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1. Geschichte des Mittelalters - S. 236

1888 - Wiesbaden : Kunze
236 Vierte Periode des Mittelalters. Eberhards des Greiners Sohn, den Grafen Ulrich von Württemberg in der Schlacht bei Reutlingen 1377. Karl erlebte kurz vor seinem Tode 1378 noch die Freude, daß sein Sohn Wenzel zu seinem Nachfolger erwählt wurde. Nun schienen Macht und Glanz des luxemburgischen Hauses, wofür er gelebt und gewirkt hatte, dauernd begründet zu sein. 4. Die letzten luxemburgischen Kaiser. Wenzel 1378 — 1400 war nicht ohne Bildung und zeigte im Anfang seiner Regierung auch die Absicht, den wilden Ausbrüchen des Faustrechts und den in der Kirche entstehenden Spaltungen entgegenzutreten ; aber es fehlte ihm an der nötigen Umsicht und Thatkraft. Da er nicht gleich mit Erfolg durchdringen konnte, zog er ein bequemes Leben den Reichsgeschästen vor, überließ sich dem Müßiggang, wurde jähzornig, grausam und fand nur noch Gefallen an wüstem Jagdleben und zügellosem Treiben. In seiner Umgebung befand sich gewöhnlich eine Koppel großer Jagdhunde, unter deren Bissen sogar seine erste Gemahlin Johanna von Bayern (§. 42, 10) ihr Leben aushauchte. Brandenburg überließ er seinem geldbedürftigen Bruder Sigismund als Lehen, der die Mark seinem Vetter Jobst von Mähren bis zu dessen Tode 1411 verpfändete. In Süddeutschland wütete während seiner Regierung der große Städtekrieg (1377 — 1388), ohne daß Wenzel thatkräftig für die Beilegung desselben auftrat. Die unter seinem Vater und nach dessen Tode entstandenen einzelnen Städtebündnisse in Schwaben, Franken, am Rh ein und in Hessen schlossen sich nämlich zur Wahrung des Landfriedens und zum Schutze vor dem Raubadek, der vom Wegelagern (vom Stegreif) lebte, zu einem großen, über 70 Städte umfassenden Stä dtebun d zusammen, dem auch die Schweizer Eidgenossenschaft beitrat. Die Folge war, daß die Ritterschaft nun auch Ritterbündnisse, wie den Schlegler-, Löwen-, St. Georgsbund re. bildete. Bald gerieten beide Bündnisse in hartnäckige und grausame Kämpfe miteinander, fodaß Gesetzlosigkeit und Faustrecht die schlimmsten Zustände im Reiche herbeiführten. Als Leopold Iii. von Östreich in der Schweiz die östreichische Herrschaft wieder ausrichten wollte, wurde er von der Eidgenossenschaft bei Sempach 1386 besiegt (§. 35, 2) und fiel mit einem großen Teil der östreichischen Ritterschaft. Der Erfolg der Schweizer trieb auch die freiheitsliebenden

2. Geschichte des Mittelalters - S. 311

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 43. Frauen des vierten Zeitraums. 311 Reichstag, erklärte hier öffentlich, daß Jnez seine rechtmäßige Gemahlin gewesen sei, und veranstaltete ihr ein königliches Begräbnis. 8. Agnes Bernauer. Das Schicksal der unglücklichen Jnez de Castro erinnert lebhaft an einen Akt der Grausamkeit, dessen sich der Herzog Ernst von München 1436 schuldig machte. Sein Sohn Albrecht hatte ein Bürgersmädchen aus Augsburg, Agnes Bernauer, liebgewonnen, welche wegen ihrer Schönheit und Sittsamkeit bei jung und alt der Engel hieß. Obwohl sie nur geringen Standes war. die Tochter eines Barbiers, so wurde sie doch durch den Segen des Priesters heimlich des Fürsten eheliches Weib. Darüber ergrimmte Herzog Ernst gewaltig, und als einst Albrecht in Regensburg zu einem Turnier einreiten wollte, ließ ihm der Vater die Schranken verschließen, weil er mit einer Bürgerlichen lebe. Vergeblich schwur Albrecht laut, daß Agnes seine durch die Kirche ihm angetraute rechtmäßige Gemahlin sei. Als kein Bitten und Flehen hals, führte sie Albrecht aus seine Burg zu Straubing und ließ sie wie eine Fürstin ehren. Aber sie wurde seit jenem Vorfalle schwermütig und blickte mit Besorgnis in die Zukunft; ihr ahnte nichts Gutes. Am 12. Oktober 1436 saß Agnes in Gedanken vertieft in ihrem Gemache zu Straubing; ihr Gemahl war abwesend. Da nahten auf einmal die Häscher des Herzogs Ernst, ergriffen die Hilflose und führten sie in Fesseln wie eine Übelthäterin auf die Donaubrücke, um sie zu ertränken. Hunderte von Gaffern umstanden das Ufer, kein Arm regte sich zu gunsten der Unschuld. Die Wellen schienen mitleidiger als die Menschen und trugen anfangs die ungerechterweise Verurteilte an das Ufer, wo Agnes unter Jammern und Wimmern kläglich nach Hilfe rief. Da ergriff der Henker eiligst eine lange Stange, faßte die Halbtote bei den Haaren und tauchte sie unter, bis sie verschieden war. Albrecht wurde wahnsinnig, als er den an Agnes verübten Mord erfuhr. Die Musik heilte ihn wieder; mit Wut stürzte er sich nun in den Krieg gegen den eignen Vater. Ohne Barmherzigkeit wurde gemordet, gesengt und geplündert, bis Kaiser Sigismund vermittelnd dazwischentrat. Albrecht ließ 1447 seine geliebte Gemahlin in der von ihr erbauten Gruft zu Straubing beifetzen, wo ihr Herzog Ernst über ihrem Grabe eine Kapelle errichten ließ. 9. Klara Dettin. Glücklicher erging es einer andern Bürgerstochter aus Augsburg, Klara Dettin, welche eine berühmte Sängerin war. Sie heiratete den „bösen Fritz", den rheinischen Pfalzgrafen und Kurfürsten, und lebte sehr glücklich. Ihre Kinder mußten zwar die Rheinpfalz an Bayern verlieren, wurden aber von Kaiser Maximilian

3. Geschichte des Mittelalters - S. 257

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 38, 3. Maximilian I. 257 teilgenommen. Als sein Vater starb, begrüßte jedermann den Regierungsantritt des ritterlichen Herrschers mit großen Hoffnungen. Diese gingen freilich nicht alle in Erfüllung, dazu war die Macht zu gering, die dem Kaiser noch geblieben war. Doch gab es während seiner Regierung tüchtige Fürsten im Reich, die dem Kaiser zur Begründung besserer Zustände hilfreich zur Seite standen. Dazu gehörte der treffliche Erzbischof Bert hold von Mainz, der redegewandte Kurfürst Johann Cicero von Brandenburg, der wohlmeinende Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen und der tapfere Graf Eberhard im Barte von Württemberg, der Begründer der Universität Tübingen (1477), dessen Land unter Maximilian zum Herzogtum erhoben wurde. Als Maximilian 1495 seinen ersten Reichstag zu Worms abhielt, um von den Fürsten Reichshilfe gegen die Türken und die Franzosen in Italien zu fordern, bestimmten die Fürsten den Kaiser zunächst zur Einführung durchgreifender Reformen, welche dem Reiche den Frieden und jedem Unterthan sein Recht sichern sollten. Der Kaiser willigte endlich in dieselben ein, und dadurch wurde die Grundlage zu einer deutschen Reichsverfassung geschaffen. Zunächst gebot Maximilian einen ewigen Landfrieden für das ganze Reich. Dadurch wurde das greuelvolle Fehderecht aufgehoben und jede Selbsthilfe mit der Reichsacht bedroht. Zur Wahrung des Landfriedens und der Reichsrechte fetzte er sodann das Reichskammergericht ein, das alle Streitigkeiten zwischen den Ständen zu schlichten hatte, und ernannte den Grafen Eitel Fritz von Zollern zum ersten Kammerrichter. Das Reichskammergericht hatte anfänglich feinen Sitz in Frankfurt, 1530 kam es nach Speier, zuletzt (1693—1806) war es in Wetzlar. Zu seiner Unterhaltung, wie zur Bildung einer Reichswehr wurde die Erhebung einer ersten Reichssteuer, des sogenannten gemeinen Pfennigs eingeführt. Auf dem Reichstag zu Augsburg 1499 wurde die Reichsverfafsung durch Errichtung eines Reichsregiments mit alljährlichen Reichstagen weiter ausgebildet, wodurch den Reichsständen die geforderte Mitregierung zugestanden wurde und die Streitfragen der Einzelstaaten entschieden werden sollten. Zum Statthalter wurde Friedrich der Weise ernannt. Seinen Abschluß fand das Verfafsungswerk aus dem Reichstage zu Köln 1512, wo das deutsche Reich in zehn Kreise eingeteilt und jeder Kreis unter einen Obersten mit beigeordneten Räten gestellt wurde, welcher die rechtskräftigen Urteile des Kammergerichts zu vollstrecken und für die Aufrechterhaltung der Ruhe zu sorgen hatte. Cassians Weltgeschichte. If. 5. Aufl. v. Ph. Beck. 17

4. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 63

1880 - Halle : Anton
63 Die Bürger trieben vorwiegend Gewerbe und Handel. Diejenigen, welche ein und dasselbe Handwerk betrieben, thaten sich zu Zünften, Gilden oder Innungen zusammen. Dieselben schlossen sich streng unter einander ab; alle, die zu einer Zunft gehörten, bildeten gleichsam ein Ganzes, treu zusammenhaltend in Freud und Leid, mit besonderem Handwertsgruß und Erkennungszeichen ; eine jede Innung hatte ihren Zunftmeister, welcher die althergebrachte Ordnung bei den Versammlungen der Meister und Gesellen sowie bei der Aufnahme neuer Mitglieder aufrecht halten mußte. 3. Ursprünglich gehörten die Städte einem Fürsten, Grafen oder Bischof, auf dessen Grund und Boden sie lagen. Derselbe ließ sich in der Stadt durch einen Voigt oder Burggrafen vertreten, welcher in seinem Namen die ihm zukommenden Rechte ausübte. Später, als die Städte immer reicher und mächtiger wurden, mußten sie oft den Fürsten aus ihren Bedrängnissen helfen und ihnen namentlich gegen die oft übermüthigen Ritter beistehen. Das wollten sie jedoch nicht umsonst thun; sie gewährten ihre Hilfe nur, wenn der Fürst dafür aus eins oder mehrere seiner Rechte verzichtete. So erwarben sie ein solches Recht nach dem andern, und viele wurden am Ende ganz frei. Alsdann gehörten sie als freie Reichsstädte zum deutschen Reiche und st au den unmittelbar unter dem Kaiser. 4. Der wachsende Wohlstand und die zunehmende Freiheit der Städte erregte Neid und Eifersucht der Ritter; darum herrschte zwischen beiden gewöhnlich Feindschaft. Besonders waren es die Raubritter, welche den städtischen Handel zu stören suchten. Ueberhanpt stand damals der Kaufmann überall in Gefahr, beraubt und beschädigt zu werden. Das Handelsschiff, welches an der Klippe zerschellt, der Fracht sahn, welcher aus den Grund gerathen war, der Wagen, dessen Achse die Straße berührt hatte, die vom Wagen herabgefallene Waare — alles das galt nach damaliger Sitte als den Herren und Bewohnern des Landes verfallen. Es war darum nur natürlich, daß sich die .Handel treibenden Städte zu gegenseitigem Schutze verbanden. So schlossen die am Rhein gelegenen einen Bund, welchen man den rheinischen Städtebund Mitte. Derselbe bewaffnete eine Flotte von 600 Schissen mit 10000 Bogenschützen, um den Handel aus dem Rheine sicher zu stellen, und stellte ein Heer von 6000 Reitern nebst dem entsprechenden Fußvolk auf, um den Landhandel zu schützen. — Am mächtigien aber war der Bnnd der norddeutschen Städte, den man die Hansa nannte. 85 Städte traten ihr allmählich bei; das Haupt war Lübeck. So groß war die Macht der Hansa, daß Könige sich um ihre Freundschaft bewarben und daß Norwegen, Schweden und Dänemark wohl 150 Jahre lang sich vor ihr beugen mußten. 5. Durch Gewerbfleiß und Handel gelangten die Städte zu großem Reichthum. Eiue der reichsten Städte war Augsburg, und hier waren es wiederum die Handelshäuser Fug g er und Wel s er, die ungeheure Schätze besaßen. Als armer Webergeselle war der erste Fugger in Augsburg eingewandert; aber durch Fleiß und Geschicklichkeit

5. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 119

1880 - Halle : Anton
119 Für wenig Augenblicke scheint das Geschütz zu ruhn. Der Kurfürst selber sinnet, warum es jetzt verstummt, und „Wacker war's gemeinet!" der alte Dersfling brummt. Da plötzlich dounert's wieder gewaltig über's Feld, Doch nur nach einem Punkte ward das Geschütz gestellt. Hoch auf der Schimmel setzet, Herr Froben sinkt zum Sand, Und Roß und Reiter netzet mit seinem Blut das Land. Die Ritter alle schauen gar ernst und treu hinein. O Froben, dort am Boden, wie glänzt dein Ruhmesschein! Der Kurfürst rüst nur leise: „Ha, war das so gemeint?" Und dann nach Feldherrnweise: „Nun vorwärts in den Feind!" Miudiug. Die Schweden wurden geschlagen und in ihr Land zurückgedrängt. , 2. Immer höher stieg Ludwigs Uebermuth. Im westfälischen Fneden hatte Frankreich den Elsaß erhalten. Nun errichtete Ludwig besondere Gerichtshöfe — Reunion skammern nannte man sie —, die sollten entscheiden, welche Orte und Ländergebiete jemals zum Elsaß gehört hätten und deshalb wieder mit Frankreich vereinigt werden müßten. Auf diese Weise eignete er sich eine Menge deutscher Städte und Herrschaften an. Ja, er that noch mehr. Mitten imfrieden nahm er plötzlich im Jahre 1681 die freie Reichsstadt Straß-burg weg, von der Karl V. einst gesagt hatte: „Wenn Wien und Straßburg zu gleicher Zeit bedroht wären, so würde ich Wien aufgeben, um Straßburg zu retten." Die Bewohner der Stadt wurden entwaffnet und mußten dem französischen Könige Treue schwören. Darauf erschien Ludwig selbst, und der verräterische Bischof Fürstenberg, der die Hand zur Wegnahme Straßburgs geboten hatte, empfing ihn bei seinem Einzüge mit dem Gruße Simons: Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren, denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen. Dem allen sah Deutschland ruhig zu. Umsonst mahnte der Dichter: Nun ist es Zeit, zu wachen, eh’ Deutschlands Ehre stirbt Und in dem weiten Rachen des Krokodils verdirbt. Herbei, daß man die Kröten, die unsern Rhein zertreten, Mit aller Macht zurücke zur Saou und Seine schicke! Die deutschen Fürsten hatten ja Wichtigeres zu thun: sie mußten sich unterdeß auf dem Reichstage zu Regensburg streiten, ob sie bei ihren Versammlungen in Hufeisenform oder im Viereck, auf rothen oder grünen Sesseln sitzen, wer mit goldenen und wer blos mit silbernen Messern und Gabeln speisen sollte. 3. Zu all dieser Schmach und all diesem Verluste kam andres Elend im Osten. Die Türken brachen, wahrscheinlich von Ludwig dazu bewogen, mit mehr als 200000 Mann in Oestreich ein und be* lagerten im Jahre 1683 die Stadt Wien. Tapfer wurde sie von ihren Bewohnern und von 12000 Soldaten, die in aller Eile herzu gerufen worden waren, vertheidigt. Aber immer weiter drang der übermächtige Feind vor. Er beschoß die Stadt auf das furchtbarste,

6. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 86

1880 - Halle : Anton
86 den. Aus kurzen Mörsern schleuderte man mit ihrer Hilse große Steinkugeln gegen die Mauern der Städte und Burgen und zertrümmerte dieselben. Später verlängerte man die Mörser zu Kanonen; sie waren aber noch so schwerfällig, daß sie nur mit Mühe fortbewegt werden konnten. Darum erfand man Schießgewehre, die ein einzelner Mann bequem tragen konnte; man nannte sie Donnerbüchsen. Freilich mußten sie noch mit einer Lunte, d. H. mit einem glimmenden Faden abgebrannt werden. Das war unbequem und erschwerte das Zielen. Deshalb versah man endlich die Donnerbüchsen mit einem Schloß; das bestand aus einem Stahlrad, welches an einem Feuerstein Funken schlug, die auf das darunter befindliche Pulver fielen und es entzündeten. Da der Feuerstein in manchen Gegenden auch „Flintstein" genannt wurde, so erhielten nuu die Donnerbüchsen den Namen „Flinten". Später haben die Schießgewehre noch manche andre Verbesserungen erfahren. Sie aber waren es namentlich, die das Ritterthum zum Fall brachten. Was nützte jetzt dem Ritter seine feste Burg? Den Kugeln der Feinde konnte sie doch nicht trotzen. Was nützte ihm seine persönliche Stärke, seine Tapferkeit, fein Muth ? Eines Feiglings Schuß konnte leicht aus weiter Ferne feinem^ Leben ein Ende machen. Darum blieb er lieber ruhig auf seinem Schloß und überließ das Kriegshandwerk denen, die für Lohn oder Sold kämpften, den Soldaten. 4. Sollte aber der zu Worms eingeführte ewige Landfrieden aufrecht erhalten werden, so mußte ein Gerichtshof da sein, bei welchem die, welche sonst in streitigen Fällen zum Schwert gegriffen hatten, ihr Recht suchen konnten. Maxmilian setzte darum ein Re ich ska m m er-gericht ein, welches die Streitigkeiten der Fürsten und Ritter unter einander entscheiden sollte, an welches sich aber auch diejenigen wenden konnten, die mit dem Urtheile der sonstigen Gerichte nicht zufrieden waren. Es wurde anfangs zu Frankfurt am Main eröffnet und hatte zuletzt seinen Sitz zu Wetzlar an der Lahn. Um aber den Beschlüssen dieses Reichskammergerichts auch Kraft und Nachdruck zu verschaffen, traf Maxmilian noch eine andre Einrichtung. Er theilte ganz Deutschland in zehn Kreise. Jeder Kreis erhielt einen Kreisobersten, welcher den Landfrieden zu überwachen und die Urtheile des Kammergerichts zu vollstrecken hatte. Die Schweiz, die bis dahin zu Deutschland gehört hatte, mochte freilich von diesen Neuerungen nichts wissen; sie versagte dem Reichskammergerichte ihre Anerkennung, und da Maxmilian nicht im Stande war, sie zum Gehorsam zu zwingen, trennte sie sich ganz vom deutschen Reiche. 5. Noch ein andres großes Verdienst hat sich Maxinilian um Deutschland erworben. Früher war es um die Verbindung der einzelnen Orte nicht gut bestellt. Nur zwischen den größeren Handelsstädten ritten Boten oder fuhren Landkutschen hin und her. Jenen konnte man wohl auch einen Brief mitgeben, diese nahmen wohl auch Reisende und Gepäck mit. „Sollten aber Briese an/Orte gelangen, welche nickt an der Straße lagen, oder waren sie für das Ausland bestimmt, so mußte man

7. Geschichte des Mittelalters - S. 214

1888 - Wiesbaden : Kunze
214 Dritte Periode des Mittclalters. geschieden worden. Darnach heiratete er die burgundische Prinzessin Beatrix (§. 27, 2), eine ebenso schöne wie geistreiche und fromme an. Sie war, rote die Chroniken erzählen, von anmutiger, feiner Gestalt, hatte goldfarbenes Haar, ein wohlgeformtes Gesicht und einen kleinen Mund mit perlengleichen Zähnen. Sie wußte ihrem Gatten Mut und Trost einzusprechen und war demselben in inniger Liebe zugethan. Wie sie sich gegen die Mailänder verhielt, die sie gekränkt hatten, wurde oben erzählt. Beatrix wurde Mutter von acht Söhnen, von welchen Heinrich Vi. und Philipp von Schwaben die kaiserliche Krone erlangten, und von zwei Töchtern, Beatrix und Sophia, wovon jene als Äbtissin von Quedlinburg, diese als Gemahlin des Markgrasen Bonifazius von Montferrat bekannt ist. 12. Konstantia. Heinrich Vi. vermählte sich 1186 zu Mailand mit Konstantia, welche bereits 30 Jahre alt roar. Ihr Vater hatte einmal geträumt, sie roerde Mutter eines Kindes werden, welches ganz Sizilien verderben werde, und hatte die Tochter darum in das Klarakloster von Palermo gethan. Allein nachher vom Papste ihres Klostergelübdes entbunden, vermählte sie sich mit dem Kaiser. Sie begleitete ihn auf seinen Feldzügen, nahm Anteil an den Negierungsgeschäften und wurde Mutter des großen Hohenstaufen Friedrich Ii. 3?och vor ihrem Tode ernannte sie mit großer Klugheit den Papst ^nnocenz Iii, zum Bormunde ihres Sohnes. Philipp von Schwaben war mit der griechischen Prinzessin Irene vermählt und hatte zwei Töchter, von denen die jüngste den Gegenkaiser ihres Vaters, Otto Iv., heiratete. 13. Zrmgard und Agnes. Unter Kaiser Heinrich Vi. versuchte eine mutige Frau, den Streit der Welsen und Ghibellinen durch eine Heirat beizulegen; es war Irmgard von Henneberg, welche an Heinrichs Oheim, Konrad von Hohenstaufen, vermählt war. Ihre Tochter Agnes war noch von Friedrich Barbarossa dem Sohne Heinrichs des Löwen, der gewöhnlich Heinrich der Schöne oder der Lange genannt wird, als Gemahlin versprochen worden. Aber durch die Feindschaft zwischen dem Kaiser und dem Löwen roar diese Verbindung nicht zustande gekommen. Als nun der französische König Philipp August sich um Agnes' Hand bewarb, erklärte diese ihrer Staupitz von Reichenstein, als Friedrich der Streitbare 1415 das Schloß Kriebstein belagerte; von der Frau von Rosenegg, als die Eidgenossen das Schloß Blumeneck im Schtvabenkrieg 1499 einnahmen; von Ursula Homberg, welche den Hermann von Rhynegg aus der belagerten Burg Anenstein 1388 davon trug.

8. Geschichte des Mittelalters - S. 221

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 34. Rudolf von Habsburg. 221 welches ihnen nicht rechtmäßig gehöre. Aber viele weigerten sich, andere fuhren in ihren Fehden fort, als ob kein Kaiser und kein Reich bestehe. Am Niederrhein stritt sich der Herzog Johann von Kleve und die mit ihm verbundenen Kölner Bürger um die Erbfolge in Limburg mit dem Grafen von Geldern und seinen Verbündeten, dem Erzbischos Siegfried von Köln, den Grafen von Nassau und Lützelburg. Es kam 1288 zur Schlacht bei Worringen, wo die letzteren eine Niederlage erlitten, der Graf von Lützelburg siel und der Erzbischof nebst Adols von Nassau in Gefangenschaft geriet. Insbesondere klagte die schwäbische Stadt Eßlingen über Gewaltthätigkeiten des Grafen Eberhard von Württemberg, welcher sich in trotzigem Übermut „Gottes Freund und aller Welt Feind" nannte und den Kaiser nur als Grasen von Habsburg betrachtete. Dieser bot das Reichsheer gegen den Ruhestörer auf und belagerte ihn 1286 in seiner Hauptstadt Stuttgart.- Die Stadt ergab sich, und Eberhard mußte sich unterwerfen. Rudolf stellte das Herzogtum Schwaben nicht wieder her, sondern machte es zu einem unmittelbaren Reichsland und regierte es selbst. Gegen Ende des Jahres 1289 berief er einen Reich stag nach Erfurt, um auch im nördlichen Deutschland den Landfrieden zu befestigen und mit unnachsichtlicher Strenge die Raubritter zu bestrafen. Als ein Graf von Waldeck den König bestimmen wollte, die Edelleute mit Geld statt am Leben zu strafen, entgegnete derselbe zornig: „Edle giebt es hier nicht, sondern nichtswürdige Diebe und Räuber, welche den Frieden stören. Die Räuber sollen bestraft werden, wie sie es verdient haben. Der wahre Adel hält Treue^ ehrt Tugenden und liebt die Gerechtigkeit." Es wurden auf Rudolfs Befehl in Thüringen 29 Raubritter enthauptet und 66 Raubschlösser gebrochen. Ebenso gingen 1290 am Rhein und in Franken über 70 Raubschlösser in Flammen auf, und 30 Ritter wurden wegen Landsriedensbruchs mit dem Tode bestraft. Allgemein wurde Rudolfs Strenge und Gerechtigkeit bewundert, und noch lange nachher pflegte man von einem Menschen, welcher nicht Wort hielt, zu sagen: „Der hat Rudolfs Redlichkeit nicht." Rudolf war ein leutseliger, heiterer und herablassender Fürst. Jeden, der seines Rates oder Zuspruchs bedurfte, ließ er vor sich, wenn seine Umgebung jemand den Zutritt wehren wollte, pflegte er wohl zu sagen: „Bin ich denn König, um mich einschließen zu lassen?" Manch heiterer Zug seiner guten Laune hat sich erhalten. Einst wanderte er in seinem unscheinbaren Wams durch die Straßen

9. Geschichte des Mittelalters - S. 237

1888 - Wiesbaden : Kunze
36, 4. Die letzten luxemburgischen Kaiser. 237 Bürger der süddeutschen Städte mit erneuter Heftigkeit in den Kampf; die Ritterburgen wurden erbrochen und arge Verwüstungen und Grausamkeiten verübt. In Bayern blieben die Städte Sieger, in Franken kam es zu keiner Entscheidung, in Schwaben jedoch wurde die Bürgerschaft aus Mangel an Heereszucht und Führung von dem unter Eberhard dem Greiner von Württemberg stehenden Adel in der Schlacht bei Döffingen 1388 bestegt; die rheinischen Städte erlagen um dieselbe Zeit der Ritterschaft unter Ruprecht von der Pfalz bei Worms, die hessischen bei Frankfurt. Der Adel war Sieger geblieben. Im folgenden Jahre (1389) gebot zwar Wenzel auf dem Reichstage zu Eg er die Auflösung der Ritter- und Städtebündnisse und forderte aufs neue die Aufrechterhaltung des Landfriedens; aber der Adel beachtete Wenzels Forderung nicht, und der rechtlose Zustand im Reiche dauerte fort. Statt durch entschlossenes Auftreten dem königlichen Gebote Achtung und Geltung zu verschaffen, blieb er unthätig in Böhmen. So verlor er allmählich alles Ansehen, nicht bloß im Reich, sondern auch in seinem Erblande Böhmen. Dort überwarf er sich mit dem Erzbischos von Prag über die Grenze weltlicher und geistlicher Gerichtsbarkeit. Da der Erzbischof entfloh, so ergriff Wenzel den ehrwürdigen Generalvikar Johann Pomuk, ließ ihn töten und zuletzt von dem Henker in die Moldau werfen. Daraus bildete sich die Sage, der heilige Nepomuk sei der Königin Beichtvater gewesen und in die Moldau geworfen worden, weil er dem Könige die Beichte seiner Gemahlin nicht habe verraten wollen. Wegen seiner vielfachen Gewaltthätigkeiten zerfiel Wenzel auch mit den böhmischen Landständen; es entstand eine Verschwörung gegen ihn, an welcher selbst sein Bruder Sigismund und sein Vetter Jobst von Mähren Anteil hatten, und Wenzel wurde drei Monate in Hast gehalten, aus der ihn endlich sein jüngster Bruder Johann mit Hilse des Kurfürsten Ruprecht von der Pfalz befreite. Mehr und mehr trat Wenzels Unvermögen zur Bewältigung der Verwirrungen im Reiche zu tage. Als er nun gar, ohne die Reichsstände zu fragen, die Mailänder Herzogswürde für 100000 Gulden an Galeazzo Visconti verkaufte, erregte er vollends den Unwillen derselben. Jetzt setzte sich der Erzbischof Johann von Mainz mit den Kurfürsten in Verbindung, um Wenzel abzusetzen und das Wittelsbachische Haus wieder an die Spitze des Reiches zu erheben. Die vier rheinischen Kurfürsten luden Wenzel 1400 zu einem Fürstentag nach Lahnstein

10. Geschichte des Mittelalters - S. 258

1888 - Wiesbaden : Kunze
258 Vierte Periode des Mittelalters. Die zehn Kreise waren: 1) der östreichische (Ostreich, Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol), 2) der bayrische (Bayern mit der Oberpfalz, Salzburg, Regensburg), 3) der schwäbische (Württemberg, Baden), 4) der fränkische (Ansbach, Baireuth), 5) der oberrheinische (Lothringen, Elsaß, Hessen), 6) der niederrheinische (die Kurpfalz und die Bistümer Mainz, Trier, Köln), 7) der westfälische (zwischen Maas und Weser), 8) der nieder sächsische (von der Weser bis Holstein und Mecklenburg), 9) der ober-sächsische (Sachsen, Brandenburg, Pommern), 10) der burgun-bische (die Niederlande und Franche Comte). Preußen fehlte, weil es in Abhängigkeit von Polen geraten war, Böhmen blieb als slawisches Land fern, die Schweiz verwarf das Reichskammergericht und versagte die Reichssteuer, um sich von dem deutschen Reiche völlig loszulösen, Italien konnte nicht mehr in Betracht gezogen werden. So war das deutsche Reich auf sich und seine besonderen Aufgaben beschränkt. Von der ehemaligen Kaisermacht war nur noch ein Schatten geblieben. Die Kreise umfaßten etwa drittehalbhundert Stände mit 500 Stimmen bei den Reichstagen. Da diese Stände ihre Gebiete als selbständiges Eigentum betrachteten, so bildete das Reich eine Art Staaten -bund mit einem Kaiser an der Spitze, der zugleich Beherrscher eines besonderen Reiches, feiner Habsburgischen Erbländer war. Wie der Kaiser in der Regierung und bei Auslegung neuer Reichssteuern an den Beirat der Reichsstände und die Beschlüsse der Reichstage gebunden war, so waren wiederum den Fürsten durch ihre Landstände, die nicht reichsfreien Adeligen, Geistlichen und Städte, Schranken gesetzt, welche für sich ebenfalls das Steuerbewilligungsrecht in Anspruch nahmen und in der Folge auf die Erlangung mancher Vorteile auf Kosten der Bauern Bedacht nahmen. Zum Schutze des Reiches führte Maximilian stehende Truppen, die Landsknechte oder Lanzknechte, wie sie nach ihren langen Spießen auch genannt wurden, ein und setzte erprobte Kriegsobersten über dieselben, welche sie für den Kriegsdienst auszubilden hatten. Zur Hebung des Verkehrs richtete er das Postwegen ein, dessen erste Linie Wien mit Brüssel verband, und übertrug den Grafen von Thurn und Taxis die erbliche Verwaltung derselben. Die geringen Erfolge der Regierung Maximilians nach außen find hauptsächlich daraus zurückzuführen, daß ihn die Fürsten nicht hinreichend mit Truppen unterstützten. Als er die Schweiz dem Reiche erhalten wollte, wurde er bei Dornach geschlagen und mußte im Frieden zu Basel 1499 seine Absicht aufgeben,
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