Mittelalter.
(476—1517.)
Vorbemerkung.
Im Mittelalter erweitert sich der Schauplatz der Geschichte nach Norden und Süden, indem
im Norden die germanischen und slawischen Völker, im Süden die semitischen Araber in die Weltgeschichte eintreten.
Die nordischen Völker verleihen der europäischen Welt des Altertums,
die Germanen den Ländern Westroms, die Slawen denen Ostroms,
die Araber dem Orient neues Leben: die arische Welteuropas steht aufs neue dem semiti sehen Orient gegenüber.
Die christliche europäisch-arische Welt unter dem Banner der katholischen Kirche ist nicht im Stande, den semitischen Orient ans seiner Machtstellung zu verdrängen: wohl wird an der Aufsengrenze des islamitischen Machtkreises Spanien den Mohammedanern entrissen, aber in den Osmanen dringen die Mohammedaner nach Europa hinüber, und noch ehe in Spanien das letzte maurische Reich mit Granada fällt (1492), geht die Hauptstadt des oströmischen Reiches (1453) an den Islam verloren, der über 200 Jahre bis zur zweiten Belagerung Wiens (1683) der Schrecken des Abendlandes bleibt.1)
Von den beiden nordischen Völkergruppen treten aber die Germanen in höherem Grade hervor als die Slawen: erstere zerstören das weströmische Reich und gründen in dessen Provinzen eigene, von denen eins, das fränkische, in die Stelle des römischen tritt, um diese Stellung an das Volk zu verlieren, dessen Kraft noch ungebrochen war, an die Deutschen, d. h. die Bewohner des eigentlichen Deutschlands. Diesem römischen Kaisertum deutscher Nation tritt die römische Kirche, die das Christentum vertritt, als die zweite, die Geschichte des Mittelalters bestimmende Gewalt zur Seite und dann gegenüber.
’) Die Macht des Islam zu brechen, der sich 1882 im Innern Afrikas zu einem erbitterten Kampfe gegen die eindringende europäische Kultur erhoben hat, scheint der protestantischen Weltmacht des germanischen Englands in Verbindung mit dem neuen protestantischen Deutschen Reiche Vorbehalten. Vgl. u. S. 21.
Meyer, Leitfaden der Geschichte (Mittelalter). 1
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Extrahierte Personennamen: Meyer
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Europa Spanien Granada Wiens Deutschlands Englands
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Extrahierte Personennamen: Hasan Schulze
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Bismarcks Delitzsch
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Erläuterungen.
245
Alexander von Humboldt zugesteht, „die Zeitgenossen mächtig an-
geregt, des Weltalls heilige Rätsel zu lösen und das Bündnis zu
erneuen, welches im Jugendalter der Menschheit Philosophie, Physik
und Dichtung mit einem Band umschlang". (Vergl. A. Baum-
gartner, Goethe Iii.)
Granit besteht aus einem Gemenge von Feldspat, Quarz und Glimmer;
die Glimmerblättchen sind nicht wie beim Gneis zu parallelen
Schichten geordnet; von körnigem Aussehen, daher der Name (granum
5= Korn). Das Verhalten der verschiedenen Arten des Granits hin-
sichtlich der Verwitterung ist verschieden; ebenso ungleich sind die
aus der Verwitterung dieses Gesteins hervorgehenden Formen.
(Spitzen, Hörner, Kuppen, wollsackähnliche Blöcke.) Weit verbreitet
und vielfach verwertet.
Gusla — einsaitiges, serbisches Streichinstrument nach Art unserer
Guitarre.
Gymuotus — Zitteraal.
.Haas Hippolyt, Professor der Geologie und Paläontologie in Kiel,
geb. 5. November 1855 zu Stuttgart. Verfasser verschiedener Werke
geologischen Inhaltes, schrieb u. a.: „Quellenkunde"; „Aus der
Sturm- und Drangperiode der Erde"; die Monographie: „Die
deutsche Nordseeküste".
Hagen von Tronje, der düstere Held im Nibelungenliede, der
Mörder Siegsrieds, gehörte mit zu den Burgunden, welche die Donau
hinab nach Ungarn zur Burg des gewaltigen Etzel zogen. Auf der
Suche nach einer Überfahrt über die Donau traf er auf zwei Meer-
weiber oder Schwanjungfrauen; die eine derselben verkündigte ihm
warnend das Schicksal, das seiner und seiner Gefährten im Hunnen-
lande wartete: Kampf und Tod.
tzagion Oros — heiliger Berg, die östlichste der drei Halbinseln
der Chalkidike, so genannt wegen der zahlreichen Mönche und Ein-
siedler, die hier teils• gemeinsam in burgartigen Klöstern, teils
einzeln in Dörfern, Zellen und Einsiedeleien in strenger Abgeschie-
denheit leben. Sie bilden einen geistlichen Staat für sich, der aber
der Türkei tributpflichtig ist. Die Klöster sind im Besitze wert-
voller Handschriften und zahlreicher Urkunden aus dem Altertum
und Mittelalter.
Hahn Friedrich, Professor in Königsberg, geb. 3. März 1852 zu
Glauzig (Anhalt). Hauptwerke: „Jnselstudien"; „Länderkundevon
West- und Nordeuropa" (in Kirchhosss Länderkunde von Europa);
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Extrahierte Personennamen: Alexander_von_Humboldt Alexander Goethe Gusla Hagen Friedrich Friedrich März
Extrahierte Ortsnamen: Kiel Stuttgart Nibelungenliede Mörder_Siegsrieds Donau Ungarn Donau Königsberg Kirchhosss_Länderkunde Europa
0
509
sie 602 vollkommen einzogen, nachdem sie kurz vorher 593
den Byzantinern ganz Dalmatien außer der Seeküste
Wegnahmen. Nun reichte der Avaren Reich von der
Wolga und dem kasptschen Meere biö an die Enn6, wo
sie als Nachbarn durch viele Einfälle den Bojoaren bald
sehr beschwerlich wurden. — Ihren Untergang schildert
die Antwort 61. S. 81.
virr.
S l a v e n.
(3«r Antwort 21. Seite 27.)
Slaven, ein wildes nordastatisches Volk, -as in
den Zeiten der Völkerwanderung sich nach Nordeurova
drängte, und die von den germannischen Slam-
men verlassenen Gegenden besetzte. Sie breiteten sich
bald vom Don biü zur Elbe, von der Ostsee bis zum
adriatischen Meere aus, und waren in viele Stamme,
unter verschiedene Häuptern, gethcilt. Die bedeutend-
sten derselben waren:
1) Die Slowacken, im heutigen Ungarn; über sie und
ihre armen Wohnungen walzren sich die Völkerströnie
weg, so daß dieser Slowacken Nachkommen jetzt
noch unter den Ungarn, die sich später zwischen
ihnen eindrängten, in ihren alten Sitzen leben.
2) Die Winden im heutigen Krain, Karnthen, Steyer-
mark und Friaul.
3) Die enden, welche Mecklenburg, Pommern, Lau.
sitz und Brandenburg neu bevölkerten.
4) Die S o r b e n, zwischen der Saale und Elbe im heuti-
gen Ober-Sachsen, und einem Theil von Ober Böhmen.
5) Die Czechen in Mittel» und Unter»Böhmen bis
südlich zur Donau hin.
6) Die Lechen in Pohlen.
7) Die Russen.
8) Die Illyrier, Chrobaten, Slavonier,
Servier, Bosnier um die Donau; dann die
Anten am Dniester.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
596 Anmerkungen.
Brachycephalen, waren ferner tnranische, brachycephale Elemente vorgedrungen und hatten sich, wie die in den belgischen Höhlen gefundenen Schädel zeigen, vielfach mit den^ Menschen der Ero-Magno-Rasse vermischt. Auf diese iberisch-turanischen Elemente stießen die aus Skandinavien auswandernden Jndogermanen, wobei es oft zu feindlichen Zusammenstößen kam. Zur Sicherstellung ihrer Herrschaft bauten die Jndogermanen ihre Wohnungen zumeist auf den Anhöhen, welche die Thäler beherrschen, und befestigten sie. Manche der Bedrängten zogen sich in die Hochalpen zurück, so die Ligurier und Räthier. Auf diese Weise erklärt sich das Vorhandensein des schwarzen, brachicephalen Typus, dem ein so großer Prozentsatz der Jndogermanen Europas der Gegenwart angehört.
Bei ihrer Auswanderung aus Skandinavien wenden sich die jndogermanen zunächst nach Süden und Westen und besiedeln Westdeutschland, Holland, Belgien, Frankreich und England (das sind die Kelten); von da dringen sie nach Italien (die Italiker). Die Griechen, Slawolitaner, Inder und Eranier bleiben noch eine Zeit lang, nachdem sie zusammen Skandinavien verlassen haben, in der norddeutschen Tiefebene vereinigt, worauf die Hellenen nach dem Süden ziehen, die Slawolitauer und Arier nach dem Osten, diese schließlich Europas Grenzen überschreitend.
Mit der Annahme, daß die Jndogermanen die blonde, dolichocephale Rasse darstellten, stimmt es, daß eine Reihe indogermanischer Völkernamen die Lichten, die Weißmänner bedeutet. Überall stießen die Jndogermanen bei ihrem Vorrücken ans Völker schwarzer Komplexionen; sie nannten sich deshalb im Gegensatz zu diesen die Weißen. So bedeutet vor allem Aryäs, wie die Inder und Erauier hießen, die Hellen, Romani die Weißmänner. Auch die Armenier bedeuten ursprünglich die Weißen, die Lichten und ebenso die Germanen, die Gallier und die Hellenen.
Nach Ausweis der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen kannten die noch ungetrennten Jndogermanen von Tieren den Hund, das Pferd, das Rind das Schaf, die Ziege, das Schwein; ferner den Wolf, den Bären, dieotter, die Maus, den Hasen, den Bieber. Sie waren also Viehzüchter, und ihre Haustiere waren das Rind, das Schaf, die Ziege, der Hund.*)
Von Bäumen kannten nach bisheriger Ansicht die ungetrennten Jndogermanen
nur die glänzende Weißbirke; erst die europäischen Sprachen zeigen überein-
stimmende Namen von andern Waldbäumen, der Eiche, der Buche, der Fichte. Daraus hat man den Schluß gezogen, die Jndogermanen hätten in einem waldarmen Gebiet gesessen.
Für die Bezeichnung von Halmfrüchten kennen wir ein einziges indogermanisches Wort, das sich auf asiatischem und europäischem Boden befindet: skr. yava = £sü = lit. yawai, ohne daß zu ermitteln ist, welches die ursprüngliche Bedeutung dieser Wörter sein muß. Neben obiger Gleichung giebt es aber in den europäischen Sprachen eine ganze Reihe verwandter Ausdrücke aus der Ackerbausprache. Da sind gemeinsame Ausdrücke für den Acker, den Pflug, die Egge, das Säen, den,Samen,
das Mähen, das Mahlen, die Ähre, die Gerste, den Weizen, die Hirse,
den Flachs.
Ans diesen Gleichungen hat man den Schluß gezogen, daß die Jndogermanen auf europäischem Boden, nachdem die asiatischen Arier sich bereits von ihnen getrennt hatten, sie selber aber sich geographisch noch nahe standen, von der nomadischen Lebensweise zum Ackerbau übergegangen seien. Man geht nun noch einen Schritt weiter und bringt die Thatsache, daß erst im Gemein-Europäischen eine Reihe von Waldbäumen erscheint, in Zusammenhang mit der vielfach geteilten Ansicht von der Entwicklung
*) Das Schwein war vielleicht noch nicht gezähmt; nach Schräder folgte das Pferd den Zügen der nomadischen Jndogermanen in halbwilden Horden.
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Extrahierte Personennamen: Bieber
Extrahierte Ortsnamen: Skandinavien Europas Skandinavien Westdeutschland Holland Belgien Frankreich England Italien Europas
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Anmerkungen.
1. Zu S. 22. Entgegen der im Texte noch festgehaltenen Ansicht von der Abstammung der Jndogermanen aus Astert, die insbesondere von den Philologen und Historikern vertreten wird, ist in den letzen Jahren von den Naturforschern die allerdings auch schon früher ausgesprochene Ansicht, daß die Heimat der Jndogermanen in Europa zu suchen sei, vielfach verteidigt worden. Aber wo in Europa? Die Meinungen stehen sich diametral gegenüber: die einen finden den Sitz der ungetrennten Jndogermanen im Nordwesten, die andern im Südosten unseres Erdteils.
Der Gedankengang der ersteren ist folgender: Die Jndogermanen standen vor ihrer Trennung aus der Stufe der neolithisthen Knltnr, die selber nicht plötzlich entstanden sein kann, sondern sich ans der paläolithischen allmählich entwickelt haben muß. Auf jeden Fall muß die Heimat der Jndogermanen da gesucht werden, wo wir auch die paläolithische Kultur vertreten finden, sowie die Vermittelung der neolithischen Knltnr mit der paläolithischen; diese findet sich einzig in Dänemark. Während in der Quarternärzeit Nord- und Mittelrußland, Norddeutschland und Skandinavien nicht bewohnt waren, wohl aber Mitteleuropa, hat am Ende der Quarternärzeit Mitteleuropa den größten Teil seiner Bewohner verloren. Wie das Renn, auf dem hauptsächlich die Existenz der mitteleuropäischen Menschen im letzen Teil der quarternären Periode beruht, wandern sie mit der Veränderung des Klimas nach Skandinavien; hier entwickelt sich dann aus der paläolithischen Kultur die neolothische.
Die Besiedler Skandinaviens waren dolichoeephal, und ihr Schädeltypus hat sich daselbst bis zur Gegenwart erhalten; die prähistorischen dolichocephalen Bewohner Schwedens gehören derselben Rasse an wie die gegenwärtigen Bewohner des Landes. Ter Typ der heutigen Schweden, der seinerseits mit dem germanischen Reihengräbertyp identisch ist, sowie mit dem Typ der keltischen Bevölkerung Süddeutschlands und der Schweiz, deren Reste die Hügelgräber und Pfahlbauteustatioueu bergen, ist der blonde, dolichoeephale. Dies ist der eigentliche indogermanische Typ, und die Jndogermanen bildeten eine Rasse, die blonde, dolichoeephale. Die Entstehung der hellen Komplexion, sowie der hohen Statur und des kräftigen Körperbaus, wodurch sich die arische (indogermanische) Rasse vor allen andern Rassen Europas, Asiens und Afrikas auszeichnet, können wir uns nur aus der Einwirkung jener klimatischen Verhältnisse erklären, wie sie. zur Glaeialzeit in West- und Mitteleuropa bestanden haben, nämlich aus der Einwirkung eines feucht-kalten Seeklimas mit relativ warmen Wintern und relativ kalten Sommern. Hier entstanden also die Jndogermanen; von hier zogen sie mit dem Renn nach Skandinavien im Besitz der paläolitischen Knltnr; dort entwickelten sie im Lause der Zeit die neolithische Kultur, woraus sie sich in die einzelnen indogermanischen Stämme trennten.
Bei der Auswanderung aus Skandinavien infolge von Übervölkerung trafen die Jndogermanen Mitteleuropa nicht mehr unbewohnt. Im mesolithischen Zeitalter, das auf 10—12 tausend Jahre veranschlagt werden muß, hatten sich die Menschen der Ero-Magnon-Rasse über Frankreich, Belgien, England, Irland verbreitet, und seit dieser Zeit bildet das iberische Element einen nicht unbeträchtlichen Teil der Bevölkerungen dieser Länder. Von Osten her, ans Mittelasien, dem Ausstrahlungspunkte aller
38*
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Europa Dänemark Norddeutschland Skandinavien Mitteleuropa Mitteleuropa Skandinavien Skandinaviens Schweden Schweiz Europas Asiens Afrikas West- Mitteleuropa Skandinavien Skandinavien Frankreich Belgien England Irland Mittelasien
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Anmerkungen. 597
des Ackerbaus unter den europäisch-indogermanischen Völkern. Schräder z. B. sagt, „Sprachvergleichung und Urgeschichte" 2. Auflage 1890, S. 415:
„Wie, wenn hier in der Sprache sich abspiegelte, wie die Jndogermanen ans der baumlosen Steppe, wo nur der Hirte feine Herde weidet, eintraten in ein fruchtbareres Gelände, wo aber den wandernden Scharen zugleich dichter Urwald entgegentrat, ihre Weideplätze auf die Uferlandfchaften der Flüsse und Seen beschränkte und, als das Volk sich trotz Not und Krankheit immer mehrte, dem ungeduldigen Nomaden, wenigstens für die Zeitdauer einer vorübergehenden Niederlassung, den verhaßten Pflug, der anfänglich nur ein hakenförmig gekrümmtes Holz war, in die Hand drückte, den der Herr und Mann freilich mit Vorliebe Weibern, Kindern, Greisen und Knechten überließ? So entsprächen sich: Steppe und Waldg ebiet, Viehzucht und Ackerbau, Jndogermanen und Europäer."
Indem Schräder von der Ansicht ausgeht, daß für den Schauplatz der europäischen Kulturgemeinschaft zunächst Europa ins Auge gefaßt werden müsse, wenn sich daselbst eine Örtlichkeit finde, die allen an diese zustellenden Anforderungen entspreche, glaubt er als einzig mögliche Gegeud, die nur einmal in Europa vorhanden sei, das Gebiet erkennen zu müssen, das im Süden begrenzt ist von der Donau und dem Meer, im Osten vom Dniepr, im Norden von den Wäldern und Sümpfen Wolhyniens, im Westen von den Karpathen, also das Gebiet der südrussischen Steppe. „Denken wir uns, sagt er S. 626, die europäischen Jndogermanen, gleichviel, woher aus dem Innern der südrussischen Steppen hervorquellend, so mußten die Karpathen im Westen, der Urwald im Norden den vorwärtsdrängenden Scharen ein gebieterisches Halt zurufen.*) Hier umfing den an die baumlose Steppe gewöhnten Nomaden die Vegetation des mitteleuropäischen Waldes und heischte eine genauere Terminologie der einzelnen Bäume. Vor allem aber, je mehr sich das Vorrücken gen Westen und Norden verlangsamte, je mehr die Völker sich stauten, je seltener infolge dessen die auf diesem Gebiet ohnehin nicht allzureichen Weideplätze wurden, um so mehr ward der Nomade dazu gezwungen, den ungewohnten Pflug in die Hand zu nehmen, der glücklicher Weise für ihn gerade hier auf fruchtbares Erdreich stieß, und so erklärt sich hier einfach und ungezwungen zugleich mit der Neufchöpfung einer Terminologie für den mitteleuropäischen Wald die Ausbildung jener Ackerbausprache, die sich aus die europäischen Jndogermanen beschränkt."
Von der bezeichneten Gegend aus läßt man dann die einzelnen Stämme der europäischen Jndogermanen den großen Strömen entlang vorrücken, die Slawen und Litauer an den Mittellauf des Dniepr, die Germanen den Dniester entlang in das Flußgebiet der Weichsel und Oder, die Illyrier und Thraker in den Norden der Balkanhalbinsel, von wo aus die Phrygier und Armenier nach Kleinasien ziehen, die Hellenen, den Stamm der Illyrier und Thraker durchbrechend, an den Olympos. Dem Lauf der Donau entlang läßt man, noch geraume Zeit miteinander vereinigt, die Italiker und Kelten ziehen, dann jene der San entlang an den Po, triefe immer der Donau folgend, an den Main und Mittelrhein.
Als die Heimat der asiatischen Arier sieht man allgemein das Flußgebiet des obern Oxus und Jaxartes an; in der Mitte zwischen diesem Gebiet und dem von ihm bestimmten Ort für die europäische Knlturgemeinfchaft, der fübrufsifchert Steppe, sucht echrader die Heimat der Jndogermanen; er gelangt so an der mittleren Laus der Wolga: hier ist nach seiner Ansicht die Urheimat der Jndogermanen. Hier berührten sie sich, schließt er weiter, mit den Finnen, so daß sich die vielfachen Wechselwirkungen, welche die finnischen Sprachen und die indogermanische vor ihrer Trennung zeigen, aufs einfachste erklären.
*) Ohne Poesie geht es in unserer Frage einmal nicht ab! Wir sind aber daran gewöhnt seit der Zeit, da uns Fick mit seinen wunderbaren Schilderungen von dem gottgefälligen Leben der indogermanischen Familie erfreut hat.
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Europa Donau Balkanhalbinsel Kleinasien Donau Donau Main
298
kommene verehrungsweise. — Novo aut externo ritu sacrificare: nach
neuer oder aus der Fremde übernommener Weise opfern. — In loco publico
sacrove: an einem zu staatlichem oder göttlichem Eigentum gehörenden Drt. —
Di sive novi sive advenae: die Götter, mögen sie nun neue oder aus der
Fremde übernommene sein. — Sacella: Kapellen.
Nr. 7. Dominus et deus: Herr und Gott. Über die Bedeutung dieses
Titels sagt Nlommsen in seinem Römischen Staatsrecht, 3. Aufl. S. 760 ff. u. a.:
„Noch entschiedener als die verwandelung des Fürsten in den Gott widersprach dem
Wesen des Principals die verwandelung desselben in den Herrn, den dominus, in-
sofern diese Bezeichnung ... im strengen Sprachgebrauch nur von Unfreien oder
Freigelassenen ihrem derzeitigen oder ehemaligen Gewalthaber beigelegt wird . . .
5ln dem terminologischen Übergang des Princeps in den Dominus läßt sich die
innere Entwicklung der Monarchie vom Gberamt zum Herrentum mit größter Ge-
nauigkeit messen und verfolgen." — peregrinen: die nicht im Besitz des römischen
Bürgerrechts befindlichen und daher auch nicht völlige Rechtsfähigkeit genießenden
Nusländer. — Luangelos: Eine schwer näher zu bestimmende Gottheit aus der
Zeit vor und während der ionischen Wanderung. Genaueres bei Usener, Götter-
namen, Bonn 1896, S. 268 ff. — Invictus: unbesiegt. — Sol invictus: die
unbesiegte Sonne. — Theokrasie: die innige Verbindung mit Gott. — Ex
e ventu: aus dem Ausgang, aus dem Erfolg,- Prophezeiungen ex eventu sind an-
gebliche Wahrsagungen, die in der Tat erst nach den Ereignissen und daher natürlich
ihnen entsprechend verfaßt wurden. — Ephemer: eintägig, rasch vorübergehend.
Nr. 23. I. Strophe 1. Die zwei Brüder sind Gunnar und Hogni. Gutthorm,
der dritte der Brüder, war nicht dabei, vgl. Str. 21. — Sir. 4. Des Südens
Held: „Durch diese Bezeichnung erkennt die Sage ihren deutschen Ursprung an."
Der hunnische König: „Der ethnographische Unterschied zwischen Hunnen und
Germanen war den alten Nordmännern unbekannt." — Str. 12 v. 1: Sigurds Sohn
soll mit Sigurd zugleich fallen. — Str. 47 v. 4: „Die Sklavinnen, die Brpnhild hatte
töten lassen, damit sie mit ihr verbrannt würden." — Str. 49 v. 1 sind jetzt die
freigeborenen Frauen gemeint, „von denen Brpnhild ebenfalls erwartet, daß sie
bereit sein werden, ihr in den Tod zu folgen". — Str. 52 v. 2: Körner Menjas
ist poetische Umschreibung für Gold. — Str. 58 v. 1. Dddrun ist eine Schwester
Brpnhilds. — Str. 64. Bikki verleumdet Swanhild bei ihrem Gatten, dem Goten-
könig Iormunrek, der sie darauf von Pferden zertreten läßt. —
Nr. 25. Ii. Str. 6. Hlpmdalir: „Die Schall- oder Lärmtäler",- gemeint ist
das Schlachtfeld. — Str. 7. Der kühne Herrscher ist Agnar, der blondgelockte
Bruder Audas (Str. 8), „der Brpnhild und ihren Schwestern (d. h. Genossinnen) die
Schwanenhemden geraubt und sie dadurch in seinen Dienst gezwungen hatte". Ihm
hat dann Brpnhild in seinem Kampf gegen den Goten Hjalmgunnar geholfen und sich
dadurch Ddins Zorn zugezogen, der dem Hjalmgunnar den Sieg bestimmt hatte. —
Str. 8 v. 1. Skatalund: „Königshain".
Nr. 34. Die xoivr) (koine), wörtlich die allgemeine - zu ergänzen ist „Sprache"-
also die „Gemeinsprache",- es ist die Form des Griechischen, in der z. B. das Neue
Testament geschrieben ist.
Nr. 44. Zu der Potenzrechnung macht der Übersetzer Dannemann die An-
merkung: „Wir wollen hier die Potenzschreibung anwenden, weil die archimedische
Ausdrucksweise nicht so leicht verständlich ist." vgl. übrigens Lesestück 49.
Nr. 48. Die Epagomenen sind „im Kalender der Völker, die zwölf dreißig-
tägige Monate annehmen, die diesen am Ende zur Erfüllung von 565 Tagen bei-
gefügten 5 Tage".
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T92: [Vgl Aufl fig Vergl Sch. Liv Sept Aug Iii Geb], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer]]