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1. Abth. 2 - S. 83

1823 - Elberfeld : Büschler
Marimi li a rt Ii. _____________ 83 sowohl als Protestanten, das Lob eines trefflichen Mannes mit in das Grab genommen hat. 21. Maximilian u. 1564—iñ^6. Schon im Jahre 1560 hatte Ferdinand seinen Sohlt Maximilian, auf dem Churfürstentage zu Frankfurt, zu seinem Nachfolger vorgeschlagen, und die Churfürsten har- ten ihn ernannt. Der Vater empfahl den Sohn mit Wor- ten, welche als ein wahrhaftiges Zeugniß über ihn aufbe- wahrt zu werden verdienen: „Er sey mit hoher Vernunft/ Schicklichkeit, Milde und Sanftmüthigkeit, auch allen an« dern fürstlichen Tugenden und guten Sitten trefflich begabt/ von gerechtem, ehr - und friedliebendem Gemüth, und tra- ge gegen das heilige Reich deutscher Nation große Liebe und Zuneigung, deren Ehre und Wohlfahrt zu befördern er zum höchsten begierig sey. Endlich sey er auch der sechs vornehm- sten, in der Christenheit gebräuchlichen Sprachen kundig, also, daß et alles, was jetzo und künftig mit fremden Po- tentaten zu handeln sey, selbst werde verstehen, reden, und ausfertigen können." Ein anderes ehrenvolles Zeugniß legten seine böhmischen Unterthanen über ihn ad, als sie ihn den Polen zum Kö- nige empfahlen, die ihr Auge auf ihn gerichtet hatten. „Unser Böhmen, sagten sie, befindet sich unter seiner Re- gierung bester, als wenn es von einem angeborncn Vater beherrscht würde; unsere Vorrechte, Gesetze und Freiheiten werden von ihm geschützt , und er laßt alles unverändert bei seiner Kraft. Und was man fast ein Wunderwerk nen- nen könnte, ist die große Klugheit und Unparteilichkeit, mit weicherer den verschiedenen Glaubensgenossen begegnet, und fu dadurch zur Einmüthigkeit, Duldung und gegen-' seitigen Liebe führt." Und mit Recht konnten daher die Polen selbst von ihm sagen: „Er habe das christliche, gemeine Wesen, welches durch Empörungen und Zwietracht erschüttert sey, so in Ordnung gebracht, daß er mehr Triumphe durch seinen Verstand im Frieden, als ein anderer durch Kriege erhal- ten habe." Und solche Gesinnung und Handlungsweise übte er in einem Zeitalter, wo man kaum das Wort Duldung kannte, ja, er bekannte sich öffentlich zu dem Grundsätze, „daßgott allein die Herrschaft über die Gewissen zustehe." Das ist der Ruhm dieses Kaisers; und durch solche seine wie seines Vaters Trefflichkeit geschah es, daß Deutschland in einer Zeit, da in den Niederlanden und in Frankreich der Nell- . 6 *

2. Abth. 2 - S. 65

1823 - Elberfeld : Büschler
Der schmalkaldische Krieg. 1545 und 47. 6ö beiden Vermittler, die sich für seine Freiheit verbürgt hat-^ ten. Sie wendeten sich an den Kaiser selbst, stellten ihm ihr Fürstenwort vor, welches sie zum Pfände gesetzt hätten; — aber der Kaiser leugnete, den Landgrafen von aller Gefängniß frei gesagt zu haben, wenn er ihn gleich nicht mit ewiger Gefangenschaft bestrafen wolle. Und in der Lhat mochten seine Räthe vielleicht mehr versprochen haben, als er selbst im Sinne trug, oder bei der btnkunde des Kanzlers Granvella in der deutschen, und der beiden Chur- fürsten in der spanischen und französischen Sprache, war vielleicht ein Mißverstandnifi vorgefallen. Dennoch wäre es edler gewesen, das Wort der beiden Vermittler an dem Landgrafen zu erfüllen. Es lag dem Kaiser freilich viel daran, die Anführer des schmalkaldische» Bundes so lange als Gefangene zu halten, bis er seine Rcligionseinrichtunaen in Deutschland, vollendet hatte; denn er glaubte noch immer an die Möglichkeit einer Ver- einigung der Partheien, und beide Fürsten waren die hef- tigsten Gegner derselben gewesen. Aber Karl bedachte nicht, daß die Gradheit und Großmuth einem Herrscher besser an- ftehen und sicherer zum Ziele führen, als die berechnende Vorsicht; und daß, wenn diese einmahl als Gesetz gilt, der Listige von dem noch Listigcrn sicher um seinen Gewinn gebracht wird. Der Herzog Moritz, der seine Bürgschaft nun nicht erfüllen konnte, und als ein Wortbrüchiger ge- gen den Landgrafen dastand, hat sich sicherlich in dem Au- genblicke , als der Kaiser sein und seiner Räthe Worte will- küsirlich deutete, der Pflichten der Dankbarkeit und Wahrheit gegen ihn entbunden gefühlt, und geglaubt, daß von da an nur die Klugheit zwischen ihnen zu walte» brauche. In dieser aber stand er dem Kaiser nicht »ach. Der abgesetzre Chnrfürst und der Landgraf mußten dem kaiserlichen Hoflager als Gefangene folgen, wohin er sich .wendete. Ueberdres wurden die hessischen Festungen, bis auf Kassel und Zwgenhain, geschleift, alles Geschütz ward abgeführt, und die Stande mußten 150,000 Goldgulden als Strafe bezahlen. ^In den Vergleichen mit seinen Geg- nern befolgte Kaiser Karl die Grundsätze der Römer in der Zett, da sie sich die Herrschaft der Welt vorbereiteten. Wie sie von den Karthagern, von den macedonischen und syri- schen Königen, nebst großen Geldsummen, die Ausliefe- rung der Kriegsschiffe, der großen Kriegsmaschinen und der Elcphanten verlangten, so ennoaffnete auch Karl seilte Gegner, rüdem er sie zwang, ihre festen Plätze zu schleifen, das schwere Geschütz herauszugeben, welches damahls noch selten und schwer wieder zu ersetzen war, und endlich ihm Kohlr. D. G. rr. Th. 4te Aufl. &

3. Abth. 2 - S. 130

1823 - Elberfeld : Büschler
130 Vi. Ztr. Karl V. bis zum westph. Fried. 1520 — 1648. unbestochen gelten kann, der Graf Gualdo, ein Vcneti- aner und Katholik, der sich verschiedene Jahre sowohl bei den kaiserlichen als schwedischen Heeren aufgehalten, schildert des Königs große Eigenschaften auf folgende Weise: „Gu- stav war groß gebaut, stark,» von königlichem Ansehn r welches die Herzen mit Ehrerbietung, Verwunderung, Vtcbc und Furcht erfüllte. Sein Haar und Bart waren blond, das Auge groß, aber nicht in die Ferne sehend. Von sei- ner ersten Jugend an hatte der Krieg für ihn großen Reiz, und Ehre und Ruhm waren seine Leidenschaft. Auf seiner Zunge wohnte Beredsamkeit, Anmuth und Leutseligkeit wa- ren in seiner Unterhaltung. Es ist kein Feldherr, dem man mit solcher Neigung und Ergebenheit gedient, als ihm. Er war freundlich, lobte gern, und tapfere Handlungen blieben unauslöschlich in seinem Gedachtniß. Aber höfisches Wesen und Schmeichelei haßte er, und wenn einer sich ihm auf solche Weise nahte, so konnte er sein Vertrauen nicht gewin- nen. Gegen die Ausschweifungen der Soldaten war er streng, und sehr besorgt für die Sicherheit des Bürgers und Land- manns. Als ihm nach der Eroberung einer katholischen Stadt, Einige riethen, dre Bürger streng zu behandlen, und ihnen neue Gesetze zu geben, antwortete er: „Die Stadt ist nun mein und nicht mehr des Feindes. Ich bin gekommen, der Freiheit die Fesseln abzunehmen, nicht sie in neue zu schla- gen. Lasse man sie leben, wie sie bisher gelebt; ich gebe denen keine neue Gesetze, die so zu leben wissen, wie sie ihre Religion gelehrt hat." Bei der Behandlung der Protestanten und Katholiken machte er keinen Unterschied. Sein Grundsatz war, daß jeder ein Rechtgläubiger sey, der sich den Gesetzen gemäß verhalte. Die Menschen vor der Hölle zu bewahren, sey nicht Beruf der Fürsten sondern der Prediger." Eine Bestätigung dieses Urtheils gab unter andern sein Aufenthalt zu München. Am Himmelfahrtstagc 1632 gingerdort in die Liebfrauenkirche, um einer Messe mit aller Feierlichkeit des katholischen Gottesdienstes beizuwoh- uen; dann besuchte er das Jesuiterkolegium, beantwortete des P. Rektors lateinische Anrede in derselben Sprache, und unterhielt sich fast eine Stunde lang mit ihm über die Lehre vom Abendmahl. So spiegelt sich sein großer welt-' geschichtlicher Geist, der weit über sein Zeitalter hinausragtc, auch darin, daß er, bei der wärmsten Frömmigkeit in sei- ner Brust, doch auch die Gestalt zu ehren wußte, in welcher sich der Glaube in dem Gemüthc eines andern darstcllte; wie überhaupt darin, daß er Größe und Wahrheit neben sich duldete, und ein Freund der Freiheit war.

4. Abth. 2 - S. 147

1823 - Elberfeld : Büschler
Allgemeine Bemerkungen. 147 und Mühselige stand, wie ein Schriftsteller sagt, den fol- genden Zelten aufder Stirne geschrieben. Viele der Städte mußten sich nun halb frei, halb durch die Noth der Zeit gezwungen, den Fürsten unterwerfen, und die noch den Na- men der freien Reichsstädte behielten, wie dürftig und arm- selig haben die meisten von ihnen sich Hingeschleppt, bis sie in der neuesten Zeit gleichfalls unter die Herrschaft der Für- sten gestellt wurden? So wurde es immer klarer und ent- schiedener, daß seit dem Ende des Mittelairers, die Zeit der freien Städte und Genossenschaften vergangen, und die der fürstlichen Gewalt gekommen war. Auch die Herrlichkeit des Adels war verschwunden. Seit er nicht mehr den eigentlichen Kriegerstand bildete und durch ritterliche Gaffenrüchtigkeit der Nation voranleuch- tete; seit die Fürsten mit gemietheten Söldnern seinen küh- nen Freibeitstrotz leicht niederschlugen, und Weichlichkeit, Zierlichkeit, fremde Sitten an die Stelle der alten Tüch- tigkeit traten, da ging die rechte Bedeutung des Adels ver- loren, wie ihn Deutschland gewollt hatte. Er wurde dienst- bar, und fand bald Freude an dem Eitlen und Kleinen; denn das Einfache und Große ist nur im Gefolge der Frei- heit. Wie die Fürsten sich vom Volke geschieden hatten, schied sich auch der Adel vondemselben, undnunerst trat der Stolz auf die Vorzüge der Geburt ein. Die Fürsten aber, um in der Zeit des Ueberganges , da die Dienstbarkeit des Adels noch nicht überall entschieden war, ihn desto williger zu derselben zu machen, räumten ihm wesentliche Vorzüge vor dem dritten Stande ein, welche späterhin, vor dem Fort- schritte der Zeiten, nicht mehr bestehen konnten: Freiheit von Staatelasten, ausschließendes Recht auf die höchsten Stellen und fast alleinige Landstandschaft. Das letzte Vor- recht war fast das drückendite für das Volk. Denn der Adel, in den steigenden Lurus der Höfe hineinzogen, durch Aemter und Ehreustellen geblendet, und durch seine Privilegien ge- sichert, bewilligte auf den Landtagen dem Füriren gern seine Forderungen, und walzte die Last der Abgaben auf Bürger und Bauern. Auf diese Weise entstand Trennung und sogar Haß zwischen dem Edelmann und dem Volke und dies mußte den Sinn beider verderben. Die fürstliche Macht da- degen hob sich von nun an von Stusse zu Sruffe; einerseits, indem die Fürsten die Kräfte ihrer Länder immer ausgedehn- ter benutzen konnten, auoerntheiis, indem sie sich immer unabvangiger vom Kaiser machten. Sie gedachten nicht, daß dadurch da speich deutscher Nationen immer schwächer werden mußte, reibst em ausländischer Schriftsteller jener Zeit sagt: „Durch diesen süßen und allgemeinen Irrlyum ha- lt) *

5. Abth. 2 - S. 148

1823 - Elberfeld : Büschler
148 Vii. Zlr. Vom westph. Fried, bis jetzt. 1648 — 1823. haben sie die Majestät ihres eigenen Vaterlandes entwaffnet." — Trennung erbeb sich allenthalben statt der früher« Einheit. Wicvon dem Kaiser, so trennten sich die Fürsten auch immer mehr unter einander, seit sie nicht mehr auf den Reichsta- gen selbst zusammen kamen, in traulichem Verein, nach deut- scher Sitte, beim fröhlichen Mahle sich die Hand reichten und die persönliche llrafr und Ueberlegenheit die geringere Macht an Land und Leuten vergessen machte. Jetzt wurde die Zahl der Untertbancn der Maßstab der Größe und des Ranges, und der Mächtigere hielt sich von nun an weit über dem, welcher ein kleineres Land beherrschte. Die Klei- neren dagegen wollten den Größeren an äußerem Glanze nicht nachstehen, ahmten ihnen in allen Dingen nach, und so kam es dabin, nach dem Worte eines Schriftstellers: „daß kaum ein Ländchen in Deutschland übrig blieb, dessen Herr sich nicht dünkte, etwas Äehnliches von Ludwig X!V. zu seyn, sein Versailles zu bauen, Höflinge uns Soldaten zu halten." In solcher Absonderung der Herrscher, wie der Völker, von einander, verlor sich die alte Uebereinstimmung der Eigenthümlichkeit immer mehr. „Wer früher Einen deut- schen^ Hof gesehen, kannte sie alle, Eine Landes-Verfassung glich in den Hauptzügcu allen übrigen. 9£im aber, da m den einzelnen Ländern Alles von dem Winke eines Einzigen abhing und in der Verschiedenheit von der vaterländischen Gemeinsitte oft ein Verdienst gesucht wurde, veränderte die Hofessitte das Land, und das Finanz-System die Verfas- sung desselben " Daher sind der Stimmen viele laut ge- worden, welche die Zertheiluug Deutschlands in eine Viel- berrschaft hart getadelt haben; andere dagegen nahmen die- selbe in Schutz. Die letztern führen das Glück der kleinen deutschen Länder für sich an, welchen ein rechter Vater des Volkes als Herrscher zu Theil wurde. „Er konnte wie ein Familienhaupt Allen nahe seyn, sagen sie, mit den eigenen Augen sehen und mit eigenen Händen Segen verbreiten, statt daß in dem großen Staate die Verwaltung wie ein zusammengesetztes Uhrwerk nach berechneten, unveränder- lichen Gesetzen gehen muß, und der Landeöfürst den meisten Antertbanen ein ferner, unsichtbarer Gewalthaber ist. Die Menge der größeren und tlerneren Fürstensitze ferner, welche durch Förderung von Äun t und Wissenschaft mit einander wetteiferten ^ erhielten das vielseitige Leben in ihnen, so daß wovl bald kein Volk der Erde in umfassender Bil- dung sich mit dem deutschen vergleichen mogte. Bei andern Völkern gab die allgemeine Hauptstadt, in weicher sich Alle zusammendräugten, für das, was als wahr und schön und

6. Abth. 2 - S. 149

1823 - Elberfeld : Büschler
Allgemeine Bemerkunaen. . 149 anmutyig gelten loute, >ür Du- Werte der Wissens-'->att und Kunst, und für die Sprache, ihre allgemeinen Gesetze. gn Deutschland aber erhielt sich darin das rege Leben eines Frei- staats; es ga.'t kein Ausehn der Person, sondern nur das in sich Gediegene und Vollendete, weiches die meisten ergriff, konnte sich den Steg versprechen. Dadurch dat Deutschland einen herrlichen Wettelfep-der Geister gesehen, der nicht ohne Fruchte- geblieben ist." Dawider stellen die Gegner mit vielem Nachdruck die Schwache des Vaterlandes gegen jeden äußeren Feind aus, welche eben aus der Vielheit der Herrschaft entsprang, und durch die Geschichte der letzten anderthalb hundert Jahre nur allzu traurig bestätigt wird, Und ferner rügen sie es bitter , daß die vielen kleinen Hofhaltungen auf den Ernst des Lebens und die Strenge der Sitten sehr nachtbeitlg ge- wirkt haben. „Es ist schwer, — so lautet ihr Wort, — die feine und schwärmerische Empfänglichkeit des Geistes , welche die Kunst erfordert und wiederum nährt, wie der ernsten Enthaltsamkeit und Nüchternheit zu vereinigen, ohne welche die männliche Tugend nicht seyn kann; jedoch haben die schönsten, wenn auch sehr kurzen, Augenblicke der grie- chischen Freistaaten im Alterthum und der italischen und deutschen freien Städte im Mittelalter, gezeigt, daß es ei- nen Einigungöpunkt für Beides giebt. Die späteren Für- stenhöfe haben ihn aber nicht gefunden; und er kann wohl überhaupt nur da gefunden werden, wo ein ernstes, sehr gehaltreiches Tagewerk das Gegengewicht gegen den Ueber- muth der Einbildungskraft geben kann, und wie mag ein solches mit dem gewöhnlichen Hofleben bestehen? Dieses hat im Gcgentheil die deutsche Sitte von vorn herein durch das Jagen nach dem Ausländischen vergiftet. Von ihm aus be- gann die Abgötterei mit dem Französischen, das Verachten der eigenen, guten, treuen Sprache gegen das leichte fremde Ge schwach; die Reisen des deutschen Adels nach Frankreich, das Nachahmcn der Moden und Sitten, so wie der Unsittlichkeit; das Verehren endlich französischer Lehrmeister und Erzieherinnen, welches Alles zu der Entar- tung der höheren Stände tiefer gewirkt hat, als sich irgend berechnen und sagenläßt. Ein großes Glück für unser Volk, daß die Niedern und Mittleren in ihm aus Arrnuth diesem Wege nicht folgen konnten, und so den Kern von Ehr- barkeit , Treue und Geradheit bewahren mußten Den- noch ist nicht zu nennen, wie viel versäumt und selbst verloren ist. # Was die Deutschen in den hundert Fahren nach dem dreißigjährigen Kriege gebildet baden, ist aus dürrem nniruchtbarem Acker emporgewachsen, weil die schaffende

7. Abth. 2 - S. 209

1823 - Elberfeld : Büschler
Siebenjähriger Krieg. 2w Weser und Rhein, einräumtc. Der Herzog von Richelieu, der dem Marschall d'etrecs im Oberbefehl folgte, ein über- müthiger, verschwenderischer und gewissenloser Mann, sog diese Länder durch unerhörte Erpressungen aus; uno wie in der Nahe des Heerführers Alles sich nur der Geld- gier und den Wollüsten überließ, so verbreitete sich bald der ruchloseste Sinn durch das ganze Heer; er machte es zu ei-, ncr räuberischen Horde, schlimmer als die Schaareu der Kosacken und Kalmücken, die zu gleicher Zeit in dem König- reiche Preußen hauseten. Das Verderbuiß der Sitten ist in einem äußerlich gebildeten Volke gefährlicher, als in dem rohen, weil es durch den Reiz der Verführung ein fressen- des Gift in Städten und Dörfern, und mitten im Schooße des häuslichen Lebens, zurückläßt. Der böse Ruf des fran- zösischen Heeres , und der Haß der besseren deutschen Natur gegen das glatte, geschminkte Laster, hat indeß nicht we- nig dazu beigetragcn, fast überall in den deutschen Landen die Gcmüther für König Friedrichs Sache zu gewinnen. Wunderbar war es, wie ein Sieg von ihm von dem Volke jubelnd vernommen wurde, während vielleicht der Fürst als Reichsstand gegen ihn im Kriege w.ar. Viel war es die Ge- walt, die überall der außerordentliche Geist über sein Zeit- alter übt; viel die Theilnahme, welche das Gemüth dem- jenigen schwerlich versagen kann, der allein durch seinen Muth und seine Kraft gegen ein übermächtiges Geschick kämpft; viel indeß auch, daß Friedrich allein mit Deutschen gegen barbarische Horden aus Osten, und gegen die ver- haßten Feinde aus Westen dastand, und daß selbst in dem öftreichischen Heere Haufen von fremder Sprache, Gestalt und Sitten, und mit verderblicher Raubsucht, Kroaten und Panduren, fochten. Hätte Friedrich allein gegen Oestreicher und andere Deutsche den Krieg geführt, das vaterländische Gemüth hätte nur Raum gehabt für das Gefühl der Klage und des Unmuthes über die Verirrung derer, die sich brü- derlich die Hand reichen sollten. Am meisten war es das nördliche Deutschland, größtentheils dem Könige verbündet, welches sich zu den Seinigen rechnete, und Freude und Leid mit ihm theilte; weil hier der Kampfplatz gegen die Franzosen war, so galt hier Friedrichs Sache als die deut- sche Sache. Die Konvention zu Kloster-Seevcn öffnete den Fran- zosen den Weg bis an die Elbufer und bis-uach Magdeburg ihr anderes Heer, mitten deutscher.'Reichstruppen verei- nigt, stand schon in Thüringen, und bereitete sich, das sächsische Land, der Preußen Stütze und Lorrathskammer, ihnen zu entreißen. Kohlr.d.g. 2r Lh. 5le liufi. 14

8. Abth. 2 - S. 170

1823 - Elberfeld : Büschler
170 Vh» Ztr. Vom westph. Fried, bis jetzt. 1648. — 1823. Kaiser Leopold beschloß, ohne Verzug ein Heer nach Italien zu senden, um die dortigen spanischen Länder Mayland und Neapel, in Besitz zu nehmen. Zum Anführer desselben be- stimmte er den Prinzen Franz Eugen von Savoyen, einen der ersten Feldherrn und Staatsmänner seiner Zeit, so wie der ganzen Geschichte. Er stammte asss einer Sei- tenlinie des savoyischen Hauses her, und war in seiner Zugend zum geistlichen Stande bestimmt; aber sein Geist zog ihn zu der Betrachtung der Geschichte und ihrer großen Muster, und sie wieder trieden ibn in den raschen Strom des th ätigen Lebens, wo die Kraft sich erprobt und dem nach Ruhme begierigen Manne der Lorbeer winkt. Als zwanzigjähriger Jüngling bot er ferne Dienste dem König Ludwig an; dieser, der ihn wegen seiner Kleinheit nicht der Beachtung werth fand, wies ihn ab, und rieth ihm im geistlichen Stande zu bleiben. Eugen wandte sich nach Oest- reich, wo der Türkenkrieg ihm eine Bahn zu öffnen schien, und zeichnete sich bald sosehr aus, daß der Kaiser ihm nach der Befreiung von Wien 168-3, 'wobcr er tapfer mit gejoch- ten hatte, ein Reurer-Regiment verlieh. Der Herzog Karl jr von Lothringen erkannte den Helden schon damals in ihm und sagte es voraus, was er dem Kaiserhause einst scyn werde. Leopold ernannte ihn 1693 zum Feldmarschall, und nun hätte ihn der König Ludwig gern wieder für sich ge- wonnen; er ließ ihm die Statthalterschaft von Champagne und dre Würde eines Marschalls von Frankreich andreren; aber Eugen antwortete dem Abgeordneten: „Sagen Sie Ihrem Könige, daß ich kaiserlicher Feldmarschall bin, wel- ches eben so viel werth ist, als oer französische Marschalls- ' stab." — öligen war darin als Feldherr so groß, daß er mir seinem Geilte sowohl oas Große als das Kleine umfaßte, für den Plan der Schlacht so gut als für die kleinsten Be- dürfnisse seines Heeres sorgte, uno daß sein Fatkenauge mit der größten Schnelligkeit die Gunst des Augenblicks und die Fehler des Gegners zu ergreifen wußte. Als Mensch war er groß, weil er die Künste des Friedens höher achtete, als den blendenden Ruhm, welchen der Krieg giebt, und weil dabei solche Bescheidenheit in seiner Seele war, daß er einen jeden neben sich duldete, -sogar andern sich gern unterordnete, wenn nur dre ^ache selbst dadurch gefördert wurde. Solche, ächt deutsche, Sinnesart macht, daß wir den Mann, welcher sein ganzes Leben für Unser Vatcrkand verwendet hat, sehr gern zu den Unsrigen zählen. *-■ Von Körper war Eugen klein, und wenn er in seinen grauen Mantel gehüllt, durch die Gaffen des Feldlagers ging, so erkannte woyr ruemaud leicht den weltberühmten Heerführer

9. Abth. 2 - S. 238

1823 - Elberfeld : Büschler
235 Vil. Ztr. Dom westph. Fried, bis fetzt. 1648 — 1823. vor dem Hubertsburger geschlossen wurde, nicht so viel, als mau nach dem Kriegsglück der Engländer zur See erwar- tet hatte; allein dieser Friede war durch den wenig scharf- sichtigen Bute geschlossen / uud Pitt dagegen hatte wäh- rend des Krieges auf glänzende Weise gezeigt, welche au- ßerordentliche Kraft in dem englischen Volke liege und der vollen Entwicklung warte. 53- Das Zeitalter Friedrichs des Großen. In der fast dreißigjährigen Ruhe nach dem Huberts- burger Frieden entwickelten sich viele Keime, die früher in Deutschland gepflanzt waren, zur vollen Reife. Um diese Zeit mit ciuem Namen zu bezeichnen, hat man sie das Zeit- alter Friedrichs des Großen genannt, weil sein Geist und sein Vorbild allen voranleuchtete, und das Gute wie da- Fehlerhafte des mit ihm lebenden Geschlechts in ihm nach groß- ßem Maaßstabe ausgebildet erscheint. Ihre' Eigenthümlich- keit wird klarer ins Auge treten, wenn wir zuvor, wie wir den König im Kriege sahen, ihn auch im Frieden be- trachten. Friedrichs nächste Sorge war die Wiederherstellung sei- nes Heeres, damit kein Feind Höffen dürfe, vom plötzli- chen Wiederanfange des Krieges Gewinn zu ziehen. Um die Neuangeworbenen Haufen balo den alten, geübten, deren noch wenige waren, gleich zu bringen, wurden die Uebungcn mit Ernst und großer Strenge betrieben; aber es geschah hier, wie mit den meisten menschlichen Angelegenhaiten, wenn das, was sich in dem Augenblicke seines kräftigsten Lebens als vortrefflich gezeigt hat, festgehalten werden soll. Die Form gilt bald als die Hauptsache: der Geist; welcher in Einer bestimmten Gestalt nur Einmal seine Wohnung neh- men kann, verläßt dieselbe und bildet sich unbemerkt eine neue; die Menschen aber verehren die Hülle noch lauge, als besäßen sie das Wesen. Der große König selbst, der seine Kriegsübungcn in ganz Europa nachgeahmt sah, tauschte sich in der Ueberschätzung ihres Werthes. Das System der stehenden Heere wurde auf seinen Gipfel getrieben, es wurde die Hauptsorge aller Staatsverwaltung; der Ernst wurde wieder zum Spiele, bis eine große Welterschütterung des Spieles Nichtigkeit offenbar machte. Um vieles wohlthätiger und dauernder wirkend war Friedrichs Sorge für das Wiederaufleben seines zertrete- nen Landes, diese Sorge ist das unverwelklichste Blatt feine-

10. Abth. 2 - S. 239

1823 - Elberfeld : Büschler
Das Zeitalter Friedrichs des Großen.________239 Lorbeerkranzes. ^ Das Korn, welches schon zum nächsten Feldzüge.anfgekauft war, wurde den am meisten verarm- ten Landleuten als Saatkorn geschenkt, und die überflüs- sigen Pferde unter sie vertheist. In Schlesien wurden die Abgaben auf sechs Monate, in Pommern und der Neumark, wo die Nüssen zerstört hatten, auf zwei Jahre erlassen. Ja der König schenkte, zur Aufhelfung des Ackerbaues und der Gewerbe, noch baare Geldsummen, nach der Größe des Bedürfnisses, und diese Geschenke betragen in den 24 Jahren seiner Regierung nach dem Hnbcrtsbnrger Frie- den über 24 Millionen Thaler. Solche Großmuth durfte sich König Friedrich deshalb zum eigene« Ruhme anrechnen, weil sie nur durch seine große Sparsamkeit möglich war; und mit dieser fing er, mit großartiger Gesinnung, zunächst bei sich selbst an. Sein Grundsatz war, daß sein Schatz nicht ihm, sondern dem Staate gehöre, durch den er zusammen- gebracht fey; und während manche andere Fürsten, die Schweißtropfen, die an jedem Geldstückehingen, nicht ach- tend, in unmäßiger Verschwendung prunkten, lebte er so einfach, daß er von der zu seiner Hofhaltung ansgesctztcn Summe fast eine Million Thaler jährlich ersparte. Durch des Königs vorzügliche Sorge für den Ackerbau lebte dieser schnell wiederauf. Große Strecken Landes wur- den urbar gemacht, neue Anbauer aus andern Länder her- übergezogen, und wo vorher Sumpf oder Moor war, blüh- ten bald fruchtbare Kornfelder. Der Anblick solches Fort- fchreitens that dem Könige beiseinen jährlichen Musterungs- reisen außerordentlich wohl, und sein lebhafter Geist be- kümmerte sich selbst um das Kleinste, so daß wohl wenige Fürsten ihre Staaten so kennen mögen, als Friedrich die steinigen kannte. Wie sehr aber diese Sorgfalt des Wieder- herstellens Noth that, geht schon aus dem Einen hervor, daß die Zahl der im Kriege abgebrannten Häuser in sei- nen Staaten 14,500 betrug, von denen die meisten, nach des Königs Zengniß, von den Russen in Brand gesteckt wa- ren. — In -Oberschlesten allein wurden von 1763—-79, 213 neue Dörfer angelegt. Dieses Land, welches so viel ge- littenhatte, lag dem Könige besonders am Herzen, und als er es nun wieder aufleben sah, als im Jabr 1777 bei einer allgemeinen Zählung 180,000 Menschen mehr in Schlesien gefunden wurden, wie im Jahre 1756, als der Kneg an- sing; da ans solche Weise der Verlust des Krieges mit Ge- winn ersetzt war, und Ackerbau, Gewerbe und Leinwand- handel blühten, schreibt er selbst in einem Briefe, mit inni- ger Zufriedenheit, welche Freude er darüber fühle, eine so tief heruntergekommene Provmz wieder emporgehoben zu haben
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