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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 152

1911 - Erfurt : Keyser
— 152 — Einlagerung der Truppen des Kurfürsten von Lachsen: schlimmer wurde es, als Kurfürst Johann Georg von Sachsen, der ^chutzlierr der Stadt, einen Teil seiner Reiterei und seines Fußvolkes in die Dörfer der fruchtbaren Geraaue flußabwärts von Erfurt einlagerte. Zwar sollte der von der Stadt in die Lorfer gelieferte Mundvorrat bezahlt und das Brot aus geliefer tem Mehl gebacken werden, doch die Landleute mußten die Sol baten mit ihren eigenen Vorräten verpflegen und die Stadt ihre Getreideböden für das ganz unnütze Kriegsvolk des Schutzherrn leeren, Ilnnütz war es; denn es gab nichts zu schützen. Nirgends war ein ^emd zu sehen. Besser wäre es gewesen, der Rat hätte mit den Vorräten die darbenden Stadtarmen speisen können. Leren gab es damals gerade sehr viele, da die Lebensmittelpreise auf zwölffacher Höhe standen. Ein Mäßlein Salz kostete 16 Gro sehen, ein Psund Butter 1 Gulden, 1 Käse 15 Pfennige, ein Paar Ferkel 20 24 und ein Paar Winterläuser 50 Gulden. Ter Reichs- taler^galt 10—12 Gulden und das Kopsstück 2% Gulden. Dazu kam, daß eine große Münznot eintrat. Das gute, volle ^ilbergeld verschwand mit einem Male, lind statt seiner bekam man Silberlinge in die Hände, die schon nach kurzem Gebrauch rotbäckig wurden. Aus der dünnen Versilberung schaute das Kupfer über all durch. Mit solch' schlechtem Kupferzeug war das Land über schwemmt, die guten Erfurter Münzen dagegen hatte man ins Ausland gebracht (Kipper und Wipper = Münzver schlechter er) -1) Niemand wollte es in Zahlung nehmen. Nicht einmal mit bitten den Worten konnten es die Armen an den Mann bringen. Die Bäcker und Fleischer hielten ihre Lüden geschlossen. Höchst selten fand sich einmal ein barmherziger Verkäufer, der aufs Kerbholz schnitt oder sich mit einem „Zettel", einer Vertröstung auf bessere Zeiten, begnügte. Während so in der Stadt große Not herrschte, seierten die müßigen Kriegsknechte die üppigsten Festgelage. Und um die Not noch zu vergrößern, zertraten sie aus Mutwillen die Schotenselder, holten das geschnittene Heu der Gerawiesen in ihre Quartiere und ließen von ihren Weibern, Kindern und Troßbuben vorzei tige Lese in den Weinbergen halten. Die Söldner des Herzogs Friedrich von Altenburg aus Erfurter Grund und Boden: Noch schlimmer wurde es, als Herzog Friedrich von Altenburg seine Scharen in die Erfurter Dörfer einlagerte. Lüstern nach Kriegsruhm, wollte er mit ihnen gegen die protestantischen Niederlande ins Feld ziehen (1622). 1 j Selbst der Rat der Stadt hatte Anteil an der Münzverschlechterung, denn »Von dem im May in diesem Jahre (1629) zu Leipzig gehaltenen Ober-Sächsischen Kreiss-Tage, ward unter andern dem Rath zu Erffurth, weil er zu leicht gemüntzet, durch ein Schreiben solches verwiesen, und ihm auferleget hiervon bey der in den Reichs-Abschieden benannten Straffe abzustehen, damit man nicht Ursache habe solche von ihnen, auf dem wiedrigen Fall einbringen zu lassen.* Falckensteins „Historie von Erffurth.“

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 164

1911 - Erfurt : Keyser
— 164 — Das Unkraut überwucherte die Fluren, und die Wölfe wurden auch bei uns auf dem Lande so gemein, daß sie des Abends auf den Höfen und unter den Fenstern umhergingen und Speise suchten wie die Hunde. Niemand durfte dann allein ausgehen, um nicht von ihnen angefallen zu werden. Auch die wilden Schweine liefen im Felde umher, als ob sie geweidet würden. Roheit der Jugend und Aberglaube: Besonders schlimm stand es um Kirche und Schule. Die Schuljugend lies auseinander und blieb ohne Unterricht. Ein ganzes Geschlecht wuchs in dieser fried- und ruhelosen Zeit fast ohne Unterweisung auf, zumal auf den Dörfern. An die Stelle von Bildung traten Unkenntnis und Roheit, an die Stelle von Glauben Unglaube und Aberglaube. So lesen wir in der Chronik von Falckenstein: „Anno 1641 liess sich im Junio zwischen der Stadt Erffurth und der Cyriakus-Burg, in einem stehenden Quell-Wasser Blut sehen, dergleichen zur Ankunft des Königs in Schweden, und als der General Baner die Stadt occupirt, an selbigen Ort auch gesehen worden. Der damahlige Kommandant liess es biss auf den Grund ausschöpfen, und den Ort bewachen; es wurde aber nichts destoweniger andern Tages in vieler Leute Gegenwart, und noch öffters hernach Blut gesehen.“ Erfurts Niedergang: Großes Elend herrschte aus den Dörsern und bitterste Not in der Stadt. Die mehrere Millionen Taler betragenden Kriegsabgaben, welche an Freund und Feind, an die Schweden und Kaiserlichen und vor allem an den Landesherrn, den Kurfürsten von Mainz, geleistet werden mußten, hatten das Vermögen der Stadt und ihrer Bewohner verschlungen. Die Kassen füllten sich auch nicht wieder. Bei der Unsicherheit der Straßen und dem Mangel einer kaufkräftigen Bevölkerung war in den 30 langen Kriegsjahren der Erfurter Handel zugrunde gerichtet worden, und mit dem Gelde hatten die Erfurter Kaufleute auch den Mut und die Lust zu neuen Unternehmungen verloren. Aus der reichen Handelsstadt, die Erfurt noch vor dem Kriege gewesen war, war eine einfache Landstadt geworden. Selbst den einzigen Vorteil, den die Stadt beim Friedens^ schluß erhofft hatte, erlangte sie nicht. Die eifrigen Bemühungen des Rates, Erfurt zur freien Reichsstadt zu machen, blieben ohne Erfolg, trotzdem sie von den Schweden kräftig unterstützt wurden. Schuld daran hatten die beiden alten Nebenbuhler um den Besitz der thüringischen Hauptstadt, Mainz und Sachsen ls. S. 116). Dieses bekämpfte sowohl Erfurts Bestrebungen, als auch die Ansprüche des Mainzer Erzstifts, jenem aber stand der schlaue Staatsmann Johann Philipp von Schönthal vor, der allmächtig beim Kaiser war. Seinen Bemühungen gelang es, daß Erfurt mainzisch blieb. (Nach Prof. A. Kirchhoff.)

3. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 134

1911 - Erfurt : Keyser
— 134 — habt Ihr nicht gelesen in der Schrift, daß man Vater und Mutter ehren soll?" Bruder Martin und seine Freunde erschraken darüber und konnten fürs erste nicht antworten, dann aber wandten sie ein, daß in jenem Gewitter eine Himmelsstimme ihn gerusen habe. Doch Vater Hans entgegnete: „Wollt' nur Gott, daß es kein Teufelsgespenst wäre." Leelerrqual: Aber weder Mönchsgelübde noch Priesterweihe konnten Frieden in Bruder Martins geängstetes Herz bringen. „Ich habe wahrlich meine Ordensregel mit großem Fleiß und Eifer gehalten; ich habe mich öfters krank und beinahe zu Tode gefastet." „Ich war ein schändlicher Verfolger und Totschläger meines eigenen Lebens; denn ich saftete, betete, wachte, machte mich matt und müde über mein Vermögen." „Ich glaubte nicht an Christum, sondern hielt ihn für nichts anderes denn einen schrecklichen Richter, wie man ihn malte auf dem Regenbogen sitzend." Sein Körper wurde krank von all der grausamen Marter. Ost fanden ihn die Klosterbrüder ohnmächtig in der Zelle liegen. Sie mußten ihn dann aufheben und wieder zum Leben zurückrufen (Lntherbilder im Rathaus zu Erfurt, Nr. 5). In feiner Seelennot nahm er Zuflucht zu seiner geliebten Bibel. „Ich machte mich so vertraut mit ihr, daß ich von jedem Spruche wußte, auf welcher Seite er stand. Kein anderes Studium gefiel mir als das der heiligen Schrift; ich las eifrig darin, prägte sie meinem Gedächtnis ein. Manchmal lag mir ein einziger sinnreicher Spruch den ganzen Tag in Gedanken." Er studierte so eifrig in ihr (Lntherbilder, Nr. 6), daß man warnend zu ihm sagte: „Ei Bruder Martin, was ist die Bibel? Man soll die alten Lehrer lesen, die haben den Saft der Wahrheit aus der Bibel gesogen; die Bibel richtet alle Aufruhr an." Schweren Herzens trennte er sich von seinem geliebten Buch. Wem sollte er nun sein Leid klagen? Gott im Himmel, der ihm wegen seiner Sünden zürnte? „Die Angst mich zu verzweifeln trieb, Daß nichts denn Sterben bei mir blieb, Zur Hölle mußt ich sinken." Da schickte ihm Gott einen alten Klosterbruder; der tröstete ihn herzlich und wies ihn auf die gnädige Vergebung der Sünden. Dankbar ist Luther auch seinem Beichtvater gewesen, der seine trüben Gedanken sür Torheit erklärte und sagte: „Gott zürnt dir nicht, sondern du zürnst ihm." Sein bester Berater aber wurde Staupitz, der Ordensvikar, der auf seinen häufigen Klosterbesuchen den jungen Priester genau kennen und schätzen lernte. Luther sagt später selbst in einem Briefe an Stanpitz: „Du bist es gewesen, durch den zuerst das Licht des Evangeliums aus der Finsternis hervorzuleuchten begann in meinem Herzen." Oft hat Stanpitz lange und liebevoll mit Bruder Martin geredet, der ihm fein ge-

4. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 78

1902 - Karlsruhe : Lang
— 78 — den französischen König zu kämpfen, und fein Bruder Ferbinanb, des Kaisers Stellvertreter im beutfchen Reiche, hatte nicht die Macht, die selbstsüchtigen und uneinigen Reichsftänbe zu einer gemeinsamen Unternehmung zu bringen. Der Sultan rückte (1529) mit einem gewaltigen Heere vor Wien und belagerte und bestürmte die Stadt brei Wochen. Allein die Bürgerschaft verteibigte sich unter dem Befehle des Grafen Nikolaus von Salm mit solcher Tapferkeit, daß die Türken mit großem Verluste abziehen mußten. Die Türken bebrohten nicht nur die Oftgrenze des Reiches, fonbern sie machten auch mit ihren Schiffen das Mittellänbifche Meer unsicher. Der Seeräuber Hayrebbin Barbarossa eroberte Algier und Tunis; von bort aus machte er Raubzüge nach den Küsten von Sizilien, Italien und Spanien und schleppte viele Tausenb Männer, Frauen und Kinder in die Sklaverei. Kaiser Karl zog bah er im Jahre 1535 mit einer starken Flotte nach Afrika, eroberte Tunis und befreite 20000 Christensklaven. Ein zweiter Zug, den er 1541 nach Afrika unternahm, lief unglücklich ab, weil seine Flotte und sein Heer durch furchtbare Stürme litten. 4. Der schmalkalbische Krieg. Oft und lange hat sich Kaiser Karl V. barum bemüht, daß eine allgemeine Kirchennerfammlung zur Abstellung der kirchlichen Mißbrauche und zur Aufhebung der Kirchenspaltung vom Papste berufen werbe, ©üblich, im Jahre 1545, würde die Kirchentierfammlung zu Trient eröffnet. Der Kaiser forderte die Reichsftänbe aus, ihre Gesanbten zu dem Konzil zu schicken. Allein die Kirchenspaltung konnte nicht mehr aufgehoben werben. Durch die lange Abwesenheit Karls aus Deutfchlanb war das kaiserliche Ansehen so tief gefunken, daß die protestantischen Fürsten keinen Anstanb nahmen, die Beschickung des Konzils zu verweigern. Schon 1531 hatten der Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen und der Lanbgraf Philipp der Großmütige von Hessen mit andern protestantischen Reichsständen, Fürsten und Städten zur Berteibigung ihrer lanbesherrlichen Rechte und der Augsburger Konsession gegen den Kaiser zu Schmalkalben ein Bündnis geschlossen. Als die Beschickung des Konzils und von Philipp von Hessen auch der Besuch des Reichstages verweigert würde, sprach der Kaiser gegen den Kurfürsten von Sachsen und den Lanbgrasen von Hessen, die Häupter des schmalkalbischen Bnnbes, die Reichsacht aus. Die Bundesgenossen brachten ein Heer von 47000 Mann zusammen; ober sie waren unter sich uneinig. Als das kaiserliche Heer. durch Tirol aus

5. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 258

1902 - Karlsruhe : Lang
adeligen Frauen ein sichtbares Andenken zu hinterlassen, lies; er alle goldenen Fingerringe, die man vorfand, zusammenkaufen. Aber man fand nur einhnndertnndfünfzig, und die reichten nicht. Der Kaiser versprach, die fehlenden nachzusenden. Er tat es, und noch später gedachte er mit Freuden an die fröhlich verlebten Stunden in Straßburg.*) Vii. Information und Wauernkrieg. Wie die Reformation in Wittenberg ihren Anfang nahm, ist schon früher erzählt worden. Die Schriften Luthers wurden rasch verbreitet und waren bald nach ihrem Erscheinen in Straß-burg bekannt. Der Erste, der hier in Luthers Sinne predigte, war Matthias Zell aus Kahsersberg. Er wollte im Straßburger Münster die Kanzel besteigen, um die vor Zeiten Geiler von Kahsersberg seine Zuhörer versammelt hatte. Als ihm das verweigert wurde, verfertigten Schreiner eine tragbare Kanzel aus Holz, die sie jedesmal aufschlugen, wenn Zell predigen wollte. Bald fand er die Unterstützung gleichgesinnter Männer, von denen Capito aus Hagenau, der Sohn eines Schmiedemeisters, Hedio aus Ettlingen im Badischen und Butzer, der Sohn eines Küfers in Schlettstadt, die namhaftesten waren. In einer Ratsversammlung vom 20. Februar 1529 wurde die Messe abgeschafft; an Stelle des katholischen Gottesdienstes trat in den sieben Pfarrkirchen der Stadt der evangelische. Der Bischof verließ Straßburg und nahm Wohnung in Zabern. In dieser Zeit war der hervorragendste Straßburger Bürger Jakob Sturm von Sturmeck. In seinen jungen Jahren studierte er Theologie und Rechtswissenschaft; dann begab er sich auf Reisen, um Welt und Menschen kennen zu lernen, und wurde, 35 Jahre alt, zum erstenmal in den Rat der Stadt gewählt. Dreizehnmal war er Stätte- oder Bürgermeister, eiuundnennzigmal zum Wohle seiner Vaterstadt als Gesandter tätig. Ihm verdankt das Gymnasium seine Gründung, und zum Rektor berief er den ausgezeichneten Schulmann Johannes Sturm, der aus Schleiden in der Eifel stammte. Unter ihm erlangte das Gymnasium einen europäischen Ruf; nach Tausenden zählten die Schüler; ans dieser Anstalt entwickelte sich die Hochschule oder Universität Straßbnrgs. Auch in Mülhausen und Münster wurde die jieue Lehre eingeführt. in andern Orten, wie Colmar und Weißenburg, drang sie teilweise durch. Im Ober-Elsaß, das unter der Herrschaft der Habsburger meist katholisch blieb, hielt der Adel zu der alten Kirche, während die unterelsässischen Adeligen sich meistens der neuen Lehre anschlossen. *) Vergl. im Anhang das Gedicht: Kaiser Sigismund in Straßburg-

6. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 238

1902 - Karlsruhe : Lang
— 238 — verkündete sein lautes Jauchzen. Er brachte die Kunde von Giselberts -Lode in den Fluten des Rheines. Als Otto die ersteu Sborte vernommen hatte, gebot er dem Manne zu schweigen, stieg vom Pserde und warf sich aus die Kniee, um dem Herrn zu danken, der ihn so wunderbar errettet hatte. Dann ließ er sich den Hergang erzählen und setzte daraus ruhig den Weg zur Kirche fort. Bald daraus ergab sich Breisach. Später gab Otto dem fränkischen Grafen Konrad dem Roten das Herzogtum Lothringen und bald darauf die Hand seiner -Lochter Liutgarde. Allein sein eigener Schwiegersohn empörte sich nachher gegen ihn, und daraus übergab er Lothringen seinem jüngsten Bruder Bruno, der Erzbischof von Köln war, um ihn für feine Jjtete Treue zu belohnen. Dieser teilte das große Gebiet in Zwei -leite, Nieder- und Oberlothringen. Niederlothringen — es ist das heutige Belgien und Holland — zerfiel bald in mehrere selbständige Teile, und Oberlothringen, das sich an der Mosel hin erstreckte, hieß dann schlechthin Lothringen. Zum zweitenmal wollten die Franzosen dieses Land erobern unter Otto Ii., dem Nachfolget Ottos des Großen. Am Johannisfeste des Jahres 978 hielt sich Otto Ii. in der Pfalz zu Aachen auf. Um sich der Person des Kaisers zu bemächtigen, rückte der französische König Lothar ohne Kriegserklärung mit einem Heere von 30 000 Mann bis in die nächste Nähe dieser Stadt. Otto Ii. konnte an ein so treuloses Beginnen, das jeder Sitte Hohn sprach, nicht glauben, ließ seine Rosse satteln und sprengte hinaus, um sich vou des Feindes Herannahen selbst zu überzeugen. Schon sah er in der Ferne die Waffen der französischen Krieger blinken. Da er selbst ohne Heer war, mußte er die Pfalz eiligst verlassen. So rasch und so unvermutet langte das französische Heer an, daß das für den Kaiser zubereitete Mittagsmahl in die Hände der feindlichen Truppen fiel. Die kaiserlichen Abzeichen wurden aus den Gemächern geraubt und fortgefchleppt. Auf dem Giebel der Pfalz hatte vor Zeiten Karl der Große einen Adler aus Erz anbringen lassen, der nach Osten schaute, zum Zeichen, daß Aachen und ganz Lothringen zum Ostfrankenreiche oder Deutschland gehöre. Ihn richteten jetzt Lothars Mannen nach Westen. Doch bereits nach drei Tagen verließ der Franzofenkönig Aachen. Sein Überfall war mißglückt; er hoffte, zu besserer Stunde wiederzukommen. Der Kaiser aber versammelte fofort die Herzöge, die Grafen und Herren seines Reiches um sich. Alle erklärten ihm wie ein Mann, sie feien bereit, die dem Kaiser zugefügte Schmach zu rächen und bis in den Tod ihrem Herrn zu folgen. Das Heer, das zusammengebracht wurde, zählte 60000 Mann; darunter waren 30 000 schwer gewappnete Ritter. Mit ihnen zog Otto Ii. bis

7. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 22

1902 - Karlsruhe : Lang
— 22 — Besondere Aufmerksamkeit wendete der Kaiser den Kirchen und Schulen zu. Er gründete viele Klöster und Kirchen und verordnete, daß die Geistlichen die Kranken und Armen verpflegen, Kaiser Äaxl der Große in der Schule. die Fremden beherbergen, die Jugend unterweisen und den Gottesdienst in feierlicher und würdiger Weise halten sollten. Zur Verherrlichung des Gottesdienstes ließ er Sänger aus Italien kommen und Orgeln in den Kirchen aufstellen. Um die Schulen zu verbessern, berief er gelehrte Männer an seinen Hos. Bei den Kirchen und Klöstern mußten Schulen errichtet werden, und durch ein besonderes Gesetz wurde geboten: „Jedermann soll seine Kinder zur Schule schicken und sie darin lassen, bis sie in aller guten Lehre recht unterwiesen sind." Saumselige und pflichtvergessene Eltern, die ihre Kinder nicht in die Schule schickten, wurden um Geld oder mit Gefängnis bestraft. Wie fehr ihm die Bildung der Jugend am Herzen lag, zeigte Karl dadurch, daß er oft und gerne die Schule besuchte; da achtete er auf die Fortschritte der Schüler, lobte die fleißigen und schalt die trägen?) Ganz besonders lieb war dem großen Kaiser die deutsche Muttersprache. Er befahl, daß man die alten deutschen Lieder von den Helden der Vorzeit aufschreibe. Mit den gelehrten *) Vgl. im Anhang das Gedicht: Wie Kaiser Karl Schulvisitation hielt.

8. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 26

1902 - Karlsruhe : Lang
— 26 — bereuten sie ihren Ungehorsam und zwangen Lothar, den Vater Tiei zu lassen. Ludwig der Fromme führte wieder die Regierung bis zu fernem Tode (840). ^ymung 2. Von den Straßburger Eiden, den Verträgen nt Verdun und zu Mersen. Nach dem Tode^Ludwigs des Frommen wollte Lothar das ganze Frankenre:ch allein beherrschen. Aber Ludwig der Deutsche und tetn Stiefbruder Karl der Kahle schlossen ein Bündnis und zogen gegen Lothar zu Felde. Im Jahre 841 würde bei wurde”besiegt X9 eme große Schlacht geschlagen. Lothar vmit folgenden Jahre kamen die beiden Brüder Ludwig und .^arl — jupm war unterdessen gestorben — in Straßbura zusammen, um ihr Bündnis zu erneuern. Da schwuren sie sich die nachstehenden Erde der Treue, und zwar Ludwig der Deutsche ui französischer, Karl der Kahle in deutscher Sprache. Ehe sie ichrouren, redeten sie das Volk an, und Ludwig, als der ältere begann also: „Wie oft Lothar mich und meinen Bruder verfolgte wie er uns zu vernichten trachtete, wißt ihr wohl. Der Not ae-horchend, haben wir unsere Sache dem Urteile des allmächtigen tzeev anheimgestellt und durch fein Erbarmen in einer großen echlacht den Sieg davongetragen. Aber auch jetzt gibt sich ^othstt nicht zufrieden, sondern läßt nicht ab, mit gewaffneter vand mich und diesen meinen Bruder zu bedrohen. Dazu sucht er unser Volk heim mit Brand, Raub und Mord. Deshalb jiub wir jetzt zusammengetreten, um den Eid unwandelbarer -treue und brüderlicher Eintracht uns zu leisten. Sollte ich, Wae (Sott verhüten möge, wagen, den Schwur meinem Bruder zu brechen, jo spreche ich euch von dem Gehorsam und der Treue gegen mich frei und ledig." Darauf sprach Karl dieselben Worte in französischer Sprache, ^obann leistete jeder diesen Eid: „Aus Liebe zu Gott und um des christlichen Volkes und unser beider Heil willen will ich von diesem Sage an fürderhin, so weit mir Gott Wissen und Macht gibt, diesen meinen Bruder halten, wie man feinen Bruder halten soll, unter der Bedingung, daß er mir ein Gleiches tut. lind mit Lothar werde ich feinen Vergleich eingehen, der meinem Bruder zu Schaben gereicht." . Zufolge dieser Einmütigkeit mußte Lothar einwilligen, mit feinen Brübern Ludwig und Karl das Reich zu teilen. Im Vsahre 843 würde zu Vetbun der Teilungsvertrag geschlossen Karl der Kahle erhielt das Land westlich von der Maas, der

9. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 324

1906 - München : Oldenbourg
324 60. Herzogin Maria Anna von Bayern. Nach der Niederlage Don Hochkirch hatte er Plothos Bitte ein Handschreiben an die Herzogin zu richten, welche dann den eifrigsten Minister für den König abgeben würde, nicht entsprochen; jetzt schob er auf erneuten Antrag seines getreuen Eckart in Regensburg es nicht länger auf, derselben schriftlich seinen lebhaftesten Dank auszusprechen, daß sie in einer Zeit, in der die ganze Welt sich gegen ihn erklärte, bei jeder Gelegenheit ihre Anhänglichkeit an seine Interessen bezeugte. In ihrer Antwort vom 2. März dämmte Maria Anna diese Anerkennung, die sie mit der höchsten Freude und der ganzen Genugtuung erfüllte, „die es gewährt, der Stimme der Billigkeit immer treu geblieben zu sein", dahin ein, die respektvolle Bewunderung Friedrichs sei ihr mit allen gemein, die die Mißgunst, der Eigennutz und der Schwindelgeist der Zeit nicht dafür unempfindlich gemacht habe; in heißem Gebete wende sie sich täglich zu Gott, er möge die geheiligte Person des Königs nicht nur erhalten sondern auch ihrer friedlichen Beschäftigung wieder zuführen und ihr solche Siege gewähren, die ohne Blutvergießen die Herzen der Gegner gefangen nehmen. Und als sich am 23. März Friedrich mit ihr in dem Wunsche zusammenfand, die Vorsehung möge bald die Schrecken des Krieges verschwinden lassen und die Annehmlichkeiten eines guten, soliden Friedens zurückführen, schloß die Herzogin am 5. Juni einstweilen den Briefwechsel ans Rücksicht ans die kostbare Zeit des Königs, die ihm ebenso wertvoll sei, als sie denen teuer erscheine, die daran Friedrichs Glück und ihr eigenes knüpften. Es waren im Geiste der Zeit gehaltene Höflichkeitsbezeigungen, in denen sich die neu begründete Freundschaft der erleuchteten Geister zunächst noch bewegte; aber bald sollte zu den graziösen Formen sich ein für beide Teile ersprießlicher Inhalt gesellen. Als kurze Zeit daraus der König den Reichsständen, die sich von dem „österreichischen" Krieg lossagten, Neutralität anbot, benutzte der Kurfürst die Beziehungen seiner „lieben Eonstante" mit Prenßen Frieden zu schließen. Ein Separatvertrag zwischen beiden Ländern erneuerte uicht nur die Freund- schaft unter ihnen, er enthielt auch das Versprechen des Königs nicht zuzugeben, daß einige dem Kurhause Bayern nachteilige Absichten zur Ausführung kämen. Kurfürst Maximilian Iii. Joseph besaß feine Kinder. Von den Nachkommen der Herzogin verließ keiner lebend das erste Bad: immer wieder uni ihre Hoffnung betrogen dem Land einen Erben zu schenken klagt sie mit Bitterkeit, ihr Leben sei nichts als ein Gewirk von Pein, Herzeleid und Ungemach. Nach dem Hausvertrag vou Pavia sollte bei dem Aussterben der Wilhelminischen Linie in München die ältere Rndolsinische Linie Bayern und Pfalz wieder vereinigen. Schon im Siebenjährigen Kriege hatte man Beweise erhalten, daß Österreich das älteste wittelsbachische Hausgesetz nicht anzuerkennen geneigt sei. Durch den Anschluß an den preußischen Staat war die frühere bayerische Gepflogenheit gegen den habsburgischen Kaiser den Reichsfeind jenseits der Vogesen auszuspielen hinfällig geworden. Schon 1761 wagten die Wittels-

10. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 235

1906 - München : Oldenbourg
43. Kurfürst Maximilian I. als Dürersammler. 235 es ist aus der politischen Geschichte bekannt genug, wie eng des Kurfürsten Tätigkeit mit dem großen Krieg verbunden war; weniger allgemein bekannt aber ist, daß er trotz aller Ausregungen der Diplomatie als ein rechter Liebhaber der schönen Künste Mnße und inneres Gleichgewicht der Stimmung fand, um die schon damals berühmten Wittelsbacher Sammlungen auszubauen. Wir sind heute gewohnt die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts in der Geschichte der deutschen Kultur als eiue unglückliche und wenig rühmliche Zeit zu betrachten; aber in der Wirksamkeit dieses großen Kunstfreundes offenbart sich doch ganz klar, daß die Lehren der Renaissance auch in Deutschland, vor allem in Süddeutschland, selbst in jenen unruhigen Zeiten noch immer nicht vergessen waren, daß auch damals sich noch immer ein künstlerisch fein geschultes Geschlecht um die Weiterentwicklung der Kunst kümmerte; von da ans erst lernen wir verstehen, warum München von dem letzten Viertel des 17. Jahrhunderts bis auf den heutigen Tag eine solch bedeutende Rolle in der allgemeinen Kunstgeschichte hat spielen können. Aus einem um das Jahr 1628 angelegten Inventar der Kunstsammlungen Maximilians erfahren wir, daß er nicht weniger als 14 Werfe von Albrecht Dürer besaß, von denen er nur eines, die heute in der Alten Pinakothek befindliche Lukrezia, von seinen Vorfahren ererbt hatte. Alle übrigen hat er selbst erworben und zwar lehren uns die Urkunden, daß er bei seinen Ankäufen nicht nur mit großer Umsicht sondern auch mit feinem, sicherem Geschmack verfahren ist. Die Art, wie er seine umfangreiche Dürerkollektion zusammenbrachte, deren Reste noch heute die stattlichste existierende Vereinigung von Hauptwerken des großen Nürnberger Meisters bilden, soll im nachfolgenden an einigen besonders interessanten Fällen geschildert werden, weil diese für die damalige Kulturgeschichte ein immerhin recht wichtiges Material liefern. Maximilian hatte, wie alle Fürsten der früheren Zeit, die Kunstwerke sammeln wollten, in den verschiedenen Ländern und Städten sachverständige Agenten, die ihm Kundschaft geben mußten, wo immer sie Gelegenheit zur Erwerbung eines in seine Sammlung passenden Gemäldes erfuhren. So hatte er auch in Nürnberg feine Vertrauten, die ihm behilflich waren von den Werfe« Albrecht Dürers so viele zu erwerben wie nur möglich war. Aber obwohl Nürnberg nicht wenige Arbeiten seines kunstfertigen Mitbürgers besaß, so war es doch sehr schwer von der Stadt auch nur ein einziges zu erlangen. D>er Rat der Stadt war stolz aus das Erbe der Vergangenheit und schlug immer wieder die Bitten auch der erlauchtesten Kunstfreunde ab, wenn diese ein im öffentlichen Besitz befindliches Werk Dürers begehrten. Selbst Kaiser Rudolf Ii., der vor Maximilian der bedeutendste und erfolgreichste Dürersammler gewesen war, konnte es nicht erreichen, daß ihm die Stadt die von ihm gewünschten Gemälde alle überließ.
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