Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Teil 1 - S. 29

1900 - : Velhagen & Klasing
— 29 — graben. Nur mit Mühe zog man den Herzog aus den Fluten wieder hervor. Nach noch mancherlei andern Gefahren erreichte Heinrich endlich das gelobte Land. Hier besuchte er Jerusalem und alle die Stätten, wo der Herr gewandelt war: den Ölberg, Bethlehem, Nazareth, den Jordan n. s. w. Endlich nach Jahresfrist kehrte er wieder heim. — In der Domkirche zu Braunschweig liegt er neben seiner Gemahlin Mathilde begraben. 2. Die Sage hat diese Wallfahrt vielfach ausgeschmückt. Sie erzählt darüber folgendes: Vor Zeiten zog Heinrich auf Abenteuer aus. Dabei wurde er mit seinen Begleitern auf dem Meere verschlagen. Da ihnen die Speise ausging, so sollte jeder, den das Los traf, den übrigen zur Nahrung dienen. Nach und nach wurde die ganze Mannschaft abgeschlachtet, und Heinrich blieb mit einem Diener allein übrig. Als nun das Los den Herzog traf, sollte ihn der Diener ebenfalls schlachten. Der aber nähte ihn in eine Ochsenhaut und legte ihn auf das Schiff. Da kam der Vogel Greif, trug ihn in dem ledernen Sacke in sein Nest und flog wieder fort. Heinrich aber zerschnitt den Sack mit dem Schwerte. Als ihn die jungen Greife zerfleischen wollten, fchlug er sie tot. Dann nahm er eine Greifenklaue mit und stieg herab von dem Baume. Im Walde begegnete er einem Lindwurme, der mit einem Löwen kämpfte. Heinrich erschlug den Lindwurm, und von Stund an verließ ihn der Löwe nicht mehr. Endlich erbaute er sich am Meere ein Floß und fuhr der Heimat zu. Der Löwe war bei der Abfahrt gerade im Walde auf der Jagd. Als er zurückkam und seinen Herrn nicht fand, schwamm er ihm nach, und Heinrich nahm ihn zu sich. Auf dem Meere erlitt Heinrich wieder viel Hunger und Durst. Da kam der Teufel zu ihm und sprach: „Deine Gemahlin hat morgen Hochzeit in Braunschweig, und du leidest hier Pein." Heinrich sprach: „Wohl ist es wahr, aber Gott wird alles zum besten lenken." Da höhnte ihn der Böse und sprach: „Du redest von Gott? Der hilft dir nicht. Ich aber will dich mit deinem Löwen in einer Nacht nach Braunschweig bringen, wenn du mir deine Seele versprichst." Heinrich antwortete: „Mein Gelübde gegen Gott werde ich nicht brechen." Der Teusel sprach: „Ich will dich ohne Schaden noch diesen Abend auf den Giersberg bei Braunschweig tragen und keinen Teil an dir haben, wenn ich dich bei meiner Rückkehr mit dem Löwen wach finde." Da sprach Heinrich: „Es sei, wie du gesagt hast." Der Teufel trug nun zuerst Heinrich nach Braunschweig und setzte ihn auf dem Giersberge nieder. Hier schlief Heinrich ein. Dann holte der Teufel den Löwen. Als dieser aber aus der Luft herab seinen Herrn sah, fing er an furchtbar zu brüllen, so daß Heinrich erwachte. Aus Ärger ließ der Teufel den Löwen fallen. Dieser aber kam unverletzt auf der Erde an. Heinrich ging nun unerkannt als Pilger ins Schloß, bat die Braut durch einen Diener um einen Trunk Wein und sandte ihr seinen Ring im Becher zurück. Die Braut erkannte den Ring und nahm ihren Gemahl mit Freuden auf. Als Heinrich nach vielen Jahren gestorben war, folgte der treue Löwe feiner Leiche, und als man ihn nicht in den Dom lassen wollte, zerkratzte er die Thür, an der man noch heute die Spuren sieht. Löwe auf dem Burgplatze zu Braunschweig.

2. Kursus 2. - S. 13

1880 - : Lauteborn
Jemeiftr Abschnitt. Mittlere Geschichte. 15. Die acfen Deutschen oder ein deutsches Kxrus um Kbristi Geburt. Mitten im weiten Walde steht ein Haus, es ist das einzige auf eine halbe Stunde im Umkreis. Das Haus ist aus Baumstämmen gebaut. Rings um dasselbe liegen die Felder. Eben ist ein Knecht beschäftigt, den Acker zu pflügen. Zwei starke Ochsen sind an einen krummen Balken ohne Räder gespannt. An dessen unterem Ende ist mit Riemen die Pflugschar befestigt, ein breiter scharfer Stein. Treten wir in das Hans hinein. Es ist ein einziger Raum ohne Zwischenwände, mit einem Strohdache bedeckt. Die Frau des Hauses ist eine große stattliche Gestalt mit blauen Augen und weißer Hautfarbe. Ihr goldgelbes Haar fällt lose bis über die Hüften herunter. In der Nähe des Herdes sitzen mehrere Männer um eine ungeheure, ans gewaltigen Klötzen ruhende Steinplatte herum. Es sind mächtige Gestalten. Ihren blitzenden Augen und gebräunten Gesichtern merkt man es an, daß sie keinen Feind fürchten und weder Wind noch Wetter scheuen. Sie sind nackt bis auf ein Bären- oder Wolfsfell, das ihnen als Mantel dient und am Halse durch einen fingerlangen Dorn zusammengehalten wird. Statt der Mützen haben die einen Kopfhäute von Bären, und von den Häuptern der andern grinsen dich weitaufgesperrte Wolfsrachen an. Jedem der Männer lehnt zur linken sein Schild. Er ist mannshoch und ans Weidenruten geflochten. Zur rechten steckt der Spieß im Fußboden. Bald ans der einen, bald aus der andern Faust rollen über den steinernen

3. Teil 2 - S. 152

1889 - : Velhagen & Klasing
152 kommen wollten, und zogen fort. Es traf sich auch, daß jeder einen tüchtigen Meister fand, wo er was Rechtschaffenes lernte. Der Schmied mußte des Königs Pferde beschlagen und dachte: „Nun kann dir's nicht fehlen, du kriegst das Haus." Der Barbier rasierte lauter vornehme Herren und meinte auch, das Haus wäre schon sein. Der Fechtmeister kriegte manchen Hieb, biß aber die Zähne zusammen und ließ sich's nicht verdrießen; denn er dachte bei sich: „Fürchtest du dich vor einem Hieb, so kriegst du das Haus nimmermehr." 2. Als nun die gesetzte Zeit herum war, kamen sie bei ihrem Vater wieder zusammen; sie wußten aber nicht, wie sie die beste Gelegenheit finden sollten, ihre. Kunst zu zeigen, saßen beisammen und ratschlagten. Wie sie so saßen, kam auf einmal ein Hase übers Feld dahergelaufen. „Ei," sagte der Barbier, „der kommt wie gerufen," nahm Becken und Seife, schäumte so lange, bis der Hase in die Nähe kam; dann seifte er ihn in vollem Laufe ein und rasierte ihm auch in vollem Laufe ein Stutz- bärtchen, und dabei schnitt er ihn nicht und that ihm an keinem Haare weh. „Das gefüllt mir," sagte der Vater, „wenn sich die andern nicht gewaltig angreifen, so ist das Haus dein." Es währte nicht lang, so kam ein Herr in einem Wagen daher ge- rannt in vollem Jagen. „Nun sollt ihr sehen, Vater, was ich kann," sprach der Hufschmied, sprang dem Wagen nach, riß dem Pferde, das in einem fort jagte, die vier Hufeisen ab und schlug ihm auch im Jagen vier neue wieder an. „Du bist ein ganzer Kerl," sprach der Vater, „du machst deine Sachen so gut, wie dein Bruder; ich weiß nicht, wem ich das Haus geben soll." Da sprach der dritte: „Vater, laßt mich auch einmal gewähren," und weil es ansing zu regnen, zog er seinen Degen und schwenkte ihn in Kreuzhieben über seinem Kopfe, daß kein Tropfen ans ihn fiel; und als der Regen stärker ward und endlich so stark, als ob man mit Mulden vom Himmel gösse, schwang er den Degen immer schneller nub blieb so trocken, als säße er unter Dach und Fach. Wie der Vater das sah, erstaunte er und sprach: „Du hast das beste Meisterstück gemacht, das Haus ist dein." Die beiden andern Brüder waren damit zufrieden, wie sie vorher gelobt hatten, und weil sie sich einander so lieb hatten, blieben sie alle drei beisammen im Hause und trieben ihr Handwerk; und da sie so gut ausgelernt hatten und so geschickt waren, verdienten sie viel Geld. So lebten sie vergnügt bis in ihr Alter zusammen, und als der eine krank

4. Teil 2 - S. 145

1889 - : Velhagen & Klasing
145 ihm so seltsam darin vor, daß es dachte: „Ei du mein Gott, wie ängstlich wird mir's heut zu Mut, und bin sonst so gerne bei der Großmutter!" Es sprach: „Guten Morgen," bekam aber keine Antwort. Darauf ging es zum Bett und zog die Vorhänge zurück; da lag die Großmutter und hatte die Haube tief ins Gesicht gezogen und sah so wunderlich aus. „Ei, Großmutter, was hast du für große Ohren!" „Daß ich dich besser hören kann." „Ei, Groß- mutter, was hast du für große Augen!" „Daß ich dich besser sehen kann." „Ei, Großmutter, was hast du für große Hände!" „Daß ich dich besser packen kann!" „Aber, Großmutter, was hast du für ein entsetzlich großes Maul!" „Daß ich dich besser fressen kann." Hub wie der Wolf das gesagt hatte, that er einen Satz aus dem Bett auf das arme Rotkäppchen und ver- schlang es. Wie der Wolf sein Gelüsten gestillt hatte, legte er sich wieder ins Bett, schlief ein und fing an überlaut zu schnarchen. Der Jäger ging eben vorbei ltub dachte bei sich: „Wie kann die alte Frau so schnarchen, du mußt einmal nachsehen, ob ihr etwas fehlt." Da trat er in die Stube, und wie er vor das Bette kam, so lag der Wolf darin. „Finde ich dich endlich, alter Graukopf," sagte er, „ich habe dich lange gesucht." Nun wollte er seine Büchse anlegen, da fiel ihm ein, der Wolf könnte die Großmutter gefressen haben, und sie wäre noch zu retten, schoß nicht, sondern nahm eine Schere und fing an, dem schlafenden Wolf den Bauch aufzuschneiden. Wie er ein paar Schnitte gethan hatte, da sah er das rote Käppchen leuchten, und noch ein paar Schnitte, da sprang das Mäd- chen heraus und rief: „Ach, wie war ich erschrocken, was war's so dunkel in dem Wolf seinem Leib!" Und dann kam die alte Großmutter auch noch lebendig heraus und konnte kaum atmen. Rotkäppchen aber holte geschwind große Steine, damit füllten sie dem Wolf den Leib, und Gabriel u. Supprian, Lesebuch. D. 2.

5. Deutsche Geschichte mit Ausblick auf die Nachbarstaaten - S. 67

1907 - : Velhagen & Klasing
- 67 — splittern. Beides galt als Sieg. Meist kämpften je zwei der Ritter miteinander; zuweilen aber zogen sie auch scharenweise gegeneinander auf. Zum Schluß wurde dem Tapfersten der Preis oder Dank zuerteilt. Kniend empfing er dann aus den Händen der vornehmsten Dame einen Helm, ein Schwert, eine goldene Kette oder irgend ein anderes Kleinod. (Daher noch heute die Redensart: „den Preis davon tragen".) Von einem Turnier in Nordhausen heißt es: „Daselbst ließ Heinrich der Erlauchte, Markgraf von Meißen, einen großen Garten gar zierlich machen und ließ darin Zelte aufschlagen, in denen waren gar viele schöne Frauen, Ritter und Knechte. Lr ließ auch einen Baum machen, der war nicht klein, mit ganz goldenen und silbernen Blättern, und den ließ er dort aufpflanzen. In dem Garten ward in allen Züchten getanzt, und darnach hielten die Grafen, sperren und Ritter, die in großer Zahl dahingekommen waren, ein Turnier. Und so zwei zusammenrannten und beide sitzen blieben, welcher von ihnen seinen Speer zerbrach, dem gab man ein silbernes Blatt von dem Baume; welcher aber einen vom Pferde herabstach und selbst dabei im Sattel festblieb, dem gab man ein goldenes Blatt." (Annalen des Klosters Altenzelle.) Die Turniere waren ein edles, aber gefährliches Vergnügen; es kam nicht selten vor, daß Arme und Beine gebrochen wurden. Einem Könige von Frankreich wurde einmal das rechte Auge ausgestochen, in Magdeburg kamen ein andermal 16, in Neuß sogar 100 Ritter dabei ums Leben. d. Die Jttlterorden. Zur Zeit der Kreuzzüge vereinigten sich sromme Ritter zu einem Bunde, der es sich zur Aufgabe mochte, Kranke zu pflegen und Pilger gegen die Ungläubigen zu schützen. Solcher Vereinigungen, die auch den Namen „geistliche Ritterorden" führten, gab es drei: 1. Die Johanniter. Schon 1048 hatten italienische Kaufleute in der Nähe des heiligen Grabes ein Kloster und ein Krankenhaus bauen lassen, die jedoch lediglich zur Pflege ihrer italienischen Landsleute bestimmt waren. In den Dienst dieses Krankenhauses traten nun auch Ritter ein, und so entstand hier der erste Ritterorden. Die Brüder dieses Ordens nannten sich später Johanniter, da sie Johannes den Täufer zu ihrem Schutzheiligen erwählt hatten. Sie teilten sich in drei Klassen: die Ritter, die die Pilger geleiteten, die Geistlichen, die den Gottesdienst abhielten, und die dienenden Brüder, die die Kranken pflegten. Alle mußten das Gelübde der Armut, der Ehelosigkeit und des Gehorsams ablegen. Ihr Ordenskleid war ein schwarzer Mantel mit weißem Kreuze. Art der Spitze des Ordens stand der Großmeister. Als die Türken Jerusalem eroberten, floh der Orden nach Rhodus und von da später nach Malta. 1800 eroberten die Engländer diese Insel, nicht lange darauf Napoleon, und nun wurde der Orden bald in den meisten Staaten aufgelöst, so auch in Preußen, wo er in Brandenburg mehrere Güter besaß. 1852 erneuerte Friedrich Wilhelm Iv. den Orden der Balley (Bezirk) Brandenburg und verpflichtete die Ritter, wie ehedem Kranke zu pflegen. 2. Der Orden der Templer oder Tempelherren wurde im Anfange des 12. Jahrhunderts von neun französischen Rittern gegründet. Ihr Ordenshaus lag neben dem Platze, wo einst der salomonische Tempel stand, daher der Name „Templer". Sie trugen einen weißen Mantel mit rotem Kreuze. Die meisten seiner Güter hatte der Orden in Frankreich. Um diese an sich zu reißen, löste ein habgieriger König von Frankreich 1312 den Orden auf. 3. Der Orden der Deutschritter wurde in dem Kreuzzuge, den Barbarossa unternahm, von dessen Sohn Friedrich gegründet. Seine Schutzheilige 5*

6. Deutsche Geschichte mit Ausblick auf die Nachbarstaaten - S. 2

1907 - : Velhagen & Klasing
— 2 — und (wie die Griechen, Römer und Slaven) der großen indogermanischen Völker-samilie angehören. Sie waren groß und stark. Langes, blondes Haar umwallte das Haupt. Bei einigen Stämmen war es zu einem Knoten zusammengebunden. „Als Aörperbedeckung dient allen ein Mantel, durch eine Spange oder in Ermangelung derselben durch einen Dorrt zusammengehalten. Im übrigen unbekleidet, bringen sie ganze Tage am Zierde und am Feuer zu. Die Wohlhabenden zeichnen sich aus durch ein Gewand, das, enganliegend, die Formen der Gliedmaßen erkennen läßt. Anch Tierfelle tragen sie. In nichts unterscheidet sich die Tracht der Weiber von der der Männer; nur tragen die Weiber oft ein linnenes Gewand, das sie mit einem purpurftreifen verzieren. Gleich nach dem Schlafe, den sie gewöhnlich bis in den Tag hinein ausdehnen, baden sie sich, oft in warmem Wasser, da ja bei ihnen die meiste Zeit Winter ist. Nach dem Bade nehmen sie Speise zu sich. Dann gehen sie an die Geschäfte und nicht minder oft zum Gelage, immer bewaffnet." (Tacitus, römischer Geschichtschreiber, \oo n. Chr.) Man unterschied die Ostgermanen oder Goten und die Westgermanen. Von den Ostgermanen haben sich später die Nordgermanen oder Skandinavier abgezweigt. 3. Wohnsitze. Ihrem Wandertriebe folgend, wechselten die Germanen häufig ihre Wohnsitze. Wie Nomaden legten sie dann ihre Habe ans einen Wagen und ließen sich an einer anderen Stelle nieder. „Daß die germanischen Völkerschaften keine Städte bewohnen, ist hinlänglich bekannt. Sie dulden nicht einmal unter sich verbundene Wohnungen. Abgesondert und zerstreut, siedeln sie sich weit voneinander an, wie ihnen gerade eine (Quelle, ein Feld, eine Waldung behagt. Ihre Dörfer legen sie nicht so an, daß die Gebäude aneinander stoßen und zusammenhängen; jeder umgibt sein Haus mit einem leeren Baume. Auch sind Mauersteine und Ziegel bei ihnen nicht in Gebrauch; zu allem wenden sie unbehauene Baumstämme an. (Einige Stellen bestreichen sie mit einer reinen und glänzenden Erdart, daß es wie Malerei aussieht." (Tacitus.) Neben dem Hause lagen einfache Schuppen und Ställe. Den ganzen Hofraum umschloß eiu Plankenzaun, die Hofwehr. 4. Lieblingsbeschäftigung. Das zahlreiche Wild in den Wäldern weckte die Jagdlust der Mäuner. Mit dem Speere wurden Hirsch, Reh, Bär, Wolf, Elen und Auerochs erlegt, mit Bogen und Pfeil Gänse, Enten und Reiher geschossen. Die größte Freude des freien Germanen aber war es, wenn ein Bote des Herzogs den Heerpfeil von Hof zu Hof trug und alle waffenfähigen Männer, den Heerbann, zum Kampfe herbeirief. 5. Viehzucht, Ackerbau und Nahrung. Neben der Jagd trieben die Germanen auch Viehzucht und etwas Ackerbau. Sie nährten sich daher hauptsächlich von Milch, Käse und Fleisch. Die Mäuner hatten zum Ackerbau keine Lust. Er wurde den Frauen und Schwächlichen in der Familie überlassen. Zur Beackeruug diente ein kleines Stück Land, das mit Gerste und Hafer bestellt wurde. (Den Roggen lernte man erst durch die Huuueu, den Weizen durch die Gallier kennen.) Als Pflug diente ein Balken, an dem ein spitzer Stein befestigt war. Die Getreidekörner wurden mit der Hand zwischen zwei Steinen zu Mehl zerrieben. (Wasser- und Windmühlen hatte man noch nicht.) Ans Gerste bereitete man eine Art Bier, aus Honig Met. Den Honig suchte man in hohlen Bäumen des Waldes auf. Salz gewann man, indem man Solwasser auf ein Kohlenfeuer goß. Das Wasser verdampfte, das Salz aber blieb auf den Kohlen sitzen. 6. Volkseinteilung. Das Volk bestand aus Freien und Unfreien. Als Freie galten die Besitzer von Grund und Boden, die Unfreien setzten sich aus den Hörigen und Leibeignen (Sklaven) zusammen. Die Hörigen erhielten von einem Freien einige Stücke Landes zur Bewirtschaftung und mußten ihm dafür

7. Deutsche Geschichte mit Ausblick auf die Nachbarstaaten - S. 17

1907 - : Velhagen & Klasing
— 17 — Aussehen einer Stadt. Vor: den Römern lernten die Germanen anch den Stein-tz an kennen. Die Ufer der Mosel und des Rheins wurden mit Reben bepflanzt und edlere Obstbäume von Italien aus eingeführt. Dnrch die Römer wurden die Germanen ferner mit allerlei feinen Gartenfrüchten und eiuer bessereu Bestellung des Bodeus besannt gemacht. Dazn kam noch ein lebhafter Handel, der zwischen beiden Ländern angebahnt wurde. Für Sklaven, Pferde, Rinder, Pelze, Honig u. a. Dinge tauschten die Gemeinen namentlich Wein, Zeug, Schmncksachen, Waffen und römisches Geld ein. Iii. Mkerwandernng, Gründung des Frankenreichs und Einführung des Christentums in Deutschland. \2. Die Hunnen. Beginn der Völkerwanderung. Ums Jahr 375 kamen die Hunnen, ein wildes Reitervolk, ans den Steppen Asiens nach Europa. Ein Zeitgenosse, der die Hunnen aus eigener Anschauung kannte, gibt uns folgende Schilderung vou ihnen: 1. Aussehen. „Die Hunnen übertreffen alle Völker an barbarischer Mildheit. Den Knaben durchfurchen sie gleich nach der Geburt mit einem Messer die Wangen, damit auf der narbenjerrifsenen Haut kein Bart wachse. Don gedrungenem und festem Gliederbau, mit starkem Nacken, gleichen sie roh behauenen Holzfiguren, wie man sie an Brückengeländern sieht." 2. Nahrung und Kleidung. „Sie leben von den wurzeln wildwachsender pflanzen und von dem halbrohen Fleische aller möglichen Tiere, das sie auf dein Rücken der Pferde mürbe reiten. Ihre Kleider sind von Linnen oder aus Fellen. In der Öffentlichkeit tragen sie kein anderes Kleid als zu krause. Sie legen ihr Gewand nie ab, wechseln es auch nicht, bis es ihnen in Lumpen vom Leibe fällt. Hüt einer niederen Kappe bedecken sie das Haupt. Ihre Schuhe sind formlos, so daß sie ein freies Ausschi eiten unmöglich machen. Schlecht eignen sich daher die Hunnen zu einem Kampfe zu Fuß." 3. Hmb rstbnh’itenöee Ceben. „Häuser vermeiden sie wie Gräber; nicht einmal Hütten mit einem Strohdache haben sie. Immer schweifen sie durch Berg und Wald. Frost, Hunger und Durft lernen sie von Jugend auf kennen. An ihre häßlichen, doch ausdauernden Pferde sind sie wie angewachsen; Tag und Nacht leben sie auf ihnen. Dort kaufen und verkaufen sie, dort essen und trinken, dort schlafen und träumen sie, indem sie sich vornüber auf den Hals des Rosses beugen. Selbst bei Versammlungen und Beratungen steigen sie nicht ab. Niemand bestellt bei ihnen Acker, niemand berührt den Pflug. (Dhue feste Wohnsitze, ohne Mbdach, ohne Gesetz und Recht schweifen sie mit ihren Karren, die mit Fellen überzogen sind, umher. Die Karren find die schmutzigen Wohnungen ihrer Weiber; dort weben die Weiber die groben Kleider, dort ziehen sie die Kinder auf, bis sie erwachsen sind." 4. Aampsesweise. „Im wilden Durcheinander, einer der Häuptlinge voran, stürzen sie auf alles, was ihnen entgegentritt. Aus der Ferne schleudern sie Wurfspeere und Pfeile, deren Spitzen künstlich aus scharfen Knochen gefertigt sind. Im Handgemenge brauchen sie das Schwert, während der Feind sich gegen ihre Schwerthiebe wehrt, wissen sie ihm mit der linken Hand eine Fangleine überzuwerfen, um ihn zu verstricken und wehrlos zu machen." (Jttarcellinus, römischer Geschichtschreiber; gekürzt.) 5. Beginn der Völkerwanderung. Durch den Einfall der Huuueu in Europa entstand unter fast allen Völkern Europas eine große Wanderung, die au 200 Jahre dauerte und den Namen „Völkerwanderung" trägt. Die Huuueu unterwarfen zunächst die Alanen (zwischen Wolga und Don), die daun mit Kahnmeyer u. Schulze, Geschichte für Knabenschulen. Iii. 2

8. Deutsche Geschichte mit Ausblick auf die Nachbarstaaten - S. 9

1907 - : Velhagen & Klasing
— 9 — zu Göttern geworden. Wie nun in der Natur der Frühling mit dein Winter, das Morgenrot mit der Nacht um die Herrschaft ringt, so dachte man sich auch die Götter in stetem Kampfe mit den menschenfeindlichen Frost- und Bergriesen. 2. Wodan. Ter höchste unter allen Göttern ist Wodan. Sein Reich ist der Himmel. Seinen Wohnsitz hat er in der strahlenden Walhalla (Wal = Kampfplatz, Leichen auf dem Kampfplatze; Walhalla = Totenhalle), die mit goldenen Schilden und Speerschästen getäfelt ist. (I., S. 4.) Hier sitzt er auf goldenem Throne. Ein dunkelblauer Mantel, besetzt mit Flocken und Goldpunkten (d. s. die Sterne), umhüllt seilte Gestalt. Ein goldener Helm mit hohen Adlerflügeln schmückt fein Haupt. Auf die Brust wallt ein langer, schneeweißer Bart herab. Nur ein Ange hat er, ja V 1^-1^ V- * Ankunft eines Helden in Walhalla. das ist die Sonne. Auf seinen Schultern sitzen zwei Raben, die flüstern ihm ins Ohr, was überall auf der Erde geschehen ist. Zu seilten Füßen liegen zwei ungeheure Wölfe, feine Jagdhunde. In seiner Linken halt er den Speer. Von seinem Göttersitze aus schaut er mit Wohlgefallen anf die Erde herab und lenkt als höchster Kriegsherr die Schlachten der Menschen. Als Boten Wodans eilen die Walküren (—Totenwählerinnen, Schlachten-juugfraueu) aus die Walstatt, nehmen den Gefallenen zu sich aufs Pferd und reiten mit ihm über die Himmelsbrücke (Regenbogen) in die Walhalla. Freundlich empfängt Wodan den Helden; ein Sänger begrüßt ihn, und die Göttin Iduna reicht ihm eilten Apfel, der ihn ewig jung erhält. Jeden Tag reitet Wodan mit den Helden zum Kampfe vor das Tor. Am Abend bläst er in sein Horn. Dann heilen im Nu alle Wunden, und fröhlich ziehen die Kämpfer heim zum Festmahle. (I., S. 5.)

9. Bd. 3 B = Oberstufe d. Mädchen, (7. - 9. Schulj.) - S. 65

1911 - : Crüwell
65 5. Der Mutter heißeste der Bitten, Der Wünsche heißester ist nur, Bevor ihr Liebling ausgelitten, Lh abgelaufen ihre Uhr: 6. Daß sie ein einzig Mal nur sage, Lin einzig Mal das eine Wort „Mutterl" — und wegfegt alle Klage, Und alle Trübsal ist verdorrt. 7. Das Mädchen starb. Mit reinem Kerzen Lank oben sie an Gottes Brust, Die Mutter blieb im Land der Lchmerzen Und gab sich schwer in den Berlust. 8. Dann starb auch sie nach vielen Jahren, Nach s)lag und Arbeit, wie's so geht; Wir alle müssen's ja erfahren, Wie scharf der Wind auf Lrden weht. 9. Als sie nun schritt auf lhimmelswegen, Bei Gottes Thron am heiligen Ort, Trat ihr das Töchterchen entgegen, Und —- „Mutter!" jauchzt ihr erstes Wort. 49. Zweierlei Glück. Von Erwin Gros. T^ine breite, staubige Landstrage; zur Rechten weite Korn- felder, zur Linken stolze Landhäuser inmitten üppiger Park- anlagen. Träge Mittagstille hält die Landschaft umfangen. Leise zittern die Ähren und die Blätter in der Sonnenglut. Vom Wege kommt ein einförmiger, sich rasch wiederholender Ton. Ein Steinklopfer sitzt dort im Schatten eines aufgestellten Son- nensegels. Emsig arbeitet er. Von Zeit zu Zeit schaut er die Straße entlang, als ob er auf jemand warte. In der Ferne erscheint eine Frau mit zwei Kindern. Sie ist ärmlich, aber nett gekleidet. Ihren Knaben führt sie an der Linken, in der Rechten trägt sie einen Korb, wobei ihr das kleine Mädchen mit großer Wichtigkeit hilft. Über das Gesicht des Steinklop- fers zieht ein frohes Lächeln beim Anblick der drei. Er legt den Hammer weg und geht ihnen entgegen. Wortlos begrüßen sich Mann und Frau. Er nimmt ihr den Korb ab. Die Kinder aber schwatzen, eins lauter als das andere. Der Vater muß doch eiligst in die großen Erlebnisse dieses Morgens einge- Lesebuch für Mittelschulen. Band 3 B. 5

10. Bd. 3 B = Oberstufe d. Mädchen, (7. - 9. Schulj.) - S. 371

1911 - : Crüwell
371 Hunnen, daß dieser tot ins Gras stürzte. Nber unterdessen warf ein anderer Hunne dem Hirten von hinten her mit der linken Hand die Fangleine um den hals; der Strick schnürte ihm die Kehle ein zum Ersticken, und die Bugen quollen ihm rot aus dem Gesichte. Mit dem Krummsäbel in der rechten Hand versetzte ihm der Hunne einen mäch- tigen hieb, daß ihm das Blut über das Gesicht und die Kleider strömte, während die andern die Herde zusammentrieben, zog der Hunne seinen Gefangenen mit der Fangleine zu sich hin, schnürte ihm mit einem Strick die Hände zusammen und band ihn am Zattel fest. Dann sprengte er hinter den andern drein, und der Hirt mußte neben- her laufen, daß ihm der Btem ausging. Der große Haufe der Hunnen war eben vor dem ersten Grenz- dorfe der Gstgoten angelangt. Mit furchtbarem Geschrei stürmten sie über die Felder gegen das Dorf, schossen einen Hagel von Pfeilen ab und sprengten wieder zurück. Und als die Leute erschrocken aus den Häusern liefen, da ritten die Hunnen abermals in sausendem Galopp heran, warfen den Männern die Fangleine über den Kopf und durch- bohrten sie mit dem Schwert, während die Hunnenmänner Weiber und Kinder gefangen nahmen, durchsuchten die Hunnenweiber Haus und Hof, führten das Vieh aus den Ställen und beluden die Karren mit Beute. In der Nacht lag der Hirt gefesselt auf einem Hofe neben dem brennenden Hause. Der Nachtwind trieb ihm die Nauchwolken ins Gesicht; die Kopfwunde schmerzte ihn; sein hals war rot und geschwol- len, und ein brennender Durst begann ihn zu martern. Ohne Ord- nung lagen die Hunnen herum; sie waren betrunken und schliefen, und ihre Pferde weideten außerhalb des Dorfes. Ein Wachtposten saß wie ein Toter auf seinem Gaul; schlafend hatte er sich auf den hals des Tieres vorgelehnt und hielt sich mit beiden Händen an der Mähne fest. Bls der Hirt die tiefen Atemzüge hörte, wälzte er sich mit gebundenen Händen und Füßen über den Hof hinaus auf die Straße; dort öffnete er mit den Zähnen den Knoten an seinen Handfesseln, durchschnitt mit dem Messer, das er in den Stiefeln ver- borgen hatte, die Stricke an den Füßen und strich leise durch die rauchenden Balkenhaufen hinaus auf die wiese. Bm Bache trank er in langen Zügen das kalte Wasser, fing dann eines der kleinen, frei herumlaufenden Hunnenpferde und ritt davon in die weite Ebene. In der stillen Nacht wogten die Gräser wie Wellen, die weißen Wolken flogen am dunkeln Nachthimmel, und auch der Neiter jagte dahin, als ob er flöge. Die Wunde brannte ihn, und das warme Blut floß ihm über das Gesicht, wenn er durch ein schlafendes Dorf kam, pochte er an die Haustüren und rief: „wacht auf, Ihr Ostgoten! 24*
   bis 10 von 15 weiter»  »»
15 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 15 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 0
5 11
6 0
7 4
8 0
9 0
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 11
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 1
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 6
38 2
39 0
40 0
41 0
42 0
43 3
44 0
45 0
46 1
47 0
48 1
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 12
2 0
3 0
4 0
5 0
6 0
7 1
8 1
9 4
10 0
11 0
12 1
13 0
14 1
15 1
16 12
17 22
18 0
19 4
20 0
21 8
22 3
23 1
24 3
25 1
26 0
27 0
28 1
29 1
30 0
31 0
32 1
33 0
34 0
35 2
36 2
37 2
38 8
39 22
40 3
41 0
42 7
43 3
44 0
45 7
46 1
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 0
53 0
54 10
55 0
56 2
57 0
58 0
59 3
60 1
61 0
62 0
63 0
64 0
65 2
66 1
67 0
68 3
69 3
70 1
71 2
72 2
73 0
74 0
75 56
76 6
77 41
78 1
79 1
80 0
81 1
82 15
83 2
84 2
85 1
86 1
87 23
88 0
89 0
90 1
91 5
92 6
93 0
94 26
95 0
96 0
97 0
98 1
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 1
1 2
2 18
3 5
4 8
5 1
6 6
7 0
8 0
9 3
10 8
11 0
12 28
13 12
14 0
15 5
16 0
17 0
18 6
19 3
20 0
21 5
22 3
23 1
24 3
25 1
26 5
27 1
28 2
29 0
30 4
31 0
32 1
33 24
34 5
35 1
36 0
37 1
38 1
39 0
40 1
41 10
42 21
43 10
44 0
45 0
46 6
47 1
48 3
49 0
50 32
51 41
52 2
53 0
54 1
55 0
56 1
57 0
58 2
59 30
60 1
61 2
62 4
63 0
64 2
65 5
66 0
67 0
68 2
69 0
70 0
71 2
72 6
73 0
74 1
75 8
76 0
77 0
78 0
79 1
80 4
81 74
82 0
83 0
84 17
85 5
86 0
87 1
88 0
89 3
90 1
91 2
92 2
93 0
94 0
95 0
96 0
97 7
98 0
99 2
100 28
101 0
102 35
103 1
104 0
105 0
106 3
107 2
108 0
109 0
110 2
111 12
112 48
113 0
114 7
115 1
116 12
117 0
118 0
119 0
120 7
121 30
122 2
123 15
124 9
125 21
126 0
127 7
128 0
129 3
130 1
131 15
132 3
133 0
134 0
135 0
136 6
137 0
138 1
139 0
140 3
141 0
142 13
143 19
144 2
145 3
146 6
147 2
148 0
149 0
150 1
151 3
152 31
153 0
154 4
155 4
156 14
157 3
158 3
159 0
160 0
161 0
162 1
163 4
164 0
165 1
166 10
167 3
168 7
169 19
170 0
171 12
172 1
173 3
174 0
175 12
176 0
177 10
178 0
179 6
180 1
181 1
182 1
183 6
184 0
185 1
186 0
187 0
188 0
189 3
190 18
191 0
192 5
193 0
194 2
195 11
196 18
197 0
198 0
199 0