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1. Bilder aus der Sage und Geschichte Roms - S. 43

1908 -
— 43 — Theodo sius, ein spanischer Feldherr, wurde mit dem Purpur bekleidet, als die Goten den Römern eine vernichtende Niederlage beigebracht hatten, in der auch der römische Kaiser umgekommen war. Bald hatte er im Osten Frieden und Ordnung wiederhergestellt, und schließlich gelang es ihm auch, den Westen sich zu unterwerfen; aber nur ein Jahr sollte er sich der Alleinherrschaft über das ganze Reich erfreuen, und iu der Überzeugung, daß die Regierung desselben für einen einzigen Herrscher eine zu schwierige Aufgabe sei, teilte er das Reich auf seinem Totenbette (395) unter seine Söhne 395 Honorius und Arkadius. Seitdem zerfiel das Reich in Westrom und Ostrom. In beiben Reichen herrschten noch sechzig Jahre lang die Nachkommen des Theobosins, dann folgten nnbere Kaiser, die durch das Heer ober durch hohe Beamte eingesetzt, aber meist auch balb luieber abgesetzt würden. Bei der Absetzung des jungen Kaisers Romulns August ul us (476) durch den germanischen Heerführer Odoaker verzichtete dieser auf 476 die Wahl eines neuen Kaisers, und so fand das Weströmische Reich ein rühmloses Ende. Das Oströmische Reich dagegen hat noch tausend Jahre bestanden und wurde erst durch die Türken vernichtet (1453).

2. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 16

1898 -
— 16 — Glauben zwingen wollte? — Als ein rechter Christ: er empfindet Mitleid mit den Bedrängten, ist aber auch sofort freiwillig zu thatkräftiger Hülfe bereit, ohne im mindesten sich um den Zorn des französischen Königs zu kümmern, furchtlos denkt er nicht an Gefahr, sondern sieht nur, daß hier geholfen werden muß; er versetzt sich ganz in die Lage der Unglücklichen und ergreift deshalb auch keine halben Maßregeln, sondern hilft gründlich, so daß die Vertriebenen leichteren Herzens in die Zukunft blicken können, so daß sie hoffen dürfen, allmählich die Trennung von dem Vaterlande überwinden und eine neue Heimat gewinnen zu können. Freilich zu voller Duldsamkeit kann sich auch Friedrich Wilhelm nicht aufschwingen, das beweist die scharfe Abweisung der Katholiken in Nr. 13 des Potsdamer Edikts. Zweitens zeigt sich der Kurfürst als ein k l u g e r L a n d e s h e r r, denn es fehlte noch immer an Menschen in seinen Ländern und vor allem mußte er den Zuwachs an frommen Unterthanen begrüßen, die tüchtig und fleißig waren und Gewerbe und Industriezweige nach Deutschland brachten, die bis dahin hier unbekannt waren. Die Refugies waren vielfach Lehrmeister in den Ländern des Kurfürsten. Das Geld, das bisher für Hüte, Tuche u. s. w. nach Frankreich gewandert war, blieb im Lande, ja es wanderte nun sogar für die verkauften Waren welches herein. Die Steuerkraft des Staates wurde erhöht, so daß der Fürst mehr Mittel bekam, um das Gemeinwohl zu heben. Iii. Vergleichende Zusammenstellung. 1. Wir können den Kurfür st enfriedrichwilhelm mit Gustav Adolf vergleichen. — Beide halfen thatkräftig ihren ausländischen Glaubensgenossen, beide verfolgten dabei auch den Vorteil ihrer Staaten. 2. Wie Ludwig Xiv. dieresormierteninsalscher, unchristlicher und roherweise bekehren wollte, so suchten srüherefürstendas Christentum in falscher Weise zu verbreiten: — Karl der Große (Sachsen); Otto der Große (Slaven). Aber Ludwig Xiv. hatte Christen und nicht, wie jene, Heiden vor sich, auch hätte doch Ludwig Xiv. gebildeter sein können, als die Fürsten früherer Zeiten. Er war unduldsam, wie die Christen zur Zeit des dreißigjährigen Kriegs. Wenn er von der Richtigkeit seines Glaubens und nach reiflicher Prüfung von der Verkehrtheit des reformierten Glaubens überzeugt war, so war es ihm gewiß erlaubt und sogar seine Pflicht, seine Unterthanen auf den rechten Weg zu führen, denn den für richtig erkannten Glauben muß man zu verbreiten suchen. Aber die nicht übertreten wollten, mußte er duldsam gewähren lassen. 3. Ludwig Xiv. ent-, Friedrich Wilhelm bevölkerte sein Land. 4. Zusammenstellung d er Einwanderungen aus Pommern, Schlesien, Schweiz, Holland, Frankreich. Iv. Ergebnisse. 1. Lasset uns Gutes thun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen. Gal. 6, 10.

3. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 34

1898 -
— 34 — 2. Wie dachte Maria Theresia über den Preußenkönig? — Nicht viel anders als wir über Ludwig Xiv. Vielleicht noch schlimmer: Er benutzt meine Not, er scheut sich nicht, eine hulf-lose Frau anzugreifen, er ist ein gefühlloser Räuber. — Und hatte sie damit nicht recht? — Es scheint fast so. Aber Friedrich konnte sich auf sein gutes Recht stützen; und wollte er dieses Recht geltend machen, so blieb ihm nichts übrig, als mit seinen Truppen in Schlesien einzufallen, wenn er auf Erfolg hoffen konnte, denn gutwillig würde Maria Theresia Schlesien nimmermehr herausgeben. 3. Da haben also beide recht? — Nein, wir müssen wohl Maria Theresia wegen ihrer Entschlossenheit und Thatkraft bewundern und müssen sie auch in ihrer üblen Lage bemitleiden, aber die Schuld trifft sie, daß sie nicht genau untersucht hat, ob nicht doch Friedrich mit seinen Ansprüchen aus Schlesien im Recht sei, und ob nicht früheres, von ihren Vorfahren begangenes Unrecht gut zu machen sei. Hätte sie Schlesien freiwillig von vornherein an Preußen abgetreten, so hätte sie unbedingt auf die Dankbarkeit, Ergebenheit und Hülfe Friedrichs rechnen können. 4. Wir haben bis jetzt von den Fürsten gesprochen, an wen haben wir noch gar nicht gedacht? — An das Volk, die Schlesier. Die protestantischen Schlesier (zumeist in Niederschlesien, wohin die Preußeu zuerst kamen) begrüßten den evangelischen Preußenkönig als Retter. (Sie hatten auch Grund dazu! —) Denn solange nun Schlesien zu Österreich gehörte, hatten die Kaiser, wie überall in ihren Ländern, so auch hier, die protestantische Konfession auszurotten versucht, mit allen Mitteln: mit guten und schlimmen. (Dragonaden; Wegnahme von Kirchen; Beraubung aller Rechte: Ausschließung von Staats-, Gemeinde-, von Bürger- und Meisterrechten; Zwangsbekehrungen). Deshalb war bei den Schlesiern, soweit sie nicht katholisch waren, keine Anhänglichkeit an das Haus Habsburg vorhanden, sie waren hocherfreut, als sie wieder ohne Scheu und ohne Gefahr ihren Glauben bekennen konnten, als wieder frei und offen evangelischer Gottesdienst abgehalten werden durfte, als zahlreiche evangelische Prediger in das Land kamen, die nicht mehr für die katholische Fürstin, von deren Glaubenseifer man sich auch nichts Gutes versehen hatte, beteten. Das protestantische Schlesien war durch den Preußenkönig nicht vergewaltigt, sondern befreit worden. b. Der siebenjährige Krieg. Welche Pläne wird wohl Maria Theresia, die nicht einsah, daß Friedrich recht habe, sondern auf ihrer Ansicht beharrte, gefaßt haben? 1. Ziel: Wie Maria Theresia darauf sinnt, Schlesien wiederzugewinnen. I. und Ii a. Da war sie ja eine Friedensbrecherin! — Sie dachte, einen erzwungenen Frieden, durch den ihr Unrecht geschehen sei, brauche

4. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 14

1898 -
— 14 — Zusammenstellung der verschiedenen bekannten Staatsformen. — 1. Monarchie (Wahl-, Erdreich): a) unbeschränkte, b) beschränkte (ständische — Volksvertretung). 2. Republik. Nutzen des Staates für uns. — Ordnung, Recht rc. vierte Einheit. Der große Kurfürst nimmt die Flesugies auf. Ziel: Wie der Kurfürst Friedrich Wilhelm feinen französischen Glaubensgenossen eine Zufluchtstätte gewährt. I. Welchen Glauben hatte der Kurfürst. — Den evangelischen, der auch in Frankreich Anhänger gefunden hatte. Eine Zufluchtstätte? — Die Evangelischen in Frankreich müssen bedrängt worden, aber in ihrem Glauben fest geblieben sein. Sie verließen jedenfalls ihr Vaterland, um den Bedrückungen zu entgehen. Die Religion wird ihnen höher gestanden haben als alles andere. Es war schön von Friedrich Wilhelm, daß er sich der Bedrängten annahm, wenn sie auch aus einem fremden Lande stammten. Welchen Nutzen gewährte außerdem die Aufnahme der Fremden? — Zuwachs an Bevölkerung. Erinnerung an etwa bekannte deutsche Familien mit französischen Namen — sie stammen wenigstens zum Teil aus jener Zeit. Zusammenfassung. Ila. Wer wird wohl die Evangelischen in Frankreich verfolgt haben? — Vielleicht der katholische König Ludwig Xiv., wie der Kaiser Ferdinand Ii. seine evangelischen Unterthanen verfolgte. Ja, Ludwig Xiv. meinte, er sei nicht rechter König von Frankreich, wenn nicht alle Franzosen den Glauben hätten, den er hatte: den katholischen. — Das war eine sehr falsche Meinung, denn der Glaube ist nicht des Königs, sondern jedes einzelnen Menschen Sache. Ludwig Xiv. suchte durch katholische Priester zu bekehren, schickte aber auch Soldaten, und zwar Dragoner, als Einquartierung in die Häuser der Evangelischen, die das Gut der Leute verpraßten, Männer und Frauen mißhandelten und oft bis aufs Blut prügelten. Man nahm Evangelischen die Kinder fort und steckte sie in katholische Waisenhäuser. Man schleppte die Leute in die Kirchen, damit sie das Abendmahl in katholischer Weise empfingen. Die evangelischen Prediger wurden des Landes verwiesen, die evangelischen Kirchen sollten zerstört werden. — Aussprache über dieses grausame, unchristliche Thun. Selbst der Papst erklärte, dieser Bekehrungsart habe sich Christus nicht bedient, man müsse die Menschen in die Tempel führen, nicht hineinschleifen.

5. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 46

1898 -
— 46 — 3. Friedrich Wilhelm bereitete das Werk seines Sohnes auch dadurch vor, daß er für sein Land sorgte wie sein Großvater. — Für Ackerbau, Industrie, Handel und Verkehr. Ja, und auch wie jener für Zunahme der Bevölkerung (Hugenotten). Das Lesestück: „Friedrich Wilhelm I. nimmt die vertriebenen Salzburger aus." Zur Besprechung würde z. B. kommen: daß damals die Bischöfe zugleich noch weltliche Fürsten waren; daß Unbilden gegen die evangelischen Salzburger an den katholischen Unterthanen Friedrich Wilhelms gerächt werden sollen; „nach dem Friedensschluß": dem westfälischen; der sprachliche Fortschritt dem Potsdamer Edikt gegenüber. Der König sandte die Salzburger in sein östlichstes Land, das durch die Pest entvölkert worden war. — Nach Ostpreußen. Ii b. Vertiefende Besprechung. In wie fern wurde durch die Sorge Friedrich Wilhelms I. für das Land das Werk Friedrichs des Großen vorbereitet? — Die Unterthanen sahen, wie ihr König für ihr Wohl arbeitete, wie das Land in die Höhe kam; die Salzburger waren noch in besonderer Weise durch Dankbarkeit gebunden; so erklärt sich das feste Band zwischen Fürsten und Volk, das unter dem Nachfolger den langen, siebenjährigen Krieg überdauert und dazu beigetragen hat, daß dieser Krieg siegreich endigte (vgl. Die Markaner). In dem Erlaß des Königs will uns eins nicht gefallen. — Daß die katholischen Unterthanen Friedrich Wilhelms für die evangelischen Salzburger leiden sollen; denn diese Katholiken waren doch auch seine Unterthanen, gegen die er dieselben Pflichten hatte wie gegen die evangelischen Staatsbürger. Zusammenfassung. Gesamterzählung durch die Schüler in anderer Reihenfolge mit Verwertung der ethischen Ergebnisse (Ilb): Das Leben der damaligen Fürsten; die Veränderung am preußischen Hofe durch Friedrich Wilhelm I.; das Tabakskollegium; das Verhältnis des Königs zu seinen Unterthanen; die Ausbildung des Heeres und die Riesengarde; die Ausnahme der vertriebenen Salzburger. Iii. Vergleichende Zusammenstellungen. 1. Wir werden an einen andern Fürsten erinnert: — an den großen Kurfürsten. Durchführung des Vergleichs. Heerwesen (Fortführung des stehenden Heeres; Ausbildung der Infanterie : Gleichschritt, Schnellfeuern); Sorge für Landwirtschaft, Industrie, Handel mit) Verkehr; Aufnahme der bedrängten Glaubensgenossen (Hugenotten — Salzburger). 2. Heerwesen damals — jetzt. — Damals wurden die Soldaten geworben — jetzt allgemeine Wehrpflicht; Härte des Dienstes — jetzt in dem Maße nicht mehr vorhanden (kein Spießrutenlaufen rc.);

6. Deutsche und brandenburgisch-preussische Geschichte vom Ausgang des Mittelalters bis zur Gegenwart - S. 48

1896 - : Buchh. des Waisenhauses
48 Die Geschichte Preußens bis zu seiner Vereinigung mit Brandenburg i. I. 1618. bort unter den Versammelten so heftiger Streit ans, daß der Hochmeister sich ans der Marienburg seines Lebens nicht sicher hielt und nach Danzig floh, mit bei den Bürgern dieser Stadt gegen die Drbcns-brüber Schutz zu suchen. Viel häufiger als bisher hielten in der fol-genben Zeit die Vertreter des Landes Versammlungen ab, um über das gemeine Wohl des Landes und die Abstellung der Beschmerben zu beraten — Bald vom Hochmeister berufen, balb eigenmächtig — balb allein, balb mit dem Drben. Aber man fanb keine Einigung mehr. 1440 Wieber traten zu Anfang des Jahres 1440 bte Vertreter der Städte und des Abels zu einer Tagsatzttng zu Marienwerber zusammen und schlossen hier ein Schutz- und Trutzbünbnis zur Abwehr gegen die Bedrückungen ihrer Lanbesherren und zur Verteibigung ihrer Rechte und Freiheiten, den Preußischen Buub. Zwar bestätigte der Hochmeister bett Buub nicht, boch konnte er auch feine Auflösung nicht burchsetzcn. 3. Konrad und Ludwig vou Erlichshausen. Ter dreizehnjährige Krieg, 14.-4—1466. Ter zweite Thorner Friede, 1466. Der Nachfolger Pauls von Rußbors würde der staatskluge Kon-rab von Erlichshausen, 1441 —1449. Er bemühte sich, sowohl ernstlich die Zucht im Drbcn herzustellen, als auch durch weise Drb-nung der Verwaltung und billige Berücksichtigung der Wünsche des Landes den verberblichen Zwist zwischen Herrschaft und Unterthanen zu beseitigen. Trotz vereinzelter Beschwerben war das Laub zufrieben, und der Preußische Buub schien nahe baran, sich auszulösen. — Aber nach Konrabs Tode wählten die Ritter trotz der Warnungen des ©terbenbcn feinen Vetter, den hitzigen Ludwig von Erlichshausen, zum Hochmeister. Dieser wollte eine Verkürzung der Herrscherrechte des Orbens nicht bulbcn und verklagte zuletzt den Buub, ba die Einmischung des Papstes ohne Erfolg blieb, beim Kaiser. Friedrich Iii. erklärte bett Buub als nicht zu Recht bestehenb und befahl feine Auflösung; die uerlmnbeten Städte und Lanbfchaftcn aber weigerten sich bicfcm Befehle zu gehorchen und fünbigten beut Drbcn den Gehorsam auf. Um nun einen Schutz und Rückhalt zu gewinnen, übergab der Buub durch Johann von Baifen das Laub dem Könige von Polen, der es nach einigem Zögern annahm. Die Folge bavon war ein breizehnjähriger Krieg des Drbens mit dem Bunbe und beit Polen, 1454—1466 1454 —1466. Vergeblich suchte der Drben Hilfe bet Kaiser und Reich. Zwar besiegte er in einer glänzenben Schlacht bei Könitz1) die Polen und bewog babttrch den Osten des Landes mit Königsberg zu ihm zurückzutreten, aber allein auf feine eigene Kraft angewiesen, vermochte er befonbers bei dem zähen Widerstanbe Danzigs nicht, den Krieg zu einem glücklichen Ende zu führen. Da der Hochmeister bett 1) Konitz liegt an einem Nebenflüßchen der obern Brahe.

7. Deutsche und brandenburgisch-preussische Geschichte vom Ausgang des Mittelalters bis zur Gegenwart - S. 53

1896 - : Buchh. des Waisenhauses
Der brandenburgisch -preußische Staat bis zum Regierungsantritt Friedrichs des Groszen. 1618—1740. i. Georg Wilhelm, 1619 — 1640. leio-mo @eorg Wilhelm, der seinem Vater Johann Sigismund 1619 folgte, übernahm die Regierung unter den mißlichsten Verhältnissen. In Preußen konnte er nur nach jahrelangem Bemühen und durch große Geldopfer die Belehnung von Polen erlangen; die clevischen Besitzungen wurden ihm durch die katholische Partei (Kaiser, Spanien und Pfalz) streitig gemacht; in den Marken verweigerten ihm die Stände die Mittel zu einer ausreichenden Kriegsrüstung; wegen seines reformierten Bekenntnisses traten die Lutheraner überall heftig gegen ihn auf. Das Schlimmste dabei war, daß Georg Wilhelm selbst der Festigkeit des Charakters, wie sie der eben ausbrechende dreißigjährige Krieg von dem Regenten forderte, vollständig entbehrte. Als nach der völligen Niederwerfung von Süddeutschland Tillr) und Wallenstein auch Norddeutschland bedrohten, fand Georg Wilhelm nicht den Mut, offen auf die Seite der Evangelischen zu treten, sondern erklärte sich, von seinen: katholischen Minister Adam v. Schwarzenberg geleitet, für neutral und verdarb es dadurch natürlich mit allen. Rücksichtslos durchzogen die evangelischen wie die katholischen Heere plündernd und verwüstend seine Lande. Auch als in Preußen König Gustav Adolf von Schweden bei Pillau landete und diesen wichtigen Punkt besetzte, um von da aus das polnische Preußen anzugreifen, konnte sich Georg Wilhelm nicht entschließen, die Partei seines Glaubensgenossen und Schwagers zu ergreifen. Ebenso zögerte der Kurfürst, als Gustav Adolf 1630 zum Schutze der evangelischen Sache in Deutschland selbst erschien. Nach der Schlacht bei Nördtingen löste er das schwedische Bündnis und trat dem Prager Frieden bei. Der Kaiser erkannte hier-

8. Deutsche Geschichte mit Ausblick auf die Nachbarstaaten - S. 126

1907 - : Velhagen & Klasing
— 126 — Lilly. verschleudert. 36000 Familien wanderten aus, und die protestantischen Prediger verwies man des Landes. Die Kurpfalz erhielt Maximilian vou Bayern. b. Der dänische Krieg. 1. Ernst von Mansfeld und Christian von Braunschweig. Einer der Anführer im böhmischen Heere war Graf Ernst von Mansfeld mit feinen Söldnerscharen. Dieser setzte nun auf protestantischer Seite den Kampf fort. Ihm gesellte sich später Christian von Braunschweig zu, Fürstbischof von Halberstadt. Der junge Held focht für die Sache der vertriebenen Gemahlin Friedrichs von der Pfalz, deren Handschuh er an seinen Hut gesteckt hatte. Aber es fehlte beiden an Geld. Sie vermochten ihre Truppen nur durch Raub und Plünderung zu erhalten und mußten überall vor Tillys Truppen weichen. Nach mehreren Siegen wandte sich Tilly nach Norddeutschland, um auch hier die protestantische Lehre zu vernichten. Da kam Christian Iv. von Dänemark den Protestanten zu Hilfe und fchloß mit ihnen ein Bündnis. Diesen drei Fürsten wünschte der Kaiser ein eigenes Heer entgegenzustellen, um nicht alles der Liga verdanken zu müssen. Es fehlte ihm aber an Geld dazu. Aus dieser Verlegenheit half ihm Wallenstein, ein Mann, dessen Name bald ganz Deutschland mit Schrecken erfüllte. 2. Wallcnstcin war ein böhmischer Edelmann und hieß eigentlich Waldstein. Schon im Knabenalter zeichnete er sich durch unbändige Wildheit aus. Als Page bei einem Markgrafen im Dienste, war er einmal in einer Fensternische im zweiten Stockwerke eingeschlafen. Plötzlich stürzte er hinunter, ohne auch nur den geringsten Schaden zu nehmen. Diese wunderbare Rettung weckte in ihm den Glauben, daß er zu etwas Großem geboren sei. Damals herrschte der Aberglaube, man könne aus dem Staude der Sterne die künftigen Schicksale der Menschen erkennen. Auch Wollenstem glaubte fest daran und ließ sich in Padua in der Sterndeut er ei unterrichten. Hier lebte der berühmte Sterndeuter Seni. Dieser prophezeite ihm, daß er zu hohen Ehren bestimmt sei; er habe es aus den Sternen gelesen. Von jetzt ab war Ehrgeiz seine heftigste, ja, fast einzige Leidenschaft. Er kehrte in fein Vaterland zurück und nahm beim kaiserlichen

9. Deutsche Geschichte mit Ausblick auf die Nachbarstaaten - S. 133

1907 - : Velhagen & Klasing
— 133 — Stettin. Der Kurfürst von Brandenburg wurde durch den größten Teil Hinterpommerns sowie die Bistümer Kammin, Halberstadt und Minden und das Erzstift Magdeburg entschädigt. Der Passaner Vertrag und der Religionsfriede von Augsburg (S. 116) wurden bestätigt und dahin erweitert, daß nicht nur Katholiken und Lutheraner, sondern auch die Reformierten mit ihnen gleiche Rechte haben sollten. Was den Besitz der Kirchengüter und die freie Ausübung der Religion anbetraf, fo follte es so bleiben, wie es am 1. Januar 1624 gewesen war. Damit war der Wiedererstattungsbefehl aufgehoben. Nur die Protestanten iu den kaiserlichen Erblanden wurden von dieser Wohltat ausgeschlossen. 66. Rulturzustand Deutschlands nach dem Dreißigjährigen Kriege. 1. Das verwüstete Laud. Durch den langen Krieg war Deutschland fast zur Einöde geworden. Tausende von Städten und Dörfern lagen in Schutt und Asche, und ihre Bewohner irrten heimatlos umher. Die Felder lagen unbebaut da; denn es fehlte an Saatkorn und noch mehr an Zugvieh. Zwei Drittel der Bewohner waren dnrch das Schwert oder durch Hunger und Pest dahingerafft worden. Einer, der die Schrecken des Krieges mit erlebt hat, schreibt: „Man wandert bei zehn Meilen und siehet nicht einen Menschen, nicht ein Dieb, nicht einen Sperling, wo sich nicht an etlichen (Drten ein alter Mann oder ein paar alte Frauen finden. In allen Dörfern sind die Häuser roll Leichname und Äser gelegen, Mann, Zveib, Kinder und Gesinde, Pferde, Schweine, Rühe und Gchfen, neben- und untereinander, vom Bimger und von der peft erwürget und voll ärmer, und sind von Wölfen, Hunden, Krähen und Haben gefreffen worden, weil niemand gewesen ist, der sie begraben, befläget und beweinet bat." 2. Berfall der Sitten. Da sich im Dreißigjährigen Kriege zwei Religionsparteien gegenüberstanden, so halte man mit Vorliebe die Kirchen zerstört. Die Prediger waren verjagt oder Wohl gar zu Tode gemartert worden. Damit war alle Gottesfurcht verloren gegangen, und Roheit und Sittenlosigkeit hatten überhand genommen. Von den Landsknechten hatte man das gotteslästerliche Flnchen gelernt, und ans dem Lagerleben hatte sich der wunderlichste Aberglaube unter dem Volke verbreitet. So glaubte damals der Soldat steif und fest, daß es Mittel gäbe, wodurch mau sich hieb- und kugelfest machen könnte. Das „Festmachen" sollte von einem Henker erfunden sein. Mit einer Rabenseder, die in Fledermausblut getaucht war, schrieb dieser auf ctu Stückcheu Leinwand oder Seide oder wohl gar ans eine Oblate (Hostie) allerlei geheimnisvolle Sprüche oder Zeichen. Die sogenannten Passaner Zettel hatten die Inschrift: „Teufel, hilf mir, Leib und Seele geb' ich dir." Ein solcher Zettel oder Lappen wurde unter den linken Arm gebunden und sollte gegen jeden Hieb und Stich, ja, selbst gegen „ver- zauberte" Kugelt! schützen. Die verzauberten Kugeln, auch Freikngeln genannt, verfehlten, so glaubte man, nie ihr Ziel und brachten sicher den Tod. Sie mußten in der Geisterstunde unter einem Galgen oder an einem Kreuzwege gegossen werden. Durch ein Bündnis mit dem Bösen — so glaubte man ferner — könnte man vergrabene Schätze auffinden, sich unsichtbar machen und sich übermenschliche Kräfte verschaffen. In feinem Dienste ständen Zauberer und Hexen. 3. Bcrwelschung Deutschlands. Durch den langen Krieg wurde der gerade, biedere Sinn des deutschen Volkes gebrochen. Sein stolzes Selbstbewußtsein war geschwunden. Mit Bewunderung staunte man alles Fremde an, und bald galt es für fein, alles Fremde nachzuäffen. So fing man damals an, sich nach fran-

10. Deutsche Geschichte mit Ausblick auf die Nachbarstaaten - S. 118

1907 - : Velhagen & Klasing
— 118 — b. Folter. Um den Angeschuldigten zum Geständnis zu bewegen, wandte man die Folter an. (Sie stammt aus Italien und bezeichnet ursprünglich ein Marterwerkzeug, das aus einem Gestelle mit vier Füßen [in der Gestalt eines Fohlens^ bestand.) Der Angeklagte wurde, gewöhnlich zur Nachtzeit, in ein halbdunkles Gewölbe, die Torturkammer, geführt. Dort saßen an einer Tafel die Richter, und im Hintergründe stand der Scharfrichter mit seinen Knechten bei den Folterwerkzeugen. Nun wurde der Verklagte nochmals ermahnt, reumütig zu bekennen. Tat er das nicht, so ergriffen ihn die Henkersknechte, entkleideten ihn, zogen ihm den „Marterkittel" an und begannen mit der „Daumenschraube" die Qualen. Bekannte er auch jetzt noch nicht, so steckte man seine Füße ß> in die „spanischen Stiefel". Das waren Schrauben, 1 mit denen man ihm die Beine so gewaltig zusammen- jl drückte, daß die Knochen ganz platt wurden. Er- ßst\ folgte auch jetzt noch kein Geständnis, so wurde der Verklagte auf die Leiter mit dem „gespickten Hasen" Daumenschrauben. Birne, gebracht. Seine yiiße band man unten an der Leiter fest, die Arme aber wurden nach oben gezogen; dabei ruhte der Körper auf einer Walze, die mit hölzernen Nägeln gespickt war. Schrie der Gemarterte zu arg, so steckte man ihm einen Knebel, die sogenannte Birne, in den Mund. Die unerträglichen Schmerzen preßten den Gefolterten oft Geständnisse über Taten aus, die sie niemals begangen hatten. Nur in seltenen Fällen gelang es einem unschuldig Verklagten, sich von dem auf ihm lastenden Verdachte der Ketzerei zu reinigen. Schrecklich war sein Los, wenn er gestand. Er kam entweder auf Lebenszeit in ein enges, nur in der Decke mit einem kleinen Fenster versehenes Gefängnis, so daß er so gut wie eingemauert war, oder wurde auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Wer sich noch kurz vor der Vollstreckung des Urteils zur katholischen Kirche bekannte, wurde vor dem Verbrennen aus Gnade erdrosselt. (Schon zu Karls V. Zeiten wurden an 100 000 Menschen durch das Ketzergericht zum Tode verurteilt.) Am schlimmsten wütete die Inquisition in Spanien. Philipp richtete hier 12 Ketzergerichte ein. Täglich wurden viele Menschen hingerichtet, und so gelang es ihm, in Spanien die evangelische Lehre vollständig auszurotten. b. In den Hliederkanden. Nicht so wie in Spanien gelang die Ausrottung der Protestanten in den Niederlanden, deren Herrscher ebenfalls Philipp Ii. war. Hier wuchs die Zahl der Protestanten trotz aller Verfolgung von Jahr zu Jahr. Philipp geriet darüber in förmliche Wut. Er schickte seinen General, den grausamen Herzog Alba, dahin, damit dieser alle Anhänger der evangelischen Lehre vertilge. Täglich wurden Hunderte auf den Richtplatz geschleppt, und das Verbrennen und Köpfen schien kein Ende zu nehmen. In dem mörderischen Jahre 1567 gab es kaum eine Stadt, in der nicht 50—300 Menschen hingerichtet wurden. Viele Tausende verließen das Land. Alba rühmte sich später, daß er 18()0<J Menschen in den Niederlanden habe hinrichten lassen. — Doch Philipp erreichte sein Ziel nicht. Als das Maß der Greuel voll war, empörten sich die sieben Nordstaaten und rissen sich unter Anführung des Prinzen Wilhelm von Oranien von Spanien los. (1579.) Sie bildeten die Republik der vereinigten Niederlande und erhielten später den Namen Holland. Die südlichen, katholisch gesinnten Staaten blieben Spanien treu.
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