und der Halbinsel Cotentin, deren Bedeutung für die Schiffahrt wegen
vieler Klippen und Untiefen nicht gerade groß ist. Mit großen Kosten
ist an der Nordküste der Halbinsel Cotentin — die gegenüberliegende
englische Küste ist reicher an guten Naturhäfen — von Napoleon I. und
Napoleon Iii. der Kriegshafen Cherbourg, nahe der englischen Küste,
angelegt worden. (Abb. 41.) An der trichterförmig erweiterten Mündung
der Seine liegt der wichtige Verkehrs- und Handelshafen L e Ha vre,
auch zum größten Teile durch Kunst geschaffen. Es ist der erste atlan-
tische Hafenplatz. Von dem flußaufwärts gelegenen Rouen läßt sich ähn-
liches sagen wie von Nantes. Es kann auch nicht mehr von den größten
Schiffen bei seemäßigem Tiefgange — selbst nicht zur Zeit der Flut,
die sich bis hierher bemerkbar macht — erreicht werden. Ein bekannter
Hafenplatz ist auch Dieppe (Versandung).
Der letzte Teil dieser Küste, nördlich von der Mündung dersomme,
ist ebenfalls
Kreideküfte.vom
Hafen vonbou-
logne besteht
Fahrtverbin-
dung nach Fol-
kestone in Eng-
land.
Die kurze
Nordseeküste
von Calais bis
über Dünkir-
chen hinaus ist
Flachküste mit
Abb. 41. Botanischer Garten und Mont du Roule in Cherbourg. Dünenbildun-
Aus einem Führer des Norddeutschen Lloyd in Bremen. gcn Und erinnert
schon an die
nahe gelegene belgische bzw. niederländische Küste. Sie zeigt überhaupt ein Ge-
präge, wie es der südlichen Nordseeküste eigen ist. Calais konnte das nahe
Boulogne nur wegen der großen Nähe der englischen Küste überflügeln
und sich zu einem bedeutsamen Hafen und wichtigen Überfahrtsorte nach
Dover entwickeln.
Frankreichs Küftenentwickelung ist im ganzen also als eine ziemlich gün-
stige zu bezeichnen und läßt die Bedeutung der vier großen Ströme (Rhone,
Garonne, Loire und Seine) ohne weiteres erkennen.
Die Landgrenzen werden im Süden durch die Pyrenäen, im Osten
durch die Alpen und den Schweizer Jura gebildet. Die Grenze
gegen Deutschland und Belgien ist zumeist offen. Die Burgundische
Pforte wird durch die Festung Belsort geschützt. Dann bildet der
Wasgenwald einen natürlichen Schutzwall. Den übrigen Teil der offenen
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
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TM Hauptwörter (200): [T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon_I. Napoleon_I. Napoleon
— 159 —
deutschen und belgischen Grenze sichern wieder eine Reihe französischer
Festungen (sie sind zahlreicher als auf deutscher Seite), wie z. B. Epinal,
Toul, Verdun, Mezieres, Valenciennes, Lille, Dünkirchen.(Lage!)
Um die deutsche Grenze hat Frankreich nicht zum wenigsten gekämpft.
Frankreichs Lage und seine geschichtliche Entwickelung haben das Interesse
der französischen Bevölkerung stets mehr den Nachbarländern — und da
wieder besonders unserm deutschen Vaterlande — als den Gegenge-
staden der angrenzenden Meere zugewendet.
Den Südosten Frankreichs nimmt die Französische Zentral-
Hochfläche ein. Zwischen dieser einerseits und Alpen und Jura anderer-
seits verläuft eine tiefe Senke, in der Saone und Rhone dahinfließen.
Nach Westen und Nordwesten dacht sich die Französische Zentralhochfläche
zum großen Französischen Tieflande ab, das nach den wichtigsten Fluß-
läusen in das Garonne-, Loire- und Seinegebiet eingeteilt werden kann.
Den Grundstock des Landes bilden zwei große Urgebirgs-
schollen, das Französische Zentralplateau und die Bretagne mit
der Normandie. Das Rhonetal stellt eine Grabenversenkung dar, welche
das Französische Hochland von den jüngeren Faltengebirgen, den Alpen
und dem Jura, scheidet. Das Loire- und Seinegebiet oder das Seine-
decken und das Gebiet der Garonne, auch das Garonnebecken genannt, sind
Tieslandsmulden, in denen das Urgestein in der Tiefe sich findet und
von jüngeren Schichten überlagert wird (Tertiärzeit).
Die Französischen Alpen erstrecken sich vom Col di Tenda bis
zum Genfer See. Die Ligurifchen Alpen, die sich am Golf von Genua
an den Apennin ansetzen, liegen noch auf italienischem Gebiete. Frank-
reich hat Anteil an den Meeralpen, den Cottischen und den Grafischen
Alpen. In letzteren erhebt sich der Mont Cenis, der in einem Tunnel
durchbrochen wird. Hier führt ein Schienenweg von Italien nach Frank-
reich. Westlich von den Cottischen Alpen streichen, durch das Längstal
derdurance von diesen geschieden, die Alpenzüge der Dauphine mit dem
gewaltigen Gebirgsstock des Mont Pelvoux, dem höchsten Berge Frank-
reichs (4100 m). Jenseits des Quertals der Jsere erhebt sich das Gebirgs-
massiv des Mont Blanc (4800 m). Über seinen Gipfel verläuft die
französisch-italienische Grenze. Mächtige Firnfelder bedecken hier die
höchsten Regionen. Aus ihnen entstehen gewaltige Gletscher, so auch der
vielbesuchte Eisstrom Mer de Glace. Nordwestlich von der Mont
Blanc-Gruppe verlaufen die Savoyer Alpen. Sie erstrecken sich bis
zum Genfer See. Südwärts von den Alpenzügen der Dauphine erheben
sich diejenigen der Provence, deren östlicher Teil von den erwähnten
Meeralpen ausgefüllt wird.
Nach Italien hin fallen die ganzen Westalpen steil ab. Der Ur-
gesteinskern der Alpen (Granit, Gneis) senkt sich unmittelbar zur Poties-
ebene. Von dort setzte die Auffaltung ein. In Frankreich dagegen schließen
sich an diesen kristallinischen Kern noch die äußeren Kalkalpen, die aber
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
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Extrahierte Ortsnamen: Epinal Verdun Mezieres Valenciennes Lille Frankreich Frankreichs Frankreichs Bretagne Genua Italien Frank- Italien Frankreich
— 166 —
(Sichelberge), die Wasserscheiden zwischen Rhone und Seine. Auch hier
ist Kalk das vorherrschende Gestein (Weinbau). Sie gehen nach Nord-
osten und Norden über in das Hochland von Lothringen.
Die Hochflächen des ganzen Mittelfranzösischen Gebirgslandes
— besonders aber diejenige von Auvergne — haben rauhes Klima und
für den Ackerbau wenig geeigneten Boden. Die Armut zwingt be-
sonders die Bewohner der Auvergne zur Auswanderung in lohnendere Ge-
biete. Sie gleichen darin den Savoyarden. Da auch sie fleißig und treu
sind und sich vor keiner Arbeit scheuen, so werden sie überall gern gesehen.
Doch hat das Gebirge bedeutende Kohlen- und Erzlager, und St. Etienne
(150000 Einw.), in der Landschaft Lyonnais, ist eine der bedeutendsten
Industriestädte Frankreichs und hat großangelegte Fabriken für Waffen,
Maschinen und Eisengeräte aller Art. In Limoges, in der Landschaft
Limousin (Vienne), am Nordwestrande des Hochlandes von Auvergne, wird
vor allem Porzellanindustrie betrieben. In der Nähe wird ausgezeichnete
Porzellanerde gewonnen. In dereöte d'or hat Le Creuzot auch eine bedeu-
tende Eisenindustrie (Maschinen-, Kanonen-, Gewehrfabriken u. a. m.). —
Die Täler und geschützten Abhänge des Französischen Zentralplateaus
sind ungleich freundlicher und klimatisch begünstigter. Da sieht man
wogende Getreidefelder, üppige Wiesen, die von prächtigem Vieh beweidet
werden, reichtragende Weinpflanzungen, ausgedehnte Obsthaine, in
denen u. a. Aprikosen gedeihen, dazu herrliche Waldbestände (darin echte
Kastanien), während die Forsten in den höheren Teilen des Gebirges
auch durch unsinnige Entwaldung stark gelichtet sind und erst in neuerer
Zeit wieder aufgeforstet werden. Unter den Weinorten hat Dijon, am
Kanal von Burgund, die Hauptausfuhr für Burgunderwein. Es ist
dazu Festung und hat eine ganz bedeutende Industrie.
In Französisch-Lothringen sind für Ackerbau und Viehzucht
günstige Bedingungen vorhanden. Das Land ist auch reich an Boden-
schätzen, Salz und Eisen. Die nahegelegenen Kohlenlager von Deutsch-
Lothringen und Belgien fördern die Industrie. Die wichtigste Siedlung
ist Nancy (105 000 Einw.) am Rhein-Marne-Kanal. Seine Universität
wird viel von Deutschen besucht. Es hat bedeutende Tuchfabriken. An
der Mosel liegen die Festungen Epinal und Toul (Rhein-Marne-Kanal),
an der Maas Verdun (Vertrag 843) und Sedan.
Das Französische Tiefland, das sich dem Französischen Zentral-
Plateau im Westen und Norden vorlagert, erstreckt sich vom Fuße der
Pyrenäen bis zur Grenze Belgiens.
Es war einst vom Meere bedeckt, deffen Fluten den Fuß des Mittel-
französischen Gebirgslandes bespülten. In späteren geologischen Zeiten
stattgefundene Hebungen des Bodens haben ein Zurücktreten des Meeres
zur Folge gehabt.
Den südlichsten Teil bildet die Tieflandsmulde der Garonne. An
ihrem Südrande erheben sich die Pyrenäen. Auf französischem Gebiete
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— 180 —
In den Küstengebieten (Bretagne, Normandie, Picardie, Artois,
Flandern) liegen am Meere: Lorient, Brest, Cherbonrg, Le Havre,
Dieppe, Boulogue, Calais, Dünkirchen — im Innern: Rennes
(Universität) — St. Quentin und Amiens (Seidenfabriken) an der
Somme — Valenciennes (Spitzenfabrikation, Festung) und Lille (starke
Festung, Industrie). Genaue Lage und Bedeutung der Orte! Gebiete
wohl angebaut, bedeutende Industrie (belgische Kohlenlager nahe).
Das Seinebecken (Umrandung — auffallend regelmäßige Lagerung
der Schichten, welcher?) ist eine reichbewässerte, vorzüglich angebaute
Landschaft [mudes Klima, üppige Getreidefelder, saftige Wiesen, er-
giebige Gemüsefelder, reichtragende Obfthaine, in den Randgebieten
Wein (Champagne)]. Die wichtigste Wasserader ist die Seine (Ursprung:
Plateau von Langres, gleichmäßiger Wasserstand, langsamer Lauf,
Schleifenbildung, große Bedeutung für die Schisfahrt, erweiterte
Mündung. Ihre wichtigsten Nebenflüsse stnd von rechts Anbe, Marne,
Oise, von links Yonne mit Armantzon (Ursprung dieser Flüsse!), Kanal-
Verbindungen der Seine mit der Loire, Rhone (Kanal von Burgund),
der Maas, der Mosel und dem Rhein (Marne-Rhein-Kanal).
Im Herzen des Seinebeckens, in der von der Natur außerordent-
lich begünstigten Landschaft Jsle de France, liegt auf beiden Seiten der
Seine Paris, die Hanptstadt Frankreichs (2*/* Millionen Einwohner,
zweitgrößte Stadt Europas, drittgrößte der Erde, zentrale Lage in-
mitten von Eisenbahnen und Schiffahrtswegen, früh gegründet, wann?,
prächtige Gebäude, Straßen und Plätze: Boulevards, Notre Dame,
Louvre, Tuilerien, Tuileriengärten, Concordienplatz, Palais Royal,
Palais d'elysee, Elysäischen Felder, Triumphbogen, Justizpalast, Dom
der Invaliden, Eiffelturm, Marsfeld; erste Industrie- und Handelsstadt
Frankreichs, tonangebend in Mode und Luxus, bedeutender Geldmarkt,
größte Festung der Welt). In der Umgebung von Paris: St. Denis
(Abteikirche: Begräbnisstätte der französischen Könige) im Norden,
Versailles (prächtiges, von Ludwig Xiv. erbautes Schloß, heute Ratio-
nalmuseum, Spiegelgalerie: Kaiserproklamation 18. Januar 1870)
im Südwesten. An der Seine aufwärts: Fontainebleau (Schloß), ab-
wärts Rouen und Le Havre (siehe diese!) — In der Champagne liegen
die Weinftädte Reims (Krönungsstadt der französischen Könige), Eper-
nay, an der Marne, und Chalons-sur-Marne.
Das Klima Frankreichs kann als das günstigste von allen Ländern
Europas angesehen werden (Jahresmittel 11—12°). Besonders be-
günstigt sind die Landschaften am Mittelmeere (Mistral!).
Die wichtigsten Erwerbsquellen bilden Ackerbau, Gemüsebau,
Blumenzucht, Obstbau, Weinbau, Viehzucht, Seidenraupenzucht, Fisch-
fang, Bergbau, Salzgewinnung, Industrie, Handel, Fremdenverkehr
(Bäder), auch Waldwirtschaft u. a. Erzeugnisse nennen und die Ge-
biete näher bezeichnen! Günstige Handels- und Verkehrsstraßen nennen!
Erzeugnisse der Ein- und Aussuhr!
Die Bevölkerung Frankreichs (Geschichte) ist eine ziemlich einheit-
liche (Charakter!). Fremde Bevölkerungselemente sind keltische Bre-
tonen (Bretagne), Flämen (belgische Grenze), Basken (Westpyrenäen),
Italiener (Alpen, Korsika) und Deutsche (Lothringen). — Die Religion
der Franzosen ist die katholische.
Im Lande herrscht Wohlstand. Die Bevölkerungsdichte ist gering
(Grund!), die Auswanderung daher kaum nennenswert. Die allgemeine
Volksbildung steht hinter derjenigen der germanischen Staaten zurück.
Die Staatsverfassung wechselte: Königreich, Republik, Kaiserreich,
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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— 188 —
hier zusammen, und durch je einen Kanal ist Brüssel (4 Bassins inmitten
der Stadt) mit Antwerpen und Charleroi (Kohlengebiet) verbunden. Von
Antwerpen aus hat die Stadt auch bedeutenden Anteil an den Handels-
Unternehmungen zur See. (Die südlich von Brüssel gelegenen Schlacht-
selder noch einmal nennen!) Nördlich von Brüssel, an der Bahnstrecke
Brüssel—ostende, liegt der Vorort Laeken mit dem Lustschlosse und dem
Mausoleum der königlichen Familie.
Antwerpen (300 000 Einw.), die erste Seehandelsstadt Belgiens,
ist zum Schutze des Landes stark befestigt. Sie liegt fast noch 80 1cm vom
Meere entfernt. Aber die in diesem Teile schon sehr breite Scheide, welche
bis hierher an Ebbe und Flut teilnimmt, ermöglichte großartige Hafen-
anlagen. Zudem ist die Fahrrinne so tief (10 m), daß größere Seeschiffe
bis zur Stadt gelangen können, und so mußte Antwerpen nicht bloß für
den belgischen Handel, sondern auch für den europäischen Transithandel
(Durchgangshandel) eine bedeutende Stellung einnehmen, neben Hamburg die
wichtigste. — Aus der wechselvollen Geschichte dieser Stadt ist zu ersehen,
daß sie schon im 10. Jahrhundert als Handelsort erscheint. Zur Zeit
der Kreuzzüge war sie nächst Brügge und Gent die reichste Stadt
Flanderns. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts erreichte sie ihre
höchste Blüte. Diese setzte schon ein, als Gent und Brügge zu Beginn
dieses Jahrhunderts durch hemmende Fehden, Brügge auch durch Ver-
sandung des Meeresarmes, immer mehr an Bedeutung verloren. Die
nächsten Jahrzehnte brachten den Höhepnnkt. Die Stadt hatte damals
eine vielseitige Industrie, und „an der Börse Antwerpens schlössen im
16. Jahrhundert die Fürsten Europas ihre Anleihen ab". (Abb. 48.) Zu-
gleich blühten Künste und Wissenschaften, und bedeutende Baumeister
und Maler schmückten die Stadt mit ihren Schöpfungen. Unter ihnen
sind Rubens, van Dyk u. a. zu nennen. „Unter Karl V. war Antwerpen
die herrlichste Stadt der ganzen christlichen Welt, von wo aus die Pro-
dukte des flandrischen und brabantischen Fleißes sich bis Arabien, Persien
undjndien verbreiteten" (Harms). Die Portugiesen, welchedamalsmitostin-
dien bedeutendehandelsbeziehuugen unterhielten, die berühmten Handelshäuser
von Florenz, Pisa, Genua und Augsburg, die Fugger und die Welser
hatten in Antwerpen ihre Niederlagen. Damals hatte die Stadt wohl
gegen 200000 Einwohner. Eine große Zahl von Schiffen lag öfter auf
einmal vor ihren Landungsplätzen, und über 2000 Frachtwagen kamen
in jeder Woche aus Frankreich und Deutschland an. Ungeheuer groß
war das Kapital, das hier umgesetzt wurde. Antwerpen hatte mehrere
Tausend eigene Schiffe in See, und es galt das Sprichwort: „Die Welt
ist ein Ring und Antwerpen der Diamant darin." Dann aber folgte
eine Zeit gewaltigen Niederganges, herbeigeführt durch den Abfall der
Niederlande (Gewaltmaßregeln Philipps Ii.) und fortgesetzt durch die Herr-
schaft der Habsburger. Die Einwohnerzahl Antwerpens ging bedeutend
zurück. Die holländischen Handelsplätze Amsterdam und Rotterdam
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt]]
Die kurze und ungegliederte Dünenküste (67 km) eignet sich nicht
zur Anlage von Häfen. Die Handelsflotte ist deshalb unbedeutend
(England — Teevertrieb belgischer Erzeugnisse).
Der südöstliche Teil ist Hochbelgien, der nordwestliche Niederbelgien.
Die Maas-Sambre-Linie bildet etwa die Scheide.
Hochbelgien besteht in der Hauptsache aus dem größten Teil der
Ardennen, einem kleineren Teile des Hohen Venn und den Ausläufern
beider Gebirge.
Die Ardennen find eine niedrige (im Mittel 300 m), in den
oberen Teilen moorige, sonst dicht bewaldete und zum Teil wildreiche
Hochfläche (Wölfe, Wildschweine). Das Klima ist rauh, die Bereg-
nung stark. Der Boden wird charakterisiert durch Sumpf- und Heide-
strecken. Tief einschneidende Mutztäler und urwaldähnliche Gebiete
schaffen eine gewisse Wildromantik der Landschaft (das herrliche
Maastal — Vergnügungsreisende). In den Tälern ist das Klima
schon milder. Wir sehen dort auch herrliche Wiesen und fruchtbare
Äcker.
Hochbelgien ist reich an Kohlen und Erzen (Eisen, Zink, Blei,
Antimon, Kupfer u. a.). Diese Erzeugnisse wurden die Grundlagen
zu Belgiens bedeutender Industrie (Möns, Eharleroi, Namur,
Seraing, Lüttich, Verviers, Spa: heilende Quellen. Lage und Be-
deutung der Orte!).
Niederbelgien hat mildes ozeanisches Klima. Der Boden ist außer-
ordentlich fruchtbar (Entstehung! — Schwemmland — Lößboden). Die
fleißigen Bewohner gewinnen ihm reiche Erträge ab (Erzeugnisse:
Getreide, Gemüse, Flachs, Zuckerrüben, Hopfen, Tabak, Obst u. a. —
kräftiges Vieh: belgische Pferde — Bienenzucht in der Campine).
Die wichtigsten Wasseradern Niederbelgiens sind die Schelde mit
dem Lys (zur Schiffahrt außerordentlich geeignet — warum?). Zahl-
reiche Kanäle (Anlage durch den Boden erleichtert) durchziehen das Land.
(Bedeutung!)
Die Industrie Niederbelgiens ist ebenfalls fehr entwickelt. Sie
verarbeitet die eigenen Erzeugnisse und auch eingeführte Rohprodukte
(Wolle, Baumwolle u. a.). Die wichtigsten Zweige der niederbelgischen
Industrie sind Flachsspinnerei und Leinenindustrie, Spitzenklöppelei,
Teppichweberei, Baumwoll- und Wollfabrikation, Zuckerbereitung,
Bierbrauereien, Branntweinbrennereien, Zigarrenfabrikation, Glas-
und Tonwarenbereitung. Andere Erwerbsquellen bilden noch die Her-
stellung von Lederwaren, die Binnen- und Seefischerei, der Frem-
denverkehr n. a. m. (Gent, Brügge, Ostende, Mecheln, Brüssel,
Antwerpen, Löwen, Lüttich — Lage und Bedeutung der Siedlungen!)
Die Industrie Hochbelgiens greift in das Tiefland hinüber (Waffen-
fabrikation).
Dadurch ist Belgiens dichte Bevölkerung bedingt. Es ist die
dichteste in ganz Europa (243 Einw. auf 1 qkm — Vergleich mit
Sachsen!).
Belgien hat lebhaften Anteil am Welthandel. Auch der Binnen-
Handel ist bedeutend. (Die wichtigsten Erzeugnisse der Ein- und Aus-
fuhr noch einmal nennen! Begründen!)
Verkehrs- und Handelsstraßen sind sehr günstige (schiffbare,
wasserreiche Flüsse, Kanäle, gepflegte Kunststraßen, dichtes Netz von
Eisenbahnen, das dichteste der Erde.) — Antwerpen (300000 Einw.,
untere Schelde, Fahrrinne genügend tief für größere Seeschiffe, groß-
artige Hafenanlagen, Festung, Blütezeiten im Mittelalter und seit
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
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Extrahierte Ortsnamen: England Belgiens Namur Niederbelgien Niederbelgiens Niederbelgiens Mecheln Antwerpen Belgiens Europa Sachsen Antwerpen
— 163 —
arme ihre Wasserbauten auf, und zahllose Wasservögel Helsen die ziemlich
einförmige Landschaft beleben. „Doch dringt die Kultur jetzt siegreich
vor" (Philippfon). In dem südlichen Winkel zwischen Rhone und
Durance umfaßt die Cr au einen Flächenraum von etwa 200 qkm. Es ist
dies ein mit Geröll bedecktes Gebiet, das hier wohl zur Eiszeit von der
Rhone abgelagert ist. Die Crau hat nur eine dünne Ackerkrume und dient
vorwiegend als Weideland für Schafe. Doch sucht man jetzt diese Steinwüste
mehr und mehr dem Ackerbau zugänglich zu machen durch Vermehrung der
Ackerkrume (Berieselung mit Schlamm). Freilich ist das Klima nicht gerade
günstig. Hier wie im Rhonetale überhaupt weht auch der Mistral, jener
Fallwind, der in seiner Heftigkeit oft furchtbar verheerend wirkt (Föhn, Bora).
In Fruchtbarkeit und landschaftlicher Schönheit erinnert die
Saone-Rhonemulde viel an die Oberrheinische Tiefebene und das nord-
wärts gelegene Rheintal. Freilich sind auch weniger fruchtbare Gebiete
und sandige Bodenflächen vorhanden. Im ganzen aber gleicht dieses
Tieflandsbecken einer Fruchtaue, in der neben wohlbebauten Ackerflächen
an den Rändern des Gebirges bedeutende Weinpflanzen (Burgunder Wein)
sich finden, und in welcher — ganz besonders noch im Süden, in der
Provence — Ölbaum, Mandelbaum und Maulbeerbaum (Seidenzucht),
selbst Zitronen und Apfelsinen gedeihen, also schon eine südeuropäische
Vegetation herrscht. Freilich erscheint die Landschaft gerade in diesem
südlichen Teile des Beckens im regenarmen Sommer oft arg verstaubt,
und die Landstraßen sind dann — ähnlich wie an der Riviera — wie
mit Mehlstaub überschüttet. Das kann aber nicht die Bedeutung dieser
ungemein wichtigen Verkehrs st raße des europäischen Kontinents herab-
mindern, weche das Mittelmeer durch den Kanal von Burgund bzw. den
Paß von Dijon mit dem Seinebecken und dem Kanal und durch die
Burgundische Pforte und das Rheintal mit der Nordsee in Verbindung setzt.
Unter den wichtigsten Siedlungen des ganzen Gebietes sei zuerst
Lyon genannt. Die Stadt liegt am Zusammenfluß von Rhone und
Saone und hat rund 500 000 Einwohner (günstige Lage!). Ihre Seiden-
industrie steht unübertroffen da. Nordwärts liegt an der Saone Chalons-
sur-Saone (Wein). Flußabwärts von Lyon solgen die Orte Vienne,
Valence, Montelimar und Avignon (zeitweilige Residenz der Päpste).
Bei Arles beginnt das Rhonedelta. Am Mittelmeer ist Marseille
(520 000 Einw.) der erste Seehandelshafen Frankreichs, überhaupt einer
der schönsten Hafenplätze der Welt. Es hat dazu eine sehr lebhafte Industrie.
Toulon (100 000 Einw.) ist ein starker Kriegshafen. Cette (Hafenplatz
und Seebad), Montpellier (Universität, Handel, Industrie) und Nimes
(Teppichweberei) erheben sich westlich vom Rhonedelta. — Am Mittel-
meer liegen noch im Schutze der Westalpen und in der Fortsetzung
der Riviera di Ponente, von völlig südeuropäischer Vegetation und
herrlichem Klima umgeben, die Seebäder und Luftkurorte Cannes,
Nizza und Mentone. In dem kleinen Fürstentum Monaco mit der
Ii*
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
TM Hauptwörter (100): [T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
— 165 —
ist das Klima der Insel äußerst mild, und der Boden erweist in einzelnen Ge-
bieten recht fruchtbar. Die Befeuchtung ist reichlich, doch fällt selten Schnee.
Die Vegetation gleicht derjenigen der südlichen Mittelmeerländer. So sind
z. B. Dattelpalme, Ölbaum und Edelkastanie vertreten, und die Höhen
sind reich mit Wald bestanden. Auch sind treffliche Weiden für Schafe
und Ziegen vorhanden. Das Innere der Insel ist ein Gewirr von
Bergen, und steile Pfade führen von Dorf zu Dorf. Eine wilde Ge-
birgsstraße mit oft lebensgefährlichen Biegungen und steilen Abhängen
verläuft von dem an der Westküste gelegenen Hafenplatz Ajaccio, dem Ge-
burtsorte Napoleons I. und zugleich der Hauptstadt der Insel, in teil-
weise bedeutender Höhe nach der an der Nordostküste sich erhebenden
Festung Bastia. — Die Insel hat etwa 300 000 Einwohner. Die
Korsen sind Italiener. Sie lieben ihre Scholle über alles, sind treu,
tapfer, ja todesmutig, andererseits aber auch von furchtbarer Rachsucht
erfüllt. Die furchtbare Blutrache (Vendetta) ist trotz aller Gegen-
bestrebungen und Schärfe des Gesetzes noch heute nicht ausgerottet.
Auch spielt das Räuberunwesen eine große Rolle, zumal die Natur des
Landes viel Unterschlupf für lichtscheues Gesindel bietet. Die Korsen
stehen zumeist auf niederer Bildungsstufe. — An Mineralschätzen ist die
Insel nicht gerade reich. Die Industrie ist daher unbedeutend und ver-
sorgt vor allem die Bewohner mit Gegenständen des täglichen Bedarfs.
Aus der Saone-Rhoneebene steigt die Französische Zentralhoch-
fläche steil auf und dacht sich nach Westen und Norden allmählich ab.
Dieser Abdachung folgen dann auch die bedeutendsten Wasseradern, näm-
lich Tarn, Lot und Dordogne zur Garonne und die Loire mit ihren
wichtigsten Nebenflüssen Allier, Eher und Vienne.
Diese Urgesteinsscholle hat in den weiteren erdgeschichtlichen Perioden
mancherlei Umwandlungen erfahren durch Faltungen und Abrasionen,
durch Brüche und Hervortreten von Eruptivmassen, durch Auflagerung
jüngerer Schichten u. a. m.
Den Hauptbestandteil des ganzen Gebirgslandes bildet das Hoch-
land von Auvergne. Es hat zahlreiche erloschene Vulkane aufzu-
weisen, so den Puy de Dome bei Clermont-Ferrand (1470 m)
und den Mont Dore (1900 in).
Den Südostrand geben als steilen Abschluß des Unterlaufes der
Rhone und der Ebene von Languedoc die Cevennen, ein wild zerklüfteter
Gebirgszug, der recht waldarm ist. Nordwärts erheben sich die Gebirge
von Lyonnais und von Charolais, welche schön bewaldet sind. In
der sich anschließenden Senke verläuft der Canal du Centre, der Saone
und Loire verbindet. Die Eöte d'or (Goldhügel, warum?) streicht
wieder bis zu der Einsenkung, durch welche der Kanal von Burgund von der
Saone zur Jonne (Seine) sührt. Der letztere Gebirgszug zeigt vorwiegend
Kalkboden (Weinbau, Burgund). Den Abschluß des Gebirgslandes
bilden dann das Plateau von Langres und die Monts Faucilles
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Talränder — sind wieder mit Obstbäumen aller Art und Weinreben
bestanden. Das Klima ist warm und die Befeuchtung ausreichend.
Auch die Industrie hat hier ihre Stätte. Mit der Weinkelterei steht
die Branntweinfabrikation im Zusammenhange (Cognac). Die ausgedehnte
Viehzucht fördert wieder die Leder- und Handschuhfabrikation. Der Anbau
von Flachs und Hanf bedingt die Leinenweberei u. a. m.
Am Adour erhebt sich die Grenzfestung Bayonne. Südwestlich
liegt das Seebad Biarritz. (Abb. 43.) Bordeaux ist der drittgrößte
Seehafen Frankreichs, gleichzeitig eine der wichtigsten Industriestädte des
Landes. Die Stadt hat 260 000 Einwohner, und ihre Ausfuhr an Wein
ist bedeutend. La Rochelle und Rochefort sind Festungen und zu-
gleich Hafenplätze. Toulouse, an der Garonne, (150000 Einw.) war
einst die Haupt-
stadt des West-
gotenreiches, hat
bedeutenden Ge-
treidehandel und
eine lebhafte In-
dustrie (Gewebe).
An der Charente
liegt oberhalb Ro-
chefort der Ort
Cognac, imwei-
ten Umkreise von
Weinpflanzungen
umgeben, der Mit-
telpunkt der Er-
zeugung des be-
rühmten seinen
Branntweins gleichen Namens. An den Abhängen der Pyrenäen sind noch
Pau, von dem aus man einen herrlichen Blick auf die Pyrenäenkette hat, und
die Festung Perpignan zu nennen. Sie schützt die hier zusammen-
laufenden Straßen über die Ostpyrenäen. Ihr Handel und ihre In-
dustrie sind zudem bedeutsam.
Nordwärts liegt das Tiefland der Loire, von den Bergländern
der Bretagne und der Normandie umsäumt und durch niedrige Höhen
vom Seinebecken getrennt, mit dem es entstehungsgeschichtlich zusammen-
gehört. Die Hauptwasserader ist die Loire, der längste Strom Frank-
reichs. Sie entspringt in den Cevennen. Ihr Ober- und Mittellauf
hat ein starkes Gefälle, dazu ist ihr Wasserstand recht ungleichmäßig
(Entwaldung ihrer Ursprungsstätte). In Regenzeiten tritt sie leicht ver-
heerend über ihre Ufer, während sie im heißen Sommer halb versiegt.
Ihr trichterförmiges Mündungsgebiet ist stark der Versandung ausgesetzt.
Ihre Bedeutung für die Schiffahrt wird durch die erwähnten Nachteile
Abb. 43. Biarritz.
Aus einem Führer der Hamburg-Amerika-Linie.
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stark herabgedrückt, durch vorteilhaft angelegte Kanäle aber teilweise wieder
gehoben lcanal du Centre: Loire—saone). Ihre wichtigsten Nebenflüsse
empfängt sie von links, darunter die Allier—ebenfalls von dencevennen— ,
die Eher und die Vienne — beide vom Hochland von Auvergne. Die
rechten Nebenflüsse sind unbedeutender wegen der naheliegenden Höhenzüge.
Das Loirebecken ist recht fruchtbar und vortrefflich angebaut. Es
wird die Kornkammer Frankreichs genannt. Ganz besonders frucht-
bar sind die Flußtäler. Daher liegen hier auch die meisten und bedeutendsten
Siedlungen des ganzen Gebietes. Bodenschätze fehlen. Die Industrie ist
nicht bedeutend. — Südlich von Orleans erstreckt sich die weniger frucht-
bare Sologne, ein sumpfiges Heidegebiet, an dessen Urbarmachung in den
letzten Jahrzehnten auch viel gearbeitet ist.
Über die Bedeutung der Hafenplätze Nantes und St. Nazaire
hörten wir bereits. Ersteres hat zudem eine lebhafte Industrie und
große Werftanlagen. Auch Limoges, an der Vienne, mit seinen Porzellan-
fabriken (Porzellanerde), am Südrande des Loirebeckens und gleichzeitig
am Rande des Hochlandes der Auvergne, erwähnten wir schon. Die
bedeutendsten Siedlungen an der Loire aber sind Nevers, bekannt durch
seine Porzellan- und Fayencefabriken, Orleans, am Kreuzungspunkt
wichtiger Straßen gelegen, daher 1870 viel umstritten (die Höhen von
Orleans geben der vorher auf Paris zufließenden Loire die Westrichtung),
mit bedeutendem Handel (hier überschreitet auch die Straße nach Paris
die Loire), Tours und Angers, in den fruchtbarsten Teilen des Beckens,
mit reger Industrie (Webereien, Eisen- und Porzellanindustrie). Auch
Le Mans, an der Garthe, ist ein Kreuzungspunkt wichtiger Straßen
(Kämpfe 1870 — Leinenindustrie).
Die Handels- und Kriegshäfen der Bretagne, der Normandie, der
Picardie und von Artois, Lorient, Brest, Cherbourg, Le Havre,
Dieppe, Boulogne, Calais und Dünkirchen lernten wir schon kennen.
(Siehe die Küstenverhältnisse Frankreichs!) Im Inneren erheben sich noch
in der Bretagne Rennes (Universität), in der Picardie Amiens
(Seidenfabriken) und St. Qu entin, beide an der Somme, in Artois
und Flandern Valenciennes (Spitzenfabrikation, Festung) und Lille
(starke Festung, bedeutende Spinnereien). Die Industrie dieser Gebiete
ist hervorragend und gründet sich auf die nahen belgischen Kohlenlager.
Diese Landesteile sind dazu reich an wohlgepflegten Äckern und Wiesen.
Das Seinebecken wird von dem Plateau von Langres, den Ar-
gönnen und Ardennen sowie von dem Berglande der Normandie
begrenzt. Jura, Kreide und Tertiär sind die wichtigsten Schichten der
Seinemulde, die in seltener Regelmäßigkeit (schalenförmig) übereinander
lagern. Natürlich liegt auch hier das Grundgebirge in der Tiefe.
Die Seine ist die wichtigste Wasserspenderin. Seine und Marne,
ihr größter rechter Nebenfluß, entspringen auf der Hochfläche von Langres.
Denselben Ursprung hat auch die ihr vorher zueilende Aube. Weiter
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