146
Das Zeitalter de» Emporkommens Preußens 1648 — 1786.
aus unter Wrangel in die von Truppen entblößte Mark Brandenburg ein, in der sie übel hausten; sie drangen allmählich bis an die Havel vor und drohten die Elbe zu überschreiten. Zwar bewaffneten sich die Bauern der Altmark und schrieben auf ihre Fahnen: „Wir sind Bauern von geringem Guth und dienen unserm Gnädigsten Churfürsten und Herrn mit unserm Bluth". Aber die Gesahr war groß. Da kehrte der Kurfürst zurück. Über Magdeburg marschierte er der Havel zu; Rathenow, der Mittelpunkt der feindlichen Stellung, wurde von seinem Reitergeneral Dersflinger, einem österreichischen Bauernsohn, der einst unter schwedischen Fahnen gefochten hatte und dann in brandenburgische Dienste getreten war, über-sallen; nun mußten die übrigen feindlichen Abteilungen sich zurückziehen, Schlacht von um sich zu vereinigen. Bei Fehrbellin erreichten am 28. ^uni 167.) *28. Juni ftjg Brandenburger, nur 6400 Mann Kavallerie stark, da die Infanterie
1675 nicht so schnell folgen konnte, den 11000 Mann starken und besser mit
Geschützen versehenen Feind. Der tapsere Reiterführer Landgraf Friedrich von Hessen-Homburg, der die Vorhut sührte, begann mit Ungestüm den Angriff. Es war ein hartes Ringen, und lange schwankte der Kampf hin und her; der Kurfürst war selbst oft mitten im Getümmel,
und neben ihm fiel sein Stallmeister Froben. Endlich ward der Feind nach
mehrstündigem Kampfe gezwungen, unter großen Verlusten den Rückzug anzutreten. Es war der erste Sieg, den die Brandenburger allein errangen, desto bedeutungsvoller, weil er über die waffenberühmten Schweden davongetragen wurde.
Eroberung Nunmehr warf sich Friedrich Wilhelm, jetzt „der Große Kurfürst Pommern, genannt, auf das schwedische Pommern. Er nahm nach längerer Belagerung Stettin und eroberte das ganze Festland und die Insel Rügen. Schwedischer Einfall, den die Schweden im Winter 1678/79 unter dem Feldmarschall Preuhen' £orn von Livland her in Preußen machten, mißlang völlig. Der Kurfürst eilte mit seinen Truppen herbei, führte sie auf Schlitten über das fest-geftorene ftische Haff und jagte die Feinde vor sich her, die keinen Widerstand versuchten und bis Riga flohen. Aber die Frucht solcher Erfolge sollte ihm nicht zufallen. Seine Verbündeten nämlich, die Holländer, die Spanier und der Kaiser, hatten indessen Friedensverhandlungen mit Frankreich angeknüpft Friede von und denfriedenvonnimwegen abgeschlossen, durch welchen Frank-Nimwegen. ^ ^ ^ vergrößerte. Von einem französischen Heere bedroht,
von Kaiser und Reich im Stich gelassen, mußte sich der Kurfürst zum Friede von Frieden entschließen. Auf dem Schlosse St.-Germain bei Paris 6t‘i679“tn' rourde er unterzeichnet; die schwedischen Eroberungen muhten wieder herausgegeben werden.
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Extrahierte Personennamen: Guth Dersflinger Friedrich_von_Hessen-Homburg Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Magdeburg Rathenow Pommern Pommern Stettin Schweden Livland Riga Frankreich St.-Germain Paris
Vi. Das Zeitalter der Zerstörung des alten Reichs und der Entstehung des neuen deutschen Kaisertums.
1786—1888.
1. Die Zeit der französischen Revolution und der napoleonischen Gewaltherrschaft. 1789—1815.
—— I. Die französische Revolution. 1789 — 1799.
Die Ursachen der französischen Revolution.
§ 189. Der Verfall Frankreichs. Frankreich, unter Ludwig Xiv. trotz schwerer innerer Gebrechen der erste Staat Europas, hatte diese Stellung im Laufe des achtzehnten Jahrhunderts eingebüßt. Sein Urenkel Ludwig Xv. brachte in schwelgerischer Genußsucht und Sittenlosigkeit, ohne alles Bewußtsein von den Pflichten, die er als König gegen den Staat und seine Untertanen hatte, seine Tage hin. Unter seiner langen Regierung sank das Ansehen Frankreichs nach außen, während zugleich die inneren Schäden eine immer furchtbarere Ausdehnung annahmen und die Achtung vor dem Königtum den Franzosen verloren ging. Im siebenjährigen Kriege hatten die französischen Heere sehr unglücklich gefochten; gleichzeitig waren dienordamerikanis^henkolonien größtenteils an England verloren gegangen. Indessen wurde die S t a a t ss ch u l d, teils infolge der verlustreichen Kriege, teils wegen der maßlosen Verschwendung am Hofe, immer größer. Dies hatte zur Folge, daß die Steuern immer mehr erhöht wurden. Nun hatten in Frankreich der Adel, die Geistlichkeit und der wohlhabende Bürgerstand das Vorrecht der Freiheit von gewissen Steuern; so ruhten denn die Staatslasten mit verstärktem Drucke auf den ärmeren Schichten der Bevölkerung, vornehmlich auf dem Bauernstande,
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig_Xv.
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Frankreich Europas Frankreichs England Frankreich
10
§ 1. Asien im allgemeinen.
Klima außerordentlich verschieden; im ö. Sibirien um Werchojansk ist die
Januar-Jsotherme —45°, im Gebiet des Tigris hat man dagegen eine
Wärme von 50° und mehr im Schatten beobachtet. Von Einfluß für
die Temperatur ist aber das Zentralasiatische Hochland mit seinen Ge-
birgsmassen. Danach sind folgende klimatische Provinzen zu unterscheiden.
a) Nordasien mit kontinentalem Klima und starken Wärme-
schwankungen.
d) Zentralasien, das Gebiet der Hochlands-Steppen und Wüsten,
mit ausgeprägt kontinentalem Klima, mit Niederschlägen bei der
sommerlichen Erwärmung. Dies Gebiet erstreckt sich über Iran bis
Kleinasien und Arabien.
c) S.- und So.-Asien mit der das ganze Jahr fast gleichmäßigen
Temperatur von 20° —25° und der reichlichen, regelmäßig eintretenden
Benetzung durch die Monsune. Im Winter kommt vom Innern Asiens
der trockene No.-Wind, im Sommer der feuchte Sw.-Monsun, der in
seiner Überfülle jährliche Regenmengen von über 200 cm erzeugt.
4. Flora und Fauna. Dem verschiedenen Klima entsprechend
ist die Pflanzen- und Tierwelt. Auf den öden Tundren Sibiriens sind
die Pelztiere und das Renntier zu Hause, es solgt nach S. der Waldgürtel
mit Bären und europäischem Wilde. In den Steppen und Wüsten
werden Pferde, Esel und Kamele gezüchtet, in den Gebirgen finden
sich Antilopen und der Jak, eine Rinderart. Der ganze Süden zeigt die
üppige Tropenwelt in Pflanzen und Tieren, wie Reis, Tee, Kaffee,
Zuckerrohr, Baumwolle, Getreide — Löwen, Tiger, Elefanten, Ras-
Horn, Affen und buntgefiederte Vögel.
5. Bevölkerung. Wie Asien die Heimat mancher Gewächse,
die hernach weit über den Erdboden verbreitet sind, namentlich der meisten
Getreidearten, auch das Vaterland der meisten Haustiere ist, so ist es
wahrscheinlich auch der älteste Sitz des Menschengeschlechtes. Die jetzigen
Bewohner gehören überwiegend der Mongolischen Rasse an; im
Sw. wohnen Jndogermanen (Hindu und Jranier) und Semiten
(Araber und Juden), auf den Inseln Malaien. Mehr als die Hälfte
der Menschheit, ca. 820 Millionen, wohnt in Asien, die mittlere Volks-
dichte beträgt 18 auf 1 qkm. Während es Stellen gibt, wo noch nicht
ein Mensch im Durchschnitt auf 1 qkm wohnt, sind andre Gebiete
außerordentlich dicht bevölkert.
Auch die drei monotheistischen Weltreligionen, das Christentum, das
Judentum und der Islam sind in Asien entstanden. Die beiden ersten
zählen jetzt wenig Vertreter, der Islam behauptet sich im ganzen W. und
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Extrahierte Ortsnamen: Sibirien Zentralasiatische_Hochland Nordasien Zentralasien Kleinasien Asiens Sibiriens Asien Christentum Asien
§ 68. Die Inseln. — § 69. Wirkungen der Gewässer auf der Erde. 149
Nach der Form unterscheidet man Massen- und Kettengebirge.
Kamm oder Grat ist die über dem Rücken der Gebirge fortlaufende
Linie. Einschnitte der Kammlinie ergeben Einsattelungen, Pässe,
Erhebungen der Kammlinie führen zu Gipfeln.
§ 68.
Die Inseln.
Wir unterscheiden kontinentale und ozeanische Inseln.
Kontinentale Inseln gehören sowohl nach ihrer geologischen
Formation als auch nach dem auf ihnen vorhandenen Tier- und Pflanzen-
leben zum benachbarten Festlande, oder sind wohl gar in älterer Zeit
von diesem losgerissene Stücke (friesische Inseln, England, Tasmanien).
Die ozeanischen Inseln können einen dreifachen Ursprung haben,
a) Sie sind letzte Überreste versunkener Kontinente Madagaskar), b) sie
sind durch vulkanische Tätigkeit über den Meeresspiegel emporgehoben,
c) sie sind durch die Tätigkeit der Korallentiere entstanden und umsäumen
dann entweder riffartig andere Küsten oder bilden ringförmige Inseln
(Koralleninseln, Atolle). Da die Koralle nur in bestimmter Meerestiefe
zu leben vermag, und die Korallenbauten oft in gewaltige Tiefen reichen,
so finden sich diese Bauten nur in Gebieten säkularer Senkung (f. §67).
§ 69.
Wirkungen der Gewässer auf der Erde.
Von der ungeheuren Fläche der Ozeane erheben sich ununterbrochen
Wasserdämpfe, die als Wolken über die Kontinente dahinziehen und hier
als Regen, Schnee, Hagel, Tau, Reif, Nebel niederschlagen.
Ein Drittel dieser Niederschläge verdunstet wieder, ein Drittel
fließt an der Oberfläche ab, ein Drittel saugt die Erde auf. Die Aus-
trittsstellen dieser Wassermassen aus der Erde sind die Quellen.
Das die Erde in lausenden von Adern durchdringende Wasser
löst mancherlei Bestandteile in sich auf, besonders kohlensauren Kalk,
Kieselsäure und Salze. Häufig kommt es aus so großer Tiefe, daß
es eine Temperaturerhöhung erfahren hat. So entstehen unsere
Mineral- (besonders Sol-)quellen und unsere warmen und
heißen Quellen.
Wie schon hieraus ersichtlich, übt das Wasser eine zersetzende
Tätigkeit aus, nicht nur in der Erde, sondern auch auf derselben. Die
härtesten Gesteine werden unter dem teils mechanischen, teils chemischen
(Sauerstoff) Einfluß von Luft und Wasser zerstört, sie verwittern.
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Extrahierte Ortsnamen: England Tasmanien Madagaskar
§ 70. Das Meer.
15t
In Deutschland finden sich Hochmoore und Tiefmoore, oft vereinigt,
auf den meisten unserer Mittelgebirge (Schwarzwald, Riesengebirge), wo
sie für die Festhaltung der Feuchtigkeit von größter Bedeutung sind,
ferner auf der Oberbayrischen Hochebene (Dachauer Moos) und in
Niederdeutschland (Bourtanger Moor).
Die Hochmoore würden früher vielfach ausgebrannt und in die Asche
solange sie Ertrag gab, Buchweizen gesät. Heute ist man in Hollanb,
und im nw. Deutschland zu einer rationellen Moorkultur übergegangen.
Die Niederungsmoore werden zu Wiesen und Weiden benutzt.
Eine gewaltige Arbeit leisten die Gletscher. Sie finden sich in
Hochgebirgen oder in den arktischen Gebieten innerhalb der Schneegrenze
(s. § 72), wo in muldenförmigen Tälern ungeheure Schneemassen durch
ihr Eigengewicht zu festen Eismassen sich vereinen und dann talabwärts
gleiten. Die Schutthaufen auf ihren Rändern heißen Moränen (Seiten-
und End-M.). Da, wo der Gletscher endet, tritt der Gletscherbach
oft aus einem mächtigen Gletschertor heraus (Rhonegletscher). Durch
die Tätigkeit der Gletscher sind die höchsten Gebirge abgetragen. Wo
Gletscher in das Meer reichen oder einst reichten, finden wir vielfach
Fjorde, aber nur an w. gelegenen, regenreichen Küsten (Skandinavien,
nördlichstes Norb- und füblichstes Sübamerika, Grönlanb). Fjorde
sinb durch Gletschertätigkeit entstanben. Bricht das Ende eines in
ober über das Meer hinausragenben Polargletschers ab, so treiben die
Eismassen als Eisberge im Meere umher.
§ 70.
Das Meer.
Die burchschnittliche Tiefe der Ozeane beträgt etwa 3800 m
(§ 67), die größte Tiefe der Norbfee beträgt kaum V5, die der Ostsee
nicht yi0 bieses Durchschnitts, anderseits hat man im Stillen Ozean
die größten, bisher bekannten Tiefen gemessen. Im Jahre 1897 stellte
man im Stillen Ozean eine größte Tiefe von 9400 m fest.
Der Hauptbestanbteil des bitter-salzig schmeckenben Meerwassers
ist das Kochsalz. Das Meerwasser enthält burchschnittlich 3% Koch-
salz (die Ostsee nur 1%, warum?).
Meeresströmungen. Die Hauptursache der Meeresströmungen
liegt in der ungleichen Erwärmung, wodurch das erwärmte und
daher leichtere Wasser aus den Äquatorialgegenben nach den Polarmeeren
an der Oberfläche abfließt und durch eine kalte Strömung in der Tiefe
ersetzt wirb. Als weitere Ursachen sprechen wohl der verschiebene
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Schwarzwald Oberbayrischen_Hochebene Niederdeutschland Deutschland Gletscherbach Skandinavien Norb- Stillen_Ozean
§ 71. Das Lustmeer.
153
Flutwelle in die Trichtermündung des Flusses von verheerender Wirkung
sein kann (Amazonenstrom).
Die Wellenbewegung, die dritte Bewegung des Meeres, hat
ihre Ursache in der Reibung des Windes auf der Wasserfläche. Die
Bewegung der Wellen teilt sich bis in die 350 fache Tiefe der Wellen-
höhe mit. Wellenhöhen von 8 (Nordsee), 10 und über 12 m (Atlantischer
Ozean) sind gemessen worden, durchschnittlich wird man Wellenhöhen
von 4—7 m annehmen dürfen und ihre Länge von Wellenberg bis
Wellental auf das zehnfache der Höhe. Steilere und höhere Wellen
entstehen nur an den Küsten als Brandung.
Das Meeresniveau (für uns dasjenige der Nord- und Ostsee)
wird überall den Höhenmessungen auf dem Lande zugrunde gelegt
(absolute Höhe).
Das Meeresleuchten entsteht durch das Phosphoreszieren mikro-
skopisch kleiner Seetiere.
§ 71-
Das Luftmeer.
Das unsere Erdkugel umgebende Luftmeer, die Atmosphäre, ist
ein Teil der Erde, so daß wir eigentlich nicht auf, sondern in der Erde
wohnen. Die Lust ist ein Gemenge von Ys Sauerstoff und 4/s Stick-
stoff, zuzüglich geringer Mengen von Kohlensäure, Wasserdampf und
anderen Bestandteilen, Gasen, Staub, Bakterien.
Die Höhe des Luftmeeres, das nach der Peripherie hin immer
dünner wird, nimmt man auf etwa 80 km an, jedoch schließt man
aus dem Aufleuchten der in den Bereich der Atmosphäre gelangenden
Meteore, daß sie in äußerst verdünntem Zustande noch in 150 km
Höhe vorhanden sein muß.
Die Erwärmung der Lust erfolgt von der durch die Sonne er-
wärmten Erde aus. Die Abnahme der Temperatur in großen Höhen
erklärt sich hieraus und aus der zunehmenden Verdünnung der Lust.
Bewegungen des Luftmeeres. Wie bei den Meeren, so finden
auch im Luftmeer infolge ungleicher Erwärmung Ausgleichsbestrebungen
statt. Die kalte, schwerere Luft der Pole strömt, sich allmählich er-
wärmend, dem Äquator zu. Hier erheben sich die erwärmten, verdünnten
und daher leichteren Luftmassen und strömen in höheren Regionen,
sich allmählich abkühlend, den Polen zu. Zwischen beiden Strömungen
findet in den mittleren Breiten ein vielfacher Ausgleich statt. Auch
wirken hier mancherlei örtliche Verhältnisse auf sie ein.
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156
§ 74. Die Pflanzen- und Tierwelt der Erde.
Zu diesem Zwecke verbindet man auf einer Erdkarte alle Orte mit
gleicher Jahrestemperatur durch Linien, diese nennt man Isothermen.
Alle Linien, durch die Orte gleicher Sommertemperatur miteinander
verbunden werden, heißen Jsotheren (griech.: Ther^Sommer), durch
die Orte gleicher Wintertemperaturen verbunden werden, Jsochimenen
(griech.: Cheimön = Winter). Einen sicheren Schluß auf die Wärme-
Verhältnisse eines Ortes gestatten nicht die Isothermen, sondern ein
Vergleich der Jsotheren und Jsochimenen, da ja die durch-
schnittliche Jahrestemperatur bei Orten mit großen und ganz ge-
ringen Differenzen zwischen den Sommer- und Wintertemperaturen
dieselbe sein kann.
Die ungleiche Entfernung und die großen Krümmungen dieser
Witterungslinien lassen erkennen, wie ungleich die Wärme auf der
Erdoberfläche verteilt ist. Besonders stark ist der Einfluß des Meeres.
Das Wasser erwärmt sich langsamer als das feste Land und gibt auch
die aufgespeicherte Wärmemenge langsamer ab. Ferner bilden sich über
den in der Nähe des Meeres liegenden Ländern stärkere Dunst- und
Nebelschleier, die die Wärmeausstrahlung hindern. Schließlich beeinflussen
warme oder kalte Meeresströmungen die von ihnen berührten Gegenden.
Das Klima in der Nähe der Meere, das ozeanische oder See-
klima ist daher im Sommer kühl, im Winter warm, während das
Binnen- oder kontinentale Klima sehr heiße Sommer und äußerst
kalte Winter hat.
Westeuropa: ozeanisches mildes Klima, noch verstärkt durch den
Golfstrom. Osteuropa: kontinentales Klima. In Südengland sind die
Winter so milde, daß die Myrte im Freien überwintern kann, die
Sommer aber so kühl, daß die Traube nicht reif wird; in dem mehr
im Binnenlande liegenden Nheingau, der wie Südengland etwa unter
50° n. Breite liegt, ist der Winter kälter, mit oft scharfem Frost, der
Sommer aber läßt in seiner Sonnenglut die Traube reifen.
8 74.
Die Pflanzen- und Tierwelt der Erde.
Die Verbreitung der Pflanzen und Tiere ist auch wesentlich durch
das Klima bedingt. Von ihm sind in erster Linie die Pflanzen abhängig,
von diesen wieder bestimmte Tiergattungen, die ihrerseits wieder anderen
zur Nahrung dienen. Bei allen lebenden Wesen beobachten wir eine
größere oder geringere Fähigkeit, sich den Lebensbedingungen anzupassen,
Unbilden der Witterung, drohende Gefahren zu überstehen. Diese An-
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§ 52. Die Alpen.
119
An diesem weiten Gebiete haben Anteil: Italien, Frankreich,
hauptsächlich die Schweiz und Österreich, nur ein Mittelstück des Nord-
saums (vergl. § 78) gehört zum Deutschen Reiche.
12. Entstehung. Die Alpen sind ein Faltengebirge, d.h. siebe-
stehen aus Gesteinsschichten, die durch Gebirgsdruck gefaltet sind. Ehe-
mals bildeten diese Gesteinsschichten den Boden eines großen und tiefen
Meeres. Dieser alte Meeresboden wurde durch Seitendruck von S. her
emporgedrängt und zu mächtigen Falten zusammengeschoben. Die Höhe
derselben war im mittleren Teile am bedeutendsten. Indessen die obersten
und höchstliegenden Schichten wurden durch das fließende Wasser fort-
gewaschen. Daher treten hier die ältesten Gesteine, die ehedem am
tiefsten lagen, zutage: kristallinische Schiefer. Angelagert sind ihnen im
N. wie im S. jüngere Gesteine, hauptsächlich Kalke. Diese bilden die
n. und s. Kalkalpen.
Diese Entstehung des Alpengebirges erklärt die unregelmäßige
Lage der Hochgipfel, die ungleichmäßige Massenverteilung im Gebirge,
die Störung der Regelmäßigkeit in den Streichungslinien, aber auch die
Wegsamkeit des Alpengebirges. Erst im ö. Drittel unterscheidet man
deutlich eine Mittelkette mit den höchsten Gipfeln von einer n. und
einer s. Kette.
13. Gestaltung. Nach der Höhe unterscheidet man:
a) Voralpen bis 1500 m Meereshöhe; die Zone des Ackerbaues,
der Obstzucht, des Laubwaldes und der ziemlich dichten Besudelung;
Anlage von Städten.
d) Mittelalpen bis 2500 m, die Zone der Nadelwälder, der
Alpenwirtschaft. Ergiebige Viehzucht auf den Almen, die Senner und
Sennerinnen im Sommer in den Sennhütten.
c) Hochalpen über 2500 m, die Region der Schnee- und
Eiswüsten, der Gletscher und Lawinen.
4. Gewässer. Bei dem Regenreichtum des Gebirges sind Ge-
wässer in jeglicher Form und überall zu finden. Auf den Hochalpen liegt
der ewige Schnee, der entweder, in großen Massen zusammengeballt, als
Lawine zum Tale stürzt und unter sich alles begräbt, oder zwischen Fels-
wände eingekeilt, zu Eis erstarrt, in großen Gletschern bis zur Schnee-
grenze vordringt, um aus dem Gletschertor in bläulich trübem Wasser
hervorzubrechen. In dunklen Schluchten, den sogenannten Klammen, zu
deren Sohle kein Lichtstrahl dringt, rieselt das Wasser in kleinen Bächen,
um dann plötzlich an einer Stelle zutage zu treten und jäh herabzustürzen.
In weiten Becken hat es sich zu oft eng durch die Felsen eingeschnürten
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144
§ 64. Die Entstehung der Erde.
Iv. Physische Geographie.
8 64.
Tie Entstehung der Erde.
Die Wissenschaft der Geologie belehrt uns über die Vorgeschichte
unseres Erdkörpers. Nach ihr ist die Erde einst ein glühendflüssiger
Körper gewesen, der bei allmählicher Erkaltung zunächst an der Ober-
fläche erstarrte, eine Kruste bildete, die im Verlaufe ungeheurer Zeit-
räume allmählich stärker und von neuen Ausbruchmassen überlagert wurde,
aber auch heute noch in ihrem Innern glühendflüssige Massen birgt.
Gründe für die Annahme sind: 1. die Abplattung der Erde an
den Polen; 2. die vulkanischen Erscheinungen; 3. die Tatsache der
Temperaturzunahme nach dem Erdinnern bei je 80 m um 10 C. (Geo-
thermische Tiefenstufe,)
Die heute die Erde bedeckenden Wassermassen waren anfänglich
in der die Erde umgebenden Gasmasse nur als Wasserdampf vorhanden,
der schließlich bei zunehmender Abkühlung aus der Oberfläche als Wasser
niederschlug und die Erde völlig bedeckte.
Mit der Zunahme der Abkühlung und der beginnenden Zusammen-
ziehung im Innern traten Runzelungen der Erdrinde ein, es entstanden
gewaltige Senkungen und denen gegenüber an anderen Stellen Er-
Hebungen, in ersteren sammelte sich das Wasser, und so bildeten sich
die Meere und Kontinente. Mit der zunehmenden Abkühlung entstanden
aber auch Faltungen und Schollenbildungen der Erdrinde, gewaltige
Schichtenverschiebungen und Verwerfungen, Durchbrüche glühendflüssiger
Massen aus dem Erdinnern erfolgten und türmten ihre allmählich
erstarrenden Auswürfe zum Himmel. So entstanden die Gebirge, die
Hoch- und Tiefländer der Erde.
Von den hohen Gebirgen aber spülten furchtbare Niederschläge die
vermorschten Gesteinsmassen herab, Gletscher und Lawinenstürze trugen
ihr Material zu Tal und bildeten neue Schichten. Senkungen wurden
ausgefüllt, Erhebungen abgetragen, und dabei wirkte ununterbrochen
die Bewegung des Erdinneren weiter, so daß beständig die Grenzen der
Meere und Kontinente, des Festen und Flüssigen sich verschoben. Bis
auf den heutigen Tag setzen sich diese Bewegungen fort, ändert sich
das Antlitz unseres Planeten.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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146
§ 66. Die Erdrinde. Der Vulkanismus. Erdbeben.
Iii. Die Sekundärzeit, das Mittelalter der Erde, die Trias-
(Muschelkalk, Buntsandstein), Jura- und Kreideformation. Er-
scheinen gewaltiger Amphibien (Ichthyosaurus), Übergang zu
den Vögeln: Archaeopterix.
Iv. Die Tertiärzeit, die Neuzeit der Erde. Vorkommen der Braun-
kohle, des Petroleums und des Bernsteins. Gewaltige Säuge-
tiere erscheinen auf dem Festlande (Palaeotherium, Dinotherium).
Das Vorkommen des Menschen ist mit Sicherheit erst erwiesen
in der
Y. Quartär- oder Jetztzeit der Erde. Sie zerfällt in das ältere
aus Schwemmgebilden entstandene Diluvium und das aus
Anschwemmungen der Jetztzeit entstandene und immer weiter ent-
stehende Alluvium.
In den Anfang der Diluvialzeit fällt eine jedenfalls die n. Erd-
Hälfte überziehende Kälteperiode, die Eiszeit, in welcher riesige Gletscher-
ströme, z. B. von den Alpen und den Skandinavischen Gebirgen herab,
Gesteinsmassen beförderten und damit das nordeuropäische Tiefland
füllten (Findlinge, erratische Blöcke). Das Mammut, der Höhlenbär,
der Niesen Hirsch traten hier als Genossen des Menschen auf.
§ 66.
Die Erdrinde. Der Vulkanismus. Erdbeben.
Die Wärme der Erde wird zum Teil von der Sonne bewirkt,
zum Teil ist sie Eigenwärme. Der Einfluß der Außentemperatur der
Erde macht sich im Erdinneren höchstens bis zu einer Tiefe von 20 in
wahrnehmbar. Von da an wirkt lediglich die Eigenwärme, und zwar
(s. § 64) mit einer Steigerung von 1° C. für die geothermifche Tiefen-
stufe. Das würde freilich schon bei einer Tiefe von etwa 40 km den
Schmelzpunkt des Eisens bedeuten und würde für die Erdrinde eine
so geringe Stärke voraussetzen, wie etwa die Schale des Eies. Allein
diese Vermutung wäre deshalb eine vorschnelle, weil der Schmelzpunkt
fester Körper unter dem ungeheuren Druck sich ebenso verschieben dürfte,
wie der Siedepunkt der Flüssigkeiten.
Jedenfalls ergibt sich aus der Annahme mit glühendflüssigem
Magma gefüllter Herde im Erdinneren die beste Erklärung der vul-
kanischen Erscheinungen der Erde.
Die Vulkane sind Stellen der Erdrinde, die mit dem glühend-
flüssigen Inneren in Verbindung stehen. Alle tätigen Vulkane liegen
auf großen Bruchlinien der Erdrinde an den Küsten der Kontinente oder
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