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wir dagegen solche wandernde Horden in den Wüsteneien Afrikas
und Asiens. Das Gefühl der Freiheit und Unabhängigkeit wirkt
von Jugend auf bei diesen „Söhnen der Wüste" — so nennen
sich wirklich die arabischen Nomaden, — eben durch das unge-
bundene, unstäte Leben so mächtig, daß sie die Städte als Ge-
fängnisse hassen und nicht begreifen, wie man in Mauern ein-
geschlossen ein erträgliches Leben führen könne. Sie haben zwar
stets einen Anführer an ihrer Spitze, welcher Emir, Scheik,
Schech, Sultan, Chan rc. genannt wird; aber eigentliche Macht
hat dieser nicht. Er hat Ansehen, weil seine Familie gewöhnlich
zu denen gehört, welche die größten Heerden besitzen. Man
wendet sich an ihn als Schiedsrichter in Streitigkeiten. Er
wählt die Lagerplätze; er bricht zuerst auf, wenn man weiter
ziehen will; er ist Anführer auf Raubzügen und im Kampfe
mit anderen Stämmen. Befehlen aber darf er sonst nicht. Jeder
freie Mann im Lager hält sich, wenn er nicht durch Armuth
von ihm abhängig ist, für eben so berechtigt, als 'Jener. Da-
gegen ist jeder Familienvater gleichsam der Fürst unter den
Seinigen, die ihn, den Aeltesten, auch als natürliches Ober-
haupt ansehen. Man nennt diese Verfassung der Nomaden die
patriarchalische. Sie findet sich am schönsten ausgeprägt
in dem Leben der Patriarchen des alten Testaments.
9. Der Ackerbau.
Natürlich reichten die Früchte, die den Menschen so von
selbst, ohne alle Wartung und Pflege, zuwuchsen, bald nicht
mehr zu ihrem Vedarse hin. Sie mußten deshalb darauf be-
dacht sein, das natürliche Erzeugniß zu vermehren. Die Natur
selbst wies hierzu den Weg an. Sie sahen diese selbst säen und
begießen. Ihr Nachahmungstrieb erwachte, und bald spornte
sie die Noth, der Natur ihren Arm zu leihen und ihrer frei-
willigen Ergiebigkeit durch Kunst nachzuhelfen. Sie bemerk-
ten, daß die Körner, die- aus der vollen Aehre in den lockeren
Boden fielen, wieder neue Früchte trieben. Auch sie streueten
jetzt eine Menge reifer Körner in den Boden. Und siehe! grüne
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19
29. Blick vom Ölberge nach Südwesten auf den Südteil von Jerusalem.
Zwischen knorrigen Öl- und Feigenbäumen erscheint der steinige, bleichgraue Kalkboden des Kidrontales, das
tupfenartig übersät ist mit immergrünen Büschen und einige bewässerte Äcker zeigt. In der Stadt auf dem
Tempelplatze zwei Moscheen, links außerhalb „Davids Grab", rechts hinten die massigen Türme der Zitadelle.
30. Die Chinesische Mauer im Norden von Peking. (Nach Weale, Reshaping.)
Die gegen die Einfälle räuberischer Mongolen erbaute „Große Mauer" reicht vom Golf von Tschili bis
Sutschou. Das im 17. Jahrhundert noch wohlerhaltene, 18 m hohe und 7 m breite Bollwerk ist heute großen-
teils verfallen. Das Bild zeigt die Vereinigung der „Großen" und der „Inneren Mauer".
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
123
das Abspinnen des Coeons geschieht durch Männer. Die Würmer
spinnen ihre Cocons, die etwa wie ein Taubenei groß sind, in drei bis
fünf Tagen. Von diesen werden die größten ausgesucht, um die
Schmetterlinge auskriechen zu lassen, damit sie Eier legen. Die Seide
von diesen durchgefressenen Cocons ist sehr schlecht und wird nur an
der türkischen Grenze genommen. Die guten Cocons werden entweder
in großen Tonnen gesammelt und mit fließendem Wasser einigemal
Übergossen, oder sie werden in ein Becken mit kochendem Wasser, welches
über einem Ofen aus Erde, der sehr stark geheizt ist, sich befindet, ge-
worsen und aus diesen Tonnen oder Becken werden die Coeons abge-
spönnen. Der Haspel ist von Holz, ein Mann dreht ihn, während
ein anderer bei den Cocons bleibt, diese schlägt, neue hinzulegt, das
Haspeln überwacht u. s. w. Sonst wurden zum Abhaspeln sehr große
Haspeln genommen, seit jüngster Zeit aber hat man aus England klei-
nere eingeführt, weil diese bequemer bei der Arbeit sind.
Die Cocons sind weiß, blaßgelb oder rötlich. Die beste Farbe ist
die weiße mit silbernem Glanz, die namentlich in dem Dorfe Schafft
gewonnen und zu dem besten persischen Seidenzeuge verwandt wird.
Die meiste gilhanische Seide ist gelblich, hat aber einen sehr schönen
Glanz und ist sehr stark. Der Seidenverkauf bei den Seidenzüchtern
findet das ganze Jahr statt, jedoch ist der eigentliche Seidenmarkt in
Res cht in den Monaten August und September.
Wenngleich in Gilhan wilde Maulbeerbäume sind, so hat man dort
doch nie von wilden Seidengespinsten gehört. Der wilde Seidenwurm,
und dieses ist eine ganz andere Art, als der zahme, ist nur in Indien
und China heimisch, wo er wild in den Wäldern spinnt. In diesen
beiden Ländern ist auch die Seidenweberei schon aus den ältesten Zeiten
her bekannt.
Der Seidenwurm aus dem Norden von China hat sich verpflanzen
lassen, die Würmer aus dem Süden, die aber nicht vom Maulbeer-
bäume allein leben, lassen sich nicht zahm aufziehen, sondern leben
nur wild. Aus diesem Grunde ist auch die Seidenzucht erst spät im
südlichen China bekannt geworden, weil dort zu viel wilde Seiden-
Würmer sind.
Die Seidenabfälle gehen meistens nach der Gegend von Jspahan
und Bagdad, wo weiße Burnus aus denselben gemacht werden.
Cocons werden gar nicht versandt; die damit gemachten Versuche sind
sehlgeschlagen, weil man die Cocons nicht gehörig trocknen konnte. Die
nach Europa und andern Gegenden versandte Seide wird nur von der
Provinz Gilhan ausgeführt. Aus andern Teilen Persiens wird keine
Seide versandt. Die Ausfuhr aus Gilhan beläuft sich auf ungefähr
14 Millionen Franks an Wert.
Man unterscheidet nach ihrem Faden und ihrer Feinheit in Gilhan
drei Korten Seide. Alle nach Europa über Konstantinopel ausgeführte
Seide ist von gemischter Masse und von gemischten Fäden. Nach
Osmanen und Palaologen.
597
bali, den Vater seiner geliebten Malchatnn, ausgcstrcckt
Liegen, und siehe, aus Edebalis Brust stieg der wachsende
Mond auf, neigte sich dann zu ihm und gieng in seinem
Busen als Vollmond unter. Da sproßte aus seinen Len-
den ein Baum empor, und breitete Aeste und Zweige
über Meer und Länder und seinen Schatten bis in die
weiteste Ferne: unter ihm standen als 4 Pfeiler der Kau-
kasus und Atlas, der Taurus und Hämus; aus seiner
Wurzel quollen der Tigris und Euphrat, der Nil und
Jster; Schiffe deckten die Flüsse, Flotten die Meere,
Saaten die Felder; aus dem Gebirg rieselten Quellen
durch Rosen und Cypressen; aus den Thälern stiegen
Kuppeln empor, von deren Spitzen der Halbmond funkelte,
von deren Gallericn Gebetruf erscholl; dann erhob sich
ein Wind und senkte die schwertförmig gebildeten Blät-
ter gegen die Stadt des Constantinus, die am Zusam-
menfluß zweier Meere, an der Gränzscheidc zweier Erd-
theile liegt, gleichsam als ein Diamant, der zwischen
zwei Sapphire und Smaragde gefaßt ward: eben wollte
Osman den Ring anstecken, als er erwachte." Ertoghrul
starb 4 288; sein Lehensherr Alaeddin war lange zuvor um-
gckommen, auch Ghajaseddin, Sohn und Mörder Ataeddins,
war todt, Rokneddin und Aseddin standen unter mongolischer
Oberherrschaft; letzterer entfloh 1263 in das byzantinische
Reich und gründete am rechten Ufer der Donau, wo sie
vor ihrer Mündung gegen Norden ausbeugt, im Dob-
îutsch, die erste türkische Aüsiedlung in Europa. 1267
wurde Rokneddin auf Befehl Abaka-Chans von dem mon-
golischen Reichsverweser Perwane erwürgt, und an seine
Stelle sein vierjähriger Sohn Ghajaseddin Keichosrew
gesetzt. Perwane, welcher Rokneddins Wittwe heurathete,
führte die Regierung mit Weisheit, wurde aber endlich
seinem Herrn verdächtig und dem Verdacht folgte 1276
die Hinrichtung. Nun stellte Muhamedbeg, Sohn Kara-
mans, einen gemeinen Türken als angeblichen Sohn des
in der Krim verstorbnen Aseddins als Thronpratendenten
auf. Massud aber, Aseddins wirklicher Sohn, und Gha-
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297
Und welch ein genügsames, feinsinniges und flinkes Heer verschieden-
artigen Getiers haben sich diese Trockenlande erzogen! Grabende Nager
bevölkern zu Tausenden alle Steppen, begnügen sich zur Kost mit den
unterirdischen Teilen, den Knollen, Zwiebeln oder Wurzelstöcken der
dort wachsenden Pflanzen, wenn die brennende Sonne der Trockenzeit
das Grün der Gräser samt der bunten Blumenschar vergilbt, ja in
Zunder verwandelt hat. Dem niedlichen Bobak, einem verwandten des
Murmeltiers in den südrussischen Steppen, dient oft monatelang der
Morgentau an den Grasblättern als einzige Labe. Im prachtvoll durch-
sichtigen, weil dunstfleien Luftmeer zieht der Geier seine weiten Kreise
und erspäht auf unvergleichlich ausgedehntem Gesichtsfeld am Boden
feine Beute mit einer Scharfsichtigkeit, daß man sein Buge mit einem
Teleskop vergleichen darf. Die Fennekfüchschen der Sahara erlauschen
mit ihren breitdreieckigen Ohren, die das Spitzköpfchen so hoch über-
ragen, das fernste Geräusch und sind gleich den wild lebenden Kamelen
des Tarimbeckens bis zur Unerkennbarkeit ihrer Bodenumgebung gleich-
farbig, hier graugelb, dort mehr rötlich. Kamele, Pferde, Kntilopen
und Strauße zeigen sich vor allem dadurch ans Trockenklima angeschmiegt,
daß sie schnellfüßig die gänzlich wasserleeren Strecken durcheilen und
teilweise wunderbar lange Zeit des Wassers völlig entbehren können,
hält doch das zweihöckrige Kamel das Tragen zentnerschwerer Teelasten
durch die Gobi im härtesten Winter aus, selbst wenn es bis zum zehnten
Tag kein Futter erhält und nur auf gelegentliches Schneelecken angewiesen
ist, um den Durst zu löschen. Vas einhöckrige Kamel hält selbst in
der Wüstenglut Krabiens den Karawanenmarsch bis zum fünften Tag
ohne Wasser aus, im Frühjahr, wenn warme Kegen ihm genug „Haschisch"
(Grünfutter) ersprießen lassen, sogar mehr als drei Wochen.
wie sollte da der Mensch als Bewohner des Trockenraums nicht
gleichfalls dessen Gepräge tragen! Lenken wir den Blick zuerst nach
dem Morgenland. Der eigentliche Grient, also was, etwa von Kom
aus betrachtet, den Gstrand des geographischen Gesichtskreises der Ulten
ausmachte, von Kleinasien und Syrien bis zum indischen Fünfstromland,
und was ihm in Krabien sowie in Kordafrika gleichartig sich anschließt,
fällt in jenen gewaltigstem Steppen- und Wüstengürtel der ganzen
Erde, der am Ktlantischen Meer mit der Sahara beginnt und erst mit der
Kirgisenheimat und an der zentralasiatischen Grenze gegen Sibirien, die
Mandschurei und Thina endet. In der Kegel führt man die bekannten
Charakterzüge orientalischen Lebens auf den Islam zurück, als wenn
die Lebensregeln des Koran nicht selbst erst zum guten Teil der Krabischen
wüste entsprossen wären. Gder wenn man sich darauf besinnt, daß ja
dies orientalische Wesen vor Mohammed zurückreicht, mindestens bis in
Kbrahams Zeit, so macht man gern die den Orientalen nun einmal an-
geborene Zinnesrichtung dafür verantwortlich. Das dünkt zwar recht
bequem. Kber so gewiß die Gewohnheit bei den Völkersitten eine sehr
große Kolle spielt, so handelt es sich für die Wissenschaft doch eben um
Uufdecken des Ursprunges der eingewurzelten Gewohnheiten. Da nun Syrer
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152
113. Der ñlbaum.
dorn Festlande. Der schönste Kaffee wächst im glücklichen
Arabien unter dem Namen Mokka. Die Bohne ist kleiner und
gelber und, gut zubereitet, von feinerem, kräftigerem Aroma als
andere Sorten. Die Insel Bourbon liefert gleichfalls eine
gute Sorte Kaffee, während die von San Domingo weniger
geschätzt ist. In England beläuft sich der Verbrauch auf
ungefähr 1'/- kg pro Kopf, in Holland und Deutschland auf
mehr als 7 kg.
113. per Hkölmm.
1. Wer den Ölbaum in seiner Heimat aufsuchen will,
der reise nach Kleinasien, z. B. in den Libanon, wo er als
Wildling fortkommt. In Griechenland, Italien, im südlichen
Frankreich und in Spanien findet er sich nur als Kultur-
pflanze, etwa wie bei uns der Weinstock. Er verlangt ein
gemäßigteres Klima als die Palme.
2. Schon von weitem macht er sich kenntlich durch sein
fahles, grauweiß schimmerndes Laub, das in der Ferne wie
bestaubt aussieht. Am meisten gleicht er in seinem Wachstnme
unserer Weide. Höchst selten trifft man einen gerade und
schlank gewachsenen Baum, fast alle Stämme sind krumm, zer-
rissen, wie vom Blitz gespalten; die alten Bäume sind hohl,
durchbrochen wie ein Glockenstuhl; an der Basis wird stets
Erde aufgehäuft, um die Wurzelknorren zu decken, die sich
aus dem Boden herausarbeiten. Auf diesem phantastischen
Stamm stehen nicht etwa starke Äste (an welchen die Zweige
heraustreiben), sondern ein Wirrsal dünner, schlanker Zweige.
Übersieht man chaher die Olivenpflanznngen, z. B. in der
Provinz Kura in Kleinasien, wo Hunderttausende von Bäumen
bei einander stehen, so gleichen dieselben fast einem Niederholz-
walde, der auf Stelzen steht. Der Baum ist unschön; das
fahle, grauweiß schimmernde Laub gießt eine trübe Färbung
über das Land aus. Der Baum wächst überall wild am
Libanon; um aber genießbare Früchte zu gewinnen, muß er
veredelt werden. Nur solche treffen wir in den Pflanzungen,
aber in den mannigfaltigsten Sorten.
3. Die Frucht, Olive'genannt, ist anfangs grün, reif
blaugrün bis schwarz, eiförmig, von der Größe eines Tauben-
eies; ihr schwarzgrünes Fleisch schließt eine Nuß mit dem
Samenkorn ein. Im Juli und August, wenn (wie z. B. in
Palästina) die Früchte reifen, werden zuerst die Früchte ge-
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Extrahierte Personennamen: August
Extrahierte Ortsnamen: England Holland Deutschland Kleinasien Griechenland Italien Frankreich Spanien Kleinasien Palästina
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
Geschlecht (WdK): Jungen
466
Itt. Länder- und Völkerkunde. Tt. Asien.
Saadi seine Sprüche schuf, beide der Stolz und die Freude auch ihrer
rohesten Landsleute! Noch ist der heitere blaue persische Himmel derselbe
und wölbt sich über dieses geschützte ?Fruchtktima der Trauben und
Orangen, das selbst in Persien kaum seines Gleichen hat, aber die
Herrscher haben ihre Gunst diesem ehemaligen Edelstein ihrer Krone
entzogen, und die Oede kehrt wieder zurück, wo nur dem Fleiße der
Hände, aber auch hundertfältig, die lohnenden Früchte zu Theil werden.
Den letzten Aufschwung erhielt Schiras durch Kerrim Khan, der es
um die Mitte des vorigen Jahrhunderts zum Mittelpunkt seines Reiches
machte, Bazars, öffentliche Gebäude und schöne Gürten schuf und die
Stadt mit starken Festungswerken umgab. Als zu Ende des vorigen
Jahrhunderts Aga Mohamed Khan die Nachfolger Kerrims bei Pcrse-
polis geschlagen hatte, eroberte er Schiras und zerstörte die Werke
des Stammes Send. Seitdem gleicht die Stadt so vielen anderen in
Ruinen liegenden Städten des Orients und ist von Trümmern, Schmutz
und Armuth erfüllt. Selbst die klaren Wogen des von alten Dichtern
verherrlichten Flusses Rocknab ad, welche vordem die Gärten der
Stadt bespülten, haben, durch Vernachlässigung gezwungen, sich ein
neues Bett in einiger Entfernung gesucht. Doch bildet der schön über-
wölbte Bazar Vakyl*), der die Bazars von Konstantinopel, Kairo und
Teheran übertrifft, noch immer einen der Glanzpunkte Persiens, dessen
Bewohner bei dem schönen Schiras und seinem herrlichen Bazar schwö-
ren und fluchen; immer noch sind trotz aller Zerstörung in der nächsten
Umgebung noch einige Gürten übrig geblieben, welche die große schwarze
Traube des feurigen Schiras-Weins, herrliche Pfirsiche, Kirschen, Gra-
natäpfel, Birnen und andere Früchte hervorbringen und umkränzt sind
von Gebüschen der Rose und anderen wohlriechenden Blumen; und
immer noch stehen die Frauen von Schiras im Rufe, die schönsten ihres
Geschlechtes in Persien zu sein.
Eine englische Meile von der Stadt, da, wo ehedem die liebliche
Vorstadt Mosella stand, ruht die Asche von Hafis, dem Lieblingsdichter
Persiens, unter einem Grabmal von weißem Marmor. Viele Reisende
haben den lieblichen Ort und die dunkeln Schatten der Cypressen ge-
priesen, welche Kerrim Khan pflanzte. Letztere zwar sind verschwunden
und zahlreiche Gräber umgeben die Ruhestätte des Dichters, doch bietet
der Ort noch genug des Schattens, und die Aussicht von ihm auf
Schiras und seine Umgebung ist so schön, daß er einer der beliebtesten
Vergnügungspnnkte für die Einwohner von Schiras bildet. Auch die
schöne Abschrift von Hafis' Gedichten, welche am Denkmal befestigt
war, ist nicht mehr, aber der weiße Marmor ist über und über mit
den schönsten Stellen aus den Werken des Dichters, als der edelsten
Lobrede, beschrieben.
*) In dcr Nacht vom 21. zum 22. April 1853 ward Schiras durch ein furcht-
bares Erdbeben heimgesucht; die Stadt ward fast ganz zerstört und der
größte Theil der Einwohner unter den Trümmern begraben.
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220 Kursus Ii. Abschnitt V. § 145.
Fig. 108. Echter Muskatnußbaum. (Myrfstica
fragrans.) a. Weibliche und b. männliche Blüte,
c. Kapsel, d. Längsdurchschnitt der Kapsel,
e. Querdurchschnitt des Samens.
6—12 m hoch.
Fig. 109. Gewürznelkenbaum. (Caryophyllus
aromäticus.) a. Längsdurchschnitt der Knospe,
b. Blüte ohne Blumenblätter, c. Blumenblätter,
welche beim Aufblühen von den Staubgefäßen
gleich einer Mütze abgeworfen werden, d. Beere.
10—12 m hoch.
und Salzwüsten im 0.; nur die Gebirge sind waldreich. Die Randgebirge ver-
hindern die Bildung größerer Flußgebiete. Einzelne Quellen und Binnengewässer
finden sich im Innern, so daß Oasen entstehen konnten. Die Luft ist überaus
trocken; im Sommer wechselt die große Hitze des Tages mit großer Kühle in der
Nacht. Der üppige Pslanzenwnchs verdankt der künstlichen Bewässerung auf den
Stufenländern seine Entstehung; Reis, Getreide, Wein, Mohn, Tabak und Baum-
wolle werden angebaut und die vortrefflichsten Pferde, Maultiere, Kamele, Schafe
und Ziegen gezogen. Der Bergbau liefert Eisen, Kupfer, Petroleum und Salz;
die Industrie ist wenig entwickelt (Seidenwaren, Shawls, Teppiche und Rosenöl).
Dem Karawanenhandel dient das zweihöckerige Kamel.
Die Bewohner sind mohammedanische Perser, Türken, Afghanen und Be-
lntfchen, außerdem Parseu (Feueranbeter), die Anhänger der altpersischen Licht-
religion.
Eine Bodenerhebung teilt Jrän in eine größere-Westhälfte: Persien und in
eine kleinere Osthälfte: Afghanistan (im N.) und Belntschistun (im 8.).
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
82 Die Theekultur.
erhalten. Es bedurften nämlich die Mandschn, nachdem sie
selbst die Herrschaft errungen hatten, natürlich keine Wälle mehr
gegen ihre eigenen, mit Wohlthaten überhäuften Landsleute und
unterließen deshalb olle Ausbesserungen. Verschieden von der
äußeren ist die innere große Mauer, nördlich von Peking. Sie
befindet sich noch jetzt, da man an den schadhaften Stellen immer
wieder mit neuem Mauerwerk nachhalf, in sehr gutem Zustande.
So wenig aber ehemals diese Schutzwälle das Mittelreich vor
der Verwüstung und der Herrschast tatarischer Hordeu bewahrten,
so wenig werden zu unserer Zeit, trotz aller kriegerischen An-
strengungen, die tatarischen Gebieter ihre chinesischen und mon-
golischen Unterthanen der Oberherrlichkeit des Westens und dem
umgestaltenden Einflüsse seiner Kultur entziehen köirnen.
5. Die Theekultur.
a) Der Anbau, b) Die Ernte, c) Schwarzer Thee.
d) Grüner Thee.
a) Die Theepflauzungen im nördlichen Teile von China
befinden sich stets an den unteren Abhängen und auf deu srucht-
barsten Bergseiten, wie in den Niederungen, Die Sträucher
sind regelmäßig in Reihen, etwa 1^/g in von einander entfernt,
gepflanzt. Die einzelnen Pflanzungen sind von geringer Aus-
dehnung. einen Hektar höchstens' aber jeder Landmann hat
seinen kleinen Garten, dessen Ertrag für die Bedürfnisse seiner
Familie genügt. Es giebt nicht leicht ein friedlicheres Bild, als
das einer chinesischen Familie, die mit dem Einsammeln von
Theeblättern beschäftigt ist. Ein Greis, der Vater oder Groß-
Vater der Familie, leitet die Thätigkeit seiner Nachkömmlinge,
man sieht ihn mitten unter denselben, vielleicht durch Alter ge-
beugt, aber immer noch geehrt als das Oberhaupt der Familie.
Nach den Arbeiten des Tages kehren sie in ihre kleinen
Wohnungen zurück; das mäßige Abendmahl, bestehend aus
Fischen, Reis und Gemüse, ist stets lustig, denn alle bringen
ein zufriedenes Herz mit. — b) Die erste Blätterernte geschieht
in der Mitte des April. Sie besteht aus deu jungen Blatt-
knospen, die kaum anfangen, sich zu öffnen, und erzeugt den
sehr feinen Haifangthee, den man in kleinen Quantitäten als
Geschenk an seine Freunde schickt. Vierzehn Tage oder drei
Wochen nach der ersten Ernte haben die Pflanzen neue Blätter
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
136
Asien.
Tungusien oder Amurland.
Dies Land wird auch die Mandschurei genannt, weil es
von dem Volke der Mandscheu oder Mandschuren bewohnt
wird. Auch dies Land ist ein Hochland, überall von Bergen
umgeben, und nur an dem Meere befindet sich ein schmaler, nie-
driger Rand. Daher ist die Luft rauh und kalt, und selbst im
Jun. findet man beim Graben noch Frost in der Erde. Der
große, breite Amur, der aus dem asiatischen Rußland herüber-
kommt, durchfließt das Land, und ergießt sich hier ins Meer.
Das Meer von Ochozk, das japanische und das gelbe
Meer bespülen die Küste. Im Innern ist das Land sehr we-
nig bekannt; aber Seefahrer, welche an der Küste hinfuhren,
können nicht genug das herrliche Grün rühmen, welches sie über-
all sahen. „Der Boden war," sagt einer von ihnen, „mit den-
selben Pflanzen bekleidet, die in unserm Himmelsstriche wachsen,
aber sie waren grüner und kraftvoller; der größte Theil derselben
stand in Blüthe; bei jedem Schritte fand man Rosen, gelbe und
rothe Lilien, Maienblumen, und überhaupt unsre Wiesenblumen.
Fichten bekränzten die Gipfel der Berge; die Eichen fingen et-
was weiter von der Küste an. Die Ufer der Flüsse und Bäche
waren mit Weiden, Birken und Ahornbäumen bepflanzt, und an
der Gränze des großen Waldes sah man Aepfeln und Mispeln
in der Blüthe." So weit Europäer längs dem Ufer des Amur
ins Land gekommen sind, haben sie überall herrliche Wiesen ge-
funden. Dies ist bei dem kalten Klima allerdings zu verwun-
dern; denn der Winter währt vom Ende des Septembers bis in
den April. Dafür soll der Sommer sehr heiß sein. Das Land
wird durchaus von Nomaden und von Fischervölkern bewohnt,
und nur an wenigen Stellen wird Ackerbau getrieben. Schon
daraus geht hervor, daß es sehr wenig bevölkert sei. Die Mand-
scheu sind von mittler Statur, gut gewachsen und schlank, ha-
den kleine, schiefe Augen, kleine Nase, schwarze Haare, gelbe
Haut, und sehr scharfes Gesicht und Gehör. Ihr Charakter ist
offen, aber rauh; sie verabscheuen Diebstahl und Betrug, sind
stolz und kriegerisch, und der chinesische Kaiser nimmt daher seine
Leibwache aus diesem Volke; aber sie sind auch sehr unreinlich,
und plump in ihren Sitten. Sie haben ihre eigene Religion,
wonach sie Gott unter dem Namen Kaiser des Himmels vereh-
ren. Ein besonderer Stamm der Mandschuren sind die Tun-
guse n, die als Nomaden beständig umherziehen, und selten
mehrere Tage an einem Orte verweilen.
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