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1. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 232

1902 - Karlsruhe : Lang
— 232 — Kultur und ihre Anlagen die Ausgangspunkte für Bildung und Gesittung. Die Mönche pflegten die Wissenschaft und waren die Lehrer des Volkes; sie befleißigten sich der Malerei und Bildhauerei und entwarfen die Pläne für Kirchen und Kapellen. Aus Italien brachten sie die edlen Obstbäume und lehrten das Volk den Gartenbau. Als Ärzte und Seelsorger waren sie in gleicher Weise für das leibliche wie geistige Wohl des Volkes tätig. Das älteste Kloster im Elsaß war das zu Maursmünster, welches von dem Hl. Leobard um das Jahr 590 gegründet wurde. Leo bar d war ein Schüler des Hl. Colnmban, der zu den bedeutendsten Bekehrern Deutschlands zählt. Bald nachher wurde dasjhoster zu Münster im Gregoriental gegründet. Die Dendlinge des Hl. Gregor kamen zu Ansang des siebenten Jahrhunderts in diese Wildnis und bauten nach schweren Kämpfen mit Bären und Auerochsen ihre ersten Zellen in einsamem Tale. Bald entstand um das Kloster und seine Kirche (Münster) eine etndt, die sich allmählich zur Herrin von neun Orten im Tale machte. Später befreite sie sich von der Herrschast des Klosters und wurde eine freie kaiserliche Stadt. Das reichste und mächtigste Kloster wurde das zu Murbach, das der Hl Pirminins erbaute. Ihm erlaubte Graf Eberhard von Egisheim, auf feinen Besitzungen ein Kloster zu gründen. Dieser Graf wurde später blind und vermachte, da er kinderlos war, alle seine Besitzungen dem Kloster. Im Verlaufe der Zeit wuchsen sie immer mehr an; sogar die Stadt Luzern in der Schweiz gehörte eine Zeitlang dem Kloster. Als die Ungarn im Jahre 923 das Elsaß verwüsteten, ergriffen die meisten Mönche beim Herannahen dieser Feinde die Flucht. Doch sieben blieben standhaft in dem Kloster. Als sie die Schätze der Abtei nicht verrieten, stetsten die Ungarn dtp Gebäude in Brand und schleppten die sieben Mönche mit sich fort. Hoch oben, nahe bei der Spitze des Belchens, ermordeten sie dieselben. Noch heute heißt der Ort das Mordseld. In späterer Zeit zählte der Abt von Murbach zu den Fürsten des Reiches. Kloster und Stadt Masmünster verdanken ihre Entstehung und Namen dem Grafen Mafo. Auf dem Ringelstein hatte Maso sich ein schloß erbauen lassen, in dem er zeitweise zu seiner Erholung wohnte. Nun geschah es eines Tages, daß sein einziger Sohn beim Baden ertrank. In diesem Unglück suchten die tiefgebeugten Eltern Trost in der Religion und erbauten im Dollertale ein Kloster. Diesem schenkten sie auch zugleich alle ihre Güter in der Gegend. In Metz wird als ältestes Kloster die Abtei des Hl. Johannes angegeben, die später den Namen St. Arnulf erhielt. Als

2. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 22

1902 - Karlsruhe : Lang
— 22 — Besondere Aufmerksamkeit wendete der Kaiser den Kirchen und Schulen zu. Er gründete viele Klöster und Kirchen und verordnete, daß die Geistlichen die Kranken und Armen verpflegen, Kaiser Äaxl der Große in der Schule. die Fremden beherbergen, die Jugend unterweisen und den Gottesdienst in feierlicher und würdiger Weise halten sollten. Zur Verherrlichung des Gottesdienstes ließ er Sänger aus Italien kommen und Orgeln in den Kirchen aufstellen. Um die Schulen zu verbessern, berief er gelehrte Männer an seinen Hos. Bei den Kirchen und Klöstern mußten Schulen errichtet werden, und durch ein besonderes Gesetz wurde geboten: „Jedermann soll seine Kinder zur Schule schicken und sie darin lassen, bis sie in aller guten Lehre recht unterwiesen sind." Saumselige und pflichtvergessene Eltern, die ihre Kinder nicht in die Schule schickten, wurden um Geld oder mit Gefängnis bestraft. Wie fehr ihm die Bildung der Jugend am Herzen lag, zeigte Karl dadurch, daß er oft und gerne die Schule besuchte; da achtete er auf die Fortschritte der Schüler, lobte die fleißigen und schalt die trägen?) Ganz besonders lieb war dem großen Kaiser die deutsche Muttersprache. Er befahl, daß man die alten deutschen Lieder von den Helden der Vorzeit aufschreibe. Mit den gelehrten *) Vgl. im Anhang das Gedicht: Wie Kaiser Karl Schulvisitation hielt.

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 92

1906 - München : Oldenbourg
92 22. Kloster Ettal und der Pfaffenwinkel. einer andern Prälatur oder Abtei speisen und schlafen konnte. Von Füssen drüben, wo das Stift des heiligen Magnus auf die schäumenden Wellen des Lech herniederschaut, reichte diese Kette iu weitem Bogen bis an den Fuß der Beuedikteuwand. Da war Steingaden, die alte Welsenstiftnng, und das Augustinerkloster Rotten buch, da waren Wessobrunn und Polling, Diessen und Bernried, Schlehdorf und Benediktbeuern und als äußerste Hochwart in das Flachland vorgeschoben ragte auf dem „Heiligen Berge" das gnadenreiche Andechs empor über den blauen Fluten des Ammersees. Jeder dieser Namen bedeutet einen Markstein in der Geistesgeschichte unseres Altbayernlandes, denn nichts lag den Bewohnern dieser stillen Mauern ferner als ihre fromme Weltflucht bis zur Kulturfeindlichkeit zu steigern. Seit den Tagen, da die ersten Glaubensboten mit wuchtigen Axthieben die einsame Wildnis rodeten um ihren Siedel zu erbauen, bis zur Klosteraufhebung im Jahre 1803 haben geistiges Schaffen und künstlerisches Tun hier eine allezeit gastliche Heimstätte gefunden. Allezeit sagen wir und nicht bloß, wie es ja mäuniglich bekannt ist, nur während des Mittelalters. Gerade in dem Zeitabschnitte der Gegenreformation, der den katholischen Süden im Gegensatze zum Norden Deutschlands auf so eigenartige, mit romanischen Elementen durchsetzte Kulturbahnen wies, als die Kunst des Barock und des Rokoko ihren Hauptsitz in Altbayern aufgeschlagen hatte, erleben diese Klöster eine prächtige Nachblüte. Damals entstanden jene herrlichen, mit allen Mitteln sinnberückender Kunst ausgestatteten Kirchenbauten und Prälaturen, die noch heute gleich Fürsteuschlösseru die Landschaft beherrschen und die in ihren geräumigen, wohlgeordneten und planvoll vermehrten Büchereien so reiches Rüstzeug für die gelehrten Forscher aller Nationen bargen. Man braucht nur die alteu Reiseberichte zu durchblättern um zu ersehen, welch großsinnige Gastfreundschaft, welch reges, feinfühliges Interesse hier für alles vorhanden war, was der menschliche Geist in Kunst und Wissenschaft Hervorragendes zeitigte. Dieser ganze Gau führt uns „ein Bild warmherzigen Schaffenseifers süddeutscher Architekten" vor, dem erst die kunsthistorische Forschung der jüngsten Tage wieder gerecht zu werden beginnt. Hier wurden, wie unser Westenrieder im Jahre 1788 hervorhebt, „unzählige Jünglinge, an welchen man die Spuren guter Köpfe bemerkt, von Klöstern und Pfarrern gleichsam an Kindesstatt angenommen, unentgeltlich erzogen und in den Anfangsgründen der Wissenschaften unterrichtet". Als am 22. Oktober 1758 in dem alten gotischen Hanfes an der Bnrg-gaffe in München jene Gemeinde hochstrebender Männer sich zusammenfand, aus welcher die bayerische Akademie der Wissenschaften hervorgehen sollte, da war es ein Kind des Pfaffenwinkels, der treffliche Lori, der, wie er jederzeit gerührt anerkannte, „vom Kloster Steingaden herausgehoben und Heute noch unverändert erhalten, Haus Nr. 5.

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 97

1906 - München : Oldenbourg
22. Kloster Ettal und der Pfaffenwinkel. 97 jüngst vergangene Tage zu einem andern Wittelsbacher, dem hochsinnig angelegten König Ludwig Ii. In ihm waren die Ideale der höfischen Epik des Mittelalters durch das Medium von Richard Wagners Tonschöpfungen in bewußter und nachweisbarer Gestalt zur Tat geworden. Anknüpfend an den Gralsritter Lohengrin schuf er das herrliche Neuschwanstein, welches jedem, der es vom bergumfriedeten Alpsee aus in blendender Weiße über dem düstern Tannicht erschaut hat, den Wnndemnblick der Gralsburg am See Brnmbane vor die Seele zaubert; Wolframs Parzival hielt des Königs Sinn gefangen, seiner Verherrlichung sind die farbenstrahlenden Bilderreihen an den Wänden des mit märchenhafter Pracht gezierten Sängersaales gewidmet und nicht genug damit sollte dem Gral zur Ehre auf der schwindelnden Felskuppe des Falkenstein im Schwangaue ein in den feierlich-ernsten Schmuck von Mosaiken gekleidetes Monsalvat gefügt werden, wie man ein solches niemals gesehen in deutschen noch in welschen Landen. Ihn, der nach den höchsten Zielen der Menschheit strebte, den vom göttlichen Ursprünge seines Amtes zu tiefst durchdrungenen, mit schwerem geistigem Siechtmne ringenden Herrscher, dessen Nachen in mondhellen Nächten die melancholischen Gewässer einsamer Hochlandsseen durchfurchte, können wir uns wohl als einen andern „roi pecheur'* denken, als ein Spiegelbild des wunden Gralskönigs Amfortas, der fo gerne auf den Fluten von Brnmbane weilt, wo die Süße und Linde der Lust sein Leiden kühlt. Ob aber solche Stimmungen in seinem Ahnherrn, dem heiteren Kaiser Ludwig, gelebt und ob auch er sie baulich verkörpern wollte, wer vermag das heute noch zu ergründen und zu erweisen? Was wir von ihm, dem glaubensfrommen, aber durchaus nicht in idealem Schwünge das Leben erfassenden und ausgestaltenden Fürsten wissen, gibt uns historisch kein Recht zu solcher Auslegung seiner Persönlichkeit. Freilich klingt mancher Zng in der Ordensregel von Ettal an die Gemeinde der Templeisen an, die zum Schutze des Grales bestimmt waren, aber gerade das, wie mir dünkt, bestimmende ideale Moment des jeglicher Frauenminne abschwörenden, ehelosen Standes der Ritter suchen wir vergeblich, und ohne dieses bleibt Ettal doch mehr ein nach dem Sinne der Zeit klösterlich geordnetes Psründehaus. Unumstößlich aber dürfen wir in der Stiftung des Kaisers den Ausdruck seines menschenfreundlichen Wollens erblicken, seiner tiefen, durch zahllose Guttaten an die Kirche bezeugten Glaubenstreue und sonderlich jener von den Wittelsbachern allezeit gehegten herzinnigen Verehrung der Gottesmutter, der ja seine letzten Worte galten: „Süße Königin unser Frane, bis bei meiner Schidung," als er am 11. Oktober 1347 auf der Waldwiese bei Kloster Fürstenfeld entseelt vom Pferde sank. Aber mag dem sein wie da wolle, der Zauber des Eigenartigen, des Geheimnisvollen, welcher schon die erste Herrschergestalt in diesem Tale, den greisen Welsen Ethiko, in mystisches Dunkel hüllt, waltet auch über dem Kronseder, Lesebuch zur Geschichte Bayerns. 7

5. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 93

1906 - München : Oldenbourg
22. Kloster Ettal und der Pfaffenwinkel. 93 verpflegt worden," welcher die Ziele der gemeinsamen geistigen Arbeit in jeurige Worte faßte. Und wackere Kämpen der Aufklärung haben diese Klöster selbst, zuvörderst Stift Polling, der neuen Akademie gestellt. Da waren, um nur zwei zu erwähnen, der bescheidene Dechant Eusebius Amort, ein Kind des Jsarwinkels, und der gelehrte Pater Gerhof Steigenberger, der sich zum Leiter der kurfürstlichen Bibliothek in München emporrang, ein armer Häuslerssohn aus der Gegend von Peißenberg, „von geringen, aber gar ehrlichen und frommen Eltern geboren," dem das Kloster „auf eigene Hanskosten" zu seiner Ausbildung in Paris und Rom die Mittel bot. Wohin auch der Lebeuspsad solcher Männer sich wenden mochte, die Anhänglichkeit an das Mutterkloster ist ihnen geblieben, es zog sie immer wieder zurück nach den stillen Räumen, wo sie die schönsten Jahre verlebt und an die ihre Jugenderinnerungen sich knüpften. Wohl mochte auch unserem Steigenberger das Herz höher schlagen, wenn er in späteren Jahren bei einem Besuche Pollings den hallenden Korridor hinabwandelte und die Bibliothek betrat, in welcher über achtzigtausend Bände der seltensten und kostbarsten Art aufgespeichert waren, wenn ihn dort sein Lehrer, der ehrwürdige, Prälat Franziskus, der vortreffliche Bücherkenner, inmitten der Folianten begrüßte, die er mit selbstloser Aufopferung Jahrzehnte hindurch in aller Herren Länder, hinab bis Spanien und Portugal, hatte sammeln lassen. Und wenn die beiden dann ihre gelehrten Gespräche unterbrachen um an das geöffnete Fenster zu treten und ihr sinnender Blick über die wunderstille Gottesnatur schweifte zu den blauenden Bergen, an deren Abhängen der Staffelfee emporglänzte, da empfanden sie wohl mit inniger Befriedigung, daß auch sie nach tausend Jahren den gleichen Bestrebungen treu geblieben waren, welche auf der idyllischen Insel drüben bereits in den Tagen der Karolinger hochgehalten wurden, in dem wasserumspülteu Benediktinerklösterlein Stasfelsee, das vor seiner Zerstörung durch die räuberischen Ungarnhorden neben einem Reichtume kostbarer Kirchengeräte auch einen namhaften Schatz von Büchern barg. Die Klöster des Pfaffenwinkels sind durch die Jahrhunderte unentwegt die Träger des Kulturfortschrittes gewesen; an ihre Schulen, Seminarien, Büchereien und Meierhöfe knüpft sich in jenen Zeiten des erschwerten Verkehres die Entwickelung des Gaues. Die wirtschaftliche Entwickelung nicht minder wie die intellektuelle; und wenn der Abt von Wessobrunn in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts eine eigene Klosterdruckerei errichtete, so oblagen die Prälaten von Benediktbeuern mit gleichem Eiser der Fischzucht und jeder, der einmal zu Andechs oder sonst in einem kühlen Klosterbrünstüblein einen frohen Nachmittag vertrank, hat es an sich selbst erfahren, daß die frommen Jünger des heiligen Benedikt, getreu ihrer Ordensregel, welche nicht nur ernstes Studium und die Anlegung von Bibliotheken vorschrieb sondern auch Handarbeit, die für Bayerns wirtschaftliches Wohlergehen so bedeutsame Fähigkeit einen trefflichen Tropfen zu brauen bis in unsere Tage herübergerettet haben.

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 96

1906 - München : Oldenbourg
96 22. Kloster Ettal und der Pfaffenwinkel. schießen, Birschen, Beizen und Jagen üben durften, so waren sie nicht minder-geistlicher Zucht unterworfen. Jeglicher hatte die Pflicht bei der Frühmette und bei allen Tageszeiten des Chores in der Kirche zu erscheinen und fünfmal im Jahre „unsers Herrn Leichnamen" zu empfangen. Kein Glücksspiel war erlaubt, „weder Wurfzabel uoch kheiu ander Spiel umb Gelt". Trunkenheit und wüstes Leben waren höchlich verpönt, bei Tische herrschte lautlose Stille, die nur des Vorlesers Stimme unterbrach, der in deutscher Sprache etwas berichten mußte „daz gütlich sei". Die Kinder, welche auf der Hofstatt geboren wurden, durften nur 3 Jahre bei ihren Eltern weilen, „nit länger", dann mußten sie auswärts in Pflege kommen. Die Ritter verpflichteten sich in ihrer Kleidung keine anderen Farben zu tragen denn blau und grau, die Frauen nur blan. Also war des Stiftes Leben geordnet bis zum kleinsten herab. Welchen Idealen wollte der Kaiser in dieser eigenartigen Stiftung feste Gestaltung verleihen? War es wirklich seine Absicht in der einsamen Bergeswildnis einen Gralstempel erstehen zu lassen? Sicherlich lebte noch in Ludwigs Brust die Erinnerung fort an den „Parzival" des Dichters Wolfram von Eschenbach, der ja selbst ein Ritter aus Bayerland gewesen, wohl mag auch er, gleich seinen Zeitgenossen, dieses hohe Lied des Rittertums wertgehalten haben, dessen bestrickender mystischer Zauber uns modernen Menschen durch die Werke des tongewaltigen Meisters von Bayreuth, durch „Lohengrin" und „Parsival" wieder so nahe gerückt worden ist und dessen geistigen Mittelpunkt der Gral und der Berg der Erlösung Murtsalväsche1) bilden. Der Gral, jene wuudersame Schüssel, welche Christi Hand beim Abendmahle berührte, in der Joseph von Arimathüa das Blut des Erlösers aufgefangen und zu der alljährlich vom Himmel eine Taube herniederstieg um ihre Wunderkraft neu zu stärken, die hochragende Heilsburg Munsalväsche mit ihrem weithinleuchtenden Tempel, wo die Templeisen des heiligen Hortes warten, ein auserwählter Kreis von geistlichen Rittern, welche aller weltlichen Minne entsagt haben und denen in keuscher Gemeinschaft eine Schar von edlen Jungfrauen und von Priestern zugesellt ist. Unwillkürlich schweifen unsere Gedanken in *) „Man darf mit Sicherheit annehmen, daß der Gedanke ein ,Monsalwcitsch* zu gründen schon in der Jugendzeit des hochgemuten Kaisers entstand, als ihn die Kenntnisnahme von Parzival und der Gralsage begeistert hatte, daß aber die poetische Idee erst auf seinem Römerzuge zur Reife gedieh, als er unter vielen anderen Baptisterialbauten namentlich die glänzenden Bauschöpfungen der Ghibellinenstadt Pisa kennen lernte. Die näheren Umstände der Gründung sind legendarisch, geradezu rührend aber ist die Sage, wonach der gebannte Kaiser das marmorne Weihebild, wohl ein piionisches Werk, auf dem Sattelbogen durch Oberitalien und Tirol herausbrachte und auf dem langen Wege den Plan der zwölfeckigen Rotunde ersann. Er scheint sich demnach, wie fünf Jahrhunderte später Kronprinz Ludwig in Tilsit, auch in schwerbedrängter Zeit mit Fragen der Kunst beschäftigt zu haben." Franz V. Reber, „Die Anfänge der Kunstpflege des Wittelsbachischeu Hauses." 1901.

7. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 47

1906 - München : Oldenbourg
11. Kloster Tegernsee. 47 Zeiten in Tegernsee für den Unterricht der Jugend. Unter Abt Rupert (1155 1186) besingt der Dichter Metellus in klassischen Versen die Wunder des Hl. Quirinus, Priester Weriuher beglückt die fromme Welt mit einem anmutigen Marienleben, geschrieben in deutscher Sprache. Sein Buch schmückte Weriuher mit kostbarer Kleinmalerei, eine Kunstübung, die schon vor ihm Abt Ellinger in dem berühmten Tegernseer Salbuch zu herrlicher Geltung gebracht hatte. In der Kunst der Glasmalerei behauptete Tegernsee, wenn diese Kunst auch nicht bort erfunden ward, frühestens einen hervorragenden Platz. Ist doch von Abt Gozbert besannt, daß er die bis dahin mit groben Tüchern verhängten Kirchenfenster durch buntfarbige Glasgemälde ersetzen ließ. Um das Jahr 1090 war das Kloster durch eine Feuersbrunst zerstört worden. Für das neue Münster fertigte ein anderer Weriuher fünf Glasgemälde. Der nämliche Werinher war auch in der Goldschmiedekunst und Bildhauerei wohl bewandert und darin den Spuren des Klerikers Adalrich, des ersten deutschen Glockengießers, gefolgt, der seinerzeit im Aufträge des Abtes Gozbert die Quirinusglocke gegossen hatte. In Kunst und Wissenschaft, in strenger Selbstzucht und ernster Frömmigkeit war Kloster Tegernsee vom 10. bis zum 13. Jahrhundert gleicherweise ausgezeichnet und sein Ruhm in aller Munde. Kein Wunder, wenn sich fremde Klöster gerade ans Tegernsee Mönche als Lehrer und Reformatoren des geistigen und geistlichen Lebens erbaten, wie das (1015) neu errichtete Kloster St, Ulrich in Augsburg, Kloster Feuchtwangen (1000), das verfallene Stift Benediktbeuern (1032). Der Reformeifer der Tegernseer Mönche war in dieser Periobe vielfach zum Sauerteig geworben für das religiöse Leben und Streben im füblichen Deutschland Tegernsee hatte damit den Glanzpunkt seiner zweiten Blüte erreicht. Die nun folgenden zwei Jahrhunderte haben in der Geschichte des Klosters wenige Spuren hinterlassen. Im ganzen genommen war es jedoch eine Zeit des inneren und äußeren Verfalles. Wiederholt geriet Tegernsee in Streit mit den Mächtigen und war darob mit Brand und Plünderungen heimgesucht worben. Die Äbte umgaben sich mit fürstlichen Ehren und Abzeichen und stürzten das Kloster in Schulden. Der Weltsinn hatte auch iit Tegernsee die klösterliche Disziplin gelockert. Doch früher als in anderen Klöstern setzte in unserm Kloster die Reform ein, hauptsächlich durch die Tätigkeit des Abtes Aindorfer (1426—1461), die den Beginn einer britten Blüteperiobe bezeichnet. In kurzer Zeit befreite er das Kloster von einer drückenden Schulbenlast, brachte die herabgekommenen Gebäube in neuen Stanb, verbesserte die lockere Disziplin und zog eine Reihe ausgezeichneter Ordensleute heran, die nachher als Äbte die Klöster Andechs, Benebiktbeucrn, Scheyern und Dberaltaich zu leiten berufen waren. Aindorfers Nachfolger in der Abtwürde, Ayrnschmalz (1461—1492), setzte das so glücklich begonnene Reformwerk fort, erbaute 1471 die Stiftskirche von Grund auf, schmückte sie

8. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 99

1906 - München : Oldenbourg
23. Kaiser Ludwigs Ende. 99 Schaffen, von den trefflichen Gelehrten, die sich unter den Konventualen hervorgetan, von der Ritterakademie für Söhne vornehmer Geschlechter, welche der seit dem Jahre 1709 als Abt so segensreich waltende Plazidns Seitz^) ms Leben gerufen hatte und die bald die Blüte des süddeutschen Adels in ihren Hörsäleu vereinte, von den bedeutenden Männern, die hier zu Gaste geweilt, oder, wie der gottbegnadete Sänger Jakobus Balde im Jahre 1640, die steile Straße zogen an Ettals Mauern vorüber, „die Gehölz umgrünt und geweihte Schatten lockig umwehen", von dem furchtbaren Brande,- der am Abend von Peter und Paul 1744 die Stiftung Ludwigs des Bayern innerhalb weniger Stunden in Asche legte, von dem prächtigen Wiederaufbau in der indes im Ammergaue heimisch gewordenen Stilweise des Barock — kurz die Kunde all der Wandlungen, die das Kloster durchgemacht im Laufe von nahezu fünf Jahrhunderten. Im Jahre 1803 fiel das herrliche Kloster Ettal dem tragischen Geschicke der Säkularisation anheim. Die ausgedehnten Baulichkeiten und die reichen Besitzungen wurden an Private veräußert, die Mönche erhielten einen Gnadengehalt und lebten damit, zumeist an der ihnen liebgewordenen Stätte oder in den Gebirgsdörfern der Nachbarschaft, ein bescheidenes Dasein weiter. Nur einer nicht, der letzte Abt, Pater Alfons Hafner. Im Innersten hatte den Sechzigjärigen das gewalttätige Ende seines Stiftes erschüttert. Gebrochen an Leib und Seele entfloh er nach Venedig, wo er auf der Insel San Giorgio Maggiore ein Asyl fand in den ernsten, schweigsamen Klostermauern. Dort siechte er dahin mit der zehrenden Erinnerung im Herzen an das sonnige Idyll im walddnrchranschten Bergestale, bis er am 7. Mai 1807 aus dem Leben schied. *) „Dieser vielseitige, kunstsinnige Abt hatte einen fast vollständigen Neubau des Klosters und eine wesentliche Umgestaltung der Kirche vornehmen lassen nach dem Entwurf des Münchener Hofarchitekten Enrico Züccali, des Erbauers des Schleißheimer Schlosses und der Theatinerkirche zu München. An der Nitterakademie entfaltete sich ein reges geistiges Leben. Sogar die Kriegskunst wurde gepflegt. Die jährlich abgehaltenen Manöver wurden in Kupfer gestochen. So berichtet Westenrieder in seinen Beiträgen über eine im September 1734 abgehaltene Lust-Attacke und eine um aufgeworfenen Preis vorgenommene Artillerie-Exercice, was sehr ergötzlich zu lesen ist." Thiersch a. a. O. 2) Dichtungen, S. 22, Schaffhausen 1843, Hurter. 23. Kaiser Ludwigs Ende. Von Franz Graf Pocci.a) 3ii Fürstenfeld im Bayerland Das Hifthorn froh erschallt, Es reitet Kaiser Ludwig dort Im grünen Tannenwald. Hallo, hallo! ein wilder Bär Trabt über jenen Plan, Der edle Held verfolget ihn Auf seiner Fährte Bahn.

9. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 499

1906 - München : Oldenbourg
104. Ein Erinnerungsblatt an König Maximilian Ii. 499 auch vernommen hatte, und so kam der Wein noch rechtzeitig zur Stelle. — Naive Äußerungen, Fragen und Bitten kamen natürlich oft genug vor und cs machte dem Könige Vergnügen, darauf Bescheid zu geben, wie er auch immer Interesse bezeugte an den Eigentümlichkeiten des Volksdialektes, oder wenn ihm von den Leuten von altem Branch und Herkommen erzählt wurde, was oft in sehr ansprechender Weise geschah. Bei der geistigen Tätigkeit, die ihm eigen war, möchte man sich wandern, wie der König die Gednld gehabt habe, drei bis vier Stunden, denn so lange und oft länger dauerten die Gemstriebe, ans dem Stande auszuhalten; er hatte aber immer Bücher bei sich und pflegte zu lesen, bis die achthabenden Leibjäger ihn aufmerksam machten, daß das Wild im Anzug sei. In einsamer, schöner Gegend sich lesend zu beschäftigen war überhaupt eiue Neigung von ihm. Die königliche Kanzlei folgte stets den Jagdfahrten und der König arbeitete gewöhnlich schon am frühen Morgen. Wenn der Kaiser Maximilian im Jahre 1495 schrieb: „Wir haben den Tag zu Wurms auf dem Rein ge-knrzt und den in daz gepirg zu den wilden Gemsen gelegt", so kam Ähnliches beim Könige nicht vor und die Jagd durfte die Arbeit der Regierungsgeschäfte nicht beeinträchtigen. Und lag auch manche Wolke in den Papieren der Portefeuilles und mauche unerfreuliche Kunde, die lebendig strahlende Sonne in der freien Natur, die Bewegung in Wald und Wildnis und die frische Luft v bcr Höhen wirkten stets wohltätig auf Geist und Körper und stählten dem Herrn die Kraft und das Vertrauen zu jenem höheren Regiment, welches alle Geschicke lenkt und regelt. So war dem Könige der Berge Lust Ein Wunderquell, der seine Macht bewies, Daß sorgenfrei er zauberte die Brust Und dem Gemüte Blumen sprossen liefe. Und wenn der Herr im Gemsgebiete dann Die weite Fernsicht still genießend stand, Wie knüpfte sich da stets die Freude dran: „Dies schöne Land, es ist mein Bayerland!" Nun nimmer dringt ein Weidruf an sein Ohr, Die Alpenrose sieht er nicht mehr blüh'n, (Es trugen Engel ihn zum Reich empor, An dem er oft begrüßt der Sterne (Blüh’n. Wir aber trauern, daß es so gescheh'n, Und was die Zeit auch trümmert und zerstiebt, Das Zeugnis wird lebendig fortbesteh'n, Wie treu und innig ihn sein Volk geliebt. 39*

10. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 174

1906 - München : Oldenbourg
174 34. Herzog Wilhelm V. von Bayern als Kunstfreund. Aber nicht mehr der herrschgewaltige Landesfürst von Bayern; es war der stille Mann, welcher, dem übermächtigen Znge seiner melancholischen Natur folgend, Abschied genommen hatte von irdischer Macht und Größe um allein seinem Seelenheile zu leben und den Werken christlicher Barmherzigkeit. Ja, er war nun wirklich zum Klausner geworden in den träumerischen Einsiedeleien mit ihren Quellen und schilfumsäumten Wassern, die er in der Einsamkeit um Schloß Schleißheim sich hatte bauen lassen. Hier fand seine milde, beschauliche Natur die Welt, wo ihm so recht glücklich und zufrieden ums Herz war und die er selbst in München in seiner späteren Residenz — der heutigen Maxburg — nicht hatte missen wollen. Gar anschaulich berichten uns Angenzengen' von der Wildnis, die er hier in seinem Garten sich angelegt, wie da alles mit ein-.gehauenen Zellen, mit Tannen und wilden Bäumen besetzt sei, wie ein Wässerlein auv dem Felsen herausguille, das ein Büchlein und Weiherlein mache, darinnen schöne Forellen schwimmen und alles „gar finster, melancholisch, andächtig, ja forchtsam“ aussehe, etwa so, wie in den „gemähten und knpfer-stuckhen" die Patres und Eremiten abkonterfeit sind. Und in der ~iat waren die damals in Kupferstichen über die ganze katholische Welt verbreiteten Szenen ans dem Einsiedlerleben, welche der niederländische Maler Martin de Vos geschaffen, das Vorbild für Wilhelms Anlagen, jene liebtrauten Blätter, die in Altbayern als Wandfchmnck nicht nur im Schlosse zu Schleißheim und in der Münchener Residenz sondern allüberall in den Bürgerhäusern wertgehalten wurden und die uns die frommen Männer zeigen, wie sie in Höhlen hänfen oder in einer Klause unter weitschattenden Lindenbäumen, in inbrünstiges Beten versunken, ein heiliges Buch lesend und ihren hinfälligen Körper kasteiend, hinwider auch mit emsiger Arbeit in Feld und Garten beschäftigt oder arbeitsmüde, sinnenden Auges hinausblickend in weite, friedfelige Landschaften, lind dazu treten die unzertrennlichen Geführten des Einsiedlers, nickende Blumen und die Geschöpfe des Waldes. Das schlanke Reh, das durch das Dickicht bricht, die emsig schaffenden Bienen, die im Wasser spielende Forelle, die Vögelein, die in traulicher Gemeinschaft dem stillen Manne von alters her zugetan sind und an deren liebevoll beobachtetes Treiben er seine frommen Betrachtungen knüpft über des Schöpfers Allmacht, Güte und Weisheit auf Erden und die er weiterfpinnt in wundersam eindrucksreichen Gleichnissen. Es ist eine stumme, beschauliche Welt voll unendlichen Friedens, voll holdseliger Poesie und tiefsten inneren Glücksgefühles, die ans diesen Blättern zu uns spricht — es ist die Welt, die Herzog Wilhelm V. sich geschaffen nach seiner Thronentsagung um in frommer Betrachtung nur Gott zu leben und seiner innern Läuterung. So wie ich es in leichten Strichen angedeutet, lebt fein Bild noch heute in der Erinnerung fort. Sonst weiß man wenig mehr von ihm zu erzählen. Höchstens noch, daß er die Münchener Michaelskirche erbaut mit dem Jesuiten-
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