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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 270

1906 - München : Oldenbourg
270 50. Träume sind Schäume. Antonia, des Erbprinzen Mutter, lag in ihrer Väter Gruft zu Wien begraben, in München war der künftige König Spaniens zumeist von fremden Menschen umgeben, besser also, wenn er vor der Abreise in sein Königreich noch an der Seite des Vaters in Brüssel lebte. Das Ballfest im Palaste des Statthalters der Niederlande versprach einen glänzenden Verlauf zu nehmen. Die Botschafter und Gesandten der fremden Mächte sowie die Aristokratie der Hauptstadt hatten sich. strahlend von Gold und edlem Gesteine, in den Prachtsälen des hohen Gastgebers eingefunden um sich wieder einmal dem ganzen Zauber des Prunkes und Glanzes hinzugeben, wie er am Hofe des glücklichen Bayernherrschers in fast unerschöpflicher Fülle geboten wurde. Und glücklich war ja Max Emannel, glücklich, wie nur ein Sterblicher sein konnte. Herrscher über ein Volk, auf dessen Liebe und Treue er bauen konnte, Statthalter in einem Land, dessen Reichtum groß und desseu Handel und Gewerbe blühend war, und Vater eines Sohnes, der zum Erben eines Weltreiches bestimmt wurde, in der Tat, die Götter, hätten sie noch wie ehedem die Welt regiert, mußten auf das Glück dieses Mannes neiderfüllte Blicke werfen! Jetzt ließen sich in dem von vielen hundert Wachskerzen taghell erleuchteten Festsaal schmetternde Fanfaren vernehmen; sie verkündeten das Erscheinen des königlichen Statthalters und mit ihm den Beginn der Festlichkeiten. Die Brust von blitzenden Ordenssternen bedeckt und am rotseidenen Bande das goldene Vließ, so zeigte sich die hohe und schlanke Gestalt des bayerischen Kurfürsten am Eingänge des Saales. Eine Reihe prächtig gekleideter Edelknaben, in der Rechten eine brennende Wachsfackel, schritt dem Statthalter mit seinem Gefolge voraus, eiue andere schloß den glanzvollen Zug. Neuerdings ertönten die rauschenden Klänge der Festmusik. An die effektvolle Polonaise, bei der die Paare langsamen Schrittes den Saal durchmaßen, reihte sich erst eine gravitätische Sarabande, dann eine bewegte, heitere Gigue, ein zierliches Menuett. Zuletzt erklangen die gemessenen Töne einer Marche und der Oberstzeremonienmeister bat den Statthalter unter tiefer Verbeugung um die Erlaubnis das Zeichen zum Beginne eines „Festspieles" geben zu dürfen. „Was für Überraschungen!" rief Max Emannel heiter lächelnd, indem er mit leichtem Kopfnicken die nachgesuchte Erlaubnis erteilte. Kaum hatte er den ihm bestimmten Ehrenplatz eingenommen, da teilte sich im Hintergründe des großen Saales ein Vorhang und die einzelnen Gruppen des Festzuges begannen sich unter den Klängen eines Kriegsmarsches zu entwickeln und langsamen Schrittes vor den Augen des Gefeierten und der Gäste desselben vorüberzuwandeln.

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 356

1906 - München : Oldenbourg
356 67. Johann Konrad Grübel als Chronist des Lüneviller Friedens. Schnürchen." Der Herzog von Birkenfeld ließ unverzüglich alle Hofbeamten, Minister und Generale dem rechtmäßigen Nachfolger Treue schwören, die Garnison stellte sich aus den Plätzen der Stadt in Reih und Glied und wurde vereidigt. Ein Hofbeamter von einer Reitertruppe begleitet fuhr dem neuen Landesherrn mit der amtlichen Nachricht vom Ableben des Oheims entgegen. Die Papiere des Grafen Zeschwitz und des Kabinettssekretärs von Lippert, den Westenrieder in seinem Tagebuch mit wunderlicher Übertreibung den „bayerischen Robespierre" nennt, wurden versiegelt, dem Fürsten von Bretzenheim, Karl Theodors natürlichem Sohn, die Auslösung der bayerischen Ritterloge vom Malteserorden angezeigt. Die Bevölkerung machte Feiertag. Trotz der Februarkälte und dem Schnee auf den Straßen war es allenthalben lebendig. Zahlreiche Flugblätter erschienen, gedruckt und geschrieben, alle siegesfrohen, aber nicht alle reinlichen Inhalts. Geschmacklose Gesellen begeiferten mit Hohn und Spott den Mann, der doch für immer die Waffen gestreckt, der München den Englischen Garten geschenkt hatte. Am 20. Februar traf Max Joseph in München ein, vom Herzog von Birkenseld und von den städtischen und ständischen Würdenträgern empfangen, mit frohem Zuruf von den dichtgedrängten Massen auf Straßen und Plätzen und aus den Fenstern der geschmückten Häuser begrüßt. Der Jubel des Volkes war der Ausdruck seiner zuversichtlichen Erwartung: „es wird jetzt besser werden im Bayernland!"----------------- Dankbar bestätigt nach hundert Jahren die Geschichte, daß dieser Hoff-mmg eine glückliche Erfüllung beschießen war. 67. Johann Konrad (Brübel als Chronist des Lüneviller Friedens. Don Hans Probst.* Der ersten Gedichtsammlung, die Johann Konrad Grübel als angehender Sechziger im Jahre 1798 herausgab, spendete namentlich Goethe freundlichen Beifall; er hob hervor, es zeige sich darin „ein Mann von fröhlichem Gemüt und heiterer Laune, der die Welt mit einem glücklichen, gefunden Auge sieht." Als nach einigen Jahren neuerdings Wetschen des Stadtfläschners erschienen, fand Goethe es besonders merkwürdig, „wie er in schlimmen Tagen Vch in gleichem Humor erhielt." - In der Tat war es in den schlimmen Tagen, die es um die Wende des Jahrhunderts wie überall so auch in Nürnberg gab, für den alternden Volksdichter ein Kunststück die gute Laune nicht völlig zu verlieren. Die Drangsale, die seine Vaterstadt vom Dezember 1800 an auszustehen hatte, schildert er frisch und anschaulich in einer kleinen Reimchronik. Wöi Mancher haut's niht überlebt! Ich bin, Gott Lob! noh dau.

3. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 291

1888 - Kreuznach [u.a.] : Voigtländer
— 291 — Dann kehrte er ruhig in die Gesellschaft zurück. Um zehn Uhr aber stand er auf. „Laßt euch nicht stören", sagte er, „ein kleines Geschäft ruft mich auf einen Augenblick ab." Er setzte sich iu seinen Wagen und fuhr nach Sokownins Haus. Zu seiner Verwunderung fand er hier keinen einzigen Mann der Wache; denn er meinte, daß er dem Hauptmaun befohlen habe, schon um zehn Uhr zur Stelle zu sein. „Vielleicht sind sie schon im Hause", dachte er und trat in den Saal. Da waren alle Verschworenen bei einander. Erschrocken standen sie auf. „Ei, guten Abend!" sagte Peter. „Ich fuhr eben vorbei und sah hier helles Licht. Da vermutete ich fröhliche Gesellschaft und komme, mit euch ein Gläschen zu trinken." Die Verschworenen faßten sich. Es ward fleißig eingeschenkt; man trank auf des Zaren Gesundheit, und Peter that tapfer Bescheid. Jetzt winkte ein Strelitz dem Sokownin und flüsterte ihm zu: „Bruder, es ist Zeit!" „Noch nicht", erwiderte dieser leise. „Für mich aber ist es Zeit, Schurke!" schrie Peter mit fürchterlicher Stimme, sprang auf und schlug dem Sokownin mit geballter Faust ins Gesicht. In dem Augenblicke, mit dem Schlage elf, trat der Hauptmann mit seinen Leuten ein. „Heran", rief der Zar, „bindet die Hunde!" Umsonst war es, daß die Verschworenen um Gnade flehten. Bald lagen sie alle in Fesseln. Jetzt gab Peter auch dem Hauptmanne einen derben Schlag ins Gesicht, weil er um eine Stunde zu spät gekommen sei. Da dieser aber den schriftlichen Befehl vorzeigte, bereute Peter seine Hitze, küßte ihn auf die Stirn und erklärte ihn für einen braven Offizier. Darauf fuhr er zu Lefort zurück und erzählte der staunenden Gesellschaft, was vorgefallen war. Die Verschworenen wurden streng bestraft. 6. Peter in Holland und England. — Um seine Kenntnisse immer mehr zu bereichern, entschloß sich Peter, die fremden Länder, von denen ihm Lefort erzählte, selbst zu sehen. Er rüstete daher eine Gesandtschaft von mehreren hundert Personen aus, die durch einen großen Teil von Europa reisen sollte. Er selbst begleitete sie nicht als Zar, sondern als einfaches Mitglied, um alles, was er wünschte, ganz ungestört erkunden zu können. Der Zug ging über Königsberg und Berlin nach Amsterdam. 19*

4. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 194

1868 - München : Lindauer
194 Bayern-Landshut unter Heinrich Xvi, d. Neichen. große Freiheiten und Rechte erlangt hatte, brachte diese Errungen- schaft dem jungen Herzog Heinrich Xvi nach mehrmals erlit- tenen Gelderpreßuugen in Erinnerung und gab, als Heinrich durch seine Räthe Kaspar Frauenhoser, Erasmus Prey- sing, Johann Closen, Sigmund Afsenthaler und Georg Aham zwanzig Beschwerdepunkte entgegenstellen ließ, die Er- klärung ab, daß vom Rathe der Stadt die Hilfe des Königs Ruprecht von der Pfalz (1400 — 1410) werde angerufen wer- den. Um dieß zu verhüten, ward ein Gewaltstreich beschlossen und ausgeführt: der Herzog rief unter dem Vorwände, den Her- zogen von Oesterreich eine Schaar Reisiger und Söldner zur Unterstützung zuführen und während seiner Abwesenheit die Regie- rung des Landes an einen Ausschuß der Laudshuter Bürger übergeben zu wollen, vier der einflußreichsten Rathsherren, Friedrich Pelchinger, Martin von Asch, Leonhard Kettner und Joseph Moosburger, zu sich aus das Schloß Trausnitz zur Tafel, ließ sie nach eingenommenem Mahle ge- fangen nehmen und gab sie nicht eher los, bis sie die Namen Aller genannt hatten, die zur Anrufung der Hilfe des Königs Ruprecht von der Pfalz gerathen halten. Diese, etwa vier- zig an der Zahl, mußten große Geldsummen bezahlen, die vier Raths- Herren aber wurden aus der Stadt und dem Lande verwiesen, ihres Eigenthums beraubt und ihre Angehörigen ohne Erbarmen verjagt (1408). Ueber diese Gewaltthat entsetzte sich die ganze Stadt, und mehrere Bürger Landshuts bildeten eine förmliche Verschwörung wider des Herzogs Bedrückung. Die Verschworenen fanden sich gewöhnlich in einem dem Ditrich Röckl gehörigen Thurme (an der westlichen Seite der Stadtmauer unterhalb des Leudthores) ein, um sich zu berathen. Hier kamen in der Eh a r fr eilag s- nacht (21. März) des Jahres 1410 mehr denn fünfzig der Verschworenen zusammen: die vier verbannten Rathsherren waren über die Mauer in die Stadt eingestiegen. Ohne das Mindeste von dieser Zusammenkunft zu ahnen, kam in derselben Nacht in das nämliche Haus der Höfling Ebran von Wildenberg, der mit Röckls leichtfertigem Weibe ein strafbares Verhältniß unter- hielt. Dieses plauderhafte Weib, mehr beschränkt als böswillig, erzählte dem Höfling, was im Hause vorgehe, und führte ihn schließlich in ein Gemach, wo er durch eine Spalte in das Zimmer sehen und die Versammelten erkennen konnte. Ebran machte noch in der Nacht die Anzeige bei dem Herzoge, der sogleich Röckls Haus durch seine Bewaffneten umringen ließ. Ein Theil der Verschworenen sprang über die Stadtmauer hinab, mehrere versteckten sich, einige wurden erschlagen, die meisten gefangen.

5. Geschichts-Bilder - S. 297

1878 - Langensalza : Greßler
297 erlaubt hatte, den Beherrscher wegen einer ungerechten Handlung zu tadeln. Heinrich faßte den festen Entschluß, seinen treuesten Freund entweder zu entlassen oder in 14 Tagen nicht zu sehen. Allein schon am andern Morgen trat er wieder bei Sülly ein und fragte: »Ihr seid wohl noch böse von gestern? ich bin es nicht mehr; kommt und umarmt mich!« In seinem häuslichen Leben war Heinrich nicht glücklich. Von seiner ersten Frau Margarethe von Valois (Tochter der arglistigen Katharina von Medizis) ließ er sich ihres sittenlosen Lebens wegen scheiden. Seine zweite Frau, Maria von Medizis, war herrschsüchtig und stolz und verbitterte ihm das Leben. Er wollte sich deshalb zu wiederholten Malen von ihr scheiden lassen, nur die Geburt eines Sohnes söhnte ihn einigermaßen mit derselben aus. Dieses Kind, das nachher unter dem Namen Ludwig Xiii. den Thron bestieg, war des Vaters einzige Freude. Einst hatte es sich auf Heinrichs Rücken gesetzt und trabte mit ihm im Zimmer herum. Da trat ein spanischer Gesandter herein. »Herr, haben Sie auch Kinder?« fragte ihn der König. »Ja wohl, Sire,« war die Antwort. »Nun gut,« sprach Heinrich, »dann werden Sie mir es auch nicht übel nehmen, wenn ich erst meinen Ritt vollende.« Nachdem Frankreich im Innern kräftig und tüchtig geworden war, dachte Heinrich daran, das spanisch-österreichische Haus zu demüthigen und einen allgemeinen Weltfrieden zu begründen. Man sagt, er habe die europäische Christenheit in 15 unter einander verbundenen Staaten einigen wollen. An der Spitze dieses großen Staates sollte ein oberster Friedenssenat stehen und ein tüchtiges Kriegsheer gegen Russen und Türken bereit gehalten werden. Er stand eben im Begriffe, feine großartigen Pläne in's Werk zu fetzen, da traf ihn der Dolch eines Mörders. Der König wollte mit einem gerüsteten Heere nach Deutsch- land aufbrechen. Damit aber während seiner Abwesenheit seine Gemahlin die Regentschaft führen könnte, wollte er dieselbe als Regentin öffentlich krönen lassen. Es war am 14. Mai 1610, als Heinrich bet der Krönungsfeier mit mehreren feiner Hofleute in einem offenen Staatswagen durch die jubelnde Volksmenge von Paris fuhr. In einer engen Straße nöthigten zwei Lastwagen, welche die Straße sperrten, den königlichen Wagen zu halten. Während die Diener sich bemühen, Platz zu machen, steigt Franz Ravaillac auf das hintere Rad, biegt sich in den Wagen hinein und ersticht den König. — Der Mörder blieb ruhig stehen, ließ sich binden und fortführen und gab als Grund seiner Schandthat an, daß er den König für einen Tyrannen und Feind der katholischen Religion gehalten habe.

6. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 495

1852 - Leipzig : Wigand
Cullurzustände. 495 wiederholte Religionsverfolgungeit vor. So z. B. zwang der Erzbischof Firmian von Salzburg die meisten seiner protestantischen Unterthanen, wegen der Unerträglichkeit seines religiösen Fanatismus, zur Auswan- derung. An 30,000 fleißige Salzburger zogen nach Brandenburg, Holland, Schweden, England und selbst nach Nordamerika; Frankreich entzog seinen protestantischen Unterthanen die Rechte, die ihnen durch das Edikt von Nantes zugesichert waren; in Polen fachten die Jesuiten den Hass der Katholiken gegen die Dissidenten in solchem Grade an, dass man ihnen alle politischen Rechte entriss, ihre Kirchen zerstörte, sie misshandelte und dadurch zu der später erfolgten Auflösung des Reiches den Grund legte; und in der Schweiz war besonders St. Gallen ein Focus, von dem wüthender Religionshader ausging, der durch deir neuen Landfrieden (1712) endlich beigelegt wurde. Dabei brachte der um's Ende dieses Zeitraumes durch freigeistige, ja atheistische Schriften ausgestreute Same reichliche Früchte, und diese Schriften, so wie die von oben her nur zu häufigen und augenfälligen Beispiele der Nicht- achtung der Religion und Moral bewirkten im Volke eine schrecken- erregende Irreligiosität. Nicht besser war es um das Staatsleben bestellt. Hier schienen die Fürsten den Thron nur als Mittel zu betrachten, ein üppiges, ver- schwenderisches Leben führen zu können, während sie ihrem Premier die Staatsleitung überließen und zufrieden waren, wenn er ihnen nur Geld genug verschaffte. Dieser Ton ging von dem luxuriösen Hofe Lud- wig's Xiv. zu Versailles aus, und die übrigen Fürsten, namentlich die deutschen, suchten ihrerseits denselben Ton nachzuahmen und einander an Pracht der Hofhaltung und verschwenderischen Festlichkeiten, an Kostspieligkeit der Bauten, Gartenanlagen und Kunstwerke zu über- bieten. Zahllos war das Heer von Schranzen, Lakaien, Hofbedienten, Kammerdienern, Lauf-, Stall - und anderen Burschen, von Laufern, eben so groß die Zahl der Räthe, Beamten und Schreiber, aber es fehlten auch nicht Maitressen, Günstlinge, Schauspieler und Schau- spielerinnen 2c., welche nicht nur auf die Regierung unheilvoll einwirk- ten und das Volk durch ihre Unsittlichkeit und Niederträchtigkeit ver- führten, sondern auch redlich für die Füllung ihrer Taschen sorgten. Dabei vermehrten die Könige ihre Heere, die das Mark der Länder fraßen, und die schon durch ihren Anblick jeden Gedanken an Freiheit niederdrückten, sohin das Volk zu serviler Ergebung in den Willen und die Interessen der in Europa allein noch etwas geltenden regierenden Häuser zwangen. In diesem Zeiträume wurde die „Vongottesgnaden- schaft" der Fürsten erfunden und dem Volke eingeimpft, und nie ist bei größerem Unwerthe der Fürsten denselben mehr Weihrauch gestreut worden. Die Diplomatie ging von dem Grundsätze aus, den Dübois ausgesprochen hat: um ein guter Diplomat zu sein, muss man ein Schurke werden. Mehr bedarf es wohl nicht zu ihrer Charakteristik.

7. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 611

1847 - Leipzig : Engelmann
Die Reformationsversuche der Regenten und Minister. 611 sondern schützten auch alle, die in ihren Bezirken ein Asyl suchten; der Papst be- trachtete die geistl. Stellen als sein Eigenthum und bezog die Einkünfte während deren Erledigung. Tanucci hob dieses päpstl. Recht auf, verlieh dem Thron und der weltl. Regierung höhere Gewalt, minderte die Privilegien und die Zahl des Klerus und säcularisirte eine Menge überflüssiger Klöster zum Vortheil der Staatskasse. Aranda's Reformthätigkeit erstreckte sich über alle Einrichtungen in Kirche und Staat. Er beschränkte die furchtbare Inquisition und ihre Ketzergerichte; er minderte die Gewalt der päpstlichen Curie, er machte das Unterrichtswesen unabhängig von der Geistlichkeit; er sorgte für gemeinnützige Anstalten und für eine geordnete Verwaltung; er über- trug seinem Freunde Olavides die Colonisirnng der öden, unbebauten Sierra Morena. Als aber die Geistlichkeit über den alternden Karl Ul. wieder Einfluß gewann, wurde Aranda von den Geschäften entfernt. Er *773. begab sich nach Paris, sein Freund Olavides aber wurde von der wieder zu Macht gelangten Inquisition vorgeladen, weil er Protestanten aus Deutschland und der Schweiz in der neuen Colonie (La Carolina) ange- siedelt hatte, und mußte mehre Jahre im Kerker schmachten, bis es ihm glückte nach Genf zu entkommen, wo er seine freigeistigen Ansichten all- mählig ablegte und sich dadurch wieder die Erlaubniß zur Rückkehr in die Heimath erwarb. Eine ähnliche Sinnesänderung beurkundete auch ein anderer span. Minister, Florida Bianca, der unter der Regierung Karls Iv. als Mäcenas gepriesen ^*1 Iv. ward, weil er Wissenschaft und Gelehrte begünstigte, Künste hob und die Haupt- i808. stadt verschönerte. 2) Der Norden Europa's. §. 649. a) Dänemark unter Struensee. Durch die Verfas- sungsänderung vom Jahr 1660 (§. 557) war die dänische Königsmacht unumschränkt labsolut) geworden und durch die Eigenschaften der Herrscher ward der Zustand des Landes bedingt. Friedrich Iv. (§.608) ahmte ^1",^ die Pracht des franz. Hofes nach, war aber dabei doch ein guter Staats-1700--30! Wirth, so daß er ein wohlhabendes Land und eine gefüllte Staatskasse hinterließ. Sein Nachfolger Christian Vi. war ein äußerst frommer sshri- auf Gottesdienst und kirchliche Zncht haltender Monarch; aber über dem mo-iel Streben, seinen Unterthanen dieselbe fromme Gesinnung einzuflößen, ver- nachlässigte er den Staatshaushalt so, daß sein Reich in Schulden gerieth. Der Bau des prächtigen Residcnzschlosses in Copenhagen und eines andern stattlichen Schlosses auf dein Lande trug freilich auch dazu bei. Dennoch geschah Manches für Hebung der Industrie, des Handels und Ackerbaues und für Verbesserung des Schulwesens. Die Regierung Friedrichs V., bi^jey. wird als das goldene Zeitalter Dänemarks für Wissenschaft und Kunst ge-1746-6«. priesen. Glänzende Gebäude erhoben sich, Akademien wurden gegründet, ein botanischer Garten angelegt, Schauspiele und Opern, die unter der vorigen Regierung verboten waren, ergötzten wkkder den Adel und die 39"

8. Grundriß der Weltgeschichte für Gymnasien und Realschulen - S. 154

1848 - Berlin : Duncker und Humblot
154 Steuere ©efd)íd)te, (Svjter 5l&fd)nítt. fd)tieb erfl gegen fiutf)er, fagfe ftd) aber dann oorn Zapfte loé, ba btefec tf)n nicf)t oon feiner ©emahlin (.Katharina oon tfragonien) fd)eiben wollte, und erftarte ftd) für baé ¿Oberhaupt bet englifd)en .Kirche. 2ftle ©eidlichen mußten ií)m den ©uprentatéeib triften*, die •Klofter rourben einge¿ogen, .Katholifen wie 9)rotefhtnten (unter ihnen bet ebie Sí)omaé 5d?ore) hingerid)tet, wenn sie die fed)é ©laubené; artifel nid)t befd)wuren. Von feinen fed)é ©emahltnnen lief dpoin= rid) ¿wei (tfnna Volepn und .Katharine Howarb) enthaupten. Unter ©buarb Yi. (1547—1553), dem ©ohne Heinríd)é und der^oh^ttna ©epmout, leitete der ©r¿bífd)of ©ranntet die ^Reformation. So?aria (1553—1558), dpeinrid>ö áítefíe £od)ter, ©emahlin ^hitippé Ii. oon ©panien, fieüte die fatf)otifd)e Kirche wieber i)et, und lief ©ranntet und oiele anbere ^»roteftanten oerbrennen. ©lifabetf) (1558—1603), ü£od)ter Jpeinrid)é und bet 2inna Ssocepn, lief ftd) gleich nad) ihrer Shronbejíeigung den ©uprematé: eib leifien, und begrünbete die bifd)bflid)e (©pifcopal;) ober höbe .Kirche in ©nglanb. Von biefer trennten ftd) die Puritaner ober spreébpterianer, welche, an ©aloin ftd) anfd)tiefenb, Vereinfachung beé ©otteébienfíeé oerlangten und den ©uprematéeib oerweigerten. 2ßaf)tenb ©lifabethé willfürlicher, bod) wohltätiger Regierung erwachte juerfí der © d)iffahrté = und dpanbelégeifí, btttch den ©nglanb feine fpatere ©tópe erreichte. Ser ©ieg über *Phi: lipps firmaba 1588 legte den ©runb ¿ut englifchen ©eemad)t. gran¿ ¿Drafe umfd)iffte (1580) die ©rbe, und 1600 würde die ofhnbifche Compagnie gegrünbet. Sötaria (Stuart, Königin oon Schottland, erft mit gran¿ Ii. oon ^ranfreicf), dann mit ihrem Setter ídarníep, cnblich mit beffen Sotcrbcr ffiotf)trefl oermäflt, ftot), oon ihren Unterthanen gefangen gefegt und entthront, (1568) ju ©lifabctl), würde oon biefer 19 Sabre gefangen gehalten, und 1587 enthauptet. 2. Vftt S^fob I. (alé .König oon ©chottlanb S^ob Vi.), dem ©nfet einer @d)wefter Jpeinrid)é Viii. und dem ©ohne der Sdtaria ©tuart, fttm baé Haué ©tuart auf den englifchen Shron (1603—1714). Sa fob I. (1603—1625) oereinigte ©nglanb mit ©chottlanb) bod) behielt íefctereé nod) hunbert Sabre fein eigeneé Parlament. Safobé Sqsillfür erregte gtofe Unjufriebenheit (^uloeroerfd)worung der .Katholifen 1605). Karl I. (1625—1649), wie fein Vater unter beé oerhaften Vucfingha'nt ©influf, reifte burd) feine Hinneigung ¿um Katl)olicié:

9. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 86

1888 - Leipzig : Engel
- 86 - wnrden von ihnen im Staatsdienst verwendet. Der Oberrabbiner Don Juda war unter dem Könige Diniz Finanzminister, sein Sohn und Nachfolger D. Gedalja bekleidete das Amt eines Schatzmeisters bei der Königin-Mutter, und bei dem König D. Fernando stand sein Schatzmeister D. Juda sowie D. David Ibn Jachia-Negro, der spätere Oberrabbiner von Castilien (st. 1385), lange Zeit in grossem Ansehen. Dass die Juden Portugals von den durch Fernando Martinez 1391 in Spanien heraufbeschworenen Verfolgungen verschont blieben, hattei; sie dem damaligen Oberrabbiner Don Moses Navarro, der Leibarzt des Königs D. Juan I. war, zu danken; selbst für seine aus Spanien geflüchteten Glaubensgenossen erwirkte er königlichen Schutz. Auch der fanatische Vicente Ferrer durfte auf Ver^enden des Oberrabbiners D. Juda Ibn Jachia-Negro, der auch als Gelehrter und Dichter glänzte, Portugal nicht betreten. Glücklicher noch als unter Juan I., der beinahe ein halbes Jahrhundert regierte, und unter seinem Sohne D. Duarte, dessen Leibarzt und Astronom D. Gedalja Ibn Jachia-Negro war, lebten die Juden unter dem „guten“ Affonso V.; sie waren den Christen fast ganz gleichgestellt und bekleideten öffentliche Aemter. Diese fieie Stellung übte aber auf ihr religiöses und sittliches Leben einen sehr ungünstigen Einfluss. Die Sabbate und Feste wurden nicht gefeiert, in den Synagogen herrschte die grösste Unordnung, die Reichen waren stolz und herzlos, es bildeten sich überhaupt Zustände ähnlich den Schilderungen, welche Salomo Alami in seinem 1415 verfassten Sendschreiben entwirft. Am meisten erregte der Reichthum der Juden und der von ihnen getriebene ungeheure Luxus den Neid und Hass der Bevölkerung, die besonders von der Mitte des 15. Jahrhunderts an in den Cortesversammlungen lauten Widerhall fanden. Mit dem Tode des Königs Affonso V. nahm die Lage der portugiesischen Juden eine ungünstige Wendung. D. Juan Ii. verwendete wohl noch einzelne Juden im Staatsdienste und bediente sich jüdischer Leibärzte, von denen Joseph Vecinho durch die Verbesserung des Instruments zur Messung der Sternhöhe, das nautische Astrolabium, sich Verdienste fum die Schiffahrtskunde erwarb, er bot aber auch die Hand zur Verfolgung der aus Spanien eingewanderten Marannen. Gegen die vertriebenen spanischen Juden benahm er sich anfangs freundlich. Als eine Gesandtschaft von 30 Männern, mit dem greisen Rabbiner Isaak Aboab, der mit dem ältern gleichnamigen Verfasser des „Menorat ha-Maor“ (Leuchter), einer von Fürstenthal auch ins Deutsche übertragenen trefflichen Hauspostille, nicht verwechselt werden darf, an der Spitze, die Bitte ihm vortrug, ihren Glaubensgenossen den Eingang in Portugal zu bewilligen, gestattete er, zumeist aus Rücksicht auf den sich ihm bietenden materiellen Gewinn, einer grössern Anzahl spanischer Exulanten gegen eine bedeutende Steuer acht Monate in Portugal zu verweilen, auch machte er sich anheischig, sodann zu billigen Fahrpreisen für Schiffe zu sorgen und sie nach den von ihnen gewählten Orten bringen zu lassen. Etwa 120000 Juden kamen nach Portugal, aber wie bitter sahen sie sich getäuscht. Das von den Geistlichen fanatisirte Volk forderte ungestüm die schleunige Entfernung der Eingewanderten, von denen viele in die Gebirge flüchteten, wo sie theils verhungerten, theils ermordet wurden. Diejenigen, welche nach langem Harren endlich Schiffe zur Weiterreise erhielten, wurden von den

10. Hilfsbuch für den Unterricht in der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 68

1899 - Breslau : Handel
1713 bis 1740 ß8 Das Königreich Preußen. Grafen, deren Verwaltungssystem viel Elend über den Staat brachte, als das dreifache W (Weh). Erst die Anmaßungen der Gräfin Wartenberg, eines ehemaligen Schenkmädchens, erschütterten die Stellung des Oberpräsidenten. Auf Andringen des Kronprinzen mußte er das Land verlassen. Die Krönungsfeierlichkeiten, die prunkvolle Hofhaltung, die kostspieligen Prachtbauten und der lange Krieg verschlangen große Geldsummen. Zur Beschaffung derselben wurden neue Steuern notwendig. So wurde die Accise auf Luxusgegenstände, namentlich auf Karossen und die damals in Mode stehenden Perücken, ausgedehnt. Auch Kopfsteuern wurden ausgeschrieben, die besonders drückend empfunden wurden, da sie allen Angehörigen eines Standes, ohne Rücksicht auf die Verhältnisse des Einzelnen, gleich hohe Abgaben auferlegten. Die Geldnot veranlaßte sogar den Hof, sich mit einem Abenteurer einzulassen, der vorgab, aus unedlen Metallen Gold machen zu können. Der Schwindler legte sich den Grafentitel bei und wußte dem Könige durch die Hoffnung auf reichen Gewinn viel Geld zu entlocken. Als seine Betrügereien endlich erkannt wurden, kam er an den Galgen. Königin Sophie Charlotte. In der Pflege der Kunst und Wissenschaft wurde Friedrich I. durch die Königin Sophie Charlotte, eine hannoversche Prinzessin, unterstützt. Dem ceremoniösen Prunk des Hofes blieb sie gern fern und weilte am liebsten in ihrem Landhanse in dem Dorfe Lützen bei Berlin. Der König hatte es ihr geschenkt und ließ es von Schlüter zu einem Schlosse umbauen und mit Parkanlagen umgeben. Ihr zu Ehren wurden Scbloß und Ort später Charlottenburg genannt. Hier versammelte sich öfters um die philosophische Königin ein Kreis von Gelehrten, mit denen sie über Frauen der Wissenschaft Unterhaltung pflog. Leider ereilte sie schon 1705 ein früher Tod, als sie zum Besuche ihrer Mutter in Hannover weilte. Friedrich Wilhelm I. (1713—1740). Charakteristische Eigenschaften und Lebensweise des Königs. Friedrich Wilhelm I. war in Charakter und Lebensweise das Gegenteil seines Vaters. Einfachheit und Sparsamkeit bilden die Giundzüge seines Wesens. Das geräuschvolle Hofleben mit den glänzenden Festen nahm mit einem Schlage ein Ende. Die zahlreichen übei ftü'figen Hofbeamten, deren mit hohen Gehältern bezahlte Beschäftigung nur darin bestanden hatte, daß sie durch ihre Gegenwart und geringen Dienste den Glanz des Hofes erhöhen halfen, wurden entlassen. So manches mit Edelsteinen und Perlen besetzte Prunkstück, eine große Zahl von Luxuspferden und Prachtwagen wurden verkauft. Der Hof nahm in allen Stücken das Gepräge der Einfachheit und Sparsamkeit an. Die Tafel des Königs war kaum besser bestellt, als
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