lio
Die calmarische Union.
wegen vermählt war, so erhielt diese die Regierung zuerst in
Dänemark und nach ihres Geniahls Tode auch in Norwegen. Als
nun auch in Schweden die Stände, mißvergnügt über die Hab-
sucht ihres ausländischen Königes (Albrecht, eines mecklenburgischen
Prinzen), der Margaretha von Dänemark und Norwegen
die Krone anboten, so wurden die drei skandinavischen Reiche durch
die calmarische Union 1397 (—1524) vereinigt, doch behielt
jedes seinen Reichsrath und seine Gesetze.
8- 45.
Rußland.
Rußland, wo von der Mitte des 9. bis zum Ende des 16.
Jahrhunderts die Dynastie Rurik herrschte, war durch Theilung in
eine Menge Fürstenthümer zerfallen, die dem Großfürsten von Kiew
untergeordnet waren. Der Großfürst behielt auch nach dem Einfalle
der Mongolen die Oberherrschaft über ganz Rußland, war aber über
200 Jahre den Tataren zinspflichtig. Das Großfürstenthum kam
während der Abhängigkeit von den Mongolen an die Fürsten von
Moskwa oder Moskau (13283 Diese verloren zwar mehrere west-
liche Länder (Volhynien, Kiew, Podolien, Galizien, Roth- und Weiß-
rußland) an Litthauen und Polen, befreiten sich aber nach langen
und blutigen Känipfen und nach glücklich überstandenem Angriffe des
Timur, unter Iwan dem Großen (1462—1505), von der Ober-
herrschaft der sogenannten goldenen Horde in Kaptschak 1480. servan
ward der eigentliche Begründer der russischen Monarchie: er unter-
warf die Republik Nowgorod und die Theilfürsteuthümer, führte
die Untheilbarkeit des Reiches ein, welches er auch gegen Litthauen
und Sibirien hin erweiterte, und nannte sich zuerst Czar.
8 46.
Polen.
1. Unter den Piasten 840—1370. Die Slaven an der
Mittlern Weichsel oder die Polen.wählten sich der Sage nach um
840 einen Ackersmann, Pia st, zu ihrem Herzoge, dessen Stamm
über 5 Jahrhunderte herrschte. Die erste sichere Kunde über das
Reich der Polen finden wir bei ihrem Zusammentreffen mit den
Deutschen unter Otto I., als Herzog Mieczyslav sich der deutschen
Lehenshoheit unterwarf (vgl. S. 48). Sein Sohn Boleslav
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Albrecht Margaretha_von_Dänemark Otto_I.
112 Preußen unter dem deutschen Orden.
8- 47.
Preußen unter dem deutschen Orden 1283—1523.
Der deutsche Orden, dessen Sitz seit 1309 in Marienbnrg war
(vgl. S. 67), dehnte theils durch Eroberung, theils durch Kaus sein
Gebiet so ans, daß es zuletzt die ganze Ostseeküste von Danzig bis
Narva und kurze Zeit selbst die Insel Gothland und das westliche
Samogitien umfaßte. Solche Macht erregte die Eifersucht des Kö-
nigs von Polen, welche nach vielen gegenseitigen Beschwerden in
offenen Krieg ausbrach. In diesem erlitt der Orden eine große
Niederlage bei Tannenberg 1410, welche seine Macht für immer
brach. Nur der tapfern Bertheidignng Marienburgs durch Heinrich
von Planen verdankte er seine Rettung und einen billigen Frieden
zu Thvrn (l411), worin Samogitien abgetreten wurde. Bald ver-
anlaßte die drückende Herrschaft des Ordens die Verbindung des
Landadels und der Städte zu dem Bunde zu Marienwerder, welcher
dein Orden den Gehorsam aufkündigte (1454) und sich unter den
Schutz Polens begab. Nach einem 13jährigen Kriege gegen den
Bund und 'die Polen mußte der Orden im zweiten Frieden zu Thorn
1466 Westpreußen an Polen abtreten und behielt Ostpreußen blos
als polnisches Lehen. Der Hauptsitz wurde nach Königsberg verlegt.
Abhängig vom deutschen Orden (bis 1513) herrschte in Liefland, Esthland und
Curlanv der Schwertorden, unter einem eigenen Landmeister.
8- 48.
Ungarn.
1. Unter den Arpaden — 1301.
Die Ungarn, welche dem großen ugrischen Volksstamme ange-
hören, aber stark mit türkischen Elementen gemischt sind, brachen
gegen Ende des 9. Jahrh. (844) ans ihrer Heimat am Ural nach
Süden aus, vereinigten sich mit ihren Stammgenossen, den Ma-
gyaren, zogen unter Anführung Arpad's über die östlichen Karpa-
then und besetzten das Land zwischen den Karpathen und der Save.
Nachdem sie dem Könige Arnulf gegen die Mähren beigestanden und
die Grenzen ihres Landes bis an die March und bis nahe an die
Ens auvgedehnt hatten^ durchzogen sie als plündernde Reiterschaaren
das südliche Deutschland, Frankreich und Italien, bis Heinrich I.
und Otto I. sie zurückschlugen. Später eroberten sie Croatien,
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Extrahierte Personennamen: Heinrich
von_Planen Heinrich Heinrich_I. Heinrich_I. Otto_I.
Extrahierte Ortsnamen: Marienbnrg Danzig Narva Polen Tannenberg Marienburgs Marienwerder Polen Königsberg Esthland Ungarn Ungarn Deutschland Frankreich Italien
68
Der deutsche Orden.
ten waren. Nach dem Verluste Jerusalems an Saladin (1187) ver-
ließ dieser Brüdervereiu die h. Stadt und begab sich in das Lager
der Kreuzfahrer vor Accon, um dort seinen Beruf fortzusetzen. Der
Hohenstaufe, Herzog Friedrich von Schwaben, erhob diesen Verein
zu einen: Orden, der die Hauptzwecke der Johanniter und Tempel-
herren vereinigte, nämlich die Krankenpflege und den Kampf wider
die Feinde des christlichen Glaubens. Deßhalb wurden die Brüder,
welche alle von deutscher Abstammung sein mußten, zunächst in strei-
tende (welche einen weißen Mantel mit schwarzem Kreuze trugen)
und in dienende eingetheilt, denen sich bald die geistlichen anreihten.
Das (1191) eroberte Accon ward der erste Hauptsitz des Ordens
und seines Meisters (später Hochmeister). Schon unter dem vierten
Hochmeister, Hermann von Salza, der von Kaiser Friedrich Ii. zum
deutschen Neichsfürsten erhoben wurde, hatte der Orden zahlreiche
Güter, Besitzungen und Privilegien im Morgen- und Abendland, in
Italien, Ungarn, den Niederlanden, besonders aber in Deutschland.
Da Hermann von Salza einsah, daß der Eifer für die Kreuzzüge
bereits erkaltet und der gänzliche Verlust der noch übrigen christli-
chen Besitzungen im Morgenlande zu befürchten sei, so nahm er das
Anerbieten des Herzogs Konrad von Masovien an, dem Orden das
Culmerland (nebst dem Gebiete von Löbau) abzutreten, wenn dieser
einen Theil seiner Ritter zur Bekämpfung der heidnischen Preußen
schicke. Nach einem 50jährigen, blutigen Kampfe unterwarf der Orden
durch Ausdauer und kriegerische Ueberlegenheit ganz Preußen, wel-
ches er Anfangs durch einen Landmeister verwalten ließ. Als aber
Accon, nachdem es gerade 100 Jahre der Hauptsitz des Ordens ge-
wesen, an den Sultan von Aegypten verloren ging (1291), zog der
Hochmeister (Konrad von Feuchtwangen) nach Venedig, und als diese
Stadt sich den päpstlichen Bann zugezogen hatte (wegen der Eroberung
Ferrara's), ward der Hauptsitz nach Marienburg verlegt (Wz)-
Diese Ritterorden trugen wesentlich dazu bei, den Formen des Adels eine
größere Festigkeit zu geben, sie waren die Veranlassung zur Stiftung anderer Ritter-
orden in Europa und vertraten in Palästina die Stelle stehender Truppen.
8- 27.
Das deutsche Reich unter Lothar Ni., dem Sachsen, 1125 — 1137.
Nach Heinrich's V. Tode erwartete sein Neffe, Herzog Friedrich
von Schwaben, die Krone; aber der Erzbischof von Mainz, welcher
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Extrahierte Personennamen: Saladin Friedrich_von_Schwaben Friedrich Hermann_von_Salza Friedrich_Ii Friedrich Hermann_von_Salza Konrad_von_Masovien Konrad Konrad_von_Feuchtwangen Konrad Lothar_Ni Friedrich
von_Schwaben Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalems Italien Ungarn Niederlanden Deutschland Venedig Marienburg Europa Palästina Sachsen Mainz
60 Geographische Nrbersicht von Europa im Zeitalter der Kreuzjüge.
13) Preußen.
14) Rußland unter der Oberherrschaft des Großfürsten von
Kijow.
15) Ungarn hatte sich durch Eroberung von Croatien, Dal-
matien und Bosnien bedeutend vergrößert.
16) Die Cumanen hatten die Wohnsitze der Petschenegcn im
südlichen Rußland eingenommen.
17) Ein neues Bulgarisches Reich zwischen Donau und
Hämus (seit 1186).
18) Das byzantinische Reich hatte, durch das Vordringender
türkischen Völker, außerhalb Europa nur noch den westlichen und
nordwestlichen Theil von Kleinasten behalten. Serbien war unter
einheimischen Fürsten meist abhängig von Byzanz.
§. 26.
Die Kreuzzüge. 1096—1276.
Sobald das Christenthunl sich über die Grenzen Palästina's
hinaus verbreitet hatte, wallfahrteten die Christen ans andern Pro-
vinzen des römischen Reiches nach Jerusalem zum heiligen Grabe,
neben welchem Constantin der Große eine prachtvolle Kirche erbaut
hatte. Diese Wallfahrten, begünstigt durch die gastfreie Aufnahme
der Pilger und den Handel nach dem Orient, wurden immer häufiger
und dauerten auch nach derleroberung Jerusalems durch die Araber
(ßäß) ungehindert fort. Seitdem aber Palästina unter die Herr-
schaft der Khalifen ans dem Hanse der Fatimiden, und noch mehr,
als cs unter die der Seldschnken gekonuuen war, begannen die Miß-
handlungen der Christen im Morgenlande und die Türken erhoben
von den Pilgern eine Abgabe für den Besuch Jerusalems. Dennoch
ließen die Wallfahrten nicht nach, und der Gedanke, Palästina
wieder zu einem christlichen Reiche zu machen, ward überall rege.
Der erste Kreuzzug 1096 —1100.
Die bittersten Klagen der morgenländischen Christen kamen nach
Europa. Insbesondere forderte der Einsiedler Peter von Amiens,
nach seiner Rückkehr aus Jerusalem, -in Italien, Frankreich und
Burgund, durch die Schilderung jener Leiden, und der Papst Ur-
ban Ii. auf der Kirchenvcrsammlung zu Clermont durch eine begei-
sternde Rede zur Befreiung Jerusalenls auf. Im Frühjahr 1096
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Extrahierte Personennamen: Kijow Constantin Peter_von_Amiens
Extrahierte Ortsnamen: Europa Ungarn Bosnien Donau Europa Serbien Byzanz Jerusalem Jerusalems Palästina Europa Jerusalem Italien Frankreich Burgund Clermont
Polin unter den Plasten.
111
gerieth durch seinen Versuch, sich von der deutschen Oberhoheit los-
zureißen, in einen langjährigen Krieg mit Kaiser Heinrich Ii. (s. S.
49), doch blieb eine gewiffe persönliche Abhängigkeit des Herzogs
vom Kaiser bestehen. Da er aber nicht nur die Grenzen des Rei-
ches weiter ausdehnte, sondern auch die innere Verwaltung organi-
sirte, das Christenthum durch Errichtung von Bisthümern, Kirchen
und Klöstern verbreitete und befestigte, so darf er als der eigentliche
Gründer des spätem polnischen Staates angesehen werden. Im
letzten Lebensjahre (1025) ließ er sich auch zum Könige krönen.
Seitdem Boleslav Iii. das Land unter seine 4 ältern Söhne getheilt
und dem jedesmaligen Aeltesten der Familie mit dem Besitz von
Krakau eine gewisse Oberherrschaft über die andern verliehen hatte
(1138), war das Reich vielfachen innern Kriegen ausgesetzt, während
welcher die westlichen Greuzlande ebenso verloren gingen, wie schon
früher die östlichen. Doch unter den letzten Plasten wurde das durch
den Einfall der Mongolen verödete Land wieder vereinigt, von Casimir
dem Großen, dem letzten Könige vom piastischen Mannsstamme, noch
um Galizien oder Rothrußland und Podolien vermehrt und durch
dessen Verdienste um Gesetzgebung, Gerichtswesen, Bürger- und
Bauernstand (daher Bauernkönig), so wie um die geistige Bildung
(Universität Krakau) gehoben.
2. Polen mit Ungarn vereinigt (1370—1382). Auf
Casimir folgte sein Schwestersohn Ludwig der Große, König von
Ungarn, welcher durch Verleihung großer Freiheiten an den Adel
die Zusicherung der Thronfolge für eine seiner Töchter erhielt. Seine
jüngere Tochter Hedwig heirathete, um Litthauen mit Polen zu ver-
einigen, den Großherzog von Litthauen, ^agello, der sich mit seinem
Volke taufen ließ und den Namen Wladiölav Ii. annahm.
3. Polen und Litthauen unter den Jagellonen (1386—
1572). Dazu kam nach der Niederlage des deutschen Ordens bei
Tannenberg 1410 (s. §. 47) im ersten Frieden zu Thorn Samo-
gitien, und später im zweiten Frieden zu Thorn (1466) noch West-
preußen und die Lehnshoheit über Ostpreußen, so daß Polen sich
nun vom schwarzen bis zum baltischen M. ausdehnte. Der Adel
wußte sich in den Besitz aller politischen Rechte zu setzen und der
Regierung eine aristokratisch-republikanische Form zu geben, die der
Kein» aller spätem Zerrüttung war.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Ii Heinrich Casimir
dem_Großen Casimir Ludwig_der_Große Ludwig Hedwig
Ungam unter den Arpaden.
113
Dalmatien und das westliche Serbien, nahmen deutsche Colonisten,
Flandrer und Sachsen (d. h. Niederdeutsche) auf, die vorzugsweise
in Siebenbürgen Wohnsitze erhielten. Die Cultivirung des Landes
knüpfte sich zunächst an die Einführung des Christenthums durch den
heil. Adalbert und den von ihm getauften König Stephan den
Heiligen (reg. 997—1038), welcher zuerst den Königstitel annahm.
Er zog zahlreiche Deutsche, besonders Geistliche, nach Ungarn, gab
dem Lande eine kirchliche (in Io Bisthümer, dem Erzbisthnm Gran
untergeordnet) und eine politische Eintheilung in 72 Gespannschaften
(eomitatus), in welchen eben so viele vom Könige allein abhängige
Obergespäne die Civil- und Militärgewalt ausübten. Diese mit den
höhern Hofbeamten und den Bischöfen waren die „Magnaten", welche
den Reichstag bildeten. Doch stand dem raschen Aufblühen des
Landes der Mangel einer festgestellten Thronfolge entgegen. Schon
Stephan's Nachfolger, sein Schwestersohn Peter, wurde durch einen
Gegenkönig vertrieben und von Kaiser Heinrich Iii. wieder eingesetzt,
mußte aber dessen Lehnshoheit anerkennen (s. S. 50). So ward
die innere Ruhe theils durch häufige Thronstreitigkeiten gestört, theils
durch Empörungen der Großen, die dem Könige Andreas Ii. einen
Freiheitsbrief, das „goldene Buch", abnöthigten. Am furchtbarsten
aber litt das Land durch den verheerenden Einfall der Mongolen,
und kaum hatte es angefangen sich von diesem Unglücke zu erholen,
als das Erlöschen des Arpadischen Stammes neue Thronstreitigkeiten
herbeiführte, bis
2. das Haus Ansou von Neapel (1308 — 1382) obsiegte
und dem Reiche in Karl Robert (einem Urenkel Stephan's V.) und
seinem Sohne Ludwig dem Großen zwei Könige gab, deren kräftige
und weise Regierung dasselbe zu einem nie gekannten Wohlstände
erhob. Ludwig der Große (1342—1382) zwang die Walachen
zur Unterwerfung und Venedig zur gänzlichen Abtretung von Dal-
matien, und war, da er (als Neffe des kinderlosen Casimir Iii.)
auch auf dem polnischen Throne folgte, der mächtigste Herrscher in
Europa, welcher über die Lander zwischen der Ostsee und dem Hämus,
dem adriatischen und schwarzen Meere gebot. Noch größer im Frie-
den als im Kriege, erhob er durch die wohlthätigften inneren Ein-
richtungen Ungarn zu einem der blühendsten und reichsten Länder
Europa's. Ihm folgte (nach kurzer Negierung seiner Tochter) sein
Schwiegersohn Sigmund aus
Püb Geogr. u. Gesch. f. mittl. Kl. Ii. Abth. 8. Stuft. 8
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Extrahierte Personennamen: Stephan Peter Heinrich_Iii Heinrich Andreas_Ii Karl_Robert_( Karl Ludwig_dem_Großen Ludwig Ludwig Casimir_Iii
Klosterleben.
115
der südlichen Ostseeküste (Pommern, Liefländern, Esthen, Curländern)
angenommen wurde, von den Preußen erst nach einem 53jährigen
Kampfe mit dem deutschen Orden (s. S. 67). Am spätesten ließen
sich die Litthauer (durch ihren Großfürsten Jagello) zur Annahme
der Taufe bewegen.
b) Das Klosterleben (vgl. S. 25) verbreitete sich seit dem
9. Jahrh. immer mehr und fand Nachahmung bei den Geistlichen
an Stifts- und Domkirchen. Die Mouche, seit dem 10. Jahrh.
meistens Priester, beschäftigten sich nach der Vorschrift des h. Bene-
dickus mit Ackerbau, Handarbeit, Jugendunterricht, Abfassung von
Chroniken, Abschreiben alter Schriftsteller u. s. w.; allein das Auf-
kommen der Laienbrüder, der durch fromme Schenkungen zunehmende
Reichthum der Klöster, die ihnen bewilligten Freiheiten und Exem-
tionen (von der Aufsicht und Gerichtsbarkeit des Bischofs) führten
den Verfall der Zncht in manchen Klöstern herbei. Doch fehlte es
auch nicht an frommen Männern, welche durch Stiftung neuer Orden
mit strengeren Ordensregeln eine Reform des Klosterlebens versuch-
ten; so entstanden die Cluniacenser in Burgund, die Carthäu-
ser (durch den h. Bruno aus Köln, Canonicus zu Rheims) und
die Cistercienser zu Citealix (Cistercium) bei Dijon, welcher Orden
dlirch den h. Bernhard von Clairveaux eine Umgestaltung und grö-
ßere Bedeutung erhielt; gleichzeitig erfolgte die Stiftung des Prä-
monstratenserordens durch den h. Norbert aus Xanten. Die
vier sog.,Bettelorden: die Carmeliter, Dominicaner, Fran-
zis c an er und Augustiner, welche im Anfang des 13. Jahrh.
schnell nach einander aufkamen, unterschieden sich von den übrigen
Orden dadurch, daß sie kein Eigenthum besitzen, sondern nur von
milden Gaben leben sollten. Unter diesen Bettelorden entwickelten
besonders die Dominicaner und Franziscaner als Prediger und Leh-
rer der Wissenschaften eine sehr einflußreiche Thätigkeit, zunächst in
der Bekämpfung der im südlichen Frankreich aufgekommenen neuen
Lehren. Tie geistlichen Ritterorden, welche in Palästina entstanden,
verbreiteten sich bald nach Europa und veranlaßten die Stiftung ähn-
licher Orden in Spanien, Portugal und Liefland. — Neben den
Mönchsklöstern waren schon seit dem 4. Jahrh. auch zahlreiche
Frauenklöster entstanden, die ihren Ursprung ebenfalls in Aegypten
hatten.
8
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Extrahierte Personennamen: Bruno Bernhard_von_Clairveaux Norbert
Extrahierte Ortsnamen: Pommern Esthen Burgund Rheims Dijon Xanten Frankreich Palästina Europa Spanien Portugal
Katharina Ii.
85
als discipvnirten türkischen Heeren meistens überlegen, und die tür-
kische Flotte ward (bei der Insel Scio) von einer nach dem Archi-
pelagns gesandten russischen gänzlich geschlagen und verbrannt. Nach
solchen Unfällen wandte sich die Pforte an Oesterreich und Preußen
um Vermittelung eines billigen Friedens mit Rußland, woraus auch
ein Waffenstillstand -zu Stande kam; allein als die beiden vermit-
telnden Mächte durch die erste Theilung Polens 1772 (s. S.
76) beruhigt waren, brach der Krieg von Neuem aus. Die Ein-
schließung des Großveziers (bei Schumla) verschaffte den Russen
einen vortheilhaften Frieden, in welchem sie sich freie Schifffahrt auf
allen türkischen Gewässern so wie die Freiheit der Tataren in der
Krim zusichern und einige Festungen abtreten ließen.
Unter dm zahlreichen Lieblingen, welche die Kaiserin seit ihrer Thronbesteigung
nach einander beherrschten, war der gemeine, unverschämte Potemkin der mäch-
tigste, welcher ohne Talente und Kenntnisse eines Feldherrn und Staatsmannes sich
während 16 Jahren in der unumschränkten Beherrschung des Staates behauptete und
Katharina in der Meinung zu erhalten wußte, daß er für ihre Sicherheit unent-
behrlich sei. Er begann die Ausführung des großartigen, von Katharina Ii. mit
Begeisterung ergriffenen Planes, die Türken aus Europa zu vertreiben,
und ein neues griechisches oder orientalisches Kaiserthum zu stif-
ten, mit der Einverleibung der seit dem letzten Frieden unabhängigen Krim in das
russische Reich unter dem alten Namen Taurien. Dieses unter seiner willkührlichen
und grausamen Verwaltung schnell verödete und entvölkerte Land wußte er seiner
Kaiserin bei ihrer Reise durch das südliche Rußland durch die gröbste Täuschung
als ein blühendes und glückliches darzustellen und erhielt von ihr den Beinamen
der Taurier.
Auf ihrer Reise durch die Krim war Katharina Ii. mit Joseph Ii.
(zu Cherson) zusammengetroffen, woher die Pforte den Verdacht
schöpfte, als sei hier eine Theilung des türkischen Reiches zwischen
beiden Monarchen verabredet worden, und auf den Beistand anderer
auf Rußlands Vergrößerung eifersüchtiger Mächte (England, Preu-
ßen, Schweden) rechnend den Rnssen den Krieg erklärte. In diesem
zweiten russisch-türkischen Kriege (1787—1792) erfochten die
russischen Heere (unter Suwarow) in Verbindung mit den öster-
reichischen zwei große Siege und eroberten mehrere wichtige Festun-
gen, aber nach Joseph's Ii. Tode schloß Oesterreich Frieden, und
Gustav Iii. von Schweden stel in das russische Finnland ein. Katha-
rina beendete zwar bald den Krieg mit Schweden, gewährte aber
nach Potemkin's Tode wegen Erschöpfung ihrer Mittel der Pforte
einen billigen Frieden (zu Jassy) und begnügte sich mit dem Lande
zwischen dem Bug und Dniestr.
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Extrahierte Personennamen: Katharina_Ii Schumla Katharina Katharina_Ii Katharina_Ii Joseph_Ii Gustav_Iii Gustav
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Polens Europa Cherson England Schweden Oesterreich Schweden Finnland Schweden
Verfall Polens. Rußland.
45
Vetters Karl Gustav, Pfalzgrafen von Zweibrücken 1654, worauf
sie zur katholischen Kirche übertrat und ihre letzten Jahre in Rom
verlebte (ch 1689).
8- 11.
Polen.
A. Unter den Jagellonen (1386) bis 1572.
Polen (nebst Litthaueu und Westprenßen) erreichte unter den
letzten Jagellonen seine größte Ausdehnung, so daß es sich vom
baltischen bis zum schwarzen Meere und fast von der Oder bis
jenseits des Dnieper's erstreckte I. Aber bei diesem äußern Glanze
war schon der Grund zum Verfalle dieses mächtigen Reiches im
östlichen Europa gelegt durch die Anmaßungen des Adels, der durch
seine Landboten allein die Nation repräsentirte, die königliche Macht,
so wie die Rechte des Bürger- und Bauernstandes immer mehr
beschränkte und von dem letzten Jagellonen das Recht erlangte, den
König jedesmal zu wählen und ihm Wahlbedingungen vorzulegen.
B. Polen ein Wahlreich (1572—1791).
Seitdem Polen ein Wahlreich und der Adel der einzige herr-
schende Stand war, führten innere Parteiungen und auswärtige
Kriege dessen Verfall herbei. Die Erhebung des Hauses Wasa
(1587—1669), welche die Vereinigung der beiden ersten nordischen
Kronen bezweckte, veranlaßte vielmehr einen langwierigen Krieg mit
Schweden, der erst 1660 mit dem nachtheiligen Frieden zu Oliva
endete, worin Liestand an Schweden abgetreten und Preußen als
unabhängig anerkannt werden mußte.
8- 12.
Rußland.
Nach der Befreiung von der mongolischen Herrschaft stieg Ruß-
lands Macht und Cultur unter den letzten Regenten ans dem Hause
Rurik. Aber nach dessen Aussterben (1598) wurde seine Macht
durch Thronstreitigkeietn und durch auswärtige Kriege, in denen
Polen und Schweden manche ihnen entrissene Länder wiedereroberten,
stark erschüttert. Dann erhielt das den Rnriks verwandte Haus
0 S. v. Spruner's historisch-geographischer Handatlas, 54. Karte.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_Gustav Karl Gustav
Extrahierte Ortsnamen: Polens Rom Polen Europa Schweden Schweden
Schweden, Polen und Rußland.
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des baltischen Meeres (Esthland und den größten Theil Liestands),
so wie die Unabhängigkeit seiner südlichen Provinzen. Durch die
Theilnahme am Kriege Ludwig's Xiv. gegen Holland und Branden-
burg verloren die Schweden in Folge der Niederlage bei Fehrbellin
1075 ihre Besitzungen in Deutschland, erhielten dieselben aber zum
größten Theil im Frieden zu St. Germain en Laye (1679) zurück
(vgl. S. 50). Endlich brachten Karl's Xii^ tollkühne und abenteuer-
liche Unternehmungen Schweden in die ihm natürlich zukommende
Stellung zurück, s. §. 20.
Polen, damals noch immer eins der größten Reiche Europa's,
bietet, als seit der Stiftung des Wahlreichs alle gesetzgebende Ge-
walt in die Hände der Adligen gekommen war und das liberum
veto sogar dem Einzelnen gestattete, durch seinen Widerspruch alle
Beschlüsse der Uebrigen zu vernichten, das Bild aristokratischer Ty-
rannei im Innern und stets zunehmender Schwäche nach Außen hin
dar. Dazu kamen wiederholte Länderverluste in den unglücklichen
Kriegen mit den Schweden, Russen und Türken; selbst der tapfere
König Johann Sobiesky war bei seinen geringen Hülfsmitteln und
der Uneinigkeit der Polen genöthigt, mit nicht geringen Opfern den
Beistand der Russen gegen die Türken zu erkaufen. Erst sein ver-
schwenderischer Nachfolger August Ii., zugleich Kurfürst von
Sachsen, beendete den Türkenkrieg durch den Frieden zu Carlo-
witz (1699), worin Polen durch Oesterreichs Einstuß Podolien und
die Ukraine zurückerhielt.
Rußland ward erst unter den klugen und kräftigen Czaren
ans dem Hause Romanow ans einem asiatischen Reiche in ein euro-
päisches umgeschaffen. Dies geschah vorzüglich durch Peter I., den
Großen (1689 — 1725), welcher, kaum 17 Jahre alt, geleitet von
dem Genfer Lefort, seine Alleinherrschaft mit der Umgestaltung seines
Heeres nach europäischem Fuß und mit der Bildung einer Seemacht
begann. Um die europäische Cnltnr aus eigener Anschauung kennen
zu lernen und seine unersättliche Wißbegierde zu befriedigen, reiste
er (1697) im Gefolge einer Gesandtschaft, an deren Spitze Lefort
stand, durch Deutschland nach Holland, wo er als gemeiner Schiffs-
zimmermann zu Saardam den Schiffsbau erlernte, besuchte Wilhelm
Iii. in England und war auf der Rückreise durch Deutschland im
Begriffe Italien zu sehen, als ein Aufstand der durch seine Neue-
rungen zurückgesetzten Strelitzen ihn eiligst nach Moskau rief. Nach
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Extrahierte Personennamen: Germain Johann_Sobiesky Johann August Peter_I. Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Polen Esthland Holland Schweden Fehrbellin Deutschland Polen Schweden Polen Sachsen Oesterreichs Podolien Ukraine Deutschland Holland England Deutschland Italien Moskau