90
Kaaba, nimmt sich seiner an. Handelsreisen. Wittwe
Kadidscha. Neue Religion Islam, d. i. gläubige Erge-
bung; die Anhänger Moslemin, d. i. Gläubige. „Es
gibt nur Einen Gott, und Muhamed ist sein Prophetbo)
Am 15. Juli 622 Flucht von Mecka nach Medina
(Hedschra, mohamedanische Zeitrechnung«. 66lj Erobe-
rung von Mecka, 63! Angriff gegen das byzantini-
sche Reich, 632 Tod Muhameds, sein Grab in Medina.
Der Koran, d. i. Schrift. Sekten der Schiiten (Aliten)
und Snuiten.
Die ersten Kalifen (d. i. Statthalter) waren A-bu
Be kr (Schwiegervater des Propheten) und Omar. Die-
ser eroberte Palästina, Syrien und Persien, wäh-
rend sein Feldherr A m r u A e g y p t e n unterwarf, ä)
Bald wurde auch Afrika's Nordküste erobert.
711 Tarik setzt nach Spanien über,,wo ein maurisches
Reich gegründet wird.
Gibraltar — Gebet al Tarik, d. i. Fels des Tarik. Der
Westgothenkönig Roderich verliert die «L-chlacht bei
Lerez de la Frontera, Mnsa vollendet die Erobe-
rung Spaniens. Nur in den astliri scheu Gebirgen be-
hauptet sich ein kleines westgothisches Reich. Lon hier ans
kämpften die Christen fortwährend gegen die Mauren und
entrissen ihnen eine Provinz nach der andern e); aber erst
1492 ging die letzte maurische Besitzung, Granada, an
Ferdinand den Katholischen verloren.
732 Karl Martell schlägt die Araber bei Poitierö.
Dagobert 1. beherrschte eine Zeit lang das ganze fränkische
Reich, überließ aber die Regierung (622) dem Major
dornus Pipin von Landen. Nach ihm theilte sich
wieder das Reich in Austrasien, Neustrien und Burgund.
Sein Enkel Pi Pin von Heristal ward (687) durch
den Sieg bei Testri Major dornus über das ganze Reich.
Dessen Sohn Karl Martell (d. i. Hammer) befestigte
und erweiterte diese Herrschaft, nannte sich dux et prin-
ceps Francorum und kämpfte glücklich gegen Friesen, Ale-
inannen und Baiern.
Als die Araber unter Abderrahman mit 400000 Mann
von Spanien aus in Frankreich einsielen, schlug er sie iw
c Moses und Jesus betrachtete M. als seine Vorgänger.
d) Die angeblich auf Omars Befehl erfolgte Verbrennung der großen
Bibliothek zu Alexandria beruht wahrscheinlich auf Sage.
e) In diesen Kämpfen zeichnete sich im 11. Jahrhundert Don Rodrigo
von Vivar (genannt der Cid) aus.
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Extrahierte Personennamen: Kadidscha Mecka Mecka Palästina Gibraltar Roderich Mnsa Ferdinand Karl_Martell Karl Karl_Martell Karl Jesus M. Rodrigo
von_Vivar
— 33 —
eine neue, einzig wahre Religion zu gründen. Die Haihtlehren derselben sind: „Es ist nur ein Gott, und Mohammed ist sein Prophet. Die Seele des Menschen ist unsterblich, und es gibt eine Vergeltung nach dem Tode. Gebet, Fasten und Almosen öffnen die Pforten des Himmels. Jedem Menschen ist sein Schicksal zum voraus bestimmt. Das beste Werk ist der Kampf gegen die Ungläubigen."
Mohammed fand bald viele Anhänger und unterwarf sich ganz Arabien. Er vereinigte in seiner Person die höchste geistliche und weltliche Gewalt. Seine Nachfolger hießen Cha-lifen. Sie eroberten im 7. Jahrhundert mit Feuer und Schwert einen großen Teil Asiens und Nordafrika. Von hier setzten dieselben nach Spanien über, um durch Europa nach Konstantinopel zu ziehen. Sie wurden aber von den Franken vollständig besiegt und nach Spanien zurückgedrängt. Dort gründeten sie ein blühendes Reich, das bis um d. I. 1500 n. Chr. bestand. Die Religion Mohammeds zählt jetzt noch viele Millionen Anhänger.
Um«0«n.chr. 34. Die Glaubensboten Badens.
Das Christentum verbreitete sich trotz der blutigen Verfolgungen, welche einzelne römische Kaiser anfänglich über dasselbe verhängten, mit wahrhaft göttlicher Gewalt. Im ganzen römischen Reiche fand es zahlreiche Anhänger. So blühten auch am Rheine schon um d. I. 300 n. Chr. die Bistümer Basel, Straßburg, Speier, Worms und Mainz mit vielen christlichen Kirchen. Aber die heidnischen Alemannen rotteten die Christuslehre wieder aus. Als jedoch Alemannien unter die Herrschaft der christlichen Franken gelangt war, zogen aus Irland und England fromme Männer dahin, um das göttliche Wort zu verkünden. Solche Männer heißen auch Glaubensboten (Missionäre).
Zu den ersten Glaubensboten gehört der heilige Fridolin. Er kam um d. I. 500 n. Chr. in das badische Oberland und erbaute auf einer Rheininsel das Kloster Säckingen. Ein Jahrhundert später erschien am Bodensee der heilige Kolumban mit zwölf Schülern, von denen der heilige Gallus das Kloster St. Gallen stiftete. Kurze Zeit nachher errichtete
Müller, Geschichtsbilder. z
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Extrahierte Personennamen: Mohammed Mohammed Mohammeds Fridolin Kolumban Gallus
Extrahierte Ortsnamen: Asiens Nordafrika Spanien Europa Konstantinopel Spanien Mohammeds Badens Rheine Worms Mainz Irland England Gallus
2
Einleitung.
uns gekommen, Aufschluß geben über den Ursprung oder anfäng-
lichen Zweck einst bestandener und noch bestehender Einrichtungen.
Der Geschichtforscher spürt jeder Quelle, aus der ihm Wahrheit
zufließen kann, sorgfältig nach, prüft und vergleicht mit uner-
müdetem Fleiße die Nachrichten und theilt von dem Ergebniß
seiner Bemühungen mit, was ihm wichtig scheint. Wichtig aber
ist ihm alles, was Aufschluß gibt über das Leben und Treiben
der Völker, ihren allmächtigen Aufschwung und Verfall, ferner
jede Begebenheit, welche große Folgen hatte, sollte sie auch, für
sich allein betrachtet, noch so unbedeutend erscheinen.
Um das große Gebiet der Weltgeschichte leichter überschauen
zu können, theilt inan dieselbe zunächst in drei große Abschnitte:
I. Alte Geschichte, von der Erschaffung des Menschen bis
zum Sturze des weströmischen Reiches, oder von 4000
vor Christo bis zum Jahre 476 nach Christo.
Ii. Geschichte des Mittelalters, von dem Untergänge des
weströmischen Reiches bis zur Entdeckung Amerikas,
oder von 476 bis 1492.
Iii. Neue Geschichte, von der Entdeckung Amerikas bis auf
unsere Zeit.
In der alten Geschichte unterscheidet man wieder 7 Zeit-
räume , nämlich:
1. Zeitraum, von Adam bis auf Noa, oder von 4000 bis
2400 vor Christo;
2. Zeitraum, von Noa bis auf Moses, oder von 2400 bis
1500;
3. Zeitraum, von Moses bis zur Erbauung Roms, oder von
1500 bis 754;
4. Zeitraum, von Roms Erbauung bis zu Cyrus, oder von
754 bis 555;
5. Zeitraum, von Cyrus bis zu Alerander dem Großen, oder
von 555 bis 333;
6. Zeitraum, von Alerander dem Großen bis auf Jesus
Christus, oder von 333 bis 1;
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Extrahierte Personennamen: Christo Adam Christo Moses Roms Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Jesus
Christus
Extrahierte Ortsnamen: Christo Amerikas Amerikas Roms
308
A sien.
verstehen alle irgend ein Handwerk und jeder von ihnen hat seine
Werkstatt. Die meisten Mönche stammen von den Griechischen In-
seln ; in der Regel bleiben sie nicht langer als 4—5 Jahre, und keh-
ren dann in ihr Vaterland zurück, stolz daraus, Dulder und Märtyrer
unter den Beduinen gewesen zu seyn; einige indessen sind 40 Jahre
hier gewesen. Sie haben eine Bibliothek von 1300 Banden in Grie-
chischer Sprache und 700 Arabische Manuscripte. Das Kloster ist
nicht, wie Seetzen behauptet, der heil. Katharina, deren Reliquien bloß
hier aufbewahrt werden, gewidmet, sondern der Verklarung. Die ge-
wöhnlichen Besucher des Klosters sind die Beduinen. Bei ihnen gilt
es als eine hergebrachte Sitte, daß wer von ihnen kommt, Brod zum
Frühstück und Abendbrod empfangt, welches ihnen vom Fenster aus
hinunter gelassen wird, da kein Beduine, die Diener des Hauses aus-
genommen, ins Kloster hinein gelassen wird. Es vergeht kein Tag,
daß das Kloster nicht für 30—40 Personen von den Beduinen Brod
zu liefern hatte.
Im Winter ist der obere Theil des Sinai und des St. Katha-
rinenberges mit tiefem Schnee bedeckt, der oft dann beide Berge unzu-
gänglich macht. In dem Thale zwischen dem Sinai und dem St.
Katharinenberge, welches el Le d scha heißt, liegt das Kloster El Er-
bayn, d. h. die Vierzig, welches von einer Familie der Dsche-
balye *) bewohnt wird, die die Aufsicht über den dazu gehörigen Gar-
ten haben, der den von den unfruchtbaren Bergen Herabkommenden
einen reizenden Ruheplatz darbietet. In der Nachbarschaft dieses 3373
F. hoch gelegenen Klosters sind ausgedehnte Anpflanzungen von Oli-
venbaumen. 20 Minuten von diesem Kloster zeigt man einen Gra-
nitblock, welches der Felsen seyn sott, aus welchem, als Moses ihn mit
seinem Stabe schlug, Wasser hervorsprang. Der Fels ist etwa 12 F.
hoch, und hat auf seiner Oberflache etwa 20 Öffnungen, aus denen
das Wasser hervorgeströmt seyn sott. Man sieht aber bei dem ersten
Anblick, daß die meisten dieser Spalten nicht natürlich, sondern von
*) Die Dschebalye d. h. Bergbewohner sollen von den Sklaven abstam-
men, welche Justinian, als er das Kloster des Sinai erbaute, zum
Dienst der Mönche herschickte. Sie wurden in der Folge Muselmän-
ner und unterscheiden sich jetzt weder an Gesichtszügen noch Sitten
von den andern Beduinen, vcrheirathen sich bloß unter einander und
bilden eine besondere Gemeinde, die etwa aus 120 bewaffneten Män-
nern besteht. Sie sind ein sehr starker und kühner Menschenschlag
und die Diener des Sinai-Klosters. Je Z und Z kommen nach der
' Reihe ins Kloster und sind die einzigen, denen der Zutritt innerhalb
der Mauern gestattet ist; doch dürfen sie nicht im Hause schlafen.
Einige lagern in den Bergen rund um den Moses- und Katharinen-
berg herum, der größere Theil aber wohnt in den an diesen Bergen
gelegenen und dem Kloster gehörigen Gärten, mit der Verpflichtung,
die Hälfte der Früchte an das Kloster zu liefern. Auch haben sie das
ausschließliche Recht, die Pilgrime und Fremden nach den heiligen
Orten des Sinai hinzuführen.
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348
Asien.
Perser waren ursprünglich ein nomadisches, abgehärtetes, kriegerisches
Berg- und Hirtenvolk, welches die rauhen und gebirgigen Gegenden
der jetzigen Persischen Provinz Fars oder des eigentlichen Persiens be-
wohnten und in einer gewissen Abhängigkeit von dem Modischen Reiche
standen. Von dieser Abhängigkeit befreite sie im 6. Jahrhundert vor
Christi Geburt Cyrus, ein Enkel des damaligen Mcdischen Königs Astya-
ges, und ein Sohn eines Persischen Großen. Er erwarb sich aber nicht
allein dieses Verdienst um die Perser, sondern er unterjochte auch die
Meder, die bisherigen Herren seines Volks, vereinigte Meder und Per-
ser unter seinem Szepter, und gründete ein Persisches Reich, welches
durch Eroberungen sich so vergrößerte, daß es von den Flüssen Oxus
(jetzt Amu) und Indus bis zum Mittelländischen Meere sich erstreckte
und also nicht allein das jetzige Persien oder Iran, sondern auch Af-
ghanistan und die ganze Asiatische Türkei begriff. Des Cyrus Nach-
folger, worunter besonders Lerxes in der Geschichte wegen seiner uner-
meßlichen Kriegshcere bekannt ist, fuhren zwar fort, neue Eroberungen,
z. B. Ägypten dem Persischen Reiche hinzufügen und singen sogar
an in dem gegenüber gelegenen Europäischen Küstenlande ihre Herr-
schaft auszubreiten; allein ihre Bemühungen, Griechenland zu unter-
jochen, wurden schimpflich vereitelt, und von da an sank die Macht
des Reichs, bis endlich Alexander der Große, König von Mace-
donien, nachdem er den letzten König der Perser, Darius Codoman-
nus überwunden hatte, um das I. 329 vor Christi Geburt das ge-
sammte Persische Reich seiner Herrschaft unterwarf. Nach seinem Tode
im I. 322 zerfiel bekanntlich das von ihm gestiftete große Reich in
viele kleine Staaten, über welche seine Generale, früher Statthalter
einzelner Provinzen, sich zu Königen machten. Einer derselben, Se-
ile ukus Ni kator, erhielt den größten Theil des Persischen Reichs,
und seine Nachkommen, die nach ihm Seleukiden heißen, behaup-
teten sich eine Zeitlang im Besitze, wurden aber zuletzt durch die Ar-
sakidcn daraus verdrängt. Diese haben ihren Namen von Arfa-
kes, Statthalter der Provinz Pontus, der sich von der Regierung der
Seleukiden losgerissen und seinen Nachkommen (den Arsakiden) das
Anfangs unbedeutende Parthischereich hinterlassen hatte. Dieses
neue Reich, das sich bald immer mehr durch Eroberungen vergrößerte,
so daß es außer dem jetzigen Persien auch Afghanistan begriff, machte
sich selbst den Römern furchtbar, und dauerte bis 229 nach Christi
Geburt, zu welcher Zeit der Perser Artaxerxes, ein Sohn Sas-
san's auftrat und nach Vernichtung des Parthischen Reiches, ein neues
Persisches gründete, welches er auch auf feine Nachkommen, die S a s-
sa niden vererbte, welche über 400 Jahre sich in ihrer Herrschaft be-
haupteten.
Jetzt kam Persien unter die Herrschaft der von Muhameds Lehre
begeisterten Araber, deren Khalifen Persien durch Statthalter regieren
ließen. Nach und nach aber machten sich diese Arabischen Statthalter
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Extrahierte Personennamen: Christi_Geburt_Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Alexander_der_Große Alexander Darius_Codoman- Darius Christi Provinz_Pontus Artaxerxes Muhameds
Extrahierte Ortsnamen: Asien Persiens Mcdischen_Königs_Astya- Griechenland Persien Afghanistan Christi Persien Persien
Habessinken.
799
ñus in Aberglauben ausgeartet. Sie feiern jährlich gegen 200 Feste
und verehren eine Menge von Heiligen, deren Gedächtniß sie einmal
in jedem Jahre begehen, auch glauben sie an die heilige Jungfrau
Maria, der sie die tiefste Verehrung weihen. Ihre Kirchen sind mit
plumpen Abbildungen der Gegenstände ihrer Verehrung angefüllt.
Die Christen Habessiniens sind über einen theologischen Punkt, näm-
lich die Salbung Jesu Christi mit dem heiligen Geiste unter einander
uneinig und in drei Partheien getheilt, die so feindlich sich gegen ein-
ander beweisen, daß sie sich wechselseitig verfluchen. Sie taufen ihre
Kinder nicht vor dem 40sten Tage, wenn es ein Knabe, und nicht
vor dem 80sten, wenn es ein Mädchen ist; denn sie glauben, daß
Adam erst 40 Tage nach seiner Erfchaffung den heil. Geist empfing,
als er in das Paradies eingeführt ward, und Eva erst 80 Tage nach
ihrer Erschaffung dieser Heiligung theilhaftig wurde. Gleich nach
der Taufe wird das Kind neu bekleidet; man bindet ihm ein blaues
Band um den Hals, zum Zeichen, daß es ein Christ sey, worauf ihm
das Abendmahl gereicht wird. Das geweihte Brod bei der Kommu-
nion besteht aus zerdrückten Rosinen und weißem Mehl mit Wasser
vermischt; der Priester schöpft aus der Schale, worin es sich befindet
mit einem hölzernen Löffel etwas davon und reicht es so dem Kommu-
nikanten in den Mund, und als Wein nehmen sie den Saft getrock-
neter Weinbeeren mit Wasser vermischt. Das Fasten betrachten sie
als das Wesen der Religion, und haben daher lange und strenge
Fasten. Rechnet man alles zusammen, so kommen im Jahre 9 Mo-
nate zusammen, doch feiern nur wenige sämmtliche Fasttage. Beim
Fasten enthalten sie sich aller thierischen Speise, außer Fischen, und
genießen nichts, nicht einmal Wasser, bis zur dritten Nachmittagsstunde,
wovon jedoch der Sonnabend und der Sonntag ausgenommen sind,
an welchem Tage man vor 8 Uhr Morgens essen und trinken darf.
Gelangen die Habessinier in ein gewisses Alter, so werden die meisten
Mönche oder Nonnen, sie mögen reich oder arm, verheirathet oder ledig
seyn, die Reichern überliefern dann ihre Besitzungen ihren Kindern,
welche die Eltern mit vieler Kindesliebe bis an den Tod ernähren.
Die Armen leben von der Mildthätigkeit Anderer. Die Männer wer-
den Mönche in jedem Lebensalter; die Frauen dagegen treten selten
vor dem 45sten oder 50sten Jahre ins Kloster. Hat ein Mann viele
Schulden, so ereignet es sich häufig, daß er ein Mönch wird, und
dann braucht er sie nicht zu bezahlen, obschon ec in demselben Hause
mit seinem Weibe bleibt, die eine Nonne ist. Verschiedene Jüdische
Gebräuche haben sich bei dem Christenthum in Habessinien erhalten;
z. B. die Beschneidung und die Enthaltsamkeit von allen Speisen,
welche das Mosaische Gesetz verbietet.
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Extrahierte Personennamen: Maria Maria Jesu_Christi Adam Eva
Osmanisches Reich.
127
Gebetes niederfallen-. Wesentliche Stücke einer Mosches sind dev Kibla
und der Mihrab, die selbst in den an den Landstraßen neben den
Brunnen erbauten Kapellen nicht fehlen. Der Kibla nämlich ist ein
auf der nach Mekka Hingerichteten Seite des Tempels befindlicher
Stein, gegen welchen die Betenden das Gesicht wenden; und der
Mihrab ist ein Altar unter dem Kibla, aus einer 6—8 F. hohen
Aushöhlung bestehend, in welcher der Koran zwischen zwei ungeheuren
Wachskerzen liegt. Der äußere Hofplatz der größeren Moscheen ist ge-
wöhnlich in einen Bazar (Warenmarkt) verwandelt, wo allerlei Klei-
nigkeiten feil geboten werden. Dort kaufen Muhamedaner, Griechen,
Armenier und Franken von Handelsjuden Rosenkränze, Rofenwasser,
Pfeifenröhre rc., wahrend Andere die in den in der Einfassungsmauer
der Moschee angebrachten Buden sitzenden Schreiber (Kiatibs) beschäf-
tigen. — Die Turbes oder Begräbniskapellen der Stifter der
Dschamien haben im Innern mehr oder weniger Schönheit, sind wie
die Tempel selbst ausgeziert und nach der Straßenseite hin mit einem
weiten eisernen Gitter versehen, durch welches man deutlich den in höl-
zernen Sarkophagen liegenden, mit sammtenen kormoifinrothen Decken,
kostbaren Schawls und einem Stücke von der jährlich aus Mekka gebrach-
ten heiligen Kaabadecke (s. unten) gezierten Leichnam sehen kann.
Beim Haupte des Todten steht der Turban, zu den Füßen ein silber-
ner Leuchter und ein Pult für den Koranleser; oben ist ein Kreis von
Lampen; an den Seiten erblickt man goldene Inschriften aus dem
Koran und Grabschriften, welche die Vorübergehenden auffordern, ein
Fa tifa oder Fat-ha (erstes Kapitel aus dem Koran) für den Ver-
storbenen zu lesen.
Derwische heißen bei den Muhamedanern die Mönche, denn
so wie die christkatholische Kirche, so hat auch der Islam seine Mönchs-
orden, die gewisse Gelübde ablegen. Die Zahl dieser geistlichen Orden
belauft sich auf 34. Einige Gelübde sind äußerst sonderbar. So
giebt es z. B. eine Klasse von Derwischen, die auf Baumen wohnen,
von welchen sie nie mehr herabsteigen. Das Volk umher verehrt sie
als Heilige und tragt ihnen reichlich Nahrung und andere Bedürf-
nisse zu. Ein andrer Orden, die Bedeviten-Derwische, welche
in St. Dimitri bei Constantinopel ein Kloster haben, unterscheiden
sich dadurch, daß sie auf den Fersen hockend, sich nach allen Seiten
hin wiegen und schaukeln und dabei unaufhörlich mit einer fürchterli-
chen Anstrengung den Namen Allah aussprechen, bis sie erschöpft
zur Erde sinken. Bald ergreifen sie, wie außer sich, Schneidefeilen,
und ritzen ihre Haut auf, bis Blut erscheint. — Ein anderer Orden,
die Rufaiten-Derwische, machen es bei ihren Andachtsübun-
gen noch toller, indem ihr Schaukeln und immer steigendes Allah-
Schreien noch überdies mit Pauken- und Trommelschlag stürmisch
begleitet wird. Hat nun alles dies den höchsten Grad erreicht, so
ergreifen sie aus einem Kohlenbecken glühende Eisenstangen, schwingen
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280
Asien.
Uchkeit, wozu wohl der Umstand am meisten beiträgt, daß dieser Ort,
der von Einigen eine Stadt, von Andern ein Dors genannt wird,
unter seinen 3000 Bewohnern fast lauter Christen hat. Sie beschäf-
tigen sich außer dem Getreide-, Obst- und Weinbau auch mit Verfer-
tigung von Kruzifixen, Rosenkränzen, heiligen Krippen und ähnlichen
Gegenständen der frommen Verehrung, worin sie recht geschickt sind
und oft hübsche Sachen liefern. Die Perlmuttermuscheln, welche sie
von den Arabern aus der Gegend von Suez am rothen Meere kaufen,
dienen ihnen hauptsächlich zum Bearbeitungsstoff. Auf den großem
dieser Muscheln schneiden sie nach gedruckten Mustern, welche ihnen
von den Priestern verschafft werden, alle mögliche Heiligenbilder und
Szenen aus der Lebensgeschichte Jesu, machen auch daraus Kästchen,
Dosen, Medaillons, Kruzifixe und Rosenkränze. Letztere verfertigen
sie auch aus verschiedenen Holzarten und Fruchtkernen und färben sie
dann roth, gelb oder schwarz. Auf dieselbe Weise bearbeiten sie gleich-
falls den sogenannten Mofisstein, den sie aus der Umgegend des todten
Meeres und aus dem steinigen Arabien holen. Sowohl die Katholiken,
als die Griechen und Armenier haben hier Klöster, von welchen das
erste den Franziskanern gehört und mit der größten Gastfreundschaft
die ankommenden Fremden und Pilger aufnimmt. Es liegt an der
Ostseite Bethlehems, besteht aus mehreren unregelmäßigen massiven
Gebäuden, die sämmtlich von ungeheuern Mauern eingeschlossen
sind, wodurch das Ganze einer Festung nicht unähnlich sieht. Der
Eingang ist sehr unfreundlich, denn eine einzige Pforte, die so niedrig
ist, daß ein Knabe nicht ungebückt eintreten kann, bildet den Eingang
des von Außen fensterlosen Klosters. Es steht, so wie auch die beiden
andern Klöster der Griechen und Armenier in unmittelbarer Verbindung
mit der St. Marienkirche, die von Quadersteinen in Form eines Kreuzes
erbaut, 76 Schritte lang, im Kreuze 46 und im Schiffe 30 Schritte
breit ist. Das Schiff, welches den Armeniern gehört, ist mit 48 in
4 Reihen stehenden, 18 F. hohen, goldgesprenkelten Säulen geziert.
Der übrige Theil der Kirche ist mittelst einer Mauer von dem Schiffe
abgesondert und gehören den Griechen. In diesem Theile, in dem
Chore befinden sich 3-Altäre. Vor dem mittelsten oder dem Haupt-
altare ist ein Stern von Marmor in den Boden eingelegt, der die
Stelle bezeichnen soll, über welcher der Stern stille stand, durch den
die drei Weifen aus dem Morgenlande herbeigeführt wurden, und jener
Stern soll sich gerade über der Stelle befinden, wo Jesus geboren
wurde. Diese Stelle zeigt man in der heiligen Grotte, die
unter dem Chore der Kirche ist, und zu der zwei Wendeltreppen von
15 Stufen aus dem Chore hinabführen. Diese Grotte ist in den
Kalkfelsen gehauen, 40 F. lang, am Eingänge 12 F. breit, verengt
sich aber immer mehr nach hinten zu, und hat eine Höhe von 9 F.
Drei porphyrne Säulen unterstützen die Decke, die wie die Wände hier
und da mit Gemälden und Damastdecken und andern kostbaren Zeugen
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Jesus
Extrahierte Ortsnamen: Suez Jesu Bethlehems Marienkirche Eingänge
272
Asien.
ses Klosters bestehen in den gesammelten Almosen aus Spanien, Por-
tugal und Italien, aus dem Gewinne durch den Handel mit Kruzi-
fixen, Rosenkränzen und andren Pilgerwaaren, in den Geschenken,
welche wohlhabende Pilger und Fremde für ihre gefundene Aufnahme
hinterlassen. Auch erhalt das Kloster oft Vermächtnisse von frommen
Personen aus Europa, und Europäische Fürsten senden zuweilen an-
sehnliche Summen; z. B. der König von Spanien im Jahr 1815 an
60,000 Fl., und der letztverstorbene König von England, Georg Iv.
1500 Pf, Sterling. Als Sieber hier war zahlte das Kloster 7 Prie-
ster, die übrigen 20 Religiösen waren bloß Laienbrüder, von denen je-
der ein Geschäft zu besorgen hat oder ein Handwerk versieht. Jeder
Laienbruder wird auf Kosten des Klosters aus den Klöstern Italiens,
Portugals oder Spaniens verschrieben und bringt die gesammelten Al-
mosen oder das für die Klöster Palästinas bestimmte Geld mit. Ec
ist verpflichtet, 3 Jahre daselbst zu verbleiben, und geht dann wieder
aus Kosten des Klosters in seine Heimath zurück. Der Abt des Klo-
sters hat den Rang eines Bischofs. Das Kloster steht am nordwest-
lichen Ende Jerusalems, indem es mit der Rückseite an die Stadt-
mauer sich anlehnet, und ist ein großes unregelmäßiges, festes
Gebäude, das mehrere Höfe, Gallerten, einige Garten umschließt
und mit einer festen Mauer und eisernen Thüre versehen ist, so daß
es in unruhiger' Zeit als ein sicherer Zufluchtsort angesehen werden
kann. Für 100 Pilger gewahrt dieses Gebäude ein bequemes Unter-
kommen, und von der Dachterrasse desselben hat man eine treffliche
Übersicht der Stadt. Es giebt nicht weniger als 22 Brunnen, alle
mit dem herrlichsten Wasser, innerhalb der Mauern des Klosters. Auch
gehört eine schöne Kirche dazu. — Noch weit größer als dieses Fran-
ziskaner-Kloster ist das Armenische Kloster, das gegen 1000 Pilger
fassen kann, mit seiner Kirche und den Garten einen großen Raum
des innerhalb der Stadtmauer liegenden Theils des Berges Zion ein-
nimmt, und gleichsam eine kleine Stadt für sich bildet. Es ist mit
allem versehen, was zur Bequemlichkeit der Pilger dient, nimmt alle
Pilger der -Armenischen Kirche aus und unterhalt sie wahrend ihres
Aufenthaltes in Jerusalem. ■ Die Kirche soll auf derselben Stelle er-
baut seyn, wo Jakobus, der Bruder des Johannes, auf Befehl des
Königs Herodes mit dem Schwerte hingerichtet worden ist, und ist
schön und prachtvoll. Die Wände und Säulen sind ganz mit Por-
zellan bekleidet und der Fußboden ist mit der herrlichsten Musivarbeit
geschmückt. In einer kleinen Abtheilung zeigt man das Sank-
tuarium des heil. Jakobus, und glaubt, dies sey gerade der Platz, auf
dem er enthauptet worden ist. Dasselbe ist mit Bildhauerarbeit in
weißem Marmor, mit massiven silbernen Lampen, mit Vergoldung
und mit Gemälden geziert, was zusammengenommen eine überra-
schende Wirkung hervorbringt. Die zu demselben führende Thür ist
noch schöner, denn sie besteht ganz und gar aus Schildpatt, Perl-
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Extrahierte Personennamen: Georg_Iv Sieber Jakobus Johannes Jakobus
Extrahierte Ortsnamen: Asien Spanien Italien Europa Spanien England Italiens Portugals Spaniens Jerusalems Jerusalem Königs_Herodes
Arabien.
30s)
zu unterwerfen, als unvermuthet das Ägyptische Heer gegen Ende des
Z. 1835 eine völlige Niederlage erlitt und die Reste desselben sich in
die Küstenstadte retteten, auf deren Besitz gegenwärtig der Pascha be-
schrankt ist, der aber demungeachtet den Plan nicht aufgegeben hat,
das übrige Arabien zu erobern. In wie weit ihm dies gelingen werde,
wird die Folge lehren.
Der Berg Sinai, aus der heiligen Schrift so bekannt, weil
hier Moses die heiligen zehn Gebote empfing, liegt in dem Theile Ara-
biens, welcher die Petraische Halbinsel heißt, und von den 2 Meerbu-
sen des rothen Meeres, von Suez und Akaba gebildet wird. Das
ganze Gebirge, zu welchem der Sinai und der Horeb gehören, ist wild
und felsig, und von vielen engen Thalern durchschnitten. Es besteht
aus Granit und hat rauhe, spitzige Gipfel mit steilen, zerklüfteten Sei-
ten, ist aber sehr wasserreich. Der Sinai oder auch Dschebel
Musa (Moses-Berg) genannt, ist nach den neuesten Messungen von
Rüppell 7047, hingegen der Horeb oder St. Katharinenberg
8092 F. hoch, also über 1000 F. höher als der Sinai. Noch 500
F. höher aber ist der Om-Schommar, welcher den höchsten Berg
der ganzen Halbinsel bildet. Man besteigt den Sinai von dem St.
Katharinenkloster aus, welches in einer Thalschlucht liegt und worin die
christlichen Pilger gastfreundschaftliche Ausnahme finden. Es ist wie
ein festes Schloß gebaut und mit hohen Mauern umgeben. Das Ein-
gangsthor befindet sich 25 bis 30 F. über der Bodenflache, und man
wird vermittelst eines Seiles hineingezogen. Die Brüderschaft dieses
Klosters bestand 1832 aus 33 Griechischen Mönchen. Ihre Ordens-
regel ist sehr streng, ohngefahr wie die der Karthauser Mönche. Sie
essen niemals Fleisch, halten jährlich 4 Fasten und des Tags wie des
Nachts zweimal ihren Gottesdienst. Die häuslichen Verrichtungen ge-
hen Reihe um. Die Kirche ist im Innern mit Marmor geschmückt
und wird von einigen schönen Granitsaulen getragen. Zum Kloster
gehören auch viele Kapellen, unter welchen eine den heiligen Ort um-
schließt, wo nach der Überlieferung der feurige Busch gestanden hat;
man nähert sich ihm nur auf den Knien und ohne Schuhe. Ein un-
terirdisches Gewölbe mit doppelten eisernen Thüren führt aus dem Klo-
ster in den Garten desselben, welcher groß, gut unterhalten und mit
Küchengewächsen und verschiedenen Fruchtbaumen, als Reben, Dattel-
palmen, Pfirsichen, Damastener Pflaumen, Feigen, Orangen- und
Granatbaumen in lieblicher Vermischung versehen ist. Das Kloster
wird durch die jährlichen Collecten unterhalten, die aus allen Landern,
wo der Griechische Kultus herrscht, besonders aus Rußland eingehen.
Man ist hier vorsichtig, wie in einer Festung. „Ach, mein Herr,
sagte ein Klosterbruder, der einen Französischen Reisenden, welcher in
den neuesten Zeiten dieses Kloster besuchte *), wir sind sehr unglücklich,
*) Lettres Sur 1 Orient etc., par le Baron Pienouard de Bus
sierre, Secretaire d’ Ambassade, Paris, 2 tomes. 1829.
Cannabich's Hülfsbuch. Ii. Band. 20
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Extrahierte Personennamen: Musa Damastener Baron_Pienouard
Extrahierte Ortsnamen: Suez Akaba Moses-Berg Katharinenberg Griechischen_Mönchen Paris