2 Ariovist und Cäsar. Drusus in Germanien.
noch mehrere Heere der Römer. In Gallien vereinigten sie sich mit den Teutonen, einem germanischen Volksstamm, der aus seinen Wohnsitzen an der Ostsee ausgezogen war. Beide Völkerschaften saßten den Entschluß, nach Italien zu ziehen. Doch trennten sie sich ans dem Wege dahin: während die Kimbern über die Mittelalpeu vordrangen, wollten die Teutonen ihren Weg über die Westalpen nehmen. Da aber stellte sich den letzteren der römische Konsul Marius entgegen und schlug sie in der Schlacht bei Aqnä Sextiä (j. Aix in der Provence) i. I. 102 v. Chr. Darauf zog er auch den Kimbern entgegen und vernichtete sie i. I. 101 v. Chr. in der Schlacht aus der raudischen Ebene bei Vercellä (j. Ver-celli in Oberitalien).
§ 3. Ariovist und Cäsar 58 vor Chr. (Beb. Kömische Herrschaft am $11)eilt und an der Donau. Eine neue Begegnung zwischen Germanen und Römern fand statt, als die Sneven unter ihrem Herzog Ariovist in zahlreichen Massen über den Rhein drängten und in Gallien dauernde Wohnsitze gründen wollten. Da trat ihnen der römische Feldherr Julius Cäsar, welcher gerade mit seinen Legionen in der Provincia Romana (j. Provence) stand, entgegen, besiegte sie im oberen Elsaß und warf sie über den Rhein zurück. Darauf unterwarf er die Völkerschaften zwischen Rhein und Vogesen sowie die Ubier (in der Gegend des heutigen Köln) der römischen Herrschaft. Zweimal betrat er das germanische Gebiet auf der rechten Seite des Rheins und drang in den Gau der Sugamberu (zwischen Lippe und Sieg) ein, ohne indes etwas auszurichten. Er hielt daher den Rhein als Grenze gegen die Germanen fest.
Als der römische Kaiser Augnstus das römische Reich neu ordnete, wurde die Grenzwache am Rhein 8 Legionen übertragen, welche in Mainz (Moguntiacum), Köln (ara Ubiorum, später Colonia Agrippi-nensis genannt), Tanten (Castra vetera) ihre Hauptstandlager hatten. Nachdem sodann Augnstus durch feine Adoptivsöhne Drusus und Tiberius i. I. 15. v. Chr. das Gebiet der keltischen Rhätier und Vindelicier (vom Bodensee bis zum Inn) hatte unterwerfen lassen, bildete im Süden die Donau die Grenze des römischen Reichs gegen die Germanen.
Kap. 3. Die germanischen Völkerschaften (Forts.). Versuche zur Unterjochung des inneren Germaniens durch die Römer.
§ 4. Mdsüge des Drusus in Germanien 12—9 vor Chr. Mit
der Aufgabe, auch die Völkerschaften des inneren Germaniens zu unterwerfen, wurde Drusus von Angustus betraut. Auf 4 Feldzügeu richtete er feine Angriffe hauptsächlich gegen das nordwestliche Germanien. Im ersten Jahre fuhr er an der Nordseeküste bis zur Weferrnüudung und rückte ins Gebiet der Chauken (an der Nordseeküste zwischen Ems und Elbe) ein. Im folgenden Jahre (11) drang er die Lippe aufwärts in das Gebiet der Ehernsten (an der oberen Weser bis zum Harz) vor und legte an der Lippe die Festung Alifo (bei Paderborn) an. Um beim weiteren Vordringen gegen Osten den Rücken gedeckt zu haben, befestigte er den Rhein von Mainz bis zur Bätaverinsel (dem Mündungsgebiet des Rheins und der Maas) mit 50 Kastellen. Dann rückte er von Mainz ans vor, besiegte i. I. 10 die Chatten (im heutigen Hessen) und er-
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Heinrich V. Ende des Jnvestiturstreits. Lothar der Sachse. 89
lehnt wurden, zu investieren. Er zog daher mit einem starken Heer nach Italien, um sein Recht zu wahren. Der Papst war bereit, dem Reiche alle Güter zurückzugeben, welche die Kirche zu Lehen besaß. Dadurch wurde die Investitur überhaupt überflüssig. Aber die hohe Geistlichkeit weigerte sich entschieden, aus des Papstes Absicht einzugehen. Da schritt Heinrich zu einem Gewaltakt: er ließ den Papst verhaften und zwang ihn, ihm das Recht der Investitur zuzugestehen und ihn zu krönen. Aber ein Konzil zu Rom erklärte das Zugeständnis sür ungültig.
In Deutschland hatte Heinrich bisher die Unzufriedenen, deren es besonders viele in Sachsen und Thüringen gab, siegreich niedergehalten. Als aber sein Walten in despotischen Druck ausartete, erhoben sich alle Widersacher zu gemeinsamem Widerstand und schlugen des Kaisers Feldherrn am Welsesholze (bei Eisleben). Nun nahmen die deutschen Fürsten, welche sich nach Frieden und Ruhe sehnten, die Vermittelung zwischen Kaiser und Papst selbst in die Hand. So kam i. I. 1122 das Wormser Konkordat zu stände. Darnach sollten die Wahlen der deutschen Bischöfe und Äbte in Gegenwart des Kaisers vorgenommen werden, dann sollte sie der Kaiser mit den weltlichen Rechten durch das Zepter belehnen und zwar in Deutschland vor der Weihe, in den andern Reichslanden nach derselben.
Da Heinrich kinderlos starb, hinterließ er seine salischen Erblande seinen Schwestersöhnen, Konrad und Friedrich aus dem staufischen Hause.
§ 69. Ergebnis -cs Jnvestiturstreits. Das Papsttum hatte nicht alles erreicht, was Gregor Vii. erstrebt hatte; benn die hohen geistlichen Würbenträger blieben nach wie vor in einem gewissen Abhängigkeitsverhältnis vom König. Dagegen hatte sich das Papsttum selbst völlig von der Kaisermacht frei gemacht; auch hatte es einen großen Einfluß aus das beutsche Fürstentum erlangt.
Die Fürsten hatten eine selbstänbigere Macht gewonnen und waren vom König unabhängiger geworben. Die Herzöge nahmen bereits die Erblichkeit für ihre Herzogtümer in Anspruch.
Das Königtum hatte große Einbußen erlitten, dem König war die Bestätigung der Papstwahl entzogen, und er konnte die höheren geistlichen Stellen nicht mehr nach eigenem Ermessen besetzen. Er hatte die Stütze der geistlichen Fürsten verloren, und wenn er den Beistanb der weltlichen Fürsten haben wollte, mußte er erst ihre Interessen Befriedigen. Dagegen bot sich den Königen eine neue Stütze in den Städten. In dem betriebsamen Bürgertum erwächst jetzt ein neues Volk der Gemeinsreien, die allezeit bereit sind, ihre Mittel dem König zur Verfügung zu stellen, wenn es gilt, fürstlichen Ungehorsam zu beugen.
Kap. 4. Lothar der Sachse und die ftaufischen Herrscher 1138—1254.
§ 70. Lothar der Sachse 1125-1138. Nach dem Aussterben des fränkischen Hauses wurde der Herzog von Sachsen, Lothar von Supplin-burg, durch das Übergewicht der geistlichen Fürsten zum König gewählt. Lothar bat nicht nur den Papst um die Bestätigung seiner Wahl, sondern erließ auch den Bischöfen den Lehenseid und begnügte sich mit einem bloßen Schwur. Mit größter Entschiedenheit trat er aber gegen die weltlichen Fürsten aus und forderte von den schwäbischen Herzögen, Friedrich und
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4 Innere Zustände bei den Germanen.
Kap. 4. Innere Zustände bei den Germanen.
§ 8. Sitten und Lebensweise. Die Germanen lebten in der Regel in Dörfern zusammen, jedoch mit getrennten Hofstätten. Im Hanse ist der Mann Herr, die Frau die Gehilfin des Mannes; daher lag ihr die Sorge für das Hanswesen ob. Der Mann dagegen baute den Acker oder betrieb die Jagd. Neben der Jagd liebten die Germanen den Krieg am meisten. Krieger zu sein und im Kampfe zu sterben, war des Germanen höchster Ruhm. Ruhten sie von Jagd und Krieg aus, so verkürzten sie sich die Zeit mit Trinken und Spielen: zwei Hauptuntugenden der Germanen.
§ 9. politische Einrichtungen. Jede Völkerschaft stellte ein abgeschlossenes Ganzes dar. Das von einer Völkerschaft bewohnte Gebiet zerfiel regelmäßig in eine größere oder geringere Zahl von Gauen oder Hundertschaften, deren jede mehrere Dorfschaften umfaßte. Feld, Wald und Weideland gehörte der Hundertschaftgemeinde, welche alljährlich den einzelnen Dorfschaften bestimmte Felder zum Zweck der Bebauung überwies. Am Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. hatte jedes Dorf seine bestimmte Dorfmark, und das Privateigentum fing an sich auszubilden.
Die weit überwiegende Zahl der Bevölkerung gehörte zu dem Stande der Freien, aus dem wieder der Adel hervorragte. Nicht zu den Freien zählten 1) die eigenen Leute, welche, obwohl Eigentum ihrer Herren, doch durch die gute Sitte gegen Übergroße Willkür derselben geschützt waren; 2) die Unfreien, der Mehrzahl nach Kriegsgefangene.
Alle politischen Angelegenheiten der Völkerschaft gehörten vor die allgemeine Versammlung aller mündigen Freien. In diesen Ver-sammmlnngen erfolgte auch die Wahl der Fürsten, welche in den einzelnen Hundertschaften (Gauen) an uralter Malstätte die Rechtspflege handhabten und ans Lebenszeit gewählt waren. Die meisten Vergehen zogen eine Vermögensstrafe nach sich, von welcher ein Teil als Buße an den Verletzten, ein anderer Teil als Friedensgeld an den Staat bezahlt wurde. Auch der Totschlag konnte durch eine Vermögensbuße, das Wer-geld (d. h. Manngeld), gesühnt werden. Landesverrat und Feigheit wurden mit dem Tode bestraft.
Im Frieden gab es keine gemeinsame Obrigkeit. Für den Krieg wählte die Volksversammlung einen Heerführer, Herzog, dem die einzelnen Gauvorsteher (Fürsten) untergeordnet waren. Dabei gab Tapferkeit den Ausschlag. Mit dem Krieg endete auch die Würde des Herzogs. Das Ansehen der im Volke hervorragenden Männer wurde besonders dadurch erhöht, daß sie das Vorrecht hatten, ein Gefolge zu halten. Die Mitglieder dieses Gefolges speisten am Tische ihres Herrn, hatten an seiner Seite zu kämpfen, ihn, wenn er gefallen, zu rächen und mit ihm zu sterben.
Bei einzelnen Völkerschaften kommen Könige vor. Ihre Macht ist beschränkt durch die Volksversammlung. Da sie in Kriegszeiten das Heer führten, so gab es bei diesen Völkerschaften keine Herzoge. Auch stand hier den Königen ausschließlich das Recht zu, ein Gefolge zu halten.
Das Heer war das Volk der Freien. Die Bewaffnung bestaub in Schilben und Helmen, langen und kurzen Lanzen, Schwert, Streitaxt, Bogen.
8 10. Religion. Die Germanen verehrten eine Vielheit von Göttern. Ihr höchster Gott war Odin oder Wuotau. Er lenkt die Geschicke der
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6 Die deutschen Völkervereine.
der Gepiden, Vandalen, Rugier, Heruler (alle zwischen Oder und Weichsel) begriffen. Beim Beginne der Völkerwanderung gehorchten sie einem König, dem alten Ermanarich, dessen Herrschaft alle Völkerschaften^ vom schwarzen Meer bis zur Ostsee anerkannten. In der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts wurde ihnen durch christliche Kriegsgefangene aus Kleinasien das Christentum gebracht und fand willigen Eingang bei ihnen. Zur Förderung desselben übersetzte der gotische Bischof Ulfila (311 — 381, f zu Konstantinopel) die Bibel ins Gotische.
Das Christentum wurde den Germanen in der Sehrform des Arins gebracht. Dieser Geistliche hatte im Anfange des 4. Jahrhunderts die Lehre aufgestellt, daß Christus ein Geschöpf wie andere Menschen und nicht Gott gleich sei. Auf dem allgemeinen Konzil zu Nieäa (in Kleinasien) 325 wurde diese Lehre durch den Bischof Athanasius bekämpft und verworfen und die Lehre der heil. Schrift, daß Christus von Ewigkeit her und Gott gleich sei, als die kirchlich gültige (katholische) Lehre angenommen. Aber der Arianismus hielt sich noch lange, und besonders waren es die germanischen Völkerschaften, welche diese Lehre mit Vorliebe annahmen.
b. Die Alamannen, eine Vereinigung verschiedener, in der Maingegend ansässiger Völkerschaften, wohnten zunächst unmittelbar vor dem römischen Grenzwall, durchbrachen aber diesen und dehnten sich ans dem linken Rhein-nfer über ganz Obergermanien (Germania superior) ans. südlich bis zu den Alpen, nördlich bis an die Eifel, wo sie sich mit den Franken berührten.
c. Die Kranken erscheinen mit einigen anderen Völkerschaften verschmolzen teils als ripuarische Franken (d.h. Stromsranken) zwischen Rhein und Maas, teils als salische Franken, welche am Meere wohnten (Salier — Seesranken). Bei ihrer späteren Ausbreitung nach Südwesten über die südlichen Teile der Niederlande und den größten Teil des heutigen Belgiens vereinigten sich die Bataver mit ihnen.
d. In der Tiefebene Norddeutfchlauds erscheint der Bnnd der Sachsen, dessen Hauptvolk die Ostfalen sind. Dazu gehören noch die Westfalen, Engern, und die überelbischen Sachsen (Transalbingier).
s. Westliche Nachbarn der Sachsen waren die Kriesen, die das ganze Küstengebiet von der Mündung des Rheins bis zur Ems und zahlreiche Nordseeinseln im Besitz hatten.
Nordöstlich von den Alamannen, im oberen Maingebiet, erscheinen im vierten Jahrhundert die Burgundcn, dem gotischen Stamme verwandt.
Vom Spessart bis zum Harz und nach Süden fast bis zur Donau saßen die Thüringer, deren Kern das Volk der Hermunduren bildete.
Diese Völkermassen durchbrachen seit der Mitte des dritten Jahrhunderts fortwährend die Grenzen des römischen Reichs, und die Bemühungen selbst der tüchtigsten Kaiser, den Einbruch abzuwehren, hatten nur vorübergehenden Erfolg. Als aber bald darauf die germanischen Völkerschaften selbst von Osten her einen gewaltigen Stoß erlitten, brach das römische Reich rasch zusammen. Dieser Stoß ging von den Hunnen aus. Mit ihrem Eindringen in Europa beginnt die eigentliche Völkerwanderung.
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42 Friedrich I. Barbarossa. Papst Alexander Iii. Luguano.
Herrschaft von der Ostsee bis zu den Alpen, vom Niederrhein bis zur Oder reichte.
d. Zweiter Römerzug 1158 — 1162. Im Jahre 1158 unternahm Friedrich seinen zweiten Zng nach Italien. Derselbe war hauptsächlich gegen die lombardischen Städte gerichtet, in deren republikanischer Entwickelung Friedrich eine Beeinträchtigung seiner kaiserlichen Macht sah. Mit einem zahlreichen und kriegstüchtigen Heere erschien der Kaiser vor Mailand und zwang die Stadt zur Ergebung. Sodann ließ er sich durch den Ausspruch eines Kollegiums von Rechtsgelehrten säst sämtliche Hoheitsrechte der alten römischen Kaiser (s. §. 72 b) zusprechen und setzte in allen Städten deutsche Reichsvögte (Podestä) ein. Da aber Mailand sich widersetzte, wurde es geächtet; nach 2jähriger Belagerung wurde die Stadt erobert, zerstört und die Einwohner genötigt, sich in 4 Dörfern anzusiedeln. Die andern trotzenden Städte unterwarfen sich schnell, und die deutschen Podems wurden überall anerkannt. Oberitalien schien unterworfen.
e. Dritter (1163) und vierter (1166) Römerzug. Klagen über die schrankenlose Habsucht und Willkür der Podestas veranlaßten Friedrich zum drittenmal, aber ohne Heer, nach Italien zu ziehen. Noch während seiner Anwesenheit daselbst traten die mächtigsten Städte Norditaliens, Venedig, Padua, Verona u. a. zu ein ein Bnnde (Veroneser Bund) gegen den Kaiser zusammen, so daß dieser nach Deutschland zurückkehrte, um Streitkräste zu sammeln (1164). — Zwei Jahre später erschien er wieder mit Heeresmacht in Italien und zwang die Stadt Rom znr Ergebung und den Papst Alexander Iii., der ihn in den Bann gethan, zur Flucht. Aber eine ausbrechende Pest nötigte ihn zu schleuniger Rückkehr nach Deutschland.
f. Fünfter Römerzug (1174). Niederlage des Kaisers bei Segnano 1176. Die erlittenen Verluste erlaubten ihm erst nach 6 Jahren einen neuen Zug nach Italien zu unternehmen. In der Zwischenzeit hatte sich der Veroneser Bund zum lombardischen Bund erweitert. Mailand war wieder aufgebaut worden; auch hatten die Lombarden eine starke Festung am Tanaro angelegt, die sie dem Papst Alexander zu Ehren Alessandria nannten. Vergeblich versuchte Friedrich dieselbe zur erobern; er bedurfte des Zuzugs neuer Streitkräfte ans Deutschland und erwartete denselben hauptsächlich von Heinrich dem Löwen. Dieser aber verweigerte dem Kaiser unter allerlei Vorwänden die Heeresfolge. Daher erlitt der Kaiser in der Schlacht bei Legnano von beit Lombarden eine völlige Nieberlage. Rasch söhnte sich jetzt Friedrich mit dem Papste und den lombardischen Städten aus und bestätigte den letzteren int Frieden von Konstanz (1183) alle herkömmlichen Hoheitsrechte, wogegen sie des Kaisers Oberhoheit anerkannten.
g. Zertrümmerung der Welfenmacht. Die Weigerung Heinrichs des Löwen ihn zu unterstützen hatte Friedrich gezeigt, von wo dem Königtum die größte Gefahr drohte. Daher forderte er nach feiner Rückkehr nach Deutschland Heinrich den Löwen viermal zur Verantwortung. Als er sich nicht stellte, that er ihn in die Acht und entsetzte ihn seiner Herzogtümer. Sachsen zerstückelte er in 2 Hauptteile und viele kleinere Gebiete und gab das ßanb östlich von der Weser, Ostfalen, dem Askanier
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10 Theoderich. Das Ostgotenreich. Untergang des Vandalen- und Ostgotenreichs.
§ 21. Gründung des Ostgotenreichs 493. Nachdem Qdoakers Herrschaft in Italien 13 Jahre gedauert hatte, brach, begünstigt vom oströmischen Kaiser, der Ostgotenkönig Theoderich (in der Sage „Dietrich von Bern") i. I. 489 mit seinem ganzen Ostgotenvolk in Italien ein und besiegte den Odoaker in drei Schlachten. Noch drei Jahre hielt Odoaker eine Belagerung in Ravenna aus. Als er sich endlich ergab, wurde er von Theoderich treulos ermordet (493). Daraus wies Theoderich seinen Goten ein Drittel des italischen Bodens an und gründete, von Goten und Römern als König Italiens anerkannt, das ostgotische Reich. Dieses vergrößerte er sodann durch Sicilieu, Rhötien, Noricum, Istrien, Dalmatien und Pannonien und regierte in demselben (bis 526) mit Kraft und Weisheit. Obwohl Theoderich die Oberhoheit des oströmischen Hofs anerkannte, nahm er doch eine großartigere Machtstellung ein als seine Oberherrn in Byzanz. Alle germanischen Fürsten des Abendlandes, mit Ausnahme des fränkischen Chlodwig, hörten ans seinen Rat und feine Friedensmahnnngen.
Es war Theoberichs Gedanke, den Goten den militärischen Schutz .des Reiches zuzuweisen, die innere Verwaltung aber den Römern zu überlassen. Daher behielt er in Italien die römische Verfassung bei und zog die gebildetsten Römer (wie Cassiodor) als Räte an feinen Hos. Aber nur schwer unterwarfen sich die Goten der römischen Staatsverfassung, und ebensoschwer ertrugen die Römer die gotische Herrschaft. Beibe Nationen blieben getrennt durch Sprache, Recht, Bilbnng und vor allem bnrch die Verschiedenheit des religiösen Bekenntnisses. Denn die Goten waren Arianer, währenb die Römer sich zur Lehre der katholischen Kirche bekannten.
Kap. 9. Untergang der Reiche der Vandalen, der Ost- und der
Westgoten.
8 22. Untergang des Uandalenreichs 534. Alle Kaiser Ostroms hielten an der Vorstellung fest, daß das weströmische Reich nicht untergegangen, sonbern nur vorübergehend durch Germanen militärisch kolonisiert worden sei. Dieser germanischen Kolonisation wollte der oströmische Kaiser Justinian I. ein Ende machen und durch Vereinigung der beiden Reichs-Hälften das römische Gesamtreich wieder herstellen. Daneben leitete ihn auch die Absicht, den Arianismus auszurotten und der katholischen Lehre das Übergewicht zu verschaffen. Zur Ausführung seiner Absichten boten ihm zunächst die Zustände im Vandalenreich Anlaß, wo alle Könige die Katholiken grausam behandelt hatten. Zum Schutze der Bedrängten sandte Justinian seinen Feldherrn Belisar ab. Dieser schlug die im Lauf der Zeit verweichlichten Vandalen unter ihrem König Gel im er, eroberte Karthago und machte dem Vandalenreich ein Ende 534. Afrika wurde wieder römische Provinz. Unmittelbar daraus bot sich auch ein Grund, die Ostgoten zu bekriegen.
& 23. Untergang des Ostgotenreichs 553, Theoderich hatte, bevor er starb, die Reichsverwesung seiner verwitweten Tochter Amalasunta übertragen, welche im Namen ihres unmündigen Sohnes Athalatich regierte. Nach dem Tode desselben gab sie, um sich in der. Regierung zu erhalten, ihrem Vetter Theo bat ihre Hand. Dieser suchte jedoch
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12 Papsttum. Romanische und germanische Völker.
Rosamunde endete, dehnte sein Nachfolger Kleph die langobardische Herrschaft fast über ganz Italien aus. Nur Mittelitalien' mit Rom, das Exarchat von Ravenna und das südliche Calabrien blieben in de» Händen der Oströmer. Durch die bayrische Herzogstochter Theodeliude, die Gemahlin des Langobardenherzogs Agilulf, wurde ein großer Teil des Volkes vom Arianismns zum katholischen Christentum bekehrt Dabei wurde sie von dem Papste Gregor I. (590—604) unterstützt.
§ 26. Entwickelung des Papsttums. An der Spike jeder christlichen Gemeinde standen in der Apostelzeit Älteste oder Presbyter. Ans ihrer Zahl gewann in der nachapostolischen Zeit einer mit dem Namen Bischof (episcopus) größeres Ansehen. Unter diesen Bischöfen erhielt der in Rom, als der Hauptstadt des ganzen Reichs, den Vorrang vor allen andern, und bald erschien er in den Augen der christlichen Gemeinden als der erste Bischof der Christenheit. Beim Eindringen der arianifchen Germanen in das römische Reich schlossen sich die eingeborenen kirchengläubigen Christen um so enger an den römischen Bischof an, was sein Ansehen bedeutend steigerte. Schon im Jahre 445 erkannte ihn der weströmische Kaiser Valentinian Iii. als Oberhaupt der ganzen abendländischen Kirche an. Die römischen Bischöfe aber, welche den Namen Papst (papa, Vater) führten, erkannten keinen Richter über sich an als nur Gott.
Durch das Aufkommen eines selbständigen Papsttums neben dem lango-bardischen Königtum war Italien unter zwei Herren geteilt, deren Interessen sich feindlich gegenüber standen. In den daraus entstehenden Streitigkeiten wandten sich die Päpste an die Beherrscher des Frankenreichs um Hilfe, und die Einmischung bcr Franken war es, welche den Untergang des Langobardenreichs zur Folge hatte (s. § 44 a).
Kap. 11. Ergebnisse der Völkerwanderung.
8 27. Romanische und germanische Uöllrer. Durch die Völkerwanderung wurde die Bevölkerung des ganzen südlichen und westlichen Europas umgewandelt. Indem sich die ausgewanderten Germanen mit den besiegten Völkern römischer Bildung in Italien, Spanien und Gallien vermischten, entstanden in diesen Ländern die sogenannten romanischen Völker. Diese traten später (s. § 49) in einen Gegensatz zu deu germanischen Völkern, welche in Deutschland geblieben waren" und ihre Volkseigentümlichkeit in Sprache und Sitte unvermischt erhalten hatten. Dies waren:
1) die Franken und zwar die salischen wie die ripuarischen;
2) die Alamannen füblich von den Franken bis zum Alpenkamm und Don den Vogesen bis zum Sech und zur Altmühl; 3) die Sachsen an die Franken stoßenb und östlich bis zur Elbe sich erstrecket; 4) die Friesen in ihren alten Wohnsitzen; 5) die Thüringer zwischen Werra und Saale, Harz und Donau; 6) die Bayern zwischen der Donau und den Alpen, dem Lech und der Ems.
8 28. Die Döllrer im Osten und Dorden Germaniens. In den verlassenen Osten Germaniens strömten Völkerschaften slavischen Stammes ein und verbreiteten sich teils über die kärntischen und steirischen Alpen, teils in die entvölkerten Sanbstrichc der Elbe und Saale, wo sie Nachbarn der Sachsen und Thüringer wurden. Die Slaven in Norddeutsch-
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46 Kreuzzug Friedrichs Ii. Mongolen in Deutsch!. Souveränität d. deutschen Fürsten.
Aufschub des Kreuzzugs bis 1227. Diese Zeit benutzte Friedrich, um die gesetzlosen Zustände im Normauucureich zu ordnen.
b. Der Kreuzzug Friedrichs Ii. 1228—1229. Als aber Papst Gregor Ix. den päpstlichen Stuhl bestieg, verlangte dieser die Ausführung des Kreuzzugs. Friedrich trat denselben zwar an, kehrte aber am dritten Tage wegen Erkrankung wieder zurück. Da that ihn Gregor, der darin nur Verstellung sah, in den Bann. Im folgenden Jahre nahm Friedrich, obwohl noch im Banne, den Kreuzzug wieder aus (1228) und gewann durch Unterhandlung mit dem Sultan Alkämel von Ägypten alle heiligen Örter sowie die Krone von Jerusalem.
Unterdessen eroberte der Papst den größten Teil des süditalischen Festlandes. Aus die Nachricht hiervon kehrte Friedrich aus dem Morgenland zurück, vertrieb die päpstlichen „Schlüsselsoldaten" und zwang den Papst im Frieden von Sau Germano (zwischen Rom und Neapel) 1230 zur Aushebung des Bannes. Die folgenden 6 Jahre der Ruhe verwandte er aus den weiteren Ausbau seines sicilischeu Erdreichs, das unter guten Gesetzen und trefflicher Verwaltung wunderbar gedieh.
e.°Begründuug der fürstlichen Landeshoheit in Deutschland. Um die Verhältnisse in Deutschland, wo er seinen jungen Sohn Heinrich unter Vormundschaft als Reichsverweser eingesetzt hatte, kümmerte sich Friedrich wenig. Norddeutsche Welt- und Kirchenfesten und die freien niedersächsischen Bauern mußten sich allein der immer weiteren Ausbreitung Dänemarks erwehren und befreiten durch die blutige Schlacht bei Born-höved (1227) ganz Nordalbingim von der dänischen Herrschaft. Und als i. I. 1241 die Mongolen, welche aus Ostasien in Rußland und Ungarn eingedrungen waren, jetzt in Schlesien erschienen, war es nur Herzog Heinrich Ii. der Fromme von Breslau, der sich ihnen entgegenstellte. Dieser wurde zwar bei Liegnitz besiegt, aber die Mongolen kehrten wieder nach dem Osten zurück.
Inzwischen trug sich der Reichsverweser Heinrich mit dem Gedanken einer Empörung gegen seinen Vater; zu diesem Zweck buhlte er um die Gunst der Reichssürsten und schloß einen Bund mit den lombardischen Städten. Den deutschen Fürsten, die bisher innerhalb ihrer Territorien nur die Amtsbefugnisse der früheren Grasen besessen hatten, räumte er allgemein die wichtigsten Hoheitsrechte ein und vernichtete so die Kraft des Reichs zu gunften seiner ehemaligen Beamten, aus denen jetzt mit Landeshoheit ausgestattete Fürsten („Landesherrn") wurden. Friedrich wußte den Umtrieben seines Sohnes nicht anders zu begegnen, als indem er diese Zugeständnisse auch seinerseits bestätigte.
d. Friedrichs Kampf mit den lombardischen Städten und dem Papste. Zur Rache sür den Bund, den die lombardischen Städte mit seinem aufrührerischen Sohne Heinrich geschlossen hatten, war Friedrich entschlossen, einen Vertilgungskamps gegen Italiens Bürgerfreiheit zu führen. Gleich zu Anfang besiegte er die Mailänder bei Cortenuova (zwischen Mailand und Brescia). Aber durch seine Erklärung, alle italischen Länber dem Reiche wieber gewinnen zu wollen, machte er sich auch den Papst zum Feind, der einen Bund mit den Lombarden schloß und den Kaiser in den Bann that. Papst Jnuocenz Iv. entwich nach
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrich Friedrich Friedrichs Gregor_Ix Gregor Friedrich Friedrich Gregor Gregor Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Heinrich_Ii Heinrich Heinrich Heinrich Friedrich Friedrichs Friedrichs Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Friedrichs Friedrichs Jerusalem Rom Neapel Deutschland Deutschland Dänemarks Ostasien Rußland Ungarn Breslau Liegnitz Italiens Mailand Brescia
50 Rudolf von Habsburg. Adolf von Nassau.
Die Bürgerschaft der Städte bestand aus den Patriziern oder Geschlechtern, freien Grundbesitzern, aus Kaufleuten und aus (anfangs unfreien) Gewerbetreibenden. Die Regierung der Städte tag damals noch ganz in den Händen der Patrizier. — Unter den Gewerbetreibenden entstanden Zünfte oder Gilden, d. h. Genossenschaften aller Mitglieder eines und desselben Gewerbes znm Zweck, die Interessen desselben zu fördern. Anteil am Stadtregiment hatten die Zünfte damals noch nicht. Dagegen waren sie als militärisch geschulte Verbände von der größten Bedeutung für die Wehrhaftigkeit der Städte.
Kap. 2. Könige aus verschiedenen Häusern.
8 86. Begründung der habsliurgifch-österreichischen fjnusmncht durch Rudolf von Halisbnrg 1273 —1291. Rudolf von Habsburg war ein echter Ritter von erprobter Tapferkeit und Klugheit und von anerkannter Frömmigkeit. Er erbot sich zunächst dem Papste alle Zugeständnisse zu bestätigen, welche irgend einer der früheren Kaiser demselben gemacht hatte. Dadurch gewann er die Anerkennung seiner Wahl durch den Papst. Aber König Ottokar von Böhmen, bainals der mächtigste Fürst des deutschen Reichs, versagte ihm die Anerkennung und weigerte sich, die während des Interregnums eigenmächtig von ihm in Besitz genommenen Reichslänber: Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain herauszugeben. Daher bekriegte ihn Rudolf und besiegte ihn in der Schlacht auf dem Marchfelde 1278, in welcher Ottokar fiel. Von dessen Ländern gab Rndols Österreich, Steiermark und Krain mit Bewilligung der Fürsten seinem Sohne Albrecht und legte dadurch deu Gruud zur habsburgischeu Hausmacht.
Rudolfs Bemühungen, durch Lanbfriebensgefetze Ruhe und Orbnuug im Reiche herbeizuführen, hatten nur in Bayern und Franken Erfolg. In den rheinischen Gegenden, wo die 3 geistlichen Kurfürsten alle Gewalt hatten, konnte er keinen Einfluß gewinnen; und in Norddeutschland sorgten Fürsten, Grasen und Städte selbst für die Aufrechthaltung des Friebens. In Thüringen, wo ein grenelvoller Krieg tobte, gelang es ihm auf einem Reichstag 1289 einen ßanbfrieben aufzurichten; viele Raubritter wurden gehängt und eine große Anzahl Burgen zerstört. Aber die gewattthätige rücksichtslose Art, mit der Rubels seine Hausmacht zu mehren suchte, ries große Mißstimmung unter den Fürsten hervor. Auch die Städte, von denen er große Summen erpreßte, wurden ihm übelgesinnt. So konnte es kommen, daß Betrüger, die sich sür Kaiser Friedrich Ii. ausgaben, in den Reichsstädten des Mittel - und Niederrheins, in Norddeutschland und im Elsaß begeisterte Ausnahme sanden. Erst nach seinem Tode gewann Rudolf große Beliebtheit beim Volke, welches eine Menge gemütlicher, treuherzig-biederer Züge von ihm zu erzählen wußte.
§ 87. König Adolf von |ln|Tnii 1292 — 1298. Da Rudolfs Sohn, Albrecht, den deutschen Fürsten in seinen Erblanden schon zu mächtig geworden war, wühlten sie nicht ihn, sondern den armen, aber tapferen Grafen Adolf von Nassau zum Könige. Dafür mußte er sich bereit erklären, auf alle Wünsche der geistlichen Kurfürsten einzugehen. Dadurch daß er sich durch Ankauf der Mark Meißen eine Hausmacht zu verschaffen suchte, veranlaßte er einen greuelvollen Krieg, was den Unwillen der
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden]]
Extrahierte Personennamen: Rudolf von_Habsburg Rudolf Adolf_von_Nassau Adolf Rudolf_von_Halisbnrg Rudolf Rudolf_von_Habsburg Rudolf Ottokar_von_Böhmen Ottokar Rudolf Rudolf Ottokar Ottokar Rndols_Österreich Albrecht Albrecht Rudolfs Friedrich_Ii Friedrich Rudolf Rudolf Adolf Rudolfs Albrecht Albrecht Adolf_von_Nassau Adolf