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1. Parricida - S. 52

1905 - Braunschweig : Appelhans
— 52 — offenstehende Fenster die helle Frühlingssonne hereinschien. Als er nun aus dem Fenster auf den Burghof blickte, sah er den Müller, und er fragte ihn nach seinem Begehr. Demütig zog dieser die Fuchsfellmütze von seinem rothaarigen, viereckigen Schädel und antwortete mit einer tiefen Verbeugung: „Gnädiger Herr, ich wollte für Eure Burgküche einige Forellen bringen, die ich gestern gefangen habe. Seit Wochen habe ich nicht so fette Tiere an meiner Angel gehabt wie diese es sind. Von Jahr zu Jahr wird ja die Fischerei schlechter, und nun gar seitdem der fremde Herr bei uns eingezogen ist, ist es gar selten, daß man noch einen guten Fang tut. Alles, alles wird einem jetzt vor der Nase weggeschnappt." „Es ist gut, Velten," erwiderte Ritter Burchard, ohne aus die Klage des Müllers einzugehen; „trage die Fische in die Küche und laß sie Dir von dem Küchenmeister bezahlen. Sage ihm auch, daß er Dir einen Imbiß gebe. Oder hast Du sonst noch etwas auf dem Herzen? Du siehst mich so fragend an." „Gnädigster Herr," antwortete der Müller, „verzeiht es Eurem geringsten Knechte, wenn er sich erkühnt, Euch um eine Unterredung zu bitten. Befehlt mir, zu Euch herauf zu kommen, denn es schickt sich nicht für jedermann zu hören, was ich Euch zu sagen habe." „Du machst mich fast neugierig, Velten," lachte der Ritter; „nun denn, so komme herauf. Zuvor aber trage die Fische in die Küche, damit sie noch für die Mittagstafel zubereitet werden können." Nach wenigen Minuten stand der Müller in dem Zimmer des Edelmanns. Man sah es an der Ausstattung des Gemaches, daß sein Bewohner ein eifriger Jäger war. Mit Reh- und Hirschgeweihen waren die Wände geschmückt, ausgestopfte seltene Vögel standen wie lebend auf den Gesimsen, und überall hingen kostbare Bogen und kunstvoll verzierte Köcher mit spitzen Pfeilen. Den Fußboden bedeckten statt der Teppiche Hirschfelle und Bärenpelze, und der Lehnstuhl des Burgherrn, der unweit des offenen Fensters stand, war ebenfalls aus kunstvoll geschnitzten Hirschkronen zusammengesetzt. Als der Müller

2. Parricida - S. 25

1905 - Braunschweig : Appelhans
— 25 — schaffen konnte, das tat sie. Jutta gehörte zu den zum Glück nicht seltenen Frauen, die am zufriedensten sind, wenn sie jemanden haben, den sie Pflegen und für den sie sorgen können, und es war ihr eine große Freude gewesen, als Irmgard mit dem Kinde kam; denn nach einem weiblichen Wesen in ihrer Nähe hatte sie sich oft gesehnt. Es entspann sich deshalb auch bald zwischen den beiden Frauen eine innige Freundschaft, und manche Stunde saß die alte Pförtnerin in der Kemenate neben dem jungen Weibe, und alsdann rührten beide eifriger ihre Zungen als die zwitschernden Schwälblein, die am Gesims der kleinen Fenster ihr Netz gebaut hatten. Eine ähnliche Freundschaft schloß Kunz mit dem alten Vogt Klaus. Er war ihm behülflich bei seinen mancherlei Arbeiten in Hans und Hof, und auch beim Bestellen des Gartens tat er ihm ungebeten manche Handreichung. Er ging mit ihm in den Wald, um Bäume zu Brennholz zu fallen, er stellte mit ihm Fallen am Ufer des Baches, um den Fischotter zu fangen, der den Hechten und Forellen in der klaren Flut nachstellte. So gingen den Bewohnern des Hauses ihre Tage in ruhiger Einförmigkeit dahin, und es vergingen oft mehrere Wochen, ohne daß sie ein anderes menschliches Gesicht zu sehen bekamen. Der nächste und einzige Nachbar der Burg war ein Müller, der an der Wierau, so hieß das Bäch- lein, sich seine Mühle erbaut hatte. Auch sein Haus glich einer kleinen Festung und war ebenfalls mit einem breiten, tiefen Graben umgeben, und das war keine unnötige Vorsichtsmaßregel. Denn es streifte in der Gegend zu Zeiten allerlei Gesindel umher, das gern erntete, wo es nicht gefäet hatte, und schon öfter sollte es vorgekommen sein, daß die vollen Mehlsäcke von unberufenen Händen geleert worden waren. Den Müller selbst bekam man selten zu sehen; wer ihn aber einmal erblickt hatte, der vergaß sein Gesicht so leicht nicht wieder. Er war pockennarbig und rothaarig, seine Augen blickten scheel, und Glieder hatte er wie ein Riese. Wenn er einem unversehens im Walde begegnete, so konnte man sich

3. Parricida - S. 45

1905 - Braunschweig : Appelhans
— 45 — wir uns vorläufig jeder Gewaltat. Solange der Müller den Frieden mit uns nicht stört, wollen wir ihn gewähren lassen; sollte es sich aber zeigen, daß er uns Schaden zufügt oder Verrat gegen uns sinnt, so gnade ihm Gott!" Vollradt und Kunz schüttelten zwar den Kops zu dieser Nachsicht ihres Herrn; aber sie wagten es nicht, ihm zu widersprechen. Im geheimen aber nahmen sie sich vor, den Müller zu überwachen; denn daran zweiselten sie nicht, daß er von heute an, besonders wenn er entdeckte, daß sein geheimes Magazin ausgeräumt war, ein grimmiger Feind ihres Herrn war, der alles daran setzte, ihn zu verderben. Ehe sie auseinander gingen, sammelte Jan Dftrif noch einmal seine neuen Genossen um sich und gab ihnen Vorschriften, wie sie sich von jetzt an in seinem Dienst verhalten sollten. „Es ist nicht unsere Aufgabe," sagte er, „den fleißigen Arbeiter zu schädigen und den Kaufmann, der friedlich seines Weges zieht, zu plündern; noch viel weniger wollen wir Hand legen an den einzelnen wehrlosen Wanderer, der durch unsere Wälder zieht. Solche niedere und gemeine Handlungen müßt Ihr von heute au als Eurer unwürdig vermeide». Ein jeder von Euch soll ruhig seiner Beschäftigung nachgehen, seiner soll jemals auf eigene Faust rauben oder stehlen. Aber bereit sollt Ihr Euch halten, jederzeit zu meinen Diensten zu stehen. Gilt es einen Handstreich auszuführen, der gewinnbringend scheint und sich mit meiner Ritterehre verträgt, so lasse ich Euch rufen; was wir tun, tun wir gemeinsam. Die Lage unsers Wohnortes ist unserm Unternehmen günstig. Es fomrnen viele Kaufleute durch, denen wir unfern Schutz anbieten können, und sie werden uns gern mit einem Teil ihrer Labung belohnen; die reichen Bauern geben uns gern den Zehnten von ihrer Ernle, wenn wir verhüten, daß ihre Felber nicht von den Wildschweinen, Hirschen und Rehen verwüstet, nicht von den Söldnern der Herren von Schledehausen und Gesmold oder der Domherren von Osnabrück zertreten werden. Damit wir aber stets kriegstüchtig bleiben und jederzeit jedem feind-

4. Parricida - S. 35

1905 - Braunschweig : Appelhans
— 35 — um die Vorratskammer zu füllen. So könne er den zur Stadt reisenden Kaufleuten seinen Schutz aufdrängen und sich von den Pfeffersäcken dafür bezahlen lassen, auch möge er nur dreist dann und wann mit seinen Genossen den Äckern und Viehställen der reichen Bauern einen ungebetenen Besuch abstatten und zugleich auch ihre Rauchkammern durchmustern, eingedenk des schönen Sprüchleins: „Rauben und Stehlen ist keine Schande, Das tun die Besten im ganzen Lande." Auch bot der Wildreichtum des Waldes Gelegenheit, die Küche stets mit Wildbret zu versorgen. Hirsche und Rehe, Wildsauen und Urhähne gab es in großer Menge, und die klare Wierau lieferte Fische und Krebse, so daß es an Abwechselung für die Tafel nicht fehlte. Jan Östrik lag deshalb auch manchen Tag mit seinen beiden Gesellen Kunz und Vollradt dem edlen Weidwerk ob, während Frau Irmgard mit den beiden Alten und Lathonius daheim blieben und mit Jubel die Jäger begrüßten, wenn sie beutebeladen über die Zugbrücke heimkehrten an den friedlichen Herd. Kunz aber vergaß nicht, daß er sich vorgenommen hatte, die Ruinen der Holterburg nach dem Räuberversteck zu durchsuchen, und da er wußte, daß auch sein Herr und Vollradt Lust an Abenteuern hatten, so weihte er sie eines Tages in seinen Plan ein. Jan Östrik hatte den Müller auch schon einige Male im Walde getroffen, und obgleich er kein Mann war, der sich leicht vor einem andern fürchtete, so hatte ihn doch beim Anblick des unheimlichen Gesellen ein Grauen beschlichen, und es war ihm wie eine Ahnung, daß einst dieser Mensch entscheidend in sein Geschick eingreifen werde. Er war deshalb mit Freuden bereit, auf den von Kunz ausgesonnenen Plan einzugehen, und da auch Vollradt eifrig zustimmte, so wurde schon auf einen der folgenden Abende das Wagestück verabredet. Frau Irmgard und den beiden Alten sagten sie nichts davon, um sie nicht unnötig zu ängstigen, und unter dem Vorwande, in der Nacht aus die Dachsjagd gehen zu wollen, brachen sie an dem bestimmten 3*

5. Parricida - S. 20

1905 - Braunschweig : Appelhans
— 20 — Dftrif; mit diesem Namen will ich fortan genannt sein. Ich hoffe, daß es mir gelingt, diesen meinen neuen Namen zu Ehren zu bringen." Mit diesen Worten bestieg er das ihm zugeführte Pferd, und man merkte es ihm an, daß er es verstand, ein Tier zu bändigen, wenn vielleicht auch lange Zeit vergangen war, seit er zum letzten Male im Sattel gesessen hatte; denn das senerige Roß gehorchte ihm willig, da es in seinem Reiter seinen Meister fühlte. Auch Vollradt erhielt ein Pferd, und nachdem der Zug sich von neuem geordnet hatte, galoppierten die Reiter ans dem weichen Waldboden dahin, daß Hirsche und Rehe, die friedlich am Wegrande grasten, sich scheu in das Dickicht zurückzogen. Jan Östrik und Ludwig Post ritten an der Spitze des Zuges; und als nun die Pferde wieder eine ruhigere Gangart angenommen hatten, sagte Jan: „Dn führst mich, wie Du sagst, in eine Fehde gegen den Bischof Engelbert von Osnabrück. Ich kenne den hochwürdigen Herrn nicht; er hat mich niemals beleidigt und es wäre deshalb nicht recht von mir, gegen ihn ins Feld zu ziehen, wenn ich nicht jetzt mein Schwert in Deinen Dienst gestellt hätte. Aber wissen darf man's doch wohl, um was es sich handelt und aus welcher Ursache Ihr gegen ihn im Felde liegt." Ludwig Post strich lachend seinen blonden Bart. „Einfalt," sagte er; „bedarf es denn immer eines besondern Grundes, wenn zwei sich befehden wollen? Wenn die Lust zur Fehde vorhanden ist, so ist der Grund leicht gefunden. Warst Du niemals auf einem Hühnerhofe und hast dem Spiel der jungen Hähne zugesehen, wenn ihnen eben der Kamm gewachsen war? Soeben haben zwei noch friedlich nebeneinander Körnchen und Würmchen gepickt; plötzlich aber, scheinbar ohne Ursache, haben sich ihnen die Federn am Halse gesträubt, und mit Schnäbeln und Krallen sind sie gegeneinander los gefahren. So ist's auch mit mancher Fehde; sie wirb geführt um ihrer selbst willen, und man weiß nicht recht warum. Aber für dieses Mal liegt freilich eine Ursache vor. Du bist fremb in dieser Gegend und

6. Wiben Peter - S. 20

1901 - Braunschweig : Appelhans
— 20 — die Gräben gekommen, als die Bauern unvermutet einen Ausfall aus den Schanzen machten, denen sich auch die seitwärts liegenden anschlossen. Die schwergepanzerten Söldner konnten sich auf dem durchweichten Boden nicht bewegen; wer fiel, war verloren, denn er versank im Morast. Die Reihen gerieten in Unordnung; die vorderen flohen und stürzten sich auf die hinter ihnen Marschierenden, das ganze große Heer wurde von plötzlicher Verzweiflung ergriffen. Hatte gestern noch die Garde gerufen: „Wahre Di, Buer, de Garde summt !" so lautete jetzt der schreckliche Schlachtruf der wutschnaubenden Dithmarschen: „Wahre Di, Garde, de Buer de summt!" Junker Slenz, der bisher stets Unbesiegte, fiel im Gefecht; er wurde vou einem riesenstarken Bauern, Reimer von Wimerstedt, vom Pferde gezerrt und mit einer Hellebarde getötet. Sein Fall war das Zeichen zu allgemeiner Flucht. Aber die hinter dem Heere herfahrenden Troßwagen und die schweren Geschütze, die in dem durchweichten Boden nicht wenden konnten, erschwerten das Entkommen, und furchtbar wütete das Schwert der Bauern unter den Fliehenden. Wer dem Schwerte entkam, versank im Sumpfe. Mit knapper Not entgingen der König und sein Bruder dem Verderben; mit nur wenigen Ueberlebenden entkamen sie nach Melders, aber auch dort sich nicht für sicher haltend verließen sie sofort das unwirtliche Land. Sie nahmen sich nicht einmal die Zeit, den heiligen Danebrog zu retten; mit unermeßlicher anderer Beute fiel er in die Hände der Bauern, die ihn in der Kirche zu Altenwöhrden zum ewigen Gedächtnis aufbewahrten. Nur drei Stunden hatte der Kampf gedauert; diese kurze Zeit hatte genügt, das stattliche Heer des Feindes völlig zu vernichten. Die Dithmarschen selbst waren verwundert über den raschen Sieg und die zahllose Menge, die den Wahlplatz bedeckte. Nach Ablauf des Wassers fand sich, daß noch bei weitem mehr unverwundet ihren Tod in den Fluten gefunden hatten. Im ganzen soll die Zahl der Umgekommenen über 18000 betragen haben. An der Stelle, wo diese ewig denkwürdige Schlacht

7. Im Kaiserhause zu Goslar - S. 53

1902 - Braunschweig : Appelhans
— 53 — eingeschlossen und vernichtet; auch Normannen, Franzosen und Ungarn dachten nicht daran, die Oberhoheit des Kaisers rückhaltlos anzuerkennen. Dieses Fehlschlagen seiner liebsten und schönsten Hoffnung erfüllte den Kaiser mit Mißmut; er sah ein, daß es ihm nicht gelingen werde, das Ziel zu erreichen, das er sich vorgesteckt hatte. Das Verhältnis Heinrichs Iii. zum Stuhle Petri in Rom war während der Dauer seiner Regierung ein freundliches, was sich daraus erklärt, daß seit der Synode von Sutri sein Einfluß bei der Papstwahl ausschlaggebend war. Auch als Leo Ix. im Jahre 1054 starb, schickten die Römer eine Gesandtschaft nach Deutschland an den Kaiser, um diesen um einen neuen Oberhirten zu bitten. An der Spitze dieser Gesandtschaft befand sich der Mönch Hildebrand, derselbe, der einige Jahre vorher mit dem entthronten Gregor Vi. nach Deutschland gekommen war. Die Wahl des Kaisers fiel auf den Bischof Gebhard von Eichstädt, einen Mann, der das volle Vertrauen Heinrichs besaß und sich durch streng kirchlichen Sinn und große Klugheit auszeichnete. Da auch den Römern dieser Mann genehm war, so bestieg er, trotz anfänglichen Sträubens, als Viktor Ii. den päpstlichen Stuhl. Im Sommer 1056 kam dieser Papst auf Einladung des Kaisers nach Deutschland und wurde in Goslar mit hohen Ehren empfangen. Im Herbst begaben sich beide nach der kaiserlichen Pfalz Bodfeld bei Elbingerode, von der jetzt kaum noch eine Spur vorhanden ist. Die Absicht des Kaisers war, hier dem Waidwerk obzuliegen und Erholung zu suchen von den Anstrengungen seines hohen Berufes. Er hatte einen stattlichen Hirsch geschossen, und auf seinen Befehl wurde die Leber dieses königlichen Tieres in der Küche zubereitet, da Hirschleber seine Lieblingsspeise war. Bald nach dem Genusse derselben aber erkrankte er, und ehe ärztliche Hülfe herbeigeholt werden konnte, hauchte er in den Armen seines päpstlichen Freundes sein Leben aus. Es war am 5. Oktober 1056. Kaiser Heinrich Iii. starb in jungen Jahren nach einem thatenreichen Leben; er hatte das neununddreißigste

8. Der Abt von Amelunxborn - S. 82

1900 - Braunschweig : Appelhans
— 82 — Katharinas war auch sein Wunsch, und er hoffte, die Einwilligung des alten Grafen zu seiner Verbindung mit Katharina zu erhalten, wenn er nun mit der aus dem Kloster entführten Tochter vor ihn hintrat und seinen väterlichen Segen heischte. Je näher er nun aber dem Kloster kam, desto unklarer wurde es ihm, wie er zum Ziele gelangen sollte. Er konnte doch nicht so ganz unvermittelt vor die Aebtissin treten und sie bitten, ihm Katharina herauszugeben; er wußte gar wohl, daß eine solche Bitte niemals auf Erfüllung rechnen konnte. Noch viel weniger konnte er sich tagelang in dem kleinen Kruge neben dem Kloster aufhalten, um eine günstige Gelegenheit zu erspähen, seinen Zweck zu erreichen; das würde Verdacht erregen und ihn vielleicht nur weiter von seinem Ziele abführen. In jugendlicher Sorglosigkeit beschloß er endlich, alles dem Zufall zu überlassen; der Gott der Liebe, so vertraute er, würde ihm schon die rechten Wege zeigen. Und siehe, der Zufall war ihm günstig. Als er die Spitze des Kirchturms über die Baumwipfel ragen sah und er nun scharf um die Ecke bog, so daß das Kloster mit seinen weitläufigen Nebengebäuden und den Häusern der Hintersassen vor ihm lag, da bot sich ihm ein eigenartiges Schauspiel dar. Die tiefen, das Kloster umgebenden Wassergräben waren abgelassen, und ein Trupp Arbeiter, in langen Wasserstiefeln einherschreitend und mit Körben, Reusen und Netzen ausgerüstet, war dabei, die Fische, Schleien, Karpfen und Hechte, die in großer Anzahl hier bisher ein sorgloses Dasein geführt, zu fangen und in große, mit frischem Wasser gefüllte Zuber zu setzen. Einige Reiher stolzierten mit komischer Würde durch den Schlamm, mühelose Nachlese zu halten, und auch die jungen Störche, die von ihrem Neste oben vom Klosterdach dem Fischfang zusahen, hatten heute Festtag; denn ab und zu flogen die Alten, ihnen manch leckeren Fisch zerteilend. Die Klosterfrauen standen am Ufer, dem seltenen Schauspiel ihre ganze Aufmerksamkeit schenkend, und die Schülerinnen, die heute einen freien Tag hatten,

9. Bd. 2 - S. 6

1912 - Braunschweig : Appelhans
— 6 — weil sie im Felde wohnt? Feldmaus. Hier zeige ich euch eine Feldmaus. Weshalb läuft sie nicht fort? Tot, ausgestopft. Wenn ich eine Maus sehen will, brauche ich aber nicht erst nach dem Felde zu gehen. Wo gibt's auch Mäuse? Im Hause, — Hausmaus. Ich habe euch auch eine ausgestopfte Hausmaus mitgebracht. Welchen Unterschied bemerkt ihr zwischen beiden in der Farbe? Die Haus- maus ist schwarzgrau, und die Feldmaus gelbgrau. Wes- halb mag der Bauer die Feldmaus nicht leiden? Auf welche Weise sucht er sie zu vertilgen? Totschlagen, Fallen stellen, vergiften. Zu- sammenfassung: Welche schädlichen Tiere wohnen auf dem Felde? Welche ganz kleinen Tiere haben wir auf dem Felde getroffen? Ameisen, Heuschrecken. Worüber freuten wir uns bei den Ameisen? Daß sie so fleißig waren. Wodurch erfreuen uns die Heuschrecken? Durch ihr munteres Hüpfen. Weiter: Schmetterlinge, Käfer, Raupen. Auch manche Vögel leben auf dem Felde. Einen Vogel haben wir beobachtet, als er in die Höhe flog. Nun? Die Lerche. Er- zähle von der Lerche! Die Lerche stieg ganz gerade in die Höhe, und dabei sang sie immerzu. Zuletzt war sie so hoch, daß man sie kaum noch sehen konnte. Weshalb haben wir die Lerche so gern? Wie ist der Landmann gegen sie gesinnt? — Und der Jäger? Die Lerche braucht sich deshalb vor dem Landmann und auch vor dem Jäger nicht zu fürchten. — Ein Vogel wohnt aber im Felde, der fürchtet den Jäger gar sehr, besonders im Herbste. Er ist unseren Hühnern ähnlich, nur kleiner. Wer kennt ihn? Rebhuhn. Wo hast du schon ein Rebhuhn gesehen? Einmal kam vor unserem Hause ein Jäger vorbei, der hatte fünf Rebhühner an seiner Jagdtasche hängen, und in der Tasche hatte er noch einen Hasen — Ich habe bei Rövers welche im Fenster gesehen. Weshalb lagen die im Fenster? Die Leute sollten sie sehen und kaufen, die kann man ja essen. — Wir haben einmal Rebhühner gegessen, die hatte unsere Butterfrau mitgebracht. — Welche Vögel wohnen also im Felde? Vi. Vergleichung des Feldes mit dem Garten. Was ist größer, der Garten oder das Feld? Wo liegen die meisten Gärten? Im Orte neben den Häusern. Wo liegt aber das Feld? Vor dem Dorfe (der Stadt). Womit sind die Gärten umgeben? Zaun, Hecke, Mauer. So ist es bei dem Felde nicht. Welche Pflanzen wachsen besonders im Garten? Blumen, Sträucher, Kräuter, Bäume. Was habt ihr besonders auf dem Felde gesehen? Roggen, Weizen, Kartoffeln usw. Zugaben: 1. Der Bauer und sein Sohn. Der Bauer steht vor seinem Feld Da kommt sein Knabe hoch beglückt, Und zieht die Stirne kraus in Falten. Mit bunten Blumen reich beladen, „Ich Hab' den Acker wohl bestellt, Im Felde hat er sie gepflückt, Aus reine Aussaat streng gehalten; Kornblumen sind es, Mohn und Raden. Nun seh' mir eins das Unkraut an. Er jauchzt: „Sieh, Vater, nur die Pracht. Das hat der böse Feind getan." Die hat der liebe Gott gemacht." (

10. Bd. 2 - S. 78

1912 - Braunschweig : Appelhans
— 78 — fließt dann aus dem Körper des Fisches? Blut. Wie sieht das Blut aus? Rot. Ja, es ist rot, aber ganz kalt. Wie ist das Blut der Fische? — Sprecht: Die^ Fische haben rotes, kaltes Blut. Was für Blut haben aber die Säugetiere? — Die Vögel? — Wir Men- schert? — Wie fühlen sich deshalb auch die Säugetiere an? — Die Vögel? — Wer hat schon einen lebenden Fisch in der Hand gehabt? Wie fühlt er sich an? — Woher kommt das? — Sie frieren deshalb auch im kältesten ^Eiswasser nicht. Welches Tier hat auch kaltes Blut? — Vi. Nahrung. Was Müssen die Fische haben, damit sie nicht verhungern? — Wer hat die Fische in der Oker schon gefüttert? — Was hast du.ihnen ins Wasser geworfen? Brotkrümchen. Was taten die Fische? — Was fressen sie also? — Was fressen die Fische auch sehr gern? Würmer. .Oft kommen Fliegen und Mücken dem Wasser recht nahe. Schnapps! .springt das Fischlein in die Höhe und fängt die Fliege. Wer hat das schon gesehen? — Wenn es regnet, läuft von den Feldern und Wiesen das Wasser in den Teich oder in den Fluß. Da wird mancher Käfer und manche Fliege mit fortge- schwemmt. Wer findet die Fliegen und Käfer im Wasser? — Was tun sie? Was fressen also die Fische auch? •— Zusammenfassung: Die Fische fressen Vrot, Würmer, Fliegen und Käfer. Winter fressen die Fische nichts, sie stehen ruhig beisammen und warten auf den Frühling. — Manche Fische haben im Munde scharfe Zähne (z. B. der Hecht). Diese Fische fangen andere Fische und fressen sie. Man nennt solche ,Fische Raubfische. Der Hecht ist ein Raubfisch. Warum? — Es gibt sehr große Fische, die sogar Menschen fressen. Das sind die bösen Haifische, die aber nicht im Bache oder Flusse sondern im weiten, .tiefen Meere wohnen. Wo leben die bösen Hai- fische? ■— Was fressen sie sogar? Menschen. — Der Hafisch ist auch ein Raubfisch. Wer Fennt noch andere Fische? — Der Hering wohnt auch im Meere. Vii. Fischfang. Wer fängt nun aber die Fische? Fischer. Wo- mit fängt er .sie? Angel. Die Angel ist ein kleiner, eiserner Haken. Woran ist der Haken befestigt? Schnur. Und woran ist die Schnur festgemacht? ■— Stange, Stab. Was befestigt der Fischer an dem Haken? Wurm. Nun hält der Fischer die Angel mit dem Wurm ins Wasser. Wer .sieht den Wurm bald? Ein Fischlein. Es denkt: „Ei, das ist ein recht schöner Braten, den will ich mir einmal gut schmecken lassen!" Welchen .Teil der Angel sieht das Fischlein aber nicht? Den Haken. Was tut es deshalb? — Was verschluckt es mit dem Würmchen? — .Der spitze Haken aber fährt dem Fischlein tief in das Fleisch. Was muß das Fischlein nun erleiden? — Wie gibt der Hund seinen Schmerz zu erkennen? — Was hört man von der Katze, wenn sie Schmerzen erdulden muß? — Wodurch äußert der^Vogel seinen Schmerz? — Wodurch kann aber der Fisch seinen schmerz nicht äußern? Der Fisch ist stumm. Sprecht das zusammen! —
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