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1. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 176

1881 - Danzig : Boenig
176 und nahm die in der Schlacht gefallenen Helden auf in seinen Himmelssaal, in die Walhalla. Weil er an der Spitze aller Götter stand und den Menschen jeglichen Segen spendete, führte er auch den schönen Namen Allvater. ' ^drä. 235. Hermann. Unsere Verfahren lernen wir zuerst kennen im Kampfe mit den Römern. Über das ganze südliche Europa und weit in Afrika und Asien hinein erstreckte sich das Reich dieses gewaltigen Herrschervolkes. Auch über Deutschland wollte nun der römische Kaiser Äu gn st us (unter dessen Regierung Jesus Christus ge- boren ist) seine Herrschaft ausbreiten. Deshalb sandte er seinen Stiefsohn Drusus mit starker Heeresmacht aus, das Land zu unterjochen. Und Drusus legte eine große Zahl fester Plätze am Rheine an, aus denen allmählich die schönen Städte Mainz, Koblenz, Bonn, Köln u. a. entstanden sind, und drang in mehreren Kriegszügen bis zur Weser und Elbe vor. Zwar starb er bald, aber die Unterwerfung Deutschlands machte weitere Fortschritte. Schon schien das Land zwischen Rhein und Weser ganz im Be- sitze der Römer zu sein: römische Heere hatten dort ihre festen Lagerplätze, römische Statthalter schalteten dort wie in einer eroberten Provinz. Vorzüglich drückte der Statthalter Var us das deutsche Volk durch schimpfliche Behandlung. Gleich als wären die freien Männer schon Unterthanen und Knechte der Römer geworden, forderte er von ihnen schwere Abgaben, suchte römische Sitten und Gesetze, ja sogar die römische L-prache ihnen aufzudrängen und ließ Ruten und Beile vor sich hertragen, zum Zeichen, daß er Macht habe, körperliche Züchtigungen und selbst die Todes- strafe über sie zu verhängen. Solche Knechtschaft dünkte den Deutschen die äußerste Schmach. Aber wer sollte das Vaterland aus der Hand des mächtigen Unterdrückers befreien? Unter den Cheruskern, einer deutschen Völkerschaft, die am Weserstrome ihre Wohnsitze hatte, lebte damals ein junger Fürst von schöner Gestalt, raschem Verstände und tapferem Arm. Sein Name war Hermann oder Armin. Um die Kunst des Krieges zu erlernen, hatte er, wie mancher andere deutsche Jüngling, im römischen Heere gedient, und die Römer hatten den edlen Fürsten- sohn mit Ehren und Würden reich belohnt. Doch ihn konnte römische Gunst von seinem Vaterlands nicht abtrünnig machen. Mit tiefem Unwillen sah er die Schmach seines Heimatlandes, und der Gedanke, dessen Retter zu werden, erfüllte seine Seele. Kein Römer ahnte sein Vorhaben. Auch als ein Verräter den Varus vor ihm warnte, wollte der sorglose Statthalter an keine Gefahr glauben.

2. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 288

1881 - Danzig : Boenig
288 in dasselbe eindringt. Darum hängt aber auch der Mensch so leicht sein Herz daran und schätzt es über Gebühr, oft höher als ein gutes Gewissen. Viel besser wäre es, wenn jedermann sich's zum Vorbilde nähme und dafür sorgte, dass seine Seele rein bliebe, wie Gold. Zu den bemerkenswertesten Eigenschaften des Goldes gehört auch seine ausserordentliche Dehnbarkeit. Ein Du- katen, der bekanntlich noch kleiner ist, wie ein Fünfzig- pfennigstück, lässt sich durch Hämmern so weit ausdehnen, dass man damit einen Reiter samt seinem Rosse vergolden könnte. Gegenstände von geringerem Metall, z. B. von Silber, werden häufig mit einer sehr dünnen Schicht Gold überzogen und sehen dann aus, als wären sie aus reinem Golde verfertigt. So erscheint auch der Mensch äusserlich oft besser als er innerlich ist, was ihm freilich wenig Ehre macht, auch selten lange unentdeckt bleibt. Das Gold findet sich teils im Sande der Flüsse und im aufgeschwemmten Lande, teils zwischen allerlei Gesteinen im Innern der Erde. Am häufigsten kommt es in Amerika, in Russland und Afrika vor. Auf der amerikanischen Halb- insel Kalifornien entdeckte man vor einigen Jahren beim Anlegen einer Wassermühle einen solchen Reichtum an Gold, dass ein fleissiger Sammler in acht Tagen ein reicher Mann werden konnte. Kaum hatte man aber Nachricht davon erhalten, so strömten auch schon von allen Seiten Menschen herbei, selbst aus Europa. Jeder wollte in kurzer Zeit und ohne Anstrengung reich werden. Eine Zeit lang ging das Sammeln ohne Störung von statten; als aber die Zahl der Goldgierigen mit jedem Tage wuchs, entstand bald Streit und Zank um die besten Stellen, und mancher hat dort statt Gold den Tod gefunden. Man sieht daraus recht deutlich, dass das Gold nicht glücklich macht. Wir wollen daher aber auch nicht murren, dass unser Vaterland im Vergleich mit jenen Ländern arm an Gold ist. Statt hab- süchtig in der Erde nach diesem Metalle zu wühlen, wollen wir sie mit nahrhaften Früchten bebauen und uns ein zu- friedenes Herz erhalten. Lüben. 340. Das Eisen. Das Eisen ist das unentbehrlichste Metall. Weil es heut- zutage bei Bauten, Gewerben und int Kriege die Herrschaft führt, hat man unser Jahrhundert das eiserne genannt. Es ist schwarzgrau mit Metallglanz, schmilzt schwer, erweicht und dehnt sich aber in der Feuerglut und läßt sich hämmern und zu- sammenschweißen. Es ist 7—8 mal schwerer als ebensoviel

3. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 55

1881 - Danzig : Boenig
55 Da die Füße nicht mehr gehen, die Hände nicht mehr ar- beiten, der Mund nicht mehr essen, die Augen nicht mehr sehen wollten: so sing der ganze Körper in all seinen Gliedern an zu welken und abzusterben. Nun kamen sie zur Besinnung; sie erkannten ihre Thorheit und söhnten sich wieder aus. Es diente wieder ein Glied dein andern, und alle wurden auch wieder ge- sund und stark, wie sie es vorher gewesen waren. Joachim Heinrich Campe. 116. Die sieden Stäbe. Ein Vater hatte sieben Söhne, die öfters miteinander uneins wurden. Über dem Zanken und Streiten versäumten sie die Arbeit. Ja, einige böse Menschen hatten im Sinne, sich diese Uneinigkeit zu nutze zu machen und die (Löhne nach dem Tode ihres Vaters um ihr Erbteil zu bringen. Da ließ der ehrwürdige Greis eines Tages alle sieben Söhne zusammenkommen, legte ihnen sieben Stäbe vor, die fest zu- sammengebunden waren, und sagte: „Demjenigen von euch, welcher dieses Bündel Stäbe entzwei bricht, zahle ich dreihundert Mark bar." Einer nach dem andern strengte alle seine Kräfte an, und jeder sagte nach langem, vergeblichen Bemühen: „Es ist gar nicht möglich!" „sind doch," sagte der Vater, „ist nichts leichter." Er löste das Bündel auf und zerbrach einen Stab nach dem andern mit geringer Mühe. „Ei," riefen die Söhne, „so ist es freilich leicht; so könnte es ein kleiner Knabe!" Der Vater aber sprach: „Wie es mit diesen Stäben ist, so ist es mit euch, meine Söhne. So lange ihr fest zusammen- haltet, werdet ihr bestehen, und niemand wird euch überwältigen können. Wird aber das Band der Eintracht, das euch verbinden soll, aufgelöst, so geht es euch wie den Stäben, die hier zerbrochen auf dem Boden umher liegen." Christoph v. Schund. 117. Sprichwörter. 1. Vereint sind auch die Schwachen mächtig. 2. Eintracht hat große Macht. 3. Eintracht ernährt, Zwietracht verzehrt. 4. Wo Eintracht den Tisch deckt, sitzt Gott mit zu Gaste. 5. Keine festere Mauer denn Einigkeit. 6. Friede und Einig- keit haben alle Städte erbaut. 7. Einigkeit, ein festes Band, hält zusammen Lent' und Land. 8. Friede ernährt, Unfriede verzehrt. 118. Gesundheit ist ein großer Schatz. Kunz ging einmal über Land und kam matt und verdrossen bei einem Wirtshause an, wo er sich einen Krug Bier und ein

4. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 166

1881 - Danzig : Boenig
166 von vielen Flüssen durchschnitten, von denen die Wolga, welche in das kaspische Meer mündet, der bedeutendste, ja der größte Strom in ganz Europa ist. Der Kaukasus zwischen dem schwarzen und dem kaspischen Meere und der Ural sind die merkwürdigsten Gebirge, von denen das letztere die Grenze zwischen Europa und Asien bildet. — Nördlich über Petersburg hinaus kommt das Getreide nur noch in wenigen Gegenden zur Reife. Im mittleren Teile Rußlands ist die Luft gemäßigt und der Boden fruchtbar, fast wie in Deutschland. Im südlichen Teile dagegen (Klein-Rußland) ist die Witterung so warm, daß dort Tabak und Wein, ja sogar Südfrüchte gedeihen, wie sie in Italien wachsen. Hier giebt es unabsehbare Steppen (hochliegende grasreiche Landstriche), in denen nomadische Stämme (Hirtenvölker) mit ihren Viehherden umherziehen. Das große russische Reich ist von vielen verschiedenen Völker- schaften bewohnt, die meist die russische Sprache reden und sich zur griechischen Kirche bekennen. Rußland hat zwei Hauptstädte: Moskau und Petersburg. Moskau ist der Mittelpunkt des Landhandels und des russischen Ge- werbfleißes, Petersburg am finnischen Meerbusen der Mittelpunkt des Seehandels und die Residenzstadt des Kaisers. Nach Polack. 229. Die Erdkugel. Die Erde ist keine Scheibe, wie es den Anschein hat, sondern eine riesige Kugel, die frei im Welträume schwebt. Eine Kugel muß sie sein, 1) weil ferne Gegenstände, wie Türme und Schifie, zuerst mit den Spitzen und erst später beim Näherkommen mit den untern Teilen erscheinen; 2) weil die Erde bei Mondfinster- nissen einen runden Schatten wirst; 3) weil man rings um die Erde reisen kann, wie man einen Kreidestrich um eine Kugel zieht; nach 80 Tagen kann man jetzt wieder daheim sein. Manche schütteln den Kops dazu und meinen, wenn die Erde eine Kugel wäre, so müßten doch die Menschen unten auf der Seite ab- fallen, wie reise Birnen. Es giebt aber bei der großen Erd- kugel kein oben und kein unten; durch die Anziehungs- oder Schwerkraft in ihrem Mittelpunkte zieht sie alle Teile der Ober- fläche mit gleicher Kraft an, so daß man auf jedem Punkte die Erde unter den Füßen und den Himmel über dem Haupte hat. Eine Abbildung der Erde heißt Globus. Wenn man demselben gleichsam die Haut abzieht und in zwei Hälften eben ausspannt, so erhält man Planigloben. Ihre Größe ist erstaunlich. Die Erdachse, d. h. eine Linie durch den Mittelpunkt der Erde von einem Ende der Ober- fiäche zum andern, beträgt fast 1720 Meilen. Der höchste Berg der Erde ist aus ihrer Oberfläche noch nicht wie ein Sandkorn aus einer Kegelkugel. Die Endpunkte der Erdachse heißen Nord-

5. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 210

1881 - Danzig : Boenig
210 reich. So rühmlos endete das deutsche Reich nach tausend- jährigem Bestände. Napoleon verschenkte nun Länder und Kronen an feine Brüder und Verwandten, und niemand konnte ihm wehren. Der friedliebende König von Preußen hatte sich dem Bunde gegen Napoleon nicht angeschlossen, obwohl ihn die besten Männer an seinem Hofe dazu drängten. Er wollte seinem Lande die Leiden des Krieges ersparen. Nach dem Siege von Austerlitz warf Napoleon die freundliche Maske gegen Preußen ab und verletzte es in beleidigender Weise. Da erklärte ihm Friedrich Wilhelm Iii. Mit schwerem Herzen aber unter dem Jubel des Volkes den Krieg. Bei Jena und Auerstädt den 14. Oktober 1806 trafen die Heere aufeinander, nachdem am 10. Oktober der Prinz Ludwig Ferdinand bei Saalfeld mit der preußischen Vorhut geschlagen worden und den Heldentod gestorben war. Die preußischen Soldaten waren von alten Generalen angeführt und mit der neuen Kampfweise nicht vertrant. Gleich im Anfange der Schlacht wurde der Oberbefehlshaber, der Herzog von Braunschwelg, tätlich verwundet und Verwirrung in das Heer gebracht. Ohne Plan und Zusammenwirken schlugen sich einzelne Haufen tapfer, endlich aber suchte alles in wilder Flucht Rettung. Nach 14 Tagen war Napoleon in Berlin und die Königsfamilie auf der Flucht nach Memel. Wie Karten- häuser sielen die Festungen, widerstandlos ergaben sich die Soldatenhaufen. Nur einzelne Führer retteten die preußische Waffenehre, so der alte Blücher. Kolberg wurde von Gneisenau, Schill und dem braven Bürger Nette! beck aufs tapferste verteidigt. Der alte Courbiere (spr. Kurbiähr) in Graudenz ließ den Franzosen auf die höhnische Botschaft, es gäbe keinen König von Preußen mehr, sagen: „Nun, so werde ich versuchen, wie lange ich König von Graudenz sein kann!" Noch zwei blutige Schlachten wagten die Preußen und Russen bei Eylau und Fried land in Preußen, aber ohne Erfolg. Der Sieger schloß in Tilsit 1807 einen harten Frieden. Preußen verlor alles Land westlich von der Elbe; dieses wurde zum Königreich Westfalen mit der Hauptstadt Kassel unter Napoleons Bruder Hieronymus geschlagen. Es mußte 90 Mil- lionen Mark Kriegskosten bezahlen, bis zur Bezahlung den Franzosen die Festungen überlassen, den Engländern alle Häfen verschließen und durfte nur 42,000 Soldaten halten. Als Napoleon die Königin hochmütig fragte: „Wie konnte Preußen wagen, mich anzugreifen?" antwortete die edle Luise: „Dem Ruhme Friedrichs des Großen war es erlaubt, uns über unsere Kräfte zu täuschen, wenn wir uns anders getäuscht haben." Nach Polack.

6. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 285

1881 - Danzig : Boenig
285 alle Baumwolle wird in der Heimat verarbeitet. Ungeheure Massen davon werden nach der Ernte ins Ausland versandt, z. B. zu uns nach Deutschland, so daß auch hier Tausende von Menschen Arbeit und Verdienst haben durch das Spinnen und Weben dieser wichtigen Ge spinstp la n z e. B°ng-»d. ' 337. Gottes Lob in Wald und Feld. Was rauschen doch die Bäume im Walde alle so? — Sie loben Gott den Herren, drum rauschen sie alle so froh! Was blühen doch die Blumen so lieblich in dem Thal? — Sie danken ihrem Schöpfer, drum blühen sie allzumal! Was springen doch die Bächlein so lustig hier vorbei? — Sie preisen Gott im Himmel, drum springen sie alle so frei! Was singen doch die Vöglein so fröhlich in dem Wald? — Sie rühmen Gott den Herrn, drum singen sie, daß es schallt! Und wenn die Bäum' und Blumen, die Bäch' und Vögelein den lieben Gott so preisen, wie sollt' ich da stille sein? — Nein, Herr, ich will dich loben mit frohem Sang und Klang, will singen dir und springen vor Freud' mein Leben lang! G. Chr. Dieffenbach. 338. Brennbare Mineralien. 1. Wenn wir nichts als Holz zur Feuerung hätten, so würden manche Gegenden bald von den Menschen verlassen werden müssen. Allein der weise und gütige Schöpfer hat noch anderes Brennmaterial entstehen lassen und unter der Erde auf- bewahrt, daran sich die Menschen wohl noch viele tausend Jahre wärmen können. Das sind die Steinkohlen, die Braun- kohlen und der Torf. Vordem kannte man dieselben wenig oder gar nicht; aber die Not hat sie schätzen gelehrt. Für manche Verrichtungen taugt selbst das beste Holz nicht so gut, wie die Feuerung mit Steinkohlen, weil diese eine weit stärkere Hitze geben, als Holz. Für andere Zwecke sind der langsam glimmende Torf und die ebenso ausdauernde Braunkohle vorzuziehen. Jedenfalls sollen diejenigen, welchen es niemals an einem guten Herd- und Ofenfeuer mangelt, mag es nun aus dem Pflanzen- reich oder aus dem Mineralreich stammen, der göttlichen Vor- sehung für die Befriedigung eines der ersten Lebensbedürfnisse in unserem kälteren Klima dankbar sein. 2. Die Steinkohlen werden gleich den Metallen durch Bergbau zu Tage gefördert. Glücklicherweise sind aber ihre Lager gewaltiger, als die der Silber- und Kupfererze, sonst würde die saure Arbeit der Bergleute nicht belohnt werden. So groß auch der Wert der Steinkohlen wegen ihrer bedeutenden Brennkrast ist, so läßt sich doch nicht leugnen, daß sich mit

7. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 339

1880 - Sondershausen : Eupel
339 samkeit und glühend für die Freiheit, gewann er leicht die Herzen aller deutschen Männer und Jünglinge und ward der Stifter eines großen Bundes. In einer nächtlichen Versammlung im Walde schwuren sie allen Römern in Deutschland den Untergang. So geheim indes das Unter- nehmen betrieben wurde, so wurde es doch dem Varus verraten. Aber Varus hielt die Deutschen für zu dumm und sich für zu mächtig, als daß er irgend eine Gefahr hätte fürchten dürfen. Als der Herbst des Jahres 9 n. Chr. gekommen war, schritt Hermann zur Ausführung seines Planes. Varus wurde von seinem festen Lager- plätze weg und immer tiefer in die deutschen Wälder hineingelockt. Er be- fand sich mitten in den Wildnissen des Teutoburger Waldes in einem Thale. Da ward auf einmal jeder Busch lebendig. Aus jeder Bergschlucht raschelte es wie viele hundert Schlangen empor, und die uralten Bäume schüttelten, wie sonst nach dem Wetter Regentropfen, jetzt Pfeile ohne Zahl auf die Römer herab. Der Himmel wollte auch nicht feiern und half den Deutschen mit Sturm und Regen. Von den Güssen unterwühlt, sank die deutsche Erde unter den Füßen des Römers ein; im losen Erdreiche schwan- kend, vom Sturm gerüttelt, stürzten die deutschen Eichen über die Unter- drücker hin und zermalmten sie im Falle. Jetzt nahmen die Deutschen in Weidmannslust so recht die fremden Eber aufs Korn, die ihnen die heilige Erde des Vaterlandes so lange aufgewühlt. Pfeil an Pfeil, Fall an Fall! Schritt für Schritt kämpft der Feind um den Boden, auf dem er steht, um den Weg, um jeden Baum, um jeden Stein, und kommt nicht eher zu Atem, als bis die Nacht hereinbricht. Da läßt Varus Lager schlagen, und ermattet sinken die Römer hin; in jedem Augenblicke scheucht der Deutschen Kriegsgeheul sie aus der kurzen Nachtruhe empor. Wie der Tag sich lich- tet, entdecken sie erst, wie licht es in ihren Reihen geworden. Mann an Mann geschlossen, brechen sie auf und kommen aufs offene Land. Da sehen sie mit Grausen die ganze Macht der Deutschen vor sich entfaltet. Rings umher Deutsche, nirgends ein Ausweg. Für alle Tapferkeit ist nichts mehr seil als der Tod. Jauchzend stürzen jetzt die Deutschen in der verzweifelten Römer starre Reihen. „Die Freiheit! die Freiheit!" schallt es wie Donner des Himmels den Römern in die Ohren. Wie die Saat unter Hagelschloßcn sinken die Tapfern unter den deutschen Hieben hin. Hermann selbst ist überall. Hier ordnet er als Feldherr die Schlacht und ruft: „Drauf, Brüder, drauf!" Dort kämpft er mit der Kraft von zehn Männern, Stirn an Stirn; kein Deutscher, der nicht mit ihm um den Preis wetteiferte. Des Feindes Scharen sind zersprengt; nur wenige wilde Haufen ragen noch aus dem Meere der Schlacht empor. Jetzt wird die Flucht allgemein; doch wer sich retten will, rennt wie blind gerade recht in die Spieße der Deutschen. Da faßt den Varus Verzweiflung, und um sein Unglück nicht als Schmach überleben zu müssen, stürzt er sich in sein Schwert. Nur wenige von dem ungeheuren Römerheere entrinnen glücklich nach der Feste Aliso, die meisten liegen auf dem Wahlplatze. Wer in Ge- fangenschaft kam, ward entweder den Göttern zum Danke für die wieder errungene Freiheit geopfert, oder zum gemeinen Frohndienste in die Gauen der Deutschen geschleppt. Das war die große Schlacht im Teutoburger Walde, die geschlagen ward im neunten Jahre nach Christi Geburt. Als der Kaiser Äugustus die Kunde erhielt, daß die drei Legionen gefallen, stieß er in Verzweiflung 22*

8. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 184

1880 - Sondershausen : Eupel
184 die dem Harze treu bleibt. Wenig Obst gedeiht in diesem Klima, desto mehr stehen Blumen, Wald und Wiesen in Flor. An Preißel- und Blau- beeren ist Überfluß: sie werden gesammelt und verkauft. Die Baumarten des Unterharzes sind Ahorn, Esche, Ulme, Birke, Rotbuche; an den mildesten Punkten stehen Roßkastanien. Bei Wernigerode und Blankenburg findet man aber auch die echte Kastanie. In den Oberharz folgt der Tanne nur die Birke eine Strecke weit, und noch etwas weiter die „Quitsche," deren rote Vogelbeeren dem Oberharzer zu seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Vogelfänge, gute Dienste leisten. In der Hohe von 900 Meter schwindet am Brocken schon der Baumwuchs, nachdem er zuvor niedrig und krüppelig geworden; nur das heilsame isländische Moos, die Berganemone und einige Alpenkrüuter fühlen sich aus dem kahlen Scheitel des nebelumfluteten Vater Brocken wohl. Im Thierreiche sind die Vogel am zahlreichsten vertreten, und der Spottvogel, der Zaunkönig, der Bergfinke, das Goldhähnchen, die Meise, der Zeisig, der Staar, das Rotkehlchen, der Falke und die Drossel, welche Heinrich I. den Harz so lieb machten, sind noch jetzt sehr laut in diesen Waldungen. Die Jagd liefert noch Eber, Hirsche, besonders viel Rehe; auch wilde Katzen finden sich noch hin und wieder. Von Hausthieren sind im Harz Ziegen und Schafe, mehr noch Schweine, besonders aber Rind- vieh zu nennen. Die größten Reichtümer des Harzes aber bestehen in Metallen, welche durch den Bergbau zu Tage gefördert, in Schmelzhütten geschieden, in Hammerwerken und Fabriken verarbeitet werden: Silber, Eisen, Kupfer, Blei, Zink, Schwefel, Vitriol ist reichlich vorhanden. Silber gewinnt man noch 46 000 Mark jährlich, Eisen 220 000 Zentner, Kupfer 17 000 Zentner. Die bedeutendste Silbergrube ist bei Andreasb erg in der Berghauptmann- schaft Clausthal. Trotzdem werden die Bergleute und das Volk des Ge- birges nicht reich. Die Bergwerke gehören den Regierungen von Preußen, Brannschweig und Anhalt oder reichen Privatleuten. Wer mit eigenen Händen Erzadcrn sprengt, schmelzt, hämmert, der hat die Blühe und nicht den Ertrag. Doch freut den Harzer die gute Ausbeute, als wäre sic sein; denn er ist arm, aber zufrieden, und der Zufriedene ist am Ende doch der Reichste. Andere Beschäftigungen der Harzbewohner neben dem Bergbau sind das Beerenlesen, das Holzhanen, die Kohlenbrennerei und die Vogelstellerei. Die Beerenleser suchen sich die gelichteten Stellen des Waldes auf, wo sic Erd- und Himbeeren in Menge finden, die sie dann zum Verkauf aus- tragen. — Die Vogelsteller verfolgen die armen Vögel mit Leimruten, Vogelherden und Schlingen. Der Vogelherd besteht aus Netzen, die man in Rahmen spannt und so an einem offenen Kasten befestigt, daß sie von zwei Seiten wie ein getheilter Deckel auf den an der Erde stehenden Kasten fallen können. Eine Schnur zum Zuziehen der Netzdeckel geht nach einem Häuschen, in welchem der Vogelsteller sitzt. Mit den gefangenen Dompfaffen, Zeisigen und Hänflingen wird ein bedeutender Handel getrieben. Kühner.

9. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 263

1880 - Sondershausen : Eupel
263 Pünktchen erscheinen auf der dunkeln Oberfläche und drängen sich da, wo das Wasser in heftigere Bewegung gerät, zu leuchtenden Massen zusammen. Die Kämme überstürzender Wellen sind in feurige Streifen verwandelt. In ein flammendes Kleid gehüllt und durch lange Lichtspuren ihren Weg bezeichnend, durchschießen Delphin und Fische blitzähnlich die Tiefe: jeder Ruderschlag erregt tausend glitzernder Funken, die sallenden^Tropfen eines Regenschauers erzeugen eine leuchtende Flüche, die ihren Schimmer nach oben zurückwirft, so daß die Wolke als eine matt glänzende Wand am schwarzen Himmelsgewölbe steht. Am prachtvollsten zeigt sich das Schauspiel da, wo der Kiel des eilenden Schiffes die See in mächtigen Wogen aus- einander wirft. Die schäumende und wirbelnde Wassermasse vor dem Buge ist in zwei flammende Lichtberge verwandelt; von tausend Funken erfüllt, treibt sie rauschend an den Seiten des Schiffes vorbei und vereinigt^ sich im Kielwasser zu einem langen, hell leuchtenden Streifen, der die Spur des einsamen Seglers auf der weiten Wasserwüste bezeichnet. Die Ursache dieser Erscheinungen sind Millionen und aber Millionen unendlich kleiner Thiere von gallertartiger Masse, welche die oberen Meeresschichten be- wohnen und bei jeder Beunruhigung einen Schein von sich geben ähnlich dem unserer Johanniswürmchen. Merkwürdig ist das regelmäßige Steigen und Fallen des Meerwafsers, die Flut und die Ebbe. Das Steigen dauert etwa 6 Stunden, nach einem Stillstände von einigen Minuten tritt die Ebbe ein, die ebenfalls etwas über 6 Stunden dauert. An jedem Tage tritt die Flut so ziemlich eine Stunde später ein. Gerade so verhält es sich mit dem Aufgange des Mondes. Auch hat man bemerkt, daß die Flut ihren höchsten Stand er- reicht, kurz nachdem der Mond durch den höchsten Punkt seiner Bahn am Himmel hindurchgegangen ist, und daß die Ebbe eintritt, wenn er am Himmel sich wieder herabsenkt. Und so ist es denn ohne allen Zweifel die Anziehungskraft des Mondes, welche diese Erscheinung hervorruft. Daß die Sonne an dieser Bewegung des Meeres auch mit Ursache ist, sieht man daraus, daß die Flut immer dann am höchsten steigt, wenn Sonne und Mond genau nach derselben Richtung stehen, von der Erde aus ge- sehen, oder nach gerade entgegengesetzter Richtung, als zur Zeit des Neu- und Vollmonds. Dann entstehen die gefährlichen Springfluten, die mitunter große Strecken Küstenland wegschwemmen, wie denn zum Beispiel der Dollart dadurch entstanden ist, daß die Springfluten der Nordsee in einer furchtbar stürmischen Nacht des Jahres 1277 die Küsteugegend in einem Umfange von 6 Q.-Meilen bedeckten und eine Stadt nebst 50 Dör- fern in der Tiefe begruben. Nach Romberg u. a. 71. Die Meerestiefe. ^ Das Meer hat gleich der Erdoberfläche nicht nur seine Berge und Thäler, seine Hoch- und Tiefebenen, seine Moorlager und Sandwüsten, seine Quellen und Ströme, sondern auch seine Urwälder mit ihren Schling- pflanzen, ihrer Farbenpracht und Thierwelt, mit Blumengärten und unge- heuren Wiesenflächen, auf denen die Herden der Pflanzenfresser des Meeres weiden, es hat seine Landschaften, welche prachtvoller und wunderbarer sind als irgend etwas auf Erden. Zwar gedeiht auf dem Meeresboden nur die Pflanzenart der Tange und Seegräser; aber diesa sinn so mannigfach

10. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 229

1880 - Sondershausen : Eupel
229 und an ihren Mündungen breit, und die Meeresflut dringt weit in sie hinein, was auch zur Förderung der Schiffahrt gereicht. .................... Die Ebenen, Thäler und niederen Hügel in England sind sorgfältig angebaut, und aus den fetten Wiesengründen grasen Herden von Pferden und Rindern, auf den Hügeln Schafe und Ziegen. Große Städte, zahl- reiche Dörfer und einzeln liegende Schlösser und Meierhöfe sind durchhin- gestreut. Die großen Waldungen sind durch den Ackerbau verdrängt; doch findet man nirgend ganz baumlose Gegenden. Wo nur der Schatten er- wünscht sein kann, hat der Engländer Bäume stehen lassen, so daß^ das Land einern gelichteten Haine gleicht. Überall in Park und Wiesen zerstreut mischen sich Hirsche, Rehe und Kaninchen zutraulich unter das Getümmel der Rinder und Schafe. Alle Flüsse, Bäche und Meeresnfer sind mit Gärten, Parks und Schlössern umsäumt, und Landsitz reiht sich an Land- sitz. An Holz ist sehr fühlbarer Mangel; doch helfen als Brennmaterial die Steinkohlenschätze reichlich ans. Das gute Stammholz gebraucht man zum Schiffsbau. — In Irland ist der Boden nicht so reich angebaut als in England; an manchen Stellen hindern weite Moräste daran. Schott- land hat noch spärlicheren Anbau. Selbst die Gebirge, ehemals dicht be- waldet, stehen in Schottland meist kahl, nur mit Gestrüpp und Heide be- deckt; um die malerischen Bergseen erheben sich noch schöne Hochwaldungen. Bei der großen Einwohnerzahl von 33 Millionen reicht das Getreide nicht aus, das im Lande selber gebaut wird. Aber der Boden Englands birgt in seinem Innern unermeßliche Mineralschätze: 12/i3 alles Zinnes, die Hälfte alles Kupfers und ein Drittel alles Eisens, das überhaupt in Europa gewonnen wird, wird aus den englischen Bergwerken gewonnen, und aus seinen gewaltigen Steinkohlenlagern versorgt es zum Theil noch andere Länder. Wo die Fundorte der Kohlen und Erze sind, wimmelt es von Hütten- und Hammerwerken, von Dainpfmaschincn und Fabriken, und von Städten, die aus kleinem Anfange zu großer Bevölkerung und großem Reichtum gekommen sind. Die hier verfertigten Metall-, Baum- wollen-, Leder- und Seidcnwaaren werden aus den Eisenbahnen, Kanälen und Flüssen durch das ganze Land befördert, in den Küstenstädten ans Seeschiffe geladen und nach allen Erdtheilen ausgeführt, wogegen deren Erzeugnisse zurückgebracht werden. So sind viele Einwohner dieser Länder durch Gewerbfleiß und Handel überaus reich geworden; aber daneben gibffs auch eine bittere Armut, namentlich in den großen Städten. Am meisten ist dies der Fall in der gewaltigen 4 Millionen Menschen bergen- den Hauptstadt London. Durch seine Lage ist Großbritannien auf die Schiffahrt angewiesen; sie steht von hier aus nach allen Ländern der Erde hin offen. Das haben^ die Engländer zu benutzen verstanden. Sie haben die stärkste Kriegs- und Handelsflotte, und ihre Niederlassungen erstrecken sich über die ganze Erde. Aber ihr Verkehr ist auch der Verbreitung des Evangeliums viel- fach zu gute gekommen. Wie schon in alten Zeiten Missionare von diesen Ländern ausgingen und auch unsern Vätern das Evangelium predigten, so sind auch bis auf den heutigen Tag viele Missionare von dort ans zu den Heiden in allen fremden Erdtheilen gegangen, und durch die große englische Bibelgesellschaft ist die heilige Schrift in unzählige Familien gekommen, d:e sonst ihrer wohl entbehrt hätten. Flügge.
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