuziehen, Nur Christen wurden zu hohen Ämtern im Reiche be- fördert; kein kaiserlicher Beamter durfte ferner den Göttern opfern. Kon-

4. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 184

1880 - Sondershausen : Eupel
184 die dem Harze treu bleibt. Wenig Obst gedeiht in diesem Klima, desto mehr stehen Blumen, Wald und Wiesen in Flor. An Preißel- und Blau- beeren ist Überfluß: sie werden gesammelt und verkauft. Die Baumarten des Unterharzes sind Ahorn, Esche, Ulme, Birke, Rotbuche; an den mildesten Punkten stehen Roßkastanien. Bei Wernigerode und Blankenburg findet man aber auch die echte Kastanie. In den Oberharz folgt der Tanne nur die Birke eine Strecke weit, und noch etwas weiter die „Quitsche," deren rote Vogelbeeren dem Oberharzer zu seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Vogelfänge, gute Dienste leisten. In der Hohe von 900 Meter schwindet am Brocken schon der Baumwuchs, nachdem er zuvor niedrig und krüppelig geworden; nur das heilsame isländische Moos, die Berganemone und einige Alpenkrüuter fühlen sich aus dem kahlen Scheitel des nebelumfluteten Vater Brocken wohl. Im Thierreiche sind die Vogel am zahlreichsten vertreten, und der Spottvogel, der Zaunkönig, der Bergfinke, das Goldhähnchen, die Meise, der Zeisig, der Staar, das Rotkehlchen, der Falke und die Drossel, welche Heinrich I. den Harz so lieb machten, sind noch jetzt sehr laut in diesen Waldungen. Die Jagd liefert noch Eber, Hirsche, besonders viel Rehe; auch wilde Katzen finden sich noch hin und wieder. Von Hausthieren sind im Harz Ziegen und Schafe, mehr noch Schweine, besonders aber Rind- vieh zu nennen. Die größten Reichtümer des Harzes aber bestehen in Metallen, welche durch den Bergbau zu Tage gefördert, in Schmelzhütten geschieden, in Hammerwerken und Fabriken verarbeitet werden: Silber, Eisen, Kupfer, Blei, Zink, Schwefel, Vitriol ist reichlich vorhanden. Silber gewinnt man noch 46 000 Mark jährlich, Eisen 220 000 Zentner, Kupfer 17 000 Zentner. Die bedeutendste Silbergrube ist bei Andreasb erg in der Berghauptmann- schaft Clausthal. Trotzdem werden die Bergleute und das Volk des Ge- birges nicht reich. Die Bergwerke gehören den Regierungen von Preußen, Brannschweig und Anhalt oder reichen Privatleuten. Wer mit eigenen Händen Erzadcrn sprengt, schmelzt, hämmert, der hat die Blühe und nicht den Ertrag. Doch freut den Harzer die gute Ausbeute, als wäre sic sein; denn er ist arm, aber zufrieden, und der Zufriedene ist am Ende doch der Reichste. Andere Beschäftigungen der Harzbewohner neben dem Bergbau sind das Beerenlesen, das Holzhanen, die Kohlenbrennerei und die Vogelstellerei. Die Beerenleser suchen sich die gelichteten Stellen des Waldes auf, wo sic Erd- und Himbeeren in Menge finden, die sie dann zum Verkauf aus- tragen. — Die Vogelsteller verfolgen die armen Vögel mit Leimruten, Vogelherden und Schlingen. Der Vogelherd besteht aus Netzen, die man in Rahmen spannt und so an einem offenen Kasten befestigt, daß sie von zwei Seiten wie ein getheilter Deckel auf den an der Erde stehenden Kasten fallen können. Eine Schnur zum Zuziehen der Netzdeckel geht nach einem Häuschen, in welchem der Vogelsteller sitzt. Mit den gefangenen Dompfaffen, Zeisigen und Hänflingen wird ein bedeutender Handel getrieben. Kühner.

5. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 263

1880 - Sondershausen : Eupel
263 Pünktchen erscheinen auf der dunkeln Oberfläche und drängen sich da, wo das Wasser in heftigere Bewegung gerät, zu leuchtenden Massen zusammen. Die Kämme überstürzender Wellen sind in feurige Streifen verwandelt. In ein flammendes Kleid gehüllt und durch lange Lichtspuren ihren Weg bezeichnend, durchschießen Delphin und Fische blitzähnlich die Tiefe: jeder Ruderschlag erregt tausend glitzernder Funken, die sallenden^Tropfen eines Regenschauers erzeugen eine leuchtende Flüche, die ihren Schimmer nach oben zurückwirft, so daß die Wolke als eine matt glänzende Wand am schwarzen Himmelsgewölbe steht. Am prachtvollsten zeigt sich das Schauspiel da, wo der Kiel des eilenden Schiffes die See in mächtigen Wogen aus- einander wirft. Die schäumende und wirbelnde Wassermasse vor dem Buge ist in zwei flammende Lichtberge verwandelt; von tausend Funken erfüllt, treibt sie rauschend an den Seiten des Schiffes vorbei und vereinigt^ sich im Kielwasser zu einem langen, hell leuchtenden Streifen, der die Spur des einsamen Seglers auf der weiten Wasserwüste bezeichnet. Die Ursache dieser Erscheinungen sind Millionen und aber Millionen unendlich kleiner Thiere von gallertartiger Masse, welche die oberen Meeresschichten be- wohnen und bei jeder Beunruhigung einen Schein von sich geben ähnlich dem unserer Johanniswürmchen. Merkwürdig ist das regelmäßige Steigen und Fallen des Meerwafsers, die Flut und die Ebbe. Das Steigen dauert etwa 6 Stunden, nach einem Stillstände von einigen Minuten tritt die Ebbe ein, die ebenfalls etwas über 6 Stunden dauert. An jedem Tage tritt die Flut so ziemlich eine Stunde später ein. Gerade so verhält es sich mit dem Aufgange des Mondes. Auch hat man bemerkt, daß die Flut ihren höchsten Stand er- reicht, kurz nachdem der Mond durch den höchsten Punkt seiner Bahn am Himmel hindurchgegangen ist, und daß die Ebbe eintritt, wenn er am Himmel sich wieder herabsenkt. Und so ist es denn ohne allen Zweifel die Anziehungskraft des Mondes, welche diese Erscheinung hervorruft. Daß die Sonne an dieser Bewegung des Meeres auch mit Ursache ist, sieht man daraus, daß die Flut immer dann am höchsten steigt, wenn Sonne und Mond genau nach derselben Richtung stehen, von der Erde aus ge- sehen, oder nach gerade entgegengesetzter Richtung, als zur Zeit des Neu- und Vollmonds. Dann entstehen die gefährlichen Springfluten, die mitunter große Strecken Küstenland wegschwemmen, wie denn zum Beispiel der Dollart dadurch entstanden ist, daß die Springfluten der Nordsee in einer furchtbar stürmischen Nacht des Jahres 1277 die Küsteugegend in einem Umfange von 6 Q.-Meilen bedeckten und eine Stadt nebst 50 Dör- fern in der Tiefe begruben. Nach Romberg u. a. 71. Die Meerestiefe. ^ Das Meer hat gleich der Erdoberfläche nicht nur seine Berge und Thäler, seine Hoch- und Tiefebenen, seine Moorlager und Sandwüsten, seine Quellen und Ströme, sondern auch seine Urwälder mit ihren Schling- pflanzen, ihrer Farbenpracht und Thierwelt, mit Blumengärten und unge- heuren Wiesenflächen, auf denen die Herden der Pflanzenfresser des Meeres weiden, es hat seine Landschaften, welche prachtvoller und wunderbarer sind als irgend etwas auf Erden. Zwar gedeiht auf dem Meeresboden nur die Pflanzenart der Tange und Seegräser; aber diesa sinn so mannigfach

6. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 229

1880 - Sondershausen : Eupel
229 und an ihren Mündungen breit, und die Meeresflut dringt weit in sie hinein, was auch zur Förderung der Schiffahrt gereicht. .................... Die Ebenen, Thäler und niederen Hügel in England sind sorgfältig angebaut, und aus den fetten Wiesengründen grasen Herden von Pferden und Rindern, auf den Hügeln Schafe und Ziegen. Große Städte, zahl- reiche Dörfer und einzeln liegende Schlösser und Meierhöfe sind durchhin- gestreut. Die großen Waldungen sind durch den Ackerbau verdrängt; doch findet man nirgend ganz baumlose Gegenden. Wo nur der Schatten er- wünscht sein kann, hat der Engländer Bäume stehen lassen, so daß^ das Land einern gelichteten Haine gleicht. Überall in Park und Wiesen zerstreut mischen sich Hirsche, Rehe und Kaninchen zutraulich unter das Getümmel der Rinder und Schafe. Alle Flüsse, Bäche und Meeresnfer sind mit Gärten, Parks und Schlössern umsäumt, und Landsitz reiht sich an Land- sitz. An Holz ist sehr fühlbarer Mangel; doch helfen als Brennmaterial die Steinkohlenschätze reichlich ans. Das gute Stammholz gebraucht man zum Schiffsbau. — In Irland ist der Boden nicht so reich angebaut als in England; an manchen Stellen hindern weite Moräste daran. Schott- land hat noch spärlicheren Anbau. Selbst die Gebirge, ehemals dicht be- waldet, stehen in Schottland meist kahl, nur mit Gestrüpp und Heide be- deckt; um die malerischen Bergseen erheben sich noch schöne Hochwaldungen. Bei der großen Einwohnerzahl von 33 Millionen reicht das Getreide nicht aus, das im Lande selber gebaut wird. Aber der Boden Englands birgt in seinem Innern unermeßliche Mineralschätze: 12/i3 alles Zinnes, die Hälfte alles Kupfers und ein Drittel alles Eisens, das überhaupt in Europa gewonnen wird, wird aus den englischen Bergwerken gewonnen, und aus seinen gewaltigen Steinkohlenlagern versorgt es zum Theil noch andere Länder. Wo die Fundorte der Kohlen und Erze sind, wimmelt es von Hütten- und Hammerwerken, von Dainpfmaschincn und Fabriken, und von Städten, die aus kleinem Anfange zu großer Bevölkerung und großem Reichtum gekommen sind. Die hier verfertigten Metall-, Baum- wollen-, Leder- und Seidcnwaaren werden aus den Eisenbahnen, Kanälen und Flüssen durch das ganze Land befördert, in den Küstenstädten ans Seeschiffe geladen und nach allen Erdtheilen ausgeführt, wogegen deren Erzeugnisse zurückgebracht werden. So sind viele Einwohner dieser Länder durch Gewerbfleiß und Handel überaus reich geworden; aber daneben gibffs auch eine bittere Armut, namentlich in den großen Städten. Am meisten ist dies der Fall in der gewaltigen 4 Millionen Menschen bergen- den Hauptstadt London. Durch seine Lage ist Großbritannien auf die Schiffahrt angewiesen; sie steht von hier aus nach allen Ländern der Erde hin offen. Das haben^ die Engländer zu benutzen verstanden. Sie haben die stärkste Kriegs- und Handelsflotte, und ihre Niederlassungen erstrecken sich über die ganze Erde. Aber ihr Verkehr ist auch der Verbreitung des Evangeliums viel- fach zu gute gekommen. Wie schon in alten Zeiten Missionare von diesen Ländern ausgingen und auch unsern Vätern das Evangelium predigten, so sind auch bis auf den heutigen Tag viele Missionare von dort ans zu den Heiden in allen fremden Erdtheilen gegangen, und durch die große englische Bibelgesellschaft ist die heilige Schrift in unzählige Familien gekommen, d:e sonst ihrer wohl entbehrt hätten. Flügge.

7. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 398

1880 - Sondershausen : Eupel
398 auf Vaterlandsliebe und Ehrgefühl, — das sind einige der weiteren Haupt- gesichtspunkte. Dach nicht mit einem male durfte man ein großes Heer wieder erschaffen; die Zahl der zu haltenden Truppen war durch Napoleon auf 42 000 beschränkt. Um dennoch größere Heeresmassen für die Zukunft auszubilden, ließ man die Rekruten, sowie sie emexerciert waren, nach Hause gehen und berief andere an ihre Stelle, und so immer weiter, so daß in kurzem schon 150 000 einexercierte Leute im Lande waren. Und das alles geschah, ohne daß die Franzosen die furchtbare Macht ahnten, die sich hier wie unterirdisch gegen sie bildete. Auch für die Bildung des Volkes wurde in jenen schweren Zeiten großherzig Sorge getragen; dafür legt die Gründung der Universität Berlin im Jahre 1810 und die Verbesserung der Volksschulen Zeug- nis ab. Nach L. Hahn. 45. Gottes Strafgericht in Rußland. 1812. Napoleon hatte fast alle Fürsten und Völker Europas bezwungen, und schwer lastete seine Hand auf den besiegten Ländern. Seine Heere standen in Spanien; Italien war ihm unterworfen, Holland ihm untcrthänig; Österreich hatte er niedergeworfen in blutigen Schlachten; die deutschen Fürsten mußten thun, wie er wollte, und auch Preußen hatte er an den Rand des Verderbens gebracht. Nun gelüstete es ihn, auch Rußland seiner Herrschaft zu unterwerfen. Im Sommer des Jahres 1812 brach er mit Viermalhunderttausend auserlesenen Kriegern zu Fuß und sechzigtausend zu Roß nebst 1200 Stück Geschütz in das große russische Reich ein. Er hatte die besten Scharen aus allen Ländern Europas gesammelt. Sie waren in allen Künsten der Waffen wohl geübt und mit allem Kriegszeuge aufs beste versehen. In mehreren blutigen Schlachten zeigten sich zwar die Russen tapfer; aber sic mußten das Schlachtfeld räumen und zogen sich tief in das Land hinein nach Moskau, der alten Hauptstadt des Reiches, indem sie alles hinter sich her verheerten. Napoleon folgte ihnen gegen den Rat seiner Generale. Da ereilte ihn in der Zarenstadt die göttliche Gerech- tigkeit. Am 14. September war er siegestrunken in das ehrwürdige Schloß der russischen Kaiser, den Kreml, eingezogen; aber schon in der folgenden Nacht brachen dort über seinem Haupte die Flammen aus, welche vier Tage lang wüteten und die ganze Stadt in Asche legten. Unsäglicher Schrecken ergriff das französische Heer, welches in Moskau sichere Winter- quartiere zu finden gehofft hatte. Ende Oktober mußte Napoleon den Rück- zug durch das feindliche Land antreten. Hierauf hatten die Russen ge- wartet. Mit den Schwärmen ihrer Kosacken verfolgten sie den fliehenden Feind, ließen ihm keine Ruhe, weder bei Tag noch bei Nacht, und wer sich nur von dem Hauptheere entfernte, wurde niedergemacht. Da brach Tod und Verderben noch furchtbarer über das gewaltige Heer herein. Früher als gewöhnlich brach in den öden Steppen Rußlands ein harter Winter ein. Die fliehenden Scharen hatten keinen Schutz gegen seine Strenge: ihre Kleider waren zerrissen, die Füße, halb entblößt, zitterten aus dem kalten Schnee; die Dörfer und Städte waren verwüstet; nirgends ein Ob- dach gegen den furchtbar schneidenden Wind; kein Bissen Brot, den nagen- den Hunger zu stillen. Da ergriff Verzweiflung ihre Herzen. An jedem

8. Realienbuch für niedere Volksschulen - S. 19

1880 - Danzig : Axt
19 Napoleons Feldzug nach Rußland. Der erste Freiheitskrieg. War er darauf, in seinem Lande Verbesserungen einzuführen, die seinen Unterthanen nützten. Die Erbunterthäniakeit der Bauern, welche für Benutzung van Grund und Boden ihrem Gutsherrn schwere Frondienste leisten mußten, hob er auf. Auf diese Weise wurden die Landleute freie Eigentümer ihrer Ackerländereien. Ein guter Ratgeber in Kriegsangelegenheiten war dem Könige der General Scharnhorst. Dieser machte den Vorschlag, jeder preußische Mann, sobald er nur gesund und stark sei, müsse Soldat werden. Hierauf führte der König die allgemeine Wehr- pflicht ein. Die Königin Luise. Die Gemahlin Friedrich Wilhelm Iii. war Luise, eine Tochter des Herzogs von Mecklenburg-Strelitz. Die treueste Liebe verband das edle Königspaar. Daher tvar es ein niederschmetternder Schlag für bcn König, daß die Gefährtin seines bewegten Lebens chm so früh entrissen wurde. Das Unglück des Vaterlandes hatte sie sehr niedergebeugt; sie erkrankte und ahnte wohl ihr baldiges Ende. Schon in dem frühen Alter von 34 Jahren (am 19. Juli 1810) starb sie mitten in der Blüte ihrer Schönheit. Der König war untröstlich, und - sein Volk trauerte aufrichtig mit ihm. Zu Charlottenburg, in einem einfachen Marmortempel von Bäumen umschattet, bestattete man ihre Leiche. Noch heute aber steht der 19. Juli bei der königlichen Familie in ernstem Andenken. 37. Napoleons Feldzug nach Rußland. 1812. Zug nach Rußland. Nachdem Napoleon fast alle Völker Europas unterjocht hatte, wollte er auch Rußland unterwerfen. Im Sommer des Jahres 1812 sammelte er ein ungeheures Heer von Kriegern zu Fuß und zu Roß um sich. Sie waren wol geübt im Gebrauch der Waffen und fielen in Scharen in Rußland ein. Die Russen wehrten sich in einer Schlacht zwar tapfer, mußten aber weichen. Sie zogen sich darauf nach der alten Hauptstadt Moskau zurück, indem sie hinter sich alles verwüsteten. Napoleon setzte ihnen nach und erreichte am 14. September Moskau. Hier hoffte er mit seinem Heere Winter- quartier zu nehmen. Doch legten die Russen heimlich Feuer an, welches fast die ganze Stadt einäscherte und die ungebetenen Gäste vertrieb. Jetzt hätte Napoleon gern Friedensuuter- handlungen angeknüpft; doch Kaiser Alexander von Rußland verlachte ihn. Der Rückzug. Napoleon war daher gezwungen, den Rückzug anzutreten. Schon früh- zeitig aber stellte sich der Winter ein und so strenge, wie die Franzosen ihn nicht ertragen konnten. In den verheerten Gegenden war keine Nahrung und kein Obdach aufzusuchen, und so kamen denn Tausende vor Hunger und Kälte um. Dazu wurden sie von den russischen Kosaken verfolgt und diese metzelten nieder, was sie erreichen konnten. Napoleon verließ treulos seine Armee und jagte auf einem Schlittten allein nach Paris. Noch viele Tausende der Franzosen kamen bei dem Uebergange über die Beresina ums Leben, indem die Brücke einstürzte. Es erreichten vielleicht nur 30 000 von fast einer halben Million des Heeres die Heimat. 38. Der erste Freiheitskrieg. 1813 und 14. Vorbereitung zum Kampfe. Nachdemschrecklichenuntergangeder französischen Heere, durften die unterjochten Völker wohl stuf die Freiheit hoffen. Preußen schloß ein Bündnis mit Rußland, und das Volk stellte sich zu den Waffen. Viele tausend Jünglinge, ja selbst Männer von 50 Jahren kamen freiwillig. Reichliche Gaben zur Ausrüstung des Heeres flössen zusammen. Gold- und Silbergerät, ja selbst Trauringe wurden hingegeben. Irr kurzer Zeit lvar das Heer bereit. Schlacht bei Grotzgörschen und Bautzen. 1813. Napoleon sammelte nach seiner Rückkehr aus Rußland schleunig ein neues Heer, welches er den Preußen und Russen entgegenführte. Im Mai 1813wurden bei Großgörschenund Bautzen in Sachsen die ersten Schlachten geliefert. Trotz der heldenmütigen Tapferkeit der Preußen unter Anführung des kühnen Generals Blücher behaupteten die Franzosen doch zuletzt das Schlachtfeld. Schlacht au der Katzbach. 1813. Später (am 26. August) besiegte Blücher die Franzosen an der Katzbach, einem Flusse in Schlesien. „Vorwärts Kinder", rief er seinen Soldaten zu, und da in dem strömenden Regen an Schießen nicht zu denken war, hauten die Preußen mit Bayonnet und Kolben darein. Die Franzosen mußten Weichen, und es ertranken eine Menge von ihnen in der angeschwollenen Katzbach. Blücher aber hieß seit diesen: Tage „Marschall Vorwärts" bei seinem Heere, und der König ernannte ihn zum Feldmarschaü. 2*

9. Realienbuch für niedere Volksschulen - S. 5

1880 - Danzig : Axt
5 Hermann. Die Völkerwanderung. Religion. Es wurden mehrere Götter von den alten Deutschen verehrt, deren oberster Odin oder Wodan hieß. Der Gottesdienst wurde in heiligen Hainen oder auf hohen Bergen abgehalten; denn Tempel kannte man nicht. Jeder Hausherr war seines eigenen Hauses Priester. Am Herde, dem heiligsten Orte des Hauses, betete er für teilte Familie zu den Göttern. Für den öffentlichen Gottesdienst gab es besondere Priester, welche vom Volke hoch verehrt wurden. Blutige Opfer waren nicht selten, und nach des Volkes Glauben gingen die Helden nach ihrem Tode nach Walhalla (d. h. Himntel) zu Wodan, lvo sie Teil nahmen am herrlichen Siegesntahl. 10. Hermann der Befreier Deutschlands. Herrschaft der Römer. Schon mehrere Male waren die Römer in Deutschland eingefallen und hatten so allmählich auf dem rechten Ufer des Rheitts und auf dem linken Ufer der Dottau Besitzungen gewonnen. Gern wollte der damalige römische Kaiser Augustus ganz Deutschland unterjochen. Im Jahre 9 n. Chr. war der römische Feldherr Varus Statthalter der deutschen Gebiete. Dieser behandelte das deutsche Volk grausam, trieb unerbittlich Steuern über Steuern ein und suchte den Deutschen römisches Wesen aufzudringen. Er richtete und verurteilte sie nach römischer Weise, und ntancher freie Deutsche wurde sogar zur Strafe durch Rutenhiebe gezüchtigt. Hierüber entstaub ein heimlicher Grnnm, und die Erbitterung int Volke stieg immer höher. Hermanns Erziehung. Da stand ein tapferer deutscher Jüngling Namens Hermann oder Armin, der Sohn eines Fürsten der Cherusker, auf. Zwar hatte er von den Römern die Kriegskunst erlernt uttd war von diesett sogar zum Ritter ernannt worden; doch war sein Herz deutsch und dem Vaterlande treu geblieben. Mit Ingrimm sah er die Gewaltthätigkeiten der Römer und beschloß, seinem Volke wieder die Freiheit zu verschaffen. Im Geheimen stiftete er eine Verschwörung von bieten tapfern Deutschen, die Römer aus Deutschland zu vertreiben. Die Hermannsschlacht. Durch List sitchte Hermann den römischen Feldherrn Varus in den Hntterhalt zu lockett, indem er ihm die Botschaft zugehen ließ, ein deutscher Stamnt an der Ems habe sich empört. Zornig brach Varus int Septentber des Jahres 9 n. Chr. auf, die Beschuldigten zu strafen. Doch der Weg durch die Gebirge und Wälder war sehr beschwerlich, und oft mußte erst ein Durchgang gehauen oder etne Brücke über reißende Gewässer gelegt iverdeit. Dazu kamen ungeheure Regettgüsse, die den Boden erweichten und ein Vordringen der Römer uttmöglich machten. Plötzlich wurden sie von den Deutschen unter Hermanns Anführung um- zingelt und das gänzlich erinattete Hcer vernichtet. Varus stürzte sich voll Verzweiflung in seilt eigenes Schwert. Nur wenige seines Heeres entkamen und verbreiteten die Schreckenskunde. Augustus zerriß bei der Nachricht iu großein Schmerze sein Gewand und rief: „O Varus, Varus, gieb mir meine Legionen wieder"! termann, dem kühnen Helden aber ist in neuerer Zeit (unweit Detmold) auf einer telle des teutoburger Waldes, welche man für den Siegesplatz hält, ein herrliches Denkmal errichtet worden. 11. Die Völkerwanderung. 375—568. Die Hunnen. Zu wiederholten Malen von den Römern bedroht, schlossen die verschiedenen kleinen deutschen Völkerschaften Verträge untereinander, um ver- eint besser der Uebermacht widerstehen zu können. So entstanden die vier großen Völkerbünde: der Allemannen am Oberrhein, der Franken am Niederrhem, der Sachsen zwischen Rhein und Elbe und der Gothen im Osten Deutschlands. Da drangen aus dem Osten Asiens die Hunnen gleich Heuschreckenschwärmen in Europa ein. Von ihnen wurde alles verheert und vernichtet; denn sie Warenein wildes strett- süchtiges Nomadenvolk. Die Hunnen waren von kleiner Gestalt und sehr häßlich; sie besaßen eine große Kraft in den Armen, waren aber aus den Beinen sehr schwach, weil sie fast immer auf ihren kleinen flinken Pferden saßen, darauf aßen und auch wohl schliefen. Ihr Anführer Attila war sehr tapfer, grausam und blutgierig und nannte sich selbst „Gottesgeißel". In seinem Uebermute meinte er, wenn er sein Schwert nur in den Erdboden stoße, so zitterten die Völker Europas. Diese von allen Seiten durch die Hunnen bedroht, verließen fast sämtlich ihre Wohnsitze und verdrängten die Nachbarvölker. So kam es zu einer gewaltigen Bewegung, welche me Völkerwanderung genannt wird, die gegen 200 Jahre dauerte.

10. Lesebuch für Volksschulen - S. 142

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
142 17. Der erste Hohenzoller i« Brandenburg. (1415.) 1. Das Geschlecht der Hohenzollern. In dem Lande Hohenzollern- Hechingen, von Würtemberg umschlossen, stand auf einem 800 Fuß hohen Berge ein altes verfallenes Schloß, welches jedoch in neuerer Zeit wieder hergestellt worden ist. — Das ist die Burg Hohenzollern, und seine früheren Bewohner waren die Grafen gleichen Namens. Das Geschlecht der Hohenzollern soll schon zu Karls des Großen Zeiten geblüht haben. Aus diesem Geschlechte der Hohen- zollern nun stammt die preußische Königsfamilie. 2. Friedrich Vi., Statthalter in Brandenburg. Graf Frie- drich Vi., der zugleich Burggraf von Nürnberg war und die Fürsten- thümer Anspach und Baireuth besaß, stand nämlich beim Kaiser Sigismund in solchem Ansehen, daß er ihn 1412 zum Statthalter von Branden- burg bestimmte. Dieses Land war aber damals sehr heruntergekommen. Der immer geldarme Sigismund hatte es nämlich früher seinem Vetter Jobst von Mähren gegen eine Summe Geldes verpfändet. Der habsüchtige Jobst hatte darüber Statthalter gesetzt, die sich wenig um das Wohl des Landes beküm- merten und nur für ihren Herrn Geld zu erpressen suchten. Dazu fehlte es an Ordnung und Recht. Wild schwärmten die mächtigen Raubritter umher, führten den Bauern ihre Heerden weg, nahmen den Kaufleuten ihre mit Waaren beladenen Wagen auf offener Straße, führten ste in ihre Raubnester, und Reisende wurden ihrer Habe beraubt. Nirgends wütheten Fehde und Raub so, als hier. 3. Seinekämpfe mit demadel. Als Friedrich in der Mark erschien, begrüßten ihn alle als Retter des Landes, und freudig leisteten ihm Städte und Stände den Eid der Treue. Aber Dietrich und Johann von Quitzow, Caspar Hans von Puttlitz, Wichard von Rochow und Achim von Bredow verbanden sich gegen den neuen Landesherrn. Sie trotzten auf ihre 14 Fuß dicken Mauern. Sie nannten den Nürnberger Burggrafen nur spott- weise das Nürnberger Spielzeug. „Und wenn es ein ganzes Jahr lang Burg- grafen regnete, so soll in der Mark doch keiner aufkommen," sagten sie, rückten in Verbindung mit den Pommern dem neuen Landesherrn entgegen und be- siegten ihn. Der Sieg blieb indeß ohne Folgen. Friedrich bemühte sich, sie durch Freundlichkeit und Herzensgüte zu gewinnen; er bot ihnen Verzeihung au und sicherte ihnen den Besitz ihrer rechtmäßig erworbenen Güter zu; aber sie verharrten bei ihrem Trotz. Da wandte sich Friedrich an den Kaiser. Der erklärte die Widerspenstigen für Rebellen und sprach die Reichsacht über sie aus. Noch zögerte der Statthalter. Als aber die Ritter fortfuhren, die Mark durch ihre Fehden zu verwüsten, da mußte Friedrich Ernst gebrauchen. Mit 4 Heeren rückte er zu gleicher Zeit vor die Schlösser Friesack, Plaue, Golzow und Bütow. Das Haupt der Rebellen, Dietrich von Quitzow, befand sich in Friesack. Hier leitete Friedrich selbst die Belagerung. Lachend erwartete Dietrich die Feinde. Friesack war eine der festesten Burgen in der Mark. Das Mauerwerk, > mit vielen starken Thürmen versehen, hatte eine außerordentliche Stärke. Die Besatzung war mit dem besten Muthe beseelt und schaute mit Vertrauen auf ihren Herru, der sie so oft zu Sieg und Beute geführt hatte. Mit Lebensmitteln war man reichlich versehen, und so fiel es niemandem in der Burg ein, daran zu denken, daß eine Eroberung derselben möglich sein könnte. Am allerwenigsten hatte Dietrich selbst einen solchen Gedanken. Ein Held, wie er, häcke nach dem bisherigen Laufe der Dinge in einer solchen Veste einer halben Welt getrotzt. Die Belagerung hatte begonnen, und die Besatzung befand sich auf ihrem Posten. Da geschah ein furchtbares Krachen. Die ganze Burg erzitterte; klirrend zer- sprangen die Scheiben in den Zimmern; prasselnd fiel der Kalk von den Wan- den, und donnernd stürzten Steine und Steintrümmer in den Burghof. In größter Bestürzung, und betäubt von dem unerhörten Getöse, lief alles in der Burg zusammen. Niemand in der ganzen Mark hatte je etwas Aehnliches vernommen.
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