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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Für einjährigen Unterricht in höheren Mittelklassen berechnet - S. 151

1869 - Hildburghausen : Nonne
Das Ritterthum. 151 kischen und schwäbischen Kaisern. — Außer den Wappen hatten die Niticr auch noch besondere Verzierungen an den Helmen, sogenannte „Kleinode". 2. Zur Ausbildung und Befestigung des Nitterthums trugen wesent- Touruiere lich die Tourniere bei, welche im 12. Jahrhundert (unter Friedrich I.) 12- 8ec' von Frankreich nach Deutschland kamen. Die Tourniere waren feierliche Kampfspiele, die man bei der Krönung eines Fürsten, bei der Geburt und Vermählung eines Prinzen oder bei sonst wichtigen Veranlassungen zu ver- anstalten pflegte. Sie wurden geraume Zeit vorher durch einen Herold angesagt. Wer an denselben als „Kämpe" Antheil nehmen wollte, hatte sich bei den Tourniervögten einschreiben zu lassen. Waren die Festgenossen eingezogen, so schritt man zur Besetzung der Tournierämter. Außer den Tourniervögten gab es Herolde, Ehrenrit- ter und Ehrenknappen, dann Grieswärtel, die auf dem Gries oder Kampfplatz die allzuheftigen Kämpfer auseinander zu bringen hatten, und endlich Prügelknechte, um das Volk in Ruhe zu halten, Nach Touruier- Besetzung der Tournierämter folgte die Helm sch au. Die Tournierer amter. ließen ihre Helme und Paniere an einem öffentlichen Orte aufstellen, und Frauen und Jungfrauen nahmen, von Ehrenrittern und Herolden geführt, die aufgestellten Kleinode in Augenschein. Verbunden mit der Helmschau war die Prüfung der Tournierfähigkeit. Helmschau Zu diesem Zwecke mußte jeder Ritter durch die Ahnenprobe nachweisen, u. Ahnen- daß er mindestens vier ebenbürtige Ahnen habe. Weiter wurden die Tour- probe, niergesetze verlesen und der Tourniereid geschworen. Durch diesen verpflich- tete sich jeder Ritter, nicht mit einem bissigen oder schlagenden Pferde in den Schranken zu erscheinen; keine anderen als landesüblichen Waffen zu führen; mit dem Schwerte nur zu hauen, nicht zu stechen; die Hiehe stets gegen den Oberkörper und das Gesicht zu richten. War dies Alles beendigt, so ward am folgenden Tage das Tournier selbst vollzogen. Die Zuschauer, unter denen auch Damen waren, nahmen die für sie bestimmten Plätze ein. Das Schmettern der Trompeten und das Wirbeln der Pauken verkündete die Ankunft der Ritter. Auf schnau- benden Rossen, in strahlender Rüstung, mit wehenden Helmbüschen ritten Eigentliches sie paarweis in die Schranken. Hier hielten sie. Nun war Alles Erwar- Tournier. ten, Alles Ungeduld. Ein Herold kündigte das Lanzenstechen an und rief mit lauter Stimme diejenigen bei Namen auf, welche sich zuerst gegen einander versuchen wollten. Im vollen Galopp und mit eingelegter Lanze sprengten die Kämpfer auf einander los, und wer durch einen gewaltigen Stoß seinen Gegner aus dem Sattel hob, galt als Sieger. Oft brachen die Lanzen, ohne daß einer der Kämpfer den Sand küßte oder bügellos wurde. Dann mußte das Rennen wiederholt werden, bis ein Sieger her- vorging. Oft kamen Verwundungen und gefährliche Unglückssälle vor, \) Im Jahre 1185 verlor Herzog Gottfried von Bretagne, der Sohn König Heinrichs Ii. von England, in einem Tournier das Leben. Markgraf Johann von Brandenburg, ein Sohn Ottos Iii., blieb 1169 todt auf dem Platze. Ebenso erhielt 1175 Konrad, Markgraf Dietrichs von Meißen Sohn, einen tödtlichen Lanzenstich. Zuweilen mischte sich persönlicher Groll in das Spiel, und dann verwandelte sich der scherz in Ernst. So kamen im Jahre 1175 allein in Sachsen 16 Ritter in Tour- nieren um, und in einem Tourniere zu Neuß in Niederlothringen blieben einmal 42 Ritter und eben so viel Knappen. Bei einem Tourniere zu Darmstadt 1403 gerie-

2. Für einjährigen Unterricht in höheren Mittelklassen berechnet - S. 169

1869 - Hildburghausen : Nonne
Friedrich Hi. 169 die Niederlage bei Böhmisch-Brod *) (1434), wo sie ihre Anführer, die beiden Prokope, verloren, zum Gehorsam gebracht werden 2). Sigismund wurde nun (1436) als König von Böhmen anerkannt, doch starb er schon im folgenden Jahre. Mit ihm war der luxemburgische Mannesstamm erloschen. 4. Beginn der österreichischen Kaiser. — Nach Sigismund erhielt sein Schwiegersohn Albrecht Ii. von Oesterreich (1438 — 39) Albrecht Ii. die deutsche Kaiserkrone, die sortan bei dem Habsburgischen Hause geblieben 1438 — 39. ist. Albrecht war ein streng rechtlicher Mann, starb aber zum Leidwesen der Deutschen schon nach 19 Monaten. Seinem Vetter und Nachfolger Friedrich Iii. (1439—1493) gebrach es an allen Herrschergaben, nament-Friedrichlll. lich an Thatkraft und Entschlossenheit, so daß er der Regierung des um-1489—93. fastenden Reichs nicht gewachsen war. Zunächst vereitelte er die Hoffnun- gen, welche das Konzil zu Basel für eine Verbesserung der Kirche erregt hatte. Von demselben waren nicht nur die hustitischen Händel in Betracht gezogen, sondern auch strenge Gesetze gegen verschiedene Mißbräuche der Kirche erlassen und von Neuem festgestellt worden, daß eine allgemeine Kirchenversammlung über dem Papste stehe. Ob dieser Beschlüsse gerieth der Papst Eugen Iv. so in Sorge, daß er den ersten Vorwand ergriff, um das Konzil nach Ferrara I (1438) zu verlegen. Allein viele der Prälaten blieben zurück und beharrten bei den gefaßten Reformationsbe- schlüsten. Albrecht Ii. hatte die Baseler Bestimmungen gutgeheißen; Fried- rich Iii. aber ließ sich durch seinen Geheimschreiber, den feinen Italiener Aeneas Sylvius (nachmaligen Papst Pius Ü.) gewinnen und bewilligte dem römischen Stuhle das Aschaffenburger *) Konkordat, wodurch Aschaffen- jenen Verordnungen die Genehmigung entzogen und das Konzil zu Basel bmger Kon- geschlossen wurde (1448). Zum Lohne hierfür ward er bald darauf vom kordat14t8. Papste in Rom gekrönt (1452). Alsdann vermochte Friedrich nicht, in Deutschland Ruhe und Ordnung herzustellen. Zahlreiche Fehden herrschten zwischen den Großen des Reichs und zwischen diesen und den Stgdten. In Sachsen entstand zwischen dem Kurfürsten Friedrich d eni Sanftmüthigen und seinem Bruder W i l- h e lm der sogenannte Bruderkrieg (1446—1451), der den (am 7. Juli 1455) Sächs. Bru- von Kunz von Kauffungcn verübten Prinzenraub zur Folge hatte. Der tapfere Markgraf Albrecht Achilles von Brandenburg-Kulm bach — ' führte eine blutige Fehde gegen die Reichsstadt Nürnberg, Graf Ulrich von Württemberg gegen die Reichsstadt Eßlingen ^) und so auch andere Fürsten gegen andere Städte. Ueberall war Willkür und Gewaltthat. Und endlich wußte Friedrich die großen Erscheinungen seiner Zeit nicht zu würdigen. Viel ist unter ihm, aber nichts durch ihn geschehen, denn er steht bereits auf dem Wendepunkte, wo das Mittelalter in die Neuzeit * l) !) V öhm isch-Br ob, Stadt 12 Meilen südlich von Prag. — Ferrara. Stadt im Königreich Italien, an einem Arme deö Po. 2) Aus den Resten der Taboriten bildete sich seit der Mitte deö 15. Jahrhun- derts die böhmische Brüdergemeinde, welche sich trotz vieler Verfolgung bis auf den heutigen Tag erhalten hat. Die Kalixtiner hingegen sind seit dem 16. Jahr- hundert aus der Geschichte verschwunden. l) Aschaffen bürg, Stadt im nordwestlichen Baiern am rechten Ufer deö Main. — Eßlingen, Stadt am Neckar, oberhalb Stuttgart.

3. Für einjährigen Unterricht in höheren Mittelklassen berechnet - S. 162

1869 - Hildburghausen : Nonne
162 Mittlere Geschichte. ufer bei Wien), in welcher der Böhmenkönig Sieg und Leben verlor. Bei diesen Kämpfen fühlte Rudolf jedoch sehr den Mangel einer bedeutenden Hausmacht und war eben deshalb bemüht, seiner Familie ein größeres Erbgut zu verschaffen. Und wirklich genehmigten die Reichsfürsten, daß er seinen Sohn Albrecht mit Ländern aus Ottokar's Hinterlassenschaft — mit Oesterreich, Steiermark, Kram und der windischen Mark — belehnte, wodurch die habsburgische Macht in Oesterreich begründet wurde. 2. Als Rudolf starb (1291), wurde, weil man die Macht des habs- burgischen Hauses bereits zu fürchten anfing, nicht dessen Sohn Albrecht, Adolf von sondern der Graf Adolf von Nassau zum Kaiser gewählt. Diese Er- Nassau Höhung war von dem Erzbischof Gerhard von Mainz angeregt und mit 1291—98. großer Klugheit durchgeführt worden. Adolf besaß ritterliche Eigenschaften, zu solch' hoher Würde aber weder Macht noch Ansehen genug. Nach dem Beispiel seines Vorgängers suchte auch er die Macht des eigenen Hauses zu mehren; doch gebrauchte er hierzu Mittel, welche Aller Herzen von chm abwendeten. Um Geld zu erhalten, versprach er dem Könige von Eng- land Hilfe gegen Frankreich, und da der Krieg nicht zu Stande kam, so Erkaufung kaufte er von der beteits erhaltenen Summe das Land Thüringen. Hier Thüringens, herrschte damals Albrecht der Entartete, welcher seine treffliche Ge- mahlin Margaretha, Tochter Kaiser Friedrichs Ii., verstoßen und Kuni- gunde von Effenberg geheiratet hatte. Als die arme Mutter ihre Kinder verlassen mußte, biß sie im Schmerz des Abschieds ihren ältesten Sohn Friedrich in die Wange, weshalb er in der Geschichte den Namen: „Fried- rich der Gebissene" erhalten hat. Der unnatürliche Vater aber verkaufte die Erbländcr der beiden älteren Söhne Diezmann und Friedrich an Kaiser Adolf, um das Geld (12,000 Mark Silber) dem aus zweiter Ehe gebor- nen Lieblingssohn, Apitz, zuzuwenden. Die beiden älteren Söhne kämpf- ten aber ritterlich für ihr Erbe und fanden an ihren Ständen treue Helfer. Der Kampf währte fünf Jahre (1293—97). Doch vermochte Adolf nur einen kleinen Theil des erkauften Gebiets zu erobern. Durch solch' unwürdiges Verfahren hatte sich der Kaiser verhaßt ge-^ macht; dazu kam, daß der Erzbischof von Mainz, dem er nicht in allen Stücken willfahrte, mit- ihm unzufrieden war. In einer Fürstenversamm- lung wurde daher — aus Anregung des Erzbischofs — Adolf abgesetzt: „Weil er Kirchen verwüstet, von einein Geringeren (dem König von Eng- land) Sold genommen, das Reich nicht gemehrt, sondern gemindert, und Albrecht v. den Landfrieden nicht gehandhabt habe"; — und Albrecht von Oester- Oesterreich reich zum Herrscher erkoren. Die beiden Gegner zogen wider einander und schlugen bei Göllheim (unweit Worms) die entscheidende Schlacht, 1298™ *n ^cr Adolf Krone und Leben verlor (1298). Nach diesem Siege wurde Albrecht I. allgemein als König anerkannt. Er war ein stolzer und strenger, ja harter Mann, was sich auch schon in seinem finstern, einäugi- gen Gesicht zu erkennen gab. Zwar gegen den Mainzer Erzbischof war seine Strenge gerecht; denn da er dessen Willen nicht in Allem thun wollte, sprach derselbe: „Er habe noch mehr Kaiser in seiner Tasche", — und ging damit um, wirklich einen neuen Kaiser wählen zu lasten; allein Albrecht trieb ihn schnell zu Paaren, daß er um Gnade bitten mußte. Aber in anderen Fällen waren seine Anschläge nicht immer dem Rechte gemäß. Vornehmlich gingen sie darauf aus, viele Länder für sich zu er-

4. Für einjährigen Unterricht in höheren Mittelklassen berechnet - S. 208

1869 - Hildburghausen : Nonne
208 N e u e Geschichte. war ein europäischer Krieg dem Ausbruch nähr, da wurde Heinrich Iv. durch Rav aillac ermordet (1610). Beide Theile legten für diesmal die Waf- fen wieder nieder, ohne daß die gegenseitige Erbitterung nachgelassen hätte. Dem Kaiser Rudolf waren übrigens für feine letzten Lebensjahre noch bittere Kränkungen aufgespart. Voll Haß gegen Matthias suchte Rudolf ihm Böhmen vorzuenthalten und die Thronfolge dem Erzherzog Leopold zuzuwenden. Allein Matthias erschien mit einem Heere vor Prag, besetzte die Stadt und berief die Stände ein. Jetzt verzichtete Rudolf zu Gunsten feines Bruders, um einer schimpflichen Absetzung zu entgehen, auch auf Absetzung Böhmen, Schlesien und die Lausitz. Der länderlose Kaiser lebte nun auf Rudolfs Ii. dxm Hradschin *) und hatte einen so kärglichen Jahrgehalt, daß er die Kurfürsten um eine Gelduntcrstützung bitten ließ. Allein diese drangen auf die Wahl eines römischen Königs und hatten bereits einen Wahltag nach Frankfurt ausgeschriebeu, als Rudolf in seinem 60. Jahre lebenssatt und unbeweint starb (1612). Matthias 4. Matthias (1612—19).— Die Neuwahl eines Kaisers fiel auf den 1612— 19. Aeltesten des österreichischen Hauses, auf Matthias. Derselbe wurde zu Frank- furt mit uie gesehener Pracht gekrönt. Alle Kurfürsten waren zugegen, bis auf den Brandenburgischen, der durch seinen Sohn vertreten wurde, und außerdem eine Menge von Fürsten und Grafen. Fest folgte auf Fest; der neue Herrscher nahm an den Vergnügungen den regsten Antheil. Aber hinter dem glänzenden Vorhänge lauerten die Geister der Zwietracht. An den Katholischen konnte man merken, daß sie sich im Geheimen von der Thä- tigkeit und Entschlossenheit des neuen Kaisers große Vortheile versprachen, und an den Unirten, daß sie über die anscheinende Kränklichkeit desselben sich freuten. Merkwürdig ist in dieser Richtung ein Wort des Fürsten Christian von Anhalt, eines eifrigen Protestanten. Die Zweideutigkeit von dem Fest hernehmend, soll er geäußert haben: „Wenn es zum rechten Tanze komme, so werde Se. Majestät keine große Sprünge mehr machen." In der That war Matthias nicht so thätig, als man erwartet hatte, und bald zeigte es sich, daß er nicht im Stande war, die Parteien zu zügeln oder zu versöhnen. Dabei wurde er immer kränklicher und so mußte er sich's, zumal er kinderlos war, gefallen lassen, daß man ihm bei Lebzeiten und der Pfalzgraf von Neuburg zuerst Besitz und errichteten einen Vertrag zu Dort- mund, nach welchem sie das Land, bis zu ausgemachter Sache, gemeinschaftlich ver- walten wollten. Der Kaiser dagegen, mit dem eigenmächtigen Verfahren der beiden Fürsten unzufrieden, schickte den Erzherzog Leopold, Bischof zu Passau, ab, um das Land als verfallenes Neichölehen einzuziehen. Dieser kam auch, konnte jedoch nur die Stadt Jülich besetzen. Diese Einmischung des österreichischen Hauses regte hinwiederum die Union aus; sie versprach den beiden bedrohten Fürsten Beistand und fing an zu rüsten; auch der französische König Heinrich Iv. sagte Hülfe zu. Mit dem Frühling des Jahres 1610 rückte die Union wirklich in's Feld und zerstreute einige Tausend Manu, welche der Erzherzog Leopold im Elsaß geworben. Solches Auftreten der Union wollten die katholischen Fürsten, welche die Ligue geschlossen, sich nicht gefallen lassen und rüsteten gleichfalls. Unter solchen Verhältnissen wurde Heinrich Iv. er- mordert und darauf ließen sich die Unirten zu einer gütigen Beilegung der Sache bewegen. — Brandenburg und Neuburg theilten sich später in das erledigte Land: Brandenburg nahm Kleve, Mark und Ravensburg; Neuburg nahm Jülich und Berg. l) Hradschin, das königliche Schloß in Prag, auf der sogenannten kleinen Seite der Stadt.

5. Für einjährigen Unterricht in höheren Mittelklassen berechnet - S. 222

1869 - Hildburghausen : Nonne
222 Neue Geschichte. folgten, welche ihm beim Aufstehen und Ankleiden behilflich gewesen waren. Der Glanz des französischen Hofes erfüllte ganz Europa mit blinder Verehrung und verleitete fast alle Fürsten, besonders die deutschen, zur lächerlichsten Nachäffung. Jeder Fürst wollte ein Ludwig im Kleinen sein; jeder bildete ein besondern Hof, wo in Pracht und Verschwendung, in Sitten und Moden, in Sprache, Literatur und Kunst der französische Hof als Vorbild galt. Mit dem Hofe nahm auch der Adel in Deutsch- land die französische Sprache an und schämte sich der guten alten Mutter- Bildungs- spräche. Paris galt als Mittelpunkt der europäischen Kultur, der feineren re|jfu ”ctc^ und höheren Lebensvildung; aus allen Gegenden von Deutschland wurden >aiu- sogenannte Bildungsreisen dahin gemacht. So verbreitete sich das prunkende verweichlichende Frauzosenthum immer weiter über die höheren Stände; kaum noch blieben die unteren Volksklassen dem ernsten und biederen Sinne ihrer Voreltern getreu und retteten vaterländische Sitten und Gebräuche vor fremder Ansteckung. 4. Ludwigs Xiv. Eroberungssucht und Un du ldsamkeit.— Die gebietende Stellung, welche Ludwig im Innern seines Reichs einnahm, wollte er auch gegen seine Nachbarn, ja gegen ganz Europa durchsetzen. Nach außen trat er deshalb als Eroberer auf und brachte so unendliches Weh über sein Land, ja über die ganze Menschheit. In den Kriegen stand ihm meist das Glück zur Seite, doch wurden die Schlachten nicht durch ihn, sondern durch seine ausgezeichneten Generale: Luxemburg, Schomburg, Katinat, Vendomeund Tür enne geführt. Die Friede zu Friedensschlüsse, welche in Ludwigs Xiv. Regierungszeit fallen, sind Nimwegen ver w e st fä l isch e Friede (1648), der Friede zu Ni mw e g en *) (1678), ^?in"rhswiki) (1697), Utrecht (1713), Rastadt (1714) und Baden ^Utredst ' dlargau in der Schweiz (1714). Fast eben so sehr wie durch Erobe- 1713 Ra- rungssucht schadete Ludwig Xiv. seinem Land durch Unduldsamkeit gegen stadl'und die Kalvinisten. Wegen Aufhebung des Edikts von Nantes (1685) verlor Baden es mehr denn eine halbe Million betriebsamer Einwohner, die in den 1714. benachbarten Staaten (Schweiz, Rheinpfalz, Brandenburg, Holland, England) eine freundliche Aufnahme fanden. — Als Ludwig Xiv. am 1. September 1715 starb, da jubelte das Volk, das er während seiner 72jährigen Regierung nicht nur arm gemacht, sondern auch der Sittlich- keit und alles Vertrauens beraubt hatte laut bei der Nachricht^von seinem Tode. Der Pöbel verfolgte sogar den Leichenzug des Königs nach St. Denisi) mit solchem Unwillen, daß man genöthig war, Seitenwege einzuschlagen. 76. Preußen: Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst (1640 —88), und seine nächsten Nachfolger. 1. Belehnung Friedrich's von Hohenzollern mit der Mark Brandenburg (1415). Verwandlung des Herzogthums Preußen in ein weltliches Besitzlhum (1525). Ueber- gang des Herzogthums Preußen von der fränkischen Linie der Hohenzollern an die brandenburgische (1618). Kurfürst Georg Wilhelm (1619—40) und der 30jährige i) Nimwegen, Stadt im jetzigen Holland, an der obern Waal (südlichem Arm des Rheins). — Ryswik, holländisches Schloß, 1 Stunde südlich von Haag. — St. Denis, Stadt unweit des rechten Ufers der Seine, 2 Meilen unterhalb Paris.

6. Für einjährigen Unterricht in höheren Mittelklassen berechnet - S. 204

1869 - Hildburghausen : Nonne
204 Neue Geschichte. und Schrift den Protestanten, welche sich durch theologische Zänkereien zersplitterten, entgegen und brachten es endlich dahin, nicht nur der Refor- mation Halt zu gebieten, sondern auch viele Neugläubige zur alten Kirche zurückzuführen. Die Hauptsache aber blieb, die Fürsten zu vermögen, daß sie ihren Unterthanen die Rückkehr zum Katholicismus geboten. Die Jesuiten bestrebten sich daher, den katholischen Fürsten eine Gegenr esor- matio n zur Gewissenspflicht zu machen, und behaupteten, der Religions- sriede habe seit dem Tridentinischen Konzil seine Kraft verloren, da er nur bis zu Entscheidung durch eine Synode eingegangen worden, und die Reformirten hätten vollends keine Ansprüche darauf, da sie von der Augs- burgischen Konfession abgewichen seien. Bei Maximilian Ii. fanden jedoch solche Lehren keinen Boden. Und was er von den Ketzerverfolgungen un- ter Katharina von Medicis und Philipp Ii. dachte, zeigt die Aeuße- rung, welche er 1572 that: „Ich habe keine Macht über die Gewissen und darf Niemand zum Glauben zwingen. Die tollen Leute sollten bil- lig in so viel Jahren gesehen haben, daß es mit dem tyrannischen Köp- fen und Brennen sich nicht will thun lassen. Spanien und Frankreich machen es, wie sie wollen; sie werden es vor Gott verantworten müssen. Ich für menre Person will ehrbar, christlich, treu und aufrichtig handeln, und wenn ich das thue, so bekümmere ich mich nicht um diese böse und heillose Welt." Maximilian Ii. hat sogar verschiedene Versuche gemacht, die streitenden Religionsparteien mit einander auszusöhnen, konnte jedoch bei der Halsstarrigkeit der Gegner seinen Zweck nicht erreichen. Letzter Aus- Besser gelang es dem Kaiser, einen neuen (und zwar den letzten) Aus- bruch des bruch des Faustrechts H auszutilgen. Dieser zeigte sich in den Grum- Faustiechtö. bachschen Händeln. Der fränkische Ritter Wilhelm von Grumbach glaubte sich durch den Bischof von Würzburg (Melchior von Zobel) in einer Lehenssache widerrechtlich behandelt, und obwohl ihm das Reichskam- mergericht die Wiedereinsetzung in seine verlorenen Lehngüter zugesprochen hatte, so konnte Grumbach doch die Vollziehung des kammergerichtlichen Urtheils nicht erwirken. Als nun der Bischof von Würzburg 1558 auf ossenem Wege ermordet wurde, fiel der Verdacht, diese That veranlaßt zu haben, auf Grumbach, ohne daß man ihn jedoch überweisen konnte. Dagegen machte sich Grumbach einer anderen That schuldig, welche strenge Bestrafung forderte. Er überfiel nämlich 1563, in Verbindung mit meh- reren Reichsrittern und im Vertrauen auf den Schutz des Herzogs Jo- hann Friedrich von Sachsen-Gotha, die Stadt Würzburg und ver- schaffte sich mit Gewalt von dem dortigen Domkapitel die Wiedereinsetzung Unter- in seine Güter. Johann Friedrich von Gotha war der Sohn Johann drückung der Friedrich des Großmüthigen und hoffte, mit Grumbach's Unterstützung die Grumbach- verlorene Kurwürde wieder an sein Haus zu bringen. Als Grumbach Miibet lue9en Landfriedensbruches in die Reichsacht gethan wurde, nahm sich Jo- ^ Hann Friedrich des Ritters an, verweigerte seine Auslieferung und zog so dieselbe Strafe auf sein eignes Haupt. Der Kurfürst August wurde mit der Vollziehung der Reichsacht betraut. Johann Friedrich vcrthei- ft Noch zu Lulherö Zeit hatten mehrere berühmte Edelleute von dem Fehde- wesen nicht gelassen: so Götz von Berlichiugen, Franz von Sick in gen und Ulrich von Hnt!cn.

7. Für einjährigen Unterricht in höheren Mittelklassen berechnet - S. 223

1869 - Hildburghausen : Nonne
Preußen: Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst re. 223 Krieg. Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst (1640—88). Beschränkung der Land- stände. Erwerbungen im westfälischen Frieden 1648 (Magdeburg, Halberstadt, Minden, Kammin). Vertrag zu Weh lau 1657: Entlassung des Herzogthums Preußen aus der polnischen Lehnsherrlichkeit. Theilnahme Friedrich Wilhelms an dem Kriege gegen Ludwig Xiv. (1674). Sein «Lieg über die Schweden bei Fehrbellin (1675). Auf- nahme französischer Flüchtlinge (nach 1685). Versuch zur Gründung einer Seemacht (1687). Friedrich Wilhelms Charakter. 2. Kurfürst Friedrich Iii. (1688—1713). Sein Streben nach der Königswürde. Endliche Zustimmung Kaiser Leopolds I. (1657-^1705). Friedrichs 1. Krönung in Königsberg (18. Januar 1701). Urtheile , über diese Erhöhung. Ländererwerb Friedrich I. (Meurs, Liugeu; Tecklenburg; Neuenburg und Valengin). Stiftung der Universität Halle (1694) und der Societät der Wissenschaften in Berlin (1700'). Friedrichs I. Tod (1715) Erschöpfung des Staates. 3. Friedrich Wilhelm I. (1718—40). Seine Sparsamkeit: einfache Bedie- nung, einfache Kleidung, einfache Vergnügungen. Aufwand für die Wiederbevölke- rung Litthaueuö. Errichtung, nützlicher Anstalten. Geringschätzung der Wissenschaften durch Friedrich Wilhelm I. Seine Vorliebe für das Soldateuwesen. Das Pots- damer Leibregiment. Fürst Leopold von Dessau der Ererciermeister des preußischen Heeres (80,000 Mann). Deö Königs Heftigkeit und- Prügellust. Erweiterung des Staatsgebietes im Frieden zu Stockholm 1720 (Vorpommern bis zur Peene). Der volle Staatsschatz. Friedrich Wilhelm I. f 1740. 4. Friedrich Ii., der Große (1740 —86): Vollender der preußischen Monarchie. 1. Die Grundlage der preußischen Monarchie bildet die Mark Bran- denburg, welche 1415 der Burggraf Friedrich v. Nürnberg, aus dem Hause Hohenzollern, nebst der Kurwürde erb- und eigenthümlich erhielt; den Na- men verlieh ihr das 1618 erworbene Herzogthum Preußen. Dieses Land haben (s. oben S. 149) wir bis zum Jahre 1525 verfolgt, wo es ein Preußen ein weltliches Hcrzogthum wurde. Mit dieser Verwandlung ging es zugleich weltliches in den Besitz des damaligen Hochmeisters, des Markgrafen Albrecht vonherzogthum Brandenburg (-Kulmbach) über, der es im Frieden von Krakau als 1525, polnisches Lehen empfing. Unter Albrechts Regierung gewann das Her- zogthum trotz mehrfacher bürgerlicher Unruhen und Religionsstreitigkeiten an Wohlstand und Bildung, durch ihn erhielt es 1546 die Universität Königsberg, gute Schulen, eine polnische Uebersetzung der Bibel und andere nützliche Bücher in deutscher, polnischer und litthauischer Sprache. Albrecht starb 1568 und hinterließ das Land seinem gleichnamigen Sohne, welcher Vereini- aber blödsinnig wurde. Dessin Schwiegersohn, Kurfürst Johann Sigis-gung Preu- mund von Brandenburg erbte es (1618) und erhielt es als Lehen von mit Polen; seitdem ist Preußen ununterbrochen bei dem hohenzollerstchen-bran-. àuoen- denburgischen Hause geblieben. ""rg idi». Georg Wilhelm folgte seinem Vater 1619. Unter ihm brachen über Georg den Staat die Gräuel des 3ojahrigen Krieges herein. Ohne innere Kraft Wilhelm schwankte der Kurfürst zwischen den streitenden Mächten hin und her. 40- fangs blieb er parteilos, sah aber seine Marken durch dänische Schaaren und Mansfelds Horden verwüstet. Darauf hielt er es mit dem Kaiser, bis er von Gustav Adolf genöthigt wurde, sich Schweden anzuschließen. Nun hatte das Kurfürstenthum von den Brandschatzungen Wallensteins und Tillys entsetzlich zu leiden, und als endlich Brandenburg, durch den Minister Schwarzenberg verleitet, dem Prager Frieden beitrat, fielen die Schweden sengend und brennend in's Land ein und schlugen den unglück- lichen Bewohnern neue Wunden. Die Mark glich einer Einöde, einer Wüste voll rauchender Trümmer und Todesangst. Da starb Georg Wil-

8. Für einen einjährigen Unterricht in einer unteren Klasse berechnet - S. 134

1862 - Hildburghausen : Nonne
134 Mittlere Geschichte. Regierung; ein Held gewaltig und fromm, wie sein Vorbild Karl der Große. — Ueber alle Beschreibung war die Bestürzung und Trauer des Heeres. Jeder glaubte in ihm seinen Vater verloren zu haben. Tiefgebeugt zogen die Kreuzfahrer *) weiter und beerdigten in Tyrus die Gebeine des großen Kaisers. In Deutschland wollte und mochte man lange nicht glauben, daß der Schirmherr des Reiches, der gefürchtete und geachtete Rothbart wirklich gestorben sei. Die Volkssage hat ihn nach Thüringen in den Kyffhäuser^) versetzt. Dort sitzt er im unterirdischen Saale, nachdenkend und sinnend am marmornen Tisch. Zu Zeiten gelingt es einem Sterblichen in jenes Gemach zu dringen, dann wacht der Kaiser ans seinem Schluinmer aus, schüttelt den rothen Bart und begehrt Kunde, ob noch krächzende Raben des Berges Felsenhöhe umkreisen. So lange die schwarzen Vögel noch um die öde Felsenkrone flattern und ein Adler sie nicht Hinweggetrieben hat, so lange, meldet die Sage, verharrt der Kaiser in seiner verfallenen Burg. Vernimmt er, daß sie noch kreischen, dann blickt er düster vor sich hin, seufzt tief auf und spricht: „Schlafe wieder ein, müde Seele, noch muß ich hun- dert Jahre harren, bevor ich wieder unter meinem Volke erscheine." 30. Kaiser Friedrich Ii. 1215- 1250. 1. Heinrich Vi. 1190—97. Philipp von Schwaben 1198—1208 und Otto Iv. von Braunschweig 1198—1215. Friedrich Ii., gekrönt 1215 zu Aachen als deutscher König und zu Rom 1220 als römischer Kaiser. Friedrich Ii. in Unteritalien; vierter Kreuz- zug 1228—29. 2. Friedrich des Ii. Krieg mit den Lombarden 1231—50: Empörung Heinrich's 1235. Schlacht bei Cortenuova 1237. Mongolenschlacht bei Wahlstatt 1241. 3. Kirchenversammlnng zu Lyon 1245. Die Gegenlonige: Heinrich Raspe, 1246—47. Wilhelm von Holland 1247—56. Friedrich des Ii. Tod 1250. 1, Heinrich Vi. (1190 — 1197), Sohn und Nachfolger Friedrich Barbarossa's, verband mit den Kronen, welche sein Vater getragen hatte, noch überdies als Gemahl der Konstantia, die sizilische Königskrone. Als er, kaum 32 Jahre alt, im Jabre 1197 zu Messina gestorben war, fielen seine Erbländer (Neapel und Sizilien) an seinen dreijährigen Sohn Friedrich, dessen Vor- mund Papst Innocenz Iii. war; in Deutschland aber wurde von der hohenstausischen Partei Heinrich's jüngster Bruder, Philipp von Schwaben (1198 — 1208), von der welfischen Partei der zweite Sohn Heinrich des Löwen, Otto Iv. von Braunschweig (1198 —1215), zum Könige ge- wählt. Philipp war im Kampfe mit seinem Gegner meist glücklich, wurde aber von dem Psalzgrafen Otto von Wittelsbach im Jahre 1208 ermordet, worauf Otto in Deutschland allgemeine Anerkennung fand und auch zum An diesem dritten Kreuzznge nahmen auch noch Richard Löwenherz, König von England und Philipp August, König von Frankreich, Theil; trotzdem endigte derselbe wie der zweite auch erfolgslos im Jahre 1191. (Kursus 2. S. 136—142.) 2) Der Kyfshäuser ist ein Bergrücken an der Grenze des Thüringer Waldes und der goldenen Aue, im jetzigen Fürstenthum Schwarzbnrg-Rndolstadt. Auf dein höchsten Punkt des Kvsfhäuser's stand die Burg Kyffhausen, von der jetzt nur noch ein mitten von einander geborsteter Thurm, ein gewölbter Gang (Thor), ein Brunnen und einige Mauerreste übrig sind.

9. Für einen einjährigen Unterricht in einer unteren Klasse berechnet - S. 115

1862 - Hildburghausen : Nonne
Otto der ©rosse. 115 Sachsen, verbreitete auch Otto in den unterworfenen Ländern das Christen- thum. Schon in der Zeit von 946—950 hatte er Bisthümer*), Kirchen und Schulen unter den slavischen und normannischen Völkern gegründet und 950 den Böhmeuherzog zur Taufe gezwungen, 966 ließ sich der Dänenkönig taufen und gebot allen seinen Unterthanen die falschen Götter zu verlassen. Zu derselben Zeit trat der Polenherzog zum Christenthum über, bekehrt durch seine Gemahlin, die Tochter Boleslaw's von Böhmen. Zwei Jahre später (968) wurde das Bisthum Magdeburg zum Sitz eines Erzbischofs erhoben, um ein Mittelpunkt für die Mission unter den Slaven zu werden. Die Bisthümer Brandenburg und Havelberg wurden dem neuen Erzstift unter- geben, sowie die neugegründeten in der thüringischen Mark (Merseburg, Mei- ßen und Zeitz2); wozu b§ld darauf noch das Bisthum Posen 2) für Polen kam. Selbst nach Ungarn wurden 973 Boten des Evangeliums gesendet und am Schluffe des l 0. Jahrhunderts (995) wurde auch dieses Land dem Christenthum gewonnen. Schon im Jahre 966 unternahm Otto .den dritten Römerzug. Die Römer hatten nach Leo des Viii. Tode mit des Kaisers Zustimmung Jo- hann Xiii. zum Papste erwählt (965). Aber die mit ihm unzufriedene Adels- partei nahm ihn bald darauf gefangen. Zwar entkam er und die Römer nah- men den Flüchtigen (966) wieder feierlich in die Stadt aus. Doch Otto wollte mit seinem Regiment nicht scherzen lassen. Schon rückte er mit einem be- trächtlichen Heere nach Süden und zog am Weihnachtsfeste 966 als strafender Richter in Rom ein. Die Führer des Aufstandes ließ er ergreifen ; die vom Adel sandte er in die Verbannung nach Deutschland, elf aus dem Volke ließ er mit dem Strange hinrichten und zur Verhütung ähnlicher Frevel setzte er einen „kaiserlichen Sendboten" als Statthalter in Rom ein. Selbst bis Unteritalien erweiterte Otto diesmal seine Herrschaft, in- dem die Fürsten von Kapua und Benevent 3), die bis dahin Vasallen des griechischen Kaisers waren, sich freiwillig ihm unterordneten. Um aber das ganze Gebiet der südlichen Halbinsel mit seinem Reiche zu vereinigen, sollte mit Theophania, der griechischen Kaiserstochter, sein Sohn Otto sich ver- mahlen. Dieser, Otto Ii., war bereits 961, ein sechsjähriger Knabe, zu des Vaters Nachfolger in Deutschland gewählt worden .und wurde jetzt (967) auch als römischer Kaiser gekrönt. Aber des Kaisers Heiratsantrag hatte zunächst in Konstantinopel keinen Erfolg. Otto I. glaubte sich von den die Grenzen des Herzogthmns Polen (Warthe) erstreckte sich die Ostmark (der Süd- osttheil der Provinz Sachsen, der Südtheil der Provinz Brandenburg und Nordwest- schlesien). — An der obern Saale bis jenseits der Neiße lag die thüringische Mark, aus der sich später die Mark Meißen bildete (der Osttheil der sächsischen Herzog- thnmer, das Königreich Sachsen und Theile des nordwestlichen Schlesiens). r) In der dänischen Mark (Schleswig undjntland) gründete Otto die Bischofs- sitze: Schleswig, Ripen und Aarhuus; im Lande der Slaven: Oldenburg (im jetzigen Holstein), Havelberg und Brandenburg. 2) Der erste Bischof von Meißen hieß Bnrchard (Burkhardns); er wurde am Weihnachtsfest 968 zu Magdeburg geweiht. — Zeitz an der Elster in der Pro- vinz Sachsen. Der Bischofssitz wurde 1029 von Zeitz nach Naumbnrg verlegt. — Posen an der Warthe, jetzt Hauptstadt der preußischen Provinz Posen. 3) Kapna S. 58. Anm. 1. — Benevent S. 53. Sinnt. 2. Die Fürstenthümer Kapua und Benevent bildeten den nördlichen Theil des jetzigen Königreiches Neapel. 8*

10. Für einen einjährigen Unterricht in einer unteren Klasse berechnet - S. 149

1862 - Hildburghausen : Nonne
Johann Huß. 149 stand, durch eine Stimmenmehrheit von den drei Nationen gegen die eine böhmische, die Schriften Wiklefts verdammt wurden. Dies dünkte Huß und seinen Freunden ein solcher Eingriff in ihre Rechte, daß sie mit Zustimmung des Königs Wenzel ft die Verfassung der Universität änderten und bei allen Verhandlungen der böhmischen Nation drei, den Ausländern nur eine Stimme zuerkannten. Hiermit waren die Ausländer, Professoren und Studenten, nicht einverstanden, zogen aus und gründeten die Universität Leipzig 1 409* 2 3 4). Indessen fuhr Huß fort im Geiste Willefs die sittliche Verdorbenheit der Geistlichen und verschiedene Mißbräuche der Kirche anzugreifen, worauf ihn der Erzbischof bei dem Papste verklagte, ihm das Predigen verbot und die Schriften Wiklef's verbrannte. Darüber gericth das Volk in Bewegung, cs geschahen Mordthaten, man plünderte Kirche und Klöster. Der Erzbischof wandte sich abermals an den Papst, der Huß nach Roin vorlud, allein die- ser leistete der Vorladung keine Folge und berief sich auf ein allgemeines Koncil (Kirchcnversammlung). Als nun gar der Papst für Geld Ablaß (S. 163. Anm. 2.) ertheilte, griffen Huß und Hieronymus dieses unchristliche Verfahren schonungslos an. Die Folge davon war, daß der Papst den Bann über sie aussprach. Huß floh nach Husffnetz, wo er unter freiem Himmel unter großem Zulauf des Landvolkes predigte und kraftvolle Trost- und Er- mahnungsbricfe an seine Gemeinde nach Prag schrieb. 2. Als im Jahre 1414 das Koncil ft zu Kostnitz zusammenkam, verlangte Huß zu seiner Rechtfertigung vor dasselbe gestellt zu werden. Kai- ser Sigismund ft gab ihm einen Gelcitsbries, in welchem er ihn in seinen und des heiligen römischen Reiches besonderen Schutz nahm. Auch der Papst (Johann Xxiii.) gab ihm die Versicherung, cs solle ihm nichts Böses geschehen, wenn er auch seinen Bruder ermordet hätte. Von mehreren böhmischen Rit- tern begleitet, langte Huß (am 3. November 1414) in Kostnitz an und er- wartete drei Wochen vergeblich auf öffentliches Verhör. Erst Ende Nvvem- bcr (am 28.) wurde er vorgeladen und noch an demselben Abend, obgleich man ihm keinen Irrthum nachgewiesen, zur Haft gebracht. 1) Wenzel 1378—1400 war Sohn und Nachfolger Karl des Iv. auf dem deutschen und böhmischen Thron. Doch wurde er 1400 als deutscher König entsetzt, blieb aber König von Böhmen bis zu seinem Tode 1419. 2) Damals war Markgraf von Meißen, in dessen Gebiet Leipzig lag, Fried- rich der Streitbare. Derselbe erhielt nach dem Aussterben der Askanier inr Jahre 1422 das Herzogthum Sachsen mit der Knrwnrde. So kam Sachsen an das Hans Wettin. (S. 129. Anm. 1. und S. 137. Anm). 3) Das Koncil zu Kostnitz (S. 133. Anm. 2.) 1414—1418 sollte die Kirche an Haupt (Papst) und Gliedern ^Geistlichkeit) reformiren. 1305 —1378 residirten die Päpste zu Avignon im südlichen Frankreich. 1378 wurde auch in Rom ein Papst eingesetzt, so entstand die Kirchenspaltung (das Schisma) 1378—1417. Das Koncil zu Pisa <1409, setzte den Papst zu Avignon und den zu Rom ab, und wählte einen neuen Kirchenfürsten. Da aber jene beiden nicht zurücktraten, so gab es nun drei Päpste. Auf dem Koncil zu Kostnitz wurden zwei zur Niederlegung ihrer Würde bewogen und der dritte (Johann Xxiii.) abgesetzt. 4) Wad) Wenzel von Böhmen folgt als deutscher Kaiser Ruprecht von der Pfalz 1400—1410; dann der Bruder Wenzcl's Sigismund 1410—1437. Dieser war außerdem König von Ungarn, Kurfürst von Brandenburg und seit seines Bru- ders Tode (1419) auch König von Böhmen mit Schlesien und Lausitz. — Die Mark Brandenburg (S. 129. Anm. 1.) verkaufte Sigismund 1415 an Friedrich von Hohen;ollern, den Ahnherrn des jetzt regierenden preußischen Königshauses.
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