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1. Teil 1 - S. 60

1900 - : Velhagen & Klasing
— 60 — 2. Oranienburg. Luise Henriette war eine gebildete, kluge Frau und stand ihrem Gemahl mit ihrem Rate treu zur Seite. Er mochte sie deshalb gar nicht entbehren und nahm sie fast auf allen Reisen mit sich. Es kam auch vor, daß er die Sitzung seiner Räte verließ, um sich erst Rat von seiner Luise einzuholen. Einst begleitete sie ihren Gemahl zur Jagd nach Bötzow, einem Städtchen an der Havel. Die Umgebung dieses Ortes — Wasser, Wiese und Feld — erinnerte sie so lebhaft an ihre Heimat, daß sie wünschte, hier wohnen zu können. Der Kurfürst erfüllte sehr bald ihren Wunsch, schenkte ihr den Ort, baute ihr ein Schloß und nannte es ihr zu Ehren Oranienburg. Wie ein guter Engel waltete sie hier in den Hütten der Armen und Elenden, und oft stand sie am Sterbebette, um einem Sterbenden mit ihrem Gebete das letzte Stündlein zu erleichtern. In Oranienburg stiftete sie auch ein Waisenhaus, worin 12 Knaben und 12 Mädchen Aufnahme finden sollten. 3. Liebe zum Gartenbau. Luise Henriette brachte von Holland her eine große Vorliebe für Blumen und Gartenbau mit. Diese Vorliebe übertrug sie auch auf ihren hohen Gemahl, und nicht selten sah man das fürstliche Paar im Küchen- Kurfürst und Kurfürstin im Küchengarten. garten zu Oranienburg, wie es mit eigner Hand säte, pflanzte und begoß. In dem Garten wurden Spargel, Blumenkohl und andre seltene Gemüse gezogen. Auch war Luise die erste, die Kartoffeln in der Mark anbaute. 4. Frömmigkeit. Tod. Luise Henriette war eine sehr fromme Frau. Sie hat auch ein Lieder- und Psalmenbuch herausgegeben. Ihr Lieblingslied war: „Jesus, meine Zuversicht." Früher nahm man an, daß sie dieses Lied selber gedichtet hätte, doch wird das jetzt bezweifelt. — Zum größten Schmerze des Kurfürsten stellte sich bei ihr in der Blüte ihres Lebens ein schweres Brustleiden ein, und schon im Alter von 39 Jahren wurde sie ihm durch den Tod entrissen. (Die zweite Gemahlin des großen Kurfürsten hieß Dorothea.)

2. Teil 2 - S. 80

1889 - : Velhagen & Klasing
80 im Schatten der Bäume oder auf blumigen Wiesen. Wir brauchen dann nicht mehr solche Handschuhe von Pelz, wie wir sie im Winter hatten; denn die liebe Sonne scheint warm genug. O, wie schon ist der Früh- ling! Wir wollen unsern Vater im Himmel lieben, der ihn zur Freude der Menschen schuf. Der Frühling schenkt Wonne und Leben der wiedererwachten Natur; es grünen die Bäume, die Reben, die Saaten, die Wiesen, die Flur. 85. Das ar (Hoffmann y. Ein Vogel ruft im Walde,' ich weiss es wohl, wonach? Er will ein Häuschen haben, ein grünes laubig Dach. Er rufet alle Tage und flattert hin und her, und in dem ganzen Walde hört keiner sein Begehr. Es singet Da für das, was e und singt, so 1 ihm jeden Tag tue Vöglein. Fallersleben.) Und endlich hört’s der Frühling, der Freund der ganzen Welt, der giebt dem armen Vöglein ein schattig Laubgezelt. Wer singt im hohen Baume so froh vom grünen Ast? Das thut das arme Vöglein aus seinem Laubpalast, ik dem Frühling beschied, ng’ er weilet, ein Lied. 86. Die Bachstelze. (Masius.) Welch ein flinkes, allerliebstes Wesen ist die Bachstelze! Wie schlicht und doch wie sauber und kleidsam ist ihre Tracht! Bläulich- grau das Röckchen, weiss das Mieder, schwarz der Haubenstreif, der den Nacken hinabgeht, schwarz die Pantöffelchen und schwarz mit weissem Saume hinten die lange Schleppe. Oben am Dachgiebel steht ihr Nest, kunstlos aber reinlich. Von da aus singt sie ihre einfachen Melodien, mit. denen sie die dünneren Stimmen der Grasmücke und des Hänflings übertönt. Plötzlich stöfst sie hinab. Nun trippelt sie mir mitten dm Hofe vor den Füssen umher, jagt im zierlichen, schnel- len Lauf der Fliege nach, immer mit dem Köpfchen nickend und mit dem rastlosen Schwänzchen auf- und abschnellend. Nicht lange, dann schiefst sie in kurzen, wellenförmigen Schwingungen über den Teich dem Blachfelde zu und folgt emsig und nie gesättigt dem

3. Teil 2 - S. 82

1889 - : Velhagen & Klasing
82 Das Lerchenpärchen durchstreift nun die Flur. Jede Scholle wird sorgsam gemustert, jedes Körnchen geprüft. Da liegt ein Samen von Raps unbedeckt, dort ein Samen von Feldmohn. Da schaut ein Würmchen hervor, dort sprossen saftige Keimblättchen. Das giebt ein leckeres Frühstück. Mitten im Felde, dem Blick der lüsternen Katze und der Nase herumspürender Hunde verborgen, findet sich eine Vertiefung. Dorthin tragen die muntern Vögel dürre Halme, welke Grasblättchen, Fasern und verlorene Federn. Auch des Hasen Pelz muss manches Härchen liefern, das ihm beim Wechseln des Winterrocks ausfiel. Die Tage sind länger geworden, die Sonne scheint wärmer, die Saat treibt höher. Frau Lerche sitzt auf den rötlich - weifsen Eiern, die mit grauen Punkten und Strichen geziert sind. Nach einigen Tagen piepen im Nestchen die Jungen, und beide Alten haben vom frühen Morgen bis zum späten Abend vollauf zu thun, ihnen die hungrigen Schnäbel zu stopfen. Im Sommer, wenn die wilden Blumen verblühen und die Ähren reifen, ist gute Zeit für die Vögel des Feldes. Ein umgeknickter Mohnstengel mit reifen Köpfen wird für die ausgeflogenen jungen Lerchen zum Festschmause, das Hirsefeld mit seinen herabhängenden Rispen ist ein wahres Schlaraffenland für sie. Dann brüten die Alten zum zweiten, ja zuweilen zum dritten Mal, so dass in einem Sommer die Familie sich um zehn bis zwölf Schnäbel vermehrt. 88. Wandersmann und Lerche. (Hey.) W. Lerche, wie früh schon fliegest du jauchzend der Morgensonne zu! L. Will dem lieben Gott mit Singen Dank für Leben und Nahrung bringen; das ist von alters her mein Brauch; Wandersmann deiner doch wohl auch? Und wie so laut in der Luft sie sang, und wie er schritt mit munterm Gang, war es so froh, so hell den zwei'n im lieben, klaren Sonnenschein, und Gott der Herr im Himmel droben hörte ja gern ihr Dünken und Loben.

4. Teil 2 - S. 85

1889 - : Velhagen & Klasing
— 85 — Aber welche Hitze herrscht auch oft den Tag über! Viele Tiere liegen in ihren schattigen Erdlöchern; selbst die Vögel bergen sich int Schatten des dunkelblauen Waldes, ihrer: Gesang einstellend, und auch die Menschen suchen die kühlsten Plätzchen ihrer Wohnung ans. Nur die meisten kaltblütigen Geschöpfe, Eidechsen und Insekten, sind jetzt am ver- gnügtesten. Schmetterlinge flattern von Blume zu Blume, Bienen summen, Grillen zirpen, und Heuschrecken schwirren in der Mittagszeit durch die Wiese. Diese prangt jetzt in ihrem höchsten Schmucke; seine Blütenrispen nicken über dem fußhohen Grase und streuen Blütenstaub aus; Blumen prangen in allen Farben und versenden weithin ihre Wohlgerüche. Bald aber wird all dieser Herrlichkeit durch die Sense des Mähers ein Ende gemacht, und dann wird nur kurze Zeit noch das bnftenbe Heu an die vergangene Pracht erinnern. Glühend brennt die Mittagssonne im weiten Saatfelde zur Freude des Landmannes; denn durch ihre Strahlen wird in wenigen Wochen das Getreide reif sein. Dann giebt es ein fröhliches, wenn auch müh- sames Ernten. Sind unter unzähligen Schweißtropfen die schweren Gar- den endlich ans den Wagen gebracht, dann schmücken sich Schnitter und Schnitterinnen mit Feldblumen und ziehen mit heiterem Gesänge abends in das Dorf ein. Da sendet wohl noch der Himmel eine erfrischende Gabe. Dunkle Wolken steigen empor, am fernen Horizonte flammt es hell auf, näher und näher kommt das Gewitter. Unter Donner und Blitz strömt ein herrlicher Regen nieder, und sanft ruhen Menschen und Tiere in der kühlen, würzigen Nachtluft. 94. Der Sperling. lwalther.) Wer hat wohl noch keinen Spatzen gesehen? Jedes Kind kennt ihn. Der Spatz gehört zu den Gassenbuben unter den Vögeln. Er sieht auch gerade so aus. In seinem dicken Kopse stecken ein Paar rote, freche Angen, denen man sogleich ansieht, daß er sich um keinen Menschen bekümmert. Zu diesem dicken Kopfe paßt ganz sein plumper Schnabel und sein freches Geschrei. Er giebt sich nicht die geringste Mühe, ver- ständig zu sprechen, sondern schreit in den Tag hinein, wie es ihm tu beit Hals kommt. Seinem Anzuge sieht man es sogleich an, daß Eitel- keit nicht sein Fehler ist. Gewöhnlich trägt er eine grobe, graue Jacke, ans welcher man nicht gleich Schmutzflecken sehen kann. Er treibt sich

5. Teil 2 - S. 95

1889 - : Velhagen & Klasing
nach unten in die finstere Erde; denn es weiß, daß es da Speise und Trank findet. Dabei teilt es sich in kleine Fasern, die man Wurzel- sasern heißt, und mit diesen saugt es die Nahrung ans. Die andere Spitze, das Federchen, welches zu Stengeln und Blättern emporwachsen soll, N'endet sich jedesmal von der Erde weg und steigt himmelwärts, um Licht und Lust zu suchen. Während sich unten in der Erde das Würzelchen ausbreitet, heben sich die grünen Grasblätter über die Erde empor. Das Licht und die Wärme bereiten in den feinen Röhrchen einen so süßen, nahrhaften Saft, daß Kühe, Schafe, Ziegen und Pferde kein Gras lieber verzehren als das Korngras. Das ist so kräftig und hat solche Lust, nach oben zu wachsen, daß es nur desto fröhlicher wieder in die Höhe treibt, wenn die Tiere es abgeweidet, oder wenn die Menschen es abgeschnitten haben; denn es will in seiner Ähre den Menschenkindern das tägliche Brot bescheren. Es dauert nicht lauge, so zeigt sich schon das junge Ährchen. Das- selbe ist von einem Blatte wie von einem grünen Mantel umhüllt. Die Ähre darf nicht so nahe am Erdboden bleiben, damit die feuchten Dünste desselben sie nicht verderben. Darum steigt sie immer höher und höher empor. Zwar schwankend und dünn ist das Rohr, auf dessen Spitze die Ähre steht; doch hat es auch starke Knoten, daß es der Wind nicht zer- knickt. Diese Knoten lassen durch viele kleine Löcher den Saft ans der Wurzel emporsteigen. Die' langen, schmalen Blätter am Stengel haben keinen besonderen Stiel wie die Blätter des Birn- und Apfelbaums, sondern sie laufen unten in eine Scheide aus, welche den Halm nmgiebt. Sie wehen in der Luft, um den Tau des Himmels zu sammeln und das Sonnenlicht nub die frische Luft einzusaugen. Ist aber die Ähre bald reif, dann welken die Blätter; denn sie haben ihre Arbeit vollbracht, und die Nahrung, welche von der Wurzel aufsteigt, soll nun ganz den Körnern zu gute kommen. Nun siehe, wie künstlich der liebe Gott die Ähre gebaut hat! Sie besteht aus vielen einzelnen Ährchen, die so an einen gemeinschaftlichen Stiel geheftet sind, daß immer ihrer zwei einander gegenüberstehen. Zu einem Ährchen gehören aber zwei Blüten, die iu einem Kelche brüderlich zusammen wohnen. Der Kelch ist ans zwei schmalen, spitzigen Blättern gebildet; er ist die Hülle für die eigentliche Blüte, welche auch aus zwei Blättern zusammengesetzt ist. Von diesen ist das äußere mit einer langen Spitze oder Granne versehen, so daß man glauben konnte, das Körnlein

6. Teil 2 - S. 99

1889 - : Velhagen & Klasing
99 109. Der Herbst. (Kellner.) Die Tage werden nun immer kürzer, und der Herbst naht heran. Das Laub der Bäume wird gelb und fällt nach und nach auf die Erde. Die munteren Singvögel ziehen in wärmere Länder und kommen erst im Frühlinge wieder. Nur der Sperling, die Goldammer, der Rabe und wenige andere Vögel bleiben in unserer kälteren Gegend zurück. Einige, wie Rotkehlchen und Drosseln, werden in künstlichen Sprenkeln von listigen Knaben oder Jägern gefangen. Die Beeren des schwarzen Holunders und der Vogelkirsche dienen zur Lockspeise, und kommt das hungrige Vögelchen, um zu naschen, setzt es sich auf das kleine Springholz, so fällt dieses zur Erde, und der Näscher ist in der Schlinge gefangen. Nur wenige Blumen, wie die Aster und Goldrute, blühen noch; das Gras auf den Wiesen ist längst abgemüht; die Blätter, alle Kräuter welken und verdorren. Birnen, Äpfel, Nüsse und anderes Obst sind nun reif und werden abgepflückt oder geschüttelt. Fröhlich klettern die Knaben auf die Bäume, brechen die rotwangigen Äpfel und legen sie in Körbe. Das Obst wird aufgehoben bis zum Winter. Man legt es ans Stroh, wo es mürbe wird und dann noch besser schmeckt. Der Winzer sammelt jetzt die reifen Trauben. Er schüttet sie freudig in die Kelter; sie werden gepreßt, und dann quillt jener süße Most heraus, der sich später in Wein verwandelt. Wie tot ist bald alles ans dem Felde! Hafer und Gerste sind gemäht worden, und der rauhe Wind weht nun über die Stoppeln. Hier und da pflügt der Landmann oder säet Korn und Weizen fürs künftige Jahr, und'auf verborgenen Wegen schleicht der Jäger, um das sorglose Wild zu überraschen. Alles ist jetzt eingeerntet; der Mensch hat nun für den Winter zu leben. Er soll aber nicht vergessen, Gott zu danken für alles, was er ihm so reichlich wachsen ließ. 110. Der große Birnbaum. (Schmidt.) Der alte Rupert saß im Schatten des großen Birnbaums vor seinem Hause. Seine Enkel aßen von den Birnen und konnten die süßen Früchte nicht genug loben. Da sagte der Großvater: Ich muß euch doch erzählen, wie der Baum hierher kam. Vor mehr als fünfzig Jahren stand ich einmal hier, 7*

7. Teil 2 - S. 100

1889 - : Velhagen & Klasing
100 wo damals ein leerer Raum war, und wo jetzt der Baum steht, und klagte dem reichen Nachbar meine Armut. „Ach," sagte ich, „ich wollte gern zufrieden sein, wenn ich mein Vermögen nur ans hundert Thaler bringen könnte." Der Nachbar, der ein kluger Mann war, sprach: „Das kannst du leicht, wenn du es recht anzufangen weißt. Sieh, hier auf dem Plätz- chen, wo du stehst, sind mehr als hundert Thaler in dem Boden versteckt. Mache nur, daß du sie herausbringst." Ich war damals noch ein unver- ständiger junger Mensch und grub in der folgenden Nacht ein großes Loch in den Boden, fand aber zu meinem Verdrusse keinen einzigen Thaler. Als der Nachbar am Morgen das Loch sah, lachte er, daß er sich beide Seiten hielt, und sagte: „O du einfältiger Mensch, so war es nicht gemeint! Ich will dir aber einen jungen Birnstamm schenken. Den setze in das Loch, das du gemacht hast, und nach einigen Jahren werden die Thaler schon zum Vorschein kommen." Ich setzte den jungen Stamm in die Erde. Er wuchs und wurde der große herrliche Baum, den ihr hier vor Augen seht. Die köstlichen Früchte, die er nun seit vielen Jahren getragen hat, brachten mir schon weit mehr als hundert Thaler ein, und noch immer ist er ein Kapital, das reichliche Zinsen trägt. Ich habe deshalb das Leibsprüchlein des klugen Nachbars nicht vergessen; merkt es euch auch: Den sichersten Gewinn bringt Fleiß und kluger Sinn. 111. Wie der Apfelbaum entsteht. (Jordan.) In einem Dorfe wohnte ein reicher Mann, der saß einmal in seinem großen Garten auf einer Rasenbank. Neben ihm stand ein Korb mit schönen, goldgelben Äpfeln. Er griff in den Korb hinein, nahm einen Apfel und aß ihn. Mitten in dem Apfel war ein Häuschen mit niedlichen Stübchen. In jedem dieser Stübchen saßen schöne, schwarze Kerne. Einen von diesen Kernen nahm der Mann in die Hand, tupfte neben sich in das Gartenbeet ein Loch mit dem Finger, steckte den Kern hinein und bedeckte ihn mit der Erde. „Was soll jetzt aus mir werden?" dachte für sich der Kern. „Wäre ich doch noch im Apfel in dem schönen blanken Stübchen!" Mit allerlei Gedanken schlief er endlich ein. Da zog eine finstere Ge- witterwolke über den Garten, es donnerte, und warme Regentropfen fielen auf die Erde. Einige davon sanken dem Kerne gerade in den Mund,

8. Teil 2 - S. 104

1889 - : Velhagen & Klasing
104 großen Augen an. „Liebe Justine," sprach der Nachbar, „dn hast mein/ Bienen int vorigen Jahr so freundlich ans deine Linde eingeladen: heut habe ich Honig geschnitten, und die Bienen, die sich in deinem Baume so oft ein Leckermäulchen gemacht haben, haben mir es strenge befohlen, dir diese Scheiben zu bringen, damit, wenn die Linde wieder blüht, sie wieder kommen dürfen!" Justine dankte dem Nachbar freundlich, und den Bienen, die so dankbar und klug waren, wurde die Erlaubnis gegeben, immer zu kommen, wenn der Baum blühe. Justine bat die Mutter, den Honig unter alle zu teilen. Die Mutter- that es und gab Semmel dazu. Die Kinder aßen den lieblichen Honig — drei Tage hatten sie genug daran — und lobten den Baum und die Bienen und vor allem die gütige Schwester, die so willig geteilt hatte. „Wir haben deinem Baum unrecht gethan," sprach Eduard; „er trägt wohl etwas, Honig trägt er, wir wollen ihn den Honigbanm nennen!" „Ja," riefen alle, „den Honigbaum wollen wir ihn nennen, wenn es Justine so will!" Justine wollte es gern. — „Das freut mich," sagte sie, „daß mein Baum doch etwas trägt, was ihr gern eßt!" 4. Mit jedem Jahre wuchs der Baum zusehends. Wie die Kinder bei- nahe erwachsen waren, war er schon ein großer Baum geworden. Der Vater hatte eine Bank um den Stamm desselben machen lassen. Man saß unter dem Schatten des Baumes; man erfrischte sich in seiner Küh- lung bei der Hitze des Tages, und man aß des Abends unter seinen Zweigen Milch und Butterbrot; man sog den Duft seiner Blüten ein; man horte mit Wohlgefallen die Bienen auf seinen Blüten summen, und die^Vögel in seinem dichten Laube zwitschern. Alle Gartennachbarn freuten sich auf die Zeit seiner Blüte, denn sie genossen auch den lieblichen Duft, welcher sich weit umher verbreitete. Eduard, Christian, Amalie und Ju- stine sprachen nach vielen Jahren noch oft von den vorigen Zeiten, wo der Baum gepflanzt war, wo Justine von ihnen war geneckt worden, und wie gut der Honig des Nachbars geschmeckt hatte; und allen war der Baum sehr wert, der doch nichts trug. 114. Die Kartoffeln. (Schubert.) Dieses nützliche Gewächs kam erst vor etlichen hundert Jahren ans Amerika zu uns. Und fast hätte sie der Freund von Franz Drake, dem dieser aus Amerika Kartoffeln zur Aussaat schickte und dazu schrieb, „die Frucht dieses Gewächses sei so trefflich und nahrhaft, daß er ihren An-

9. Teil 2 - S. 137

1889 - : Velhagen & Klasing
Da kommt mit vollem Euter die alte Geiß gesprungen; sie sucht sich Gras und Kräuter für ihre Jungen; sie sieht das Laub und fragt nicht viel, sie frißt es ab mit Stumpf und Stiel. Da war das Bäumleiu wieder leer, es sprach nun zu sich selber: Ich begehre nun keine Blatter mehr, weder grüner, noch roter, noch gelber! Hätt' ich nur meine Nadeln, ich wollte sie nicht tadeln. Und traurig schlief das Bäumleiu ein, und traurig ist es aufgewacht; da besieht es sich im Sonnenschein und lacht und lacht! Alle Bäume lachen's aus; das Bäumleiu macht sich aber nichts draus. Warum hat's Bäumlein denn gelacht, und warum denn seine Kameraden? Es hat bekommen in einer Nacht wieder alle seine Nadeln, daß jedermann es sehen kann; geh' naus, sieh's selbst, doch rühr's nicht an. Warum denn nicht? Weil's sticht. 162. Die Eiche. (Nach Wagner.) Die Eiche ist der stattlichste und kräftigste Baum unsrer Laubholz- wälder, ein wahrer Riese des Waldes. Tief in die Erde schlägt sie ihre starken, knorrigen Wurzeln. Ihren Stamm können oft mehrere Männer kaum umfassen, er erreicht einen Umfang von 10 Meter. Ihre kräftigen Äste reckt sie wie riesige Arme schirmend ans. Unzählbare schon geschweifte Blätter bilden des Baumes große, grüne Krone. Grüne Blütenkätzchen hängen im Frühjahr dazwischen und im Herbste viele niedliche Eicheln, die in Schüsselchen sitzen. Ihre dicke, rissige Rinde bietet die Eiche dem Moose und den Flechten als Nahrung dar.

10. Teil 2 - S. 103

1889 - : Velhagen & Klasing
103 ihren Baum und half mit allem Eifer ihn pflanzen. „Ei," rief ste, „mein schöner Baum!" „Bist dn nicht ein kleiner Narr!" sagte Eduard, „der Baum trügt dir im Leben kein Obst!" „Du giebst uns wohl von deinen Äpfeln und Birnen," neckte sie Christian und Amalie, „wenn dein Baum wird groß sein?" „Was habt ihr doch?" antwortete Justine. „Wenn der Baum auch kein Obst bringt, wenn er nur groß und grün wird, so bin ich zu- frieden." Der Baum wuchs zusehends. Die Geschwister neckten immer noch Justine über den unfruchtbaren Baum, aber der Baum blieb ihr sehr lieb. 2. Einige Jahre hatte der Baum gestanden, als Justine mit ihren Eltern und Geschwistern an einem Sommerabende noch spat im Garten war. „Was riecht denn hier so lieblich?" sagten die Kinder und zogen den süßen Duft mit Wohlgefallen ein. Sie fragten den Vater, woher der schöne Geruch käme? „Geht nur au Justinens Linde," antwortete dieser, „da werdet ihr's sinden!" Die Kinder gingen zur Linde. Je näher sie kamen, je lieblicher und stärker roch es. Es war Justinens Linde, von welcher der Geruch ausging! Der junge Baum hing überall voll Blüten; während des Tages waren die Blüten aufgebrochen, uitb jetzt durchdufteten sie den ganzen Garten! „O mein schöner, lieber Baum!" rief Justine entzückt; — „seht ihr, er trägt wohl auch etwas, was euch gefüllt." Am zweiten Tage war der Nachbar da. Justine führte ihn zu ihrem Lindenbäumchen, und ihre Geschwister begleiteten sie. „Sehen Sie," sagte Justine, „das ist der Baum, den Sie mir einmal geschenkt haben!" Der Nachbar freute sich, daß der Baum schon so voll blühte. Jetzt aber hörten die Kinder auch ein Summen und wußten nicht, woher das kommen möchte. „Ihr wißt's nicht?" sagte der Nachbar. „Seht doch nur in den Lindenbaum hinein!" Die Kinder sahen in den Baum. Es war eine ganze Welt voll Bienen im Baume, die aus den Blüten den süßen Saft aus- sogen. Den Kindern gefiel das fröhliche Leben, das Summen und Arbeiten der kleinen Geschöpfe, und Justine wurde ihr Bäumchen noch lieber. „Ja kommt nur, ihr lieben Bienen," rief sie, „und holt euch allen Saft aus den Blüten; wir hören euch gern so summen!" 3. Im nächsten Jahre, im Herbste, kam der Nachbar mit einem Teller, auf welchem zwei Honigscheiben lagen; die Kinder sahen den Honig mit
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